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Erwartungen junger und für pädago-<br />

gische Berufe geeigneter Menschen<br />

an berufliche Aufstiegsmöglichkeiten<br />

und Karrieren, Verdienstmöglichkeiten<br />

in vergleichbaren Berufen und<br />

Verlust der Sicherheit, bis zur Pensionierung<br />

eine Stelle <strong>als</strong> Lehrperson<br />

erfüllen zu können, usw. Dieses Rad<br />

wird sich nicht so weit zurückdrehen<br />

lassen, dass Pädagogen wieder die<br />

frühere Stellung des Lehrers im Dorf<br />

einnehmen werden. Lehrpersonen<br />

sind bei der Durchsetzung ihrer pädagogischen<br />

Forderungen auf Allianzen<br />

mit andern Meinungsführerinnen<br />

und Meinungsführern angewiesen,<br />

mit hervorragenden Vertreterinnen<br />

und Vertretern der Berufswelt, mit<br />

Wissenschaftern, mit politisch führenden<br />

Personen in Exekutiven und<br />

Legislativen, mit Persönlichkeiten, die<br />

auf Grund ihrer Funktion und Reputation<br />

leichten Zugang zur Medienarena<br />

haben.<br />

Solche Persönlichkeiten waren bis vor<br />

kurzem in den örtlichen Schulpflegen<br />

eingebunden. Dort lernten sie im direkten<br />

Kontakt mit Lehrpersonen die<br />

aktuellen Herausforderungen an die<br />

Schulen und die Lösungsvorschläge<br />

der Lehrpersonen kennen. Aus den<br />

Schulkommissionen und Schulpflegen<br />

trugen sie die Botschaften auch<br />

in jene gesellschaftlichen Kreise hinein,<br />

in denen die Rahmenbedingungen<br />

für Schule und Unterricht<br />

erörtert und vorentschieden worden<br />

sind.<br />

Das neue Konzept der professionell<br />

geleiteten Schulen birgt neben den<br />

unbestrittenen Vorteilen eine grosse<br />

Gefahr in sich. Dort, wo die Schulpflegen<br />

in ihrer Bedeutung zurückgestuft<br />

wurden, fehlt der Anreiz<br />

für gestaltungswillige Bürgerinnen<br />

und Bürger, diese schulnahe Funktion<br />

wahrzunehmen. Dort, wo die<br />

Schulpflege aufgelöst wurde, fehlt<br />

eine wichtige Plattform für den Meinungsaustausch<br />

zwischen der Schule<br />

und engagierten Bürgerinnen und<br />

Bürgern, eine Plattform, die durch<br />

Elternbeiräte, die ihre Schulklasse<br />

begleiten, nur unvollständig ersetzt<br />

wird.<br />

«Lehrpersonen sind bei der Durchsetzung ihrer<br />

pädagogischen Forderungen auf Allianzen mit anderen<br />

Meinungsführerinnen und Meinungsführern<br />

angewiesen.»<br />

Öffentliche Schulen brauchen regelmässige<br />

Foren, wo sich interessierte<br />

und reputierte Bürgerinnen und<br />

Bürger mit den professionellen Akteuren<br />

der Schule treffen und austauschen.<br />

Die Botschaften<br />

Öffentlichkeitsarbeit über Medien<br />

muss sich an den Produktionsweisen,<br />

an den Eigenarten und Zielen<br />

der einzelnen Medien ausrichten.<br />

Nicht jede Botschaft ist öffentlich bedeutsam<br />

und öffentlich bedeutsame<br />

Botschaften müssen so aufgearbeitet<br />

werden, dass sie in der Zielgruppe<br />

Aufmerksamkeit wecken.<br />

Aufmerksamkeit weckt zum Beispiel<br />

die Jugendarbeitslosigkeit. Gut<br />

vermittelbar sind besondere Anstrengungen<br />

des Bildungssystems,<br />

Jugendlichen den Übergang von<br />

der Volksschule ins Berufsleben zu<br />

erleichtern. Aufmerksamkeit wecken<br />

Fragen um die Gesundheit.<br />

Gut medial vermittelbar sind darum<br />

Anstrengungen des Bildungswesens,<br />

den Gesundheitszustand von<br />

Jugendlichen, ihr Körpergewicht, ihr<br />

Verhalten gegenüber Suchtmitteln,<br />

ihre psychische Gesundheit zu verbessern.<br />

Aufmerksamkeit weckt der<br />

internationale Wettbewerb um günstige<br />

Standorte. Gut vermittelbar sind<br />

Berichte über Verbesserungen der<br />

Schulqualität, wenn möglich ergänzt<br />

mit Testimoni<strong>als</strong> von aussenstehenden<br />

Persönlichkeiten, die diese Qualitätsbemühungen<br />

positiv bewerten.<br />

Aufmerksamkeit weckt das Thema<br />

familienunterstützender Massnah-<br />

men der Schule und der Förderung<br />

ausserordentlicher Talente.<br />

Attraktive Themen setzt nicht die<br />

Schule allein. Sie muss in ihrer<br />

Argumentation an Themen anknüpfen,<br />

die im gesellschaftlichen Bewusstsein<br />

hoch eingestuft sind.<br />

Der jährliche Sorgenbarometer der<br />

Schweizer Stimmberechtigten, erarbeitet<br />

und veröffentlicht durch das<br />

GfS-Forschungsinstitut von Claude<br />

Longchamp, gibt u. a. Indizien dafür,<br />

welche Befindlichkeiten gut und welche<br />

weniger gut angesprochen werden<br />

können.<br />

Und die Konsequenzen<br />

für die Schule?<br />

Die guten Themen zu identifizieren,<br />

medial aufzubereiten, den Meinungsführerinnen<br />

und Meinungsführern<br />

nahezubringen, die Medien<br />

zuhanden der breiten Öffentlichkeit<br />

zu interessieren, gesellschaftliche<br />

Gruppierungen wie Verbände und<br />

Parteien, die sich mit Bildung und<br />

Schule befassen, mit Grundlagen<br />

zu bedienen, dies alles erfordert ein<br />

gutes Konzept der Öffentlichkeitsarbeit,<br />

auch auf Stufe grösserer Schulen<br />

oder Schulverbünde, das von<br />

Personen entwickelt und umgesetzt<br />

wird, die für diese Aufgabe ausgebildet<br />

worden sind. Dies können<br />

Lehrpersonen sein, die entsprechend<br />

vorbereitet und im Teilpensum diese<br />

Kommunikationsaufgabe wahrnehmen,<br />

wie dies in Kirchgemeinden der<br />

Fall ist oder in Verwaltungszweigen,<br />

die häufige Publikumskontakte aufweisen.<br />

Der Verzicht auf die Professionalisierung<br />

der Kommunikation in den<br />

Schulen kann zur Folge haben, dass<br />

die praktischen Erfahrungen der Lehrpersonen<br />

zu wenig in die öffentliche<br />

Diskussion um Schule und Bildung<br />

einfliessen. Dies wäre fatal, denn engagierte<br />

Lehrpersonen bauen im täglichen<br />

Umgang mit Schülerinnen und<br />

Schülern spezifische Erfahrungen<br />

und Kompetenzen auf, die niemand<br />

sonst in die Suche nach Lösungen für<br />

neue oder alte Herausforderungen<br />

einbringen kann.<br />

profi-L 2/08 © schulverlag blmv AG<br />

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