Peter Doig - Weltkunst
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KÜNSTLER<br />
KRITISCHES LEXIKON<br />
DER GEGENWARTSKUNST<br />
AUSGABE 86 | HEFT 10 | 2. QUARTAL 2009 B 26079<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
Gerhard Mack
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
Ich bin wahrscheinlich ein Romantiker, und daraus<br />
folgt, dass die Gemälde wahrscheinlich auch<br />
romantisch sind. Ich glaube, in gewisser Weise<br />
muss man Romantiker sein, um Bilder zu malen<br />
und um soviel Zeit dafür zu investieren, wie ich es<br />
getan habe, besonders mit der Art von Bildern<br />
und von Sujets, wie ich sie male.«
Erinnerung als Phantasie<br />
Gerhard Mack<br />
Die Malerei <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>s wird weitherum mit dem<br />
Begriff des Romantischen belegt. Das hat zunächst<br />
einmal mit den Sujets der Bilder zu tun. Boote gleiten<br />
still über das Wasser, ein Truck wirft seine Lichtkegel<br />
in eine leere Landschaft. Ein endloser Sternenhimmel<br />
spiegelt sich in einem See. Menschen und Häuser sind<br />
winzig klein in der weiten Natur. Die Räume auf den<br />
teilweise riesigen Bildformaten zeigen zwar menschliche<br />
Spuren, aber fast immer liegt über den Szenerien<br />
eine schwer erklärbare Magie. Hinzu kommt, dass<br />
der Künstler selbst auf den Bezug zum Romantischen<br />
verweist: „Ich bin wahrscheinlich ein Romantiker, und<br />
daraus folgt, dass die Gemälde wahrscheinlich auch<br />
romantisch sind. Ich glaube, in gewisser Weise muss<br />
man Romantiker sein, um Bilder zu malen und um<br />
soviel Zeit dafür zu investieren, wie ich es getan habe,<br />
besonders mit der Art von Bildern und von Sujets,<br />
wie ich sie male.“ 1 Verschiedene Ausstellungen haben<br />
<strong>Doig</strong>s Werk denn auch mit jüngsten Annäherungen<br />
an die Romantik in Verbindung gebracht 2 . Gegen eine<br />
vorschnelle Vereinnahmung als Maler sentimentaler<br />
Sehnsuchtsbilder hat <strong>Doig</strong> jedoch in einem anderen<br />
Interview hervorgehoben, er wolle dem Romantischen<br />
„eine gewisse Schärfe verleihen, ohne vor Überempfindsamkeit<br />
zu zerbrechen“ 3 .<br />
Diese „Schärfe“ zeigt sich zunächst einmal, wenn man<br />
den Gestus des Romantischen vor der Epoche der<br />
Romantik präzisiert. Diese beruhte auf dem Bewusstsein<br />
eines Bruchs: Die Einheit mit der Natur, wie sie für<br />
die vorbildhafte Antike reklamiert wurde, war unwiederbringlich<br />
verloren. Dem Verlust liess sich jedoch<br />
mit einer neuen Reflexivität begegnen, wie Friedrich<br />
Schiller in seiner Epoche begründenden Schrift „Über<br />
naive und sentimentalische Dichtung“ ausführte 4 .<br />
Dieses reflexive Vermögen war in einem hohen Masse<br />
spekulativ und setzte der Aufklärung mit ihrem Vertrauen<br />
in die rationale Ordnung und in die technische<br />
Aneignung der Welt die Warnung entgegen, die Grenzen<br />
nicht zu übersehen, hinter denen das Subjekt mit<br />
seinen Emotionen und seiner Vorstellungskraft sowie<br />
diejenigen Kräfte wirken, die sich der Vernunft nicht<br />
einfach fügen. Die Diagnose einer Entzweiung ist durch<br />
die Moderne eher bestätigt als überwunden, sie hat in<br />
ihrer langen Geschichte aber auch entscheidende Veränderungen<br />
erfahren. In <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>s Malerei lässt sich<br />
2<br />
eine Mélange aus Berührungspunkten und Distanznahmen<br />
beobachten.<br />
Das Bild der Aussenwelt<br />
So zeigt ein Blick auf Caspar David Friedrich bereits in<br />
der Machart eine Parallelität. Der Dresdner Maler hat<br />
seine stimmungsgesättigten Bilder mit kühlem Kopf aus<br />
zahllosen Detailstudien collagiert 5 , nicht allzu verschieden<br />
davon, wie <strong>Doig</strong> seine Arbeit mit Postkarten, Fotos,<br />
Filmstills, Magazinabbildungen und vielem anderen Bildmaterial<br />
beschreibt, das er verwendet. Und Friedrichs<br />
„Wanderer über dem Nebelmeer“ kann einem einfallen,<br />
wenn man <strong>Doig</strong>s Figure in Mountain Landscape sieht.<br />
Gleichwohl zeigt sich in der Nähe auch Distanz. Friedrichs<br />
Bildfiguren schauen in eine Ferne, die Landschaft<br />
spiegelt eine offene, aber doch grosse Zukunft, Mensch<br />
und Natur halten Zwiesprache und sind von einer Einheit<br />
umfangen und gehalten. Da gibt es noch ein schützendes<br />
All, bei <strong>Doig</strong> dagegen finden wir nicht einmal mehr All-<br />
Verlorenheit. Sein Maler sitzt auf einer verschneiten<br />
Bergkuppe im Gras und hat einen grün schimmernden<br />
Hügelzug unter zartblauem Himmel gegenüber. Er steht<br />
nicht frei in der Natur, sondern kauert, gegen einen<br />
Schneesturm fest vermummt in einem Kapuzenmantel<br />
vor einer Leinwand. Weniger die Aussenwelt als das Bild<br />
von ihr ist das Gegenüber des Malers. Eine Unmittelbarkeit,<br />
wie die Bild-Atmosphäre Caspar David Friedrichs<br />
sie suggeriert, ist auf das intime Zwiegespräch zwischen<br />
Maler und Gemälde begrenzt. Fremdheit ist nicht eine<br />
existentielle Grundbedingung, sondern eine Folge davon,<br />
dass wir uns Bilder machen und diese Bilder zwischen<br />
uns und die äussere Welt treten.<br />
Solche Brüchigkeit im Dialog mit der Welt, das Zurückgeworfensein<br />
auf sich selbst, schliesst eine Unsicherheit<br />
ein, die <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> auf wiederum andere Weise an eine<br />
Sensibilität der Romantik für das Irrationale, Traumverhangene,<br />
Märchenhafte annähert. Der Maler schafft<br />
bereits durch die hellen, oft komplementären Farben eine<br />
aufgeladene, manchmal ans Psychedelische grenzende<br />
Atmosphäre. Ein Bild wie Gasthof zur Muldentalsperre<br />
kultiviert eine märchenhaft-surreale Szenerie bis hin<br />
zu der in vielen bunten Steinen leuchtenden Staumauer<br />
und den beiden Figuren in Theaterkostümen aus dem<br />
Ballett Petruschka, in dem <strong>Doig</strong> und ein Kollege einmal<br />
als Statisten für Nurejew mitwirkten. Häufig irrealisieren
Spiegelungen den Realitätsstatus einer Szene bis hin zur<br />
fast vollständigen Konzentration aufs Spiegelbild eines<br />
am Wasserrand zwischen Bäumen stehenden Mannes<br />
in Reflection (What does your soul look like) von 1996. Das<br />
Spiegel- und Doppelungsmotiv der romantischen Verunsicherung<br />
dessen, was Realität bedeutet, wird von <strong>Doig</strong><br />
auf vielen Bildern eingesetzt und mit dem Oszillieren<br />
zwischen dem Unheimlichen und dem Heimeligen verbunden.<br />
<strong>Doig</strong> sagte einmal, bei seinen von Kanada inspirierten<br />
Landschaftsbildern sei es ihm darum gegangen,<br />
„eine Art ‚Heimeligkeit’ in die Kunst hineinzubringen“ 6 .<br />
Es muss nicht gleich eine Automate sein wie bei E.T.A.<br />
Hoffmann, die uns mit dem Spiel zwischen Lebewesen<br />
und Maschine den Schrecken in<br />
die Glieder treibt. <strong>Doig</strong> findet das<br />
Unheimliche in alltäglicheren<br />
Versatzstücken aus der eigenen<br />
Gegenwart und begnügt sich mit<br />
Anspielungen wie einem Basketball-Feld<br />
oder einem Haus in der<br />
Natur, mit unauffälligen Figuren wie einem Mann am<br />
