Heinrich Groß – Heimatbilder und andere - Gemeinde Weimar
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Die Entstehung des Kreisjugendheims Wolfshausen<br />
Zunächst schien es schier unmöglich, die Entstehungsgeschichte<br />
des Wolfshäuser Sommerlagers<br />
(wie es in den Anfängen der Jahre 1946-<br />
50 genannt wurde) zu dokumentieren. Weder<br />
in den Akten der <strong>Gemeinde</strong> noch bei der<br />
Kreisverwaltung <strong>und</strong> auch nicht im Staatsarchiv<br />
Marburg konnten Unterlagen gef<strong>und</strong>en<br />
werden, die die Anfangszeiten des Lagers<br />
nachweisen. Der erste Beleg im Staatsarchiv,<br />
datiert vom 21.10.1950, beinhaltet, dass der<br />
Landkreis Eigentümer des Areals geworden ist.<br />
Bei den Recherchen war man bisher also auf<br />
Zeitzeugen angewiesen, die einiges aus den<br />
Jahren 1945-1950 berichten konnten.<br />
Mit Hilfe der stellvertretenden Leiterin des<br />
Staatsarchivs Marburg, Frau Dr. Annegret<br />
Wenz-Haubfleisch, erhielten wir die Nachricht,<br />
dass im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte<br />
München ein Bericht des Marburger Kreisjugendpflegers<br />
Walter Gutjahr über die Entwicklung<br />
der Jugendpflege in Marburg von 1945-47<br />
vorliegt. Ein Duplikat dieses Berichtes befindet<br />
sich auch im B<strong>und</strong>esarchiv in Koblenz, von<br />
dem wir dann auf Antrag den Bericht auf Mikrofiches<br />
erhalten konnten.<br />
Logo des Jugendlagers in Wolfshausen: das große „M“<br />
steht für die Zelte sowie den Landkreis Marburg, Wolf<br />
<strong>und</strong> „W“ für den Wolfsbach <strong>und</strong> den Ort Wolfshausen<br />
In Verbindung mit dem Heft „Erinnerungen an<br />
Wolfshausen“ von Walter Gutjahr konnte die<br />
Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung des heutigen<br />
Kreisjugendheimes von Anfang an beschrieben<br />
werden. Aber selbst diese Aufzeichnungen<br />
lassen einiges offen, um auch Details zu dokumentieren.<br />
Hier war man auf Zeitzeugen<br />
von Hans Schneider<br />
4<br />
angewiesen. Anfragen bei der amerikanischen<br />
Botschaft in Berlin nach näheren Informationen<br />
über die Zeit 1945-1950 blieben bisher<br />
unbeantwortet.<br />
Die Gründung der Jugendorganisation <strong>und</strong><br />
des „Lagers“ erfolgte auf Betreiben der amerikanischen<br />
Besatzungsarmee nach dem Zusammenbruch<br />
der Streitkräfte Deutschlands<br />
<strong>und</strong> der Beendigung der Kriegshandlungen im<br />
Jahr 1945. In Verbindung mit den Jugendämtern<br />
der Stadt Marburg <strong>und</strong> des Kreises Marburg<br />
wurde die deutsche Jugend angesprochen,<br />
sich neu aufzustellen, mit dem Ziel, sie von<br />
den Fesseln des diktatorischen Führerprinzips<br />
zu befreien <strong>und</strong> in eine demokratische Staatsform<br />
zu lenken. Dies berichteten Zeitzeugen<br />
wie Dr. Heiner Marckwort, dessen Vater von<br />
1952 bis 1964 Lagerleiter war.<br />
Andere Zeitzeugen wie Walter Plamper <strong>und</strong><br />
Gerhard Happel berichteten: Die Amerikaner<br />
haben unter Mithilfe dienstverpflichteter deutscher<br />
Personen mit dem Bau eines Zeltlagers<br />
in den Schluchten des Wolfsbaches bei Wolfshausen<br />
in den Jahren 1946-47 begonnen, wobei<br />
die Zelte später durch Holzbauten ersetzt<br />
<strong>und</strong> erweitert wurden. Hierher kamen Jugendgruppen<br />
aus vielen westdeutschen Städten <strong>und</strong><br />
West-Berlin, <strong>und</strong> vor allem aus England <strong>und</strong><br />
Italien, zur Erholung.<br />
In den Jahren um 1950/51 ging das Areal<br />
mit den bis dahin errichteten Gebäuden in das<br />
Eigentum des Landkreises Marburg über. Auch<br />
in <strong>andere</strong>n westdeutschen Städten <strong>und</strong> Orten<br />
entstanden solche Feriencamps.<br />
Der Zeitzeuge Marckwort weiter: Im Rahmen<br />
des Laborservice-Programms der US-<br />
Streitkräfte (Arbeitsprogramm) ist Herr Walter<br />
Gutjahr dort von Anfang an beschäftigt gewesen.<br />
Eine ganz zentrale Rolle spielte die Ehefrau<br />
von Walter Gutjahr: Sie war die Gründerin,<br />
Leiterin, die ‚gute Seele’ der Hess.<br />
Volkstanzgruppe, die in ihren besten Zeiten in<br />
den fünfziger Jahre über 200 aktive Mitglieder<br />
hatte. Frau Gutjahr organisierte viele Auslandsfahrten,<br />
damals eine absolute Rarität, für<br />
Jugendliche aus dem Alt-Kreis Marburg. Ganz<br />
besonders eng waren die Beziehungen mit<br />
Viareggio in Italien.<br />
Diese Informationen decken sich mit dem<br />
Wissen von Frau Gutjahr (heute 88 Jahre alt).<br />
So erzählte sie mir am Telefon, dass jeden