Menschen 2017-04-20
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MENSCHENApril <strong><strong>20</strong>17</strong><br />
ES IST NORMAL, VERSCHIEDEN ZU SEIN<br />
ARABELLA<br />
KIESBAUER<br />
Ich bin Wienerin<br />
durch und durch.<br />
Foto: ATV/Kainerstorfer<br />
VIELFALT SIND WIR ALLE!<br />
Besondere<strong>Menschen</strong>.BesondereLeistungen.
INHALT<br />
<strong>04</strong> Schauspielschule<br />
ermöglichtein neues<br />
Berufsbild für <strong>Menschen</strong><br />
mitbesonderen<br />
Bedürfnissen: Tänzer.<br />
06 Kinderlähmung<br />
Dergin Tokmak,der<br />
gelähmte Tänzer und<br />
Akrobat auf Krücken<br />
und seinWeg zum<br />
Glück.<br />
Foto: Christian Stangl<br />
Traiskirchen<br />
DasMusical von: Die Schweigende Mehrheit.<br />
Ein komisches, verwegenes und bewegendes Musiktheaterspektakel<br />
in Kooperation mit den Wiener Festwochen und dem<br />
Volkstheater Wien.<br />
Traiskirchen, Sommer<br />
<strong>20</strong>15: Im völlig überfüllten<br />
Lager treffen<br />
Geflüchtete auf HelferInnen,<br />
Gehetzte auf Hetzer und Hoffnungen<br />
auf Realitäten.<br />
Auf dem Jahrmarkt der Barmherzigkeitvor<br />
dem Lagertor<br />
werdenKinderkleidungund<br />
Stöckelschuhe, Verschwörungstheorien<br />
und Heilsversprechen<br />
getauscht. In den<br />
Nächten imFreien legt die<br />
Sehnsucht ihr ideologisches<br />
Kostüm ab und steht ganz<br />
nackt vor derSprache, dieihr<br />
dieErfüllungversagt.<br />
Obdachlose und Papierlose<br />
suchen um dieWette nach<br />
dem Witz, demSong, dem<br />
Tanz, derdie KriegstreiberInnen<br />
zu Fall bringenkönnte.<br />
Weltumspannende Liebesgeschichten,<br />
groteske Missverständnisse<br />
und politische Intrigen<br />
verflechten sich zu einem<br />
komischen, verwegenen Spektakel,<br />
das einige der dringenden<br />
Fragen stellt,die uns in den<br />
nächsten Jahren beschäftigen<br />
werden.<br />
Traiskirchen. DasMusical.<br />
Das Stück ist Abendunterhaltung<br />
weit jenseits der Obergrenze<br />
und treibt erbarmungswürdige<br />
Dummheiten,herzzerbrechendeSkrupellosigkeiten<br />
und dreistesteWünsche auf die<br />
Spitze des Lagerzaunpfahls.<br />
Auf dieSpitze des moralischen<br />
Zeigefingers.<br />
Auf dieSpitzedes politischen<br />
Watschenbaums.<br />
Auf dieSpitzen dessen, was<br />
man in dieser undjener Weltgegend<br />
für absurd erachtet.<br />
Die schweigende Mehrheit<br />
Das KünstlerInnenkollektivDie<br />
Schweigende Mehrheit gründete<br />
sichimSommer<strong>20</strong>15 als<br />
vielsprachige, internationale<br />
künstlerisch-politische Interventionsgruppe<br />
und hat zuletzt<br />
mitdem Stück Schutzbefohlene<br />
performen Jelineks<br />
Schutzbefohlene,das zusammen<br />
mitGeflüchteten aus<br />
dem Lager in Traiskirchen, BürgerInnen<br />
derGemeindeund<br />
AktivistInnen entstand,für Aufmerksamkeit<br />
gesorgt:von ausverkauften<br />
Sälen, Störaktionen<br />
der rechtsextremen Identitären<br />
bis zur Nominierung für den<br />
Nestroy-Theaterpreis.<br />
Uraufführung:<br />
9. Juni <strong><strong>20</strong>17</strong>, Volkstheater Wien<br />
(www.festwochen.at).<br />
WeitereSpieltermine:<br />
15. und 17. Juni <strong><strong>20</strong>17</strong>,<br />
Volkstheater Wien<br />
(www.festwochen.at).<br />
21. Juni <strong><strong>20</strong>17</strong>,<br />
Niederösterreich-Premiere im<br />
Stadttheater Wiener Neustadt<br />
(www.wnkultur.at).<br />
2. Juli <strong><strong>20</strong>17</strong>,<br />
Festspiele Stockerau<br />
(www.festspiele-stockerau.at).<br />
Reservierung empfohlen. <br />
12 Arabella Kiesbauer<br />
Alsbikulturelle Integrationsbotschafterin<br />
setzt<br />
sie sichdafür ein, dass<br />
<strong>Menschen</strong> nicht aufgrund<br />
ihrer Hautfarbe<br />
oder Herkunft verurteilt<br />
werden.<br />
16 Gehörlos<br />
Wieesist, mitder Stille<br />
zu leben und wasauch<br />
Hörendedarüber wissen<br />
sollten.<br />
<strong>20</strong> Down-Snydrom<br />
Was eine betroffene<br />
Mutter anderen Familien<br />
mit Kindernmit<br />
Trisomie 21 mit auf<br />
den Weggeben kann.<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag<br />
GmbH &CoKG<br />
GESAMTLEITUNG:<br />
Mag. Thomas Kreuzer<br />
thomas.kreuzer@mediaprint.at<br />
PROJEKTLEITUNG:<br />
Paul Muzik<br />
paul.muzik@mediaprint.at<br />
REDAKTION:<br />
Beatrix Stepanek<br />
beatrix.stepanek@mediaprint.at<br />
LAYOUT: Thomas Kainrath<br />
HERSTELLER:<br />
Niederösterreichisches Pressehaus<br />
Druck- und Verlagsgesellschaft<br />
m.b.H., 3100 St. Pölten<br />
VERLAGSORT: Wien<br />
HERSTELLUNGSORT: St. Pölten<br />
<strong>Menschen</strong> 3
Foto: Constanze Trzebin(Fotostube)<br />
Vor der Kunst sind alle gleich<br />
Schauspielschule für <strong>Menschen</strong> mit besonderen Bedürfnissen<br />
startet Regelspielbetrieb und zeigt ihre Produktionen in Kooperation<br />
mit dem MuTh auf der Bühne der Wiener Sängerknaben.<br />
Was <strong>20</strong>08 mitder Forderung<br />
der IDance<br />
company nach<br />
gelebter Inklusion auf den<br />
Bühnen dieser Stadt begonnen<br />
hat, geht in die nächste<br />
4 <strong>Menschen</strong><br />
Runde. Die T21BÜNE ist die<br />
erste Schauspielschule für<br />
<strong>Menschen</strong> mit Trisomie 21.<br />
„Im Tanz finden <strong>Menschen</strong> mit<br />
Trisomie 21oft viel leichter ihren<br />
Ausdruck und können dadurch<br />
bestimmte Aspekte in<br />
ihrem Leben besser verarbeiten.<br />
Dabei bleiben sie auf unnachahmliche<br />
Weise authentisch“,<br />
zeigt sich Bea Vavken,<br />
Gründungsmitglied und Intendantin<br />
der IDance company/<br />
T21BÜNE Ensemble über-<br />
MathiasGmainerhat<br />
<strong>20</strong>15 alsweltweit erster<br />
Künstler mit Trisomie 21<br />
die Bühnenreifeprüfung<br />
bestanden.<br />
zeugt. Diese tiefe Emotionalität<br />
ermöglichte es, das„Tanztheater“<br />
zueinem eigenen<br />
Genre zuentwickeln.<br />
Tanzen als Beruf<br />
Mit der Gründung einer Berufsqualifizierungseinrichtung,<br />
derT21BÜNE,ist es nun möglich,<br />
dass die Studenten Tanzen<br />
zur ihrem Beruf machen.<br />
„Das tägliche Training inder<br />
T21BÜNEermöglichtuns eine<br />
ganz neue Probenentwicklung“,<br />
erläutert Bea Vavken.<br />
„Unsere T21BÜNE Ensemble-<br />
Mitglieder werden dabei von<br />
einem fixen Betreuerteamund<br />
externen Coaches unterstützt.<br />
Sprechtraining, Texterarbeitung,<br />
Choreographie, Theatergeschichte<br />
und Rollenunterricht<br />
fördern die künstlerischen<br />
Veranlagungenunserer<br />
Die Tanz- undTheaterperformancesder<br />
T21BÜNE<br />
sind mittlerweile fester Bestandteil<br />
der Kulturszene.<br />
Foto: Constanze Trzebin(Fotostube)<br />
TeilnehmerInnen. Aber auch<br />
die Bewältigung von unterschiedlichen<br />
Lebensbereichen<br />
im Alltag, wie zum Beispiel<br />
Einkaufen und Kochen<br />
stehen bei uns am Programm<br />
und sind wichtige Maßnahmen,umdie<br />
Selbstständigkeit<br />
und dasSelbstbewusstsein zu<br />
stärken. Unddieses Selbstbewusstsein<br />
spiegelt sich inder<br />
künstlerischen Arbeit wider“,<br />
erklärt Vavken die Dynamik<br />
der T21BÜNE. So wird die<br />
Idee einer inklusiven Tanzgruppe<br />
weiterentwickelt und<br />
zumGrundsteinfür eine inklusive<br />
Gesellschaft. In Kooperation<br />
mit dem MuTh werden unter<br />
dem Motto „Vor der Kunst<br />
sind alle gleich“, 3bis 4Produktionen<br />
jedes Jahr auf der<br />
Bühne der Wiener Sängerknaben<br />
zu sehen sein. <br />
Foto: Merlicek &Grossebner/ConstanzeTrzebin<br />
Foto: ConstanzeTrzebin (Fotostube)<br />
Josefinchen Mongolinchen –und die WeltstehtKopf<br />
Nächste Vorstellung am 25.April <strong><strong>20</strong>17</strong> um 19.30 Uhr im<br />
MuTh, Am Augartenspitz 1, 10<strong>20</strong> Wien.<br />
Tickets: www.muth.at oder tickets@muth.at<br />
AmDienstag,dem<br />
25. April <strong><strong>20</strong>17</strong>, istab<br />
19.30 Uhr dieneueste<br />
Produktion der Künstler und<br />
Künstlerinnen zu sehen.<br />
Josefinchen Mongolinchen<br />
- und die WeltstehtKopf<br />
Die Zusehererwartet einhumorvollerAbend,<br />
der zum<br />
Nachdenken anregt. Die Josefinchens,<br />
kleine schelmische<br />
Engelchen ohne Flügel, haben<br />
Gott mittelsSchlaftabletten<br />
kurzfristigausgeschaltet.<br />
Dennsie müssen drei Fräuleins<br />
schmerzhaft ehrliche Einblicke<br />
in ihrLeben geben, dasan<br />
Ausgrenzung und Vorurteilen<br />
kaum zu überbieten ist.<br />
Filmische Interviewsmit den<br />
dreitoten Ladieszeigenauch<br />
schön dieOberflächlichkeit<br />
und Ignoranz, dieSelbstver-<br />
liebtheitund auch Unsicherheit<br />
der offenbarso„schönen“<br />
<strong>Menschen</strong>. DieJosefinchens<br />
reflektierendabei die verschiedenen<br />
Emotionen und lassen<br />
die Seele undden Geist sprechen.<br />
Sievermittelnsoden<br />
Zusehern auf einer sichtbaren<br />
Wahrnehmungsebene, was<br />
sienichtsichtbar bewegt -<br />
derTanz dient ihnen alsÜbersetzung.Daneben<br />
geben sie<br />
tiefgründige Gedichte von<br />
Jandl und Shakespearezum<br />
Besten - und schon beginnt<br />
das Spiel zu wirken.<br />
Inspiriert von DolfVeroens<br />
Buch „Josefientjemongolientje“<br />
und in Erinnerungan<br />
Marjolijn vanKlaverenzeigt<br />
das T21BÜNE Ensembledie<br />
Welteinmal mehraus einem<br />
anderen Blickwinkel.Diesmal<br />
vonoben…weit oben. <br />
Bewegung ist Leben<br />
Wann und wie hilft Physiotherapie?<br />
Behinderungen können <strong>Menschen</strong><br />
in jedem Alter treffen:<br />
Sie können angeboren sein,<br />
durchGeburtsschäden entstehen,<br />
durch einen Unfalloder<br />
eine neurologische Erkrankung<br />
auftreten. Physiotherapie hilft,<br />
