Rettl & friends 12 FS 2017

RETTL PORTRÄT
Johannes Wruss
Wild im Kilt.
TEXT SABINE WEYRER FOTOS GLOBEWEIN.COM UND PETER RIEDLER
M
usik und Wein sind
bekanntlich nicht die
schlechteste Kombination.
Wie gut sich das
Genannte in einer Person vereinen lässt,
zeigt sich in Johannes Wruss als passionierten
Winzer und Musiker. 30.000
abgefüllte Flaschen sowie über 100
Auftritte im Jahr sprechen da durchaus
für sich.
Schon Goethes Faust wetterte einst in
Auerbachs Keller: „Es lebe die Freiheit! Es
lebe der Wein!“ Die Leidenschaft für die
Arbeit in den Weinbergen bekam Johannes
schon als Kind in die Wiege gelegt,
wuchs er doch an den malerischen
Rebhängen im sonnenverwöhnten
Gamlitz auf. Seit über 100 Jahren ist der
Hof im Familienbesitz, das Weingut selbst
betreibt er in der dritten Generation. „Es
ist eine ehrliche Arbeit, denn den Wein
kannst du nicht belügen. Je schöner und
reifer die Trauben, desto besser schmeckt
er. Man lernt Grund und Boden zu schätzen
und die Ernte wird dementsprechend
zelebriert.“ Sauvignon Blanc und Gelber
Muskateller sind die Hauptrebsorten, an
die 30.000 Flaschen werden pro Jahr
abgefüllt. Ohne Wein läuft bei Johannes
nichts, aber ohne Musik wär’s sowieso
gleich ganz vorbei. Schon als Kind
träumte er von den großen Bühnen, seit
2005 ist er Mitglied der bekannten Band
„Die Lauser“.
Als Johannes vor rund zehn Jahren zu den
Lausern kam, war klar, man will sich
abheben vom Mainstream, anders, nicht
austauschbar sein. „Damals trug fast jede
Band Lederhosen oder hatte 200 Edelweiß
auf die Jacke gestickt. Das wollten wir
nicht.“ Die Lösung für das Problem: Ein
Kilt. Aber nicht einfach irgendeiner, nein,
Thomas Rettl musste her. Schon bald war
ein lässiges, schneidiges Bühnenoutfit
vom Meister himself kreiert und so traten
die Lauser als erste Band im Kilt auf. Aber
wenn schon schottisch, dann richtig:
Denn wer Kilt trägt, spielt auch Dudelsack,
dachte sich Johannes und brachte sich das
Spiel kurzerhand gleich selbst bei. Wobei
das mit dem Üben immer so eine Sache
ist: „Du brauchst viel Platz, ansonsten hast
du bald eine Anzeige vom Nachbarn am
Hals“. Das Instrument wurde von den
Schotten ursprünglich dafür entworfen,
die Engländer am Kriegsfeld mittels starker
und lauter Töne in Angst und Schrecken
zu versetzen. Angst und Schrecken
verbreitet heute aber keiner mehr und
beim Publikum kommt der schottische
Stil bestens an. Der Erfolg pflichtet der
Band bei, neun Alben wurden bereits
produziert, einer der größten Auftritte war
in den USA vor 80.000 Menschen im Zuge
des German Fest bei Milwaukee am Ufer
des Lake Michigan.
HINAUF AUF DIE ALM
Ausgleich und Ruhe holt sich Johannes
auf der Jagd. Dazu abends eine Pfeife vor
der Hütte, später vielleicht ein Glaserl
vom eigenen Sauvignon Blanc, das
versteht Johannes unter Lebensqualität.
Passt ja auch, denn wie heißt es so schön:
Das Leben ist zu kurz, um schlechten
Wein zu trinken.
+
Ohne Wein und Musik läuft
bei Johannes Wruss nichts
IM KILT UND MIT DUDELSACK
ON STAGE
Deren Programm – vom Oberkrainer
Sound bis hin zu ACDC – ist mindestens
so vielfältig wie Johannes’ musikalische
Einsatzbereiche: Ob steirische Harmonika,
E-Bass, Klarinette, Saxophon, Geige
oder Gesang, bei ihm klingt’s fast ein
bisschen so wie „Sie wünschen, wir
spielen“.
Weingut Wruss
am Kranachberg 74
8462 Gamlitz
+43 345 35612
www.weingut-wruss.at
post@weingut-wruss.at
RETTL + FRIENDS 65