WIRTSCHAFT+MARKT 4/2017
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28. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />
4<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
0 4 >Die<br />
MECKLENBURG-<br />
VORPOMMERN +<br />
BRANDENBURG<br />
BUNDESTAGSBILANZ<br />
Wie engagiert war<br />
Ihr Abgeordneter?<br />
EXKLUSIV<br />
Warum Dietmar Woidke<br />
auch künftig auf einen<br />
Ostbeauftragten setzt<br />
REPORT<br />
Wie die Commerzbank im<br />
Mittelstand wachsen will<br />
SPITZENPRODUKT<br />
„Smarte Socke“ aus<br />
Hohenstein-Ernstthal<br />
AUTO<br />
Die schönsten Cabrios<br />
des Sommers<br />
Ostdeutsche Regionen, die die EU-Förderung am besten genutzt haben<br />
1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0<br />
Aufsteiger
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und internationale Kompetenz ausgezeichnet: World Finance, Ausgabe 07/08 2016
EDITORIAL | 3<br />
Die europäische<br />
Idee lebt<br />
E U R O P A S E R S T E S E R L E B N I S W E I N G U T<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
kh@wirtschaft-markt.de<br />
Erlebnis.<br />
Wein.Gut!<br />
Foto: Torsten George, Titelgrafik: studiostoks/fotolia.com<br />
Nach den ersten sechs politisch äußerst<br />
turbulenten Monaten dieses<br />
Jahres lohnt es sich, eine Zwischenbilanz<br />
zu ziehen. In Deutschland fanden drei<br />
Landtagswahlen statt und alle wurden sie<br />
von der CDU gewonnen. Nun gut, könnte<br />
man meinen, im Saarland wurde mit Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer eine beliebte Ministerpräsidentin<br />
im Amt bestätigt. In Schleswig-Holstein<br />
dagegen handelte es sich<br />
schon um ein mittleres politisches Beben,<br />
das die SPD und den bis wenige Wochen<br />
vor der Wahl ebenfalls populären Landesvater<br />
Torsten Albig in den Abgrund riss. Gut<br />
möglich, dass die unglückliche Melange aus<br />
persönlicher Eitelkeit und einem Interview<br />
zum falschen Thema das Fiasko Albigs am<br />
Ende besiegelte und einem Newcomer, dem<br />
CDU-Spitzenkandidaten Daniel Günther, das<br />
Tor zur Staatskanzlei in Kiel öffnete.<br />
Was dagegen bei der Wahl in Nordrhein-<br />
Westfalen geschah, ist weit mehr als eine<br />
bloße Überraschung. Die SPD um Ministerpräsidentin<br />
Hannelore Kraft hat das Kernland<br />
der Sozialdemokratie verloren. Und das<br />
gegen einen CDU-Gegenspieler, der – um<br />
es vorsichtig auszudrücken – bis dato kaum<br />
als erstligatauglich eingestuft worden war.<br />
Ist mit diesem Dreifacherfolg der CDU<br />
die Bundestagswahl am 24. September<br />
für Bundeskanzlerin Angela Merkel schon<br />
gelaufen? Das wäre sicherlich eine zu einfache<br />
und vermutlich aus Sicht der CDU-<br />
Wahlkampfstrategen recht leichtsinnige<br />
Schlussfolgerung. Denn gerade die Wahlen<br />
in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen<br />
haben gezeigt, dass sich das Blatt binnen<br />
weniger Wochen wenden kann.<br />
www.wirtschaft-markt.de<br />
Allerdings enthalten wohl alle in den drei<br />
Ländern eingefahrenen CDU-Siege einen<br />
deutlichen Merkel-Bonus. Ein großer Teil<br />
der Wähler ist offenkundig zufrieden damit,<br />
wie Angela Merkel das Land durch die vergangenen<br />
stürmischen Jahre manövriert<br />
hat. Sie setzen auf diese Erfahrung und<br />
wollen Kontinuität. Damit die Wirtschaft<br />
brummt und sich die Beschäftigungssituation<br />
weiter so erfreulich entwickelt.<br />
An der positiven wirtschaftlichen Entwicklung,<br />
gerade auch in den neuen Bundesländern,<br />
hat die zuletzt stark auf die Probe<br />
gestellte Europäische Union einen nicht<br />
unwesentlichen Anteil. Seien wir ehrlich,<br />
ohne die EU-Fördertöpfe wären die zahlreichen<br />
industriellen Kerne und Hightech-Zentren,<br />
die vielfältige Forschungslandschaft<br />
und die erheblichen Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen<br />
in den zurückliegenden<br />
zweieinhalb Jahrzehnten nicht zu realisieren<br />
gewesen. In unserer Titelgeschichte<br />
(ab Seite 42) zeigen wir, welche ostdeutschen<br />
Regionen am meisten von den<br />
Brüsseler Fördermillionen profitiert haben.<br />
Hier schließt sich der Kreis dieser Zwischenbilanz:<br />
Der Zuspruch für ein geeintes<br />
Europa ist in den zurückliegenden<br />
Monaten wieder größer geworden. National<br />
lässt sich das an den sinkenden<br />
Werten für die europaskeptische Alternative<br />
für Deutschland ablesen. Auf europäischer<br />
Bühne legen die Wahlergebnisse<br />
in den Niederlanden und Frankreich<br />
Zeugnis davon ab, dass die europäische<br />
Idee lebt. Eine Erkenntnis, die Hoffnung<br />
macht.<br />
W+M<br />
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27. & 28. August Tage des offenen<br />
Weingutes<br />
9. & 10. September Federweißerfest<br />
1. bis 3. Dezember Licht & Märchen<br />
16. & Manufakturen-<br />
17. Dezember Weihnachtsmarkt<br />
31. Dezember Silvester im<br />
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4 | W+M INHALT<br />
W+M TITELTHEMA<br />
Die Aufsteiger – Welche ostdeutschen<br />
Regionen am meisten von der<br />
EU-Förderung profitiert haben...........42<br />
W+M AKTUELL<br />
Köpfe......................................................................... 6<br />
Nachrichten............................................................... 8<br />
DIE GROSSE<br />
W+M<br />
BUNDESTAGS<br />
BILANZ<br />
ifo Geschäftsklimaindex für Ostdeutschland ..........10<br />
W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />
Report: Unverhoffter Zeitgewinn<br />
für die Flughafenregion............................................12<br />
Interview: Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />
spricht über Strukturwandel, Rolls-Royce<br />
und den Flughafen BER...........................................14<br />
ILB: Jubiläum an neuer Wirkungsstätte...................18<br />
Im Gespräch: Alexander Montebaur, Vorstandschef<br />
des Energienetzbetreibers E.DIS.................... 20<br />
Beelitz: Weißes Gold im märkischen Sand............. 22<br />
W+M LÄNDERREPORTS<br />
Thüringen: Kati Wilhelm –<br />
von der Olympiasiegerin zur Jungunternehmerin... 24<br />
Mecklenburg-Vorpommern:<br />
Mit der Ferienwohnung übern See......................... 26<br />
Ostdeutschland: Wie die Commerzbank<br />
im Mittelstand wachsen will................................... 28<br />
Ostdeutsches Spitzenprodukt:<br />
„Smarte Socke“ aus Hohenstein-Ernstthal............ 30<br />
W+M POLITIK<br />
Pro und Contra: Braucht Deutschland angesichts<br />
des wachsenden Fachkräftemangels überhaupt<br />
noch einen Mindestlohn?........................................ 31<br />
32<br />
W+M-Bundestagsserie<br />
Die Abgeordneten aus Brandenburg und<br />
Mecklenburg-Vorpommern ziehen Bilanz<br />
14<br />
Schwerpunkt Brandenburg<br />
Ministerpräsident Dietmar Woidke über Struktur-<br />
wandel, Rolls-Royce und den Flughafen BER<br />
Impressum<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe: 4/<strong>2017</strong><br />
Redaktionsschluss: 06.06.<strong>2017</strong><br />
Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />
Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 505638-00<br />
Fax: 030 505638-21<br />
www.wirtschaft-markt.de<br />
Herausgeber/Geschäftsführer:<br />
Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />
fn@wirtschaft-markt.de<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />
Tel.: 030 505638-86, kh@wirtschaft-markt.de<br />
Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />
jp@wirtschaft-markt.de<br />
Autoren: Dr. Hans-Ulrich Conrad, Katrin Kleeberg,<br />
Harald Lachmann, Rudolf Miethig, Tomas<br />
Morgenstern, Matthias Salm, Thomas Schwandt<br />
Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,<br />
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Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />
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Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />
Abonnementpreis:<br />
Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />
zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />
der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />
Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />
(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />
Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />
(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional, W+M<br />
Exklusiv und dem Online-Magazin W+M Kompakt)<br />
60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />
Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />
www.moeller-mediengruppe.de<br />
Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />
mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />
nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />
Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />
Fotos: Rolls-Royce/Steffen Weigelt (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
W+M INHALT | 5<br />
W+M-Serie: Bundestagsbilanz –<br />
Wie haben sich die Abgeordneten aus<br />
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
um Unternehmen und Jobs bemüht?..................... 32<br />
Ostdeutsches Wirtschaftsforum <strong>2017</strong>:<br />
Roundtable.ZUKUNFT:<br />
OWF wirft seine Schatten voraus........................... 39<br />
HTW-Präsident Klaus Semlinger erläutert, warum<br />
Wissenstransfer keine Einbahnstraße ist............... 40<br />
50<br />
Im Interview<br />
EU-Haushaltskommissar Günther H. Oettinger<br />
W+M TITELTHEMA<br />
Report: Mit Brüsseler Segen<br />
auf der Überholspur................................................ 42<br />
Kommentar: Ostdeutschland profitiert von<br />
europäischer Förderung – noch.............................. 49<br />
Interview: EU-Kommissar Günther H. Oettinger<br />
spricht über die Entwicklung der neuen Länder,<br />
den Brexit und die Zukunft Europas........................ 50<br />
W+M RATGEBER<br />
Büro: Kaffeevollautomaten für<br />
mehr als zehn Mitarbeiter....................................... 52<br />
Auto: Die schönsten Cabrios des Sommers........... 54<br />
Finanzen: Die Psyche nach dem Insolvenzantrag... 56<br />
54<br />
Lifestyle<br />
Die schönsten Cabrios des Sommers<br />
Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />
für Wirtschaftsliteratur............................................ 57<br />
W+M NETZWERK<br />
Bad Saarow: 6. Golfturnier für Freunde.................. 58<br />
Rostock: Unternehmertag zu Digitalisierung.......... 59<br />
Fotos: Europäische Kommission (oben), Daimler AG (Mitte), W+M (unten)<br />
24<br />
Länderreport Thüringen<br />
Kati Wilhelm – von der Olympiasiegerin<br />
zur Jungunternehmerin<br />
VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 60<br />
Neues aus den Unternehmerverbänden................. 62<br />
W+M PORTRÄTS<br />
Jan Janssen: Pionier im Tropical Islands................. 64<br />
Margret Gleiniger:<br />
Botschafterin des Erzgebirges................................ 65<br />
W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick und Personenregister............................... 66<br />
W+M WEITERE BEITRÄGE<br />
Editorial...................................................................... 3<br />
Impressum................................................................ 4<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
6 | W+M AKTUELL<br />
Bernd Böddeling (51)<br />
Aufsichtsrat aus Chemnitz<br />
Bernd Böddeling ist bei der Sitzung des<br />
Aufsichtsrates von enviaM am 3. Mai<br />
<strong>2017</strong> in Chemnitz für weitere fünf Jahre<br />
in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender,<br />
die der 51-jährige Diplom-<br />
Kaufmann bereits seit April 2015 ausübt,<br />
bestätigt worden. Böddeling ist Bereichsvorstand<br />
Kommunen/Beteiligungen,<br />
Sparte Netz & Infrastruktur, der innogy<br />
SE und für die Betreuung der Regionalgesellschaften<br />
verantwortlich. Die innogy<br />
SE ist eine Tochtergesellschaft der RWE<br />
AG und mit 58,57 Prozent an enviaM<br />
beteiligt. Böddeling ist seit 1993 beim<br />
RWE-Konzern beschäftigt und begann<br />
seine Laufbahn dort als Trainee. Schon<br />
mit 42 Jahren wurde er Mitglied des Vorstands<br />
der RWE Rhein-Ruhr AG, zuständig<br />
für das Ressort Finanzen. Die enviaM-<br />
Gruppe ist derzeit gemessen am Umsatz<br />
und Absatz der führende regionale Energiedienstleister<br />
in Ostdeutschland. Der<br />
Unternehmensverbund versorgt rund 1,4<br />
Millionen Kunden mit Strom, Gas, Wärme<br />
und Energie-Dienstleistungen.<br />
Marc Melzer (45)<br />
Leipziger Bankexperte<br />
Der gebürtige Hallenser ist seit mittlerweile<br />
drei Jahren der Bankenspezialist<br />
im Vorstand des Unternehmerverbands<br />
Sachsen. Bereits seit 1994 arbeitet der<br />
diplomierte Bankbetriebswirt bei der<br />
Deutschen Bank, inzwischen als Mitglied<br />
der Geschäftsleitung der Region Sachsen/Mitteldeutschland<br />
und Leiter für das Marktgebiet<br />
Leipzig-Halle. Er ist Mitglied<br />
im Wirtschafts- und kreditpolitischen<br />
Ausschuss des Ostdeutschen<br />
Bankenverbandes e. V., gehört dem Beirat<br />
der Hauptverwaltung der Deutschen<br />
Bundesbank in Bremen, Niedersachsen<br />
und Sachsen-Anhalt an und engagiert<br />
sich noch auf einem ganz anderen Gebiet:<br />
Melzer arbeitet auch mit im Beirat<br />
des Social Impact Lab Leipzig, das junge<br />
Existenzgründer und Social Start-ups<br />
in der Start- und Gründungsphase unterstützt,<br />
und er sitzt im Kuratorium von<br />
Common Purpose Leipzig. Diese Einrichtung<br />
offeriert Leadership-Entwicklung<br />
und will Führungskräften wie jungen<br />
Bewegern sektorübergreifend Inspiration,<br />
Fähigkeiten und Kontakte vermitteln,<br />
um noch besser komplexe Veränderungen<br />
führen zu können – im Beruf wie in<br />
der Gesellschaft.<br />
Siegfried Deinege (62)<br />
Görlitzer Unternehmer und Rathauschef<br />
Der diplomierte Ingenieur für Walzwerkund<br />
Hüttentechnik war Zeit seines beruflichen<br />
Lebens stets eng der Neißestadt<br />
verbunden – erst als Schmiedeingenieur<br />
im VEB Waggonbau Görlitz. Nach der<br />
Wende richtete er dann als Fertigungschef<br />
der DWA Deutsche Waggonbau AG<br />
zunächst den Standort marktwirtschaftlich<br />
neu aus, woraufhin er 1995 Produktionsdirektor<br />
und Prokurist sowie ab<br />
1998 General Manager bei Bombardier<br />
in Görlitz wurde. So sieht sich Deinege<br />
bis heute zuerst als Unternehmer,<br />
auch wenn er<br />
seit 2012 als Oberbürgermeister<br />
im prachtvollen Renaissancerathaus<br />
residiert. Getragen wurde er bei seiner<br />
Wahl von einem Bündnis aus Grünen,<br />
der Wählervereinigung Bürger für<br />
Görlitz, der CDU und der FDP. Deinege<br />
vermarktet konsequent die „Europastadt<br />
Görlitz/Zgorzelec“, professionalisiert erfolgreich<br />
das breitangelegte touristische<br />
Marketing und strebt nun einen besonderen<br />
Clou an: Den Berzdorfer See vor den<br />
Toren der Stadt – ein gefluteter Tagebau<br />
mit inzwischen reichlich Wassersportinfrastruktur<br />
– will er in Görlitzer See umbenennen<br />
lassen und seine Kommune<br />
damit als „Görlitz am See“ profilieren.<br />
Anja Kolbe-Nelde (38)<br />
Pilzvisionärin aus Nordthüringen<br />
Bundesweit einzigartig ist die Zucht von<br />
Baumpilzen, wie sie die junge Frau im<br />
nordthüringischen Schönewerda (Kyffhäuserkreis)<br />
betreibt: Anders als gängige<br />
Produzenten, die in abgeschlossenen<br />
Hallen arbeiten und hierbei Substrate in<br />
Folienbeuteln verwenden, setzt sie ganz<br />
auf die Kraft der Natur. Ihre Shiitake, Austernseitlinge,<br />
Rosenseitlinge und Limonenseitlinge<br />
reifen unter freiem Himmel,<br />
bei Sonne, an echtem Holz und ohne alle<br />
Chemie. Dazu impft sie die Pilzbrut in kurze<br />
Buchen- oder Eichenklötzer, die sie<br />
senkrecht im Boden eingegraben hat –<br />
ein Verfahren, mit dem Anja Kolbe-Nelde<br />
in ganz Deutschland zum Vorreiter<br />
wurde. Denn da sie inzwischen auch ei-<br />
Fotos: enviaM/Michael Setzpfandt (links), Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
W+M AKTUELL | 7<br />
EntDEckEn<br />
SIE DIE<br />
VIElFAlt.<br />
ZUKUNFT IM PROGRAMM<br />
Fotos: pi4_robotics GmbH (oben), Fraunhofer IMWS (unten)<br />
nen Teil dieser vorkultivierten Pilzhölzer<br />
an andere Gärtner, Landwirte oder Hobbyzüchter<br />
weiterverkauft, trägt sie aktiv<br />
zur Popularisierung dieser umweltbewussteren<br />
Zuchtmethode bei. Daneben<br />
arbeitet die ausgebildete Pilzsachverständige<br />
am Aufbau einer Pilzfarm mit eigener<br />
Brutproduktion, Pilzverarbeitung sowie<br />
Räumlichkeiten für Führungen, Kochabende<br />
und Nachnutzerseminare.<br />
Matthias Krinke (51)<br />
Roboter-Pionier aus Berlin<br />
1,75 Meter groß, 120 Kilogramm schwer<br />
und ein freundliches Wesen – so würde<br />
wohl Matthias Krinke, Chef der Berliner<br />
pi4_robotics GmbH, Yolandi, seine derzeit<br />
wichtigste Mitarbeiterin, beschreiben.<br />
Sie kann mühelos an der Rezeption<br />
ebenso wie im Catering oder in der<br />
Fabrik produktion ihren Dienst verrichten.<br />
Die Vielseitigkeit überrascht nicht, handelt<br />
es sich bei Yolandi doch um einen humanoiden<br />
Roboter. Mit dieser jüngsten,<br />
„workerbot“ getauften Robotergeneration<br />
will Matthias Krinke eine Zukunftsvision<br />
Wirklichkeit werden lassen. Dafür<br />
erhielt der gebürtige Schwabe Ende<br />
2016 den Innovationspreis Berlin-Brandenburg.<br />
Und hat schon eine weitere<br />
Weltneuheit in petto: den ersten Kiosk,<br />
in dem ausschließlich humanoide Roboter<br />
zum Einsatz kommen und Produkte<br />
anbieten, montieren und verkaufen.<br />
Der „Workerbotkiosk“ wird in Kürze bei<br />
einem ersten Kunden in Berlin zum Einsatz<br />
kommen, verrät Krinke, der stolz darauf<br />
ist, dass sich seine 1994 gegründete<br />
pi4_robotics GmbH als einziger deutscher<br />
Roboter-Hersteller noch zu 100 Prozent in<br />
deutschem Besitz befindet. Mit 50 Mitarbeitern<br />
fertigt die pi4_robotics GmbH in<br />
Berlin-Wedding Prüfautomaten, Bildverarbeitungssysteme<br />
und Roboter.<br />
Volker Naumann (32)<br />
Preisträger aus Halle<br />
Wenn Photovoltaikmodule mit kristallinen<br />
Siliziumsolarzellen hohen Systemspannungen<br />
ausgesetzt sind und in feuchter<br />
Umgebung betrieben werden, können<br />
Leistungseinbußen – die so genannte<br />
Potenzial-induzierte Degradation (PID)<br />
– auftreten. Diesen hat der Physiker Volker<br />
Naumann den Kampf angesagt. Gemeinsam<br />
mit seinem Team am Fraunhofer-Center<br />
für Silizium-Photovoltaik CSP<br />
in Halle gelang es ihm, die physikalischen<br />
Grundlagen der PID aufzuklären. Auf dieser<br />
Grundlage wurde am Fraunhofer CSP<br />
gemeinsam mit der Firma Freiberg Instruments<br />
ein Testgerät entwickelt, das den<br />
Grad der Gefährdung von Solarzellen für<br />
solche Störungen misst. Vom Deutschen<br />
Institut für Normung e. V. hat Naumann<br />
für diese Entwicklung als überzeugendes<br />
Beispiel innovativer Norm- und Standardisierungsprojekte<br />
den DIN-Innovationspreis<br />
zugesprochen bekommen. Für den<br />
32-jährigen Physiker eine Anerkennung,<br />
„dass wir mit unserem Verfahren eine<br />
wichtige Hilfestellung für Photovoltaikhersteller<br />
und -zulieferer anbieten“. Denn<br />
der PID-Test führt zu einem deutlich geringeren<br />
Material-, Energie- und Arbeitseinsatz<br />
bei der Prüfung von Solarzellen.<br />
MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />
<strong>2017</strong><br />
02.09. – 04.09.<br />
CADEAUX Leipzig<br />
www.cadeaux-leipzig.de<br />
20.09. – 22.09.<br />
efa<br />
www.efa-messe.com<br />
20.09. – 22.09.<br />
HIVOLTEC<br />
www.hivoltec.com<br />
20.09. – 23.09.<br />
90. Kongress der Deutschen Gesellschaft<br />
für Neurologie**<br />
www.dgnkongress.org<br />
27.09. – 28.09.<br />
MEDCARE<br />
www.medcare-leipzig.de<br />
27.09. – 28.09.<br />
CosmeticBusiness Poland**<br />
www.cosmetic-business.pl<br />
29.09. – 01.10.<br />
modell-hobby-spiel<br />
www.modell-hobby-spiel.de<br />
20.10. – 22.10.<br />
Designers‘ Open<br />
www.designersopen.de<br />
05.11. – 07.11.<br />
ISS GUT!<br />
www.iss-gut-leipzig.de<br />
09.11. – 12.11.<br />
World Dog Show*<br />
www.wds<strong>2017</strong>.de<br />
14.11. – 16.11.<br />
Fachmesse Gefahrgut & Gefahrstoff<br />
www.ggs-messe.de<br />
22.11. – 26.11.<br />
Touristik & Caravaning*<br />
www.tc-messe.de<br />
*Gastveranstaltung<br />
**nur für Fachbesucher<br />
Auszug · Änderungen vorbehalten<br />
www.leipziger-messe.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
8 | W+M AKTUELL<br />
MIT LASER AUF WACHSTUMSKURS<br />
Magdeburg. „Obwohl wir erst umgezogen<br />
sind, erweitern wir aktuell schon<br />
wieder unsere Büroflächen“, sagt Markus<br />
Barth. Der Geschäftsführer der<br />
TEPROSA GmbH sitzt in seinem kleinen<br />
Büro in der Paul-Ecke-Straße in Magdeburg.<br />
In den vergangenen vier Jahren hat<br />
sich der Umsatz des Unternehmens jährlich<br />
jeweils verdoppelt. Beim Ausbau investierten<br />
sie in eine neue Fertigungslinie<br />
– unterstützt wurden sie dabei mit<br />
Mitteln des KMU-Darlehensfonds von<br />
der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB).<br />
Die ersten Schritte ging TEPROSA 2009<br />
als Hightech-Start-up der Otto-von-Guericke-Universität<br />
Magdeburg. „Wir kommen<br />
aus der Forschung und wollen unser<br />
Know-how auch zukünftig in unsere Fertigungsprozesse<br />
und die Entwicklung von<br />
intelligenten Komponenten einfließen lassen.<br />
Die Fertigung im eigenen Haus ist<br />
dabei ein wichtiges Standbein, das uns<br />
im Entwicklungsbereich Freiheiten ermöglicht“,<br />
so Barth. Wie beispielsweise<br />
die Herstellung von Edelstahlfiltern für<br />
Kühlwasserpumpen. Hunderttausende<br />
davon produziert TEPROSA jährlich für<br />
ein Kunststofftechnik- und Spritzgussunternehmen,<br />
das nahezu alle Automobilhersteller<br />
beliefert. Aus einer sehr widerstandsfähigen<br />
Stahllegierung schneidet<br />
und bohrt das Unternehmen mit Hilfe<br />
von Lasertechnik die höchst anspruchsvollen<br />
Filterelemente.<br />
Ob durch neue Herstellungsverfahren mittels<br />
Lasertechnologien oder innovativer,<br />
leistungsstarker Elektroniksysteme, auch<br />
in Zukunft möchte TEPROSA Entwickler<br />
und Dienstleister sein und ein ganzheitliches<br />
Leistungspaket anbieten. Weitere<br />
Büroflächen hat Markus Barth schon<br />
in Aussicht. „Gegenüber werden gerade<br />
Räume frei“, so der Geschäftsführer. Denn<br />
wachsen will er auch in Zukunft.<br />
Sachsen-Anhalt MUT für Unternehmer<br />
ab 25.000 Euro, maximal 20 Jahre Laufzeit<br />
– Investitionen, Betriebsmittel,<br />
Auftragsvorfinanzierung<br />
– Unternehmensübernahmen/<br />
Erwerb tätiger Beteiligungen<br />
– Vorfinanzierung von Zuschüssen<br />
– Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Energieeffizienz<br />
– Ausgaben für FuE und Innovation<br />
sowie Markteinführung<br />
TEPROSA-Chef Markus Barth mit Sachsen-<br />
Anhalts Wirtschaftsminister Armin<br />
Willingmann, IB-Chef Manfred Maas und<br />
Umweltministerin Claudia Dalbert (v. l.)<br />
Weitere Informationen unter www.ibsachsen-anhalt.de<br />
oder unter der kostenfreien<br />
Hotline 0800 5600757.<br />
DARLEHEN FÜR DEN MITTELSTAND DER INVESTITIONSBANK SACHSEN-ANHALT<br />
Sachsen-Anhalt IMPULS für Gründer<br />
ab 10.000 Euro, maximal 20 Jahre Laufzeit<br />
– Investitionen, Betriebsmittel,<br />
Auftragsvorfinanzierung<br />
– Unternehmensübernahmen/<br />
Erwerb tätiger Beteiligungen<br />
– Ausgaben zur Markterschließung<br />
und -einführung innovativer Produkte<br />
GESCHÄFT MIT GRÜNDERN<br />
NEUE ANSIEDLUNGEN<br />
WINDKRAFT BLEIBT JOBMOTOR<br />
Berlin. Knapp die Hälfte der neu zugesagten<br />
Bürgschaften und Garantien der<br />
BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg<br />
gingen 2016 an Gründer. Dabei<br />
stieg besonders die Zahl der Unternehmensübernahmen<br />
an. Das Finanzinstitut<br />
registrierte zudem einen Anstieg<br />
der Kaufpreisforderungen. Dies<br />
läge zum einen an der gestiegenen Ertragskraft<br />
der zum Verkauf stehenden<br />
Unternehmen, zum anderen am erhöhten<br />
Interesse von Investoren aufgrund<br />
geringer Renditen am Kapitalmarkt. Insgesamt<br />
verbürgte die Bank 2016 210 Vorhaben,<br />
davon 92 aus dem Dienstleistungsbereich.<br />
Es folgen der Einzelhandel<br />
(38), das Handwerk (29), der Großhandel<br />
(22), freie Berufe (15) und die<br />
Industrie (14).<br />
Bitterfeld. Rund 300 Unternehmen sind<br />
gegenwärtig im Chemiepark Bitterfeld-<br />
Wolfen ansässig. Sie beschäftigen zusammen<br />
etwa 12.000 Mitarbeiter und investierten<br />
allein 2016 rund 100 Millionen Euro.<br />
Und mit einer ähnlichen Dimension rechne<br />
man auch für dieses Jahr, so Patrice Heine,<br />
Geschäftsführer der für die Infrastruktur<br />
zuständigen Chemieparkgesellschaft.<br />
Denn derzeit fänden konkrete Gespräche<br />
mit vier potenziellen neuen Ansiedlern aus<br />
den Branchen Chemie und Umwelt statt.<br />
Namen nannte er zwar nicht, aber es handele<br />
sich durchweg um produzierende Unternehmen.<br />
Derzeit sind auf dem 1.200<br />
Hektar großen Areal noch 120 Hektar verfügbar.<br />
Der Bitterfelder Chemiepark ist der<br />
älteste in Deutschland und einer der größten<br />
in Europa.<br />
Magdeburg. Laut einer Untersuchung<br />
der Gesellschaft für wirtschaftliche<br />
Strukturforschung (GWS) profitiert in<br />
keinem Bundesland der Arbeitsmarkt<br />
so sehr von den Erneuerbaren Energien<br />
wie in Sachsen-Anhalt. Zwischen Altmark<br />
und Burgenland verdienen etwa<br />
23.000 Menschen rund um den grünen<br />
Strom ihren Lebensunterhalt. Das sind<br />
rund 25 Beschäftigte je tausend Berufstätige.<br />
Im Vergleich aller Bundesländer bildet<br />
dies der Studie zufolge den Spitzenwert.<br />
Auch auf dem zweiten Platz liegt<br />
mit Mecklenburg-Vorpommern ein ostdeutsches<br />
Land: Hier kommen 21 Mitarbeiter<br />
im Bereich Erneuerbare Energien<br />
auf tausend Beschäftigte. Einen besonderen<br />
Stellenwert hat in beiden Ländern<br />
dabei der Windkraftsektor, der allein in<br />
Foto: Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
W+M AKTUELL | 9<br />
Sachsen-Anhalt über 13.000 Werktätigen<br />
Lohn und Brot sichert. In der Solarindustrie<br />
des Landes arbeiteten dagegen zuletzt<br />
nur noch 2.000 Beschäftigte.<br />
PORTAL FÜR GRÜNDERSZENE<br />
Leipzig. Mit der Webseite startup-mitteldeutschland.de<br />
startete Ende April eine<br />
neue Online-Plattform für die wachsende<br />
Start-up-Branche in der Region. Die Europäische<br />
Metropolregion Mitteldeutschland,<br />
die HighTech Startbahn und SpinLab<br />
– The HHL Accelerator unterstützen das<br />
ambitionierte Projekt als Initiatoren. „Im<br />
Gegensatz zu anderen Start-up-Hochburgen<br />
wie Berlin, München und Hamburg<br />
existierte in Mitteldeutschland bislang<br />
keine zentrale Plattform für die Gründerszene.<br />
Mit unserem Portal startup-mitteldeutschland.de<br />
wollen wir die Sichtbarkeit<br />
der mitteldeutschen Start-ups bei<br />
Politik, Partnern und Investoren erhöhen<br />
und die regionalen Akteure besser miteinander<br />
vernetzen“, erklärt Eric Weber, Managing<br />
Director von SpinLab – The HHL<br />
Accelerator.<br />
SEETELHOTELS FEIERN JUBILÄUM<br />
Heringsdorf. Das Unternehmen<br />
SEETELHOTELS mit Sitz im Seebad Heringsdorf<br />
auf der Insel Usedom feierte im<br />
Mai sein 25-jähriges Bestehen. Zur Hotelgruppe<br />
der Familie Seelige-Steinhoff gehören<br />
16 Hotels, Residenzen und Villen<br />
auf der Insel Usedom sowie ein Hotel in<br />
Santa Ponsa (Mallorca). „Das familiengeführte<br />
Unternehmen SEETELHOTELS<br />
hat eine beeindruckende Entwicklung<br />
genommen. Im Laufe der vergangenen<br />
Jahre hat sich die Hotelgruppe stetig um<br />
weitere Übernachtungsmöglichkeiten erweitert<br />
und das Angebot für die Gäste<br />
vielfältig ergänzt“, sagte Harry Glawe, Minister<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit<br />
Mecklenburg-Vorpommern, vor Ort.<br />
MIKROGASTURBINE FÜR COTTBUS<br />
Cottbus. Der Prototyp eines neuen Energieumwandlungssystems<br />
auf Mikroturbinenbasis<br />
ist bei der Euro.K GmbH in<br />
Cottbus in Betrieb genommen worden.<br />
In der Turbine werden Deponiegase oder<br />
verunreinigte Holzabfälle verbrannt und in<br />
Wärme, Kälte und Strom umgewandelt.<br />
Ziel ist die Entwicklung einer dezentralen<br />
Container-Lösung.<br />
CHINESEN BAUEN E-AUTOWERK<br />
Görlitz. Der chinesische Automobilzulieferer<br />
Beijing WKW Automotive hat den<br />
Bau eines Werkes für Elektroautos im<br />
Premiumsegment in Rothenburg/Oberlausitz<br />
angekündigt. Die Fahrzeuge sind<br />
für den europäischen Markt bestimmt,<br />
1,13 Milliarden Euro sollen investiert werden.<br />
Derzeit gibt es in Sachsen 15 Investoren<br />
aus China.<br />
HPI IN NEW YORK<br />
Potsdam. Das Hasso-Plattner-Institut<br />
in Potsdam hat eine Zweigstelle in New<br />
York eröffnet. Gemeinsam mit der SAP-<br />
Innovationsplattform Next-Gen präsentieren<br />
die Softwareingenieure ihre Arbeits-<br />
und Entwicklungsfelder und wollen<br />
so die Zusammenarbeit mit amerikanischen<br />
Partnern ausbauen.<br />
BERLIN CAPITAL CLUB MEMBERS ON TOUR<br />
Foto: Monika Angela Arnold, Berlin/Wikipedia<br />
Die Altstadt der Lutherstadt Wittenberg mit Blick auf die Schlosskirche.<br />
Mitgliederveranstaltungen im Club gehören<br />
ebenso zum Wesen eines privaten<br />
Businessclubs wie gemeinsame Mitgliederaktivitäten<br />
außerhalb der Clubräumlichkeiten,<br />
wie zum Beispiel Golfturniere<br />
oder Besichtigungen in und um Berlin.<br />