die verbliebenen Fähigkeiten<br />
zu schulen und verloren gegangene<br />
körperlicheFunktionen<br />
zu aktivieren.<br />
Die Vielfalt derPhysiotherapie<br />
So vielfältig die ErscheinungsbildereinerBehinderung,<br />
so<br />
individuell istauch diePhysiotherapie:<br />
Sie richtet dasAugenmerkauf<br />
das Training koordinierter<br />
Bewegungsabläufe.<br />
Diesreicht vom Erlernen oder<br />
Wiedererlernen von Alltagsbewegungen<br />
bis zumTrainingmit<br />
Hilfsmitteln,wie z. B. Rollstühlen.<br />
Auch dieAnleitung der Angehörigen<br />
ist Aufgabe der Physiotherapie.<br />
Physiotherapeuten<br />
helfen den <strong>Menschen</strong>, ihre<br />
Handlungsfähigkeitimpersönlichen,sozialen<br />
und beruflichen<br />
Lebensbereich wiederzuerlangen.Sie<br />
unterstützt dieRehabilitationund<br />
kann behinderten<br />
<strong>Menschen</strong> häufig auch neue<br />
Chancen im Beruf eröffnen. <br />
Praxis für Physiotherapie<br />
● Neurophysiologische Behandlung nach Dr.Vojta<br />
● Heilmassage<br />
● Heilgymnastik<br />
● Fußreflexmassage<br />
● Triggerpunkttherapie<br />
● Kinesiotherapie<br />
● Osteopathie<br />
● Hausbesuche<br />
0699/170 853 56<br />
www.relaxfit.at<br />
Heilmassage*<br />
AKTION<br />
30 min/€ 27,–<br />
*gültig bis Ende Mai <strong><strong>20</strong>17</strong><br />
2 Standorte in Wien<br />
1130 Wien, Elisabethallee 61–63<br />
1140 Wien, Kendlerstraße 25A/Top 1+2<br />
offce@relaxfit.at<br />
<strong>Menschen</strong> 5<br />
Foto: Fotolia
Akrobat mit<br />
Kinderlähmung<br />
Dergin Tokmak, an beiden Beinen durch Kinderlähmung<br />
gehandicapt, ist ein bewegendes<br />
Beispiel für mentale Stärke, körperliche Kraft<br />
und den Glauben an sich selbst.<br />
Poliomyelitis (Kinderlähmung) ist noch nichtausgerottet<br />
Die fast vollständigeAusrottung<br />
derKrankheit Polio<br />
isteine dergrößtenErfolgsgeschichten<br />
der Neuzeit.<br />
„Schluckimpfung ist süß,<br />
Kinderlähmung ist grausam!“<br />
<strong>Menschen</strong> um die 50 kennen<br />
diesenSlogan,mit dem bis in<br />
die späten 70iger Jahrefür<br />
die Schluckimpfung gegen<br />
Kinderlähmung geworben<br />
wurde. Der Einsatzwar nach<br />
6 <strong>Menschen</strong><br />
Als Dergin Tokmakganz<br />
am Anfang seines Lebensmerkt,<br />
dasserkeine<br />
funktionierenden Beine hat,<br />
dabenutzterseine Arme. Mit<br />
drei Jahren schon kann er auf<br />
den Händen gehen. Als Jugendlicher<br />
kommtermit BreakdanceinBerührung,lernt<br />
auf<br />
seinen Krücken zu tanzen und<br />
kreiert seinen eigenen Stil. Stix,<br />
so sein Künstlername, vermag<br />
sich auf seinen Stöcken (Stöcke<br />
englisch:sticks) zu bewegen<br />
wiekein anderer. InternationaleTV-Stationenwerden<br />
auf Stixaufmerksam und man<br />
engagiertihn als Solisten. Er<br />
macht als Breakdancer Furore<br />
und wird schließlich zu einem<br />
internationalenStar derAkrobatenwelt.<br />
Danebenorganisiert<br />
er im Rahmen der „Aktion<br />
Mensch“Workshopsfür Kinder<br />
mit einemHandicapund tritt<br />
mit anderen behinderten<br />
Breakdancernauf. MitAusdauer,Ehrgeizund<br />
einem starken<br />
Willen schafft es Dergin Tokmak<br />
als erster und einziger körperbehinderterKünstlerinden<br />
berühmten Cirque du Soleil<br />
aufgenommen zu werden. Es<br />
warein langerWeg dorthin.<br />
Erwar leidernicht geimpft<br />
Dergin Tokmak ist in Augsburg<br />
geboren. Seine Eltern kamen<br />
aus der Türkei.Als eracht Monate<br />
altwar,nahmen sie ihn mit<br />
in die alteHeimat, in ein kleines<br />
Dorf, 400 Kilometer nordöstlich<br />
von Ankara, wo es weder elektrischen<br />
Strom gab noch eine<br />
öffentliche Wasserversorgung.<br />
Dort wurde derkleine Dergin<br />
krank, Erbrechen, Fieber,<br />
Durchfall. Zurück in Deutschland<br />
dieDiagnose:Polio,Kinderlähmung.<br />
Die Eltern hatten<br />
ihn ohne Impfung mitgenommen,<br />
dortimDorfhatte ihndas<br />
Virus erwischt.Inseinem Buch<br />
„Stix“ (Verlag Irisiana) erzählt<br />
Dergin Tokmakseine beeindruckende<br />
Geschichte und gibt<br />
seinen unerschütterlichen Lebensmutweiter.Auchwenn<br />
seine Leidenschaft dem Tanzen<br />
gehört, so will er nach all<br />
der letzten Polio-Endemie im<br />
Jahr 1961 auch bitter nötig.<br />
Polio undKrieg<br />
Krisen und Kriege haben die<br />
Hoffnung der Weltgesundheitsorganisation<br />
platzen lassen,<br />
die Kinderlähmung <strong>20</strong>16 weltweit<br />
auszurotten. Dasliegt in<br />
erster LinieanNigeria, Pakistan<br />
und Afghanistan, da dortTerror<br />
und Bürgerkrieg flächende-<br />
Alles istmöglich, mit<br />
Wille und Ausdauer:<br />
Dergin Tokmak (43)<br />
tanzte im berühmten<br />
CirqueduSoleil in mehr<br />
als <strong>20</strong>00 Vorstellungen<br />
den Engel aufKrücken.<br />
ckendeImpfungenunmöglich<br />
machen. „Solange auch nur<br />
einKind infiziertist, sind Kinder<br />
inallenLändernder Weltgefährdet,<br />
sich mitPolio anzustecken“,<br />
warnt dieWHO. Wenn<br />
das Virusinnur einigenRegionen<br />
fortbestehe, könne das<br />
schon innerhalbvon zehn Jahren<br />
zu <strong>20</strong>0.000 Neuerkrankungen<br />
führen. DieÜbertragung<br />
vonPoliovirenerfolgt in erster<br />
Foto: Verlag Irisiana<br />
den Jahren doch mehr als unterhalten.<br />
Er will zeigen, dass<br />
nicht das Äußerlichezählt, er<br />
willzeigen, dassman aus seinem<br />
Nachteilauch einen Vorteil<br />
machenkann, dass Helden<br />
nicht perfekt sein müssen. Es<br />
könne kein barrierefreies Leben<br />
geben, sagt er,jeder Mensch<br />
müsseHindernisse überwinden,nichtalle<br />
seien wegzuräumen.<br />
Dochmankann auch als<br />
behinderter Mensch seine<br />
Träume erfüllen. Aber man darf<br />
nicht auf das Glück warten.<br />
Man muss sich auf denWeg<br />
machen zu ihm.Dergin<br />
Tokmak hat es bewiesen: Das<br />
gehtauchmit Krücken. <br />
Linie von Mensch zu Mensch,<br />
nämlich sowohl fäkal-oral,als<br />
auch oral-oral.Eine Übertragung<br />
über kontaminiertes<br />
Wasser und Lebensmittel ist<br />
beschrieben.Auch Fliegen<br />
können Polioviren von Fäkalienauf<br />
Lebensmittel übertragen.<br />
Kinderlähmungbedroht<br />
vorallemKleinkinder.Ein Heilmittel<br />
gibt es nicht, nur die<br />
Impfung bietet Schutz. <br />
Foto: Dergin Tokmak privat<br />
NÄCHSTENLIEBE<br />
Im Dienste der <strong>Menschen</strong>. Seit 1614.<br />
Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien ist das größte<br />
Ordensspital in der Bundeshauptstadt und eines von sechs<br />
Schwerpunktspitälern.<br />
Mit mehr als 400Betten, neun<br />
Fachabteilungen, zwei Instituten,<br />
derGehörlosenambulanz,<br />
derMehrfachbehindertenambulanz,<br />
der Pflegeakademiesowie<br />
der<br />
Apotheke ist das<br />
Brüder-Spital seit<br />
1614 einwichtiger<br />
EckpfeilerimWiener<br />
Gesundheitssystem.<br />
Foto: KH der Barmherzigen Brüder Wien<br />
KOMPETENZ<br />
Wenn der Arztbesuch Panik auslöst<br />
Für <strong>Menschen</strong> mit geistiger und mehrfacher Behinderung<br />
wurde <strong>20</strong>11 im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien<br />
eine eigene Ambulanz eröffnet.<br />
Foto: T. Freudenthaler<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien<br />
„Gutes tunund es gut tun“<br />
Derhl. Johannes von Gott, der<br />
Ordensgründer der Barmherzigen<br />
Brüder,hat den Leitsatz<br />
„Gutes tun und<br />
es gut tun“ wie<br />
kein anderer geprägt<br />
undgelebt<br />
- ihmfolgen die<br />
Barmherzigen<br />
Brüder und die<br />
MitarbeiterInnen<br />
INFO<br />
Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien<br />
Die Ambulanzfür mehrfachbehinderte<br />
PatientInnen ist mittlerweileein<br />
wichtigerPartner in<br />
derGesundheitsversorgung<br />
beeinträchtigter <strong>Menschen</strong>. OA<br />
Dr.OthmarFreudenthaler leitet<br />
dieAmbulanz: „Viele beeinträchtigte<strong>Menschen</strong><br />
haben<br />
Angst vor einem Arztbesuch.<br />
Diese Angst kann man nur mit<br />
viel Einfühlungsvermögen und<br />
Geduldnehmen. Das Gespräch,<br />
eine ruhige Stimme<br />
und vor allem ein Lächelnberuhigen<br />
die<br />
PatientInnen.<br />
Dann schafft<br />
man es auch,<br />
dassbeim<br />
Blutabnehmen<br />
die<br />
Paniknachlässt.“<br />
Die MitarbeiterInnen<br />
sind<br />
Vertrauenspersonen.<br />
im Ordensspital im 2. Bezirk<br />
auch heute noch, wiePater<br />
Prior SajiMullankuzhy OH,<br />
oberster Ordensbruder der<br />
Barmherzigen Brüder inWien,<br />
erläutert: „Unser ganzes Tun ist<br />
ausgerichtet auf denkranken<br />
<strong>Menschen</strong>. Dabei geht es uns<br />
darum,ganzheitlich zuhelfen,<br />
d.h. wirkümmern uns um den<br />
Körper,die Seele undden<br />
Geist gleichermaßen.“<br />
Krankenhausder Barmherzigen Brüder Wien<br />
Johannes-von-Gott-Platz1,10<strong>20</strong>Wien<br />
Telefon: (01) 211 21-0, www.bbwien.at<br />
Spenden:AT69600000000706 4001<br />
BIC:BAWAATWW<br />
In der Ambulanz<br />
arbeiten ÄrztInnen,<br />
Pflegepersonen und<br />
PsychologInnenHand<br />
in Hand. Siekennen<br />
die PatientInnen teilweise<br />
schon länger und haben<br />
Verbindungen zu ihren<br />
Institutionen. Siesindvertraut<br />
mitder Krankengeschichte und<br />
beherrschen das Zuhören und<br />
dasaufmerksameBeobachten.<br />
DazuOADr. Freudenthaler:<br />
„Unsere PatientInnen können<br />
sich teilweise gar nicht oder nur<br />
schwer artikulieren. Wirsind<br />
Foto: KH der Barmherzigen Brüder Wien<br />
FraterSaji<br />
istPrior im<br />
Krankenhausder<br />
Barmherzigen<br />
BrüderWien.<br />
EinKrankenhaus für alle<br />
Hilfe bekommt, wer Hilfe<br />
braucht - auch beifehlender<br />
Krankenversicherung.Dazu<br />