Wasser oder einer schlafenden Frau in einem Boot. Die<br />
Aufladung der Atmosphäre erfolgt mit Farbe, das Gefühl<br />
einer Gefährdung, ein leises Unwohlsein entsteht oft aus<br />
dem Grössen-Verhältnis von Figur und Raum.<br />
Vieldeutige Zeichen<br />
Dabei vermeidet <strong>Doig</strong> eine kriminalistisch kalkulierbare<br />
Ausrichtung; wo seine Bilder unheimlich wirken, bietet<br />
Sigmund Freud keinen Schlüssel zu einem tabuisierten<br />
Terrain. Der Maler legt im Gegenteil alles darauf an,<br />
Wege zu verschlossenen Türen zu verwedeln. Auf einem<br />
Bild wie Echo Lake gibt es zwar Anzeichen einer Bedrohung,<br />
sie sind jedoch ambivalent. Da ist am Waldrand ein<br />
Polizeiauto zu erkennen, aber der Mann, der ohne Uniformjacke<br />
in weissem Hemd und dunkler Krawatte am<br />
Ufer steht und auf den See hinaus ruft, wirkt bei aller<br />
Sorge auch seltsam melancholisch. Was ihn herkommen<br />
liess, ist nicht wirklich auszumachen. Mit dem Titel,<br />
der auf einen realen See in Kanada verweist, den <strong>Peter</strong><br />
<strong>Doig</strong> mit seinem Vater besucht hat, könnte man auch<br />
über den Klang nachdenken, den das Echo zurückwirft,<br />
und das Bild wäre eine verstörende Einsamkeitschiffre.<br />
<strong>Doig</strong> selbst hat die Anekdote erzählt, dass er sich dabei<br />
auf eine der Schlusszenen des Thrillers „Friday 13th“<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
bezieht, den er damals gesehen hat. In ihr treibt eine<br />
Frau schlafend in einem Kanu auf dem See, der Polizist<br />
will sie warnen, bevor ein schreckliches Ereignis<br />
sie bedroht. Das Bild funktioniert aber auch ohne diese<br />
Kenntnis. Ebenso wenig muss man wissen, dass der<br />
kanadische Maler Tom Thomson, der auf dem Echo Lake<br />
gerne fischte, dort rätselhaft zu Tode kam; <strong>Doig</strong> und sein<br />
Vater, der selbst malte, haben seine Bilder in Kanada<br />
im Museum gesehen und sehr geschätzt. Manches auf<br />
<strong>Doig</strong>s Bildern, wie etwa die Durchsichten durch Baumstämme,<br />
erinnert sogar ganz direkt an Thomson. Diese<br />
vielen Assoziationen schaffen einen diffus vielschichtigen<br />
Echoraum. Anregungen werden abgelenkt, kommen ver-<br />
Die Aufladung der Atmosphäre erfolgt mit Farbe,<br />
das Gefühl einer Gefährdung, ein leises Unwohlsein<br />
entsteht aus dem Grössen-Verhältnis von Figur und<br />
Raum.«<br />
zerrt zurück, verteilen sich und schaffen eine solche Vielfalt<br />
von Nachklängen, dass die Ausgangspunkte fast ganz<br />
verschwinden. Der mit den Hintergründen nicht vertraute<br />
Betrachter nimmt Schwingungen wahr, ohne sie zuordnen<br />
zu können, und findet das Bild offen für eigene Assoziationen.<br />
Das rückt es nah auch da, wo das Geschehen<br />
fremd bleibt.<br />
Kritik der Moderne<br />
Das Heimelig-Unheimliche, das die viele Häuser auf<br />
<strong>Doig</strong>s Gemälden ausstrahlen, benutzt der Maler in einer<br />
Serie zu einer kritischen Untersuchung unserer Wahrnehmung<br />
der architektonischen Moderne. Die letzte<br />
Unité d’Habitation von Le Corbusier wurde 1961 für Wanderarbeiter<br />
in Briey-en-Forêt fertiggestellt, nach dem<br />
Niedergang der lothringischen Schwerindustrie 1973 aber<br />
bereits wieder verlassen und in den Folgejahren baufällig.<br />
Gegen den Abbruch des Wohnblocks formierte sich<br />
eine Initiative, die ihn wieder instand setzte. An dieser<br />
Renovation arbeitete <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> in den neunziger Jahren<br />
mit. 7 Als er nach Briey-en-Forêt kam, war das ursprünglich<br />
in rohem Sichtbeton belassene Gebäude bereits<br />
weiss gestrichen. Die fünf Aussenansichten und ein Interieur,<br />
die zwischen 1991 und 1999 entstanden, zeigen die<br />
vermeintliche Ikone der Moderne in einer Mischung aus<br />
3
freundlichen und bedrohlichen Stimmungen. „Ich erinnnere<br />
mich an den Schrecken der (…) absoluten Schwärze,<br />
umgeben vom dichtesten Baumbestand. Wenn man dann<br />
endlich das Licht eines Hauses sieht, wirkt es unglaublich<br />
freundlich“, erinnert sich <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> 8 . Er spricht in<br />
den Bildtiteln von Betonhütte, „concrete cabin“, und zeigt<br />
den Bau durch die Bäume des Waldes. Das dominierende<br />
Weiss wirkt bald leuchtend hell, bald so hart wie ausgebleichter<br />
Totenschädel aus den Gräbern des nahen Verdun.<br />
9 Der Waldboden scheint auf dem ersten Gemälde<br />
Concrete Cabin fast ein unauslotbarer Sumpf zu sein, aus<br />
dessen dunklem Wasser hellere Pflanzenflecken hervorleuchten.<br />
Das Haus selbst befindet sich weit hinten,<br />
lediglich einzelne Fenster und Geschosse sind zu erkennen.<br />
Seine Form und Dimension bleiben im Dunkeln. Was<br />
als klares Statement der Moderne gedacht war, das den<br />
minderbemittelten Bewohnern einen gewissen Lebensstandard<br />
bieten sollte mit all den Deklarationen von<br />
Sonne, Helligkeit und Luft, die das Neue Bauen hervorgebracht<br />
hat, erhält einen zwielichtigen, fast unheimlichen<br />
Auftritt. Der Betrachter sieht zwischen den Bäumen hindurch<br />
etwas, das eigentlich im Verborgenen liegt. Zu der<br />
Verunsicherung trägt die malerische Behandlung bei.<br />
<strong>Doig</strong> hat hervorgehoben, dass er das Gebäude zwischen<br />
die Bäume gemalt, nicht diese darüber gesetzt hat. Es ist<br />
nicht tragender Hintergrund, auf den alles ausgerichtet<br />
ist, sondern aufgelöst in Fragmente, die obendrein noch<br />
durch die grossen weissen Flecken auf den Bäumen irritiert<br />
werden. Sie wirken weniger als Sonnenreflexe, denn<br />
als Massnahme einer malerischen Irrealisierung der<br />
Szene. Auf den drei späteren Aussenansichten erhält der<br />
Wald bald etwas Archaisches bald etwas Ornamentales.<br />
Man schaut auf einen Paradebau der Moderne durch Elemente<br />
derjenigen zwei Diskurse, die sie vehement von<br />
sich gewiesen hat.<br />
Exotik-Tradition<br />
Kurz nach dem letzten Bild dieser Gruppe reist <strong>Doig</strong> 2000<br />
zusammen mit dem befreundeten Maler Chris Ofili für<br />
4<br />
<strong>Doig</strong>s Bilder von banalen Szenen suchen nach<br />
dem Evokationspotential des Unscheinbaren,<br />
Übersehenen, nicht Ausdefinierten.«<br />
ein paar Monate nach Trinidad. Seit 2002 lebt er überwiegend<br />
in Port of Spain, der Hauptstadt des Inselstaates,<br />
und anders als bisher malt er nicht Bilder einer Welt,<br />
die er verlassen hat, sondern derjenigen, die ihn umgibt.<br />
Plötzlich ist die Exotik-Tradition der Moderne gegenwärtig.<br />
Manche Figurenbilder wie eine Three Figure Composition<br />
von 2007 evozieren die flächige und farbintensive<br />
Malerei Paul Gauguins, auf anderen Bildern spürt man<br />
die Faszination für die üppige Vegetation, für schwere<br />
Gerüche und animalische Rhythmen, und <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> ist<br />
sich der Gefahr bewusst, in eine sentimentalisch-nostalgische<br />
Reaktion auf seine neue Umgebung zu verfallen.<br />
„Manchmal denke ich, wenn ich ein Künstler aus Trinidad<br />
wäre, dann gäbe es viel mehr,<br />
womit ich mich in meinem<br />