Am 12. Juli <strong>2017</strong> begeben sich die Mitglieder<br />
des Berlin Capital Club gemeinsam<br />
auf Tour nach Wittenberg. In die Stadt,<br />
ohne die es die Reformation nicht gegeben<br />
hätte und die in diesem Jahr zentraler<br />
Jubiläumsort der Feierlichkeiten zum<br />
500-jährigen Jubiläum der Reformation<br />
ist. Mit einer Weltausstellung und zahlreichen<br />
Veranstaltungen zeigt die Lutherstadt<br />
Wittenberg, gelegen zwischen den<br />
Metropolen Leipzig und Berlin, wie bedeutsam<br />
Luthers Wirken vor 500 Jahren<br />
noch heute für unsere Gesellschaft<br />
ist. Das Tagesprogramm führt die Mitglieder<br />
unter anderem durch die denkmalgeschützte<br />
Werkssiedlung in Piesteritz,<br />
über den Lutherweg nach Kleinwittenberg<br />
und in die Altstadt Wittenbergs.<br />
Der Berlin Capital Club wird von der CCA<br />
Gruppe gemanagt und gehört dem weltweiten<br />
IAC-Netzwerk an, welches den<br />
Mitgliedern Zutritt zu fast 250 Clubs weltweit<br />
bietet. www.berlincapitalclub.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
10 | W+M AKTUELL<br />
OSV TROTZT NULL-ZINS-PHASE<br />
Potsdam. Das Kundenvertrauen stand<br />
im Fokus des 9. Ostdeutschen Sparkassentags<br />
in Potsdam. „Gerade in Zeiten,<br />
in denen die Niedrigzinsphase, der demografische<br />
Wandel oder die überbordende<br />
Regulierung verunsichern, brauchen<br />
die Menschen die Gewissheit, dass<br />
sie auf ihre Sparkasse bauen können“,<br />
betonte der Geschäftsführende Präsident<br />
des Ostdeutschen Sparkassenverbandes<br />
(OSV) Dr. Michael Ermrich. Die<br />
OSV-Sparkassen würden selbst in einer<br />
Zeit der Überregulierung und von Null-<br />
Zinsen ausreichend Erträge erwirtschaften,<br />
um den privaten Wohnungsbau und<br />
den Mittelstand zu finanzieren, so Ermrich.<br />
Auch der Präsident des Deutschen<br />
Sparkassen- und Giroverbandes Georg<br />
Fahrenschon lobte die OSV-Sparkassen<br />
für ihr überdurchschnittliches Jahresergebnis<br />
2016.<br />
Der 15. STeP-Kongress fand im Rathaus der Hansestadt Stralsund statt.<br />
STEP-KONGRESS BLICKT IN DIE ZUKUNFT<br />
Stralsund. Der STeP-Kongress feierte<br />
15. Jubiläum. Doch für einen langen<br />
Blick zurück war keine Zeit, schließlich<br />
widmete sich der Kongress in diesem<br />
Jahr einem der wichtigsten Zukunftsthemen:<br />
der Digitalisierung. Unter dem Titel<br />
„Chancen erkennen – Wertschöpfung<br />
schaffen“ stellten hochkarätige Referenten<br />
wie Anja Schurich von der rehaform<br />
GmbH & Co. KG, Gewinnerin des „Großen<br />
Preises des Mittelstandes“ und des<br />
„Unternehmerpreises MV“, ihre Lösungen<br />
und Ideen für den digitalen Wandel<br />
zur Diskussion. Rund 180 Gäste aus Politik,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft waren<br />
der Einladung ins Rathaus der Hansestadt<br />
Stralsund gefolgt. „Der Anspruch<br />
ist auch im 15. Jahr derselbe geblieben:<br />
Wir wollen Wissenschaft, Wirtschaft<br />
und Verwaltung vernetzen, Austausch<br />
und Kooperationen anregen“, erklärt Mitinitiator<br />
Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw,<br />
Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />
an der Hochschule Stralsund.<br />
Insgesamt ist die aktuelle Geschäftssituation in allen Bereichen<br />
der gewerblichen Wirtschaft Ostdeutschlands im Großen und<br />
Ganzen hervorragend. Die ostdeutschen Bauunternehmer waren<br />
im Mai mit ihren Geschäften gar so zufrieden wie noch nie.<br />
Zudem erwarteten die Befragungsteilnehmer in Industrie und<br />
Bauhauptgewerbe per Saldo eine weitere Verbesserung ihrer<br />
Geschäftssituation in den kommenden sechs Monaten; der Opifo<br />
Geschäftsklima Ostdeutschland im Mai <strong>2017</strong><br />
OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT IN BESTER STIMMUNG<br />
Die ostdeutschen Unternehmer waren auch im Mai <strong>2017</strong><br />
bester Stimmung. Der ifo Geschäftsklimaindex der gewerblichen<br />
Wirtschaft Ostdeutschlands notierte mit<br />
112,0 Punkten nur geringfügig unter dem im Vormonat erreichten<br />
Höchststand von 112,5 Punkten. Die Geschäftslage verharrte<br />
sogar unverändert auf ihrem Allzeithoch. Lediglich die Geschäftserwartungen<br />
gaben etwas nach, was aber angesichts<br />
der sehr guten Geschäftslage kein Grund zur Beunruhigung ist.<br />
timismus nahm in der Industrie im Mai nochmals geringfügig zu.<br />
Groß- und Einzelhandel äußerten hingegen vermehrt skeptische<br />
Geschäftserwartungen. Alles in allem dürfte die ostdeutsche<br />
Wirtschaft aber einen sonnigen Sommer erleben.<br />
Dr. Michael Weber und Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
Das Beschäftigungsbarometer für Ostdeutschland stieg indes<br />
im Mai <strong>2017</strong> nur geringfügig. Deutlich kräftiger als zuletzt wollten<br />
vor allem die Industrie- und Bauunternehmen ihre Beschäftigung<br />
ausweiten. Die ostdeutschen Groß- und Einzelhändler<br />
formulierten demgegenüber spürbar zurückhaltendere Personalpläne<br />
für die kommenden drei Monate.<br />
ifo Geschäftsklima<br />
Vormonat 17,1 Mai 16,0<br />
ifo Beschäftigungsbarometer<br />
Vormonat 3,8 Mai 4,0<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
Vormonat 22,2 Mai 21,9<br />
Bauhauptgewerbe<br />
Vormonat 12,2 Mai 16,4<br />
Groß- und Einzelhandel<br />
Vormonat 9,6 Mai 3,6<br />
* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />
Foto: STeP<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
Brummen ist<br />
einfach.<br />
Weil die Sparkassen den Motor<br />
unserer Wirtschaft am<br />
Laufen halten.<br />
s.de/finder
12 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Die zentrale Vorfahrt des Terminals am Flughafen BER.<br />
Unverhoffter Zeitgewinn<br />
für die Flughafenregion<br />
Vor fünf Jahren sollte Berlins Flughafen BER in Betrieb gehen,<br />
doch inzwischen ist die Eröffnung dieses wichtigsten Infrastrukturprojektes<br />
der Hauptstadtregion erneut auf unbestimmte Zeit<br />
verschoben worden. Für die drei Gesellschafter, die Länder Berlin<br />
und Brandenburg sowie den Bund, ist das ein Desaster. Den<br />
Brandenburger Landkreisen und Gemeinden sowie den Berliner<br />
Stadtbezirken im Flughafenumfeld dagegen beschert der BER schon<br />
heute Wachstum. Doch während die Nachfrage nach Gewerbeflächen<br />
und Wohnraum steigt, hinkt die Verkehrsinfrastruktur der Entwicklung<br />
hinterher. Von Tomas Morgenstern<br />
Die abermalige Absage der Flughafeneröffnung<br />
im Februar hatte angesichts<br />
der anhaltenden technischen<br />
und organisatorischen Probleme<br />
am BER kaum überrascht. Doch immerhin<br />
verschafft die neuerliche Verzögerung<br />
dem Flughafenumfeld unverhofft einen<br />
Zeitgewinn, um sich den Defiziten der<br />
Verkehrsinfrastruktur zuzuwenden. Der<br />
Wirtschaftsraum beiderseits der südlichen<br />
Berliner Landesgrenze verbindet<br />
die dynamischsten Landkreise Brandenburgs,<br />
Dahme-Spreewald und Teltow-<br />
Fläming, mit Forschungs- und Hightech-<br />
Standorten der Hauptstadt wie etwa<br />
Adlershof. Fast eine halbe Million Menschen<br />
lebten 2014 im engeren Flughafenumfeld.<br />
Boom rund um Schönefeld<br />
Einmal in Betrieb, wird der BER das einzige<br />
Tor Berlins zum nationalen und internationalen<br />
Flugreiseverkehr sein. Dann<br />
muss in Schönefeld das gesamte Passagieraufkommen<br />
bewältigt werden, das<br />
bislang an den Standorten Berlin-Tegel<br />
(TXL) und Schönefeld (SXF) abgefertigt<br />
wird. Berlin zählte 2016 mehr als 31 Millionen<br />
Flugreisende – die Mehrzahl davon<br />
in Tegel – und Luftfahrtexperten rechnen<br />
schon 2019 mit bis zu 40 Millionen<br />
Fluggästen, was die projektierte Kapazität<br />
des BER bei weitem übersteigt. Mit<br />
der Schließung von Tegel wird die Zahl<br />
der Flughafenbeschäftigten in Schönefeld<br />
auf 20.000 Menschen anwachsen,<br />
viele von ihnen werden zwischen Wohnund<br />
Arbeitsort pendeln. Bis zu 40.000<br />
neue Arbeitsplätze, vor allem im Logistikund<br />
Servicebereich, in Hightech-Firmen<br />
und Forschungseinrichtungen, bringt der<br />
BER perspektivisch in die Region. Autobahnen,<br />
Straßen und Schienen sind we-<br />
Foto: Alexander Obst/Marion Schmieding, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BRANDENBURG | 13<br />
Foto: Günter Wicker/Flughafen Berlin Brandenburg GmbH<br />
Der alte Flughafen Berlin-Schönefeld (SXF) wird auch nach der Eröffnung des BER weiter als Terminal für<br />
Billigflieger genutzt.<br />
der rund um Schönefeld, Königs Wusterhausen,<br />
Wildau, Waßmannsdorf und<br />
Ludwigsfelde noch in Berlin darauf vorbereitet.<br />
Im August 2016 hatte der Landrat des<br />
Dahme-Spreewald-Kreises Stephan<br />
Loge (SPD) vor einem Verkehrsinfarkt<br />
in der Flughafenregion gewarnt, wenn<br />
nicht umgehend etwas unternommen<br />
werde. Damals ging man noch von einer<br />
Flughafeneröffnung bis Ende <strong>2017</strong> aus.<br />
Loge setzte sich für ein neues Verkehrskonzept<br />
ein und brachte damit die Position<br />
des regionalen Dialogforums Airport<br />
Berlin Brandenburg (siehe Info-Kasten)<br />
auf den Punkt.<br />
Verkehrskollaps droht<br />
Das Dialogforum hatte das Gemeinsame<br />
Strukturkonzept (GSK) für das Flughafenumfeld<br />
aus dem Jahr 2006 auf den<br />
Prüfstand gestellt und das Planungsbüro<br />
Jahn, Mack & Partner mit dessen Evaluierung<br />
beauftragt. Das Ergebnis war am<br />
9. November 2016 in Form einer Studie<br />
vorgestellt worden. Darin wird einerseits<br />
konstatiert, dass die Flughafenregion<br />
Berlin-Brandenburg als Wohn- und<br />
Arbeitsstandort immer attraktiver werde.<br />
Durch die BER-Eröffnung sei mit einem<br />
Schub für die Region und „zunehmenden<br />
Verkehren durch Passagiere und Arbeitskräfte“<br />
zu rechnen. Aber: „Handlungsbedarf<br />
besteht vor allem bei der Ertüchtigung<br />
der Verkehrsinfrastruktur.“<br />
Sorge, dass mit der Eröffnung des BER<br />
das umgebende Verkehrssystem kollabieren<br />
könnte, äußerte auch Großbeerens<br />
Bürgermeister Carl Ahlgrimm (SPD),<br />
Vize-Chef des Dialogforums. Liege doch<br />
dem bisherigen Verkehrskonzept noch<br />
ein geschätztes Fluggastaufkommen in<br />
Schönefeld von 24 Millionen Passagieren<br />
pro Jahr zugrunde. Verkehrsexperten verwiesen<br />
auf schon jetzt in Spitzenzeiten<br />
regelmäßig auftretende Staus auf den Autobahnen<br />
A100 und A113. Landrat Loge<br />
machte sich beispielsweise für die überfällige<br />
zweigleisige Anbindung der Bahnstrecke<br />
von Cottbus über Königs Wusterhausen<br />
hinaus an die Berliner Stadtbahn<br />
stark. Mit großen Erwartungen verknüpft<br />
wird die Wiederherstellung der Dresdner<br />
Eisenbahn, die die Fahrzeit auf der Strecke<br />
zwischen dem Berliner Hauptbahnhof,<br />
Lichtenrade und Schönefeld bei Fertigstellung<br />
bis Mitte der 2020er-Jahre auf<br />
20 Minuten verkürzt.<br />
Zwar kommt die Studie zu dem Schluss,<br />
die 2006 geplanten Verkehrsmaßnahmen<br />
seien „im engeren Flughafenumfeld<br />
größtenteils umgesetzt worden. Die<br />
Erreichbarkeit des Flughafens mit dem<br />
Pkw, Bahn und Bus ist grundsätzlich gegeben.“<br />
Jedoch seien die Anforderungen<br />
an die Verkehrsinfrastruktur durch die gestiegenen<br />
Passagierzahlen sowie die längere<br />
Offenhaltung des alten Schönefelder<br />
Flughafenterminals gestiegen. Vor allem<br />
die Stadtautobahn ins Berliner Zentrum<br />
und der alte Schönefelder Bahnhof<br />
seien Engpässe, zudem seien „unvermeidbare<br />
Verkehrsbehinderungen durch<br />
den geplanten Regierungsflughafen“ zu<br />
erwarten.<br />
Einwohnerzahl steigt<br />
Die Bevölkerungsentwicklung<br />
verläuft auch ohne die<br />
Fertigstellung des BER positiv,<br />
lautet ein Fazit der GSK-<br />
Evaluierung. „Das südliche<br />
Berliner Umland profitiert<br />
einerseits durch den Zuzug<br />
und die Nachfrage in der<br />
Metropole Berlin. Andererseits<br />
ist der Standort Flughafenregion<br />
auch ein starker<br />
Wirtschaftsstandort mit<br />
Fachkräftezuzug.“<br />
Wie das konkret aussieht, erläuterte<br />
der Bürgermeister von Schönefeld<br />
Udo Haase (parteilos). „Schönefeld<br />
ist in der Tat eine rasant wachsende Kommune“,<br />
sagte er in einem dpa-Interview.<br />
Die Zahl der Einwohner habe sich seit der<br />
Wende auf 15.000 verdreifacht. „Ich rechne<br />
mit 30.000 bis 35.000 Einwohnern in<br />
den nächsten 15 bis 20 Jahren“, so Haase.<br />
„Wir haben jetzt 2.400 Firmen, die hier angemeldet<br />
sind. Und wir hoffen natürlich,<br />
dass sich mit dem Flughafen die positive<br />
Entwicklung fortsetzt.“ W+M<br />
DIALOGFORUM AIRPORT<br />
BERLIN BRANDENBURG<br />
Das Forum begleitet die Umfeld-Entwicklung<br />
des Flughafens Berlin Brandenburg<br />
Willy Brandt (BER). Im Gremium<br />
arbeiten die brandenburgischen<br />
Kommunen Blankenfelde-Mahlow,<br />
Eichwalde, Gosen-Neu Zittau, Großbeeren,<br />
Rangsdorf, Schönefeld, Schulzendorf,<br />
Zeuthen, die Städte Wildau,<br />
Königs Wusterhausen, Ludwigsfelde<br />
und Mittenwalde, die Berliner Bezirksämter<br />
Neukölln, Tempelhof-Schöneberg<br />
und Treptow-Köpenick, die Landkreise<br />
Dahme-Spreewald, Oder-Spree und<br />
Teltow-Fläming, das Ministerium für<br />
Infrastruktur und Landesplanung des<br />
Landes Brandenburg, die Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung und Umwelt<br />
des Landes Berlin, Vertreter des Bundes<br />
(BMVBS) sowie die Flughafen Berlin<br />
Brandenburg GmbH zusammen.<br />
Es wird in regionaler Verantwortung<br />
durch die Berliner Flughäfen finanziert<br />
und von einem externen Moderator geleitet.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
14 | W+M SCHWERPUNKT<br />
Brandenburgs Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke.<br />
Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke (SPD):<br />
„Die Lausitz braucht keinen Strukturwandel,<br />
sondern eine kluge Strukturentwicklung“<br />
W+M: Herr Ministerpräsident, in den letzten<br />
Wochen war Ihr Wirtschaftsminister<br />
gleich mehrfach als Feuerwehrmann gefragt,<br />
um bei kriselnden Unternehmen zu<br />
vermitteln. Was kann Ihre Regierung eigentlich<br />
konkret tun, um am Ende Jobs<br />
bei Bombardier in Hennigsdorf und beim<br />
Bahnwerk Eberswalde zu retten?<br />
Dietmar Woidke: Die direkten Einflussmöglichkeiten<br />
einer Landesregierung sind<br />
begrenzt. Aber wir machen unser landespolitisches<br />
Interesse immer wieder klar<br />
deutlich, Industriearbeitsplätze im Land zu<br />
erhalten. Die Beispiele Bombardier Hennigsdorf<br />
und Bahnwerk Eberswalde zeigen,<br />
dass wir noch nicht überall am sicheren<br />
Ufer sind. Gemeinsam mit Wirtschaftsminister<br />
Albrecht Gerber bin ich bei beiden<br />
Themen hart dran – auch mit den Betriebsräten.<br />
2016 war sowohl aus wirtschaftlicher<br />
als auch aus finanzieller Sicht das erfolgreichste<br />
Jahr in der Geschichte des<br />
Landes Brandenburg. Aber es gibt nichts<br />
geschenkt und es ist kein Automatismus<br />
damit verbunden. Wir bleiben weiter hungrig<br />
und setzen uns dafür ein, dass die Arbeitsplätze<br />
nicht nur erhalten bleiben, sondern<br />
dass wir gerade im industriellen Bereich<br />
neue Arbeitsplätze hinzubekommen.<br />
W+M: Unser Interview findet auf dem Gelände<br />
des Flugzeugturbinen-Herstellers<br />
Rolls-Royce in Dahlewitz statt. Welche Bedeutung<br />
hat Rolls-Royce für Brandenburg?<br />
Dietmar Woidke: Es ist ein ganz besonderes<br />
Unternehmen, weil es dafür steht,<br />
was sich seit 1990 hier alles verändert hat.<br />
Wir hatten damals de facto keine Luft- und<br />
Raumfahrt im Land. Und heute sind Rolls-<br />
Royce und MTU unsere Flaggschiffe auf<br />
diesem Gebiet. Das ist Hochtechnologie,<br />
die Wertschöpfung und gute Arbeitsplätze<br />
ins Land bringt. Und diese herausragenden<br />
Unternehmen tragen positiv zum<br />
Image unseres Landes bei.<br />
W+M: Recht optimistisch sind Sie offensichtlich,<br />
was die Entwicklung des Großflughafens<br />
BER in Schönefeld betrifft. Anfang<br />
April sagten Sie im Potsdamer Landtag,<br />
dass der BER „wesentlich zur Entwicklung<br />
des Landes beitragen“ wird. Könnten<br />
Sie diese Erwartung etwas näher erläutern?<br />
Dietmar Woidke: Die Flughafenregion<br />
ist bereits seit einigen Jahren die dynamischste<br />
Region im Land – sowohl was<br />
die wirtschaftliche Entwicklung als auch<br />
den Bevölkerungszuwachs betrifft. Die Arbeitslosigkeit<br />
liegt dort bei unter fünf Prozent.<br />
Das ist vergleichbar mit Oberbayern.<br />
Foto: Rolls-Royce/Steffen Weigelt<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BRANDENBURG | 15<br />
Die Entwicklung wird dabei auch durch<br />
den bestehenden Schönefelder Flughafen<br />
und den künftigen BER geprägt. Viele<br />
Ansiedlungen erfolgen mit Blick auf die Eröffnung<br />
des BER, an der wir weiter zielgerichtet<br />
und vor allem hartnäckig arbeiten,<br />
denn das Problem ist noch nicht gelöst.<br />
W+M: Trauen Sie dem neuen Flughafenchef<br />
Engelbert Lütke Daldrup zu, den BER<br />
im kommenden Jahr endlich zu eröffnen?<br />
Dietmar Woidke: Herr Lütke Daldrup<br />
kennt nicht nur das Flughafenprojekt sehr<br />
gut, sondern auch das politische Umfeld.<br />
Das ist ein klarer Vorteil. Ich bin mir sicher,<br />
dass er das Projekt erfolgreich an den Start<br />
bringen wird. Er nennt das Zieljahr 2018.<br />
Dem schließe ich mich gerne an. Ich bin im<br />
Rückblick zugleich auch Karsten Mühlenfeld<br />
sehr dankbar für seine Arbeit. Er hat<br />
das Projekt deutlich vorangebracht.<br />
W+M: In Berlin wird es nach dem erfolgreichen<br />
Volksbegehren bald einen Volksentscheid<br />
über den Weiterbetrieb des Flughafens<br />
Tegel geben. Könnten in der Region<br />
Berlin-Brandenburg zwei große Flughäfen<br />
wirtschaftlich betrieben werden?<br />
Dietmar Woidke: Zwei Flughäfen mit der<br />
gesamten notwendigen Infrastruktur zu betreiben,<br />
ist enorm teuer. Und die Flughafengesellschaft<br />
muss wirtschaftlich gut arbeiten.<br />
Sie muss Gewinne erwirtschaften,<br />
um die entstandenen Kosten für den BER-<br />
Bau zu finanzieren. Ein anderer, aber der<br />
rechtlich wesentliche Punkt: Die Entscheidung<br />
für den alleinigen Standort in Schönefeld<br />
beruhte darauf, dass dadurch künftig in<br />
der gesamten Region insgesamt 100.000<br />
Menschen vom Fluglärm entlastet werden.<br />
Auf dieser Basis hat das Bundesverwaltungsgericht<br />
den Planfeststellungsbeschluss<br />
für den BER am Ende höchstrichterlich<br />
bestätigt. Die Anforderungen an den<br />
Lärmschutz werden in unserer Zeit nicht<br />
geringer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass<br />
gerade die Frage des Lärmschutzes bei einem<br />
Weiterbetrieb von Tegel gelöst werden<br />
könnte. Das Dauerargument der Tegel-Freunde,<br />
mehrere Flughäfen gebe es<br />
ja in anderen Städten auch, ist kein Grund,<br />
auch bei uns neue Probleme zu erzeugen.<br />
Und die Berliner Koalition verweist ja darauf,<br />
dass die wachsende Stadt dringend<br />
innerstädtisches Entwicklungspotenzial<br />
brauche. Dafür scheint das Tegelareal bestens<br />
geeignet.<br />
W+M: Eine wirklich langfristige Zukunft<br />
scheint die Braunkohle nicht mehr zu haben.<br />
Die Betreiber der Lausitzer Tagebaue<br />
verzichten derzeit zumindest auf eine weitere<br />
Ausdehnung des Kohleabbaus. Wie<br />
soll der notwendige Strukturwandel in der<br />
Lausitz aussehen? Welche Perspektiven<br />
haben die Menschen in der Region?<br />
Dietmar Woidke: Ich sehe für die Braunkohle<br />
eine gute Zukunft – unter der Voraussetzung,<br />
dass ihre Wettbewerbssituation<br />
nicht aus ideologischen Gründen künstlich<br />
verschlechtert wird. Tatsache ist, dass die<br />
Braunkohle im deutschen Energiemix gebraucht<br />
wird. Auch und gerade vor dem<br />
Hintergrund der Energiewende – für die<br />
ich bin. Und Brandenburg ist schon heute<br />
bundesweit führend bei den Regenerativen<br />
und der CO 2<br />
-Minderung. Wir sind aber<br />
weit davon entfernt, allein mit Erneuerbarer<br />
Energie eine zuverlässige Energieversorgung<br />
zu gewährleisten. Ein Industrieland<br />
wie Deutschland kann sich nicht abhängig<br />
machen vom Wind, der mal weht<br />
und mal nicht und von Sonnenschein, den<br />
es mal gibt und mal nicht. Stattdessen gibt<br />
es oft genug die „Dunkelflaute“, also Phasen<br />
ohne Wind- und Sonnenenergie. Genau<br />
dafür brauchen wir grundlastfähige,<br />
preiswerte Kraftwerke – und zwar solange,<br />
bis wir Erneuerbare Energien ausreichend<br />
speichern können. Eine gute, stabile<br />
und preiswerte Energieversorgung ist die<br />
Grundlage des Erfolgs der deutschen Industrie.<br />
Mir wird in vielen Bereichen viel zu<br />
leichtfertig über dieses für uns so wichtige<br />
Thema diskutiert. Ideologisch überzogene<br />
Debatten bringen uns hier nicht weiter.<br />
Der wichtigste Bereich für die Zukunft der<br />
Lausitz ist Forschung, Wissenschaft und<br />
Bildung. Wir brauchen vor Ort ausgebildete<br />
Ingenieure, die die Region künftig mit<br />
ihren Ideen und Lösungen voranbringen.<br />
Dazu werden wir im Bereich Infrastruktur<br />
spürbar zulegen, um unserer Rolle als Tor<br />
zum Osten noch besser zu entsprechen.<br />
Ein weiterer Punkt: Die Lausitz muss sich<br />
künftig besser vermarkten – kommunenund<br />
länderübergreifend. Sie ist die stärkste<br />
Industrieregion im Land. Die Lausitz<br />
braucht keinen Strukturwandel, sondern<br />
eine kluge Strukturentwicklung. Daran arbeiten<br />
wir gemeinsam mit Sachsen.<br />
ROLLS-ROYCE IN DAHLEWITZ<br />
Foto: Rolls-Royce/Steffen Weigelt<br />
Das W+M-Interview mit Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke fand an einem<br />
spektakulären Ort statt – auf dem Gelände<br />
des Flugzeugturbinenherstellers<br />
Rolls-Royce in Dahlewitz. Das Hightechunternehmen<br />
beschäftigt an den<br />
Standorten Dahlewitz und Oberursel<br />
rund 3.600 Mitarbeiter. Im Vorjahr lag<br />
der Jahresumsatz bei etwa zwei Milliarden<br />
Euro. In Dahlewitz wurden 2016<br />
knapp 500 Triebwerke produziert. In<br />
den vergangenen 25 Jahren investierte<br />
Rolls-Royce in Deutschland 3,2 Milliarden<br />
Euro.<br />
Interview vor imposanter Kulisse: Dietmar Woidke, W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und<br />
W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.) im Testzentrum von Rolls-Royce in Dahlewitz.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
16 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />
Dietmar Woidke führte seine Amtskollegen Stanislaw Tillich und Reiner Haseloff durch „seine“ Andreaskirche in Eisleben (v. l.).<br />
W+M: Sie sind Polen-Koordinator der Bundesregierung.<br />
Wie würden Sie die heutigen<br />
Beziehungen Ihres Bundeslandes zu<br />
Polen einschätzen? Wie rege ist die Zusammenarbeit,<br />
seit eine EU-skeptische<br />
und nationalkonservative Regierung in<br />
Warschau das Sagen hat?<br />
Dietmar Woidke: Natürlich nehme ich<br />
manches aus der polnischen Politik auch<br />
mit Sorge wahr. Aber grundsätzlich hat<br />
sich die grenzüberschreitende Kooperation<br />
gerade auch zwischen den Regionen<br />
nicht verschlechtert. Das ist auch meinem<br />
Amtskollegen in Warschau zu verdanken,<br />
mit dem mich ein sehr gutes Verhältnis<br />
verbindet. So gelingt es, aufkommende<br />
Probleme mitunter schon bei einem Telefonat<br />
zu klären. Es dominiert die Erkenntnis,<br />
dass das hohe Niveau der Zusammenarbeit<br />
und die über die Jahre entstandene<br />
Freundschaft nicht gefährdet werden dürfen.<br />
Die Grenze zu Polen ist für uns längst<br />
zu einer Brücke geworden. Das ist eine<br />
ZUR PERSON<br />
Dietmar Woidke wurde am 22. Oktober<br />
1961 in Naundorf bei Forst geboren.<br />
Er studierte Landwirtschaft und Tierproduktion<br />
an der Berliner Humboldt-<br />
Universität. In der Wendezeit arbeitete<br />
Woidke als wissenschaftlicher Assistent<br />
am Berliner Institut für Ernährungsphysiologie.<br />
1993 trat er in die SPD ein<br />
und gehört seit 1994 dem Brandenburger<br />
Landtag an. Er fungierte bereits als<br />
Landwirtschafts- und als Innenminister.<br />
Seit dem 28. August 2013 ist Dietmar<br />
Woidke Ministerpräsident in Brandenburg.<br />
Er ist verheiratet und Vater einer<br />
Tochter.<br />
gute Basis für die künftige Kooperation.<br />
W+M: Vor einigen Monaten wurde der Länderfinanzausgleich<br />
für die Zeit nach 2019<br />
neu geregelt. Wird Brandenburg auch<br />
künftig auf auskömmliche Strukturförderung<br />
hoffen können?<br />
Dietmar Woidke: Alle Länder haben für<br />
die Einigung einen Beitrag erbracht. Die<br />
neue Regelung ist für uns erträglich, aber<br />
mehr ist es auch nicht. Vor allem haben<br />
wir jetzt Planungssicherheit für die kommenden<br />
Jahre. Wir sind nach wie vor darauf<br />
angewiesen, den Kurs der letzten Jahre<br />
fortzusetzen, dass wir einen möglichst<br />
hohen Teil der Steuereinnahmen selbst erwirtschaften.<br />
Mit gut 70 Prozent stehen<br />
wir im Vergleich der ostdeutschen Länder<br />
sehr gut da. Ausgesprochen wichtig für<br />
uns ist darüber hinaus die Zukunft der europäischen<br />
Strukturfonds. Hier werden wir<br />
frühzeitig Gespräche mit Brüssel führen.<br />
Ohne die Hilfen seitens der Europäischen<br />
Union wäre die Entwicklung unseres Landes<br />
nicht annähernd so erfolgreich verlaufen.<br />
Da wir uns weiterhin in einem Aufholprozess<br />
befinden, brauchen wir auch künftig<br />
die finanzielle Unterstützung der EU.<br />
W+M: Sollte es auch nach der Bundestagswahl<br />
im Herbst <strong>2017</strong> wieder einen Ostbeauftragten<br />
in der Bundesregierung geben?<br />
Dietmar Woidke: Es gibt in ganz Deutschland<br />
Regionen mit Problemen. Aber nirgendwo<br />
gibt es eine so große Region, die<br />
auch rund 27 Jahre nach der deutschen Einheit<br />
diese großen strukturellen Probleme<br />
hat, wie Ostdeutschland. Der Aufholprozess<br />
muss fortgesetzt werden, damit wir zu<br />
ähnlichen Lebensverhältnissen wie in den<br />
alten Bundesländern kommen. Das ist noch<br />
ein langer Weg. Daher bin ich dafür, dass es<br />
in der Bundesregierung auch weiterhin einen<br />
Beauftragten gibt, der sich um die Belange<br />
der neuen Bundesländer kümmert.<br />
W+M: Mit Frank-Walter Steinmeier ist ein<br />
prominenter Wahl-Brandenburger nunmehr<br />
Bundespräsident. Welche Erwartung<br />
haben Sie als Brandenburger Ministerpräsident<br />
an Steinmeiers Wirken im Schloss<br />
Bellevue?<br />
Dietmar Woidke: Er ist in seiner Funktion<br />
natürlich der Bundespräsident aller<br />
Deutschen. Aber er kennt Brandenburg<br />
und Ostdeutschland sehr gut. Ich denke<br />
schon, dass er diese Kenntnisse in sein<br />
Amt einbringen und Ostdeutschland besonders<br />
im Fokus haben wird. Zugleich<br />
hilft ihm sein Lebensweg, Ost und West<br />
weiter zusammenzuführen.<br />
W+M: Sie sind Mitglied der Evangelischen<br />
Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische<br />
Oberlausitz. Worauf freuen Sie sich persönlich<br />
im aktuellen Lutherjahr am meisten?<br />
Dietmar Woidke: In der Andreaskirche<br />
in Eisleben arbeitete ich 1983 in meiner<br />
Studentenzeit zum 500. Luther-Geburtstag<br />
als Kirchenführer für die Evangelische<br />
Kirche. Vor wenigen Wochen, am Freitag<br />
nach Himmelfahrt, hatte ich meine Amtskollegen<br />
Stanislaw Tillich und Reiner Haseloff<br />
nach Eisleben eingeladen. Es war<br />
mir ein großes Vergnügen, die beiden Katholiken<br />
durch „meine“ Kirche zu führen.<br />
Interview: Karsten Hintzmann und<br />
Frank Nehring<br />
Foto: Jens Schlüter<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BERLINS SCHÖNSTES<br />
MÖBELHAUS!<br />
Daniela Wenzlaff, Geschäftsleiterin,<br />
porta Möbel Berlin<br />
MÖBEL & MEHR FÜR BERLIN ...<br />
IN BERLIN-MAHLSDORF<br />
DIREKT<br />
AN DER<br />
B1/B5<br />
Am 18. Mai eröffnete das Einrichtungsunternehmen<br />
porta Möbel in<br />
Berlin-Mahlsdorf, direkt an der B1/B5,<br />
sein deutschlandweit 23. Einrichtungszentrum.<br />
Seit mehr als einem Monat<br />
können sich die Kunden nun schon auf<br />
39.000 Quadratmetern Verkaufsfläche,<br />
verteilt auf vier Etagen, ihre Einrichtungsträume<br />
erfüllen. Bereits beim<br />
Eintreten in das 260 Meter lange Ge-<br />
bäude trägt der lichtdurchflutete Eingangsbereich<br />
dazu bei, dass der Kunde<br />
sich sofort wohlfühlt. Dafür sorgt<br />
insbesondere die 3.500 Quadratmeter<br />
große Glasfassade, die stilprägend für<br />
die porta Möbelhäuser ist.<br />
Der Vollsortimenter verfügt über eine<br />
Vielzahl an Markenstudios bekannter<br />
Hersteller wie z.B. Rolf Benz, hülsta<br />
und JOOP, aber auch Eigenmarken<br />
wie Mondo und Vito finden hier Platz.<br />
Einzigartig in Berlin ist die separate<br />
porta Küchenwelt, die auf zwei Etagen<br />
170 Ausstellungsküchen aus jeder Stilrichtung<br />
präsentiert. Darüber hinaus<br />
verfügt die Küchenwelt über ein Gerätekompetenzcenter,<br />
wo hochmoderne<br />
Ab- und Umluftgeräte vorgestellt werden,<br />
sowie eine große Showküche, in<br />
der Veranstaltungen stattfinden.<br />
Verantwortlich für Berlins schönstes<br />
Möbelhaus und die 300 neuen Mitarbeiter<br />
ist die Geschäftsleiterin Daniela<br />
Wenzlaff. Durch ihre jahrelange Erfahrung<br />
als Hausleiterin in Magdeburg,<br />
bringt die gebürtige Berlinerin das<br />
nötige Wissen sowie Fleiß und Herzblut<br />
mit, um das neue Haus erfolgreich<br />
in Berlin und Umland zu etablieren.<br />
... UND<br />
POTSDAM<br />
Jens Buskies, seit 2008 Geschäftsleiter, Porta Möbel Potsdam<br />
Geschäftsleiter Jens Buskies ist bereits<br />