Pater PriorSajiMullankuzhy<br />
OH:„Als Krankenhaus haben<br />
wireineVerantwortung den<br />
kranken <strong>Menschen</strong> gegenüber.<br />
Darunter verstehen wir, füralle<br />
da zu sein und keinen <strong>Menschen</strong><br />
auszugrenzen. Für uns<br />
zähltweder dieHerkunft, die<br />
Weltanschauung oder das Einkommen.<br />
In unseren Ambulanzen<br />
geht es darum zu helfen -<br />
einfach und unbürokratisch.“<br />
daherauf Informationen der<br />
Betreuer angewiesen. Hausverstand<br />
und Beobachtungsgabe<br />
inKombination mit Fachwissen<br />
sindwichtig,umeine<br />
individuelle Medizin betreiben<br />
und helfen zu können.“<br />
Unter der Nummer 01/211 21 DW 3186<br />
können Termine für die<br />
Mehrfachbehindertenambulanzvereinbart werden.<br />
Foto: KH der Barmherzigen Brüder Wien<br />
Anzeige Anzeige
Statement-Mode: Symbol<br />
der kulturellen Vielfalt<br />
Andra Slaats und Iulia Mugescu tragen Erfolgs -und<br />
Integrationsgeschichten von MigrantInnen mit bunten<br />
Designer-Schals und Socken in die Gesellschaft.<br />
Migration und Erfolg.<br />
Dassinddie zwei<br />
Themen, diedas<br />
junge soziale Wiener Start-up<br />
„Younited Cultures“, kurz YC,<br />
aufgreift und mitbunten<br />
Schals und Socken die kulturelleVielfalt<br />
feiert.<br />
Die beidenGründerinnen<br />
stammen aus Rumänien und<br />
haben es sich zum Ziel gesetzt,Erfolgsgeschichten<br />
von<br />
neuen Österreichern vorzustellen.<br />
TragbareGeschichten<br />
Siewollen zeigen, dass der<br />
Weg als Migrant einsteiniger<br />
aber auchein sehr erfolgreicher<br />
sein kann. DieIdeen<br />
für dieSchalmuster<br />
Die beiden<br />
Gründerinnen<br />
machenauf die<br />
Werte und<br />
Leistungen von<br />
erfolgreichen<br />
MigrantInnenin<br />
Österreich<br />
aufmerksam.<br />
kommen von ausgewählten<br />
Zweier-Teams –einer Person<br />
mit Migrationshintergrund<br />
und einem lokalen Designer.<br />
Die Schalmuster spiegeln die<br />
Lebenserfahrung und Entwicklung<br />
der <strong>Menschen</strong> wider.<br />
Jeder Schal ist einzigartig,Ökotex<br />
zertifiziert und offenbart<br />
eine spannende, individuelle<br />
Lebensgeschichte.<br />
Sichtbare Zeichen<br />
Younited Cultures will Mut<br />
machenund dem Thema Migration<br />
einen positiven Platz<br />
in unserer Gesellschaft verschaffen.<br />
„Wir wollen<br />
mit unseren Produkten<br />
Vorbilder sichtbar<br />
machen und ihreGeschichten<br />
in die Gesellschaft<br />
tragen. Jede einzelne<br />
Geschichte kann man in der<br />
beigepackten Produktbroschüre<br />
oder vorab auf unserer<br />
Webseite lesen. Man<br />
trägtmit unseren Produkten<br />
nicht nur schöne Accessoires,<br />
sondern persönliche<br />
Geschichten in die Gesellschaft“,<br />
erklärtAndraSlaats<br />
dieProduktidee.<br />
Zukaufen sind Younited<br />
Cultures Socken und Schals<br />
online sowieinThe Vienna<br />
Globe, 1070, Zieglerg. 65.<br />
AlleMehrerlöse werden in die<br />
Unterstützung von erfolgreichen<br />
MigrantInnen in Österreich<br />
investiert.<br />
www.younitedcultures.eu <br />
Foto: Younited Cultures Foto: Younited Cultures Foto: Younited Cultures<br />
Becken-Lifteinden<br />
Wiener Bädern<br />
Dank des Auftriebs sind im Wasser Bewegungen<br />
möglich, die Gehbehinderte an<br />
Land nicht oder schlecht ausüben können.<br />
Für alle Formenund Grade der<br />
Behinderung sind dieBewegungoderdas<br />
Spiel im Wasser<br />
möglichund sinnvoll.<br />
Rollstuhl,Krücken, Schienen,<br />
Korsett werden am Beckenrand<br />
zurückgelassen. Im<br />
Wasser ist jeder frei und - beherrscht<br />
er dasSchweben in<br />
Rückenlage - auch unabhängig.<br />
Die Stadt Wienhat in den<br />
letzten Jahren große Anstrengungen<br />
unternommen, auch<br />
die öffentlichenBäder nach<br />
und nach barrierefrei zugänglich<br />
zu machen. Beckenlifte als<br />
Wasser-Einstiegshilfen für Behinderte<br />
gibt es im Hallenbad<br />
Amalienbad, Hallenbad Brigittenau,<br />
Hallenbad Donaustadt,<br />
Hallenbad Floridsdorf, Hallenbad<br />
Hietzing undHallenbad<br />
Simmeringsowieinden SommerbädernStrandbad<br />
Gänsehäufel<br />
und im Kongreßbad. <br />
Das Wasser ist ein ideales<br />
Mediumfür Freude,<br />
Abwechslung und das<br />
Gefühlvon Freiheit.<br />
Foto: Fotolia/JPC-PROD<br />
Foto: Younited Cultures<br />
8 <strong>Menschen</strong><br />
<strong>Menschen</strong> 9
Fotos: Christian JOBST<br />
Wien baut Barrieren ab<br />
...während andereBundesländer, etwa Oberösterreich, die<br />
Barrierefreiheitschon wieder zurückfahren!<br />
Die Stadt Wienforciert<br />
seitüber zweiJahrzehnten<br />
gezielt den Abbau<br />
von Barrieren. Deswegen<br />
erteiltWiensWohnbaustadtrat<br />
MichaelLudwigder in jüngster<br />
Zeithäufiggeforderten Quote,<br />
wonach zukünftig nur noch ein<br />
bestimmter Anteil an Wohnungen<br />
barrierefrei oder adaptierbareWohnungen<br />
nur in Erdgeschossen<br />
zu errichten seien,<br />
eine deutliche Absage. „Die<br />
<strong>Menschen</strong> werden erfreulicherweiseimmer<br />
älter. Mit barrierefreier<br />
Gestaltungermöglichen<br />
Beratung fürbarrierefreies<br />
Planen, Bauenund Wohnen<br />
Zuden Aufgabenbereichen<br />
der Kompetenzstelle für barrierefreies<br />
Planen,Bauen und<br />
Wohnen der MA 25 gehört die<br />
Mitwirkungbei der barrierefreien<br />
Lebensraumgestaltung<br />
der WienerInnen. Zielgruppe<br />
sinddabei alle betroffenen<br />
BürgerInnen, deren Angehörige,<br />
BauherrInnen sowie<br />
PlanerInnen.„Wirhelfen bei<br />
derSuche nach geeigneten<br />
Lösungen und beraten bei<br />
Bedarfauch direkt vor Ort“,<br />
erklärtRobertLabi, Leiter der<br />
Kompetenzstelle. Diese arbeitet<br />
Dienststellen übergreifend<br />
und ist in wichtigeBehördenverfahren<br />
eingebunden. Sie<br />
vermitteltzwischenPolitik, Behindertenverbänden<br />
und dem<br />
Magistratder Stadt Wienund<br />
organisiertVeranstaltungen<br />
zur Bewusstseinsbildung.<br />
Nebender Beratung und<br />
Hilfestellung zurbarrierefreien<br />
Gestaltung von Wohnungen<br />
für <strong>Menschen</strong> mitspeziellen<br />
Bedürfnissen - etwafür den<br />
Umbauvon Sanitärräumen,<br />
Türverbreiterungen oder den<br />
Einbauvon Treppenliften<br />
werdenauch Auskünfte<br />
über möglicheFörderungen<br />
gegeben.<br />
www.barrierefreiestadt.wien.at<br />
wir ihnen,möglichst lange<br />
selbstbestimmtinden eigenen<br />
vier Wänden lebenzukönnen.<br />
Alle <strong>Menschen</strong> profitieren<br />
vonBarrierefreiheit<br />
Es wird nicht nur für <strong>Menschen</strong><br />
mit Behinderungen barrierefrei<br />
gebaut. Diegesamte Bevölkerung<br />
profitiert davon - ob man<br />
temporär aufgrund eines Unfallsinseiner<br />
Bewegung eingeschränkt<br />
ist,mit dem Kinderwagen<br />
oder schweren Einkäufen<br />
unterwegsist.<br />
Vorausschauend zu bauen,<br />
bedeutet barrierefrei zu bauen.<br />
Daranwird Wienfesthalten“,<br />
bekräftigt Stadtrat Ludwig.<br />
„Barrierefreiheitgeht uns alle<br />
etwas an. Besondersbarrierefreiegeförderte<br />
Neubauten,<br />
aber auch geförderte Sanierungen<br />
bauen die Vorreiterrolle<br />
Wiens ständigaus.<br />
Wirunterstützen aber auch all<br />
jene Wienerinnen und Wiener,<br />
dieinihrer Wohnung nachträgliche<br />
Maßnahmen zur Barrierefreiheitsetzen“,<br />
so Wiens<br />
Wohnbaustadtrat. <br />
Stadtrat Dr. Michael Ludwig:<br />
Von Barrierefreiheit profitieren<br />
alle <strong>Menschen</strong> durch Komfortgewinn.<br />
Kompetenzstelle<br />
fürbarrierefreies<br />
Bauen&Wohnen<br />
Füralle Anliegen bezüglich<br />
barrierefreierGestaltung von<br />
Neubauprojekten einerseits,<br />
andererseits auch für Beratungen<br />
(etwa dann, wenn<br />
aufgrundgeänderter Lebenssituationen<br />
wieKinder,<br />
Alter oder Behinderung umgebautwerden<br />
muss) von<br />
betroffenenWienerinnen<br />
und Wienern, ist die Kompetenzstelle<br />
barrierefreies Planen,<br />
Bauen und Wohnen in<br />
Wien erster Ansprechpartner<br />
und Koordinationsstelle.<br />
Die Beratungen sindunbürokratischund<br />
kostenlos,<br />
telefonisch oder persönlich,<br />
bei Bedarfauch vor Ort.<br />
Kontakt und Information<br />
MA 25 –Stadterneuerung<br />
und Prüfstelle für Wohnhäuser,Kompetenzstelle<br />
für<br />
barrierefreiesPlanen,Bauen<br />
und Wohnen in Wien,<br />
1<strong>20</strong>0 Wien, Maria-Restituta-<br />
Platz 1(Rivergate),<br />
6. Stock, Zimmer 6.10.<br />
Beratung<br />
Montag bis Freitag,<br />
von 8.00 Uhr bis13.00 Uhr.<br />
Beratungen außerhalbder<br />
angegebenen Zeiten und<br />
vor Ortsind nachtelefonischer<br />
Terminvereinbarung.<br />
Telefon: 01/4000-25345.<br />
Fax: 01/4000-99 25349.<br />
info@barrierefreiestadt.wien.at<br />
www.barrierefreiestadt.wien.at<br />
Ein Drittel der<br />
Personen ab<br />
65 Jahren lebt<br />
alleine.<br />
Einsamkeit macht krank und unleidlich<br />
Die Zahl der allein lebenden<br />
ÖsterreicherInnen<br />
und wird größer:<br />
Single-Haushalte haben<br />
sich laut Erhebung der Statistik<br />
Austria von 1986 bis <strong>20</strong>16<br />
nahezu verdoppelt.<br />
Gab es im Jahr 1986 rund<br />
779.000 Einpersonenhaushalte,<br />
waren es 30 Jahre<br />
später 1.429.000. Die größte<br />
Gruppe Alleinlebender ist bei<br />
den über 65-Jährigen zufinden:499.000<br />
(32Prozent) der<br />
1.546.000 Personen über 65<br />
wohnen - oft bedingt durch<br />
Trennung oder Tod des Partners<br />
- alleine in einem Privathaushalt.<br />
Symptome der Einsamkeit<br />
Wem daneben schleichend<br />
die sozialen Kontakte abhanden<br />
kommen, der ist in Gefahr.<br />
Denn Einsamkeit ist ein<br />
echtes Gesundheitsrisiko.<br />
Wem vertrauensvolle Beziehungen<br />