Werk befassen könnte. Aber es<br />
gibt Themen, die von aus Trinidad<br />
stammenden Künstlern<br />
auf internationaler Ebene noch<br />
gar nicht behandelt worden sind, und das scheint mir<br />
ein Gebiet zu sein, von dem ich mich fernhalten sollte.“ 10<br />
<strong>Doig</strong> ist nicht der ausgebrannte Sinnsucher, der aus einer<br />
müden Gesellschaft flieht, um sich mit Ursprünglichkeit<br />
aufzuladen wie Gauguin. Diese einfachen Fluchten finden<br />
sich heute in der Welt der Tourismusprospekte. <strong>Doig</strong><br />
befindet sich in einer anderen Situation. Er hat ein paar<br />
Jahre seiner frühen Kindheit auf der Insel gelebt.<br />
Gegen eine Verkitschung seiner Trinidad-Bilder setzt<br />
er das von ihm erprobte Verfahren, statt eine Situation<br />
die Erinnerung an ihre Atmosphäre zu malen, indem<br />
er Anregungen aus verschiedenen Kontexten montiert.<br />
So verdankt sich das grossformatige Music of the Future<br />
einer Postkarte mit einem Indiensujet, die <strong>Doig</strong> in<br />
London fand. 11 Die Häuser am nachtblauen Wasser, die<br />
Menschen unter dem schwarzen Himmel wirken so, wie<br />
wir uns abgelegene Siedlungsplätze in der Karibik vorstellen.<br />
Ob die Vegetation wirklich passt, ob diese Menschen<br />
in dieser Region leben könnten, fragen wir uns gar<br />
nicht. Das Bild bietet bis zur Beleuchtung so geschickt<br />
eine Atmosphäre an, dass wir als Betrachter mühelos<br />
Assoziationen, Erinnerungen und Gesehenes einfliessen<br />
lassen können und selbst die Hitze einer schwülen Sommernacht<br />
zu spüren glauben. Der Maler erstellt mit Versatzstücken<br />
aus dem globalen Repertoire von Orten eine<br />
Szenerie, die wir einem ganz spezifischen Ort zubilligen
möchten. Der Bilderbauer suggeriert unserer Wahrnehmung<br />
so perfekt Plausibilität wie der Kulissenmaler, der<br />
zwischen 1986 und 1989 für die Filmbranche in Montreal<br />
Kulissen gefertigt hatte.<br />
Malerei und Kino<br />
Das Kino blieb für <strong>Doig</strong> eines der faszinierenden Bildmedien,<br />
von dem er sich auch inspirieren liess, als er 1989<br />
aus Kanada nach London zurückkehrte und an den Landschaftsbildern<br />
zu arbeiten begann, die man heute mit<br />
ihm verbindet. In Port of Spain verwandelt er seit 2003<br />
sein Atelier in einer ehemaligen Rumfabrik jede Woche in<br />
ein Kino mit Bar. Zur Ankündigung malt er für jeden Film<br />
ein Plakat, das subjektiv einen Moment herausgreift.<br />
Diese oft kruden, posterartigen Bilder des „Studiofilmclub“<br />
sind inzwischen als eigenständiges Werk ausgewiesen,<br />
Malerei und Kino gehen auch auf der Objektebene<br />
eine Einheit ein.<br />
Bringt der Künstler auf diesen Kino-Bildern eine europäisch-westliche<br />
Wahrnehmung zum Ausdruck, so werden<br />
Malerei und die Reflexion darauf auch auf den Landschaftsszenerien<br />
der letzten Jahre zu denjenigen Mitteln,<br />
die jedem Exotismus entgegenwirken. <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> hat<br />
immer wieder auf den Status des Bildes und die Rolle<br />
des Malers rekurriert. Am offensichtlichsten auf Metropolitain<br />
House of Pictures, das 2004, zwei Jahre nach<br />
dem Umzug nach Trinidad, entstanden ist. Ein Bohemien<br />
steht vor einem Schaufenster, das von Rechtecken<br />
unterschiedlichen Formats gefüllt ist. Anlass waren nach<br />
<strong>Doig</strong>s eigenen Angaben 12 Honoré Daumiers Gemälde „Der<br />
Drucksammler“ mit einem Mann, der Drucke betrachtet,<br />
und eine Kunstgalerie in Wien, die sich „Haus der Bilder“<br />
nannte und Werke aller möglichen Genres und Richtungen<br />
anbot. Beide Anregungen verschmelzen mit der<br />
Landschaft in Trinidad. Sie bedeckt als grüngelb changierende<br />
Fläche einer Hügelkette mit Palmen fast das<br />
ganze Format. Die einzelnen Gemälde sind leer; teilweise<br />
wirken sie wie Vergrösserungen von Details, die man<br />
in die grosse Landschaft einfügt. Nur auf einer Tafel ist<br />
<strong>Doig</strong>s Gemälde Pelican zu erkennen. Die Szene ist vielfach<br />
gebrochen: Der Naturraum ist vermutlich im Glas<br />
gespiegelt, die Bildgevierte werden zu optischen Instrumenten.<br />
Der Boden, auf dem der Besucher steht, scheint<br />
geradewegs dieselbe Landschaft zu sein, die wir gespiegelt<br />
sehen. Hier ist nichts mehr direkt zu haben. Weder<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
die Bilder, noch die Natur oder der Betrachter, der beiden<br />
und keinem angehören könnte.<br />
Diese motivische Exercise führt <strong>Doig</strong> zu einer weiteren<br />
Auflösung der Malerei. Dabei schafft die Farbe, ihr Ton<br />
und ihre Konsistenz, aber auch die Art ihres Auftrags,<br />
einen Raum, in dem sich Geschichten andeuten, und<br />
gleichwohl ein hohes Mass an Abstraktheit gewahrt<br />
bleibt. Der langhaarige Mann in dem graugrünen Wasser<br />
auf Paragon tritt wie eine Hippie-Erlöserfigur vor den<br />
Betrachter. Der grellrote Himmel, der ansatzlos wie bei<br />
einer Collage an die Horizontlinie des Wassers geklebt<br />
ist, und das üppige Grün von Pflanzen am vorderen oberen<br />
Bildrand wirken wie eine Explosion von Tönen. Auf<br />
den Werken, die ab 2006 entstehen, ist die Farbe extrem<br />
dünn und durchscheinend. Immer wieder ist der Farbwert<br />
der Leinwand eingesetzt. Die Bilder sind in der<br />
Tonalität auf eine schmale Skala gestimmt, die fast ganz<br />
aus hellsten Weiss-Abmischungen bestehen kann wie bei<br />
einem Gemälde ohne Titel von 2006, das mit Palmen an<br />
den beiden Seitenrändern einen fast leeren Raum aufspannt,<br />
den eine Figur dynamisiert. Oder man trifft im<br />
Bild Pelican Island auf eine unbestimmbare Mischung aus<br />
Rot, Violett und Braun, die eine dämmrige Dschungellandschaft<br />
evoziert, aber offen lässt, in welche Richtung<br />
sich die Stimmung entwickelt.<br />
Unbestimmbare Ferne<br />
Die Szenen dieser jüngsten Bilder sind in unbestimmbare<br />
Ferne gerückt und wirken doch so greifbar nah, dass<br />
man an Walter Benjamins Begriff der Aura erinnert wird.<br />
Die „einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein<br />
mag“ 13 ist sinnigerweise durch die Empfindung erläutert,<br />
die der Anblick einer Bergkette an einem Sommertag bei<br />
einem Betrachter auslöst, und das subjektive Moment<br />
der Wahrnehmung dient im grösseren Zusammenhang<br />
dazu, die Einmaligkeit des Kunstwerks unter den Bedingungen<br />
der technischen Vervielfältigung wenigstens<br />
im Rezeptionsakt zu retten. Auf <strong>Doig</strong>s Bildern ist dieses<br />
für die Moderne zentrale Schrumpfkriterium subjektiver<br />
Wahrhaftigkeit einer Analyse unterzogen. Die späten Trinidad-Bilder<br />
teilen fast alle das Erscheinungshafte, das<br />
Benjamins Aura impliziert. Sie bezweifeln jedoch dessen<br />
Anspruch auf eine gültige, nicht durch die reproduzierte<br />
Bildwelt getrübte Realität. Vielleicht bestreiten sie<br />
nicht einmal die Wahrhaftigkeit einer solchen Erfahrung,<br />
5
sie zeigen aber auf, dass wir darüber nicht gültig befinden<br />
können. Vor allem, weil sich solches Erleben einer<br />
direkten Versprachlichung entzieht. <strong>Doig</strong>s Bilder tun dies,<br />