erfolgreich: seit der Eröffnung im Jahr<br />
2008 leitet er mit Leidenschaft das<br />
porta Einrichtungshaus in Potsdam.<br />
Als eines der erfolgreichsten Familieneinrichtungsunternehmen<br />
Deutschlands<br />
bietet porta Möbel seinen Kunden<br />
in Berlin und Potsdam ein echtes<br />
Einkaufserlebnis, das über den normalen<br />
Möbelkauf hinausgeht. So werden<br />
die Gäste im Toscana-Restaurant vom<br />
Frühstück bis hin zum Abendessen kulinarisch<br />
verwöhnt. Die kleinen Kunden<br />
werden im portalino Kinderclub von<br />
geschulten Betreuer/innen kurzweilig<br />
unterhalten. Über 50 Jahre Erfahrung,<br />
ausgezeichneter Service sowie beste<br />
Qualität zu fairen Preisen runden den<br />
Möbelkauf bei porta gelungen ab.<br />
12623 Berlin · Porta Möbel Handels GmbH & Co. KG Berlin-Mahlsdorf · Alt-Mahlsdorf 85 · Tel.: 030 206259-0<br />
14480 Potsdam · Porta Möbel Handels GmbH & Co. KG Potsdam · Zum Kirchsteigfeld 4 · direkt neben dem Stern-Center · Tel.: 0331 20085-0<br />
UNSERE ÖFFNUNGSZEITEN: MO-SA 10-20 UHR · www.porta.de
18 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />
Der neue Firmensitz der ILB im Zentrum Potsdams.<br />
Jubiläum an neuer<br />
Wirkungsstätte<br />
Die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) hat rechtzeitig<br />
zu ihrem 25-jährigen Jubiläum ihren Neubau am Potsdamer<br />
Hauptbahnhof bezogen. Mit zugesagten knapp zwei Milliarden Euro<br />
konnte die Förderbank 2016 zudem das höchste Fördervolumen<br />
seit 20 Jahren verkünden. Von Matthias Salm<br />
In dem neuen Gebäude der ILB sind<br />
erstmals alle Ansprechpartner und Förderbereiche<br />
der Bank unter einem Dach<br />
vereint. Seit der Übernahme der Arbeitsförderung<br />
Anfang 2014 waren die Brandenburger<br />
Förderbanker – im Jahr 2016<br />
immerhin 630 Mitarbeiter – in unterschiedlichen<br />
Gebäuden in der Landeshauptstadt<br />
untergebracht. Seit Mai steuert die ILB<br />
nun ihr Fördergeschäft aus dem energieeffizienten<br />
Neubau in der Babelsberger<br />
Straße, der in zweieinhalbjähriger Bauzeit<br />
für das geplante Gesamtinvestitionsbudget<br />
in Höhe von 94 Millionen Euro realisiert<br />
werden konnte.<br />
Der Umzug erfolgte im Jahr des 25-jährigen<br />
Bestehens der ILB. In diesem Zeitraum<br />
hat das Förderinstitut zur Unterstützung<br />
öffentlicher und privater Investitionsvorhaben<br />
in den Bereichen Wirtschaft,<br />
Infrastruktur und Wohnungsbau<br />
insgesamt über 120.000 Vorhaben begleitet<br />
und dabei mehr als 38 Milliarden<br />
Euro für Brandenburg zugesagt – gleichbedeutend<br />
mit Investitionen in Höhe von<br />
rund 76 Milliarden Euro. Dadurch wurden<br />
insgesamt 173.000 neue Arbeitsplätze in<br />
Brandenburg geschaffen.<br />
2016 vermeldete die ILB mit einem Fördervolumen<br />
von knapp zwei Milliarden<br />
Euro zudem das höchste Ergebnis seit 20<br />
Jahren. Mit den Geldern werden insgesamt<br />
5.074 Vorhaben im Land Brandenburg<br />
unterstützt. Der starke Anstieg des<br />
Fördervolumens gegenüber dem Vorjahr<br />
war allerdings auch einem Einmaleffekt<br />
in der Infrastrukturfinanzierung geschuldet<br />
– für ein Konsortialdarlehen zur Finanzierung<br />
des Hauptstadtflughafens flossen<br />
2016 insgesamt 571 Millionen Euro.<br />
Im Förderfeld Wirtschaft stiegen die im<br />
Rahmen der Geschäftsbesorgung für das<br />
Land Brandenburg bewilligten Fördermittel<br />
um 38 Millionen Euro an. Dagegen<br />
war das Volumen der als ILB-Produkte<br />
ausgereichten Mittel rückläufig. Der<br />
Hintergrund: Auch im Fördergeschäft<br />
macht sich zunehmend das anhaltend<br />
niedrige Zinsniveau bemerkbar, das den<br />
Spielraum für die klassische Förderpolitik<br />
in Form von zinsverbilligten Krediten<br />
erheblich einschränkt. Beim „Brandenburg-Kredit<br />
für den Mittelstand“ stieg<br />
das Förderergebnis allerdings um knapp<br />
54 Prozent auf 52,7 Millionen Euro.<br />
Für das laufende Jahr plant die Investitionsbank<br />
des Landes Brandenburg die<br />
Starts der letzten noch offenen EU-Förderprogramme<br />
der aktuellen Programmperiode.<br />
In der Arbeitsförderung beispielsweise<br />
soll sich das Neuzusagevolumen<br />
aus Mitteln des Europäischen<br />
Sozialfonds (ESF) auf 76 Millionen Euro<br />
belaufen. Für die gesamte ILB ist ein<br />
Neuzusagevolumen in Höhe von insgesamt<br />
1,5 Milliarden Euro geplant. W+M<br />
DIE NEUEN KONTAKTDATEN DER ILB<br />
Investitionsbank<br />
des Landes Brandenburg (ILB)<br />
Babelsberger Straße 21<br />
14473 Potsdam<br />
Tel.: 0331 660-0<br />
Web: www.ilb.de<br />
Foto: ILB<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
WIR GESTALTEN<br />
DIE ENERGIEZUKUNFT.<br />
Gemeinsam mit Kommunen, Unternehmen und Hochschulen arbeitet die enviaM-Gruppe<br />
täglich für eine ökologische, sichere und innovative Energieversorgung von morgen.<br />
www.energiezukunft-ostdeutschland.de
20 | W+M SCHWERPUNKT<br />
„Es muss gelingen, die Geschwindigkeit der<br />
Errichtung neuer Windkraftanlagen an das<br />
Tempo des Netzausbaus anzupassen“<br />
Interview mit Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender des<br />
Energienetzbetreibers E.DIS<br />
W+M: Herr Dr. Montebaur, seit 1990 hat<br />
Ihr Unternehmen mehr als fünf Milliarden<br />
Euro investiert, allein <strong>2017</strong> planen Sie Ausgaben<br />
in Höhe von mehr als 100 Millionen<br />
Euro für den Ausbau der Strom- und<br />
Gasnetze. Welche Bedeutung hat<br />
E.DIS als Auftraggeber für den<br />
Mittelstand in Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern?<br />
Alexander Montebaur: Einen<br />
großen Teil unseres Auftragsvolumens<br />
vergeben wir<br />
Seit 1. Januar <strong>2017</strong> Vorstandsvorsitzender<br />
der E.DIS AG:<br />
Dr. Alexander Montebaur.<br />
naturbedingt lokal. Energieversorgung ist<br />
immer ein Geschäft, das regional abgewickelt<br />
wird. Wir exportieren nichts, alles<br />
was wir bauen, bauen wir<br />
in der Region. Das bedeutet,<br />
dass wir in<br />
der Region eine<br />
hohe Wertschöpfung<br />
haben. Im<br />
Jahr 2016 haben<br />
wir für rund 100<br />
Millionen Euro<br />
Dienstleistungen<br />
und Material<br />
bei fast 700<br />
Firmen im eigenen<br />
Netzgebiet<br />
eingekauft.<br />
W+M: In Ostdeutschland verfügt E.DIS<br />
über 79.000 Kilometer Strom- und 4.500<br />
Kilometer Gasleitungen. Wo konkret werden<br />
die erwähnten Investitionen in diesem<br />
Jahr eingesetzt?<br />
Alexander Montebaur: Wir haben zum<br />
einen das Brot- und Buttergeschäft, also<br />
die Versorgung unserer Kunden mit Energie.<br />
Um die stabil zu gewährleisten, investieren<br />
wir laufend in die Erneuerung unseres<br />
Stromverteilnetzes und in den Anschluss<br />
neuer Kunden. Überlagert wird<br />
dieses Kerngeschäft dadurch, dass wir<br />
die Energiewende umsetzen. Der weitaus<br />
größere Teil unserer Investitionsmittel<br />
fließt heute in den Anschluss von Anlagen<br />
der regenerativen Energieerzeugung.<br />
Hier geht es darum, den unmittelbaren<br />
Anschluss zur jeweiligen Anlage<br />
herzustellen. Darüber hinaus müssen<br />
wir die Netze soweit ausbauen, dass sie<br />
diesen Strom auch aufnehmen können.<br />
Hierzu zählen auch die Netzverknüpfungspunkte,<br />
die wir gemeinsam<br />
mit dem Übertragungsnetzbetreiber<br />
50 Hertz bauen. Als Verteilnetzbetreiber<br />
müssen wir zusehen, dass<br />
wir den Strom, der bei uns nicht<br />
verbraucht wird, auf kurzen Wegen<br />
ins Übertragungsnetz einspeisen,<br />
damit er ins europäische<br />
Verbundnetz gelangt.<br />
W+M: In Ihr Netz speisen<br />
heute 3.200 Windkraftanlagen<br />
Strom ein, dazu unzählige<br />
Photovoltaikanlagen.<br />
Wie kompliziert ist es eigentlich,<br />
derartige Anlagen<br />
zu integrieren?<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BRANDENBURG | 21<br />
Foto: W+M<br />
W+M-Herausgeber Frank Nehring (l.) und Chefredakteur Karsten<br />
Hintzmann (r.) sprachen mit Alexander Montebaur am E.DIS-Hauptsitz<br />
in Fürstenwalde.<br />
Alexander Montebaur: Als das Ganze<br />
mal anfing, ließen sich die ersten Windkraftanlagen<br />
noch mühelos ins Bestandsnetz<br />
integrieren. In dem Umfang, wie dieser<br />
Bereich gerade in den neuen Ländern<br />
gewachsen ist, ist das inzwischen keine<br />
Standardübung mehr. Die Hauptschwierigkeit<br />
besteht darin, die Grenzwerte für<br />
Strom und Spannung einzuhalten, wenn<br />
die einzelnen Anlagen ihren Strom direkt<br />
und daher unkalkulierbar in die Netze einspeisen.<br />
Während wir früher die Mittelund<br />
Niederspannungsleitungen nahezu<br />
„blind“, das heißt ohne zusätzliche Messgeräte,<br />
fahren konnten, weil der Strom stabil<br />
von den Hochspannungsleitungen kam,<br />
benötigen wir heute viel mehr Mess- und<br />
Automatisierungstechnik in den Netzen.<br />
Dazu kommt, dass es bereits heute so viele<br />
Windkraftanlagen gibt, dass wir noch<br />
Jahre brauchen werden, um mit dem dafür<br />
erforderlichen Netzausbau hinterherzukommen.<br />
Hier sehe ich einen klaren Webfehler<br />
der Energiewende. Es muss endlich<br />
gelingen, die Geschwindigkeit der Errichtung<br />
neuer Windkraftanlagen in der Fläche<br />
an das Tempo des Netzausbaus anzupassen.<br />
W+M: Durch Ihre Netze fließt heute schon<br />
mehr Wind- und Sonnenenergie, als sofort<br />
verbraucht werden kann. Welche Speichermöglichkeiten<br />
gibt es, damit dieser<br />
Strom nicht verloren geht?<br />
Alexander Montebaur: Das Thema<br />
Stromspeicher wird das gerade beschriebene<br />
Problem der unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
nicht lösen. Stromspeicher<br />
kann man zwar für kurzzeitige Ausgleiche<br />
gut nutzen, sie stoßen aber schnell<br />
an Grenzen, wenn es um die sogenannte<br />
Dunkelflaute geht.<br />
Damit sind Zeiträume<br />
von mehreren<br />
Tagen gemeint,<br />
an denen es kaum<br />
Sonne und Wind<br />
gibt. Ein interessantes<br />
und alt bekanntes<br />
Modell für<br />
die Stromspeicherung<br />
ist die Sektorkopplung,<br />
die<br />
an das Prinzip der<br />
Nachtspeicherheizungen aus den 1960erund<br />
1970er-Jahren angelehnt ist. Damals<br />
wurde Überschussstrom aus den Kohleund<br />
Kernkraftwerken in die Nachtspeicherheizungen<br />
eingespeist, um tagsüber<br />
warme Wohnungen zu haben. Ich glaube,<br />
dass das Heizen mit Strom eine Renaissance<br />
feiern wird, nachdem es in den letzten<br />
zwei Jahrzehnten verpönt war. Damals<br />
war es Strom aus fossilen Quellen. Aber<br />
heute reden wir über Strom aus regenerativen<br />
Quellen und daher wird Sektorkopplung<br />
zum Beispiel unter dem Begriff „Power<br />
to Heat“ ein wichtiges Thema werden.<br />
W+M: Wie wird sich das Verhältnis von<br />
Strom aus erneuerbaren Energiequellen<br />
und aus konventioneller Energieerzeugung<br />
in Ihren Netzen in Zukunft gestalten?<br />
Alexander Montebaur: Ich möchte hier<br />
keine gesamtdeutsche Prognose wagen,<br />
sondern mich auf E.DIS beschränken.<br />
Der Anteil des in unser Netz eingespeisten<br />
Grünstroms am gesamten Netzabsatz<br />
lag 2016 schon bei 102 Prozent. Wir haben<br />
heute bereits 8.600 Megawatt Leistung<br />
aus erneuerbaren Energiequellen in Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern<br />
angeschlossen. Derzeit liegen uns Anträge<br />
für neue Anlagen mit weiteren 17.300<br />
Megawatt vor. Allerdings werden wir nicht<br />
auf den konventionellen Bereich verzichten<br />
können. Im Gegenteil. Für die Versorgungssicherheit<br />
muss der Kraftwerkspark<br />
de facto doppelt ausgelegt sein, um für<br />
Phasen mit Dunkelflaute gerüstet zu sein.<br />
W+M: Ihr Tochterunternehmen e.disNatur<br />
ist Betreiber von rund 100 eigenen Windenergieanlagen.<br />
Planen Sie, dieses Geschäftsfeld<br />
auszuweiten?<br />
Alexander Montebaur: Unsere Tochter<br />
e.disNatur ist seit 2001 im Windgeschäft.<br />
Damals haben wir mit sieben Anlagen in<br />
Miltzow bei Stralsund begonnen. Aktuell<br />
konzentrieren wir uns auf das Repowering<br />
unserer Windparks und tauschen dort alte<br />
gegen moderne und leistungsstarke Anlagen<br />
aus. Im Moment sehe ich nicht, dass<br />
wir neue Windparks bauen. Da sind schon<br />
jetzt zu viele Player im Markt und es steckt<br />
zu viel Geld im System, als dass man da<br />
auf uns warten würde.<br />
W+M: Aktuell tobt eine durchaus emotional<br />
geführte Debatte über die Angleichung<br />
der Netzentgelte im Bereich der Übertragungsnetzbetreiber<br />
in Ost und West. Welche<br />
Position vertreten Sie?<br />
Alexander Montebaur: Wir halten es für<br />
eminent wichtig, dass es zu einer Angleichung<br />
der Netzentgelte kommt. Unterschiedlich<br />
hohe Netzentgelte stellen einen<br />
Wettbewerbsfaktor dar. Wir haben ein Interesse<br />
daran, dass die Unternehmen in<br />
unserer Region wettbewerbsfähig sind.<br />
Eine bundesweite Verteilung der Kosten<br />
der Übertragungsnetze halten wir für absolut<br />
sachgerecht, schließlich wird bei der<br />
EEG-Umlage genauso verfahren. Die Entlastung<br />
in den neuen Ländern wäre wesentlich<br />
spürbarer als die zusätzliche Belastung<br />
in den alten Bundesländern, da es<br />
dort eine dichtere Kundenstruktur gibt. Für<br />
die Erhöhung der Akzeptanz der Energiewende<br />
wäre ein solcher Schritt hilfreich.<br />
Interview: Karsten Hintzmann und<br />
Frank Nehring<br />
ZUR PERSON<br />
Alexander Montebaur wurde 1967 geboren.<br />
Nach seinem Studium der Elektrotechnik<br />
an der Rheinisch-Westfälischen<br />
Technischen Hochschule Aachen<br />
promovierte er 1996 zum Dr.-Ing. auf<br />
dem Gebiet der Netzzuverlässigkeitsanalyse.<br />
Am 1. Oktober 2016 trat er in<br />
die E.DIS AG als Mitglied des Vorstandes<br />
ein, seit 1. Januar <strong>2017</strong> ist er Vorstandsvorsitzender<br />
der E.DIS AG. Dr.<br />
Alexander Montebaur ist verheiratet<br />
und hat zwei Kinder.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
22 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />
Weißes Gold im märkischen Sand<br />
Die Spargelsaison ist vorbei,<br />
der wichtigste Teil des Jahres<br />
hat den Erzeugern rund um die<br />
brandenburgische Kleinstadt<br />
Beelitz ordentlich Geld in die<br />
Kassen gespült. Auch eine im<br />
Frühjahr von Naturschützern<br />
losgetretene Debatte über die<br />
ökologischen Probleme des<br />
Folieneinsatzes störte kaum.<br />
Von Dr. Ulrich Conrad<br />
Auf 1.700 Hektar Ackerflächen<br />
wächst in der Region südlich von<br />
Potsdam das weiße Gold – der etwas<br />
vollmundige Vergleich ist nicht zu weit<br />
hergeholt. Der märkische Sand liegt bei den<br />
Ertragskennzahlen im roten Bereich: Die<br />
Ackerzahl beträgt im Landesdurchschnitt<br />
unter 35, Hessen kommt auf 54. Leichte<br />
Böden und wenig Niederschlag – genau das<br />
liebt der Spargel. „Aber man muss hart arbeiten,<br />
moderne Technologien anwenden<br />
und die Vermarktung sichern, um Geld<br />
zu verdienen“, sagt Ernst-August Winkelmann.<br />
Sein Betrieb tut das seit Jahren mit<br />
großem Erfolg: Buschmann & Winkelmann<br />
in Klaistow, einem Ortsteil von Beelitz, ist<br />
der größte Spargelhof der Region. Er wurde<br />
über die Jahre zu einer Ausflugsattraktion<br />
ausgebaut, die Gäste aus Berlin und Sachsen-Anhalt<br />
anzieht. In einem Teil der Gebäude<br />
wird die Ernte sortiert, zum Teil geschält<br />
und tagfrisch an den Handel und die<br />
zahllosen eigenen Verkaufsstände geliefert.<br />
Mehr als nur Dekoration: eine Spargelpyramide auf dem Spargelhof Klaistow.<br />
Die Besucher lassen sich in der Hofscheune<br />
und im Restaurant Spargelgerichte<br />
schmecken, Kinder toben auf dem Abenteuerspielplatz<br />
oder steigen zu Lämmern<br />
und Zicklein ins Streichelgehege. Ganze<br />
Familien sind im Klettergarten zwischen<br />
Baumwipfeln unterwegs. Im Hofladen gibt<br />
es die eigenen Produkte und Erzeugnisse<br />
von Partnerbetrieben. Und die aktuellen<br />
Ernährungstrends? „Mehr vegan als<br />
Spargel geht doch gar nicht“, meint Ernst-<br />
August Winkelmann. Beim Brandenburger<br />
WirtschaftsForum im April, in dem<br />
sich Unternehmer, Politiker und Medienvertreter<br />
regelmäßig treffen, sprachen er<br />
und sein Beelitzer Kollege Josef Jakobs<br />
über die Zahlen des märkischen Spargels<br />
– und darüber, was dahinter steckt. Ohne<br />
die Saisonarbeiter aus Polen und Rumänien<br />
zum Beispiel wäre das moderne Landwirtschaftswunder<br />
nicht denkbar. Ohne<br />
die Folien auch nicht – das ausgeklügelte<br />
Temperaturregelungssystem ermöglicht<br />
eine lange Saison, die Anfang April beginnt<br />
und am 24. Juni endet. Je nach Wetter<br />
werden die Dämme gewärmt oder gekühlt<br />
Zum Erfolg der Marke Beelitzer Spargel trägt<br />
der Hof von Ernst-August Winkelmann eine<br />
Menge bei.<br />
– weder soll der Spargel in der Kälte steckenbleiben<br />
noch in kurzer Zeit all seine<br />
Kraft in junge Triebe verausgaben. Auch<br />
Brandenburgs Landwirtschafts minister<br />
Jörg Vogelsänger (SPD) stellte sich beim<br />
WirtschaftsForum ausdrücklich hinter die<br />
engagierten Spargelbauern.<br />
Der Jakobs-Hof ist ebenfalls ein Erlebnishof<br />
mit Spargel als tragender Säule. Bei aller<br />
Konkurrenz – man hält zusammen: Im<br />
Bee litzer Spargel e. V. haben sich 15 Betriebe<br />
zusammengeschlossen, um die Vermarktung<br />
zu fördern. Eine „Spargelstraße“<br />
führt von Blankensee bei Zossen über<br />
Beelitz bis Lehnin. Die Spargelkönigin hat<br />
bei der Grünen Woche ihren großen Auftritt.<br />
In Beelitz gibt es ein Spargelmuseum,<br />
seit 2013 schmückt sich die Stadt mit dem<br />
Zusatz „Spargelstadt“.<br />
Und wenn der letzte Spargel gestochen<br />
ist? Dann sind die ersten Heidelbeeren<br />
reif, die auf Anlagen direkt am Spargelhof<br />
wachsen. Gleich nach den Sommerferien<br />
rollen die Kürbisse an. Beim Kürbiswiegen<br />
auf dem Spargelhof von Ernst-August<br />
Winkelmann sind schon Weltrekorde<br />
erzielt worden, die allerdings in den USA<br />
noch mehr Furore machten als in der Heimat.<br />
Denn hier ist eben der Spargel König.<br />
<br />
W+M<br />
Fotos: Spargelhof Klaistow<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
ADVERTORIAL | 23<br />
Solares Bauen<br />
Ein grenzübergreifendes Zukunftsprojekt<br />
Fotos: FASA AG (oben), Jenni Energietechnik AG (unten)<br />
Der etwa 200 Kubikmeter fassende<br />
Solarspeicher für das „Solardomizil“ in der<br />
Fertigung in der Schweiz.<br />
Erfolgreich: Schweizer Pioniergeist<br />
und Solararchitektur aus Sachsen<br />
Was passiert, wenn Schweizer Pioniergeist<br />
und ostdeutscher Innovationsmut<br />
aufeinandertreffen? Es ist der Beginn einer<br />
langjährigen und konstruktiven Erfolgsgeschichte!<br />
Im Jahr 2005 fanden der Schweizer<br />
Solarpionier Josef Jenni und Ullrich<br />
Hintzen, Vorstand der FASA AG, für ein<br />
Pilotprojekt, einem fast zu 100 Prozent<br />
solar beheizten Einfamilienhaus in Freiberg<br />
in Sachsen, zueinander. Dieses Projekt<br />
war der Auftakt für zahlreiche weitere,<br />
hocheffiziente Solarbauten im deutschen<br />
Bundesgebiet. Die Jenni Energietechnik<br />
AG zählt zu den führenden Herstellern<br />
großvolumiger Solarspeicher. Die FASA<br />
AG legt den Fokus auf einen ganzheitlichen<br />
Ansatz für Solares Bauen mit dem<br />
Ziel, neue Solararchitektur mit Solarthermie<br />
zu verbinden. Durch enge Kooperation<br />
des schweizerisch-sächsisches Solarduos<br />
wurden bislang nicht nur reihenweise<br />
Sonnen-Einfamilienhäuser realisiert, sondern<br />
– als besondere Spezialität<br />
der FASA AG – auch<br />
denkmalgeschützte Altbauten<br />
solar saniert.<br />
Innovativ: Bauen<br />
mit der Sonne<br />
Das Prinzip dieser Häuser<br />
ist einfach und zugleich intelligent:<br />
Die Solararchitektur<br />
inte griert die Kollektorflächen<br />
in die äußere Gebäudehülle.<br />
Solaringenieure<br />
dimensionieren die Solarthermie-Kollektoren<br />
wie<br />
auch den Solarspeicher und<br />
fügen diesen entsprechend<br />
in die Gebäudestruktur ein.<br />
Die Sonne erwärmt dann<br />
ganzjährig über Solarkollektoren<br />
das Wasser im perfekt isolierten Solarspeicher.<br />
Die darin gespeicherte Wärmeenergie<br />
deckt einen Großteil des Energiebedarfs<br />
für Heizung und Warmwasser<br />
der Bewohner. Das spart bis zu 90 Prozent<br />
und mehr an Nebenkosten und vermeidet<br />
CO 2<br />
-Emissionen. Die Zusatzkosten<br />
für Solares Bauen/Solarthermie sind förderfähig<br />
und rentieren sich – für Investoren<br />
und Nutzer gleichermaßen. Das Prinzip<br />
kann für alle Gebäudetypen, so auch Kindergärten,<br />
Schulen oder Mehrfamilienhäuser<br />
(MFH) angewendet werden.<br />
Beispielhaft: Mehrfamilien-<br />
Sonnenhaus mit Rekordspeicher<br />
Um hohe solare Deckungsgrade zu erzielen,<br />
sind smarte Solararchitektur- und Ingenieurlösungen<br />
in Verbindung mit großen<br />
Solarspeichern notwendig. Im ältesten<br />
Stadtteil von Chemnitz entsteht aktuell<br />
eine außergewöhnliche und moderne<br />
Sonnenhaus-Wohnanlage, das sogenannte<br />
„Solardomizil“. Dieses erhält Ende Juni<br />
in einem logistisch-technischen Kraftakt<br />
sein gewaltiges solares Herz, den Solarspeicher.<br />
Nach rund 700 Kilometern Anfahrt<br />
aus der Schweiz als Spezialtransport<br />
Verschiedene Varianten des Aktivsonnenhauses der<br />
FASA AG (Mehrfamilienhaus, urbane Einfamilienhäuser,<br />
solar sanierte Altbauten).<br />
mit Polizeibegleitung heben zwei Schwerlastkräne<br />
den fast 200 Kubikmeter fassenden<br />
Solartank in seinen Bestimmungsort.<br />
„Bei diesem Speicher für das MFH Solardomizil<br />
in Chemnitz handelt es sich um<br />
den größten, den wir als Jenni Energietechnik<br />
AG je für einen Kunden in Deutschland<br />
gefertigt haben“, so Josef Jenni. Insgesamt<br />
entstehen auf circa 3.000 Quadratmetern<br />
Wohnfläche etwa 30 Wohnungen.<br />
Nach Bauabschluss wird das solare<br />
Baukonzept voraussichtlich 40 bis 50 Prozent<br />
der benötigten Energie für Heizung<br />
und Warmwasser abdecken. Darüber hinaus<br />
zeigt das Mehrfamilien-Sonnenhaus<br />
„Solardomizil“ architektonisch neue Wege<br />
und macht mit seiner optisch ansprechenden<br />
Fassadengestaltung auf sich aufmerksam.<br />
Weitere gemeinsame grenzüberschreitende<br />
Projekte zur Umsetzung der<br />
Wärmeenergiewende sind in Planung beziehungsweise<br />
Ausführung.<br />
INFORMATIONEN UNTER<br />
www.aktivsonnenhaus.de<br />
www.jenni.ch<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
24 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Den Sprung<br />
geschafft<br />
das nächste lebensgroße Bild der wohl<br />
prominentesten Einwohnerin – Kati Wilhelm<br />
mit Schokomund und einem Kochlöffel<br />
in der Hand. Hier sind wir verabredet,<br />
im Lokal „Heimatlon“, das Kati Wilhelm<br />
persönlich konzipiert hat und seit<br />
mittlerweile drei Jahren betreibt.<br />
Kati Wilhelm am Eingang<br />
ihres Lokals Heimatlon<br />
in Steinbach-Hallenberg.<br />
Treffpunkt Heimatlon<br />
Ich bin ein wenig zu früh dran und schaue<br />
mich um. Das zweistöckige Gebäude, in<br />
dem das Heimatlon residiert, liegt in direkter<br />
Nachbarschaft des Rathauses.<br />
Vor dem Restaurant ein kleiner Biergarten.<br />
Die ersten potenziellen Heimatlon-<br />
Gäste, Urlauber aus dem benachbarten<br />
Bundesland Hessen, warten dort. Sie sind<br />
extra wegen der prominenten Inhaberin<br />
gekommen: „Wir wollten die Kati einfach<br />
mal live sehen.“<br />
Viele prominente Spitzensportler scheitern bei dem Versuch, sich<br />
nach dem Karriereende eine erfolgreiche Existenz im „zivilen“<br />
Leben aufzubauen. Zu den positiven Ausnahmen gehört Kati<br />
Wilhelm, die zwischen 2001 und 2010 als eine der besten deutschen<br />
Biathletinnen insgesamt 20 Medaillen bei Olympischen Spielen und<br />
Weltmeisterschaften errang. Die 40-Jährige hat den Sprung ins<br />
Unternehmertum geschafft: Sie betreibt ein Lokal in ihrem Heimatort<br />
Steinbach-Hallenberg, moderiert Biathlon im Fernsehen, hält<br />
Vorträge und engagiert sich für die betriebliche Altersvorsorge.<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
Ortstermin tief in Thüringen, in Steinbach-Hallenberg,<br />
einer Kleinstadt<br />
mit gut 5.000 Einwohnern, nicht<br />
weit von Oberhof entfernt. Hier hat Kati<br />
Wilhelm ihr gesamtes bisheriges Leben<br />
verbracht – wenn sie nicht gerade<br />
zu Wettkämpfen, in Trainingslagern oder<br />
als Biathlon-TV-Expertin in aller Welt unterwegs<br />
war und ist. Schon beim Passieren<br />
der Stadtgrenze erfährt der Gast,<br />
wer hier wohnt. Auf einem großen Schild<br />
das Konterfei von Kati Wilhelm – bei der<br />
sportlichen Arbeit, das Biathlongewehr<br />
im Anschlag. Darunter der Spruch: „Herzlich<br />
willkommen im Heimatort unserer Biathlon-Olympiasiegerin<br />
und Weltmeisterin<br />
Kati Wilhelm“.<br />
Ich fahre gut einen Kilometer weiter auf<br />
der Hauptstraße entlang. Dann sehe ich<br />
Inzwischen ist es 12 Uhr am Mittag. Kati<br />
Wilhelm bittet mich herein. Das Heimatlon<br />
ist urgemütlich eingerichtet. „Das Lokal<br />
verkörpert meine Heimat, die Gäste sollen<br />
sich fühlen wie in Katis Küche“, sagt<br />
die Frau mit den markanten roten Haaren.<br />
Man merkt Kati Wilhelm an, dass sie eine<br />
enge Taktung hat. Sie kann sich tagsüber<br />
nicht zurücklehnen und stundenlang über<br />
ihre früheren Erfolge berichten. Dazu hat<br />
sie zu viel um die Ohren. Morgens kümmert<br />
sie sich um ihre beiden kleinen Kinder.<br />
Danach geht es ins Lokal. Sie hat dort<br />
drei feste Mitarbeiter und einige studentische<br />
Hilfen. In den drei Jahren, in denen<br />
sie nun schon als Gastronomin tätig ist,<br />
hat sie erfahren, wie unberechenbar dieses<br />
Geschäftsfeld ist. „Du weißt nie, ob<br />
heute ein guter oder ein schlechter Tag<br />
wird. Es ist einfach unkalkulierbar.“ Daher<br />
hat sie ihr Team bewusst schlank aufgestellt.<br />
An der Spitze sie als Chefin, die<br />
selbst mit anpackt. Sie putzt, macht die<br />
Foto: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
THÜRINGEN | 25<br />
Theke, kümmert sich um die Bestellung<br />
von Wein, Kaffee und Eis. Die Bevorratung<br />
mit den anderen Lebensmitteln, die<br />
zum großen Teil aus der Region kommen,<br />
überlässt sie ihren beiden Köchen, die das<br />
„kreative Herz“ des Lokals bilden.<br />
An diesem Tag hat Kati Wilhelm Tresendienst.<br />
Sie berät und bedient ihre Gäste,<br />
steht für Selfies zur Verfügung und lässt<br />
sich mitunter sogar von ihren langjährigen<br />
Fans umarmen. Für Kati Wilhelm ist das<br />
kein Problem: „Offenbar ist den Leuten<br />
so viel in Erinnerung geblieben, dass sie<br />
ihre Wertschätzung auf diese Weise ausdrücken<br />
möchten.“<br />
BVUK-Markenbotschafterin<br />
Das Lokal ist inzwischen gut gefüllt, als<br />
ein Vertreter für Küchenartikel unangekündigt<br />
eintritt. Das passt heute gar<br />
nicht. Denn neben dem Interview mit<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> steht auch noch<br />
ein Treffen mit Michael Reizel auf dem Plan.<br />
Er ist Geschäftsführer der BVUK. Gruppe,<br />
einem Unternehmen, das auf kollektive<br />
betriebliche Altersvorsorgesysteme spezialisiert<br />
ist. Kati Wilhelm ist seit einem Jahr<br />
Markenbotschafterin der BVUK. Gruppe.<br />
Beide haben sich bei einem Basketballspiel<br />
in Würzburg kennen- und beruflich<br />
schätzen gelernt. Michael Reizel: „In den<br />
Bereichen Sport und Wirtschaft gibt es<br />
viele Parallelen. Man braucht Durchhaltevermögen,<br />
ein klares Ziel vor Augen und<br />
muss nachhaltig agieren. All diese Kriterien<br />
verkörpert Kati Wilhelm als erfolgreiche<br />
Biathletin. Dazu kommt ihre große<br />
Bekanntheit, die ich für meine Unternehmenskommunikation<br />
nutzen kann.<br />
Für mich ist sie das Gesicht des Ostens.“<br />
Was macht man als Markenbotschafterin?<br />
„Ich kenne landauf landab viele Menschen<br />
und Unternehmen. Ich nutze mein<br />
Netzwerk, um Kontakte herzustellen.“<br />
Man merkt Kati Wilhelm an, dass ihre<br />
Arbeit für die BVUK nicht einfach nur ein<br />
Job ist: „Ich dachte bereits während meiner<br />
aktiven Zeit als Biathletin an die Zukunft.<br />
Das verdiente Geld habe ich nicht<br />
sinnlos ausgegeben, sondern schon damals<br />
begann ich, einen Teil davon für das<br />
Alter zurückzulegen.“ So hält sie es auch<br />
heute noch. Und hat dabei den Vorsorgegedanken<br />
auf ihr Heimatlon-Team ausgedehnt.<br />
„Als Arbeitgeber spüre ich eine<br />
Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern.<br />
Das betrifft auch die Altersvorsorge.<br />
Dazu kommt, dass eine attraktive<br />
betriebliche Altersvorsorge ein wirklich<br />
gutes Argument ist, wenn du auf der Suche<br />
nach passenden Mitarbeitern bist.“<br />
Kati Wilhelm kümmert sich persönlich um ihre<br />
Gäste.<br />
Ehrenbürgerin ihrer Stadt<br />
Kati Wilhelm kann mit Stress umgehen.<br />
Obwohl im Gastraum der Bär steppt, reagiert<br />
sie auf meine Bitte, für ein paar Fotos<br />
in der Natur zur Verfügung zu stehen,<br />
professionell und entspannt: „Geht klar.“<br />
Die kurze Autofahrt in die Idylle des Thüringer<br />
Waldes nutze ich für ein paar noch<br />
nicht gestellte Fragen: Ja, sie sei Ehrenbürgerin<br />
von Steinbach-Hallenberg, sagt<br />
sie. „Das ist nicht selbstverständlich.<br />
Aber ich finde es schön, dass die Stadt<br />
stolz auf mich ist.“ Warum ist ihr nach<br />
dem Sport der Wechsel ins Unternehmertum<br />
gelungen? „Ich hatte klare Pläne:<br />
Erst das Studium beenden, dann den<br />
TV-Job übernehmen, eine Familie gründen,<br />
für meine Sponsoren arbeiten, ein<br />
Lokal eröffnen. All das habe ich umgesetzt.“<br />