fehlen, der hat ein<br />
höheres Risiko depressiv zu<br />
werden. Laut einer finnischen<br />
Studie ist die Gefahr bei Singles<br />
um 80 Prozent erhöht.<br />
Alleingelassene fühlen sich<br />
zudem häufig antriebslos und<br />
müde. Schlaf finden sie dennoch<br />
oftmals nicht. Auch Nervosität<br />
und Reizbarkeit sind<br />
Symptome. Betroffene ziehen<br />
sich zurück und verlernen<br />
mit anderen umzugehen, ein<br />
Teufelskreis beginnt, der nur<br />
schwer zu durchbrechen ist.<br />
Das Gefühl der inneren Leere<br />
wird zum ständigen Begleiter.<br />
Der Körper schüttet außerdem<br />
durch den psychischenStress<br />
mehr Cortisol aus, das lässt<br />
den Blutdruck steigen und<br />
steigert das Risiko für Herzerkrankungen.<br />
Selbst das<br />
Immunsystem bleibt nicht verschont.<br />
Einsame <strong>Menschen</strong><br />
werden öfter krank. Aus der<br />
Einsamkeitsfalle können sich<br />
Betroffene nur selbst befreien.<br />
Psychologen raten daher, sich<br />
mit Nachbarn anzufreunden,<br />
Bekannte einzuladen, ehrenamtliche<br />
Tätigkeiten auszuüben,<br />
einen Computer zu<br />
benutzen, einem Vereinbeizutreten,<br />
ein Hobby zupflegen<br />
oder sich über Wohngemeinschaften<br />
zu informieren. <br />
Wenn‘s zu Hause nicht mehr geht ...<br />
Familienhaus<br />
„TALISMAN 1150“<br />
die PRIVATE Alternative für<br />
• Pflege<br />
• Betreutes Wohnen<br />
• Seniorenwohnen<br />
Lang- und Kurzzeitpflegeplätze, Seniorenwohnen,<br />
Probewohnen, Urlaubsbetreuung, Remobilisation<br />
überwiegend in Einbettzimmern<br />
• Fixe Tarife ohne Offenlegung und Zugriff auf Ihr Erspartes<br />
• Keine Grundbuchseintragung<br />
• Familienbetrieb, der rasch und unbürokratisch arbeitet.<br />
Info: Montag – Freitag 8–17 Uhr<br />
1150 Wien, Turnergasse 9<br />
Foto: Fotolia<br />
auch für Notfälle 0-24 Uhr Tel: 893 42 64<br />
www.helfendehaende.com<br />
10 <strong>Menschen</strong><br />
<strong>Menschen</strong> 11
KURZPORTRÄT<br />
Wieist es,mit einer bikulturellen<br />
12 <strong>Menschen</strong><br />
Identität aufzuwachsen?<br />
Foto: ERNST KAINERSTORFER<br />
Viele junge <strong>Menschen</strong><br />
mit Migrationshintergrund<br />
haben das Gefühl,dass<br />
nur Österreicher Karrieremachenkönnen.<br />
Arabella<br />
Kiesbauer geht in Schulen,<br />
spricht mitden Jugendlichen,<br />
hilft ihnenVorurteile abzubauen,<br />
motiviert sie zu Leistung<br />
und macht ihnenMut, an sich<br />
selbst zu glauben.<br />
<strong>20</strong>13 wurdesie fürihr langjähriges<br />
Engagement in Sachen<br />
Integration mitdem Goldenen<br />
Verdienstzeichender Republik<br />
Österreich als Kulturvermittlerin<br />
ausgezeichnet.<br />
Auch Arabella Kiesbauer<br />
mussteinihrem Leben einige<br />
Hürdenüberspringen. Schonin<br />
ihrerX-Large-Zeit erhielt sie<br />
rassistisch getönte Briefe.<br />
Tragischer Höhepunkt war der<br />
Bombenanschlag von Serienattentäter<br />
Franz Fuchs im Juni<br />
1995 beider eine Assistentin<br />
verletzt wurde. Im Herbst <strong>20</strong>07<br />
veröffentlichte sie ihreliterarische<br />
Spurensuche unter dem<br />
Titel „Meinafrikanisches Herz“<br />
im PendoVerlag.Durch das<br />
Erleben ihrer ghanaischen<br />
Wurzelnbegab sich Arabella<br />
Kiesbauer auf emotionale Entdeckungsreiseinein<br />
faszinierendesafrikanisches<br />
Land vollerRituale<br />
undTraditionen. Das<br />
Buch zeigtviel von ihrer privaten,<br />
sensiblen Seite.<br />
Sie haben einedeutsche Mutter,<br />
einenghanaischenVater<br />
und sindinÖsterreich bei der<br />
Großmutteraufgewachsen.<br />
Wie haben Sie, als Kindbikultureller<br />
Eltern, Ihre Jugend<br />
wahrgenommen?<br />
Ich bin sehr behütet bei meiner<br />
Großmutter aufgewachsen. In<br />
diesem „weißen“Umfeld hat<br />
mir lange derBezug zu meiner<br />
Arabella Kiesbauer musste selbst<br />
erfahren, dass dunkle Hautfarbe böse<br />
Anfeindungen auslösen kann. Als<br />
Integrationsbotschafterin im Team von<br />
Bundesminister Sebastian Kurz ist sie<br />
heute für viele Jugendliche ein Vorbild.<br />
afrikanischen Identität gefehlt.<br />
Meine Elternhaben damals<br />
aber vorausschauend agiert<br />
und mich in einer Privatschule<br />
eingeschult, in derviele Kinder<br />
mit internationalem Hintergrund<br />
anzutreffen waren. So war ich<br />
rassistischen Anfeindungen im<br />
Alltag kaum ausgesetzt. Das<br />
warsicherlicheine privilegierte<br />
Situation.<br />
In anderen Fällenhabe ichvon<br />
Kinderngehört, diesichmit der<br />
Drahtbürste diedunkleHautfarbewegreiben<br />
wollten, um nicht<br />
länger gehänseltund gemobbt<br />
zu werden<br />
InIhremBuch „Mein afrikanisches<br />
Herz“ haben Sie die<br />
Suche nach Ihren Wurzeln in<br />
Ghana, der Heimat IhresVaters,beschrieben.Was<br />
bedeutet<br />
die afrikanische Kultur<br />
heute fürSie, für Ihr Leben?<br />
Ich binWienerin durch und<br />
durch,wie viele Wienerallerdings<br />
mit multikulturellemHintergrund.<br />
Durchmeine eigene<br />
Familiengeschichte nehmeich<br />
jedoch davon Abstand,<strong>Menschen</strong><br />
nur nach Nationalitäten<br />
aufzuspalten. Dasschürt oft<br />
einen unguten Fanatismus.<br />
Durch dieSpurensuche in<br />
Ghana habeich viel über meinen<br />
Vater erfahren, ihn - wenn<br />
auch posthum - als„Mensch“<br />
kennengelernt. Das hat viele<br />
offene Fragen beantwortet und<br />
eine gewisse Sehnsucht gestillt.<br />
Es war wieeine Therapie -<br />
ich bin im Einklang mitmeinen<br />
Ahnen.<br />
Boris Becker hat,<br />
in Bezug aufseine<br />
Kinder mit gemischter<br />
Hautfarbe,<br />
vorkurzem<br />
bei einem Interview<br />
gesagt, die<br />
Anfeindungen gegenandere<br />
Hautfarben<br />
treffen ihn<br />
persönlich. Sport<br />
undMusikseien<br />
wichtigeKommunikationsvehikel,<br />
es gehe nicht um<br />
Hautfarbeund Religion, sondern<br />
darum,objemand eine<br />
besondere Leistung bringt.<br />
Daswürdebedeuten,dass<br />
<strong>Menschen</strong> mit anderem kulturellenHintergrundetwas<br />
Besonderes, also mehr leisten<br />
müssen als andere,um<br />
akzeptiert zu werden. Sind<br />
Sie auch dieser Meinung?<br />
Schonmein Vater hat immer<br />
besondersviel Wert auf sein<br />
Auftreten gelegt, besonders<br />
fleißig studiert. Er brachte es in<br />
den 50er Jahren durch mehrereStipendienaus<br />
einemkleinen<br />
Dorf in Ghana bisauf die<br />
UniinDeutschland, wo er dann<br />
Cosima Arabella-Asereba<br />
Kiesbauer wurde 1969 in<br />
Wiengeboren und startete<br />
ihreKarriere 1987 alsModeratorin<br />
derJugendsendung„X-Large“imORF.<br />
Von 1994 bis<strong>20</strong><strong>04</strong> liefihre<br />
Talkshow „Arabella“ auf<br />
„Pro Sieben“. Neben vielen<br />
nennenswerten Moderationen<br />
unterstützt sieseit<br />
Mai <strong>20</strong>14 im Erfolgsformat<br />
„Bauer sucht Frau“ heimische<br />
Single-Bauern bei der<br />
Suchenach der großen<br />
Liebe. Kiesbauer ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
meine Mutter kennengelernt<br />
hat. Ich glaubeauch, dass wir<br />
Besonderes leisten müssen,<br />
um eingewisses „Anfangsmalus“<br />
wettzumachen.<br />
Auch habe ichbemerkt, dass<br />
ich für vielejungeLeute mit<br />
Migrationshintergrund eine<br />
Vorbildfunktionhabe: ich habe<br />
es „trotzdem“ geschafft. Diese<br />
Artvon „empowerment“ übernehmeich<br />
gerne. <br />
Am 26. April startet wieder das Format „Wirt sucht Frau“ bei<br />
ATV.Abdann wird Arabella KiesbaueralleinstehendenWirten<br />
in unseremLand zum Glück verhelfen. VollerTatendrang ist sie<br />
in ÖsterreichsGasthäusernauf derSuche nach derrichtigen<br />
Würze in Sachen Liebeunterwegs! Doch auch mit„Bauer<br />
sucht Frau“ geht es demnächst weiter.Die Bauern der kommenden<br />
Staffelwerden am 31. Mai und 7. Juni vorgestellt.<br />
Man darfsichwiederauf jedeMengeHerzklopfen einstellen.<br />
<strong>Menschen</strong> 13<br />
Foto: ERNST KAINERSTORFER<br />
Foto: ERNST KAINERSTORFER
WasSehende nichtsehen<br />
Blinde können mehr, als Sehende ahnen, vor allem<br />
junge Blinde. Daraus entstehen viele Missverständnisse.<br />
Das gut Gemeinte schlägt ins Gegenteil um.<br />
können<br />
Anzeige<br />
INFO-TAGE<br />
Ein wenig<br />
Wissen<br />
undVerstehen<br />
macht eine<br />
Menge im<br />
Umgang<br />
mit Blinden<br />
aus.<br />
Blind istnicht gleich blind,<br />
auch wenn das Sehvermögen<br />
fehlt. Wie sich<br />
eine blinde Person orientieren<br />
kann, hängtauch vom Zeitpunkt<br />
ihrer Erblindung ab.Wer<br />
nichts sieht, muss zur Orientierung<br />
andereSinne schärfen -<br />
vor allem Gehör und Tastsinn.<br />
Für Blinde wie für Sehende<br />
aber gilt:Mit höherem Alter wird<br />
es schwerer,neue Fähigkeiten<br />
zu entwickeln. Deshalbfällt es<br />
<strong>Menschen</strong>, dieinhöherem<br />
Alter erblinden, schwerer als<br />
<strong>Menschen</strong>, dieschonseit GeburtoderKindheit<br />
blindsind,<br />
Hören undTastenfür dietägliche<br />
Orientierung zu entwickeln.<br />
Sokannein alterMensch ohne<br />
Sehvermögenvöllig hilflossein,<br />
während ein seit Geburt Blinder<br />
den täglichen Weg zur Arbeit<br />
ohne fremde Hilfe problemlosfindet.<br />
Zuerst fragen,dann handeln!<br />
Wichtig istesdaher vorerst<br />
immer zu fragen,obman behilflich<br />
sein darf. Nicht jeder<br />
Blindewill geführt werden,und<br />
es muss seine Entscheidung<br />
bleiben (blind, nicht entmündigt).Fast<br />
jeder Blinde kennt<br />
dieSituation,inder ihnein hilfsbereiter<br />
Mitbürger an denArm<br />
nimmtund über dieStraße<br />
zerrt, eine Straße, dieergar<br />
Die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs startet im Mai und Juni<br />