in-dem sie die Herstellbarkeit solcher Erscheinungen<br />
bloss legen. So zeigt das Grossformat Man Dressed as Bat<br />
von 2007 ein Fledermaus-Wesen mit spindeldürren Beinen<br />
und riesigen Flügeln, die in vielen Schichten und mit<br />
stets wechselnden Rändern übereinander gemalt sind.<br />
Die Figur scheint auf einer kleinen Anhöhe vor einem<br />
verwaschen blauen Hintergrund zu stehen. Frühere<br />
Varianten liegen darunter und schimmern durch. Man<br />
scheint als Betrachter einer Abfolge von Bewegungen<br />
oder auch dem Aufscheinen vieler Nachbilder zu folgen.<br />
<strong>Doig</strong> tut von der Grösse des Formats über die Vagheit der<br />
Darstellung bis zur Transparenz der Farbe alles malerisch<br />
Mögliche, um die Figur als einmalige Erscheinung<br />
vor uns treten zu lassen. Gleichzeitig ist sie dem Film<br />
„Carnival Roots“ entnommen und wurde von <strong>Doig</strong> bereits<br />
auf das Plakat gesetzt, das er zur Präsentation von<br />
<strong>Peter</strong> Chelkowskis Dokumentarfilm über den Karneval<br />
auf Trinidad, in seinem Filmclub gemalt hat.<br />
<strong>Doig</strong> selbst bringt die Konstruktion des auratischen<br />
Moments mit Erinnerung in Verbindung. Diese ist für<br />
ihn ein konstitutives Element seiner Landschaften. Das<br />
mag zum einen mit seiner Biografie verbunden sein. Sein<br />
Vater arbeitete bei einer Reederei und wechselte oft die<br />
Stelle. Die Familie zog ständig um. <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> besuchte<br />
neun Schulen, in keinem Haus lebte er während Kindheit<br />
und Jugend länger als drei Jahre. 1959 in Edinburgh<br />
geboren, zog die Familie gleich danach nach Kanada,<br />
1962 weiter nach Trinidad, vier Jahre später wieder nach<br />
Kanada, wo sie an verschiedenen Orten lebte. Die Landschaften<br />
sind allesamt Erinnerungsbilder. Die ersten hat<br />
er gemalt, als er bereits zehn Jahre in London gelebt<br />
hatte. Sie stellten für ihn eine Möglichkeit dar, sich eine<br />
Gegenwelt zum umgebenden Trubel der Grossstadt und<br />
ihrer Kunstszene zu schaffen, eröffneten aber auch ein<br />
Feld, auf dem er darüber nachdenken konnte, wie er<br />
sich einem Ort nähern und ihn präzise erfassen könnte,<br />
6<br />
Etwas zu erinnern heisst bei <strong>Doig</strong>, die Menschen,<br />
Dinge und Situationen, in denen sie sich befinden,<br />
zu verändern.«<br />
ohne ihn festzulegen. Die real abwesende Landschaft<br />
wurde zu einer Signatur des Abwesenden in der Malerei.<br />
<strong>Doig</strong> gebrauchte dafür auch den Begriff der „Halluzination“<br />
und liess die Bewusstseinsveränderung durch Drogen<br />
anklingen, die teilweise mit seinen Reisen durch die<br />
kanadische Landschaft verbunden war. 14<br />
Idee der Erinnerung<br />
Diese biografische Erfahrung erhält jedoch eine grundsätzliche<br />
Dimension, auf die <strong>Doig</strong> selbst hinweist: „Die<br />
Leute haben irrtümlich geglaubt, dass es in meinen Bildern<br />
nur um meine eigenen<br />
Erinnerungen geht. Selbstverständlich<br />
können wir<br />
letzten nicht entkommen.<br />
Aber ich interessiere mich<br />
mehr für die Idee der Erinnerung.“<br />
15 Diese Idee der Erinnerung greift en passant<br />
Marcel Prousts Vorstellung auf, wie er sie am berühmten<br />
Beispiel des Madeleine-Gebäcks entwickelt hat, dessen<br />
Duft die Welt der Kindheit mit ihren Gerüchen und Farben<br />
wieder aufscheinen lässt. Aber während der Schriftsteller<br />
der frühen Moderne diese Erinnerung noch wie eine<br />
Blase mit einer vollständigen Welt zu füllen vermag, ist<br />
<strong>Doig</strong> nicht nur der Zugang zum Entschwundenen, seine<br />
Evokation, sondern auch dessen Darstellung selbst brüchig<br />
geworden. <strong>Doig</strong>s Ästhetik des Beiläufigen verbindet<br />
ihn mit Proust. Er hat für die Zeit in London nach seiner<br />
Rückkehr aus Kanada 1989 davon gesprochen, es gehe<br />
ihm um eine Aufwertung des Heimeligen, des Häuslichen<br />
und Sentimentalen: „Ich war gerade aus Kanada zurückgekommen<br />
und erneut auf der Suche nach einem Thema.<br />
Ich begann diese recht ‚heimeligen’ Gemälde zu malen,<br />
Bilder mit ganz einfachen Sujets.“ 16 Und er hat dabei<br />
weder an die Härte von Kitsch und Konsum gedacht wie<br />
die Pop Art Künstler, noch an die Coolness der Young<br />
British Artists vom Goldsmith College. Bereits als er 1979<br />
erstmals von Kanada nach London kam, um die Metropole<br />
der Musik zu erleben, die er liebte, und an der St. Martins<br />
School of Art studierte, war er mit seinen zunächst<br />
grellen und überladenen Stadtszenarien isoliert. Dies<br />
galt auch für die Hinwendung zu einem stillen, eher verpönten<br />
Sujet wie der Landschaft in einer sentimentalischen,<br />
der Erinnerung zugewandten Malerei, mit der er<br />
nach einem dreijährigen Zwischenaufenthalt in Kanada
in London begann. <strong>Doig</strong>s Bilder von banalen Szenen wie<br />
dem Bruder, der auf einer Eisfläche ins Wasser tritt, von<br />
Häusern, Landschaften und Spiegelbildern suchen nach<br />
dem Evokationspotential des Unscheinbaren, Übersehenen,<br />
nicht Ausdefinierten. Nur dieses kann diejenige<br />
Offenheit und Beweglichkeit schaffen, die für ihn Erinnerung<br />
bestimmt.<br />
Etwas zu erinnern heisst bei <strong>Doig</strong>, die Menschen, Dinge<br />
und Situationen, in denen sie sich befinden, zu verändern.<br />
Die Vergangenheit, die aufscheint, lässt sich weder<br />
so ins Bild fassen, wie Proust dies getan hat, noch gibt<br />
es einen direkten Weg dort hin, auch wenn er sich zufällig<br />
eröffnen sollte. Dem Akt des Erinnerns entspricht am<br />
ehesten noch der schweifende Blick des Voyeurs, der<br />
Elemente aus dem Fluss der Umgebung herauslöst, mit<br />
anderen verknüpft und halb bewusst ablegt. Erinnern<br />
ist für <strong>Doig</strong> ein multifokaler Vorgang. Die Räume seiner<br />
Bilder zeigen häufig eine Tiefe, die der Raumlogik widerspricht,<br />
so etwa, wenn er den hellen Streifen des Wassers<br />
auf Canoe Lake in der Mitte des Bildes optisch am<br />
weitesten nach vorne rückt. Wenn der rote Truck, der auf<br />
Hitch Hiker durch die Landschaft fährt, im Verhältnis viel<br />
zu klein gezeigt ist, kommen andere Gewichtungen zum<br />
Tragen als die perspektivische Optik. Und immer wieder<br />
setzt sich die Malerei selbst auf eine Weise in Szene,<br />
dass eine übergreifende Ordnung des Bildes empfindlich<br />
gestört wird. Er wolle, dass ein Bild nicht glatt wirke,<br />
sagt <strong>Doig</strong>: „Ich wollte keine schönen Oberflächen, sondern<br />
solche, die bei genauer Betrachtung ein wenig abstossend<br />
wirkten.“ 17<br />
Dissoziative Malweise<br />
Dieses Hässliche besteht in der Regel in einer dissoziativen<br />
Malweise, die Homogenität vermeidet. Da können<br />
sich ganze Vorhänge aus Farbe materialschwer vor<br />
die eigentliche Szene schieben. Auf vielen Winterbildern<br />
hat <strong>Doig</strong> sie aus Schnee in verschiedenen Ausprägungen<br />
gestaltet. Auf Snowballed Boy von 1995 sind grosse weisse<br />
Farbflecken sogar so aufgeklatscht, dass sie wie Schneebälle<br />