Hat es sie nie gereizt, in die Politik<br />
zu gehen, nachdem sie auf dem Ticket<br />
der SPD 2004 als Wahlfrau den Bundespräsidenten<br />
wählen durfte? Kati Wilhelm<br />
sagt entwaffnend offen: „Ich möchte etwas<br />
schaffen und die Ergebnisse meiner<br />
Arbeit sehen. Das stelle ich mir in der Politik<br />
schwierig vor.“<br />
Fotos: W+M<br />
Dienstberatung in der Thüringer Idylle: BVUK-<br />
Geschäftsführer Michael Reizel und Kati Wilhelm.<br />
Nach drei Stunden verlasse ich die Thüringer<br />
Idylle wieder. Am Ortsausgang verabschiedet<br />
mich das Bild der prominentesten<br />
Einwohnerin von Steinbach-Hallenberg.<br />
W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
26 | W+M LÄNDERREPORT<br />
Ein Hausboot vom Typ „Aquino“, das in Komfort und<br />
Ausstattung für den gehobenen Bedarf konzipiert worden ist.<br />
Mit der Ferienwohnung<br />
übern See<br />
Der Wassertourismus zählt zu den Kernmarken des Tourismus in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Zu einer der beliebtesten Urlaubsformen auf<br />
dem Wasser hat sich das Touren mit dem Hausboot entwickelt. Mehr als<br />
600 schwimmende Ferienwohnungen sind im Nordosten unterwegs.<br />
Sie werden von rund 150 Unternehmen verchartert. Von Thomas Schwandt<br />
Wassersport und maritimen Tourismus<br />
im Küstenland Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit der Ostsee<br />
zu verbinden, liegt nahe. Doch spiegelt<br />
sich darin nur eine Seite dieser landestypischen<br />
touristischen Sparte. Mehr<br />
als 2.000 Seen und eine fast komplett vernetzte<br />
Wassersportlandschaft im Landesinnern<br />
haben einem speziellen Urlaubsund<br />
Freizeitvergnügen auf dem Wasser<br />
in den zurückliegenden Jahren zu einem<br />
beispiellosen Boom verholfen – der Hausboot-Charter.<br />
In ungebrochen großer Zahl<br />
entscheiden sich Urlauber dafür, den Nordosten<br />
mit der schwimmenden Ferienwohnung<br />
zu erkunden. Die Flotte der auf Flüssen<br />
und Seen fast ganzjährig verkehrenden<br />
Hausboote in MV zählt inzwischen<br />
über 600 und hat sich besonders seit dem<br />
Jahr 2000 mehr als verdoppelt.<br />
Der sprunghafte Anstieg des Hausboot-<br />
Tourismus geht nicht von ungefähr auf das<br />
Jahr 2000 zurück. Damals kam es zu einer<br />
entscheidenden Weichenstellung im Land.<br />
Der sogenannte Charterschein, der es Freizeitkapitänen<br />
erlaubt, ohne Bootsführerschein<br />
mit einem motorgetriebenen Wasserfahrzeug<br />
die meisten Binnengewässer<br />
in Mecklenburg-Vorpommern zu befahren,<br />
wurde eingeführt. War anfänglich die Motorleistung<br />
auf fünf PS begrenzt, wurde<br />
MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE<br />
Zentrum des Hausboot-Tourismus<br />
in Mecklenburg-Vorpommern ist die<br />
Mecklenburgische Seenplatte. Die<br />
größte zusammenhängende Wassertourismus-Destination<br />
Mitteldeutschlands<br />
umfasst weit über 1.000 Binnenseen<br />
sowie Flüsse und Kanäle und<br />
mit der Müritz den größten Binnensee<br />
Deutschlands. Im Jahr 2016 gab es in<br />
der Region mehr als 400.000 Übernachtungen<br />
auf Charterbooten. Das<br />
sind circa zehn Prozent aller Gäste-<br />
Übernachtungen an der Mecklenburgischen<br />
Seenplatte.<br />
Foto: TMV/Roth<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
MECKLENBURG-VORPOMMERN | 27<br />
das Limit im Jahr 2013 vom Bundestag<br />
auf 15 PS angehoben. Der Charterschein<br />
wird in der Regel nach einer zwei- bis dreistündigen<br />
fachkundigen Einweisung erteilt.<br />
Der Tourismusverband MV schätzt,<br />
dass bislang mehr als 100.000 Charterscheine<br />
ausgestellt wurden und fast jedes<br />
zweite Schiff von auswärtigen Gästen<br />
gemietet wird.<br />
Foto: Kuhnle-Tours/Meurer<br />
Im Land haben sich mit der wachsenden<br />
Nachfrage leistungsstarke Anbieter in<br />
der Branche etabliert. Zu den führenden<br />
Hausboot-Vermietern gehören die Kuhnle-Tours<br />
GmbH in Rechlin, Yachtcharter<br />
Schulz in Waren (Müritz) und Yachtcharter<br />
Römer e. K. in Buchholz an der Müritz, die<br />
mit Flotten von mehr als 50 und gar 100<br />
Booten operieren. Insgesamt werden in<br />
Mecklenburg-Vorpommern dem Chartermarkt<br />
circa 150 Unternehmen zugerechnet,<br />
von denen die meisten auch Hausboote<br />
vermieten. Im bundesweiten Vergleich<br />
entfallen nach Angaben des Bundesverbandes<br />
für Wassersportwirtschaft<br />
gut 75 Prozent des Chartergeschäfts in<br />
Deutschland auf Mecklenburg-Vorpommern,<br />
womit der Nordosten die klare<br />
Nummer eins ist. Das Chartergeschäft<br />
zählt zum Wassertourismus im Land.<br />
Dieser gilt nach Ansicht von Wirtschaftsminister<br />
Harry Glawe „als dynamischer<br />
Wachstumsmarkt innerhalb der touristischen<br />
Entwicklung in MV“. Im Wassertourismus<br />
erwirtschaften rund 1.400 Betriebe<br />
mit insgesamt 7.100 Beschäftigten<br />
jährlich einen Umsatz von mehr als 475<br />
Millionen Euro. Das entspricht etwa zehn<br />
Prozent des Gesamtumsatzes der Tourismuswirtschaft<br />
zwischen Klützer Winkel<br />
und Koserow auf Usedom. Jährlich besuchen<br />
etwa 150.000 Wassersportler<br />
Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Ein Hausboot vom Typ „Kormoran“ vor der sommerlichen Stadthafen-Kulisse von Waren (Müritz).<br />
Ein Teil von ihnen schätzt zunehmend die<br />
Vorzüge des Hausboot-Skippings. „Es ist<br />
eine sehr individuelle Form des Urlaubs,<br />
man ist sein eigener Kapitän, kann selbst<br />
über Wege und Ziele entscheiden“, versucht<br />
Tobias Woitendorf, stellvertretender<br />
Geschäftsführer des Landestourismusverbandes,<br />
den Boom zu begründen. Ein<br />
wichtiges Motiv liefern die natürlichen Gegebenheiten<br />
von Flüssen und Seen in MV,<br />
die zusammen mit den zahlreichen Brandenburger<br />
Binnengewässern das größte<br />
Wassersportrevier in Europa bilden. Über<br />
die zentrale Mecklenburgische Seenplatte<br />
hinaus können Hausboot-Kapitäne zum<br />
Beispiel via Müritz-Elde-Wasserstraße bis<br />
in die Landeshauptstadt Schwerin schippern.<br />
Das gesamte Fahrtgebiet reicht bis<br />
zur Insel Rügen, zum Greifswalder Bodden,<br />
zum Achterwasser von Usedom, zum<br />
Stettiner Haff und bis hinein nach Brandenburg<br />
und Berlin.<br />
Ermöglicht wurde diese Streckenausdehnung<br />
durch einen kontinuierlichen Ausbau<br />
der erforderlichen maritimen Infrastruktur<br />
entlang der Wasserstraßen. Seit 1990<br />
wurden in MV laut Wirtschaftsministerium<br />
mehr als 573 Millionen Euro investiert,<br />
darunter für neue Schiffsanleger, Wasserrastplätze<br />
und Seebrücken. Hinzu kamen<br />
252 Millionen Euro, die in das maritime Gewerbe<br />
flossen. Es entstanden unter anderem<br />
Marinas, Sportboothäfen und Bootsverleihstationen.<br />
In der jüngeren Vergangenheit<br />
zogen jedoch dunkle Wolken über<br />
Flüssen und Seen auf, die von Wassersportlern<br />
und -touristen genutzt werden.<br />
Im Februar dieses Jahres hatte das Bundeskabinett<br />
das Bundesprogramm „Blaues<br />
Band Deutschland“ beschlossen. Eines<br />
der formulierten Kernziele ist es, Nebenwasserstraßen<br />
in größerem Stil zu renaturieren.<br />
Tobias Woitendorf und andere<br />
Vertreter der Tourismusbranche befürchten,<br />
dass damit unter anderem die „durchgehende<br />
Befahrbarkeit“ des Wasserstraßennetzes<br />
gefährdet wird. Derweil hat das<br />
Bundesverkehrsministerium leichte Entwarnung<br />
gegeben. Wie der Bundesverband<br />
der Wassersportwirtschaft mitteilte,<br />
habe das Ministerium Ende April vor<br />
Unternehmern in Neubrandenburg versichert,<br />
dass keine Nebenwasserstraßen<br />
des Bundes entwidmet werden. „Die<br />
enorm wichtigen Wasserwege, wie um<br />
Berlin sowie Müritz-Havel- und Müritz-Elde-Wasserstraße<br />
sollen technisch instandgehalten<br />
und erneuert werden“, hieß es<br />
aus dem Branchenverband. Wie dringlich<br />
dies ist, belegt ein enormer Investitionsstau,<br />
den Woitendorf bundesweit auf insgesamt<br />
eine Milliarde Euro beziffert. Etwa<br />
80 Prozent der wasserbaulichen Anlagen,<br />
darunter vor allem Schleusen, müssten repariert<br />
oder erneuert werden.<br />
Nach Jahren starker Zuwächse in dem<br />
„hart umgekämpften Markt“, so Steffen<br />
Schulz, Geschäftsführer von Yachtcharter<br />
Schulz, konzentriert sich die Branche<br />
darauf, die Vielfalt und Qualität der Hausboot-Angebote<br />
zu verbessern. Ähnlich den<br />
Vermarktungsstrategien in der Hotellerie,<br />
existiert eine erhebliche Preisspanne. Von<br />
Sparpaketen bis Luxusofferten ist für jeden<br />
Anspruch etwas dabei. Abhängig von<br />
Saison und Bootsgröße werden nach Angaben<br />
von Schulz Wochenmieten von 500<br />
bis 1.250 Euro für Zwei-Personen-Boote<br />
und 2.350 bis 4.150 Euro für größere Schiffe<br />
mit zwölf Personen fällig. Die Hausboote<br />
sind komfortabel eingerichtet, verfügen<br />
über moderne Sanitär- und Wohnbereiche<br />
sowie Kommunikationstechnik. Einige sind<br />
auf die Bedarfe älterer Wassertouristen<br />
und Gäste mit Behinderung zugeschnitten.<br />
Einen besonderen Clou stellt der sogenannte<br />
„freecamper“-Trimaran dar. Auf<br />
das floßartige Gefährt können Straßen-<br />
Wohnmobile bis zu 3,5 Tonnen unkompliziert<br />
verladen und mit auf die Wasserreise<br />
genommen werden. W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
28 | W+M LÄNDERREPORT<br />
„Wir wollen im Mittelstand wachsen“<br />
W+M-Interview mit Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand<br />
Mittelstandsbank Mitte/Ost der Commerzbank AG<br />
W+M: Herr Kotzbauer, der Firmenkundenchef<br />
der Commerzbank Michael Reuther<br />
hat eine Mittelstandsoffensive ausgerufen.<br />
Die Commerzbank will 10.000 neue<br />
mittelständische Kunden gewinnen. Wie<br />
erfolgreich sind Sie bisher auf diesem Weg<br />
in Ostdeutschland?<br />
Michael Kotzbauer: Wir haben im letzten<br />
Jahr in der Region bereits neue mittel-ständische<br />
Kunden im dreistelligen<br />
Bereich gewonnen. Insgesamt haben wir<br />
mehr als 15.000 Firmen- und Unternehmerkunden<br />
in den ostdeutschen Bundesländern.<br />
Das Wachstum ist ein klares Bekenntnis<br />
des Firmenkundengeschäfts zu<br />
Ostdeutschland und seinen starken Branchen.<br />
Wir untermauern das bundesweit<br />
und branchenübergreifend mit einer neuen<br />
Mittelstands-Kredit initiative in Höhe von<br />
sechs Milliarden Euro.<br />
W+M: Als Grundlage für künftiges Wachstum<br />
hat die Commerzbank ihr Mittelstandsgeschäft<br />
neu geordnet. Was hat<br />
Sie zu diesem Schritt veranlasst?<br />
Michael Kotzbauer: Wir haben nach rund<br />
zwölf Jahren das erfolgreiche Modell unserer<br />
Mittelstandsbank analysiert und an<br />
die zukünftigen Entwicklungen im Bankengeschäft<br />
angepasst. Dabei stand die Frage<br />
im Fokus, wie wir im Sinne unserer Kunden<br />
das Firmenkundengeschäft noch effizienter<br />
gestalten können, indem wir die<br />
Prozesse, beispielsweise die Kreditbearbeitung,<br />
beschleunigen.<br />
W+M: Was verändert sich dadurch konkret<br />
für die Kunden?<br />
MITTELSTAND VOR FÜHRUNGSWECHSEL<br />
Einer Studie der Commerzbank zufolge haben<br />
29 Prozent der Unternehmen im ostdeutschen<br />
Mittelstand in den letzten fünf<br />
Jahren einen Wechsel an der Führungsspitze<br />
vollzogen. 40 Prozent steht in den nächsten<br />
fünf Jahren ein solcher Wechsel bevor.<br />
Weitere Ergebnisse der Studie „Next<br />
Generation: Neues Denken für die Wirtschaft“<br />
der Mittelstandsinitiative Unternehmerperspektiven:<br />
Ostdeutsche Unternehmen<br />
sind im Schnitt besonders jung.<br />
Drei Viertel der Betriebe wurden in den<br />
letzten 30 Jahren gegründet, jedes zehnte<br />
Unternehmen ist jünger als zehn Jahre.<br />
Die Altersstruktur der Führungskräfte in<br />
Ostdeutschland ist gut gemischt und vergleichsweise<br />
jung. Ostdeutsche Mittelständler<br />
profitieren von einem heterogenen<br />
Spitzenmanagement mit unterschiedlichem<br />
Management- und Erfahrungswissen<br />
und bleiben dadurch konkurrenzfähig.<br />
Michael Kotzbauer: Die Commerzbank<br />
hat die bisherigen drei Bereiche – das Privatkundengeschäft,<br />
die Mittelstandsbank<br />
und das Investmentbanking – neu strukturiert.<br />
Firmenkunden mit weniger als 15<br />
Millionen Euro Umsatz haben wir in ein<br />
eigenes Segment „Unternehmerkunden“<br />
überführt und im Privatkundengeschäft angesiedelt.<br />
Größere Unternehmen betreuen<br />
wir im neuen Segment Firmenkunden,<br />
das aus der Zusammenlegung der Mittelstandsbank<br />
und unserem Kapitalmarktgeschäft<br />
entstanden ist. Damit wollen wir<br />
die Herausforderungen, denen sich unsere<br />
mittelständischen Kunden gegenübersehen,<br />
noch stärker in den Mittelpunkt unserer<br />
Arbeit rücken.<br />
W+M: Welche sind dies mit Blick auf ostdeutsche<br />
Unternehmen?<br />
Michael Kotzbauer: Eine wichtige Zukunftsaufgabe<br />
ist die Internationalisierung<br />
unserer Firmenkunden. Wir haben im Zuge<br />
der Neustrukturierung unsere Produktvielfalt<br />
reduziert, die Qualität der Produkte kalibriert<br />
und bieten diese für unsere Kunden<br />
nun verstärkt für ihr Auslandsgeschäft an.<br />
Wir beraten dabei den Unternehmer vor<br />
Ort und nutzen dazu unser Netzwerk von<br />
Dies ist auch mehr denn je notwendig:<br />
Denn die Unternehmer in Ostdeutschland<br />
sehen sich veränderten Rahmenbedingungen<br />
ausgesetzt. Für 46 Prozent der<br />
Befragten stellen insbesondere starke<br />
neue Wettbewerber und für 27 Prozent<br />
der Umbruch von Schlüsseltechnologien<br />
zukünftige Aufgaben dar. Modernisierungsbedarf<br />
sehen sie nicht hauptsächlich<br />
bei der Angebotspalette (44 Prozent),<br />
sondern setzen vielmehr auf eine bessere<br />
Mitarbeiterqualifikation (62 Prozent) und<br />
ein neues Führungsverständnis (57 Prozent).<br />
Einen Wandel erwarten die befragten<br />
Unternehmen auch von den Banken. Neben<br />
der Entwicklung neuer Software und<br />
Apps erwarten 48 Prozent der ostdeutschen<br />
Mittelständler intelligente Lösungen,<br />
um die Bank-Services in die eigenen<br />
IT-Systeme zu integrieren.<br />
Foto: Mimi Potter / fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
OSTDEUTSCHLAND | 29<br />
internationalen Partnern. Unser Ziel ist es,<br />
das Risiko unserer Kunden im Auslandsgeschäft<br />
zu minimieren, etwa durch die Absicherung<br />
von Zins- und Währungsrisiken.<br />
Auch das Dokumentengeschäft gewinnt<br />
wieder an Bedeutung. Bei diesen Themen<br />
sind wir mit unserer starken Expertise im<br />
Auslandsgeschäft als Bank führend.<br />
W+M: Das Auslandsgeschäft ist für den<br />
Mittelstand gegenwärtig nicht ohne Risiken.<br />
Wie verunsichert sind Ihre Kunden ob<br />
der aktuellen politischen Geschehnisse?<br />
Michael Kotzbauer: Zunächst muss man<br />
einmal festhalten: Die deutsche Wirtschaft<br />
wächst immer noch robust, dank<br />
ihrer Innovationskraft und eben auch der<br />
frühzeitigen Internationalisierung. Unser<br />
Mittelstand beherrscht das Geschäft in<br />
den globalen Märkten. Das ist eine Stärke,<br />
auf die wir stolz sein können. Natürlich<br />
beobachten unsere Firmenkunden<br />
eine zunehmende Volatilität in den Märkten,<br />
nicht nur in Asien und den USA, sondern<br />
auch in Europa, etwa durch den Brexit<br />
oder die Entwicklungen in der Türkei.<br />
Wir spüren eine zunehmende Besorgnis<br />
bei den Kunden, aber auch einen professionellen<br />
Umgang mit der Situation. Die<br />
Devise kann deshalb nicht sein, das Auslandsgeschäft<br />
einzustellen, sondern es<br />
besser abzusichern.<br />
W+M: Für welche Herausforderungen<br />
muss sich der ostdeutsche Mittelstand<br />
wappnen?<br />
Michael Kotzbauer: Neben der Internationalisierung<br />
gewinnt die Nachfolgesuche<br />
an Bedeutung. Sie betrifft in Ostdeutschland<br />
in den kommenden Jahren 20.000<br />
Unternehmen mit rund 270.000 Arbeitsplätzen.<br />
Ein herausragendes Thema wird<br />
zudem die Digitalisierung sein. Ich bin der<br />
festen Überzeugung, dass die Digitalisierung<br />
zum entscheidenden Faktor im Wettbewerb<br />
der Standorte wird. Das betrifft<br />
sowohl Fragen der Infrastruktur, etwa bei<br />
der Versorgung mit schnellem Internet, als<br />
auch das Tempo, mit dem Unternehmen<br />
ihre Prozesse digitalisieren werden.<br />
W+M: Auch der Bankensektor muss sich<br />
digitalisieren. Wie weit ist die Commerzbank<br />
damit vorangeschritten?<br />
Michael Kotzbauer: Die Commerzbank<br />
kann nur erfolgreich sein, wenn wir zur<br />
Multikanalbank werden. Bis 2020 wollen<br />
wir rund 80 Prozent unserer Prozesse digitalisieren.<br />
Der mittelständische<br />
Kunde kann dann online einen<br />
Kredit beantragen und<br />
wird binnen 24 Stunden<br />
eine Entscheidung erhalten.<br />
Auch das Beantragen<br />
von Avalen wird<br />
beispielsweise in Kürze<br />
online möglich sein.<br />
W+M: Hat die klassische<br />
Filiale angesichts<br />
dieser Entwicklung noch<br />
eine Zukunft?<br />
ZUR PERSON<br />
Michael Kotzbauer wurde am 12. Mai<br />
1968 in New York geboren. Seit 1996<br />
übernahm der gelernte Bankkaufmann<br />
und Diplom-Betriebswirt (FH) verschiedene<br />
Positionen bei der Commerzbank<br />
AG, unter anderem für knapp zwei Jahre<br />
die des Regionalvorstands Asien.<br />
Seit Anfang <strong>2017</strong> ist Kotzbauer als<br />
Bereichsvorstand Mittelstandsbank für<br />
die Region Mitte/Ost verantwortlich.<br />
Michael Kotzbauer: Die regionale Nähe<br />
bleibt im Firmenkundengeschäft ein unverzichtbarer<br />
Faktor. Multikanalbank bedeutet<br />
ja nicht, dass es nur noch digitale<br />
Angebote geben wird. Die Commerzbank<br />
verfügt in Ostdeutschland über sieben<br />
Niederlassungen und 15 Standorte im<br />
Firmenkundengeschäft. An unserer starken<br />
regionalen Präsenz halten wir fest.<br />
Interview:<br />
Karsten Hintzmann und<br />
Matthias Salm<br />
Foto: Commerzbank AG<br />
Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand<br />
Mittelstandsbank<br />
Mitte/Ost der<br />
Commerzbank AG.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
30 | W+M OSTDEUTSCHE SPITZENPRODUKTE<br />
Hightech am Fuß<br />
Auf „Smarten Socken" in die Zukunft<br />
OST<br />
DEUTSCHE<br />
SPITZEN<br />
PRODUKTE<br />
Bereich der Rehabilitation und Diabetologie.<br />
Dafür sorgt die in der Socke versteckte<br />
Sensorik. „Die bei uns hergestellte<br />
Elektronik der Socke misst die Druckverteilung<br />
und Beschleunigung am Fuß.<br />
Dadurch können Rückschlüsse auf Parameter<br />
wie einseitige Belastung gezogen<br />
werden“, erklärt Prof. Dr. Stephan Odenwald<br />
von der TU Chemnitz.<br />
Gemeinsam mit<br />
seinen Mitarbeitern<br />
Markus Hill<br />
und Maja Neubert<br />
erstellte er nicht<br />
nur die Elektronik,<br />
sondern programmierte<br />
auch<br />
die zugehörige<br />
App: „Unsere App<br />
verfügt über eine<br />
grafische Benutzeroberfläche,<br />
die aufbereitete Daten<br />
in Echtzeit auf mobilen Geräten wie<br />
Smartphones und Tablets anzeigt“, sagt<br />
Odenwald. So sehen die Nutzer genau,<br />
welcher Fußbereich wie stark belastet<br />
wird. Komme es dann zur Überanstrengung,<br />
schlage die App Alarm. Zudem erfassen<br />
Sensoren Luftfeuchte und Temperatur.<br />
10,4 Prozent der Unternehmen in Sachsen warten mit Marktneuheiten<br />
auf. 2,5 Prozent des Umsatzes sächsischer Unternehmen wird mit<br />
Produktneuheiten generiert, wie eine Umfrage des sächsischen<br />
Wirtschaftsministeriums bei den Unternehmen des Freistaates ergab.<br />
Und viele dieser Produktneuheiten kommen aus dem sächsischen<br />
Mittelstand – wie zum Beispiel die „Smarten Socken", mit denen sich<br />
gerade der Textilhersteller Lindner aus Hohenstein-Ernstthal in die<br />
Zukunft aufmacht. Von Katrin Kleeberg<br />
Gemeinsam mit der Professur<br />
Sportgerätetechnik der Technischen<br />
Universität (TU) Chemnitz<br />
entwickelte das Unternehmen das Hightech-Fußkleid,<br />
das für Leistungs- und<br />
Freizeitsportler ebenso geeignet ist, wie<br />
für medizinische Anwendungen, etwa in<br />
der Schmerz- und Unfalltherapie oder im<br />
Markus Hill (r.), wissenschaftlicher Mitarbeiter an<br />
der Professur Sportgerätetechnik der Technischen<br />
Universität Chemnitz, und Textilhersteller Thomas<br />
Lindner prüfen die Sensoren der „Smarten Socke“.<br />
Damit all das funktioniert, muss die Elektronik<br />
robust sein und fest am Fuß anliegen.<br />
Die größte Herausforderung dabei<br />
sei gewesen, die Socke bei aller in<br />
ihr versteckter Technik – immerhin beherbergt<br />
sie acht kleine Drucksensoren<br />
in der Sohle und einen Minicomputer im<br />
Bund – dennoch angenehm tragbar und<br />
waschmaschinentauglich zu machen, erklärt<br />
der Geschäftsführer des Unternehmens<br />
Thomas Lindner. Dafür entwickelte<br />
der Textilhersteller, der bereits Erfahrungen<br />
mit der Herstellung von Kompressionsstrümpfen<br />
und Diabetiker-Socken hat,<br />
ein eigenes Verfahren, durch das die Sensorik<br />
wie bei einem Sandwich zwischen<br />
zwei Textilschichten eingebettet liegt. Zusätzlich<br />
verhindert eine Gel-Einlage das<br />
Verrutschen.<br />
Für Aufsehen sorgte die „Smarte Socke“<br />
bereits auf der „Medica“ 2016, der internationalen<br />
Fachmesse für Medizintechnik<br />
und Elektromedizin. Jetzt steht die Entwicklung<br />
zur Marktreife an. Noch in diesem<br />
Jahr soll die Smarte Socke auf den<br />
Markt kommen.<br />
W+M<br />
Foto: Wolfgang Schmidt<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
POLITIK | 31<br />
Braucht Deutschland angesichts des<br />
wachsenden Fachkräftemangels<br />
überhaupt noch einen<br />
Mindestlohn?<br />
Martin Dulig (SPD) ist Sächsischer Staatsminister<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.<br />
Mario Ohoven ist Präsident des Bundesverbandes<br />
mittelständische Wirtschaft (BVMW).<br />
Fotos: SMWA/Schleser (links), Thomas Imo (rechts)<br />
„Ja”<br />
Natürlich brauchen wir<br />
„Nein”<br />
Denn der Mindestlohn verschärft<br />
den Fachkräfte-<br />
weiterhin einen flächendeckenden<br />
gesetzlichen Mindestlohn.<br />
Wer arbeitet, muss davon leben könsätzlichen<br />
Einstellungshürden durch den Mindestmangel.<br />
Unter den zunen<br />
– ohne auf Sozialleistungen angewiesen zu<br />
lohn leiden vor allem die Schwächeren am Arbeitsmarkt:<br />
Langzeitarbeitslose, Flüchtlinge und junge<br />
sein. Er gibt Beschäftigten Würde und entlastet<br />
gleichzeitig die Steuerzahler von Aufstockungsleistungen<br />
nach Hartz IV. Berufsanfängern sichert gessen, dass jedes Jahr 50.000 Jugendliche die<br />
Menschen ohne Abschluss. Wir dürfen nicht ver-<br />
der Mindestlohn eine echte Bezahlung von Anfang<br />
an – die „Generation Praktikum“ ist damit den neuen Bundesländern arbeitet zudem jeder<br />
Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. In<br />
Geschichte.<br />
Dritte im Niedriglohnbereich. Steigt der Mindestlohn,<br />
droht der Verlust von (qualifizierten) Arbeits-<br />
Und er hilft auch unseren Unternehmen, denn er<br />
schützt sie im Inland vor Konkurrenten aus Niedriglohnländern.<br />
Ausländische Unternehmen müssen Neun von zehn Mittelständlern finden, wenn überplätzen.<br />
ihren in Deutschland tätigen Arbeitnehmern den haupt, nur mit Mühe Fachkräfte. Zugleich sind<br />
hier gültigen Mindestlohn ebenfalls zahlen. seit Einführung des Mindestlohns über 53.000<br />
Der Fachkräftemangel hat anscheinend in einigen Praktikumsplätze entfallen. Jeder sechste Betrieb<br />
Bereichen der sächsischen Wirtschaft noch nicht musste Praktikantenplätze abbauen, weil die Kosten<br />
für Praktikantenlöhne sich von 300 Millionen<br />
zu der Erkenntnis geführt, dass höhere Löhne notwendig<br />
sind. Schon allein deshalb, bleibt der gesetzliche<br />
Mindestlohn als Untergrenze für ein sitt-<br />
Das ist fatal, weil die Praktikanten von heute die<br />
in 2012 auf 600 Millionen Euro verdoppelt haben.<br />
liches Lohngefüge unverzichtbar.<br />
Fachkräfte von morgen sind.<br />
Für eine Rente, die über der Grundsicherung von Deutschland muss aufpassen: Im globalen Ranking<br />
788 Euro liegt, muss ein Beschäftigter einen Stundenlohn<br />
von 11,68 Euro erhalten – in 45 Beitrags-<br />
bei der Wettbewerbsfähigkeit in nur vier Jahren<br />
des IMD World Competitiveness Centers sind wir<br />
jahren, bei 38,5 Stunden pro Woche. Davon sind von Rang sechs auf den 13. Platz abgerutscht. Ein<br />
wir heute noch weit entfernt. Deshalb setzen wir Grund sind die hohen Arbeitskosten. Unternehmen<br />
auf eine Stärkung der Tarifbindung.<br />
in den USA und Japan können heute fast zu gleichen<br />
Kosten wie vor zehn Jahren produzieren, bei<br />
Der Mindestlohn ist also der notwendige erste<br />
Schritt. Ich will, dass alle Löhne in Sachsen steigen.<br />
In einer immer stärker auf Fachkräfte an-<br />
seit 2007 um 13 Prozent verteuert. Fazit: Der Min-<br />
uns haben sich die Arbeitskosten in der Industrie<br />
gewiesenen Weltwirtschaft kann Sachsen nur<br />
destlohn schadet. Er treibt die Kosten in die Höhe,<br />
konkurrenzfähig bleiben, wenn es für gut ausgebildete<br />
Menschen attraktiv bleibt.<br />
zu Lasten der Ausbildung künftiger<br />
bürdet den Betrieben extra Bürokratie auf und geht<br />
Fachkräfte.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
32 | W+M POLITIK<br />
Wie haben sich die Abgeordneten aus<br />
Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
um Unternehmen und Jobs gekümmert?<br />
DIE GROSSE<br />
W+M<br />
BUNDESTAGS<br />
BILANZ<br />
Der Wahltag rückt näher: Am 24.<br />
September <strong>2017</strong> entscheiden die<br />
Bundesbürger darüber, wer in den<br />
kommenden vier Jahren Deutschland<br />
führen wird. Sie sind aufgerufen, ihre<br />
Stimmen für den 19. Bundestag abzugeben.<br />
Zum achten Mal seit 1990 können<br />
sich auch die Ostdeutschen an der Bundestagswahl<br />
beteiligen. Aktuell vertreten<br />
130 der insgesamt 630 Bundestagsabgeordneten<br />
die neuen Bundesländer und<br />
Berlin im höchsten deutschen Parlament.<br />
Das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
zieht seit Jahresbeginn Bilanz. Dazu haben<br />
wir allen Abgeordneten aus Ostdeutschland<br />
und Berlin eine Frage gestellt:<br />
Was haben Sie konkret für die regionale<br />
Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis in<br />
der <strong>2017</strong> zu Ende gehenden Wahlperiode<br />
geleistet?<br />
Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie sich<br />
die Volksvertreter aus Brandenburg und<br />
Mecklenburg-Vorpommern um Unternehmen,<br />
Infrastruktur und Jobs in den insgesamt<br />
16 Wahlkreisen gekümmert haben.<br />
<br />
<br />
Von Karsten Hintzmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BUNDESTAGSBILANZ BRANDENBURG | 33<br />
Annalena Baerbock, 36<br />
Potsdam – Potsdam-Mittelmark II –<br />
Teltow-Fläming II<br />
Ulrich Freese, 66<br />
Cottbus – Spree-Neiße<br />
Jens Koeppen, 54<br />
Fotos oben: Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Frank Nürnberger, unten: spdfraktion.de, 2x Bundestagsfranktion Die Linke<br />
Im Wirtschaftsausschuss habe ich die Industrielle<br />
Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
und das Zentrale Innovationsprogramm<br />
für den Mittelstand (ZIM) unterstützt. Gemeinsam<br />
mit großen und kleinen Unternehmen,<br />
den Handels- und Handwerkskammern<br />
und den Naturschutz- und<br />
Tourismusverbänden arbeite ich daran,<br />
Brandenburg fit für die Zukunft nach der<br />
Braunkohle zu machen. Ich streite für<br />
eine Modernisierung unserer Verkehrsinfrastruktur,<br />
zum Beispiel für die Elektrifizierung<br />
der Bahnstrecke Cottbus–Görlitz.<br />
Angelika Krüger-Leißner, 66<br />
Oberhavel – Havelland II<br />
Im Februar <strong>2017</strong> hat Frank-Walter Steinmeier<br />
sein Mandat niedergelegt. Dies<br />
ist nötig geworden, da die Bundesversammlung<br />
Herrn Steinmeier zum neuen<br />
Bundespräsidenten gewählt hat. Am 19.<br />
März <strong>2017</strong> hat er das Amt angetreten.<br />
Dieses Mandat musste mit Hilfe der<br />
SPD-Landesliste der vergangenen Bundestagswahl<br />
nachbesetzt werden. Ich<br />
übernahm das Mandat und werde es bis<br />
zur Konstituierung des neuen Bundestages<br />
fortführen.<br />
Brandenburg ist ein von vielfältiger Industrie<br />
geprägtes Land. Im Wirtschaftsund<br />
Haushaltsausschuss setze ich mich<br />
dafür ein, dass das auch so bleibt. Es<br />
geht um sichere, saubere und bezahlbare<br />
Energie, die Fortführung des Bergbaus,<br />
die Beseitigung von Altlasten, um<br />
gute Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur<br />
und um die Entwicklung<br />
der ländlichen Räume. Vielfältige<br />
Unternehmergespräche sichern einen<br />
kontinuierlichen Austausch und oft habe<br />
ich dabei individuelle Hilfe leisten können.<br />
Thomas Nord, 59<br />
Frankfurt/Oder – Landkreis Oder-Spree<br />
Als Mitglied im Unterausschuss für Regionale<br />
Wirtschaftspolitik habe ich die<br />
dort behandelten Themen bearbeitet.<br />
Zum Beispiel der jährliche Einsatz des<br />
ERP-Sondervermögens oder das ZIM<br />
kommen dem Wahlkreis durch die Förderung<br />
von wirtschaftlichen Projekten<br />
und Unternehmen zu Gute. Ein weiteres<br />
Projekt ist für mich und den Verein Weitblick<br />
e. V. der Kampf für die Modernisierung<br />
der Schleusen in Kleinmachnow<br />
und Fürstenwalde/Spree und der Einsatz<br />
für die Binnenschifffahrt, insbesondere<br />
in Ostdeutschland.<br />
Uckermark – Barnim I<br />
Das Förderprogramm für schnelle Internetverbindungen<br />
wurde von mir genauso<br />
unterstützt wie der Bundesverkehrswegeplan<br />