eine neue Veranstaltungsreihe für Kinder, Berufstätige und Senioren. Die Infotage bieten ein<br />
umfangreiches Programm und eine kostenlose Beratung. Der Eintritt ist frei!<br />
Sehbehindertengerechter<br />
Arbeitsplatz.<br />
KONTAKT<br />
info@hilfsgemeinschaft.at<br />
Telefon 01/330 35 45-0<br />
1<strong>20</strong>0 Wien, Jägerstraße 36<br />
Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs<br />
Foto: Franz Pfluegl<br />
Kinder-Infotag am<br />
23. Mai <strong><strong>20</strong>17</strong><br />
Am 23. Mai <strong><strong>20</strong>17</strong> lädtdie Hilfsgemeinschaftsehbeeinträchtigte<br />
Kinder und ihreEltern ins Beratungszentrum.Von<br />
10.00 bis<br />
16.00 Uhr gibt es Infos über<br />
Frühförderung biszum Schuleintritt<br />
sowie über Hilfsmittel für die<br />
Schule und daheim. Vorgestellt<br />
wird u. a. einLichtpult oderdie<br />
lustige Toniebox,ein Abspielgerät<br />
fürHörbücher,das für Kinder<br />
ab drei Jahren geeignet ist. Auch<br />
für Unterhaltung ist gesorgt:Kinderbuchautorin<br />
Sonja Kaiblinger<br />
liest aus einem ihrerBestseller<br />
und gibt Autogramme.<br />
Wirveranstalten<br />
eine Tombola mit<br />
tollen Preisen.<br />
Die Toniebox –<br />
das Audiosystem<br />
für Kinder.<br />
Foto: Fotolia<br />
Foto: tonies<br />
Infotag für Berufstätige<br />
am 7. Juni <strong><strong>20</strong>17</strong><br />
Berufstätigeund berufsfähige<br />
visuellbeeinträchtigte <strong>Menschen</strong><br />
erhalten von 10 bis18<br />
Uhrkostenlose Beratung, z. B.<br />
durch TSB Transdanubia über<br />
Arbeitsplatzausstattungen, die<br />
getestetwerden können. Am<br />
Infostand desSozialministeriumservice<br />
und der „Beruflichen<br />
Assistenz“ für <strong>Menschen</strong> mit<br />
Sehbehinderungund Blindheit“<br />
wirdüberFörderungen und<br />
Möglichkeitender Unterstützung<br />
informiert. DieWanderausstellung<br />
„Gemeinsam mehr<br />
sehen“ präsentiertverschiedene<br />
Berufsbilder. Austausch bietet<br />
diePlattform nett.working,<br />
derStammtisch für Berufstätige<br />
und <strong>Menschen</strong> imberufsfähigen<br />
Alter.Der Infotag richtet<br />
sich auch an Unternehmer!<br />
Senioren-Infotagam<br />
14. Juni <strong><strong>20</strong>17</strong><br />
Für SeniorInnenmit Sehbeeinträchtigung<br />
findet am 14.Juni<br />
<strong><strong>20</strong>17</strong> von 10 bis17Uhr ein Infotag<br />
statt. Präsentiert werden die<br />
neuestenHilfsmittelfür denAlltag<br />
oder zur Gesundheitsvorsorge,etwasprechende<br />
Uhren,<br />
Küchengeräte oder Blutdruckmessgeräte.<br />
TSB Transdanubia<br />
berät überSehhilfen undlädtzu<br />
Tests von Bildschirmlesegeräten,<br />
Lupenbrillen u.v.a.m. ein.<br />
Die Hilfsgemeinschaft stellt ihr<br />
barrierefreies Seniorenwohnhaus<br />
WaldpensioninNÖvor:<br />
Am Rande derBuckligenWelt<br />
werden Urlaub oderDauerwohnen<br />
in familiärerAtmosphäre<br />
geboten. Interessierte können<br />
sich über Besuchs-und Begleitdienste<br />
und andere kostenlose<br />
Serviceangebote informieren.<br />
nicht überqueren wollte! Blinde<br />
nehmen mitihrem meist ausgeprägteren<br />
Gehör und Tastgefühlihre<br />
Umgebung anders<br />
wahr alsSehende.<br />
Die Unebenheiten einesWeges,überdie<br />
derSehendevielleicht<br />
zu stolperndroht, können<br />
dem BlindenwichtigerAnhaltspunkt<br />
zur Orientierung sein.<br />
Geräusche, diedem Sehenden<br />
alslästiger Lärmerscheinen,<br />
geben demBlindenHinweise<br />
darauf, wo er sich gerade befindet.<br />
Blindesehen für andere<strong>Menschen</strong><br />
oft hilflos aus, wenn sie<br />
es gar nicht sind.Der Blinde,<br />
der auf der obersten Stufe in<br />
derZugtür steht und mitdem<br />
Langstock tastet, ist nicht hilflos,<br />
er erkundet denWeg auf<br />
den Bahnsteig.Ein Mitreisender,<br />
der einfach seinen Arm<br />
greift,ist nicht hilfreich, sondern<br />
bringtden Blinden möglicherweise<br />
sogar in Gefahr, weiler<br />
ihn ausdem Gleichgewicht<br />
bringt.<br />
Blindesehen auf derStraße oft<br />
etwas grantigaus. Dahinter<br />
steckt meist keine schlechte<br />
Laune, sonderneinfachdie<br />
enorme Konzentration, dieein<br />
Blinder außerhalbseiner vertrauten<br />
Umgebung bei jedem<br />
Schritt braucht.<br />
Mit den Ohren sehen<br />
Durchintensives TraininggelingtesBlinden,<br />
das Hörvermögen<br />
zu einem exzellenten Ortungs-<br />
und Interpretationsinstrument<br />
zu entwickeln. Damit<br />
nehmen siewahr, was Sehendeoft<br />
nicht mitbekommen.<br />
Feine Geräuschnuancen erhalten<br />
so Bedeutung.Einen<br />
Blinden, der sich nach einem<br />
Gespräch in derEinschätzung<br />
seines Gesprächspartners getäuscht<br />
hat, wird manvergeb-<br />
lich suchen. EinBlinder, der<br />
uns beimGespräch nicht anschaut,<br />
ist nicht automatisch<br />
desinteressiert oderunhöflich.<br />
Blindeneigen dazu, dem Gesprächspartner<br />
eher ihr Ohr zu<br />
schenken als ihr Gesicht zuzuwenden,<br />
und es kostet viel<br />
Übung für einen Blinden,diese<br />
schlechte Angewohnheit abzulegen<br />
- fallsersichihrer überhauptbewusst<br />
ist.<br />
Hinweis fürAutofahrer<br />
Anhalten und einen Blinden<br />
über dieStraße lassenzuwollen<br />
ist zwar eine nette Geste,<br />
aber sie ist problembelastet.<br />
Der Blinde nimmt nämlich nur<br />
wahr, dass einAuto angehalten<br />
hat. DerGrunddafür bleibt ihm<br />
verborgen. Will ihnder Autofahrer<br />
wirklichüber dieStraße<br />
lassen,oder hält er ausganz<br />
anderen Gründen an und fährt<br />
gleichwiederlos? Dazu kommen<br />
noch Radfahrer und anderefreie<br />
Überholer, derenAnwesenheit<br />
oftdurch das Motorgeräuschverschleiert<br />
wird.<br />
Wichtig zu wissen: bei Blinden<br />
gehtimmer erstder Stock,<br />
dann der Mensch. Ist der Stock<br />
eingezogen, dann wird der<br />
Blindeinder Regel auch nicht<br />
losgehen (Vorsicht ist dennoch<br />
angebracht).<br />
Tipps fürKellnerInnen<br />
Für alle Kellnerinnen und Kellner,aberauch<br />
sonstige Begleiter<br />
im Restaurant: die(unauffällige)<br />
Beschreibung desTellerinhaltes<br />
ist fast immer eine gute<br />
Idee. Wenige Dinge desAlltags<br />
sind für einen Blinden so<br />
schwer wie einigermaßen zivilisiertesessen.<br />
Diesgehtso<br />
weit, dass vieleBlinde im Restaurant<br />
ihrEssen nach Zugänglichkeitanstatt<br />
nach Geschmack<br />
aussuchen. <br />
Foto: Fotolia<br />
KönnenBlinde<br />
Feinschmeckersein?<br />
Jeder kennt denSpruch „Die<br />
Augen essen mit“. Sehen,<br />
Riechen und Schmecken gehören<br />
beimEssen einfach zusammen.<br />
Blinden wird der Zugangzum<br />
Essen nicht leicht<br />
gemacht. Was Sehendemit<br />
Auge und Geruchssinn in geschmackliche<br />
Kategoriensortieren,<br />
bereitet BlindenerheblicheSchwierigkeiten.<br />
Eigentlich<br />
müssten siedie Speisen<br />
K o s t b a r • L e i s t b a r<br />
abtasten, um sich ein Bild fürs<br />
innereAugezumachen.<br />
Auch dieKonzentration aufs<br />
Essen erfordertweitmehr<br />
Konzentration, kann jedoch zu<br />
einer beachtlichen Entwicklung<br />
des Geschmacksinns<br />
führen, denn meist wird der<br />
fehlendeoptische Eindruck<br />
durch einenintensiveren<br />
Geruchs- und Geschmackseindruck<br />
kompensiert. <br />
BiGut<br />
Kostbar und Leistbar für EmpfängerInnen der<br />
Mindestsicherung und für MindestpensionistInnen!<br />
Die Speisen sind allesamt qualitativ hochwer-<br />
tig, mit regionalen Zutaten zubereitet, ohne<br />
künstliche Konservierungsmittel und ohne<br />
Geschmacksverstärker. Und sie sind äußerst<br />
günstig. BiGut ist kostbar und vor allem leistbar<br />
für <strong>Menschen</strong>, die von Armut bedroht<br />
sind. Die Mahlzeiten werden einmal pro Woche<br />
zugestellt. Woche für Woche entschei-<br />
den die Kundinnen und Kunden, an welchem<br />
Wochentag welches Gericht auf den Teller<br />
kommt. Vom Bohneneintopf über das Blun-<br />
zengröstl bis hin zum Hühnergeschnetzelten,<br />
stets verwöhnt die gewohnt hohe Qualität der<br />
Wiener Menü-Manufaktur den Gaumen.<br />
Mittagessen<br />
€ 3,50<br />
Abendessen<br />
€ 2,30<br />
monatlich € 174,– inkl. Zustellung<br />
täglich<br />
€ 5,80<br />
Kundenservice Mo – Do: 7.00 – 17.00 Uhr, Fr: 7.00 – 15.00 Uhr<br />
(01) 79 579 www.speisenzusteller.at<br />
14 <strong>Menschen</strong><br />
<strong>Menschen</strong> 15
Gehörlos - Leben mit der Stille<br />
Während die Kommunikation unter gebärdenden Gehörlosen<br />
kein Problem darstellt, ist die Unterhaltung mit Hörenden in der<br />
Regel anstrengend –für beide Seiten.<br />
Die meisten gehörlosen<br />
<strong>Menschen</strong> betrachten<br />
sich selber nicht als<br />
behindert,denn sie können alles<br />
–außer hören. Ihre Behinderung<br />
zeigt sich lediglich im<br />
Umgang mit ihren hörenden<br />
Mitmenschen. Gehörlose haben<br />
in derGesellschaft immer<br />
noch einen äußerst schweren<br />
Stand. Dadie Gebärdensprache<br />
in unserer Gesellschaft<br />
nicht präsent ist, ergebensich<br />
Problematiken inder Kommunikation<br />
mit Hörenden.<br />
Selbst wenn die Gehörlosen<br />
gut von den Lippen ablesen<br />
können, müssen sie sich den<br />
Großteil des Gesprochenen<br />
zusammenreimen.<br />
Fotos: Fotolia<br />
Eindeutig erfassen lassen sich<br />
im Schnitt kaum mehr als 30<br />
Prozent des Gesagten. Viele<br />
Wörter sind sich einfach zu<br />
ähnlich, um sie an der Bewegungdes<br />
Mundes unterscheiden<br />
zu können - zum Beispiel<br />
„Mutter“ und „Butter“ oder<br />
„aus“ und „Haus“. Grundsätzlichgilt:<br />
Um einereibungslose<br />
Kommunikation zwischen Gehörlosen<br />
und Hörenden zu gewährleisten,<br />
ist das Verwenden<br />