wirken, die am Bild abrutschen, als wäre es eine<br />
Glasscheibe. Es entsteht ein Bildschirmeffekt, den man<br />
von älteren Videos mit ihren Griselbildern kennt. Immer<br />
wieder verdankt sich das Dissoziative einem Bildaufbau<br />
aus drei horizontalen Schichten, die in Farbe, Distanz und<br />
Sujet erkennbar in keinem eindeutigen Verhältnis zuein-<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
ander stehen, wie wir das von einem durchgehenden<br />
Raum erwarten. Heterogen ist schliesslich auch der Auftrag<br />
der Farbe selbst. So verdanken sich etwa die Farbflecken<br />
der Friedhofsmauer auf Lapeyrose Wall von 2004<br />
mal Pinselstrichen, dann sind sie gewischt; mal steht die<br />
Farbe dick, dann ist sie wieder durchscheinend, bald wird<br />
sie rein aufgetragen, bald gemischt. Die simple Mauer<br />
löst sich bei näherer Betrachtung in sich widersprechende<br />
Impulse auf, die keine Richtung mehr erkennen<br />
lassen.<br />
Die Bedeutung, welche der Offenheit und Unabschliessbarkeit<br />
dieses Erinnerns zukommt, belegt <strong>Doig</strong> auch für<br />
die motivische Ebene. Dem Gemälde Pelican liegt eine<br />
reale Erinnerung zugrunde. Als er 2000 mit Chris Ofili<br />
Trinidad im Rahmen eines Stipendiums besuchte, sahen<br />
sie einen Mann, der am Ufer mit einem Pelican kämpfte.<br />
„Zuerst glaubte ich, dass er den Pelikan retten wollte,<br />
dass der Pelikan sich vielleicht einen Flügel gebrochen<br />
hatte. Dann wurde klar, dass er ihn ertränken wollte (…)<br />
Ich habe versucht, Gemälde dieser Szenen nach meinem<br />
Gedächtnis zu malen. Ich glaube nicht, dass wir in diesem<br />
Fall Fotos gemacht hätten.“ 18 Vier Jahre später trat<br />
die Ambivalenz der Szene aus Grausamkeit und Ruhe, die<br />
den Gefühlswert der Er-innerung bestimmte, über einen<br />
Umweg in ein Bild. <strong>Doig</strong> fand in London eine Postkarte,<br />
die einen Fischer aus Südindien zeigte, der sein Netz hinter<br />
sich herzog. Als er dafür den Pelikan einsetzte, passte<br />
die Darstellung zu seiner eigenen Erinnerung. Die Fiktion<br />
kam ihm vor wie das, was er erlebt hatte. Das aus heterogenen<br />
Elementen konstruierte Bild gewinnt bei dieser<br />
Malerei die Plausibilität des Authentischen. Erinnerung<br />
wird zur Fiktion. Erst in der Erfindung sind die Empfindungen<br />
der Vergangenheit bewahrt.<br />
Eine Art Zeitstille<br />
In dieser Fiktionalisierung liegt auch der eigentümliche<br />
Zeitbezug dieser Bilder. Ein Werk wie 100 Years Ago (Carrera)<br />
von 2001 wird zur Elegie auf eine Epoche. Die einsame<br />
Figur, die mit langer Mähne und nackten Armen<br />
alleine im orangeroten Kanu sitzt, schaut nicht nur aus<br />
einem anderen Raum auf uns, sie kommt auch aus einer<br />
anderen Zeit. Die Vorlage hat <strong>Doig</strong> auf einem Plattencover<br />
der Popband „The Allman Brothers“ von 1972 gesehen.<br />
Das angeschnittene Foto zeigt die fünf Männer beim<br />
Paddeln auf einem See. Berry Oakley, der Bassist, ver-<br />
7
unfallte kurz nach dem Erscheinen der Platte. Als <strong>Doig</strong><br />
das Cover später wieder sah, glaubte er in der Haltung<br />
des Musikers bereits eine Traurigkeit, vielleicht sogar<br />
Vorahnung auf den Tod zu erkennen. Die melancholische<br />
Stimmung ist im Gemälde verstärkt. Das Lebensgefühl<br />
des Aufbruchs einer Generation und seine Gefährdung<br />
bis hin zum plötzlichen Tod werden bei <strong>Doig</strong> zur Signatur<br />
einer Epoche. Isolation, Einsamkeit und Leere stehen<br />
ebeso den kollektiven Erlebnissen von Pop und Flower<br />
Power wie den Mythenbildungen und Erinnerungen über<br />
diese Zeit in einer späteren Generation entgegen. Der<br />
Mann ist ganz alleine auf der riesigen Wasserfläche. Das<br />
über 3,50 Meter lange Boot teilt diese in eine dunklere<br />
und hellere Fläche und macht den Sänger fast zu einem<br />
Charon, der zwischen zwei Welten verkehrt. Wo der Himmel<br />
dunkelblau dräut, liegt eine Insel, die der Bildtitel<br />
als die Gefängnisinsel Carrera vor Trinidad ausweist, die<br />
darüber hinaus aber auch an Arnold Böcklins „Toteninsel“<br />
erinnert. <strong>Doig</strong>s Gemälde spielt mit diesen Bezügen,<br />
es öffnet einen Gedächtnisraum, in dem sich das weit<br />
Entfernte mit dem erst kurz Zurückliegenden, die eigene<br />
Lebenszeit mit einer historischen Dimension, der<br />
persönliche Erfahrungshorizont mit einer anderen Bildwelt<br />
und voneinander abgerückten Kulturkreisen verbinden.<br />
Diese Bewegtheit in viele Richtungen lässt eine<br />
Art Zeitstille entstehen, die für Projektionen offen ist.<br />
Dass sie, wie jede Elegie, im Zeichen von unwiederbringlich<br />
Verlorenem steht, dass es ihr gelingt, sowohl den<br />
Traum wie auch seine Vernichtung zu evozieren, lässt<br />
sie zu Sehnsuchtsbildern werden, die über alle Reflexivität<br />
hinaus jedermann zugänglich sind und auf Auktionen<br />
Höchstpreise erzielen.<br />
8<br />
Gerhard Mack<br />
geboren 1956, Redakteur für Kunst und Architektur bei<br />
der NZZ am Sonntag, Zürich. Verschiedene Publikationen<br />
zu Architektur, Kunst, Literatur und Theater. Unter anderem:<br />
"Kunstmuseen: Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert",<br />
Oeuvres complètes der Architekten Herzog & de Meuron,<br />
bisher 4 Bände, sowie Monografien zu Hans Josephsohn<br />
und Rémy Zaugg.<br />
Anmerkungen<br />
1 Matthew Higgs: <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> – 20 Questions, in: <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>,<br />
Ausstellungskatalog Morris and Helen Belkin Art Gallery.<br />
University of British Columbia, Vancouver 2001, S. 18.<br />
2 Vgl. etwa Wunschwelten 2005 in der Schirn Frankfurt.<br />
3 Zit. Nach Gareth Jones. Weird Places, Strange Folk, in: frieze,<br />
Okt. 1992, S. 27.<br />
4 Zuerst erschienen 1795/96 in der Zeitschrift Die Horen.<br />
5 Diesem Aspekt war 2006 die grosse Retrospektive im Folkwand<br />
Museum in Essen gewidmet. Vgl. etwa Werner Busch:<br />
Friedrichs Bildverständnis, in: Caspar David Friedrich. Die<br />
Erfindung der Romantik, Ausstellungskatalog Museum<br />
Folkwang Essen, München 2006, S. 32 ff.<br />
6 Im Interview mit Karen Wright, Keeping it Real, in: Modern<br />
Painters, März 2006, S. 68; zit. n. Judith Nesbitt, Eine angemessene<br />
Distanz, in: <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Ausstellungskatalog Schirn<br />
Kunsthalle Frankfurt, Köln 2008, S. 11.<br />
7 Ausführlich dazu: Richard Shiff, Vorfälle, in: <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, wie<br />
Anm. 6, S. 37 ff.<br />
8 In: Leo Edelstein, <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: Losing Oneself in the Looking,<br />
in: Flash Art Mai-Juni 1998, S. 86, zit. n. Shiff, wie Anm. 7, S.<br />
37.<br />
9 <strong>Doig</strong> nennt 2007 gegenüber Richard Shiff „tödlich wirkende,<br />
totenkopfgleiche leere Öffnungen“, wie Anm. 7, S. 37.<br />
10 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> und Chris Ofili im Gespräch, The Bomb, 101,<br />
Herbst 2007, zit . n. Ausstellungskatalog Schirn Kunsthalle<br />
Frankfurt, S. 133.<br />