mit seinen Straßenbauprojekten für<br />
Brandenburg. Der Ausbau der Digitalen<br />
Infrastruktur ist für Unternehmer im ländlichen<br />
Raum ein Schlüssel für zukünftige<br />
Aufträge. Rahmenbedingungen auf Bundesebene<br />
sind das eine – wichtig war aber<br />
auch, bei den Akteuren vor Ort etwa die<br />
Breitbandförderung bekannt zu machen.<br />
Viele Kirchengemeinden und Vereine konnte<br />
ich dabei unterstützen, Mittel für die Sanierungen<br />
von Denkmälern einzuwerben.<br />
Harald Petzold, 55<br />
Oberhavel – Havelland II<br />
Der Ausbau der nördlichen B96 wurde<br />
endlich als „dringlich“ in den Bundesverkehrswegeplan<br />
aufgenommen. Darüber<br />
hinaus habe ich mich für den Erhalt des<br />
Deutsche-Bahn-Standortes Eberswalde<br />
eingesetzt, dafür wurde eine arbeitnehmerfreundliche<br />
Lösung gefunden. Ich<br />
kämpfe um den Erhalt der Arbeitsplätze<br />
bei Bombardier Hennigsdorf, darüber<br />
hinaus für eine S-Bahn-Anbindung für<br />
Velten, eine bessere Schienenpersonenverkehrsanbindung<br />
der Region Havelland/Oberhavel/Barnim<br />
sowie faire Entlohnung<br />
der Beschäftigten in der Region.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
34 | W+M POLITIK<br />
Jana Schimke, 37<br />
Dahme-Spreewald – Teltow-Fläming<br />
III – Oberspreewald-Lausitz I<br />
Als Abgeordnete zählt es zu meinen Aufgaben,<br />
im Bund die richtigen Entscheidungen<br />
für eine mittelstandsfreundliche<br />
Politik zu treffen. Das Feedback unserer<br />
Gewerbetreibenden ist für mich dabei<br />
von großer Bedeutung. Sie sorgen für Arbeit,<br />
Fortschritt und Wohlstand in unserer<br />
Region. So begründet sich auch mein<br />
„Nein“ zum Mindestlohn, der neue Bürokratie<br />
und Kosten geschaffen hat und damit<br />
Arbeitsplätze gefährdet. Vor Ort wirke<br />
ich als Bindeglied und Schnittstelle, wenn<br />
es um Problemlösungen, Fördermöglichkeiten<br />
und Kooperationen geht.<br />
Klaus-Peter Schulze, 62<br />
Cottbus – Spree-Neiße<br />
Ein zentrales Vorhaben war die hohe<br />
Priorisierung sechs regionaler Straßenprojekte<br />
im Bundesverkehrswegeplan.<br />
Die Infrastruktur ist eine wichtige Grundlage<br />
für wirtschaftliches Wachstum.<br />
Daneben habe ich mich aktiv für den<br />
Abschluss eines 6. Verwaltungsabkommens<br />
eingesetzt. Die LMBV stellt einen<br />
bedeutenden Auftraggeber für regionale<br />
Unternehmen dar. Mit Blick auf die Lausitzer<br />
Braunkohleverstromung war es<br />
mir zudem wichtig, Klimaschutzplan und<br />
Braunkohle-Einigung für die Region verträglich<br />
zu gestalten.<br />
Sebastian Steineke, 43<br />
Prignitz – Ostprignitz-Ruppin –<br />
Havelland<br />
Ich habe mich nachdrücklich für wichtige<br />
Infrastrukturprojekte im Nordwesten<br />
Brandenburgs (zum Beispiel A14, B167,<br />
Elbe) als bedeutenden Standortfaktor eingesetzt.<br />
Auf meine Initiative haben wir die<br />
Bereitstellung von Bundesmitteln für die<br />
Schleuse Friedenthal erreicht, wovon auch<br />
die Ruppiner Tourismuswirtschaft profitiert.<br />
Weiterhin habe ich mich für bessere<br />
Breitbandverbindungen und die Medizinische<br />
Hochschule in Neuruppin und damit<br />
den Ausbau der Gesundheitswirtschaft<br />
stark gemacht.<br />
BUNDESTAGSWAHLKREISE BRANDENBURG<br />
56 Prignitz – Ostprignitz-Ruppin<br />
– Havelland I<br />
57 Uckermark – Barnim I<br />
58 Oberhavel – Havelland II<br />
59 Märkisch-Oderland – Barnim II<br />
60 Brandenburg an der Havel –<br />
Potsdam-Mittelmark I –<br />
Havelland III – Teltow-Fläming I<br />
61 Potsdam – Potsdam-Mittelmark II<br />
– Teltow-Fläming II<br />
62 Dahme-Spreewald – Teltow-<br />
Fläming III – Oberspreewald-<br />
Lausitz I<br />
63 Frankfurt (Oder) – Oder-Spree<br />
64 Cottbus – Spree-Neiße<br />
65 Elbe-Elster – Oberspreewald-<br />
Lausitz II<br />
56<br />
60<br />
61<br />
58<br />
62<br />
65<br />
57<br />
59<br />
63<br />
64<br />
Michael Stübgen, 57<br />
Elbe-Elster – Oberspreewald-Lausitz II<br />
Mehr Infrastruktur, mehr Wachstum! Wichtige<br />
Wahlkreisprojekte sind im Bau: Rund<br />
30 Millionen Euro fließen in die Ortsumfahrung<br />
(OU) Bad Liebenwerda der B183. Im<br />
Bau ist die innerstädtische OU der B96 in<br />
Finsterwalde, sie kostet rund zehn Millionen<br />
Euro. In den BVWP 2030 sind wichtige<br />
Umfahrungen aufgenommen worden:<br />
B169 Elsterwerda, Plessa, Schwarzheide,<br />
Allmosen, Lindchen, Neupetershain sowie<br />
nach Höherwertung die B87 in Herzberg.<br />
Mit dem 6. LMBV-Folgeabkommen stehen<br />
weitere 1,23 Milliarden Euro für die<br />
Braunkohlesanierung zur Verfügung.<br />
Fotos oben: Karoline Wolf, Foto-AG Gymnasium Melle, Sven Bodin, unten: Foto-AG Gymnasium Melle, Quelle Schaubild: maz-online.de<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BUNDESTAGSBILANZ BRANDENBURG | 35<br />
Dr. Kirsten Tackmann, 56<br />
Hans-Georg von der Marwitz, 56<br />
Märkisch Oderland – Barnim II<br />
Andrea Wicklein, 58<br />
Potsdam – Potsdam-Mittelmark II –<br />
Teltow-Fläming II<br />
Fotos oben: Bundestagsfranktion Die Linke, Laurence Chaperon, spdfraktion.de, unten: Bundestagsfranktion Die Linke, 2x spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke)<br />
Prignitz – Ostprignitz-Ruppin – Havelland I<br />
Als linke Agrarpolitikerin will ich gute<br />
Einkommen und gute Lebensbedingungen<br />
in der Region. Deshalb kämpfe ich<br />
seit Jahren gegen den Ausverkauf des<br />
Bodens und für ortsansässige Betriebe,<br />
auch Agrargenossenschaften. Ich setze<br />
mich gegen das Preisdumping der Handelskonzerne<br />
und für mehr regionale Lebensmittelwirtschaft<br />
ein sowie für die<br />
Weidetierhaltung. Unterstützt habe ich<br />
auch Anliegen der sozialen Wohnungswirtschaft,<br />
Erneuerbarer Energien, der<br />
friedlichen Nutzung des ehemaligen Bombodroms,<br />
Mobilitätssicherung und Flüchtlingsintegration.<br />
Birgit Wöllert, 66<br />
Cottbus – Spree-Neiße<br />
Als Gesundheitspolitikerin sind für mich<br />
gute und gleichwertige Lebensbedingungen<br />
Grundvoraussetzungen für eine funktionierende<br />
Wirtschaft. Ich habe mit den<br />
Hebammen um die Sicherung ihrer Arbeitsplätze<br />
und mit den Pflegkräften des<br />
CTK in Cottbus um faire Arbeitsbedingungen<br />
gekämpft und Eltern von Kindern mit<br />
Behinderungen aktiv unterstützt. Darüber<br />
hinaus hat sich unsere Landesgruppe mit<br />
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />
LMBV für die nahtlose Fortführung der<br />
Bergbausanierung eingesetzt und hier die<br />
Arbeitsplätze gesichert.<br />
Als Unternehmer und Landwirt weiß ich<br />
um die Bedürfnisse der Wirtschaft im<br />
ländlichen Raum. Deshalb setzte ich mich<br />
vor allem für den Erhalt und Ausbau der<br />
Infrastruktur und die Vernetzung mit der<br />
Metropolregion ein. Dazu zählt auch der<br />
Breitbandausbau. Im Agrarausschuss<br />
vertrete ich die Auffassung, dass bei<br />
der zukünftigen Ausgestaltung der EU-<br />
Förderpolitik vor allem Handwerk und<br />
Gewerbe im ländlichen Raum in den Fokus<br />
rücken müssen, so dass nationale<br />
Programme flankiert werden. Davon kann<br />
vor allem die ostdeutsche Wirtschaft<br />
profitieren.<br />
Dagmar Ziegler, 56<br />
Prignitz – Ostprignitz-Ruppin –<br />
Havelland I<br />
Gute Infrastruktur ist entscheidend, wenn<br />
wir wettbewerbsfähig sein und junge<br />
Leute in unserer Region halten wollen. In<br />
dieser Legislaturperiode habe ich mich<br />
dafür eingesetzt, spürbare Fortschritte<br />
bei den Infrastrukturprojekten unserer<br />
Region zu erreichen und gleichzeitig das<br />
Angebot des ÖPNV zu verbessern. Mein<br />
Schwerpunkt ist die Schiffbarkeit der Elbe.<br />
Gemeinsam mit Umwelt, Wirtschaft, den<br />
Ländern, dem Bund und Tschechien sind<br />
wir auf der Zielgeraden zu einem tragfähigen<br />
Gesamtkonzept Elbe.<br />
In Potsdam liegt mir besonders die Filmwirtschaft<br />
am Herzen. Die Studios Babelsberg<br />
gehören zu den attraktivsten<br />
Film- und TV-Produktionsstandorten der<br />
Welt. Seit langem fordere ich mehr Bundesmittel<br />
für die Filmförderung. Mit dem<br />
„German Motion Picture Fund“ (GMPF)<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums habe<br />
ich mich erfolgreich dafür eingesetzt. Er<br />
war auch dringend notwendig, nachdem<br />
2013 Kulturstaatsministerin Monika Grütters<br />
die Bundesmittel für den Deutschen<br />
Filmförderfonds von 70 auf 50 Millionen<br />
Euro abgesenkt hat.<br />
Stefan Zierke, 46<br />
Uckermark – Barnim I<br />
Insgesamt konnte ich rund vier Millionen<br />
Euro für den Denkmalschutz in meinen<br />
Wahlkreis holen, wovon regionale Bauunternehmen<br />
profitieren. Der Ausbau von<br />
Infrastrukturprojekten auf Straße, Schiene<br />
und Wasserwegen stärkt die Industriestandorte<br />
in der Uckermark und im<br />
Barnim. Der Erhalt der touristisch genutzten<br />
Wasserstraßen bringt mehr Wertschöpfung<br />
für die wasser- und landseitigen<br />
Anbieter in der Dienstleistungs- und<br />
Tourismusbranche. Durch den Mindestlohn<br />
konnten wir zusätzliche Kaufkraft<br />
generieren.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
36 | W+M POLITIK<br />
ERGEBNIS DER<br />
ERGEBNIS DER<br />
BUNDESTAGSWAHL 2013<br />
BUNDESTAGSWAHL 2013<br />
FÜR BRANDENBURG<br />
FÜR MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
CDU 34,8<br />
NPD 2,6<br />
CDU 42,5<br />
NPD 2,7<br />
SPD 23,1<br />
FDP 2,5<br />
DIE LINKE 21,5<br />
FDP 2,2<br />
DIE LINKE 22,4<br />
AFD 6,0<br />
GRÜNE 4,7<br />
PIRATEN 2,2<br />
FREIE WÄHLER 1,0<br />
ANDERE 0,7<br />
Heidrun Bluhm, 59<br />
Mecklenburgische Seenplatte II –<br />
Landkreis Rostock III<br />
Ich kaufe alles für mein persönliches<br />
Leben in Mecklenburg-Vorpommern, soweit<br />
das möglich ist. Ich mache hier Urlaub,<br />
am liebsten im eigenen Wahlkreis.<br />
Ich betreue den Wiederaufbau des Varchentiner<br />
Schlosses und den Schlossverein.<br />
Schon bald wird daraus hoffentlich<br />
ein örtliches Zentrum der Begegnung,<br />
das auch Arbeitsplätze schafft. Das führt<br />
zu Denkmalschutz und hohen Bauleistungen.<br />
Ich werbe dafür, dass die Südbahn<br />
weiter fährt und damit Arbeit und<br />
Mobilität erhalten bleibt.<br />
SPD 17,8<br />
AFD 5,6<br />
GRÜNE 4,3<br />
PIRATEN 1,9<br />
FREIE WÄHLER 0,9<br />
ANDERE 0,6<br />
Frank Junge, 49<br />
Ludwigslust-Parchim II – Nordwestmecklenburg<br />
II – Landkreis Rostock I<br />
Ich habe Kommunen und Landkreise dabei<br />
unterstützt, Bundesmittel in Millionenhöhe<br />
für den Straßenbau und den Breitbandausbau<br />
zu erhalten. Ganz besonders habe ich<br />
mich für Fördergelder zur Sanierung denkmalgeschützter<br />
Bausubstanz eingesetzt.<br />
Es ist gelungen, mehr als 4,5 Millionen<br />
Euro für Instandsetzungs- und Ausbaumaßnahmen<br />
am Schloss Plüschow, an Kirchen<br />
in Neukloster, Parchim, Wittenburg<br />
und Goldberg sowie für die Ausgestaltung<br />
des St.-Marien-Forums nach Wismar zu<br />
holen. Von diesen Projekten wird das regionale<br />
Handwerk erheblich profitieren.<br />
Dietmar Bartsch, 59<br />
Schwerin – Ludwigslust – Parchim I –<br />
Nordwestmecklenburg I<br />
Ich unterstütze die Wirtschaft dabei,<br />
gute Arbeit für die Menschen in meinem<br />
Wahlkreis zu realisieren. So pflege ich<br />
Arbeitskontakte zur IHK Schwerin oder<br />
zu Unternehmen wie der Carl Kühne KG/<br />
Werk Hagenow, der SAS Schwerin oder<br />
den MV Werften Wismar. Einem gut funktionierenden<br />
Gesundheitswesen dienten<br />
meine Gespräche mit Führungskräften<br />
zum Beispiel des Krankenhauses Hagenow.<br />
In den Haushaltsdebatten hat sich<br />
die LINKE erfolgreich für mehr Mittel zur<br />
Integration und Förderung von Migranten<br />
eingesetzt.<br />
Kerstin Kassner, 59<br />
Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />
Greifswald I<br />
Die LINKE wirkt – als konsequente Opposition:<br />
Der Mindestlohn – seit Jahren<br />
von uns gefordert – ist ein wichtiger Meilenstein<br />
für bessere Arbeitsbedingungen<br />
und für mehr Kaufkraft. Als Mitglied der<br />
Jury des Programmes „Nationale Projekte<br />
des Städtebaus“ konnte ich Bundesmittel<br />
in Millionenhöhe für Bauprojekte in<br />
mein Bundesland holen. Darüber hinaus<br />
engagiere ich mich, nicht zuletzt als linke<br />
selbstständige Unternehmerin neben<br />
der Politik, im OWUS e. V. für eine mittelstandsfreundliche<br />
Politik.<br />
Fotos oben: Bundestagsfranktion Die Linke, unten: 2x Bundestagsfranktion Die Linke, spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Quelle Schaubild: Landeswahlleiter für Brandenburg, Landeswahlleiterin Mecklenburg-Vorpommern<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BUNDESTAGSBILANZ MECKLENBURG-VORPOMMERN | 37<br />
Matthias Lietz, 64<br />
Mecklenburgische Seenplatte I –<br />
Vorpommern-Greifswald II<br />
Dr. Angela Merkel, 62<br />
Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />
Greifswald I<br />
Dietrich Monstadt, 59<br />
Schwerin – Ludwigslust – Parchim I –<br />
Nordwestmecklenburg I<br />
Ich habe mich dafür stark gemacht, dass<br />
die Infrastruktur und damit die Wirtschaft<br />
des Transitlandes Mecklenburg-Vorpommern<br />
durch den Bundesverkehrswegeplan<br />
2030 besser angebunden und auch die<br />
seewärtige Entwicklung vorangetrieben<br />
wird. So werden wichtige Straßenprojekte<br />
wie die Ortsumfahrungen von Neubrandenburg,<br />
Wolgast und Pasewalk realisiert. Bei<br />
der Wasserstraße erfolgt die beschlossene<br />
Seekanalvertiefung der Häfen Rostock<br />
und Wismar. Für die Aufnahme wichtiger<br />
Schienenprojekte (zum Beispiel Berliner<br />
Nordbahn) habe ich mit Erfolg gekämpft.<br />
Wichtige Infrastrukturprojekte: Bau der<br />
Bun desstraße B96n auf Rügen (148,5 Millionen<br />
Euro), Breitbandausbau im ländlichen<br />
Raum (rund 110 Millionen Euro). Kultur- und<br />
Denkmalförderung: Botanischer Garten<br />
Greifswald (1,36 Millionen Euro), Meeresmuseum<br />
Stralsund (15 Millionen Euro), Kirchen-<br />
und Orgelsanierungen (1,6 Millionen<br />
Euro allein <strong>2017</strong>) unter anderem in Greifswald,<br />
Kenz, Tribsees, Marlow, Prerow. Förderung<br />
von Forschungsprojekten, unter anderem<br />
Forschungsanlage Wendelstein 7-X<br />
in Greifswald, Förderung von Neu- und Erweiterungsbauten<br />
für Kindertagesstätten.<br />
Ich habe daran mitgewirkt, dass in Westmecklenburg<br />
über 250 Millionen Euro für<br />
die Breitbandförderung bereitgestellt wurden.<br />
Die Fertigstellung der A14 und der<br />
Ausbau der B321 sind abgesichert und<br />
durchfinanziert. Die Verbindungskurve Bad<br />
Kleinen (Schienenverkehr) wurde im BVWP<br />
verankert. Ansiedlungen von Arztpraxen<br />
sowie kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
wurden unterstützt (Genehmigungsverfahren,<br />
Werben für unsere Region). Mittel für<br />
Städtebau, Forschung und Gelder des Innovationsfonds<br />
stehen auch in Westmecklenburg<br />
zur Verfügung.<br />
Fotos oben: Laurence Chaperon, CDU/Laurence Chaperon, Privat, unten: spdfraktion.de, Privat, spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke)<br />
Jeannine Pflugradt, 43<br />
Mecklenburgische Seenplatte II –<br />
Landkreis Rostock III<br />
Die regionale Wirtschaft bemerkt,<br />
dass die Menschen durch die Einführung<br />
des gesetzlichen Mindestlohns<br />
im Jahr 2015 mehr Geld in der Tasche<br />
haben. Die Kaufkraft meines Wahlkreises<br />
ist deutlich gestiegen. Das Gesetz<br />
zur Leiharbeit, das am 1. April <strong>2017</strong> in<br />
Kraft trat, unterstützt verantwortungsvolle<br />
Unternehmen, indem es ihnen<br />
einen rechtlichen Rahmen bietet, sich<br />
wirtschaftlich zu entfalten. Weiterhin<br />
fließen viele finanzielle Mittel des Bundes<br />
in die Förderung des kommunalen<br />
Städtebaus.<br />
Eckhardt Rehberg, 63<br />
Mecklenburgische Seenplatte II –<br />
Landkreis Rostock III<br />
Verkehrsinfrastruktur: 750 Millionen im<br />
Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes<br />
2030 für Mecklenburg-Vorpommern: Seekanalvertiefung<br />
Rostock, B96, Ortsumfahrungen<br />
Neubrandenburg und Mirow.<br />
Breitbandförderung: 709 Millionen Euro<br />
für Mecklenburg-Vorpommern, davon 112<br />
Millionen Euro für den Landkreis Mecklenburgische<br />
Seenplatte. Kulturförderung:<br />
16 Millionen Euro für Mecklenburg-Vorpommern,<br />
davon sechs Millionen Euro für<br />
Kultur- und Denkmalprojekte im Wahlkreis:<br />
Schloss Kummerow, Stiftskirche Bützow,<br />
Fürstengruft Mirow.<br />
Sonja Steffen, 53<br />
Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />
Greifswald I<br />
2016 lag die Arbeitslosenquote erstmals<br />
in einem Dezember unter zehn Prozent<br />
und die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />
bleibt auf Wachstumskurs. Der<br />
Haushaltsausschuss hat die Weichen gestellt,<br />
um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.<br />
Für <strong>2017</strong> haben wir 36 Milliarden<br />
Euro für Investitionen beschlossen. Dieses<br />
Geld fließt auch in die Infrastruktur im Osten.<br />
Mit dem Nachtragshaushalt 2016 werden<br />
noch einmal 3,5 Milliarden Euro für die<br />
Bildung bereitgestellt. Allein in meinem<br />
Landkreis fehlen über 30 Millionen Euro<br />
für die Schulsanierung.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
38 | W+M POLITIK BUNDESTAGSBILANZ MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
Diese Abgeordneten haben<br />
sich nicht geäußert<br />
Peter Stein, 49<br />
Rostock – Landkreis Rostock II<br />
Alle Projekte Digitale Infrastruktur werden<br />
gefördert. Ortsumgehung B105 Mönchhagen<br />
und Seekanal Rostock sind im BVWP.<br />
Finanzierung von Mehrgenerationenhäusern<br />
ist gesichert. Gründung des Bundesnetzwerks<br />
Regiopolen mit organisiert.<br />
Hilfe bei Markterschließung für Unternehmen<br />
und Wissenschaft in Indien (Wassermanagementsystem,<br />
Hafenbau) und<br />
Tunesien (Hafenentwicklung, Werftbau,<br />
Windenergie) geleistet. Repräsentanten<br />
Algeriens, Marokkos, Tunesiens und Indiens<br />
in den Wahlkreis geholt. Zwei Afrika-<br />
Wirtschaftstage in Rostock veranstaltet.<br />
BUNDESTAGSWAHLKREISE MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />
12<br />
13<br />
12 Schwerin – Ludwigslust-Parchim I –<br />
Nordwestmecklenburg I<br />
13 Ludwigslust-Parchim II – Nordwestmecklenburg<br />
II – Landkreis Rostock I<br />
14 Rostock – Landkreis Rostock II<br />
14<br />
Karin Strenz, 49<br />
Wismar – Nordwestmecklenburg –<br />
Parchim<br />
Bereits in der letzten Legislaturperiode<br />
habe ich die Weichen für ein Projekt<br />
gestellt: die Fahrrinnenvertiefung des<br />
Wismarer Hafens. Im Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes<br />
haben wir die Zusage<br />
erhalten. Vorausgegangen sind Gespräche<br />
mit den Ministern Ramsauer und<br />
Dobrindt. Die Firmen können mehr produzieren<br />
und weitere Mitarbeiter einstellen,<br />
da größere Frachter den Hafen erreichen.<br />
Und Wismar kann den Kreuzfahrtsektor intensiver<br />
fokussieren, der ein Zugewinn für<br />
den Tourismus der Hansestadt ist.<br />
17<br />
15<br />
16<br />
15 Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />
Greifswald I<br />
16 Mecklenburgische Seenplatte I –<br />
Vorpommern-Greifswald II<br />
17 Mecklenburgische Seenplatte II –<br />
Landkreis Rostock III<br />
Uwe Feiler, 51,<br />
CDU, Oberhavel – Havelland II<br />
Norbert Müller, 31,<br />
Die Linke, Potsdam – Potsdam-<br />
Mittelmark II – Teltow-Fläming II<br />
Martin Patzelt, 69,<br />
CDU, Frankfurt (Oder) – Oder-Spree<br />
Dr. Harald Terpe, 63, Bündnis ‘90/<br />
Die Grünen, Rostock – Landkreis Rostock II<br />
Fotos: 2x Privat, rechts v. o.: Sven Teschke, Bundestagsfranktion Die Linke, Jürgen Paulig, Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, Quelle Schaubild: orginalsozial.de<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
POLITIK | 39<br />
Das Hasso-Plattner-Institut (HPI):<br />
Hier fand der erste Roundtable statt.<br />
Roundtable.ZUKUNFT in Potsdam und Dresden<br />
Ostdeutsches Wirtschaftsforum<br />
wirft seine Schatten voraus<br />
Potsdam/Dresden. Das Ostdeutsche<br />
Wirtschaftsforum, das am 9. und 10. November<br />
wieder in Bad Saarow bei Berlin<br />
stattfinden wird, versteht sich als Zukunftstreffen.<br />
In Vorbereitung darauf fanden<br />
bereits zwei regionale<br />
Roundtable mit Unternehmern<br />
statt, die bei<br />
der Themenfindung und -diskussion unterstützen<br />
sollten. Organisiert<br />
wurden diese von den<br />
Unternehmerverbänden<br />
Brandenburg-Berlin<br />
und Sachsen in Kooperation<br />
mit dem Ostdeutschen<br />
Wirtschaftsforum.<br />
Bei den Veranstaltungen<br />
am 26. April <strong>2017</strong><br />
im Hasso-Plattner-Institut<br />
in Potsdam und am 27. April <strong>2017</strong> auf<br />
Schloss Wackerbarth bei Dresden trafen<br />
sich insgesamt über 50 Unternehmer und<br />
Unternehmensvertreter, um über das Thema<br />
Zukunft zu sprechen. Mit Impulsreferaten<br />
von IWH-Präsident<br />
Prof. Reint E.<br />
Gropp, den<br />
Innovationsexperten Dr.<br />
Jens-Uwe Meyer (Innolytics)<br />
und Christof<br />
Weidl (#openspace),<br />
moderiert von Frank<br />
Nehring, dem Sprecher<br />
der Initiative<br />
Wirtschaft.Wachstum.Zukunft<br />
und<br />
Herausgeber von<br />
W+M, kam keine Langeweile<br />
auf. W+M<br />
Referenten und Veranstalter<br />
des Roundtable am<br />
27. April: Christof<br />
Weidl, Dr. Jens-<br />
Uwe Meyer,<br />
Mike Barke und<br />
Frank Nehring<br />
(v. l.).<br />
Auf Schloss<br />
Wackerbarth<br />
fand der zweite<br />
Roundtable statt.<br />
Fotos: W+M<br />
Die Referenten Christof Weidl und Prof.<br />
Reint E. Gropp (r.) in Potsdam.<br />
Dr. Burkhardt Greiff und Hans-Peter Hiepe (r.)<br />
im HPI.<br />
Lebendige Diskussionen zum Thema Zukunft<br />
beim Roundtable in Potsdam.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
40 | W+M POLITIK<br />
Wissenstransfer ist keine Einbahnstraße<br />
Drei Fragen an Prof. Dr. Klaus Semlinger, Präsident der HTW Berlin<br />
Ein wichtiges Thema, über das beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum<br />
(9. und 10. November <strong>2017</strong> in Bad Saarow) diskutiert werden wird, ist<br />
die bessere Verzahnung von Wirtschaft und Forschung. In den neuen<br />
Bundesländern und Berlin prägen kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) die wirtschaftliche Landschaft. Gerade ihnen fehlt oft der Zugang<br />
zu praxisnaher Forschung und deren Ergebnissen. Die Hochschule für<br />
Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) will das ändern. Wie das gelingen<br />
kann, erläutert Professor Klaus Semlinger, Präsident der HTW Berlin.<br />
W+M: Was macht es für eine Hochschule<br />
wie die HTW Berlin so attraktiv, mit kleinen<br />
und mittleren Unternehmen (KMU) zusammen<br />
zu arbeiten?<br />
Klaus Semlinger: Ein Großteil unserer Absolventen<br />
arbeitet später in einem kleinen<br />
oder mittleren Unternehmen, das Studium<br />
soll also auch die künftigen Herausforderungen<br />
berücksichtigen, denen<br />
sie sich stellen müssen.<br />
Eine Verbindung<br />
zur betrieblichen Praxis im Mittelstand<br />
schon im Studium<br />
ist uns daher wichtig.<br />
Als Fachhochschule hat<br />
sich die HTW Berlin der<br />
anwendungsnahen Forschung<br />
verschrieben. Abgesehen<br />
davon, dass viele<br />
Forschungsförderungsprogramme<br />
eine Kooperation<br />
mit betrieblichen Partnern<br />
vorschreiben, sucht die Hochschule<br />
den engen Austausch<br />
und die Kooperation mit dem<br />
Mittelstand, um ihre Forschung<br />
auf praktische Fragen und Problemlösungen<br />
auszurichten. In<br />
Berlin haben die vier staatlichen Fachhochschulen<br />
zudem ein gemeinsames Institut,<br />
das Institut für angewandte Forschung<br />
Berlin (IFAF), gegründet, das mit<br />
Landesmitteln entsprechende Projekte<br />
unterstützen kann.<br />
W+M: Warum ist es für KMU attraktiv, mit<br />
der HTW Berlin zusammen zu arbeiten?<br />
Klaus Semlinger: Der Kontakt zu einer<br />
Hochschule wie der HTW Berlin kann sich in<br />
vielerlei Hinsicht für KMU lohnen. Wir bieten<br />
einen direkten Zugang zu gut qualifizierten<br />
Nachwuchskräften, zum Know-how sowohl<br />
einzelner Experten als auch interdisziplinärer<br />
Arbeits- und Forschungsteams aus den<br />
Bereichen Ingenieurwissenschaft, Informatik,<br />
Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsrecht<br />
oder Design. Mit<br />
unseren Großgeräten,<br />
Laboren und Veranstaltungsräumen<br />
bieten wir eine moderne Infrastruktur<br />
und unterstützen auch gern bei<br />
der Inanspruchnahme wissenschaftlicher<br />
Dienstleistungen – unter anderem Mess-,<br />
Prüf-, Laborleistungen, Gutachten, Auftragsforschungen<br />
und Weiterbildung.<br />
Durch unsere Innovationswerkstatt oder<br />
die Teilnahme an Fachveranstaltungen<br />
können Entwicklungsimpulse gegeben werden.<br />
Niedrigschwellige Sondierungsmöglichkeiten<br />
von Ideen zum Beispiel durch interdisziplinäre<br />
studentische Projekte oder<br />
die Unterstützung auf dem Weg zu öffentlichen<br />
Fördermitteln für umfangreichere<br />
FuE-Vorhaben gehören ebenso zu unserem<br />
Angebot. Und noch etwas Wichtiges:<br />
Alle HTW-Professoren haben vor ihrer Berufung<br />
mehrere Jahre erfolgreich außerhalb<br />
des Hochschulsystems gearbeitet.<br />
Sie halten den Kontakt<br />
und sprechen die<br />
Sprache der Praxis.<br />
W+M: Wo liegen die<br />
eigentlichen Hemmnisse?<br />
Klaus Semlinger: Trotz aller Bemühungen<br />
der Hochschule, ihr Leistungsspektrum<br />
und Leistungsvermögen transparent<br />
zu machen, bleibt unser Portfolio für viele<br />
KMU noch zu unübersichtlich. Die angebotenen<br />
„Lotsendienste“ sind nur wenigen<br />
bekannt und werden zu selten genutzt.<br />
Das Alltagsgeschäft und die begrenzten<br />
eigenen (zeitlichen) Möglichkeiten in<br />
KMU lassen oft kaum Raum für innovative<br />
Über legungen und strategische Planungen<br />
– Innovationsideen bleiben deshalb häufig<br />
entweder doch mehr im Vagen oder sie sollen<br />
unmittelbar in eine praktische Lösung<br />
überführt werden. Auf der anderen Seite<br />
sucht man Hilfe bei betrieblichen Problemen<br />
nicht selten erst sehr spät und gerät<br />
dann unter erheblichen Zeitdruck, dem<br />
Hochschulen nur sehr selten durch ganz<br />
kurzfristige Reaktion Rechnung tragen können.<br />
KMU, die mit Hochschulen kooperieren,<br />
machen mehrheitlich gute Erfahrungen<br />
– es lohnt also, sich über deren Leistungsvermögen<br />
zu informieren, sich mit den verschiedenen<br />
Anlaufstellen vertraut zu machen,<br />
und lieber einmal mehr<br />
als einmal zu wenig nachzufragen,<br />
ob und wie<br />
die Hochschule helfen<br />
kann. W+M<br />
Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
JETZT<br />
ANMELDEN<br />
DAVOS DES OSTENS<br />
INTERESSE AN<br />
ZUKUNFT<br />
9. + 10. November <strong>2017</strong>, Bad Saarow<br />
owf<strong>2017</strong>.de
42 | W+M TITEL<br />
Mit Brüsseler Segen<br />
auf der Überholspur<br />
In Rankings zur Dynamik und Zukunftsfähigkeit<br />
deutscher Regionen belegen ostdeutsche Städte<br />
wie Jena, Dresden oder Potsdam vordere Plätze.<br />
Eine Entwicklung, die nicht zuletzt dem gezielten<br />
Einsatz europäischer Fördergelder zu verdanken ist.<br />
Von Matthias Salm, Katrin Kleeberg,<br />
Harald Lachmann und Thomas Schwandt<br />
Wandern, Baden, Erholen – die<br />
Insel Rügen gehört zu den<br />
beliebtesten Reisezielen der<br />
Deutschen. Doch in diesem Jahr galt es,<br />
das größte Eiland der Republik zum Start<br />
in die Urlaubssaison besonders herauszuputzen.<br />
Denn eine Sturmflut hatte im Januar<br />
an Vorpommerns Stränden gewütet.<br />
Aufräumarbeiten standen an, so mussten<br />
im Ostseebad Binz Strand und Kurplatz<br />
und in Glowe die Strandaufgänge wieder<br />
hergerichtet, in Sassnitz zerstörte Wanderwege<br />
erneuert werden. Das Geld für<br />
den Frühjahrsputz in Vorpommerns Badeparadiesen<br />
floss nicht nur aus Schwerin,<br />
sondern auch aus dem weit entfernten<br />
Brüssel. Die EU hatte zu diesem Zweck<br />
die Schatulle ihres „Europäischen Fonds<br />
für regionale Entwicklung“ (EFRE) geöffnet.<br />
Es ist der ganz alltägliche Widerspruch:<br />
Während seit Monaten in heißen Wahlkampfschlachten<br />
in Frankreich, Großbritannien,<br />
den Niederlanden oder Deutschland<br />
die EU-Bürokratie als Sündenbock<br />
für die gesammelten Versäumnisse der<br />
Politik herhalten muss, werden gleichzeitig<br />
in der politischen Praxis in vielen<br />
ostdeutschen Rathausstuben fleißig Förderanträge<br />
für finanzielle Wohltaten aus<br />
Brüssel geschrieben.<br />
Im thüringischen Rastenberg etwa hoffen<br />
sie auf europäische Gelder für die Sanierung<br />
ihres Waldschwimmbades,<br />
in der Gemeinde Elbe-Parey<br />
soll die Paltrockwindmühle<br />
einen frischen<br />
Anstrich bekommen und in<br />
Oschersleben mit EU-Hilfen<br />
die Straßenbeleuchtung<br />
künftig mit LED-Technik erstrahlen.<br />
Die Liste der europäisch<br />
geförderten Projekte<br />
zwischen Ostsee und Erzgebirge<br />
ist schier endlos.<br />
Und vielerorts ist es gut<br />
angelegtes Geld: Sicher,<br />
nicht immer klappt der<br />
Geldtransfer aus der EU.<br />
Wie in Sachsen-Anhalt,<br />
wo während der abgelaufenen<br />
Förderperiode EU-Mittel wegen<br />
zu aufwendiger Beantragungsverfahren<br />
nicht abgerufen wurden. Doch dort, wo<br />
die Gelder aus den drei Hauptquellen der<br />
EU, den Förderprogrammen EFRE, ESF<br />
(Europäischer Sozialfonds) und ELER (Europäischer<br />
Landwirtschaftsfonds für die<br />
Entwicklung des ländlichen Raums), gezielt<br />
eingesetzt wurden, hinterließen sie<br />