von Gebärdensprache<br />
und dem Fingeralphabet ausschlaggebend.<br />
Der Unterschied<br />
zwischen dem Finger-<br />
LOVE! Fast alle Hörenden<br />
und Gehörlosen verstehen<br />
das Fingeralphabet.<br />
16 <strong>Menschen</strong><br />
alphabet und der Gebärdensprache<br />
liegt darin, dass bei<br />
der Gebärdensprache eine<br />
einzelne Bewegung einem<br />
Wort entspricht, während<br />
beimFingeralphabet das Wort<br />
buchstabiert wird.<br />
Schon eine Terminvereinbarung<br />
und ein Besuch bei<br />
einem Arzt oder einer Behördestellt<br />
eine Hürde dar. In der<br />
Arbeitswelt sind sie Tag für<br />
Tag mit Barrieren konfrontiert.<br />
Viele Berufe sind ihnen verwehrt,<br />
da sie nur eingeschränkt<br />
mit Hörenden kommunizieren<br />
können und das<br />
Telefonieren nicht möglich ist.<br />
Gehörlose werden bei vielen<br />
sicherheitstechnischen Anlagen<br />
nicht bedacht. Bei jedem<br />
Foto: Fotolia<br />
Notruf (Feuerwehr, Rettung,<br />
Polizei; Notrufsäulen auf der<br />
Autobahn) müssen genaue<br />
Angaben gemacht werden.<br />
Gehörlose sind dazu nicht in<br />
der Lage. Wo Hörende akustische<br />
Signale wahrnehmen,<br />
wie z.B. Klingel, Telefon, Wecker,<br />
Feuermelder, behelfen<br />
sich Gehörlose mit Vibration<br />
und Lichtsignalen. Um diesen<br />
Problemen ein Ende zu setzen,<br />
ist eswichtig, die Gesellschaft<br />
darauf aufmerksam zu<br />
machen. Dies wäre möglich<br />
durch mehr Präsenz der Gebärdensprache<br />
imFernsehen<br />
und durch öffentliche Veranstaltungen.<br />
<br />
Makuladegeneration<br />
TSB Transdanubia verbessert den Alltag<br />
von sehbehinderten <strong>Menschen</strong> mit elektronischen<br />
Seh- und Lesehilfen.<br />
Vergrößernde Sehhilfen<br />
bieten <strong>Menschen</strong> mit<br />
Sehstörungendurch<br />
altersbedingte Makuladegeneration,<br />
aber auch bei anderen<br />
Netzhauterkrankungen, spürbare<br />
VerbesserungenimAlltagsleben.<br />
Unter Makuladegeneration<br />
versteht maneinen<br />
zentralen Sehfeldausfall, der<br />
sichfür Betroffene mitgroßen<br />
Problemen z. B. beim Lesen<br />
und Schreiben, beimErkennen<br />
von Gesichternoder beim<br />
Fernsehen negativbemerkbar<br />
macht. Um die verschiedenen<br />
Sehaufgaben desAlltags wiederbewältigen<br />
zu können, gibt<br />
es vielfältige Hilfsmittel.<br />
TSB TRANSDANUBIA<br />
Diese reichen von sehbehindertengerechterBeleuchtung<br />
über Spezialbrillen und Lupen<br />
bishin zu elektronischen Sehhilfen.<br />
Das österreichische Unternehmen<br />
TSB-Transdanubia<br />
hat eine ganzheitliche Herangehensweiseentwickelt,bei<br />
welcher der Mensch im Mittelpunktsteht.<br />
Lösungen fürnahezu jede<br />
Sehschwäche<br />
Das Unternehmen weist weltweitein<br />
einzigartigesProduktspektrum<br />
für blinde undsehbehindertePersonen<br />
auf. Dies<br />
schafft dienotwendige Objektivität,<br />
um dasgeeignetste Gerät<br />
Wieder besser sehen!<br />
einzusetzen. Am HauptstandortWiensind18Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Im Team arbeiten<br />
zu mehr als der Hälfte sehschwache<br />
und blinde Experten,<br />
diefür verschiedene Qualifikationsschwerpunkte<br />
ihre<br />
Kompetenzen einbringen.<br />
Die Kombination ausindividueller<br />
Beratung und dem Einsatz<br />
Bei der Firma TSB Transdanubia erhalten Betroffene die<br />
Möglichkeit, u.a. ihre Dioptrie-Werte, ihr Kontrastsehen<br />
und ihren Lichtbedarf bestimmen zu lassen.<br />
Foto: TSB Transdanubia<br />
Technikfür Sehschwächen und Blinde<br />
Nach genaueraugenoptischer<br />
Abklärung wirdauf diespezifischen<br />
Wünsche und Möglichkeiten<br />
eines jeden Klienten in<br />
einem Beratungsgespräch eingegangen.<br />
Optische Sehhilfen<br />
werdenbesonders gernein<br />
Anspruch genommen.<br />
Bei der Sicht in die Ferne greifen<br />
u.a. blendempfindliche<br />
Klienten gerne zu Seitenschutzfassungen<br />
(schützen vor seitlich<br />
einfallendenSonnenstrahlen)<br />
mitKantenfiltergläsern<br />
(steigern die Kontraste). Eine<br />
Besonderheit der Kantenfiltergläser<br />
stellenE-Scoop Gläser<br />
dar,welche durch ihrespezielle<br />
Dicke und Kurve des Glases<br />
dieFernsicht verbessern.<br />
Ruby, die elektronischeLupemit<br />
HD-Kamera undvielen<br />
Funktionen für jede<br />
Lebenslage.<br />
Foto: Simon Kupferschmied Fotografie<br />
Foto: TSB Transdanubia<br />
Bei der Sicht in die Nähe haben<br />
Patienten, welche an einer<br />
Makuladegeneration, Glaukom,<br />
RetinopathiaPigmentosaoder<br />
an einer diabetischen Retinopathieleiden,<br />
oft große Schwierigkeitenbeim<br />
Lesen. In manchen<br />
Fällen erreichen Betroffene<br />
miteinerLupenbrilledie gewünschten<br />
Leseerfolge. Diese<br />
sehr starken Lesebrillen gibt es<br />
auch mitintegrierter Beleuchtung.<br />
Sollte mitdem derzeitigen<br />
Standder Technik imBereich<br />
Optik und Beleuchtung lesen<br />
nicht oder nur mühsam möglich<br />
sein, gibt es die Möglichkeitmit<br />
elektronischen Lupen oder<br />
Bildschirmlesegeräten wieder<br />
komfortabel zu lesen. Neuerdingswird<br />
immeröfter dieOr-<br />
TOPASZ PHD, das mobile,<br />
zusammenklappbare<br />
Bildschirmlesegerätmit<br />
HD Kamera.<br />
bewährterProdukte, abgestimmtauf<br />
den tatsächlichen<br />
Bedarf, gewährleistet diebesten<br />
Ergebnisse für dieKunden.<br />
www.tsb.co.at <br />
Die Licht-Lupen-Brille<br />
Leddles kombiniertbedarfsgerechte<br />
Vergrößerung<br />
mitoptimaler<br />
Beleuchtung.<br />
Camangepasst. Diese kleine<br />
Kamerawird aufdie Brille montiert,<br />
sie fotografiert jeden gedruckten<br />
Text (Brief, Zeitung,<br />
Buch) und liest ihnüber einen<br />
Lautsprecher am Brillenbügel<br />
vor. Die meisten Systeme können<br />
unverbindlich 14 Tage getestet<br />
werden. Vereinbaren Sie<br />
einen persönlichen Beratungsterminineiner<br />
der Niederlassungen<br />
inWien,Linz,Graz<br />
oder bei Ihnen zu Hause unter:<br />
Telefon 01/278 83 33.<br />
<strong>Menschen</strong> 17<br />
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So anders wie Du<br />
Vom „Anderssein“ in Kinderbüchern<br />
<strong>Menschen</strong> sehen unterschiedlich<br />
aus, haben<br />
verschiedene<br />
Hautfarben, sexuelle Identitäten,<br />
haben eine Behinderung<br />
oder auch nicht. Diemoderne<br />
Lebensrealität von Kindernist<br />
bunt und vielfältig.Nebender<br />
klassischen Kleinfamilie gibt es<br />
ganz unterschiedlichzusammengesetzte<br />
Familiengefüge,<br />
indenen sieleben. Außerdem<br />
nehmen Kinder bereitswahr,<br />
dasssich <strong>Menschen</strong>unter<br />
anderem aufgrund ethnischer<br />
Herkunft,sexueller Identität,<br />
aufgrundvon Sprache, Geschlecht,<br />
Behinderung, religiöser<br />
oder weltanschaulicher<br />
Prägung unterscheiden. Zu<br />
dieser unglaublichen Vielfalt<br />
HAUS TALISMAN<br />
haben Kinder vieleneugierige<br />
Fragen. Bart Moeyaertist einer<br />
der großen europäischenKinder-<br />
undJugendbuchautoren.<br />
Er erzähltinseinemBuch „Du<br />
und ichund alle anderen Kinder“(ab<br />
10 Jahren)auf über<br />
500 Seiten von allerlei Merkwürdigkeiten.Ein<br />
Fuchs,der<br />
über Unterschiedeund Gleichheiten<br />
philosophiert. Eine afrikanische<br />
Lehmhüttemittenim<br />
Nachbargarten.Titia,die den<br />
grausamenGeneral mitGeschichten<br />
bezaubert. Eine<br />
Oben- und eine Untenkatze,<br />
dieZeugen von epochalen<br />
Umbrüchenwerden.Und<br />
Langerschmatz und Kurzerschmatz,<br />
für die Agatha eigentlich<br />
längst zu groß ist.Das alles<br />
Ein Kinderbuch,das<br />
unsere gesellschaftliche<br />
Buntheit, das<br />
„Anderssein“, als gegebenbegreift.<br />
und noch viel mehr Wundersames<br />
gibt es in dieser einzigartigen<br />
Anthologie zu entdecken.<br />
Meisterhaft illustriert! Im Zentrum<br />
von BartMoeyaert’s Geschichten<br />
stehen oft Kinder,die<br />
anderssind, seltsame Eltern<br />
und auch mal unverstandene<br />
Egal woher Du kommst,<br />
hier bist Du willkommen!<br />
Im Familienhaus<br />
„Talisman 1150“<br />
findet sich die<br />
ganze Welt unter<br />
einem Dach.<br />
Wien versteht sich gerne als<br />
Weltstadt, seit jeher trafen Ost<br />
und West an der Donaumetropoleaufeinander.Seit<br />
moderne<br />
Transportmittel dieWelt immer<br />
näher zusammenrücken lassen,<br />
ist Wienzur Heimat von<br />
<strong>Menschen</strong>aller Kontinenteund<br />
Nationen geworden. Diese Tatsache<br />
wird auch im privaten<br />
Seniorenwohn- undPflegeheim<br />
„der Talisman“ desVereins<br />
HELFENDE HÄNDE offenbar,<br />
hier können SieimblütenreichenGarten<br />
ebenso einer<br />
Für alleKulturen geöffnet<br />
Fotos: Fotolia<br />
burgenländischen Weinbäuerinbegegnen<br />
wieeinemrussischen<br />
Physiker oder einem<br />
venezuelanischen Geschäftsmann.<br />
Sei es der Beruf oder die<br />
Liebe, die<strong>Menschen</strong> aus anderenTeilen<br />
der Welt nach Wien<br />
ziehen mögen, sollten Ihre<br />
Eltern in der Heimat nicht mehr<br />
ohne Bedenken ihren Alltag<br />
bestreitenkönnen - imHaus<br />
Foto: Fotolia<br />
Schweine.DieseEigenheiten<br />
bügelt Moeyaert nicht glatt mit<br />
irgendeinemHeile-Heile-Segen-Spruch.Erlässt<br />
Differenzen<br />
stehen und Fragen offen.<br />
Das tut manchmal weh und irritiert.<br />
Aber so ist Leben. <br />
„Talisman“ findenSie ohne<br />
große Hürden ein Zuhause für<br />
Vater und Mutter und haben sie<br />
endlich ganz in Ihrer Nähe. Ist<br />
es nicht erstrebenswerter,vor<br />
Ortfür seine Lieben sorgenzu<br />
können, alssich ausder Ferne<br />
Sorgenzumachen?<br />
Egal,obSie ausAustralien,<br />
Brasilien, Tirol oder Salzburg<br />
stammen: Es istein gutes Gefühl,<br />