11 Im Interview mit Ofili, wie Anm. 10, S. 133.<br />
12 Wie Anm. 10, S. 137.<br />
13 Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen<br />
Reproduzierbarkeit, 1935, zit. n. ders., Gesammelte<br />
Schriften, Frankfurt a. M. 1980, Band I, 2, S. 440.<br />
14 Gegenüber Matthew Higgs, wie Anm. 1, S. 18.<br />
15 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> 2007 gegenüber Richard Shiff, zit. n. ders., Vorfälle,<br />
wie Anm. 7, S. 21.<br />
16 Gegenüber Karen Wright, wie Anm. 6, S. 10 f.<br />
17 Gegenüber Richard Shiff, wie Anm. 7, S. 22.<br />
18 Im Gespräch mit Chris Ofili, wie Anm. 10, S. 138.<br />
Fotonachweis<br />
Abb. 1 Andrew Phelps<br />
Abb. 2, 3–5, 8, 9,<br />
10, 12–15<br />
Jochen Littkemann<br />
Abb. 6, 7 Courtesy of the artist<br />
and Victoria Miro Gallery, London<br />
Abb. 11 Courtesy of the artist
8 9<br />
8 Ping Pong (by Fumihiko Sori 2002), 2007<br />
Öl auf Papier<br />
84 x 59 cm<br />
Courtesy Contemporary Fine Arts Berlin<br />
9 Touki Bouki (by Djibril Diop Mambéty 1973), 2008<br />
Öl auf Papier<br />
69 x 53 cm<br />
Courtesy Contemporary Fine Arts Berlin<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
9
„Die Malerei wird dann interessant,<br />
wenn sie zeitlos wird.“<br />
„Wenn man anfängt, entsteht ein Bild, indem man immer etwas<br />
hinzufügt, man spürt, dass man es aufbauen muss, vom Anfang<br />
bis zum Ende, und es ist fertig, wenn es aufgebaut ist. Mit der Zeit<br />
erkennt man, dass es auf das ankommt, was man weglässt. Zu diesem<br />
Punkt kann man nur selbst kommen. Das ist nichts anderes<br />
als die klassische Bemerkung des Lehrers zu seinem Schüler: ‚Hier<br />
musst du aufhören! Nicht weitermachen! Das genau ist es!‘ Jeder<br />
Künstler muss diese Entscheidung für sich selbst treffen können,<br />
muss sehen und spüren, dass dieser Punkt erreicht ist, sonst hat es<br />
keinen Sinn.“<br />
„Vielleicht stellen Künstler heutzutage zu oft aus. Müssen wir das<br />
Werk eines Künstlers unbedingt alle anderthalb Jahre zu sehen<br />
bekommen? Warum nicht fünf, zehn Jahre lang warten? Das ist<br />
eine Art Falle, die das System uns aufgezwungen hat, und es<br />
braucht einen starken Willen, oder man muss ein Fanatiker sein,<br />
um sich dagegen aufzulehnen, vor allem dann, wenn dein Werk<br />
gefragt ist.“<br />
„Für viele Maler stellt sich die Frage, warum können wir nicht einfach<br />
ein Gemälde malen? Man sucht nach einer Methode für eine<br />
reine Malerei. Die Malerei sollte sich zu einer Art Abstraktion entwickeln;<br />
sie sollte sich langsam in etwas anderes auflösen, durch<br />
fortgesetzte Arbeit, indem man sich mit den Dingen beschäftigt.<br />
Narrative Themen erübrigen sich mit der Zeit, und damit muss man<br />
erst einmal zurechtkommen.“<br />
„Es geht nicht um die Zeit, die man verbringt, es geht um die<br />
Bedeutung der verbrachten Zeit. Für einige Passagen in einem<br />
Gemälde braucht man Sekunden, andere nehmen viel Zeit in<br />
Anspruch. Dann wieder ist es nur eine Geste, eine Kombination von<br />
Augenblicken, die vom Machen erzählen oder von verschiedenen<br />
Orten, an denen wir waren.“<br />
„Ich glaube nicht, dass die Gegenwart für die Malerei eine besondere<br />
Bedeutung hat. Man möchte ja kein nostalgisches Gemälde über<br />
eine andere Zeit malen, die gar nicht greifbar ist. Die Malerei wird<br />
dann interessant, wenn sie zeitlos wird.“<br />
10<br />
Statements von <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> aus einem Gespräch mit Chris Ofili. Das Gespräch<br />
wurde ursprünglich vom BOMB Magazine in Auftrag gegeben und im Herbst in der<br />
Nummer 101 veröffentlicht (www.bomsite.com). Neu veröffentlicht in: <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
(Hrsg. Judith Nesbitt), Ausstellungskatalog Schirn Kunsthalle 2008/09, S.129 ff.<br />
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© ZEIT Kunstverlag GmbH & Co. KG,<br />
München 2009<br />
ISSN 0934-1730
[<br />
Biografie<br />
1959 geboren in Edinburgh<br />
1979– Studium am Wimbledon College of Art,<br />
1980 London<br />
1980– Studium am Central Saint Martins<br />
1983 College of Art & Design, London<br />
1989– Studium an der Chelsea School of Art<br />
1990 & Design, London<br />
1990–<br />
2000 Kurator der Tate Gallery, London<br />
2003 Gründung des STUDIOFILMCLUB, Trinidad<br />
(mit Che Lovelace)<br />
seit Professur an der Kunstakademie Düsseldorf<br />
2005 lebt und arbeitet auf Trinidad<br />
[<br />
Ausstellungen<br />
Einzelausstellungen<br />
1984 London, Metropolitan Gallery<br />
1986 London, Air Gallery<br />
1991 London, Whitechapel Gallery<br />
1994 London, Victoria Miro Gallery<br />
New York, Gavin Brown's Enterprise<br />
New York, Gavin Brown's Enterprise<br />
1995 Berlin, Contemporary Fine Arts<br />
1996 London, Victoria Miro Gallery<br />
Bremen, Gesellschaft für Aktuelle Kunst<br />
New York, Gavin Brown's Enterprise<br />
London, Riding House Edititions<br />
1998 London, Whitechapel Gallery (Wanderausst.)<br />
London, Victoria Miro Gallery<br />
1999 Berlin, Contemporary Fine Arts<br />
Glarus, Kunsthaus<br />
New York, Gavin Brown's Enterprise<br />
New York, Gavin Brown's Enterprise<br />
2000 St. Louis, The Saint Louis Art Museum (Wanderausst.)<br />
Dublin, The Douglas Hyde Gallery<br />
2001 Toronto, The Power Plant<br />
Vancouver, Morris and Helen Belkin Art<br />
Gallery, The University of British Columbia<br />
(Wanderausst.)<br />
2002 Toronto, The Bailey Collection<br />
London, Victoria Miro Gallery<br />
New York, Michael Werner Gallery<br />
2003 Chicago, Arts Club of Chicago<br />
Maastricht, Bonnefantenmuseum (Wanderausst.)<br />
London, James Hyman Fine Art<br />
2004 München, Pinakothek der Moderne (Wanderausst.)<br />
Köln, Daniel Buchholz<br />
2005 Windsor, Vero Beach (Wanderausst.)<br />
Köln, Museum Ludwig (Wanderausst.)<br />
2006 Leipzig, Museum der Bildenden Künste<br />
Marfa, Ballroom<br />
2008 London, Tate Britain (Wanderausst.)<br />
2009 Berlin, Contemporary Fine Arts<br />
New York, Galerie Michael Werner<br />
New York, Gavin Brown's Enterprise<br />
Gruppenausstellungen<br />
1982 London, ICA, New Contemporaries<br />
1983 London, ICA, New Contemporaries<br />
1985 London, Riverside Studios, Things as They<br />
Are<br />
1989 Montreal, Galerie Nomad, Raving Formalists<br />
1990 London, Mall Galleries, Into the Nineties<br />
1991 London, Serpentine Gallery, Barclay’s Young<br />
Artist Award<br />
1992 London, Laure Genillard Gallery, Inside a<br />
Microcosm<br />
Brüssel, Centre Albert Borschette, New<br />
Voices<br />
1993 London, Royal Festival Hall, Moving into View<br />
London, Barbican Centre, Twelve Stars<br />
Liverpool, John Moore’s Prize, 1st Prize<br />
Exhibition 18<br />
1994 London, Serpentine Gallery, Here and Now<br />
London, Tate Gallery, The Turner Prize<br />
Exhibition<br />
London, Victoria Miro Gallery, Group Painting<br />
Exhibition<br />
Salzburg, 1st Prize Prix Eliette von Karajan<br />
London, Hayward Gallery, Unbound<br />
London, Cabinet Gallery, Imprint ’93<br />
1995 London, Burbage House, Zombie Golf<br />
1996 Oxford, Museum of Modern Art, About Vision<br />
(Wanderausst.)<br />
Gera, Kunstsammlung, Faustrecht der<br />