spürbar Wirkung.<br />
Ostdeutsche Zentren im Aufwind<br />
So etwa im Zukunftsatlas der Schweizer<br />
Prognos AG. Er bewertet die Zukunftschancen<br />
und -risiken aller 402 Kreise und<br />
kreisfreien Städte Deutschlands und konstatierte<br />
2016 einen überraschenden Aufstieg<br />
der Ost-Städte. Berlin startete demnach<br />
die größte Aufholjagd im Wettbewerb<br />
der deutschen Regionen. Aber auch<br />
Zentren wie Leipzig, Dresden, Chemnitz,<br />
Erfurt und Weimar oder Landkreise im<br />
Berliner Umland entwickeln sich nach Ansicht<br />
der Schweizer Wirtschaftsforscher<br />
überdurchschnittlich. Während die Hauptstadt<br />
bei den Kriterien Dynamik, Innovation<br />
und Demografie die Prognos-Forscher<br />
überzeugte, waren es im benachbarten<br />
Grafik: Möller Medienagentur GmbH<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
EU-FÖRDERUNG | 43<br />
In Berlin-Adlershof entstand mit europäischen<br />
Fördergeldern ein bedeutender Forschungsstandort.<br />
Potsdam die guten Zahlen vom Arbeitsmarkt.<br />
Leipzig belegt im Ranking bei den<br />
Zukunftsfaktoren Demografie (Platz 1)<br />
und Dynamik (Platz 2) Spitzenpositionen.<br />
Auch im regionalen Innovationsbarometer<br />
der EU tauchen vermehrt ostdeutsche<br />
Städte in der Top-Kategorie „Innovation<br />
Leader“ auf. In der aktuellen Erhebung<br />
etwa der sächsische Ballungsraum Chemnitz–Zwickau,<br />
die Start-up-City Berlin und<br />
der Hightech-Standort Dresden. Ländliche<br />
Regionen Ostdeutschlands – auch<br />
das gehört zur Wahrheit – werden hingegen<br />
in allen Rankings weiter abgehängt.<br />
OSTDEUTSCHE REGIONEN MIT EINER ARBEITSLOSENQUOTE<br />
BIS FÜNF PROZENT<br />
Sonneberg<br />
3,5<br />
Hildburghausen<br />
4,0<br />
Eichsfeld<br />
4,5<br />
Wartburgkreis<br />
4,6<br />
Schmalkalden-Meiningen<br />
4,6<br />
Dahme-Spreewald<br />
4,7<br />
Weimarer Land<br />
4,7<br />
Foto: WISTA-MANAGEMENT GMBH – www.adlershof.de, Quelle Schaubild: Bundesagentur für Arbeit<br />
Das spiegeln auch die Zahlen vom Arbeitsmarkt.<br />
Längst existiert hier ein Ostdeutschland<br />
der zwei Geschwindigkeiten.<br />
Neben den Randregionen Thüringens mit<br />
ihren Pendlerbewegungen in den angrenzenden<br />
westdeutschen Arbeitsmarkt nähern<br />
sich die Landkreise rund um wachsende<br />
Groß- und Mittelstädte wie Berlin,<br />
Potsdam, Jena oder Weimar Werten um<br />
die fünf Prozent in der Arbeitslosenquote,<br />
während die ländlichen Gebiete Brandenburgs<br />
oder Mecklenburg-Vorpommerns<br />
weiter unter Abwanderung und niedrigem<br />
Beschäftigungsstand leiden.<br />
Blütezeit in der Hauptstadt<br />
Davon ist Berlin gegenwärtig weit entfernt.<br />
Die prosperierende Spree-Metropole hat<br />
die Fördertöpfe der EU in der Förderperiode<br />
2007 bis 2013 komplett ausgeschöpft.<br />
Insgesamt standen der Hauptstadt 1,2 Mil-<br />
Potsdam-Mittelmark<br />
Saale-Holzlandkreis<br />
5,0<br />
5,0<br />
OSTDEUTSCHE REGIONEN MIT EINER ARBEITSLOSENQUOTE<br />
ÜBER ZEHN PROZENT<br />
Halle/Saale<br />
10,1<br />
Stendal<br />
10,2<br />
Vorpommern-Greifswald<br />
10,4<br />
Mecklenburgische Seenplatte<br />
10,8<br />
Mansfeld-Südharz<br />
11,4<br />
Uckermark<br />
12,6<br />
Stand: März <strong>2017</strong><br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
44 | W+M TITEL<br />
liarden Euro aus EFRE und ESF zur Verfügung.<br />
Inklusive der kofinanzierten Landesmittel<br />
und zusätzlicher privater Investitionen<br />
befeuerten so mehr als 3,1 Milliarden<br />
Euro als finanzieller Treibstoff die Stadt –<br />
vor allem durch die Förderung der Innovationsfähigkeit<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen<br />
(KMU) sowie durch Umweltprojekte<br />
und die Stadtentwicklung.<br />
Insgesamt kamen fast 10.000 Vorhaben<br />
in den Genuss der EU-Mittel, so wurden<br />
beispielsweise 2.371 Kredite und Gründungsdarlehen<br />
an KMU ausgereicht, im<br />
Handwerk wurden 1.841 Existenzgründer<br />
unterstützt. 2.454 Berliner Unternehmen<br />
bekamen Zuschüsse für die Beteiligung an<br />
internationalen Messen und mit einem Gesamtvolumen<br />
von 548 Millionen Euro sind<br />
273 Beteiligungen an technologieorientierten<br />
Start-ups und Kreativunternehmen umgesetzt<br />
worden. Die wissenschaftliche Infrastruktur<br />
schließlich wurde mit 153 Millionen<br />
Euro Fördergeldern ausgebaut.<br />
Wie sehr sich der überlegte Einsatz<br />
von EU-Mitteln lohnt, lässt sich an der<br />
Entwicklung von Adlershof zu einem<br />
der größten und innovativsten Wissenschafts-<br />
und Technologieparks für junge<br />
Start-ups in Europa ablesen. Ende 2016<br />
waren dort bereits 1.041 Unternehmen<br />
und wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt.<br />
EU-Mittel trugen signifikant<br />
dazu bei, dass in Adlershof neuen Technologien<br />
in der Photonik, Optik und Mikrosystemtechnologie<br />
zum Durchbruch<br />
verholfen werden konnte.<br />
BERLIN BAUT UM<br />
Innerhalb der Förderperiode 2007 bis<br />
2013 setzte Berlin EFRE-Gelder in Höhe<br />
von 151 Millionen Euro für die Durchführung<br />
der „Zukunftsinitiative Stadtteil“<br />
ein. Mit Hilfe der EU-Fördermittel<br />
konnten über 3.000 Stadtentwicklungsprojekte<br />
erfolgreich realisiert werden.<br />
So wurden in benachteiligten Stadtgebieten<br />
14.991 soziokulturelle Einrichtungen<br />
und fast 3.000 Projekte – vor allem<br />
Maßnahmen zur präventiven Jugendarbeit<br />
– bezuschusst sowie Grünflächen<br />
im Umfang von 1,1 Millionen Quadratmetern<br />
aufgewertet.<br />
EU-BUDGETS FÜR OSTDEUTSCHLAND 2014 BIS 2020 in Millionen Euro<br />
Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />
Europäischer Sozialfonds (ESF)<br />
Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)<br />
Berlin<br />
Brandenburg<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
Sachsen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
Thüringen<br />
215<br />
362<br />
385<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung Berlins –<br />
im Kern immer noch eine Dienstleistungsgesellschaft<br />
– verlief im Programmzeitraum<br />
denn auch ausgesprochen positiv:<br />
Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich<br />
um 14,4 Prozent und damit mehr als doppelt<br />
so stark wie im Bundesdurchschnitt.<br />
Gleichzeitig wuchsen die Einkommen (23<br />
Prozent) und die Erwerbstätigkeit (14 Prozent)<br />
überdurchschnittlich an. Die Investitionen<br />
sind im Bundesvergleich überproportional<br />
um 36 Prozent gestiegen, die<br />
privaten Ausgaben in der Forschung und<br />
Entwicklung um 42 Prozent.<br />
499<br />
635<br />
663<br />
612<br />
680<br />
846<br />
968<br />
937<br />
879<br />
859<br />
1.050*<br />
1.050*<br />
1.170<br />
1.430<br />
2.090<br />
* Berlin und Brandenburg<br />
Brandenburg setzt Speck an<br />
Vom Boom an Spree und Havel profitieren<br />
auch die brandenburgischen Landkreise an<br />
der Peripherie. Mittlerweile liegt das Pro-<br />
Kopf-Einkommen in Potsdam-Mittelmark<br />
höher als in der Hauptstadt. Über dem Landesdurchschnitt<br />
rangieren auch die Einkommen<br />
in Dahme-Spreewald, Teltow-<br />
Fläming und im Barnim. Die Menschen in<br />
der Uckermark oder in Brandenburg an der<br />
Havel müssen dagegen mit weit weniger<br />
Geld in ihren Taschen auskommen. Es gilt<br />
für Brandenburg weiterhin: Der Speckgürtel<br />
boomt – die Fläche blutet.<br />
Die Landeshauptstadt Potsdam und ihr<br />
Umland leben aber nicht nur von der Nähe<br />
zu Berlin, sondern auch von einer beeindruckenden<br />
Forschungsinfrastruktur, die<br />
auch aus EU-Fördertöpfen in den zurückliegenden<br />
Jahren aufgebaut wurde. Beispiel:<br />
das Leibniz-Institut für Agrartechnik<br />
und Bioökonomie (ATB) in Potsdam. Zu<br />
den aus EFRE-Mitteln geförderten größeren<br />
Forschungsanlagen am ATB zählen<br />
beispielsweise eine Pilotanlage zur biotechnologischen<br />
Herstellung von Milch-<br />
Quelle Schaubild: Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
EU-FÖRDERUNG | 45<br />
Der Wirtschaftsstandort Magdeburg wuchs<br />
in den zurückliegenden Jahren schneller als<br />
der Rest des Landes Sachsen-Anhalt.<br />
Foto: IMG/Stadt Magdeburg<br />
säure und der Grenzschichtwindkanal.<br />
Er eröffnet neue Möglichkeiten der Forschung<br />
zur Minderung von Emissionen<br />
aus der Landwirtschaft.<br />
BRANDENBURG WIRD SPEICHERLAND<br />
Brandenburg will sich als Vorreiter bei<br />
der Energiewende profilieren. Dabei<br />
setzt Potsdam auf die Entwicklung von<br />
Energiespeichern. So wurde jüngst mit<br />
Fördergeldern aus der EU in Neuhardenberg<br />
ein Batteriespeichersystem in<br />
Containerbauweise mit Lithium-Ionen-<br />
Batterien errichtet. Zuvor hatte bereits<br />
die Errichtung eines Batteriespeichers<br />
mit 3.360 Speichermodulen und einer<br />
Gesamtleistung von zehn Megawatt<br />
in Feldheim eine Starthilfe aus Brüssel<br />
erhalten.<br />
Um der Wirtschaftskraft auch in den<br />
schwächeren Randregionen Brandenburgs<br />
auf die Beine helfen zu können,<br />
setzt das Land auf kleine Schritte.<br />
Etwa mit einem Mikrokredit-Programm<br />
für Kleinunternehmer mit einem<br />
Fondsvolumen von zehn Millionen<br />
Euro, davon acht Millionen Euro aus<br />
dem Europäischen Fonds für regionale<br />
Entwicklung.<br />
Sachsen-Anhalt wächst langsamer<br />
Sachsen-Anhalt bleibt das Sorgenkind<br />
im Osten. Schon fast zehn Jahre wächst<br />
die Wirtschaft langsamer als bei den östlichen<br />
wie westlichen Nachbarn. Auch<br />
2016 legte sie nur um ein Prozent zu. Das<br />
ist umso tragischer, als es im Süden des<br />
Landes mit der Energie- und Chemiewirtschaft<br />
sowie der Solarbranche um Bitterfeld<br />
hoffnungsvolle Kerne gibt. Doch gerade<br />
den Sonnensuchern bei Hanwha Q-<br />
Cells und Co. verhagelte der Weltmarkt in<br />
Gestalt chinesischer Preisdrücker das Geschäft.<br />
Dabei war auf die Karte Solarenergie<br />
in den letzten Jahren sehr viel Fördergeld<br />
gesetzt worden.<br />
Insgesamt überwies Brüssel zwischen<br />
2007 und 2013 knapp zwei Milliarden Euro<br />
aus seinem Strukturfördertopf EFRE nach<br />
Sachsen-Anhalt. Ein Teil davon ging direkt in<br />
die Landeshauptstadt Magdeburg. Und hier<br />
verstand man es offenbar am nachhaltigsten,<br />
weiteres Kapital daraus zu schlagen. So<br />
wuchs allein die Magdeburger Wirtschaft in<br />
den letzten Jahren fast viermal so stark wie<br />
der Landesschnitt. Auch das Paradebeispiel<br />
des Landes für EFRE-Zuschüsse findet sich<br />
an der Elbe: Brüssel hatte zum neuen Forschungszentrum<br />
„Dynamische Systeme –<br />
Biosystemtechnik“ der Otto-von-Guericke-<br />
Universität mit 13 Millionen Euro rund drei<br />
Viertel der Investitionen aufgebracht.<br />
Aber auch Halle und Dessau-Roßlau legten<br />
stärker zu als der ländliche Raum. In dem<br />
fielen nach statistischen Angaben des Landes<br />
vor allem die Landkreise Stendal und<br />
Wittenberg durch eine überdurchschnittliche<br />
Dynamik auf – sowie das Jerichower<br />
Land. Hier investierte in der Kreisstadt Burg<br />
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46 | W+M TITEL<br />
SCHNELLES INTERNET FÜRS LAND<br />
Bis Ende 2018 soll Sachsen-Anhalt<br />
flächen deckend mit schnellem Internet<br />
mit Downloadgeschwindigkeiten von<br />
mindestens 50 Mbit/s sowie in Gewerbegebieten<br />
mit symmetrischen 100 Mbit/s<br />
(Down- und Upload) ausgebaut werden.<br />
Dafür stehen mehr als 200 Millionen Euro<br />
Fördermittel bereit – davon kommen 110<br />
Millionen Euro aus den Europäischen<br />
Strukturfonds ELER und EFRE. Neben der<br />
Anbindung von Privathaushalten liegt der<br />
besondere Schwerpunkt der Förderung im<br />
Ausbau der Gewerbegebiete und der Anbindung<br />
aller Schulstandorte mit Glasfaser.<br />
etwa die ortsansässige Aimess Products<br />
GmbH in eine revolutionäre Weltneuheit,<br />
an der sich Brüssel mit 1,16 Millionen Euro<br />
beteiligte: einen Infrarot-Scanner zur Ermittlung<br />
von 3D-Oberflächendaten.<br />
Einigen Schub für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld<br />
verspricht der Ausbau des Binnenhafens<br />
Aken an der Elbe. Diesen nunmehr<br />
für den multimodalen Im- und Export von<br />
Rohstoffen, Halberzeugnissen und Fertigprodukten<br />
fit zu machen, war der EU sogar<br />
5,8 Millionen Euro Wert – bei einer Gesamtbausumme<br />
von 6,4 Millionen Euro.<br />
Doch vorerst verliert der Landkreis Anhalt-<br />
Bitterfeld weiter Einwohner, so wie auch<br />
der Salzlandkreis, die Stadt Dessau-Roßlau<br />
und besonders der Landkreis Mansfeld-<br />
Südharz. Experten sehen in diesem Bevölkerungsschwund<br />
auch einen Hauptgrund<br />
für die insgesamt schwache wirtschaftliche<br />
Entwicklung dieser Regionen – denn<br />
damit fehlen sowohl Beschäftigte als auch<br />
Konsumenten. Den Kreis Mansfeld-Südharz<br />
sieht die Zukunftsstudie der Prognos<br />
AG derzeit sogar auf dem bundesweit letzten<br />
Rang unter 402 analysierten Landkreisen<br />
und Städten.<br />
Thüringens Perlenkette lebt weiter<br />
Die Thüringer Perlenkette – sie gibt es<br />
noch. Sie hat sich nur etwas westwärts<br />
verschoben, beginnt nun schon deutlich in<br />
Eisenach, reißt hinter Jena dann allerdings<br />
schnell ab. Die Rede ist von jenen städtischen<br />
Juwelen entlang der Autobahn A4,<br />
die das wirtschaftliche Rückgrat des Landes<br />
bilden. Als klarer Krösus fungiert dabei die<br />
Hightech-Schmiede Jena. Doch auch Erfurt,<br />
Weimar, Gotha und die sich einschließenden<br />
Landkreise – darunter der aufstrebende<br />
Ilmkreis um Arnstadt und Ilmenau – legten<br />
zuletzt spürbar an Wirtschaftskraft zu.<br />
Unbestritten wurde diese Entwicklung in<br />
Thüringen auch durch EU-Gelder beflügelt.<br />
Fast 1,5 Milliarden Euro flossen zwischen<br />
2007 und 2013 in das kleinste ostdeutsche<br />
Land. Brüssel bezuschusste aus<br />
dem EFRE 440 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
sowie 135 Verbundprojekte,<br />
Cluster und Netzwerke. Im Gefolge dessen<br />
entstanden so 167 Unternehmen und 7.500<br />
Arbeitsplätze neu.<br />
Zu den Highlights, die auf EU-Geldern fußen,<br />
gehört etwa in Jena der Neubau eines<br />
Forschungszentrums an der Friedrich-Schiller-Universität,<br />
das auf die Entwicklung innovativer<br />
Materialien und Technologien im<br />
Bereich Photonik spezialisiert ist. Brüssel<br />
hatte zu den 19,6 Millionen Euro Gesamtkosten<br />
13,2 Millionen beigesteuert.<br />
GELD FÜR DIE FORSCHUNG<br />
Mit fast 30 Prozent entfällt in Thüringen<br />
der größte Anteil der EFRE-Mittel erstmals<br />
in einer Förderperiode auf Forschung<br />
und Innovation. Bis 2020 unterstützt die<br />
EU Forschungseinrichtungen und Betriebe<br />
in Thüringen mit 333 Millionen Euro<br />
bei der Entwicklung neuer Produkte und<br />
Verfahren. Das Geld steht jeweils zur<br />
Hälfte Forschungseinrichtungen und innovativen<br />
Unternehmen zur Verfügung.<br />
Zuletzt wurde im November 2016 der<br />
Beutenberg-Campus in Jena, der neun<br />
Forschungsinstitute und zwei Gründerzentren<br />
mit insgesamt 50 Firmen beherbergt,<br />
mit 4,6 Millionen Euro aus dem EFRE gefördert.<br />
Der Beutenberg gilt in Thüringen<br />
als Vorzeigebeispiel eines führenden Forschungsstandorts,<br />
der mit EU-Mitteln entwickelt<br />
wurde.<br />
Und sechsstellig saß die EU bei zwei transnationalen<br />
Vorhaben mit im Boot: zum einen<br />
beim Projekt „Intelligente Elektrische Fahrzeuge“,<br />
an dem in Ilmenau neben der Technischen<br />
Universität auch der TÜV Thüringen<br />
und eine französische Hochschule beteiligt<br />
sind, und zum anderen beim Thema „Entwicklung<br />
von Kleinstwasserkraftanlagen für<br />
die spezifischen Landschafts- und Gewässerstrukturen<br />
in europäischen Mittelgebirgen“.<br />
Hier arbeitet der Naturpark Thüringer<br />
Wald in Sachsenbrunn mit Partnern aus Polen,<br />
Norwegen und Österreich zusammen.<br />
Doch künftig sprudelt die EU-Quelle auch<br />
für den Freistaat spärlicher. Für die aktuelle<br />
Förderperiode stehen nur noch gut 1,17 Milliarden<br />
Euro bereit. Dabei bleibt noch viel zu<br />
tun – vor allem in Ostthüringen. Denn zu den<br />
entwicklungsschwächsten Regionen unter<br />
allen Stadt- und Landkreisen in Deutschland<br />
gehört laut Prognos-Studie das Altenburger<br />
Land. Auch bei der Bruttowertschöpfung<br />
finden sich diese Ostthüringer Region<br />
bei Gera sowie der Unstrut-Hainich-Kreis in<br />
Nordthüringen unter den zehn schwächsten<br />
Landkreisen wieder.<br />
Leipzig boomt, Görlitz darbt<br />
In Sachsen sind die Ballungsräume Chemnitz,<br />
Dresden und Leipzig dem Rest des<br />
Landes bereits ein Stück weit enteilt.<br />
Leipzig rühmt sich als „The Better Berlin“,<br />
glänzt als Hochburg studentischer Gründer<br />
und muss mit steigenden Immobilienpreisen<br />
kämpfen. Die Prognos-Studie räumt<br />
denn auch Dresden „sehr hohe Chancen“<br />
und Leipzig „hohe Chancen“ auf eine rosige<br />
Zukunft ein. „Leichte Chancen“ gesteht<br />
der „Zukunftsatlas“ Chemnitz und<br />
den Kreisen Zwickau, Meißen sowie Sächsische<br />
Schweiz-Osterzgebirge zu. Am anderen<br />
Ende der Skala: Görlitz, Nordsachsen<br />
und das Erzgebirge.<br />
Mit ihren wettbewerbsfähigen und weltweit<br />
agierenden Unternehmen – der Exportanteil<br />
Sachsens stieg auch dank der EU-<br />
Förderprogramme von 15 Prozent in den<br />
1990er-Jahren auf heute rund 40 Prozent<br />
–, mit einer gut ausgebauten Infrastruktur<br />
und nicht zuletzt mit den Universitäten,<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen,<br />
an denen zahlreiche europäisch<br />
geförderte Forschungsprogramme umgesetzt<br />
werden, konnten sich Sachsens Metropolen<br />
im bundesweiten Vergleich erheblich<br />
verbessern.<br />
Ein Beispiel für die EU-geförderte Forschung<br />
in Sachsen ist das irisch geführte Gemeinschaftsprojekt<br />
TRANSPIRE. Von 4,4 Millio-<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
EU-FÖRDERUNG | 47<br />
nen Euro Zuschüssen erhalten rund 1,5 Millionen<br />
Euro zwei Forschergruppen am Helmholtz-Zentrum<br />
Dresden-Rossendorf (HZDR).<br />
Mit dem Projekt werden neue Perspektiven<br />
in der Telemedizin, Informationstechnologie<br />
und Sicherheitstechnik eröffnet.<br />
Damit der Freistaat nicht weiter auseinanderdriftet,<br />
stehen EU-Mittel auch für den<br />
ländlichen Raum bereit. Allein zwischen<br />
2007 und 2013 förderte die Dresdner Landesregierung<br />
über die Integrierte Ländliche<br />
Entwicklung (ILE) mit rund 650 Millionen<br />
Euro rund 830 Kilometer an Straßen,<br />
Gehwegen sowie kombinierten Rad- und<br />
Gehwegen – das entspricht in etwa der<br />
Nord-Süd-Ausdehnung von ganz Deutschland.<br />
Hinzu kommen gut 1.400 Kilometer<br />
beschilderte Wanderwege und knapp 700<br />
Kilometer neu errichtete Lehr- und Kulturpfade.<br />
240.000 Unternehmen, private<br />
Haushalte und öffentliche Einrichtungen<br />
erhielten in dieser Zeit einen Breitbandanschluss.<br />
1.400 bauliche Maßnahmen zur<br />
SACHSEN SETZT AUF HIGHTECH<br />
Innerhalb von zwei Jahren hat der Freistaat<br />
Sachsen im Rahmen der EFREund<br />
ESF-Technologieförderung für fast<br />
1.200 Projekte über 260 Millionen Euro<br />
an Zuschüssen bewilligt, davon allein gut<br />
150 Millionen Euro im vergangenen Jahr.<br />
Die 643 geförderten Technologieprojekte<br />
2016 stellten einen neuen Rekordwert<br />
dar. Das Geld wurde beispielsweise für<br />
die Entwicklung neuer Filtersysteme für<br />
Industrieanlagen, für die Erforschung<br />
von Diagnose-Kits zum Nachweis von<br />
Antikörpern bei Autoimmun- und Infektionskrankheiten<br />
sowie für die Weiterentwicklung<br />
innovativer Diebstahlsicherungssysteme<br />
verwendet.<br />
Um- und Wiedernutzung von ländlichen<br />
Gebäuden wurden ebenfalls umgesetzt.<br />
Eine Besonderheit in Sachsen: die Förderung<br />
grenzübergreifender Projekte mit den<br />
europäischen Nachbarn Polen und Tschechien.<br />
Von 2007 bis 2013 wurden rund 207<br />
Millionen Euro in mehr als 200 Vorhaben<br />
investiert. Damit wurde unter anderem die<br />
grenzübergreifende Zusammenarbeit im<br />
Katastrophenfall – etwa bei Waldbränden<br />
im Nationalpark Sächsische/Böhmische<br />
Schweiz oder bei Elbehochwasser – aber<br />
auch in der Verbrechensbekämpfung vorangetrieben.<br />
Aufstieg aus der untersten Liga<br />
Mecklenburg-Vorpommern litt 1990 unter<br />
schweren Startbedingungen. Seit jeher ein<br />
strukturschwaches Flächenland, sorgten –<br />
teils erheblich subventioniert – der Schiffbau,<br />
der Schiffsmotorenbau, die Fischwirtschaft<br />
und der Landmaschinenbau für industrielle<br />
Arbeitsplätze. Der Schiffbau als Kernindustrie<br />
des Landes konnte nur mit milliardenschweren<br />
Staatsbeihilfen modernisiert und<br />
erhalten werden. Innerhalb der EU fiel Mecklenburg-Vorpommern<br />
in der Wirtschaftskraft<br />
unter das durchschnittliche Niveau der EU.<br />
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48 | W+M TITEL<br />
Mit Hilfe der Terahertz-Anlage TELBE im ELBE-Zentrum für<br />
Hochleistungsstrahlenquellen des HZDR können die Forscher<br />
die benötigten magnetischen Materialien untersuchen.<br />
Der nicht reibungs- und verlustfreie Aufholprozess<br />
seither zeigte unterm Strich einen<br />
deutlichen Anstieg in der Leistungsbilanz<br />
des Landes. Konkret: Mecklenburg-Vorpommern<br />
verzeichnete im Jahr 1991 ein<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP) von umgerechnet<br />
rund 14 Milliarden Euro. Inzwischen<br />
beläuft es sich auf 41 Milliarden Euro, der<br />
höchste Wert bislang. Die EU steuerte zur<br />
Entwicklung der klein- und mittelständisch<br />
strukturierten Wirtschaft insgesamt 4,3<br />
Milliarden Euro bei, womit Investitionen<br />
im Umfang von insgesamt 19,7 Milliarden<br />
Euro angeschoben wurden. Mecklenburg-<br />
Vorpommern hat so mittlerweile den Aufstieg<br />
zum C-Fördergebiet geschafft.<br />
In der Förderperiode 2007 bis 2013 konnte<br />
MV auf insgesamt 2,65 Milliarden Euro aus<br />
Brüssel zugreifen. Das Geld wurde gezielt<br />
eingesetzt, um etwa die Infrastruktur<br />
in strategischen Branchen wie der Hafenwirtschaft<br />
zu verbessern. Im Seehafen<br />
Rostock wurde zum Beispiel der Bau eines<br />
neuen Fähranlegers unterstützt. Der<br />
Mukran Port auf Rügen vollzog mit millionenschwerer<br />
Förderung den Strukturwandel<br />
vom reinen Fährhafen zu einem<br />
maritimen Gewerbegebiet.<br />
Trotz EU-Förderung hat aber gerade der<br />
Osten des Landes weiterhin wirtschaftlichen<br />
Aufholbedarf, insbesondere in den<br />
Landkreisen Vorpommerns. Eine stärkere<br />
wirtschaftliche Dynamik strahlen die<br />
Region um Rostock, die Stadt Schwerin,<br />
Nordwestmecklenburg sowie der Landkreis<br />
Ludwigslust-Parchim aus. Dennoch<br />
EU-GELDER FÜR DEN TOURISMUS<br />
Das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />
setzt EU-Mittel gezielt ein, um die touristische<br />
Infrastruktur zu stärken. Seit<br />
1990 wurden aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe<br />
„Verbesserung der regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur“ (GRW)<br />
einschließlich von EFRE- und ELER-<br />
Mitteln insgesamt 1.623 Projekte der<br />
touristischen Infrastruktur befördert.<br />
Im gewerblichen Tourismus kamen seit<br />
1990 insgesamt 3.309 Vorhaben aus der<br />
GRW, dem EFRE und ELER in den Genuss<br />
einer Förderung in Höhe von insgesamt<br />
knapp 1,5 Milliarden Euro.<br />
liegen auch diese Landkreise im Prognos-<br />
Ranking der Zukunftsfähigkeit weiterhin<br />
im letzten Drittel des Bundesvergleichs.<br />
In den Bau des 2013 eröffneten Kunstmuseums Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darß-<br />
Zingst flossen vier Millionen Euro aus dem EFRE-Fonds der EU.<br />
Dabei gewann durch nachhaltige Stadtentwicklung<br />
die Lebensqualität an Ostsee<br />
und Müritz erheblich an Wert. Für<br />
die Sanierung der vielen kleineren Kommunen<br />
sind laut Wirtschaftsminister<br />
Harry Glawe in den zurückliegenden 25<br />
Jahren rund fünf Milliarden Euro aufgewendet<br />
worden. 20.000 Projekte stehen<br />
auf der Habenseite. Beispielsweise<br />
wurde der alte Fähr- und Industriehafen<br />
Sassnitz mit acht Millionen Euro aus der<br />
Städtebauförderung und sieben Millionen<br />
Euro aus Brüssel zu einem maritimtouristischen<br />
Kleinod umgestaltet. Europas<br />
längste Strandpromenade, die sich<br />
auf Usedom von Bansin über zwölf Kilometer<br />
bis nach Swinemünde in Polen<br />
erstreckt, steht ebenfalls symbolhaft für<br />
die EU-Förderpolitik. <br />
W+M<br />
Fotos: HZDR/F. Bierstedt (oben), Thomas Schwandt (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
EU-FÖRDERUNG | 49<br />
RAGNITZ KOMMENTIERT<br />
Ostdeutschland profitiert von<br />
europäischer Förderung – noch<br />
Foto: ifo Dresden<br />
Im Vergleich zu den übrigen Regionen<br />
Europas stehen die ostdeutschen Bundesländer<br />
inzwischen relativ gut da.<br />
Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner<br />
liegt zwischen 83 Prozent (Mecklenburg-<br />
Vorpommern) und 93 Prozent (Sachsen)<br />
des europäischen Durchschnittswertes.<br />
Die Fortschritte werden insbesondere<br />
dann deutlich, wenn man Ostdeutschland<br />
mit den übrigen mittel- und osteuropäischen<br />
Ländern vergleicht, die ja nach<br />
1990 vor ähnlichen Herausforderungen<br />
standen wie die ehemalige<br />
DDR: Dort liegt<br />
das Wohlstandsniveau<br />
in den meisten Fällen<br />
unterhalb von 75 Prozent<br />
des EU-Durchschnitts.<br />
Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />
ist Stellvertretender Leiter<br />
des ifo-Instituts Dresden.<br />
Das Aufholen der<br />
ostdeutschen Länder<br />
wurde dabei<br />
in der Vergangenheit<br />
in nicht unbeträchtlichem<br />
Maße<br />
durch die EU unterstützt,<br />
insbesondere<br />
durch die Einstufung<br />
als prioritäres Fördergebiet der Europäischen<br />
Strukturfonds, konkreter: des Europäischen<br />
Fonds für Regionale Entwicklung<br />
(EFRE) und des Europäischen Sozialfonds<br />
(ESF). Die Strukturfonds gewähren dabei<br />
eine Kofinanzierung nationaler Förderprogramme,<br />
können also in hohem Maße auf<br />
nationale und regionale Herausforderungen<br />
hin angepasst werden. So wird beispielsweise<br />
die Innovationsförderung,<br />
die mit Blick auf die weitere Erhöhung<br />
der technologischen Wettbewerbsfähigkeit<br />
ostdeutscher Unternehmen von allerhöchster<br />
Bedeutung ist, derzeit überwiegend<br />
aus EU-Mitteln mitbezahlt; gleiches<br />
gilt für die aus sozialpolitischen Gründen<br />
erforderliche Unterstützung der Reintegration<br />
von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt,<br />
beispielsweise durch die Förderung<br />
von Weiterbildungsmaßnahmen.<br />
Allerdings: Die Strukturfondsmittel werden<br />
in voller Höhe nur gewährt, solange<br />
eine Region tatsächlich als strukturschwach<br />
gilt, bestimmte Grenzwerte des<br />
BIP je Einwohner also nicht überschritten<br />
werden. Die Kehrseite<br />
des Erfolgs der ostdeutschen<br />
Länder ist<br />
deshalb, dass europäische<br />
Gelder in Zukunft<br />
in weit geringerem<br />
Umfang zur Verfügung<br />
stehen werden<br />
als derzeit. Und<br />
erschwerend kommt<br />
noch das voraussichtliche<br />
Ausscheiden<br />
Großbritanniens<br />
aus der Europäischen<br />
Union hinzu,<br />
denn damit entfällt<br />
nicht nur ein Nettozahler<br />
an den EU-Haushalt, sondern auch<br />
eines der wohlhabenderen EU-Länder, so<br />
dass das durchschnittliche Wohlstandsniveau<br />
in der EU sinkt, die verbleibenden Regionen<br />
sich also rechnerisch besser stellen<br />
(obwohl sich an ihrer Situation faktisch<br />
nichts geändert hat). Nimmt man dies alles<br />
zusammen, so ist für einige Regionen<br />
in Ostdeutschland – betroffen sein dürften<br />
in erster Linie Thüringen und Brandenburg<br />
– eine künftige EU-Förderung auf heutigem<br />
Niveau keineswegs mehr gesichert.<br />
Die Regionen Dresden und Leipzig werden<br />
ohnehin in der künftigen EU-Förderperiode<br />
ab 2021 nicht länger zum Zielgebiet<br />
der Strukturfondsförderung der EU zählen.<br />
Für die ostdeutschen Länder bedeutet<br />
dies, dass man sich sehr genau überlegen<br />
muss, welche Förderprogramme, die<br />
heute noch mit EU-Mitteln kofinanziert<br />
werden, künftig noch beibehalten werden<br />
können und sollen, denn letzten Endes<br />
verschärft sich damit die Konkurrenz um<br />
die zur Verfügung stehenden Landesmittel.<br />
Klug wäre es, Programme im Bereich<br />
Technologieförderung und im Bereich Weiterbildung<br />
fortzusetzen, auch wenn diese<br />
dann überwiegend aus eigenen Mitteln zu<br />
zahlen sind, und im Gegenzug solche Förderprogramme<br />
einzustellen, die eher aus<br />
Gründen der Befriedung einzelner Wählergruppen<br />
eingeführt worden sind und<br />
die es in den ostdeutschen Ländern zuhauf<br />
gibt. Dann, aber auch nur dann, besteht<br />
die Aussicht, dass der Aufholprozess<br />
in Ostdeutschland durch eine Einschränkung<br />
von EU-Fördermitteln nicht beeinträchtigt<br />
wird.W+M<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
50 | W+M TITEL<br />
DAS EXKLUSIVE<br />
W+M-INTERVIEW<br />
„Ein erheblicher Teil des<br />
Rückstandes konnte<br />
aufgeholt werden“<br />
EU-Kommissar Günther H. Oettinger spricht<br />
über die Entwicklung der neuen Länder, den<br />
Brexit und die Zukunft Europas<br />
EU-Kommissar Günther<br />
H. Oettinger.<br />
W+M: Wie ist es aktuell um die Stabilität<br />
der Europäischen Union bestellt?<br />
Günther H. Oettinger: Wenn Sie mich<br />