wenn dieFamilieeinander<br />
nah seinkann. Denn fürsorglichePflegesollauch<br />
inder<br />
Weltstadt Wien nicht nur den<br />
WienerInnen vorbehalten sein!<br />
Familienhaus<br />
„Talisman 1150“<br />
1150 Wien, Turnergasse 9<br />
Telefon: 01/893 42 64<br />
www.helfendehaende.com<br />
Foto: Carl Hanser Verlag<br />
<strong>Menschen</strong> mit<br />
Down-Syndrom<br />
haben es schwer,<br />
ihrenatürliche<br />
Sexualität auszuleben.<br />
Tabuthema: Sexualität und<br />
Down-Syndrom<br />
Das Recht auf Sexualität untersteht dem Grundrecht der persönlichen<br />
Freiheit, das auch für <strong>Menschen</strong> mit Trisomie 21 gilt. Doch dieses Recht<br />
prallt in der Praxis auf Bedenken.<br />
Die gesellschaftliche<br />
Stellung von <strong>Menschen</strong><br />
mit Down-Syndrom<br />
hatsichdank dergestiegenen<br />
Lebenserwartung und<br />
-qualität deutlich verbessert.<br />
Doch während die Vorurteile<br />
in Beruf und Freizeit zunehmend<br />
abgebaut werden, ist<br />
kaum etwas so tabuisiert wie<br />
die Tatsache, dass sich auch<br />
<strong>Menschen</strong> mit Downsyndrom<br />
verlieben können und heiraten<br />
möchten. Der Einfluss des<br />
Fernsehens ist auch für die<br />
Heranwachsenden mit Down-<br />
Syndrom enorm groß. Hier lernen<br />
sie, wie andere Jugendliche<br />
auch, die ganze Palette<br />
des menschlichen Miteinanders<br />
kennen. Homosexualität,<br />
Verliebtsein, Hass, Eifersucht,<br />
Einsamkeit. Die Frage lautet<br />
stets: Sind <strong>Menschen</strong> mit Trisomie<br />
21 überhaupt zu so viel<br />
Selbstbestimmungfähig, dass<br />
sie ineiner Beziehung nicht in<br />
Missbrauchssituationen geraten<br />
- emotionalewie sexuelle?<br />
Sexualerziehung ist wichtig<br />
Gute Aufklärung kann helfen,<br />
eine selbstbewusste Geschlechtsidentität<br />
aufzubauen.<br />
Erwachsene mit Down-<br />
Syndrom sind sexuelle<br />
menschliche Wesen, genau<br />
wieder Rest der Bevölkerung,<br />
allerdings kann esunterschiedliche<br />
Wachstumsmuster<br />
geben. Mädchen können<br />
später als ihre Altersgenossinnen<br />
mit der Menstruation beginnen.<br />
Nur selten setzt sie<br />
gar nicht ein. Schwangerschaften<br />
können und sind bereits<br />
vorgekommen. In einer<br />
Studie(Irisches Down Syndrome<br />
Magazin) an 27 Frauen mit<br />
Down-Syndrom, die Kinder<br />
geboren haben, gab es zehn<br />
Babys mit Down-Syndrom,<br />
sechs hatten geistige<br />
und/oder physische Handicaps.<br />
Für Mädchen ist es<br />
bedeutsam, dass sie lernen,<br />
dass Erwachsensein inVerbindung<br />
mit sexuellem Benimmsteht.<br />
Es istnichtschicklich,<br />
wenn ein 19-jähriges<br />
Foto: Fotolia<br />
Mädchen jeden Mann, dem<br />
sie vorgestellt wird, gleich<br />
herzlich umarmt.<br />
Auch Männer mit Down-Syndrom<br />
durchwandern meistens<br />
eine sexuelleEntwicklung,die<br />
der übrigen Bevölkerung<br />
gleicht. Die Entwicklung von<br />
Genitalien und Körperbehaarung<br />
ist dieselbe. Sie erfahren<br />
Erektionen und können ejakulieren.<br />
Jedoch, ist ihr Sperma<br />
möglicherweise zuschwach<br />
oder unvollständig, umein Ei<br />
zu befruchten.<br />
Es gibt zwar Männer mit einer<br />
Mosaikform des Down-Syndroms,<br />
die bereits Vater geworden<br />
sind, inder Regel<br />
passiert das jedoch nicht. <br />
18 <strong>Menschen</strong><br />
<strong>Menschen</strong> 19
Mag. Maria Grossauer,<br />
Mama vonFelix mit<br />
Down-Syndrom,<br />
geboren <strong>20</strong>07, sowie<br />
zuständig für Pressearbeit,<br />
Marketing&Fundraising im<br />
Verein Down-Syndrom<br />
Österreich (DSÖ).<br />
Eine Mutter erzählt:<br />
Down-Syndrom<br />
- alles andere<br />
Die Diagnose Trisomie 21 ist zunächst<br />
so etwas wie ein Schock. Wenn man<br />
sein Baby dann in den Armen hält, das<br />
Zuneigung und Liebe braucht, rückt die<br />
Diagnose in den Hintergrund.<br />
Wir haben Maria<br />
Grossauer vom Verein<br />
Down-Syndrom<br />
Österreich, die selbst Mutter<br />
eines neunjährigen Buben ist,<br />
der mit der Chromosomenbesonderheitlebt,<br />
gefragt, wie<br />
man als Eltern mit der Diagnose<br />
Trisomie 21 umgeht.<br />
Wie schafft man das?<br />
Wir Eltern sahen es direkt<br />
nach der Geburt, dass Felix<br />
mit dem Down-Syndrom zur<br />
Weltgekommenist.Die Ärztin,<br />
die bei der Geburt dabei war,<br />
erzählte uns von einem Jungen,<br />
der eine geistige Behinderung<br />
hatte, mit dem sie<br />
aufgewachsen sei und dass<br />
diese Freundschaft ihr soviel<br />
gegeben hätte und sie soviel<br />
daraus lernen konnte. Auch<br />
dieHebamme schaute mir tief<br />
als down!<br />
in die Augen und sagte mit<br />
fester Stimme: „Sie werden<br />
SEHR glücklich mit ihm werden,<br />
glauben sie mir“. Ich<br />
stammelte darauf nur ein<br />
skeptisches: „Na hoffentlich!“.<br />
Aber siehatte Recht.Und wie!<br />
Die Stimmung, die ersten<br />
Momente und Worte nach der<br />
Diagnose sind enorm wichtig.<br />
Auch wenn man die Worte in<br />
dem Augenblick „nur“hört, sie<br />
wirken und wirken nach und<br />
ichbin denbeiden<strong>Menschen</strong>,<br />
die uns diese aufmunternden<br />
Sätze geschenkt haben, sehr<br />
dankbar. DieFreude über dieses<br />
süße Wesen überwog bei<br />
uns sehr rasch. Das war die<br />
eine Seite. Die andere Seite<br />
war die reale Welt der Familie<br />
und Freunde, die genau so<br />
wenig darauf vorbereitet<br />
waren wie wir. Mir fielen die<br />
Foto: Horst Dockal<br />
Glückwunsch-Telefonate anfangs<br />
schwer: „Ja, danke, er<br />
ist da-ABER…“ Für uns als<br />
Eltern war es in den ersten<br />
Tagen nach der Geburt sehr<br />
wichtig, dass wir ganz offen<br />
und ehrlich miteinander gesprochen<br />
haben, uns ausdrücklich<br />
erlaubt haben alles<br />
anzusprechen. Alle Ängste,<br />
alle Sorgen, alle Gefühle.<br />
Verändert ein Kind mit<br />
Down-Syndrom den Alltag?<br />
Man fördert ein Kind mit<br />
Down-Syndrom in all seinen<br />
Entwicklungsschritten sicher<br />
intensiver und öfter. Die Entwicklung<br />
verläuft insgesamt<br />
langsamer als die der Altersgenossen.<br />
Esgibt schon viele<br />
Möglichkeiten, Kinder mit<br />
Down-Syndrom zuunterstützen.<br />
Frühförderung und therapeutische<br />
Unterstützung in<br />
Form von Logopädie, Ergotherapie<br />
und Physiotherapie<br />
helfen bei der Entwicklung von<br />
Motorik und Sprache. Das ist<br />
sicher ein Zeitfaktor, der nicht<br />
zu unterschätzen ist. Eine<br />
frühe Förderung ist aber in<br />
den meisten Fällen sehr erfolgreich<br />
und lässt sich auch<br />
spielerisch in den Alltag integrieren.<br />
Die meisten Eltern<br />
empfinden ihr Kindals besondere<br />
Bereicherung. Ich kann<br />
das nur bestätigen.<br />
Zusatzerkrankungen wie ein<br />
Herzfehler oder eine hohe Infektanfälligkeit,<br />
Fehlfunktionen<br />
derSchilddrüseund Veränderungen<br />
imMagen-Darmbereich,<br />
die manchmal mit dem<br />
Down-Syndrom einhergehen,<br />
bestimmen natürlich phasenweise<br />
schon das Alltagsleben.<br />
Bei Felixz.B.wurde zweiTage<br />
nach der Geburt ein Herzfehler<br />
festgestellt und das zog<br />
uns wirklich den Boden unter<br />
den Füßen weg und war sicher<br />
eine der schwierigsten<br />
Phasen in unserem Leben. Bei<br />
Felix wurde später auch eine<br />
Immunschwäche festgestellt<br />
und so sind wir jetzt öfters im<br />
Spital wegen immunstärkender<br />
Infusionen. Das alles tut<br />
seiner Lebensfreude und seinem<br />
offenen Wesen aber keinen<br />
Abbruch - ganz im Gegenteil:<br />
er verzaubert mit seiner<br />
freundlichen und herzlichen<br />
Art inkürzester Zeit<br />
regelmäßig das gesamte<br />
Krankenhauspersonal.<br />
Wie begleitet man ein Kind<br />
mit Down-Syndrom in die<br />
Selbstständigkeit?<br />
Kinder mit Down-Syndrom<br />
haben Lernpotential wiejedes<br />
andere Kind, das wird häufig<br />
unterschätzt, nur eben in<br />
ihrem eigenen Tempo. <strong>Menschen</strong><br />
mit Trisomie 21 lernen<br />
zudem viel durch Vorbildwirkung,<br />
durch Imitation und<br />
Nachahmen.<br />
Ermutigung und Konsequenz<br />
istbei jedem Kind wichtig, bei<br />
Kindern mit Down-Syndrom<br />
„besonders“ wichtig.<br />
Sie brauchen ganz klare<br />
Grenzen und Regeln, an denen<br />
Sie sich orientieren und<br />
festhalten können. In der<br />
Gesellschaft integriert zusein<br />
und an den ganz normalen<br />
Dingen des Alltags teilhaben<br />
zu können, sind wichtige<br />
Voraussetzungen, umspäter<br />
ein möglichst selbstständiges<br />
Leben führen zu können.<br />
Wir legen bei Felix unser<br />
Augenmerk nicht auf Defizite,<br />
sondern bieten ihm dort<br />
Unterstützung an, wo gerade<br />
sein größtes Interesse besteht.<br />
Dann hat er Spaß am Lernen<br />
und macht Fortschritte aus eigenem<br />
Antrieb.Erist unglaublich<br />
wissbegierig und neugierig<br />
und überrascht uns täglich<br />
neu auf das Positivste.<br />
Welche Hilfestellungen<br />
bietet der Verein Down-Syndrom<br />
Österreich?<br />
Der gemeinnützige Elternverein<br />
setzt sich für die Optimierung<br />
von Lebenschancen für<br />
<strong>Menschen</strong> mitDown-Syndrom<br />
ein. Wir möchten Vorurteile<br />
und Berührungsängste abbauen.<br />
Wir wollen durch Medienpräsenz<br />
Aufklärungsarbeit<br />
leisten. Publikation von<br />
Videos, Informationsboxen<br />
und die Herausgabe der<br />
Fachzeitschrift „LebenLachen<br />
Lernen“ tragen dazuebenfalls<br />
bei. Wir organisieren Tagungen,<br />
Fachvorträge, Workshops<br />
und Veranstaltungen.<br />
Die Homepage von Down-<br />
Syndrom Österreich dient als<br />
Informationsplattform und<br />
bietet eine große Sammlung<br />
