Kindernothilfe-Magazin 4/2010 (4 MB)
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Foto: Bastian Strauch<br />
Seite 18<br />
PORTRÄT > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/<strong>2010</strong><br />
„Ein politisches Amt<br />
wollte ich eigentlich nie“<br />
Christel Riemann-Hanewinckel ist seit Juni die neue Verwaltungsratsvorsitzende der Kinder-<br />
nothilfe. 1990 zog sie für die SPD als erste Hallesche Abgeordnete in den Bundestag ein<br />
und blieb 19 Jahre. Dort hat sie viele Kämpfe für ihr wichtigstes Anliegen ausgefochten:<br />
Chancengerechtigkeit. Mit der <strong>Kindernothilfe</strong> streitet sie nun auf anderer Ebene weiter dafür.<br />
Einen Computer zu finden in Christel Riemann-Hanewinckels<br />
Haushalt, ist keine leichte Aufgabe. Im Arbeitszimmer ihrer<br />
Halleschen Altbau-Wohnung dominieren analoge Medien: Bücher<br />
über Bücher füllen die Regale, selbst auf dem Schreibtisch keine<br />
Spur von Bits und Bytes. „Einen Computer habe ich erst vor<br />
einem Jahr besorgt, nach meinem Ausscheiden aus dem Bundestag“,erzählt<br />
die 63-Jährige,die seit Juni dem Verwaltungsrat<br />
der <strong>Kindernothilfe</strong> vorsteht. „Bis dahin übernahm mein Abgeordneten-Büro<br />
die elektronischen Arbeiten,Parlamentsreden<br />
habe ich bis zum Schluss handschriftlich verfasst.“ Der späte<br />
Einstieg in die digitaleWelt – unter allerlei Unterlagen versteckt<br />
sich ihr Laptop – ist aber keineswegs ein Zeichen von Rückwärtsgewandtheit.Vielmehr<br />
ist Christel Riemann-Hanewinckel<br />
bis heute vor allem eines: eine couragierte und engagierte<br />
Vordenkerin in Politik, Kirche und Gesellschaft.<br />
Früh übte die gebürtige Thüringerin unbequeme Kritik: als sie<br />
1968 die nicht gerade demokratische Durchführung der einzigen<br />
DDR-Volksabstimmung öffentlich verurteilte und dadurch<br />
ihre erste Arbeitsstelle als Buchhändlerin verlor. Früh übernahm<br />
sie Verantwortung: als sie als Pfarrerin ab 1981 mit oppositionellen<br />
Gruppen zusammenarbeitete, dann kurz vor dem Fall<br />
der Mauer die SPD in Halle/Saale mitbegründete und 1990 als<br />
erste Abgeordnete für ihre Stadt in den Bundestag einzog. Und<br />
immer schon hatte sie die weltweiten Belange der Kinder im<br />
Blick: etwa als sie als Parlamentarische Staatssekretärin unermüdlich<br />
für das Individualbeschwerderecht zur Kinderrechtskonvention<br />
kämpfte.<br />
Nicht der Wille zur Macht, sondern der Wunsch, eine gerechtere<br />
Welt mitzugestalten,zog Riemann-Hanewinckel aufs politische<br />
Parkett. „Ein politisches Amt wollte ich eigentlich nie.“ Einem<br />
Argument ihrer Parteifreunde, die sie zur Kandidatur drängten,<br />
habe sie aber nicht widersprechen wollen, schmunzelt sie:„Wir