dies vor einem Jahr gefragt hätten, wäre<br />
meine Antwort eindeutig negativ ausgefallen.<br />
Der Brexit hat uns alle sehr geschockt<br />
und es wurde auch darüber spekuliert, ob<br />
nicht andere Länder, wie etwa Frankreich,<br />
zumindest mittelfristig dem Beispiel Großbritanniens<br />
folgen würden. Doch die Entwicklungen<br />
seither – die Wahlen in den<br />
Niederlanden und Frankreich, die Pro-Europa-Demonstrationen<br />
in vielen Städten<br />
– haben doch gezeigt, dass eine bisher<br />
schweigende Mehrheit klar hinter dem<br />
Projekt Europas steht. Daher glaube ich,<br />
dass wir die Talsohle durchschritten haben,<br />
und blicke positiv in die Zukunft.<br />
W+M: Dennoch, in zahlreichen europäischen<br />
Staaten sind aktuell nationalkonservative<br />
Populisten am Werk, die die<br />
Idee des europäischen Zusammenhalts<br />
bekämpfen. Was wird die EU-Kommission<br />
tun, um stärker als bisher Köpfe und<br />
Herzen der Menschen zu erreichen und<br />
sie von der Sinnhaftigkeit des geeinten<br />
Europas zu überzeugen?<br />
Günther H. Oettinger: Das Parteiengefüge<br />
ist in der Tat in vielen Mitgliedstaaten<br />
durcheinander gekommen. Das zeigte sich<br />
bei der Präsidentschaftswahl in Österreich.<br />
Das könnte in Italien auch passieren. In allen<br />
Umfragen liegt Beppe Grillo mit seiner<br />
Fünf-Sterne-Bewegung vorne, die Lega<br />
Nord steht in Umfragen auch nicht schlecht<br />
da. In Deutschland können wir uns<br />
zwar glücklich schätzen, dass wir in<br />
CDU/CSU und SPD stabile Volksparteien<br />
haben. Aber Sie haben natürlich<br />
recht: Wir müssen die<br />
Bürger besser erreichen<br />
als wir es bisher getan<br />
haben. Ich denke, dass<br />
der offene Prozess, den<br />
wir erst vor kurzem angestoßen<br />
haben, um<br />
die EU zu erneuern,<br />
die richtige Antwort<br />
darauf ist. Wir haben<br />
keinen konkreten Vorschlag<br />
gemacht, wie<br />
wir uns ein neues Europa<br />
vorstellen, sondern<br />
in dem Weißbuch<br />
zur Zukunft<br />
Europas fünf Szenarien<br />
beschrieben.<br />
Damit müssen<br />
die Mitgliedsländer,<br />
aber auch<br />
die Bürger, die diese<br />
Diskussion mitverfolgen<br />
und in öffentlichen<br />
Debatten auch mitgestalten<br />
können, aus<br />
der Defensive kommen<br />
und sagen, was<br />
sie wollen, statt wie<br />
bisher zu sagen, was<br />
sie nicht wollen. Insofern<br />
müssen sie überlegen,<br />
was für sie sinnhaft<br />
ist.<br />
Foto: Europäische Kommission<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
EU-FÖRDERUNG | 51<br />
W+M: Gefährdet der nahe Austritt Großbritanniens<br />
die finanzielle Basis der Europäischen<br />
Union?<br />
Günther H. Oettinger: Wenn die Briten<br />
die EU verlassen, haben wir eine Lücke von<br />
circa neun oder zehn Milliarden Euro pro<br />
Jahr. Etwas davon könnte eingespart werden.<br />
Aber wir haben in Europa viele neue<br />
Aufgaben zu stemmen – etwa bei der Migration<br />
oder Forschung für unsere Verteidigung.<br />
Wir wollen beispielsweise eine gemeinsame<br />
Drohnenforschung. Auch die<br />
Grenzschutzagentur Frontex muss weiter<br />
gestärkt werden – wir brauchen genügend<br />
Mitarbeiter, um die europäischen Außengrenzen<br />
zu schützen. Zudem ist das Geld<br />
für das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei<br />
im Spätherbst aufgebraucht. All das lässt<br />
sich nicht nur durch Einsparungen auffangen.<br />
Daher werden wir nicht umhinkommen,<br />
einen Teil auch durch zusätzliche Einnahmen<br />
zu bestreiten. Ich weiß, dass dies<br />
ein heikler Punkt ist, gerade für Deutschland.<br />
Allerdings muss man auch sehen,<br />
dass unser Budget im Vergleich zur nationalen<br />
Staatsquote sehr gering ist.<br />
Von 100 Euro, die europäische Bürger erwirtschaften,<br />
gehen rund 50 Euro in öffentliche<br />
Kassen. In den USA gehen von 100<br />
Dollar 30 Dollar nach Washington D.C. In<br />
Europa geht aber nur ein Euro nach Brüssel.<br />
49 Euro bleiben in Berlin, Stuttgart und<br />
bei den Krankenkassen.<br />
W+M: Sowohl als EU-Kommissar als<br />
auch zuvor als Ministerpräsident und<br />
ranghoher CDU-Politiker verfolgten und<br />
verfolgen Sie die Entwicklung in Deutschland.<br />
Wie steht es nach Ihrer Einschätzung<br />
um den wirtschaftlichen Aufholprozess<br />
der neuen Bundesländer?<br />
Günther H. Oettinger: Gemessen an<br />
der Ausgangslage im Jahr 1990 hat sich<br />
Ostdeutschland in den vergangenen Jahrzehnten<br />
gut entwickelt. Ein erheblicher Teil<br />
des Rückstandes konnte aufgeholt werden.<br />
Daher zählen die ostdeutschen Länder seit<br />
2014 auch nicht mehr zu den weniger entwickelten<br />
Regionen in der EU.<br />
Allerdings besteht nach wie vor ein signifikanter<br />
Produktivitätsrückstand zu Westdeutschland.<br />
Die Ursachen sind vielfältig<br />
und reichen von einer geringeren Kapital-<br />
intensität der Produktion, über das Fehlen<br />
von hochwertigen Arbeitsplätzen bis hin zu<br />
niedrigeren privaten Forschungs- und Entwicklungsausgaben.<br />
Das sind alles strukturelle<br />
Faktoren, die nur in einem langfristigen<br />
Anpassungsprozess überwunden werden<br />
können.<br />
W+M: Haben die Ostdeutschen die seit<br />
1990 geflossenen Brüsseler Fördermilliarden<br />
bislang sinnvoll eingesetzt und wo<br />
sehen Sie gegebenenfalls Reserven?<br />
Günther H. Oettinger: Die Fördergelder<br />
haben ganz maßgeblich zum Aufbau der<br />
neuen Bundesländer beigetragen. Sie haben<br />
von Anfang an den Schwerpunkt auf<br />
die Unterstützung von Innovation und Forschung,<br />
die Gründung und Entwicklung von<br />
kleinen und mittelständischen Unternehmen,<br />
den Ausbau der Infrastruktur sowie<br />
eine Ressourcen schonende, wettbewerbsfähige<br />
Wirtschaft gelegt. Unsere Evaluierungen<br />
zeigen, dass dies richtig war.<br />
In der laufenden Förderperiode 2014-2020<br />
werden die Gelder für Ostdeutschland noch<br />
gezielter eingesetzt, und zwar in Bildung,<br />
Forschung und Innovation. Damit will man<br />
dem demografisch bedingten Fachkräftemangel<br />
entgegentreten und die Produktivität<br />
in den Unternehmen steigern.<br />
W+M: In den neuen Bundesländern sind<br />
noch etliche Regionen Digitalisierungs-<br />
Wüsten, in denen es keine vernünftigen<br />
Breitbandnetze gibt. Kann Ostdeutschland<br />
hier auf weitere Unterstützung seitens<br />
der EU zählen?<br />
Günther H. Oettinger: Ja.<br />
Im Europäischen Landwirtschaftsfonds<br />
für die Entwicklung<br />
des ländlichen Raums<br />
(ELER) sind dafür 95 Millionen Euro für<br />
den Zeitraum 2014-2020 vorgesehen.<br />
Dazu kommen noch weitere 135 Millionen<br />
Euro aus dem Europäischen Regionalentwicklungsfonds<br />
(EFRE) zur Entwicklung<br />
von innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
und Dienstleistungen<br />
sowie Maßnahmen zum Bau und<br />
zur Erweiterung des Breitbandzugangs für<br />
kleine und mittelständische Unternehmen<br />
(KMU) im Rahmen der Entwicklung von<br />
wirtschaftsnahen Infrastrukturen, um die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der lokalen und regionalen<br />
KMU zu stärken.<br />
<br />
ZUR PERSON<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
Günther Hermann Oettinger wurde am<br />
15. Oktober 1953 in Stuttgart geboren.<br />
Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaft<br />
und Volkswirtschaftslehre<br />
an der Universität Tübingen. 1977 trat er<br />
in die CDU ein. Ab 1984 arbeitete er als<br />
Rechtsanwalt in einer Wirtschaftsprüferund<br />
Anwaltskanzlei, deren Mitinhaber er<br />
seit 1988 ist. Von April 2005 bis Februar<br />
2010 war Oettinger Ministerpräsident in<br />
Baden-Württemberg. Seit Februar 2010<br />
ist er Mitglied der Europäischen Kommission.<br />
Anfangs fungierte er als Energiekommissar.<br />
2014 wechselte er auf den Posten<br />
des EU-Kommissars für Digitalwirtschaft.<br />
Seit Anfang <strong>2017</strong> ist er EU-Kommissar für<br />
Finanzplanung und Haushalt.<br />
Günther H. Oettinger ist Vater eines<br />
Sohnes.<br />
Das Gebäude der Europäischen<br />
Kommission am Schuman-Platz in Brüssel.<br />
www.wirtschaft-markt.de
52 | W+M RATGEBER<br />
Kaffeevollautomaten für mehr als zehn Mitarbeiter<br />
Für jeden Geschmack<br />
Die Konsumenten von Kaffee werden heute immer mehr zu Kennern, die<br />
höhere Ansprüche stellen und gerne neue Varianten trinken möchten.<br />
Auch bei Kaffeevollautomaten für Büros mit mehr als zehn Mitarbeitern<br />
ist dieser Trend erkennbar – unterschiedliche Spezialitäten sind gefragt.<br />
Coffema,<br />
Carimali Plus S.<br />
Im Durchschnitt trinkt der<br />
deutsche circa zwei bis<br />
vier Tassen Kaffee pro Tag.<br />
Die erste Tasse wird meistens<br />
noch zu Hause getrunken, alle<br />
späteren wahrscheinlich während<br />
der Arbeitszeit. Dort teilen<br />
sich dann mehrere Personen<br />
einen Vollautomaten,<br />
weshalb die Bedienung und<br />
Auswahl übersichtlich gestaltet<br />
sein sollte. Hier punkten<br />
alle vorgestellten Automaten<br />
mit großzügigen Touch-Displays<br />
oder klar strukturierten Druckknöpfen.<br />
Ein weiterer Faktor im Büro ist die<br />
Sauberkeit und Hygiene. Die Geräte in der<br />
Franke Coffee Systems, Modell A200 FM.<br />
Übersicht verfügen ohne Ausnahme über<br />
ein integriertes Spül-, Reinigungs- und Entkalkungsprogramm,<br />
um hohe hygienische<br />
Standards über einen großen Zeitraum zu<br />
gewährleisten. Für jede der hier abgebildeten<br />
Maschinen können außerdem individuelle<br />
Wartungsverträge mit variabler Dauer<br />
und Konditionen abgeschlossen werden.<br />
Unterschiede bei der Vielfalt<br />
Bei der Anzahl der verfügbaren Kaffeespezialitäten<br />
sind deutliche Unterschiede erkennbar.<br />
Von sechs<br />
Sorten bei der Cafitesse<br />
Excellence<br />
Compact von Jacobs<br />
Douwe Egberts<br />
bis hin zu 40<br />
Variationen bei der<br />
Schaerer Coffee<br />
Club. Ein Grund für<br />
die großen Unterschiede<br />
im Angebot<br />
liegt in der Zählweise<br />
der Hersteller.<br />
Mal gelten ein<br />
großer und ein kleiner Espresso als zwei<br />
Getränke, bei anderen Herstellern nur als<br />
eins. Auch die variabel einstellbare Kaffeestärke<br />
ist bei manchen Herstellern ein Multiplikator<br />
zu den möglichen Getränken.<br />
JURA Gastro, Modell WE8.<br />
Bohnen versus Pulver<br />
Die Maschinen von coffee at work, Coffema,<br />
Schaerer und WMF benutzen zur Zubereitung<br />
des Kaffees ausschließlich ganze<br />
Bohnen. Die Geräte von JURA und Franke<br />
verfügen jeweils über ein Mahlwerk zur<br />
Nespresso Aguila 220.<br />
Verwendung von ganzen Bohnen als auch<br />
über eine separate Einfüllöffnung für Pulver.<br />
Der Automat von Jacobs Douwe Egbert ist<br />
für die Verwendung von Cafitesse Kaffeepulver,<br />
der Hausmarke von Jacobs Douwe<br />
Expert, ausgelegt. Die Pulver gibt es in<br />
sechs unterschiedlichen Geschmacksrichtungen<br />
sowie Milch- und Kakaopulver. Die<br />
Aguila 220 von Nespresso verwendet die<br />
für die Marke typischen Kapseln. Alle Kaffeevollautomaten<br />
verfügen über eine Möglichkeit<br />
zum Heißwasserbezug für Tee und<br />
andere Heißgetränke.<br />
Hersteller/<br />
Anbieter<br />
Modell<br />
N&W<br />
Krea<br />
Empfohlene Tassenbezüge pro Tag 25 - 100<br />
Verbrauchspreis pro Bezug<br />
0,40 Cent inkl. Verbrauchsmaterial<br />
Verwendeter Kaffee (ganze Bohnen/<br />
Kapseln/Pulver/Pads)<br />
Milchzubereitung mit Frischmilch (F)<br />
oder Milchpulver (P)<br />
Anzahl der möglichen Kaffeespezialitäten 10<br />
Einstellbare Kaffeestärke (ja/nein)<br />
Möglichkeit des Heißwasserbezugs für<br />
Tee etc. (ja/nein)<br />
Volumen des Wassertanks in Liter 10<br />
Festwasseranschluss<br />
(ja/nein/optional)<br />
Integriertes Spül-/Reinigungs-/Entkalkungsprogramm<br />
(ja/nein)<br />
Wartungsverträge möglich (ja/nein),<br />
Mindestdauer und Kosten<br />
Beschaffungsmodelle<br />
(Kauf, Miete, Leasing etc.)<br />
Preis (inkl. MwSt.)<br />
Website<br />
ganze Bohnen<br />
Topping<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
ja<br />
kostenlose, monatliche<br />
Wartung<br />
Preis pro Portion<br />
ca. 40 Cent / Tasse<br />
coffeeatwork.de<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
BÜRO | 53<br />
N&W,<br />
Modell Krea.<br />
Schaerer Coffee Club.<br />
Die Milch macht’s<br />
Die Automaten von JURA, Nespresso<br />
und Franke verwenden ausschließlich<br />
Frischmilch. Ein kombinierter Bezug<br />
aus Frischmilch und Pulver ist bei den<br />
Maschinen von Coffema und Schaerer<br />
möglich. Der Vollautomat von WMF verwendet<br />
Frischmilch oder optional auch<br />
ein Topping – mechanisch aufgeschlagener<br />
Milchschaum in unterschiedlichen<br />
Geschmacksrichtungen und Süße.<br />
Das Modell Krea von coffee at work bietet<br />
ausschließlich Toppings, während bei<br />
Jacobs Douwe Egbert das hauseigene<br />
Milchpulverkonzentrat Café Milc Anwendung<br />
findet.<br />
Jacobs Douwe<br />
Egberts<br />
Cafitesse<br />
Excellence<br />
Compact.<br />
WMF Coffee<br />
Machines 1100S.<br />
Anschaffung<br />
Alle hier gezeigten Modelle können gekauft<br />
oder gemietet werden. Auch Leasing<br />
ist mittlerweile möglich. Die Ausnahme<br />
bildet das Geschäftsmodell von coffee<br />
at work. Hier wird kein Miet-, Leasing-<br />
oder Kaufvertrag abgeschlossen.<br />
Der Kunde bezahlt nur die tatsächlich verbrauchten<br />
Bezüge. Im Zuge der Anschaffung<br />
wird ein Preis pro Portion vertraglich<br />
vereinbart, der sich am ungefähren Verbrauch<br />
innerhalb des jeweiligen Unternehmens<br />
ausrichtet.<br />
W+M<br />
In Zusammenarbeit mit dem<br />
Magazin Das Büro.<br />
Carimali / Coffema<br />
Carimali Plus S<br />
Jacobs Douwe Egberts<br />
Pro Office DE GmbH<br />
Cafitesse Excellence<br />
Compact<br />
Franke Coffee Systems<br />
GmbH<br />
JURA Gastro Nespresso Schaerer WMF Coffee Machines<br />
A200 FM WE8 Aguila 220 Schaerer Coffee Club WMF 1100 S<br />
ca. 160 25-75 ca. 55 (20.000 pro Jahr) 30 ab 50 80 80<br />
ab 0,20 Cent ab 0,13 Cent keine Angaben keine Angaben 0,32 bis 0,36 Cent keine Angaben keine Angaben<br />
ganze Bohnen, Schoko Cafitesse Kaffee Kaffee-, Espreosso Bohnen,<br />
Pulver über Handeinwurf<br />
ganze Bohnen, Pulver Kapseln ganze Bohnen ganze Bohnen<br />
F oder P Café Milc F F F F oder P sowie kombinierter<br />
Bezug möglich<br />
30 6 über 36 12 13 40 bis zu 24<br />
ja ja ja ja unterschiedlicher Intensitätsgrad<br />
je nach Grand Cru<br />
ja ja ja ja ja ja ja<br />
4 2,4 4 3 keine Angabe 4 4,5<br />
ja ja (optional) ja nein ja optional über zusätz -<br />
liches Festwasserkit<br />
ja ja ja ja ja ja ja<br />
ja / ab 24 Monate und<br />
ab 71 € p. M.<br />
ja (inklusive)<br />
ja<br />
5 Jahre<br />
117 € / Monat"<br />
Kauf, Miete, Leasing Kauf, Miete Kauf, Leasing,<br />
Rösterfinanzierung<br />
ja 2 Jahre Full Service ja, individuelle<br />
Konditionen<br />
Kauf, Miete, Leasing Kauf, Miete, Leasing verschiedene Modelle<br />
möglich<br />
ja<br />
F oder Topping<br />
(optional)<br />
ja<br />
optional<br />
ja. Breites Serviceangebot,<br />
vom Schulungsangebot für<br />
den hauseigenen Techniker<br />
bis zum Vollwartungsvertrag.<br />
Kauf, Miete, Leasing<br />
ab 7.400 Euro ab 1.898 Euro 8.330 Euro 1.695,00 Euro 10.698,10 Euro ab 4.165 Euro 4.040,05 Euro<br />
coffema.de coffenco.de franke.com juragastroworld.de nespresso.com/pro schaerer-gmbh.de dein-bueromotor.com<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
54 | W+M RATGEBER<br />
Cabrios<br />
Für die Luftsprünge im Sommer<br />
Jetzt auch wieder ohne Dach: der Audi A5 als Cabrio.<br />
Der BMW 4er Cabrio hat ein kleines Facelift erhalten.<br />
Cabrio ist die Abkürzung für das französische<br />
Wort „cabriolet“. In der etwas<br />
freieren Übersetzung bedeutet<br />
es: Luftsprünge machen. Bereits zu Zeiten,<br />
als man noch mit dem Pferd auf Reisen<br />
ging, waren Cabriolets en vogue – die<br />
Hautevolee nutzte die schicken einspännigen<br />
Ausflugswagen für Schönwettertage.<br />
Die heutigen Cabrios basieren häufig auf<br />
der Coupé-Variante einer Fahrzeugbaureihe.<br />
Auch wenn sie den entsprechenden<br />
geschlossenen Fahrzeugen ähneln, unterscheiden<br />
sie sich erheblich in der Bauart<br />
der tragenden Karosserie. Durch das fehlende<br />
Dach als stabilisierende Komponente<br />
muss die erforderliche Steifigkeit der Karosserie<br />
durch eine verstärkte Bodengruppe<br />
gewährleistet werden.<br />
Traditionell bezeichnet der Begriff Cabrio ein<br />
Fahrzeug mit gefüttertem Stoffdach, das<br />
vollständig zurückgeklappt werden kann.<br />
Doch spätestens seit den 1990er-Jahren<br />
setzen viele Autohersteller auch auf wetterfestere<br />
Dachmaterialien, wie Stahl und<br />
Kunststoff. So lassen sich Cabrios auch<br />
gut in der kalten Jahreszeit nutzen. Doch<br />
jetzt, in den warmen Monaten, stehen Cabrios<br />
freilich deshalb so hoch im Kurs, weil<br />
man sich ohne Dach voll und ganz den<br />
Reizen der sommerlichen Natur hingeben<br />
kann.<br />
Aktuell sind in Deutschland etwa 2,1 Millionen<br />
Cabrios zugelassen. Tendenz steigend.<br />
Ganz vorn bei den aktuellen Modellen dieses<br />
Jahres liegt übrigens die Daimler AG.<br />
Mercedes, Smart und AMG bieten insgesamt<br />
sieben neue Cabrios an.<br />
Optisches Spektakel<br />
Mit dem neuen E-Klasse Cabriolet komplettiert<br />
Mercedes-Benz seine E-Klasse-Familie.<br />
Der offene Viersitzer mit klassischem<br />
Stoffverdeck, das sich binnen 20 Sekunden<br />
schließen lässt, vereint puristisches Design<br />
mit großzügigem Langstreckenkomfort<br />
und modernster Technik. Ein spezieller<br />
Windschutzscheibenspoiler minimiert<br />
starke Luftgeräusche im Innenraum. Auf<br />
Wunsch kann das Fahrzeug zusätzlich mit<br />
einer Kopfraumheizung ausgestattet werden<br />
– für mehr Komfort beim Offenfahren.<br />
Sportwagenikone: der Porsche 911 GTS Cabrio.<br />
Fotos: Audi AG (oben links), BMW AG (oben rechts), Porsche AG (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
AUTO | 55<br />
Wenig Raum optimal genutzt: der Fiat 124 Spider.<br />
Die Heckleuchten bieten ein kleines optisches<br />
Spektakel, das an das Glimmen eines<br />
Jettriebwerkes erinnert. Neu ist eine<br />
Schlusslichtinszenierung, die den Fahrzeugbenutzer<br />
mit einer Lichtsequenz begrüßt<br />
und verabschiedet. Der Kofferraum fasst<br />
zwischen 310 und 385 Liter. Allradantrieb<br />
wird optional angeboten.<br />
Preis: ab 54.000 Euro<br />
Mit 300 km/h der Sonne entgegen<br />
Ein Porsche 911 ist für viele sportlich ambitionierte<br />
Fahrer der Traumwagen schlechthin.<br />
Er eignet sich ideal sowohl zum entspannten<br />
Cruisen auf Küstenstraßen als auch<br />
für heißblütige Gipfelstürme. In diesem<br />
Jahr bietet der Stuttgarter Autobauer seine<br />
Sportwagenikone als besonders sportliches<br />
Modell GTS an. 450 Pferdestärken<br />
sind weit mehr, als man gemeinhin braucht.<br />
Dafür lässt sich das Hightech-Fahrzeug jedoch<br />
auf bis zu 300 Stundenkilometer beschleunigen.<br />
Der offene GTS-Porsche ist<br />
als 2+2-Sitzer ausgelegt. In der GTS-Variante<br />
muss der Porsche-Fan für seinen „Liebling“<br />
rund 26.000 Euro mehr berappen als<br />
für einen „normalen“ Porsche 911.<br />
Preis: ab 137.500 Euro<br />
das überarbeitete A5-Cabrio vier Passagieren<br />
Platz und Motoren zwischen 190 und<br />
354 PS, darunter zwei Diesel. Das Exterieur<br />
wurde nachgeschärft und die Karosse<br />
zählt, so heißt es bei Audi, zu den steifsten<br />
und zugleich leichtesten im Wettbewerb. Im<br />
Innenraum trifft man wie gewohnt auf eine<br />
hochwertige Ausstattung und Verarbeitung<br />
sowie auf bis zu 30 Fahrerassistenzsysteme.<br />
Zu den Höhepunkten zählen das „Audi<br />
virtual cockpit“ und das „Bang & Olufsen<br />
Sound System“. Das dick gedämmte Verdeck,<br />
das in mehreren Farben erhältlich<br />
ist, öffnet in 15 Sekunden. Der Öffnungsund<br />
Schließprozess kann auch während der<br />
Fahrt (bis 50 km/h) aktiviert werden.<br />
Preis: ab 44.000 Euro<br />
Gewohnt sportlich<br />
Der BMW 4er hat vor diesem Sommer ein<br />
kleines Facelift erhalten. Im Vergleich zum<br />
Vorgänger veränderten sich Frontschürze,<br />
Scheinwerfer und Heckstoßfänger. Serienmäßig<br />
leuchten nun Bi-LED-Lampen, das<br />
Navigationssystem „Professional“ erhielt<br />
eine überarbeitete Bedienoberfläche. Fahrwerk<br />
und Lenkung sollen beim sportlich<br />
ausgelegten 4er straffer geworden sein.<br />
Der Hersteller verspricht sich davon eine<br />
verbesserte Fahrdynamik ohne Komforteinbußen.<br />
Sechs Motoren zwischen 184 und<br />
326 PS stehen zur Wahl, darunter drei Diesel.<br />
Exklusiv für das BMW-4er-Facelift gibt<br />
es die neuen Außenfarben „Snapper Rocks<br />
Blue" und „Sunset Orange“.<br />
Preis: ab 46.800 Euro<br />
Italienische Emotionen<br />
Bereits den zweiten Sommer im Einsatz ist<br />
der Fiat 124 Spider. Er ist ein Schwestermodell<br />
des Mazda MX-5. Im Cockpit entspricht<br />
der Fiat fast eins zu eins dem MX-5.<br />
Augenfälligster Unterschied ist die Innenseite<br />
der Tür, nur bei Mazda ist sie zum Teil<br />
mit Kunststoffblenden in Wagenfarbe verziert.<br />
Allzu viel Platz bietet das Fahrzeug<br />
nicht, aber der vorhandene Raum wird optimal<br />
ausgenutzt – und das fahrerorientierte<br />
Cockpit mit dem ideal platzierten Schaltknüppel<br />
garantiert größtmöglichen Fahrspaß.<br />
Perfekt: das Verdeck, das mit wenigen<br />
Handgriffen in rund drei Sekunden<br />
geöffnet und geschlossen werden kann,<br />
auch während der Fahrt. Im Gegensatz<br />
zum MX-5, der mit seiner aggressiven<br />
Schnauze etwas polarisiert, wirkt der Fiat<br />
124 insgesamt gefälliger. Vermutlich deshalb,<br />
weil der Spider über die typische Portion<br />
Emotion und Eleganz verfügt, die ein<br />
italienisches Auto ausmacht.<br />
Preis: ab 23.990 Euro<br />
<br />
Karsten Hintzmann<br />
Exzellent beschallt<br />
Audis Mittelklasse-Coupé gibt es jetzt<br />
auch wieder ohne Dach. Seit März bietet<br />
Fotos: Fiat (oben), Daimler AG (unten)<br />
Mercedes-Benz komplettiert mit<br />
dem Cabrio seine E-Klasse-Familie.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
56 | W+M RATGEBER FINANZEN<br />
Die Psyche nach dem<br />
Insolvenzantrag<br />
Nach einem Insolvenzantrag hat der<br />
Unternehmer häufig einen langen<br />
Leidensweg hinter sich. Dem Unternehmen<br />
geht es in der Regel schon eine Zeit<br />
lang schlecht. Mitarbeiter haben das Vertrauen<br />
in die Führungsstärke und die Persönlichkeit<br />
des „Chefs“ verloren, Kunden klagen<br />
über zurückgehende Qualität der Leistungen<br />
oder Produkte und Lieferanten bemängeln<br />
schleppende oder ausgebliebene<br />
Zahlungen. Banken beginnen mit Krisengesprächen,<br />
drohen die Kündigung der Bankverbindung<br />
an oder haben schon gekündigt.<br />
Der Unternehmer erinnert sich an – teilweise<br />
lange zurückliegende – gute oder glanzvolle<br />
Zeiten und verwirklicht den Grundsatz<br />
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Nicht selten<br />
setzt er auch ganz erhebliche eigene oder<br />
auch fremde private Mittel ein, um die vermeintlich<br />
vorübergehende Schwäche des<br />
Unternehmens zu finanzieren. Gelegentlich<br />
auch deshalb, weil Banken und andere Kreditgeber<br />
dazu nicht mehr bereit sind.<br />
Getreu dem Motto „Ein Unglück kommt selten<br />
allein“ gesellen sich zu den wirtschaftlichen<br />
Problemen gern auch andere Schwierigkeiten<br />
hinzu. Es ist daher keine Ausnahme<br />
und erfahrene Insolvenzverwalter kennen<br />
es, wenn der Arzt dem Unternehmer<br />
am Tage des Insolvenzantrages eine seit<br />
langem dringend notwendige Operation<br />
ans Herz und/oder die Ehefrau offenbart,<br />
sie habe inzwischen einen anderen Unternehmer<br />
kennengelernt, der genauso sympathisch<br />
und gutaussehend sei wie der Insolvente.<br />
Der einzige – aber entscheidende<br />
– Unterschied sei, dass der andere Unternehmer<br />
nicht insolvent sei. Der insolvente<br />
Unternehmer möge das, ebenso wie unvermeidbare<br />
Post vom Fachanwalt für Familienrecht,<br />
bitte nicht persönlich nehmen.<br />
Dass die ansonsten immer mitfühlende<br />
(Ex-)Ehefrau ihre persönlichen<br />
Sachen (in der<br />
Praxis nicht selten den<br />
gesamten Hausstand)<br />
inzwischen aus der<br />
gemeinsamen Wohnung<br />
ausgeräumt<br />
und die gemeinsamen<br />
Kinder inzwischen<br />
„Papa“ zu dem<br />
neuen Lebensgefährten<br />
der (Ex-)Ehefrau<br />
Prof. Dr. Florian Stapper, Fachanwalt<br />
für Insolvenz- und Steuerrecht und<br />
Inhaber von STAPPER Insolvenz- und<br />
Zwangsverwaltung.<br />
des insolventen Unternehmers<br />
sagen,<br />
sei ja wohl nicht so<br />
schlimm. Der Insolvente<br />
würde das ohnehin<br />
kaum registrieren. Er sei ja nur noch in<br />
der Firma, zunehmend schlecht gelaunt und<br />
so gut wie nicht mehr ansprechbar. Persönliche<br />
Post des insolventen Unternehmers<br />
bringt die (Ex-)Ehefrau dann aber doch noch<br />
kurz vor dem schon länger geplanten Urlaub<br />
mit „dem Neuen“ und den Kindern bei<br />
dem Insolventen vorbei. Bei genauem Hinsehen<br />
sind das dann Haftungsbescheide<br />
und Klagen nichtbezahlter Gläubiger sowie<br />
Post von der Staatsanwaltschaft. Den Brief<br />
mit dem Verrechnungsscheck der Versicherung<br />
für überzahlte Beträge hat die Exfrau<br />
auch mit abgegeben, den Scheck allerdings<br />
behalten.<br />
Der Insolvente ist für den Betrieb häufig<br />
wichtig. Er kennt die Technik und ist bei den<br />
Kunden – zumindest grundsätzlich<br />
– geschätzt. Ohne ihn wäre<br />
der Betrieb daher kaum<br />
fortführbar. Gute Insolvenzverwalter<br />
wissen<br />
daher, dass insolvente<br />
Betriebe nicht nur<br />
rechtlich und wirtschaftlich,<br />
sondern<br />
zunehmend auch<br />
psychologisch fortgeführt<br />
werden. Insofern<br />
kann es auch<br />
wichtig sein, den vermeintlich<br />
Gescheiterten<br />
zu motivieren und<br />
für eine Betriebsfortführung<br />
zu gewinnen,<br />
die eine Sanierung aus der Insolvenz<br />
zur Folge haben soll. Richtig strukturiert,<br />
wird der Insolvente, der – verständlicherweise<br />
– kaum noch Hoffnung hatte, sich<br />
wundern, dass er nach relativ kurzer Zeit<br />
durchsaniert wieder am Geschäftsleben<br />
teilnehmen kann. Er verdankt das dann einem<br />
klugen Insolvenzverwalter, der neben<br />
rechtlichem und wirtschaftlichem Sachverstand<br />
auch Kenntnisse um die Psyche nach<br />
dem Insolvenzantrag mitbringt.<br />
<br />
Florian Stapper<br />
Fotos: studiostoks/fotolia.com (oben), Stapper (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
RATGEBER LITERATUR | 57<br />
Wirtschaftsliteratur<br />
Die ostdeutsche<br />
Bestsellerliste<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />
4<br />
Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />
W+M aus den Verkaufszahlen 59 großer<br />
Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />
6<br />
5<br />
JETZT NEU<br />
MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />
Beteiligt haben sich:<br />
Thalia-Filialen in<br />
Bautzen<br />
Berlin (7x)<br />
Bernburg<br />
Brandenburg<br />
Chemnitz (3x)<br />
Cottbus<br />
Dallgow-Döberitz<br />
Leuna<br />
Löbau<br />
Lutherstadt Wittenberg<br />
Magdeburg (2x)<br />
Meißen<br />
Neubrandenburg<br />
Pirna<br />
Dessau<br />
Plauen<br />
Dresden (7x)<br />
Radebeul<br />
Eisenach<br />
Riesa<br />
Eisleben<br />
Röhrsdorf<br />
Freital<br />
Rostock (2x)<br />
Gera<br />
Rudolstadt<br />
7<br />
Görlitz<br />
Gotha<br />
Saalfeld<br />
Schwedt/Oder<br />
Großenhain<br />
Weimar<br />
8<br />
Halle<br />
Hoyerswerda<br />
Jena (2x)<br />
Wildau<br />
Zittau<br />
Zwickau<br />
9<br />
Leipzig (2x)<br />
(www.thalia.de)<br />
sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in<br />
Frankfurt/Oder (www.hutten-ffo.de).<br />
10<br />
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />
jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine<br />
E-Mail an jp@wirtschaft-markt.de.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
58 | W+M NETZWERK<br />
Die Crefo-Fighters mit Michael Grochtmann, Michael Herzog von<br />
Creditreform sowie Heike und Uwe Glasenapp (v. l.).<br />
Der erste Flight mit Ron Uhden, Frank Nehring, Thomas Süss und Andy<br />
Gerber (v. l.).<br />
6. Golfturnier für Freunde<br />
Florida Scramble mit Spargel<br />
Am 15. Mai <strong>2017</strong> fand bereits<br />
zum sechsten Mal unser Golfturnier<br />
für Freunde des Magazins<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> statt. Der<br />
Arnold-Palmer-Platz im A-ROSA-Golfresort<br />
Scharmützelsee hat uns im letzten<br />
Jahr so gut gefallen, dass wir hier unbedingt<br />
wieder Florida Scamble spielen<br />
wollten. Überraschungsgast war die Beelitzer<br />
Spargelkönigin Nicole, die vor ihrem<br />
offiziellen Auftritt noch schnell das<br />
Schnupperturnier gewann. Ein gelungener<br />
Tag mit einer Menge Spaß am schönen<br />
Spiel, tollen Teilnehmern, vielen Preisen<br />
und leckerem Spargel-Barbecue. Wir<br />
danken besonders den Sponsoren, Unterstützern<br />
und natürlich den Wetterverantwortlichen.<br />
Wir freuen uns schon<br />
aufs nächste Jahr. Save the date: 14. Mai<br />
2018. W+M<br />
Immer eine gute Adresse:<br />
das A-ROSA-Resort am Scharmützelsee.<br />
Überraschungsgast:<br />
die Beelitzer<br />
Spargelkönigin<br />
Nicole zu<br />
Besuch<br />
beim<br />
Turnier.<br />
Die Nettodritten Karl-Heinz Garbe, Wolfgang Schröder,<br />
Grit Gerber und Rainer Dandyk mit Frank Nehring (v. l.).<br />
Fotos: W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
GESELLSCHAFT | 59<br />
Die UV-Geschäftsführerinnen Pamela<br />
