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Kindernothilfe-Magazin 4/2010 (4 MB)

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Seite 6 PAKISTAN > KINDERNOTHILFE MAGAZIN > 4/<strong>2010</strong><br />

Kurshida, 9, kann sich noch genau erinnern, wie das Wasser<br />

kam. Wie ihre Eltern und Tanten und Onkel und Großeltern<br />

plötzlich anfingen, Kleidung, Schmuck und Töpfe in Koffer und<br />

Kisten zu packen. Wie der Indus nicht mehr ein paar Minuten<br />

Fußweg entfernt dahinfloss, sondern zu einem reißenden,<br />

gefährlichen Fluss angeschwollen war, über Nacht so breit<br />

geworden, dass das Wasser jetzt ins Haus eindrang. Am 4.<br />

August, gegen fünf oder sechs Uhr morgens, so genau kann sich<br />

niemand mehr erinnern, entschieden sie sich zu fliehen.<br />

Ein paar Tage zuvor, am 29. Juli, hatte der Monsun eingesetzt,<br />

im Norden des Landes. Die Menschen jubelten nach einer<br />

langen, heißen Trockenphase über den Sommerregen. Doch er<br />

wollte einfach nicht mehr aufhören, es goss in manchen<br />

Gegenden an einem Tag so viel wie in Deutschland in einem<br />

ganzen Sommer. Die Flüsse traten über die Ufer, entwickelten<br />

sich zu gefährlichen Strömen. Pakistan erlebte in der Folge die<br />

schlimmste Flut seit Jahrzehnten, 1929 soll es zuletzt so stark<br />

geregnet haben. Die Wassermassen wälzten sich Richtung<br />

Süden. Als sie schließlich ins Arabische Meer flossen, war ein<br />

Fünftel des Landes zerstört, waren 20 Millionen Menschen in<br />

allen vier Provinzen unmittelbar betroffen.Etwa sechs Millionen<br />

hatten ihre Häuser verloren. Die Flut hatte die Gebäude wie<br />

Kekse im Tee aufgeweicht, hatte sie zusammenbrechen lassen<br />

oder gleich ganz weggespült, hatte Bäume, Autos, Generatoren,<br />

Die Flut hat die Gebäude<br />

wie Kekse im Tee aufgeweicht<br />

Felsbrocken mit sich gerissen.Noch immer drohen Hungersnöte,<br />

denn in etlichen Regionen hat die Flut die Felder für längere<br />

Zeit unbrauchbar gemacht, und die Lebensmittelpreise haben<br />

sich verdoppelt und teilweise verdreifacht.<br />

Kurshida sitzt auf dem Boden einer Hütte aus Schilfmatten mit<br />

drei Räumen, sie malt mit Buntstiften ein Bild. Es ist ein Kinderzentrum<br />

in Sukkur,betrieben von der OrganisationThe Riverside<br />

Project, unterstützt und finanziert von der <strong>Kindernothilfe</strong>. Etwa<br />

40 Kinder verbringen hier ihre Vormittage, singen, spielen,<br />

tanzen, malen, manchmal steht auch Unterricht in Lesen und<br />

Schreiben und Mathematik auf dem Stundenplan. Um sie vor<br />

drohender Mangelernährung zu bewahren, bekommen sie hier<br />

Frühstück, einen reichhaltigen Brei aus Energieriegeln, zum<br />

Mittag gibt es eine warme Mahlzeit.„Die Kinder sollen nicht die<br />

ganze Zeit in ihren Notunterkünften und kaputten Häusern<br />

hocken. Sie sollen ihr Leid ein wenig vergessen“, sagt Munawar<br />

Gill, Leiter des <strong>Kindernothilfe</strong>-Partners The Riverside Project.<br />

„Zudem bekommen die Kinder Schulunterricht, der in Pakistan<br />

leider Mangelware ist.“ (Siehe Seite 9)<br />

Ob es ihr gefällt in dem Kinderzentrum? Kurshida lächelt und<br />

nickt.„Aber ich vermisse mein Zuhause“,sagt sie.Einen Moment<br />

überlegt sie und ergänzt: „Am allermeisten fehlen mir meine<br />

Freunde und mein Opa.“<br />

Als das Wasser in ihrem Haus in jener Nacht immer weiter stieg,<br />

In Pakistan ist Bildung Mangelware. In den Kinderzentren der <strong>Kindernothilfe</strong> lernen Mädchen und Jungen Lesen und Schreiben.

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