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Schule und Öffentlichkeit<br />

Iwan Rickenbacher<br />

Iwan Rickenbacher<br />

Meine erste Stelle <strong>als</strong> junger Primarlehrer<br />

trat ich im Muotathal an, im<br />

alten Schulhaus im Weiler Ried, das<br />

neue war im Bau.<br />

Die Dimensionen der neuen Schule<br />

hatte eine gemeinderätliche Kommission<br />

definiert, die Innenausstattung<br />

überliessen die Behörden mir, dem<br />

eben patentierten Junglehrer. Ich war<br />

für meine politischen Vorgesetzten,<br />

aber auch für die Eltern, die ziemlich<br />

unbestrittene pädagogische Instanz.<br />

Und es gab kaum jemanden, der mich<br />

mit der Frage verunsichert hätte, ob<br />

ich <strong>als</strong> eben 19-Jähriger diese Erwartungen<br />

auch wirklich erfüllen könnte.<br />

Wenn ich mich recht erinnere, stellte<br />

ich mir diese Frage auch nicht.<br />

Ich vermute, eine Junglehrerin, ein<br />

Junglehrer, auch im Muotathal, startet<br />

heute unter andern Voraussetzungen<br />

in den Beruf. Das Umfeld für<br />

Schule und Unterricht hat sich in den<br />

50 Jahren gründlich verändert. Lehrerinnen<br />

und Lehrer sind nicht mehr<br />

die pädagogische Instanz schlechthin.<br />

Ein Teil ihrer früheren Kompetenzen<br />

nehmen professionalisierte<br />

Schulleitungen wahr oder Spezialisten<br />

und Spezialistinnen kantonaler<br />

und kommunaler pädagogischer<br />

Dienste. Ein Teil der Eltern hat sich<br />

kundig gemacht, welche pädagogischen<br />

Konzepte gelten, und um die<br />

grösseren Agglomerationen entsteht<br />

ein privates Bildungsangebot, deren<br />

Repräsentanten zum Teil aus andern<br />

beruflichen Sektoren stammen <strong>als</strong><br />

traditionelle Lehrerinnen und Lehrer.<br />

Neu ist aber auch, dass die Mehrzahl<br />

der jüngeren erwachsenen<br />

Schwei zerinnen und Schweizer kei-<br />

ne direkten Bezüge zur Volksschule<br />

haben. Kinderlos begegnet ihnen<br />

Schule höchstens in den Medien oder<br />

im Budget und in der Rechnung der<br />

Gemeinde. Und dort, wo sie <strong>als</strong> Bürgerinnen<br />

und Bürger über Schulen<br />

zu entscheiden haben, tun sie dies<br />

vor dem Hintergrund der zurückliegenden<br />

Schulerfahrung, einer Sicht,<br />

welche die heutige Wirklichkeit nur<br />

noch teilweise einfängt: Schulklassen<br />

<strong>als</strong> Ansammlung von Einzelkindern<br />

etwa oder Schulklassen mit Schülern,<br />

deren Eltern mehrheitlich nicht deutscher<br />

Muttersprache sind.<br />

Zwei Dinge seien hier festgehalten.<br />

Der Veränderungsbedarf in den<br />

Volksschulen ist relativ gross, und<br />

das gesellschaftliche Verständnis dafür,<br />

dass auch kostspielige Reformen<br />

gefragt sind, muss erst noch geschaffen<br />

werden. Der Weg dazu führt über<br />

eine verbesserte Kommunikation.<br />

Der Einfluss der Medien<br />

Der Mehrzahl der Stimmberechtigten<br />

begegnet die Schule, wie bereits erwähnt,<br />

primär über die allgemein<br />

zugänglichen Medien, vorab in Zeitungen<br />

und Zeitschriften, die sich mit<br />

Grundlagen<br />

7<br />

dem lokalen und regionalen Geschehen<br />

befassen. Schulen können dabei<br />

auf die Tatsache zählen, dass der<br />

Sachverstand zu Bildungsfragen in<br />

den Redaktionen recht hoch ist, denn<br />

es gibt kaum ein Redaktionsteam, in<br />

dem nicht ehemalige Lehrerinnen<br />

und Lehrer arbeiten. Aber für einen<br />

gesellschaftlichen Bereich, der für<br />

die meisten Menschen primär über<br />

die Medien erschlossen wird, gibt es<br />

auch ein spezifisches Risiko. Die Selektion<br />

der Themen und Inhalte, die<br />

in den Redaktionen Tag für Tag erfolgen<br />

muss, erfolgt nach Kriterien,<br />

die für die Ausrichtung der Berichterstattung<br />

erheblich sind. Priorität<br />

bekommen Ereignisse und Tatsachen,<br />

welche die übliche Erwartung<br />

sprengen und mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

öffentliche Aufmerksamkeit<br />

erregen. Und dies sind oft nicht besonders<br />

positive Meldungen, etwa<br />

solche über Gewalt in Schulen oder<br />

über sexuelle Übergriffe Erwachsener<br />

und Jugendlicher.<br />

Es wäre auf Dauer verhängnisvoll,<br />

das medial vermittelte Bild der Schule<br />

dem Zufall zu überlassen. Schulen<br />

brauchen angesichts der hohen gesellschaftlichen<br />

Bedeutung, die sich<br />

u. a. im hohen Anteil am Gemeindebudget<br />

manifestiert, geplante Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Schulexterne Akteure<br />

Unter dem Titel «Schluss mit Gewalt<br />

und Drogen an unseren Schulen» for-<br />

profi-L 2/08 © schulverlag blmv AG

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