an aktuellen Down-Syndromspezifischen<br />
Themen.<br />
Wie kann man den Verein<br />
unterstützen?<br />
Die Finanzierung wird größtenteils<br />
durch Spenden realisiert.Doch<br />
jede Formvon Hilfe<br />
und Unterstützung ist willkommen.<br />
Derzeit suchen wir eine<br />
Agentur, die uns bei der Erstellung<br />
eines TV-Spots hilft,<br />
um die berufliche Situation<br />
von <strong>Menschen</strong> mit Down-<br />
Syndrom zu verbessern.<br />
www.down-syndrom.at <br />
Down-Syndrom Österreich bietet eineInformationsbox<br />
für Eltern von Neugeborenen mitDown-Syndrom an. Die<br />
Neugeborenen-Infobox enthält umfassende Informationen und<br />
Aufklärungsmaterial über Down-Syndrom und beantwortet<br />
neubetroffenen Eltern Fragen, die sichdurch dieGeburt<br />
eines Kindes mitTrisomie 21ergeben.<br />
www.down-syndrom.at<br />
<strong>20</strong> <strong>Menschen</strong><br />
<strong>Menschen</strong> 21
Selektiver Mutismus:<br />
Bei Fremden stumm<br />
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Down-Syndrom in den Medien<br />
Moderner Sprachgebrauch mit einer Vermeidung negativ besetzter Begriffe gibt<br />
in der Öffentlichkeit den Weg frei, „das zu sehen, was ist“.<br />
WIENER ROTESKREUZ<br />
Die Sprache hat einen<br />
größeren Einfluss auf<br />
die Reaktion der Öffentlichkeit,<br />
alsvielenbewusst<br />
ist. Aus Gewohnheit werden<br />
oft herkömmliche Sprachbilder<br />
unüberlegt verwendet,<br />
ohne das verzerrte Bild zu<br />
sehen, das sich daraus in der<br />
Öffentlichkeitergibt, undohne<br />
an die Auswirkungen für die<br />
Betroffenen zu denken.<br />
Aktionspreis: Niederflurbett<br />
Dasvoll elektrische,<br />
absenkbare<br />
Niederflurbettmit<br />
einem Einstieg von<br />
nur 22 cm Höhe<br />
verbindet Sicherheitmit<br />
Wohlbefinden.<br />
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über höchste Variabilität:<br />
viergeteilte<br />
Liegefläche, (90 x<br />
<strong>20</strong>0 cm),elektrischverstellbarerKopf-<br />
und Fußteil,Fußteil<br />
mitpatentgeschütztemKnieknick,<br />
per Handschalter elektrisch<br />
verstellbar, verdrehsichere,<br />
leichte Seitengitter,<br />
problemlos voneinerPerson<br />
auf- und abzubauen, fernsteuerbare<br />
Handbedienung.<br />
Für Sicherheitsorgenein<br />
Ihr Gesundheitspartner<br />
Damit Angehörige und <strong>Menschen</strong>, die Sicherheit brauchen,<br />
wieder beruhigt und entspannt schlafen können.<br />
Foto: Fotolia<br />
Aufrichter und ein Haltegriff.<br />
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Fotos: Fotolia<br />
Was ist Down-Syndrom?<br />
<strong>Menschen</strong>mit Down-Syndrom<br />
sind Botschafter der Vielfalt<br />
des Lebens. Sie tragen in<br />
ihrenKörperzellen 47 stattder<br />
üblichen 46 Chromosomen.<br />
Das 21. Chromosom ist dreifach<br />
vorhanden, daher „Trisomie<br />
21“ - dieses überschüssige<br />
Chromosom trägt jene Gene,<br />
die <strong>Menschen</strong> mit Down-<br />
Syndrom sounverwechselbar<br />
machen. Esist eine Chromosomen-Besonderheit.<br />
Down-Syndrom ist keine<br />
Krankheit!<br />
Kann und braucht daher nicht<br />
geheilt werden. Am Down-<br />
Syndrom leidet man nicht,<br />
man wird damit geboren und<br />
lebt damit. Das Down-Syndrom<br />
selbst tut nicht weh.<br />
<strong>Menschen</strong>mit Down-Syndrom<br />
leiden, wenn sie krank sind,<br />
wie alle andern auch.Zumeist<br />
aber leiden sie am Verhalten<br />
und an den Reaktionen ihrer<br />
Umwelt: an Spott und Mitleid,<br />
an Zurückweisungund Unverständnis,<br />
an Übergangenwerdenund<br />
Ausgeschlossensein.<br />
Sie sind nicht<br />
„immer glücklich“<br />
<strong>Menschen</strong>mit Down-Syndrom<br />
verfügen inder Regel über ein<br />
hohes Maß an sozialer Kompetenz.<br />
Normalerweise sind<br />
sie freundlich, höflich und<br />
kontaktfreudig. Dass sie nur<br />
glücklichsind, ist ein Klischee.<br />
Traurigkeit, Glück, Ärger,<br />
Freude und Liebe zeigen sie<br />
sehr ehrlich und direkt.<br />
Beim Down-Syndromgibt es<br />
keine Abstufungen des<br />
„Schweregrades“<br />
<strong>Menschen</strong>mit Down-Syndrom<br />
haben unterschiedlicheTalente<br />
und Begabungen. Es gibt<br />
eine große Bandbreite von<br />
schwer geistig behinderten<br />
bis zudurchschnittlich intelligenten<br />
<strong>Menschen</strong>, wie bei uns<br />
allen. Ihr intellektuelles Entwicklungspotenzial<br />
wird mit<br />
zunehmender Forschung und<br />
Förderung viel höher als noch<br />
vor <strong>20</strong> Jahren eingeschätzt.<br />
<strong>Menschen</strong> mit Down-<br />
Syndrom wollen nicht<br />
„besonders“ sein<br />
Sie sind oft gesellig, offen,<br />
lieben es, mitanderen in Interaktion<br />
zu sein - und wollen<br />
nicht durch das Down-Syndrom<br />
definiert werden. Dementsprechend<br />
eignen sich die<br />
<strong>Menschen</strong>mit Down-Syndrom<br />
im Rampenlicht nur bedingt<br />
als Vorbilder für die Betroffenen<br />
selbst.<br />
Sie wollen nicht „besonders“<br />
sein, sondern ganz normal<br />
dazu gehören. <br />
Foto: Fotolia<br />
Das Kind spricht nur mit bestimmten<br />
Personen, etwa mit<br />
den Eltern. Bei Kontakt mit anderen<br />
<strong>Menschen</strong> bleibt es stumm.<br />
SelektivmutistischeKinder<br />
schweigen innahezu<br />
allen sozialen Situationen<br />
und somit auch inder Schule<br />
gegenüber ihnen fremden<br />
<strong>Menschen</strong>, obwohl sie zu<br />
Hause in vertrauter Umgebung<br />
ganz normal das Medium<br />
Sprache nutzen. Selektiver<br />
Mutismus ist eine emotional<br />
bedingte Störung, die über<br />
eine bloße Schüchternheithinausgeht.<br />
Wesentlich seltener<br />
als ein selektiver Mutismus ist<br />
der so genannte totale Mutismus<br />
- in diesem Fall spricht<br />
das Kindgar nicht mehr,auch<br />
nicht mitden Eltern,obwohles<br />
sprechen könnte.<br />
Die Ursachen<br />
Manche Wissenschaftler sehen<br />
selektiven Mutismus als<br />
eine Ausprägung einer Angststörung<br />
wie der sozialen<br />
Phobie an, andere halten<br />
Mutismus nicht für ein eigenständiges<br />
Krankheitsbild. Die<br />
Diskussion über die Einordnung<br />
von Mutismus ist noch<br />
nicht abgeschlossen. Es gibt<br />
viele Gründe, warum Kinder<br />
nicht sprechen. Deshalbist es<br />
wichtig,bei jedemKindzuerst<br />
einmal die genauen Gründe<br />
herauszufinden.<br />
Gespräche mit dem Schulpsychologen<br />
und anderen<br />
Personen, mit denen das Kind<br />
in Kontakt tritt (Lehrer, Hausmeister,<br />
Bekannte der Eltern),<br />
sind wichtige Quellen, um abzuklären,<br />
ob das Kind einfach<br />
nur sprechscheu ist,ankognitiven<br />
Defiziten leidet, Probleme<br />
mit der Sprache hat (bei<br />
Kindern ausländischer Herkunft),gerade<br />
eine emotionale<br />
Stresssituation durchlebt (Tod<br />
eines Angehörigen/Freundes)<br />
oder eben selektiv mutistisch<br />
ist. Kinder mit Migrationshintergrund<br />
leiden häufiger unter<br />
selektivem Mutismus als andere<br />
Kinder (Überforderung!).<br />
Die Gründe, nicht oder vorübergehend<br />
nicht zu sprechen,<br />
können vielfältigerNatur<br />
Wohnen mitBehinderungen<br />
Foto: Ludwig Schedl<br />
In den HäusernMariahilfund<br />
Neubau ermöglichtdas Kuratorium<br />
Wiener Pensionisten-<br />
Wohnhäuser älteren <strong>Menschen</strong><br />
mitBehinderungen ein<br />
schönes, weitestgehend alltagsnormales<br />
Leben. Dies<br />
wird durchein zeitgemäßes,<br />
bedarfsorientiertes Wohn-,<br />
Betreuungs- und Pflegeangebot<br />
mitprofessionellen und<br />
strukturierten Abläufen erreicht.<br />
DiespeziellausgebildetenMitarbeiterInnen<br />
unterstützen<br />
dieBewohnerInnen<br />
dabeimit vielHerzund Engagement.NähereInfos:<br />
haeuser-zum-leben.com<br />
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sein. Aus diesem Grundist es<br />
von Bedeutung, das Problem<br />
des selektiven Mutismus so<br />
schnell und so umfassend wie<br />
möglich anzugehen.<br />
Schweigen:Manche<br />
Kinder kennen keinen<br />
anderenAuswegaus<br />
Ängsten.<br />
Zwei Sachverhalte stehen<br />
dabei im Vordergrund:<br />
Ein mutistisches Verhalten,<br />
das längere Zeit andauert,<br />
kann sich chronifizieren.<br />
Dadurch ergeben sich im<br />
späteren Leben für dieBerufsausbildung<br />
und das Sozialverhalten<br />
gravierende Folgeprobleme.<br />
Je schneller eine Therapie<br />
nach dem ersten Auftreten<br />
des Mutismus beginnt, desto<br />
besser. Die Erinnerung andas<br />
eigene „normale“ Kommunikationsverhalten<br />
ist noch<br />
frisch vorhanden und kann<br />
dadurch leichter wiederhergestellt<br />
werden.<br />
Selektiver Mutismuskann sehr<br />
unterschiedlich verlaufen. Experten<br />
gehendavon aus, dass<br />
biszu50Prozentder betroffenen<br />
Kinder im späterenLeben<br />
ein normales Sprechverhalten<br />
zeigen und auch im sozialen<br />
Bereich unauffällig bleiben.<br />
Andere Kinder wiederum<br />
sprechen später zwar wieder,<br />
sie haben jedoch Probleme<br />
damit, mit anderen <strong>Menschen</strong><br />
zu kommunizieren: Sie haben<br />
Angst vor sozialen Kontakten<br />
und ziehen sich gernezurück.<br />
Oft dauertselektiver Mutismus<br />
nur wenige Monate an-er<br />
kann aber auch chronisch<br />
werden und über mehrere<br />
Jahre hinweg bestehen bleiben.<br />
Auch im Erwachsenenalter<br />
kann sich dieStörungnoch<br />
lindern. Generellgilt: Je früher<br />
die Therapie einsetzt, desto<br />
besser ist auch die Prognose.<br />
Bleibt selektiver Mutismus unbehandelt,<br />
kann er sich nachhaltig<br />
negativ auf das spätere<br />
Leben auswirken. <br />
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