Freiheit (Wanderausst.)<br />
London, Anthony Wilkinson Fine Art, There’s<br />
a painting on the wall<br />
Berlin, Contemporary Fine Arts, Answered<br />
Prayers<br />
London, ICA, Belladonna<br />
1997 Dublin, Kerlin Gallery, New found landscape<br />
Wien, Kunsthalle, Alpenblick<br />
Hydra, The Hydra Workshop, Package Holiday<br />
1998 Newcastle, Laing Art Gallery, About Vision<br />
London, Cabinet Gallery, Sunday<br />
Bristol, Arnolfini Gallery, <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> and<br />
Udomsak Krisanamis<br />
Bregenz, Galerie Krinzinger im Benger-<br />
Areal, UK - Maximum Diversity (Wanderausst.)<br />
1999 Edinburgh, The Fruitmarket Gallery, <strong>Peter</strong><br />
<strong>Doig</strong> and Udomsak Krisanamis<br />
London, Royal College of Art, From A–B and<br />
Back Again<br />
London, Victoria Miro Gallery, Contemplating<br />
Pollock<br />
London, Anthony Wilkinson Gallery, Matthew<br />
Higgs<br />
London, Gallery Westland Place, River Deep<br />
Mountain High (Wanderausst.)<br />
2000 Eindhoven, Van Abbemuseum, Twisted<br />
New York, Barbara Gladstone Gallery, Drawings<br />
2000<br />
Boston, Institute of Contemporary Art, From<br />
a Distance<br />
2001 Southampton, Parrish Art Museum, About<br />
the Bayberry Bush<br />
Paris, Galeria Jennifer Flay, The way I see it<br />
Mailand, Monica de Cardenas, Extended<br />
Painting<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
New York, Marianne Boesky Gallery, Camera<br />
Works<br />
London, Victoria Miro Gallery, Works on<br />
Paper: From Acconci to Zittel<br />
Dublin, The Kerlin Gallery, Works on Paper<br />
Salzburg, Kunstverein, Hier ist dort<br />
London, Stephen Friedman Gallery, EU<br />
2002 Biella, Museo del Territorio Biellese, Premio<br />
Biello per L'Incisione<br />
Santa Monica, Museum of Art, Cavepainting<br />
Paris, Centre Georges Pompidou, Cher<br />
peintre (Wanderausst.)<br />
London, Royal Academy of Art, The Galleries<br />
Show<br />
London, The Alpine Club, Art + Mountains<br />
2003 Venedig, Musei Civici Veneziani, Pittura/<br />
Painting<br />
London, Tate Britain, Tate Triennal<br />
Delmenhorst, Städt. Galerie, Unheimlich<br />
Tokio, Mori Art Museum, Happiness<br />
2004 Pittburgh, Carnegie Museum of Art, 54th<br />
Carnegie International<br />
Mönchengladbach, Städt. Museum Abteiberg,<br />
Rheingold III<br />
Berlin, Contemporary Fine Arts, Museum<br />
der bildenden Künste Leipzig<br />
Los Angeles, Hammer Museum, The Undiscovered<br />
Country<br />
London, Saatchi Gallery, New Blood : New<br />
Young Artists, New Acquisitions<br />
Dublin, Douglas Hyde Gallery, Huts<br />
Los Angeles, Hammer Museum, the undiscovered<br />
country<br />
2005 London, The Saatchi Gallery, The Triumph of<br />
Painting. Part I<br />
New York, Gavin Brown's Enterprise, René<br />
Daniels, <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Silke Otto-Knapp<br />
New York, Andrea Rosen Gallery, Looking at<br />
Words<br />
Dortmund, Museum für Kunst und Kulturgeschichte,<br />
Munch Revisited<br />
Hamburg, Kunsthalle, Geschichten-erzähler<br />
Frankfurt a. M., Schirn Kunsthalle,<br />
Wunschwelten<br />
Paris, Centre Georges Pompidou, The Big<br />
Bang<br />
New York, Michael Werner Gallery, Works<br />
on Paper: Georg Baselitz, <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Jörg<br />
Immendorff, Per Kirkeby<br />
2006 Zürich, Kunsthaus, In den Alpen<br />
München, Kunstverein, The Secret Public<br />
(Wanderausst.)<br />
London, Tate Britain, Tate Triennial<br />
New York, MoMA, Eye on Europe<br />
Osaka, The National Museum of Art, Essential<br />
Painting<br />
London, ICA, Surprise, Surprise<br />
Maastricht, Bonefantenmuseum, Travelling<br />
light<br />
Santa Fe, SITE, Stillpoints of the Turning<br />
World<br />
London, Tate Britain, Tate Triennial<br />
New York, Whitney Museum, Whitney Biennial<br />
München, Sammlung Goetz, Imagination<br />
Becomes Reality, Part III<br />
11
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
2007 London, Hayward Gallery, The Painting of<br />
Modern Life<br />
London, Thomas Dane Gallery, Very Abstract<br />
and Hyper Figurative<br />
Wuppertal, Van der Heydt Museum, Der<br />
Symbolismus und die Kunst der Gegenwart<br />
Duisburg, Wilhelm Lehmbruck Museum,<br />
Leerräume des Erzählens<br />
Essen, Museum Folkwang, Rockers Island<br />
– Olbricht Collection<br />
2008 Colorado, Aspen Art Museum, Marlon Brando,<br />
Pocahontas and Me<br />
Salzburg, Museum der Moderne, Salzburg,<br />
A Guest of Honour. From Francis Bacon to<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
Berlin, Julius Werner, Serial Works on Paper<br />
New York, Michael Werner Gallery, Series<br />
Drawing: An exhibition of works on paper<br />
2009 New York, MoMA, Compass in Hand<br />
[<br />
12<br />
Bibliografie<br />
1992 Jones, G., Weird Places, Strange Folk, in:<br />
Frieze, 6<br />
1993 Wilson, A., Wet Paint, in: Royal Academy<br />
Magazine, 41<br />
1994 Prix Eliette von Karajan ’94, Salzburg<br />
Unbound: Possibilities in Painting, Kat.<br />
Hayward Gallery, London<br />
New Voices, Kat. British Council, London<br />
Bonaventura, P., A Hunter in the Snow (interview),<br />
in: Artifactum, Herbst<br />
1995 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: Blotter, Kat. Contemporary Fine<br />
Arts, Berlin<br />
Lillington, D., Invervalste Romantiek (interview),<br />
in: Metropolis M, 1, Feb.<br />
1996 Homely, Kat. Gesellschaft für Aktuelle<br />
Kunst, Bremen<br />
Stange, R., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> in der Gesellschaft<br />
für Aktuelle Kunst, in: Neue Bildende Kunst,<br />
Juli<br />
Cruz, J., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> (review), in: Art Monthly,<br />
März<br />
Herbstreuth, P., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: Contemporary<br />
Fine Arts, in: Flash Art, 186<br />
1997 Alpenblick, Kat. Kunsthalle, Wien<br />
The Turner Prize, Kat. Tate Gallery, London<br />
1998 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>/Udomsak Krisanamis, Kat. Arnofilni,<br />
Bristol<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>. Blizzard seventy – seven, Kat.<br />
Kunsthalle, Kiel<br />
Edelstein, L., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>. Losing oneself in<br />
the looking, in: Flash Art, 200<br />
1999 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> version, Kat. Kunsthaus, Glarus<br />
Johnson, K., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: The New York<br />
Times, 10. 12.<br />
Saltz, J., Out of the Fog, in: Village Voice,<br />
21. 12.<br />
2000 Almost Grown, Paintings by <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Kat.<br />
Doulas Hyde Gallery, Dublin<br />
Ziolkowski, T., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Artforum, Feb.<br />
Sloane, J., Rainbows and other Ruins,<br />
in: Afterall, 1<br />
Richter, D., Dots on <strong>Doig</strong>, in: Afterall, 1<br />
2001 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Kat. Morris and Helen Belkin Art<br />
Gallery, Vancouver<br />
Sheir, R., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> – Morris and Helen<br />
