Juni 2017
Printausgabe Juni 2017
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Mein Viertel<br />
KNAPPER WOHNRAUM<br />
Prenzlberg stockt auf<br />
Mein Viertel<br />
Um Punkt zehn Uhr klingelt an es der Wohnungstür<br />
von Julia Dittmar. Kaum geöffnet, findet sie<br />
in ihrer Altbauwohnung vor allem eines: Viel<br />
Vollholz. Daraus entsteht in den nächsten Stunden<br />
eine großzügige Hochetage, die ihr und ihrer<br />
Familie mehr Platz verschaffen soll. Damit ist<br />
Familie Dittmar nicht allein: Immer mehr Berliner<br />
lassen sich Möbel anfertigen, die passgenau auf<br />
den Schnitt ihrer Wohnung zugeschnitten sind.<br />
Das ist vor allem im Prenzlauer Berg oft günstiger<br />
als ein Umzug.<br />
Text: Christiane Kürschner • Fotos: Katy Otto<br />
Quadratmeterpreise lassen Bewohner<br />
zusammenrücken<br />
Peter Gräfe und Herbert „Bert“ Podkowa machen<br />
nicht viele Worte, denn sie verstehen sich auch ohne<br />
ganz gut. Sie haben im Prenzlauer Berg schon unzählige<br />
Einbauschränke, Hochbetten und ganze Hochetagen<br />
in kleine wie große Wohnungen eingebaut. Seit<br />
25 Jahren ist Peter Tischler, zwölf davon selbstständig.<br />
Zuvor studierte er, seine Berufung fand er jedoch<br />
im Arbeiten und Gestalten mit dem Rohstoff Holz.<br />
1978 hat es den geborenen Weimaraner nach Berlin<br />
verschlagen, seither lebt er im Prenzlauer Berg. Seine<br />
Liebe zum Kiez ist ungebrochen, auch wenn dieser<br />
sich in einem ständigen Wandel befindet.<br />
„Es ist ganz klar ein Trend zu erkennen“, meint Peter,<br />
„in den vergangenen sieben Jahren fragen die Leute<br />
vermehrt nach Möglichkeiten, ihren Wohnraum<br />
auszureizen.“ Die Auswertungen<br />
des Wohnmarktreport Berlin <strong>2017</strong><br />
zeigen, dass im Prenzlauer<br />
Berg eine gewisse Sättigung<br />
eingesetzt hat. Mit einem<br />
durchschnittlichen Quadratmeterpreis<br />
von 12,50<br />
gehört das Gebiet um die<br />
Prenzlauer Allee östlich<br />
der Kollwitzstraße zu<br />
den teuersten Wohngebieten<br />
Berlins. Es teilt<br />
sich den fünften Platz<br />
mit der Chausseestraße<br />
im Bezirk Mitte. Wer schon eine längere Zeit im<br />
Prenzlauer Berg lebt, profitiert teilweise von mäßigen<br />
Mietkosten. Wer eine Wohnung neu anmieten möchte,<br />
der muss in den sauren Apfel beißen. Familien überlegen<br />
sich deshalb, ob sie sich eine neue, größere Wohnung<br />
suchen, für die durch die Neuanmietung deutlich<br />
höhere Kosten entstehen. Also heißt es: Bleiben und<br />
aufstocken. Peter ist in ganz Berlin unterwegs, um<br />
durch individuelle Lösungen Wohnraum und damit<br />
Lebensqualität zu schenken.<br />
Winsviertel als Hochbetten-Burg<br />
An diesem Freitag verschafft er Familie Dittmar zu<br />
mehr Platz im Kinderzimmer. Seit zwei Jahren wohnt<br />
die vierköpfige Familie in der schicken Altbauwohnung,<br />
die mit vier Zimmern grundsätzlich viel Platz<br />
bereithält. „Jetzt scheint aber eine Phase zu beginnen,<br />
in die der Große einen Rückzugsort für sich benötigt“,<br />
so Julia. Das vierte Zimmer benötigen die berufstätigen<br />
Eltern als Arbeitszimmer, ein Umzug kommt<br />
nicht in Frage. Die mehr als acht Quadratmeter große<br />
Hochetage ist die Lösung. Über eine Leiter und durch<br />
die Luke kommen die Kinder auf die zweite Ebene,<br />
wo der Größere von beiden sein Bett und Platz zum<br />
Spielen haben soll. Immer mehr Menschen arbeiten<br />
von Zuhause und benötigen einen Arbeitsplatz, die<br />
klassische Aufteilung Wohn- und Schlafzimmer plus<br />
zwei Kinderzimmer gilt nicht mehr. Paare, die eine<br />
Familie gründen, überlegen sich zudem doppelt gut,<br />
ob sie die bezahlbare 3-Raum-Wohnung aufgeben,<br />
denn bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware.<br />
„Der Klassiker sind Familien mit<br />
ein oder zwei Kindern, die noch<br />
einmal Nachwuchs erwarten“,<br />
erzählt Peter, „dann reichen<br />
die drei oder vier Zimmer<br />
nicht mehr aus, aber eine<br />
5-Raum-Wohnung ist<br />
für nahezu niemanden<br />
erschwinglich, die<br />
4-Raum-Wohnungen<br />
rar“. Die Tendenz<br />
anstatt eines Umzuges<br />
aufzustocken, beobachtet<br />
der Tischler vor<br />
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