Belkin Gallery, in: Art + Text, 73<br />
2002 Lieber Maler, male mir…, Kat. Schirn Kunsthalle,<br />
Franfurt a. M.<br />
100 Years Ago, Kat. Victoria Miro Gallery,<br />
London<br />
Cavepainting, Kat. Santa Monica Museum of<br />
Art, Santa Monica<br />
Slyce, J., London: Last Exit Painting, in:<br />
Flash Art, 226<br />
Higgie, J., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Frieze, Juni<br />
Mack, G., Bilder aus dem Reich der Rätsel,<br />
in: Art, 4<br />
Cunning, L., Painting on thin Ice, in: The<br />
Observer, 14. 4.<br />
Searle, A., Wide blue yonder, in: The Guardian,<br />
16. 4.<br />
Brown, R., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Contemporary<br />
Magazine, Sommer<br />
2003 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Kat. Arts Club of Chicago<br />
Charley's Space, Kat. Bonnefantenmuseum,<br />
Maastricht<br />
Unheimlich, Kat. Städt. Galerie, Delmenhorst<br />
Bonaventura, P., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Parkett, 67<br />
Fuchs, R., Contemporary Fragility, in: Parkett,<br />
67<br />
Ruf, B., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>s JETZT, in: Parkett, 67<br />
Higgs, M., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Artforum, 2<br />
2004 Metropolitain, Kat. Pinakothek der Moderne,<br />
München<br />
54th Carnegie International, Kat. Carnegie<br />
Museum of Art, Pittsburgh<br />
<strong>Doig</strong>, P., Edition für Texte zur Kunst, in: Texte<br />
zur Kunst, 56<br />
Asthoff, J., Punktgenaue Malerei und<br />
schwimmende Farbigkeit, in: Kunst-bulletin,<br />
9<br />
2005 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> – Studiofilmclub, Kat. Museum<br />
Ludwig, Köln<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: Works on Paper, Kat. Gallery at<br />
Windsor, London<br />
Wunschwelten/Ideal Worlds, Kat. Schirn<br />
Kunsthalle, Frankfurt a. M.<br />
Rheingold III, Kat. Museum Abteiberg,<br />
Mönchengladbach<br />
The Triumph of Painting, Kat. Saatchi Gallery,<br />
London<br />
Caspar David Friedrich ist auch Kitsch,<br />
Interview mit Max Hollein, in: Art, Mai<br />
Wenn mein Werk den Trend überdauert,<br />
habe ich etwas richtig gemacht, Interview<br />
mit <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Welt am Sonntag, 8. 5.<br />
2006 Go West Young Man, Kat. Museum der<br />
bildenden Künste, Leipzig<br />
Essential Painting, Kat. National Museum of<br />
Art, Osaka<br />
Surprise, Surprise, Kat. ICA, London<br />
Lapp, A., Once upon a Time in the West<br />
– Part One, in: Art Review, 4<br />
Wright, K., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: Keeping it real, in:<br />
Modern Painters, März<br />
2007 Schneider H., Frank, A., The Wonders of<br />
Skiing, Köln<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, London<br />
Hunky, D., Kat. Gary Tatintsian Gallery,<br />
Moskau<br />
Finkh, G. (Hrsg.), Symbolismus und die<br />
Kunst der Gegenwart, Kat. Von der Heydt<br />
Museum, Wuppertal<br />
Searle, A., Scott, K., Grenier, C., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>,<br />
New York<br />
Imagination becomes Reality, Kat. Sammlung<br />
Goetz, München<br />
Ellis, P., Der 11,3 Millionen Dollar-Mann, in:<br />
Spike Art Quarterly, Herbst<br />
Wainwright, L., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong> & Chris Ofili,<br />
Interview, in: Bomb, 1<br />
Woodcock, V., The Secret Public, in: Flux<br />
Magazine<br />
Grenier, C., Reconquérir le monde. <strong>Peter</strong><br />
<strong>Doig</strong>, in: Les Cahiers du Musée d’Art Moderne,<br />
Centre Georges Pompidou, Winter<br />
2008 <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Köln<br />
Blasted Allegories, Zürich<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Kat. Musées d'Art Moderne de la<br />
Ville de Paris<br />
Stations. 100 Meisterwerke Zeitgenössischer<br />
Kunst, Köln<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, Kat. Tate Modern, London<br />
Sauerländer, W., Landschaften als Fluchtorte,<br />
in: SZ, 20./21. 12.<br />
Tepel, O., Ich will nicht unterrichten, ich<br />
möchte Teil von etwas sein, in: Lido, 3<br />
Schwabsky, B., Glimpses beyond the edge,<br />
in: Art in America, Mai<br />
Wu, A., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: Somewhere for Silence<br />
and Hallucination, in: Art China, 5<br />
Stonard, J., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Artforum, April<br />
<strong>Doig</strong>, P., Life in Film, in: Frieze, März<br />
Falconer, M., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: Modern Romance,<br />
in: Art World, Feb.<br />
Adams, T., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>: The Interview, in: The<br />
Observer, 27. 1.<br />
2009 Walde, G., Die traumverlorenen Welten des<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Berliner Morgen-post, 16. 1.<br />
Kazakina, K., <strong>Doig</strong>, Painter of $ 11-Million<br />
Canoe, Evokes Trinidad: Hot Art, in: Bloomberg<br />
News, 30. 1.<br />
Preuss, S., Meisterkoch im Topf der Moderne,<br />
in: Berliner Zeitung, 21. 2.<br />
Mack, G., <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>, in: Künstler. Kritisches<br />
Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 86,<br />
München
1<br />
1 Gasthof zur Muldentalsperre, 2000-03<br />
Öl auf Leinwand<br />
196 x 296 cm<br />
The Art Institute of Chicago, partial and promised<br />
gift oft he Collection of Nancy Lauter McDougal and<br />
Alfred L. McDougal to the Art Institute of Chicago<br />
2 Gasthof, 2004<br />
Öl auf Leinwand<br />
275 x 200 cm<br />
Privatsammlung Berlin<br />
Cover <strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>; Foto: Alex Smailes/abovegroup<br />
2
3<br />
4
3 The Vessel Lounge, 1982<br />
Öl auf Leinwand<br />
197,3 x 241,8 cm<br />
Courtesy Contemporary Fine Arts Berlin<br />
4 Ohne Titel, 1982<br />
Öl auf Leinwand<br />
180 x 237 cm<br />
Courtesy Contemporary Fine Arts Berlin<br />
5 Coburg 3 + one more, 1994<br />
Öl auf Leinwand<br />
200 x 250 cm<br />
Courtesy Contemporary Fine Arts Berlin<br />
6 Friday 13th, 1999<br />
Öl auf Leinen<br />
35,6 x 27,9 cm<br />
Privatsammlung, Coral Gables, Florida USA<br />
7 Reflection (What Does Your Soul Look Like), 1996<br />
Öl auf Leinwand<br />
299 x 200 cm<br />
Mima and César Reyes Collection, Puerto Rico<br />
6 7<br />
5
10<br />
11<br />
10 Grande Riviere, 2001<br />
Öl auf Leinwand<br />
360 x 230 cm<br />
Courtesy by the artist and<br />
Victoria Miro Gallery, London<br />
11 Figures in Red Boat, 2005-07<br />
Öl auf Leinen<br />
250 x 200 cm<br />
Privatsammlung<br />
12 Lunker, 1995<br />
Öl auf Leinwand<br />
200 x 266 cm<br />
Courtesy Contemporary Fine Arts Berlin<br />
13 100 Years Ago, 2002<br />
Öl auf Leinwand<br />
240 x 360 cm<br />
Courtesy by the artist and<br />
Victoria Miro Gallery, London
D<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong><br />
13<br />
12
14 Metropolitain (House of Pictures), 2004<br />
Öl auf Leinwand<br />
275,5 x 200 cm<br />
Courtesy Contemporary Fine Arts Berlin<br />
D<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Doig</strong>
15 Paragon, 2004<br />
Öl auf Leinwand<br />
275 x 200 cm<br />
Privatsammlung