Buggenhagen (l.) und Manuela Balan führten<br />
durch die Veranstaltung.<br />
Über 300 Teilnehmer folgten der Einladung<br />
der Unternehmerverbände.<br />
Unternehmertag Mecklenburg-Vorpommern <strong>2017</strong><br />
Digitalisierung als Chance<br />
Die Veränderungen von Prozessen, Objekten<br />
und Ereignissen hat längst begonnen.<br />
Der Menschheit soll es bereits<br />
im Jahr 2002 zum ersten Mal möglich<br />
gewesen sein, mehr Information digital als<br />
analog zu speichern – der Beginn des „Digitalen<br />
Zeitalters“. Schätzungen zu Folge waren<br />
2007 bereits 94 Prozent der weltweiten<br />
technologischen Informationskapazität digital.<br />
Die Unternehmen der Region Rostock<br />
sind in dieser Realität angekommen, aber<br />
stehen dennoch am Anfang dieser enormen<br />
Wende und stellen sich der Herausforderung<br />
mit viel Potenzial. Die Unternehmerverbände<br />
Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
e. V. und Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg e. V. luden Mitte April wieder<br />
gemeinsam zum Unternehmertag mit dem<br />
Thema „Gesellschaft 4.0 oder Illusion 4.0?<br />
– Wie digital ist unsere Zukunft?“. Rund 320<br />
Teilnehmer waren der Einladung ins Hotel<br />
Neptun in Warnemünde gefolgt. W+M<br />
Im Anschluss gab es Gelegenheit zum<br />
Netzwerken.<br />
Referent Dr. Frank Büchner von Siemens.<br />
Fotos: Holger Martens<br />
Stefanie Drese, Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstellung Mecklenburg-Vorpommern, bei ihrem Grußwort.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
60 | W+M NETZWERK<br />
Palais<br />
Barberini<br />
begeistert<br />
Der Nachbau des Palais Barberini<br />
schließt eine durch Bomben entstandene<br />
Baulücke am Potsdamer<br />
Alten Markt. Darin ein Kunstmuseum.<br />
Zur Eröffnung zeigte es Landschaftsgemälde<br />
von Impressionisten.<br />
Die malten nicht nur Blumen und<br />
Seerosen, sie waren offensichtlich<br />
auch von der einsetzenden<br />
technischen Revolution beeindruckt.<br />
Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />
„Die Brücke von Argenteuil und die Seine“<br />
von Gustave Caillebotte (um 1883-1885).<br />
Selbstbildnis von Willi Sitte (1984).<br />
Potsdam. Hasso Plattner, SAP-Gründer,<br />
Kunstmäzen, Förderer der Wissenschaft<br />
und neuerdings auch Einwohner Potsdams,<br />
finanzierte den Neubau des Palais<br />
Barberini und richtete darin ein Kunstmuseum<br />
ein. Von den glanzvollen Eröffnungsausstellungen<br />
„Impressionismus<br />
– Die Kunst der Landschaft“ und „Klassiker<br />
der Moderne“, die bis zum 28. Mai<br />
zu sehen waren, zeigte sich das Publikum<br />
begeistert. Danach gingen die Meisterwerke<br />
wieder zurück in ihre Stammquartiere<br />
in aller Welt. Plattners Privatsammlung<br />
mit DDR-Künstlern bleibt, wie zum<br />
Beispiel das Selbstbildnis von Willi Sitte<br />
mit Helm, in dem der geschätzte Kunstprofessor<br />
seine Verbundenheit mit der Arbeiterklasse<br />
demons triert. Weitere wechselnde<br />
Ausstellungen sind bereits geplant.<br />
Ein Schwerpunkt wird wohl die DDR-Kunst<br />
bleiben, das Spezialgebiet des Sammlers<br />
Plattner.<br />
Aufmacherbild des Werbeplakats und<br />
zweifellos einer der Höhepunkte der Ausstellung<br />
war das Ölgemälde von Gustave<br />
Caillebotte „Die Brücke von Argenteuil und<br />
die Seine“. Der Betrachter steht dicht vor<br />
einem gusseisernen Brückenbogen, einem<br />
Symbol der ersten technischen Revolution.<br />
Nach der Erfindung von Koks war es möglich<br />
geworden, Eisen zu schmelzen und in<br />
Sandformen zu gießen. Brücken, Säulengänge<br />
und Türme sprossen ab etwa 1780<br />
aus dem Boden. Das spröde Gusseisen<br />
konnte zwar nur Druckkräfte aufnehmen,<br />
genau wie die früheren Steinbrücken. Deshalb<br />
waren Eisenbrücken genauso wie diese<br />
als Bögen gestaltet. Auch das Fachwerk<br />
und die Streben wurden aus Gusseisen gefertigt,<br />
zumal auf diese nur Druckkräfte,<br />
aber keine Zugkräfte wirken. Spätere Brücken<br />
wurden etwa ab 1855 aus dem reineren<br />
und elastischen Schmiedeeisen und<br />
schließlich ab 1880 aus Stahl konstruiert. In<br />
einem Stück konnten die Bögen und Fachwerke<br />
allerdings nicht gegossen werden.<br />
Man fügte sie aus mehreren einzelnen Elementen<br />
zusammen, in derselben Art wie<br />
frühere Holzkonstruktionen, mit Schwalbenschwanz<br />
oder Nut und Feder.<br />
Durch den Brückenbogen blickend sah<br />
Caillebotte im Hintergrund einen Fabrikschornstein.<br />
Ins Zentrum des Brückenbogens<br />
setzte er einen Raddampfschlepper.<br />
Der Dampfantrieb von Schleppern war etwas<br />
Neues, ebenso wie ein Schiffsrumpf<br />
aus Eisen. Erstaunlich, dass Schiffe, deren<br />
Rumpf statt aus Holzplanken neuerdings<br />
aus Eisenplatten zusammengefügt<br />
war, nicht untergingen. Eine neue Epoche<br />
kündigte sich an.<br />
Fotos: Wikimedia Commons/National Gallery online catalogue (oben), Rudolf Miethig (VBIW, unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
VBIW | 61<br />
Gusseisenbrücken in Preußen<br />
Hartungsche Säulen.<br />
Berlin. Auch in Preußen kamen ab 1796<br />
gusseiserne Brücken auf. Sie stammten<br />
aus der Königlichen Eisengießerei in<br />
Malapane (heute: Ozimek, Polen). Diese<br />
goss auch die Einzelteile der Hohen<br />
Brücke im Schlosspark von Charlottenburg,<br />
eine der ersten Eisenbrücken Berlins.<br />
Sie wurde nach dem Vorbild der berühmten<br />
Iron Bridge in der Grafschaft<br />
Shropshire in England gestaltet, die seit<br />
1779 den Severn überspannt und heute<br />
zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.<br />
Eine typische, ja stilprägende Berliner<br />
Gusseisenkonstruktion stellen die Hartungschen<br />
Säulen unter vielen Bahnbrücken<br />
dar. Als Zwischenstützen sollten sie<br />
die Biegespannungen der Brückenträger<br />
abfangen. Obwohl aus Gusseisen, halten<br />
sie bis heute, da sie als Pendelstützen an<br />
Kopf und Fuß kugelig gelagert und somit<br />
nur Druckspannungen ausgesetzt sind.<br />
Seit den 1980er Jahren werden die Hartungschen<br />
Säulen allmählich durch geschweißte<br />
Stahlkastenstützen ersetzt.<br />
An den Yorckbrücken in Berlin-Schöneberg<br />
sind sie noch zahlreich vorhanden.<br />
<br />
<br />
Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Die Hohe Brücke im Schlosspark<br />
Charlottenburg in Berlin.<br />
VBIW-Sonderpreise für „Jugend forscht“<br />
Fotos: Wikimedia Commons/Andre_de (oben links), Wikimedia Commons/kanakari (oben rechts), BASF/Rasche (unten)<br />
Swantje Pieplow und Felix Pochert untersuchten die den Kosmetika<br />
zugesetzten Plastikpartikel.<br />
„Zukunft – Ich gestalte sie“ lautet das<br />
Motto des aktuellen Jugend-forscht-<br />
Wettbewerbs. Der VBIW unterstützte<br />
ihn zum 26. Mal mit seinen Juroren und<br />
Sonderpreisen.<br />
In Erkner auf dem Regionalwettbewerb<br />
Brandenburg Ost übergab VBIW-Mitglied<br />
Manfred Fladrich den VBIW-Sonderpreis<br />
an Jacob Schwaß, Marko Jahn und Lisa-<br />
Sophie Wolf von<br />
der Europaschule<br />
OSZ-Palmnicken<br />
Fürstenwalde. Sie<br />
hatten sich mit der<br />
„Kondensationsbewässerung<br />
und<br />
winterlichen Beheizung<br />
von Sportrasen“<br />
beschäftigt.<br />
Beim Regionalwettbewerb<br />
Brandenburg<br />
West in<br />
Brandenburg an<br />
der Havel zeichnete<br />
Anke Prahtel<br />
(VBIW) das<br />
Projekt „Nutzen<br />
der Spieltheorie in<br />
der Programmierung<br />
einer künstlichen Intelligenz für das<br />
Schachspiel“ aus. Die Arbeit beschäftigt<br />
sich mit bekannten Spieltheorien und leitete<br />
daraus eine interessante Variante<br />
des Computerschachspiels ab. Das Projekt<br />
errang später beim Landeswettbewerb<br />
in Schwarzheide den dritten Platz<br />
im Fachgebiet Mathematik/Informatik.<br />
Dem Umweltschutz widmeten sich die<br />
17-jährigen Schüler Swantje Pieplow und<br />
Felix Pochert des Friedrich-Schiller-Gymnasiums<br />
Königs Wusterhausen mit dem<br />
Projekt „Mikroplastik im Abwasser“. Sie<br />
untersuchten, ob und wie Kläranlagen mit<br />
Plastikpartikeln aus Duschgels, Shampoos<br />
oder anderen Kosmetika zurechtkommen,<br />
ob sie herausfilterbar sind, wir<br />
sie im Oberflächentrinkwasser oder in Fischen<br />
als Lebensmittel zu uns nehmen.<br />
Die jungen Forscher stellten fest, dass<br />
sich keine der Abwasserreinigungsstufen<br />
um die Mikroplastikrückstände kümmert.<br />
Das Projekt wurde zum Landeswettbewerb<br />
in Schwarzheide mit dem VBIW-<br />
Preis ausgezeichnet und von der Jury auf<br />
den zweiten Platz eingestuft.<br />
<br />
Jutta Scheer (VBIW)<br />
VBIW – Verein Brandenburgischer<br />
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle:<br />
Fürstenwalder Str. 46,<br />
15234 Frankfurt (Oder)<br />
Tel.: 0170 9856578<br />
E-Mail: vbiw-ev@t-online.de<br />
Internet: www.vbiw-ev.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
62 | W+M NETZWERK<br />
UV Thüringen<br />
ERWICON <strong>2017</strong> – Treffpunkt für Thüringer Wirtschaft<br />
Mehr als 50 Aussteller nutzten die Veranstaltung als Kommunikations- und Netzwerkplattform.<br />
Erfurt. Beim Wirtschaftskongress erwicon,<br />
den der Unternehmerverband Thüringen<br />
auch in diesem Jahr wieder als Partner<br />
unterstützt hat, treffen sich innovative und<br />
engagierte Unternehmer mit potenziellen<br />
Partnern aus anderen Unternehmen sowie<br />
mit Vertretern aus Politik und Verwaltung in<br />
der thüringischen Hauptstadt. Geschäftsführer,<br />
Vorstände und Führungskräfte sammeln<br />
in Vorträgen und Workshops neue Ideen<br />
und Impulse – und knüpfen oder vertiefen<br />
in Pausengesprächen und zur Abendveranstaltung<br />
Geschäftskontakte. Das Motto<br />
des diesjährigen erwicon lautete „Abschied<br />
nehmen und Hallo sagen – Arbeitswelt im<br />
Wandel“. Die neue Arbeitswelt unterliegt<br />
enormen Veränderungen, sie ist digitaler,<br />
interaktiver, flexibler. Der Wandel ist auch<br />
beim Kongress selbst angekommen. So<br />
fand der 16. Wirtschaftskongress erwicon<br />
am 1. Juni <strong>2017</strong> erstmalig in den neuen Tagungsräumen<br />
des Erfurter Steigerwaldstadions<br />
statt. Der Erfurter Wirtschaftsbeigeordnete<br />
Steffen Linnert (SPD) eröffnete gemeinsam<br />
mit dem Thüringer Wirtschaftsminister<br />
Wolfgang Tiefensee (SPD) den<br />
Kongress und machte deutlich, wie wichtig<br />
eine überregionale Plattform für die Thüringer<br />
Wirtschaft ist, bei der Unternehmen,<br />
Institutionen, Netzwerke und Verbände zusammenkommen.<br />
Das scheinen auch die<br />
Unternehmen erkannt zu haben. Mehr als<br />
50 Aussteller nutzten die Veranstaltung als<br />
Kommunikations- und Netzwerkplattform.<br />
Mit über 400 Teilnehmern war das Interesse<br />
der Unternehmen so groß wie nie zuvor.<br />
Spannende Vorträge zu den Veränderungen<br />
der Arbeitswelt, moderne Organisationsformen<br />
und den Einfluss auf den Unternehmenserfolg<br />
prägten die Veranstaltung, impulsgebende<br />
Workshops und interaktive Foren<br />
bereicherten den Kongresstag.<br />
Der erwicon-Kongress fand erstmal im neuen Steigerwaldstadion in<br />
Erfurt statt.<br />
Der Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee eröffnete den<br />
Wirtschaftskongress.<br />
Fotos: sebastianfranke.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />
UV Sachsen<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
Fotos: Claudia Koslowski (oben), UV Schwerin (unten)<br />
Geschäftsführerhaftung und Compliance<br />
Leipzig. Der 7. Leipziger Unternehmerabend<br />
der Unternehmensberatung KPMG,<br />
dem Unternehmerverband Sachsen und<br />
Der 7. Leipziger Unternehmerabend fand im<br />
Kaiserbad Leipzig statt.<br />
UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
Rolf Paukstat als Präsident bestätigt<br />
„DIE FAMILIENUNTERNEHMER – ASU“<br />
e. V. rückte Mitte Mai das Thema „Geschäftsführerhaftung<br />
und Compliance“ in<br />
den Blickpunkt. Die Veranstaltung im „Kaiserbad“<br />
Leipzig stieß trotz Hitze auf rege<br />
Resonanz. Nach kurzer Einführung durch<br />
Jürgen Voigt, den Begründer der erfolgreichen<br />
Vortragsreihe, sprach Philipp Glock<br />
von der KPMG Rechtsanwaltsgesellschaft<br />
zum Thema des Abends. Dabei ging er auf<br />
Fragen wie „Welche Risiken kann ich als<br />
Geschäftsführer eingehen, ohne mich<br />
rechtlich angreifbar zu machen?“, „Welche<br />
Verantwortung trifft mich, wenn Mitarbeiter<br />
im Unternehmen Fehler machen?“ und<br />
„Gibt es nicht so etwas wie einen sicheren<br />
Hafen für Entscheider?“ ein. Darüber<br />
hinaus zeigte er anschauliche Praxisbeispiele<br />
auf und beantwortete nach seinem<br />
Vortrag viele Fragen.<br />
Die Präsidiumsmitglieder des Unternehmerverbandes Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin.<br />
Schwerin. Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung<br />
des Unternehmerverbandes<br />
Schwerin am 11. Mai <strong>2017</strong> im<br />
medienhaus:nord in Schwerin wurden die<br />
Präsidiumsmitglieder für die dreijährige Legislaturperiode<br />
bis 2020 gewählt. Präsident<br />
Rolf Paukstat ist für weitere drei Jahre im<br />
Amt bestätigt worden. Ihm zur Seite stehen<br />
erneut die langjährigen Vizepräsidenten<br />
Karl-Heinz Garbe und Detlef Elss. Dem Präsidium<br />
gehören damit an: Stefan Ehbrecht,<br />
Detlef Elss, Karl-Heinz Garbe, Tom Henning,<br />
Dagmar Hoffmann, Torsten Kollex, Matthias<br />
Kunze, Kai Laude, Dagmar-Dolores Manke,<br />
Rolf Paukstat, Jens Pommerenke und<br />
Petra Schmidt. In seinem Rechenschaftsbericht,<br />
der der Neuwahl vorgelagert war,<br />
konnte Paukstat auf zahlreiche Erfolge der<br />
Verbandsarbeit in den letzten Jahren verweisen.<br />
Sowohl in finanzieller Hinsicht wie<br />
auch im Bereich der Mitgliederentwicklung<br />
konnte der Verband Erfolge vorweisen. In allen<br />
drei Verbandsregionen sind anhaltende<br />
Mitgliederzuwächse zu verzeichnen.<br />
Unternehmerverband Berlin e. V.<br />
Präsident: Armin Pempe<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />
Tel.: +49 30 9818500<br />
Fax: +49 30 9827239<br />
E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />
Internet: www.uv-berlin.de<br />
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />
Geschäftsführer: Steffen Heller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />
Tel.: +49 331 810306<br />
Fax: +49 331 8170835<br />
E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />
Internet: www.uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Berlin<br />
Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />
Tel.: +49 30 2045990<br />
Fax: +49 30 20959999<br />
E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />
Geschäftsstelle Cottbus<br />
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />
Tel.: +49 355 22658<br />
Fax: +49 355 22659<br />
E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />
Unternehmerverband Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />
Präsident: Rolf Paukstat<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 569333<br />
Fax: +49 385 568501<br />
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />
Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg e. V.<br />
Präsident: Frank Haacker<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />
Wilhelm-Külz-Platz 4<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: +49 381 242580<br />
Fax: +49 381 2425818<br />
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />
Internet: www.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />
Präsident: Hartmut Bunsen<br />
Geschäftsführer: Lars Schaller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 52625844<br />
Fax: +49 341 52625833<br />
E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />
Internet: www.uv-sachsen.de<br />
Geschäftsstelle Chemnitz<br />
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />
Tel.: +49 371 49512912<br />
Fax: +49 371 49512916<br />
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />
Geschäftsstelle Dresden<br />
Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />
Tel.: +49 351 8996467<br />
Fax: +49 351 8996749<br />
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Präsident: Jürgen Sperlich<br />
Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />
Geschäftsstelle Halle/Saale<br />
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />
Tel.: +49 345 78230924<br />
Fax: +49 345 7823467<br />
Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />
Präsident: Jens Wenzke<br />
c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />
Tel.: +49 361 4930811<br />
Fax: +49 361 4930826<br />
E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />
Internet: www.uv-thueringen.de<br />
Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />
Präsident: Gerold Jürgens<br />
Geschäftsführer: N. N.<br />
Geschäftsstelle<br />
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />
Tel.: +49 3834 835823<br />
Fax: +49 3834 835825<br />
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />
Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
64 | W+M XXX PORTRÄTS<br />
Jan Janssen<br />
Pionier im Tropical Islands<br />
VISIONÄRE<br />
Wenn Jan Janssen heute die Mitarbeiterkantine<br />
des Tropical Islands<br />
betritt, ist das keine Sensation<br />
mehr. Als er seinen Posten als CEO<br />
im Jahr 2013 antrat und mittags nicht in<br />
eines der Restaurants, sondern<br />
mit den Mitarbeitern<br />
essen ging, da sorgte das<br />
regelrecht für Aufregung.<br />
So etwas gab es so bislang noch nicht in<br />
dem Unternehmen mit seinen heute über<br />
620 Mitarbeitern. Jan Janssen ist der Typ<br />
Chef, der wissen will, was geht, der sich<br />
ansprechen lässt und genau hinhört, der<br />
sich nicht nur etwas erzählen lässt, sondern<br />
selbst aufmerksam hinschaut. Seine<br />
eigentliche Leidenschaft ist aber das<br />
Weiterentwickeln. Er sieht sich weniger<br />
als Verwalter oder Sanierer, sondern mehr<br />
als Pionier. Er will Chancen nutzen, eine<br />
gesunde Wirtschaftlichkeit erzielen und<br />
die Menschen mitnehmen. Immer offen<br />
für Neues.<br />
STECKBRIEF<br />
Jan Janssen wurde am 30.04.1955 in<br />
Kerkrade in den Niederlanden geboren.<br />
Sein Bildungsweg ist geradlinig, wenn<br />
auch nicht der kürzeste. Lehrjahre als Bäcker<br />
und Konditor, Koch und Kellner standen<br />
vor seinem Hotelmanagement-studium.<br />
Seine praktischen Erfahrungen haben<br />
wesentlich dazu beigetragen, dass er heute<br />
seine wahren Talente einbringen kann<br />
und somit einer der wenigen namhaften<br />
Projektentwickler von Vergnügungsparks<br />
in Europa ist. Der dreifache Familienvater<br />
ist verheiratet, Liebhaber guten Weins und<br />
einer guten Küche, und spielt mit seinem<br />
15er-Handicap auch gern und gutes Golf.<br />
„Ich sah nur noch<br />
Chancen.“<br />
Der heute 62-jährige Niederländer<br />
hat seit über<br />
40 Jahren Erfahrung im<br />
Hotel-, Konferenz- und<br />
Freizeit-Business. Er ist<br />
einer von denen,<br />
die von<br />
der Pike auf gelernt<br />
haben. Weil es<br />
in der Schule nicht so lief, begann er<br />
schon mit 13 eine Lehre zum Konditor<br />
und Bäcker, ging dann weitere drei Jahre<br />
auf eine Koch- und Kellnerschule und<br />
nutzte dann auch noch die Gelegenheit,<br />
sich an einer neu gegründeten Hotelmanager-Schule<br />
vier Jahre lang für Managementaufgaben<br />
fit zu machen. Der eigentliche<br />
Start seiner Karriere beginnt mit der<br />
Leitung des Hotels „Kasteel Vaalsbroek“<br />
im Jahr 1978. Hier war viel zu tun, hier<br />
musste Janssen alles geben, seine Ideen<br />
einbringen und auch gleich umsetzen.<br />
Dafür wurde er Hotelier des Jahres<br />
1996/97 und seine eigentlichen Kompetenzen<br />
als Projektentwickler für ihn und<br />
andere sichtbar. Als Director of Acquisitions<br />
and Development Europe der amerikanischen<br />
Hospitaly-Gruppe Dolce International<br />
reist er viel, erwirbt Grundstücke,<br />
baut und entwickelt Hotels.<br />
2008 wird ihm die strategische Entwicklung<br />
für Center Parcs in Europa angetragen.<br />
Das war etwas gänzlich anderes als<br />
nur ein Hotel, aber mit den hier erworbenen<br />
Kenntnissen war der Weg nicht<br />
mehr so weit, bis er 2013 CEO des Tropical<br />
Islands wurde. Es war keine Liebe<br />
auf den ersten Blick, aber die Neugier<br />
und die Lust, etwas gestalten zu können,<br />
ließen ihn letztlich ja sagen. „Ich sah nur<br />
noch Chancen.“ Seitdem ist er unbeirrt<br />
auf dem Weg, Tropical Islands zu Europas<br />
Nummer drei bei den Freizeitresorts<br />
zu entwickeln. Und Janssen weiß, wie<br />
es geht. Seine langjährige Erfahrung, seine<br />
ruhige und respektvolle Art mit Menschen<br />
umzugehen helfen ihm dabei.<br />
Was Gäste sich wünschen, wie sie sich<br />
verhalten, das genaue Hinsehen, bringen<br />
ihn immer wieder auf neue Ideen, die er<br />
seinen Mitarbeitern auf Augenhöhe vermittelt<br />
und damit auch seine Eigentümer<br />
überzeugt. Er ist CEO, also Geschäftsführer,<br />
und doch denkt er wie ein Unternehmer.<br />
Der bodenständige Visionär ist ein<br />
echter Macher, der sich von früh bis spät<br />
in seine Aufgaben stürzt. Und wenn es<br />
mal Probleme gibt, spielt er seine holländische<br />
Rhetorik-Karte aus und übersetzt<br />
Sprichworte ins Deutsche. Dann muss<br />
„die Kuh durch die Kirche“ oder er bekommt<br />
„Hühnerfell“.<br />
<br />
Frank Nehring<br />
Foto: Tropical Islands<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
MACHER<br />
W+M PORTRÄTS XXX | 65<br />
Margret Gleiniger<br />
Botschafterin des Erzgebirges<br />
Foto: Mirko Hertel<br />
Die Vita von Margret Gleiniger, Geschäftsführerin<br />
der KSG Leiterplatten<br />
GmbH im erzgebirgischen Gornsdorf,<br />
liest sich wie eine gut geplante Vorzeigekarriere:<br />
Jahrgang 1962, studierte sie<br />
in Chemnitz Maschinenbau und nahm nach<br />
dem Abschluss 1984 eine erste Tätigkeit als<br />
Assistentin des Direktors für Produktion im<br />
ehemaligen VEB Kontaktbauelemente und<br />
Spezialmaschinenbau Gornsdorf auf. Im<br />
Zuge der Umstrukturierung<br />
übernahm sie 1990 den Bereich<br />
Controlling und Zentralverwaltung<br />
und stieg in die<br />
Geschäftsleitung auf. 1994 wurde sie Prokuristin<br />
der KSG Leiterplatten GmbH. Seit<br />
2003 ist Margret Gleiniger Mitgesellschafterin,<br />
im Oktober 2008 avancierte sie zur<br />
Kaufmännischen Geschäftsführerin. Seit<br />
Januar 2016 steht sie als Geschäftsführerin<br />
an der Spitze des Unternehmens, das<br />
mit 88,9 Millionen Euro Umsatz die Nummer<br />
drei der Leiterplattenproduzenten in<br />
Deutschland ist und mehr als 600 Kunden<br />
in 23 Ländern zählt.<br />
Doch auf diesem Weg musste sie gegen<br />
so manche festgefügten Wertevorstellungen<br />
ankämpfen. Denn bis vor wenigen<br />
Jahren galt insbesondere auch im Erzge-<br />
„Kinder sind<br />
unsere Zukunft."<br />
birge das zum Teil noch<br />
immer tief verwurzelte<br />
traditionelle Familienbild<br />
vom Mann, der das Geld<br />
verdient, und der Frau,<br />
die sich in erster Linie um<br />
Haus, Hof und Kinder kümmert.<br />
Dieses Bild bekam für<br />
so manchen im Umfeld der Gleinigers<br />
Risse, als Margret Gleiniger,<br />
die nach ihrer Babypause gerade in der<br />
Buchhaltung des Unternehmens beruflich<br />
neu durchstarten wollte, durch die Ereignisse<br />
im Herbst 1989 plötzlich für die gesamten<br />
Betriebsfinanzen zuständig war<br />
und im Rahmen der Firmenreprivatisierung<br />
ihren eigenen Mann entlassen musste.<br />
„Keine einfache Aufgabe, aber unerlässlich,<br />
um glaubhaft zu bleiben“, sagt<br />
Margret Gleiniger, heute wie damals von<br />
der Richtigkeit dieser Entscheidung überzeugt.<br />
Auch als sich die Gleinigers später<br />
entschieden, dass sie sich für den Posten<br />
des kaufmännischen Geschäftsführers bewirbt<br />
und er künftig zu Hause die Familie<br />
managt, ernteten sie viel<br />
Kopfschütteln. Heute sind<br />
die damals aufgebrochenen<br />
Gräben längst wieder zugewachsen,<br />
ist die Entscheidung von jungen<br />
Frauen für den Beruf und die vieler junger<br />
Männer für die Elternzeit Normalität – auch<br />
im Erzgebirge.<br />
„Aber es hat schon gedauert, bis es so<br />
weit war“, sagt Gleiniger. Erst im Jahr<br />
2000 sei das erste „KSG-Baby“ geboren<br />
worden. „Heute überlegen wir, wie es<br />
gelingen kann, einen Drei-Schicht-Betrieb<br />
kinder- und familienkompatibel zu organisieren“,<br />
freut sie sich über die Entwicklung,<br />
zu der auch gehört, dass rund 20<br />
Prozent der etwa 700 KSG-Beschäftigten<br />
Frauen sind. Seit dem 1. Januar <strong>2017</strong> zahlt<br />
KSG für alle Kinder einen Kita-Zuschuss.<br />
Und wo immer es im Umfeld des Unternehmens<br />
möglich und sinnvoll ist, engagiert<br />
sich die KSG bei der Förderung von<br />
Kindern und Jugendlichen. Der Grund dafür<br />
ist für Margret Gleiniger ganz einfach:<br />
„Kinder sind unsere Zukunft." Und deshalb<br />
engagiert sie sich seit Jahren in mehreren<br />
regionalen Gremien zur Verbesserung der<br />
Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und<br />
Schule, ist zum Beispiel Vorsitzende des Arbeitskreises<br />
Schule und Wirtschaft im Erzgebirgskreis.<br />
Apropos Erzgebirge: Margret<br />
Gleiniger wurde 2010 im Rahmen einer Initiative<br />
der Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />
zur „Botschafterin des Erzgebirges" berufen,<br />
vielleicht auch gerade weil sie mit ihrer<br />
Vita einen ganz persönlichen Beitrag dazu<br />
geleistet hat, dass das Erzgebirge heute als<br />
moderner Wirtschaftsstandort wahrgenommen<br />
wird.<br />
<br />
Katrin Kleeberg<br />
STECKBRIEF<br />
Margret Gleiniger ist Jahrgang 1962 und<br />
Diplomingenieurin für Maschinenbau. Als<br />
Unternehmerin liegt ihr ganz besonders<br />
am Herzen, dass die im Unternehmen beschäftigten<br />
Frauen in ihren Familien den<br />
entsprechenden Rückhalt für ihre Tätigkeit<br />
im Drei-Schicht-Betrieb finden. Seit 2003<br />
ist Gleiniger Sprecherin des Wirtschaftsrates<br />
Deutschland für die Sektion Chemnitz<br />
und seit 2009 Mitglied im Bundesvorstand<br />
des Wirtschaftsrates Deutschland. 2016<br />
ist wurde sie zudem Mitglied des Beirats,<br />
Region Ost, der HDI Global SE und gewähltes<br />
Mitglied in der Voll- und Regionalversammlung<br />
der IHK.<br />
www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />
Ausblick auf die<br />
nächste Ausgabe<br />
Merkels Bilanz<br />
Mit großen Schritten nähern wir uns<br />
der Bundestagswahl am 24. September.<br />
Bleibt die Union bis dahin<br />
uneinholbar vorn? Startet die SPD noch einmal<br />
eine Schulz-Offensive? Stürzen die Grünen<br />
in die Bedeutungslosigkeit? Auf all diese<br />
spannenden Fragen kann es in der nächsten<br />
Ausgabe von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>,<br />
die genau einen Monat vor dem Urnengang<br />
erscheint, noch keine Antworten geben.<br />
Wohl aber auf die wichtige Frage: Was<br />
haben die Kanzlerin und die Bundesregierung<br />
in der abgelaufenen Legislaturperiode<br />
für den Wirtschaftsstandort Ostdeutschland<br />
erreicht? Lesen Sie dazu einen umfassenden<br />
Report, Interviews und Analysen.<br />
Flankierend dazu der vierte und letzte Teil<br />
unserer Bundestagsserie. Die Abgeordneten<br />
aus Thüringen und Sachsen-Anhalt<br />
berichten in komprimierter Form darüber,<br />
wie sie die regionale Wirtschaft in ihren<br />
Wahlkreisen unterstützt haben.<br />
Im Zentrum eines Länderschwerpunktes<br />
über Sachsen steht ein Interview<br />
mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich<br />
(CDU). Wir sprechen mit ihm über die<br />
Perspektiven der Mikroelektronik und<br />
Automobilwirtschaft im Freistaat und<br />
seine Überlegungen zur Zukunft der<br />
Lausitz. Dazu eine Reportage über die<br />
Wiederauferstehung des Bergbaus im<br />
Erzgebirge.<br />
Wie gewohnt offerieren wir Ihnen aktuelle<br />
Nachrichten und Reportagen aus<br />
den neuen Bundesländern sowie einen<br />
informativen Ratgeberteil. Darüber hinaus<br />
stimmen wir Sie auf das 2. Ostdeutsche<br />
Wirtschaftsforum ein, das am 9.<br />
und 10. November <strong>2017</strong> in Bad Saarow<br />
stattfindet.<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />
am 24. August <strong>2017</strong>.<br />
PERSONENREGISTER<br />
Ahlgrimm, Carl 13<br />
Albig, Torsten 3<br />
Baerbock, Annalena 33<br />
Balan, Manuela 59<br />
Barke, Mike 39<br />
Barth, Markus 8<br />
Bartsch, Dietmar 36<br />
Bluhm, Heidrun 36<br />
Böddeling, Bernd 6<br />
Büchner, Frank 59<br />
Buggenhagen, Pamela 59<br />
Dalbert, Claudia 8<br />
Dandyk, Rainer 58<br />
Deinege, Siegfried 6<br />
Dobelli, Rolf 57<br />
Dobrindt, Alexander 38<br />
Drese, Stefanie 59<br />
Dulig, Martin 31<br />
Ehbrecht, Stefan 63<br />
Elss, Detlef 63<br />
Ermrich, Michael 10<br />
Fahrenschon, Georg 10<br />
Feiler, Uwe 38<br />
Ferriss, Timothy 57<br />
Fladrich, Manfred 61<br />
Freese, Ulrich 33<br />
Friedrich, Marc 57<br />
Garbe, Karl-Heinz 58, 63<br />
Gerber, Albrecht 14<br />
Gerber, Andy 58<br />
Gerber, Grit 58<br />
Glasenapp, Heike 58<br />
Glasenapp, Uwe 58<br />
Glawe, Harry 9, 27, 48<br />
Gleiniger, Margret 65<br />
Glock, Philipp 63<br />
Greiff, Burkhardt 39<br />
Grillo, Beppe 50<br />
Grochtmann, Michael 58<br />
Gropp, Reint E. 39<br />
Grütters, Monika 35<br />
Günther, Daniel 3<br />
Haase, Udo 13<br />
Haseloff, Reiner 16<br />
Heine, Patrice 8<br />
Henning, Tom 63<br />
Herzog, Michael 58<br />
Hiepe, Hans-Peter 39<br />
Hill, Markus 30<br />
Hoffmann, Dagmar 63<br />
Jahn, Marko 61<br />
Jakobs, Josef 22<br />
Jannsen, Jan 64<br />
Junge, Frank 36<br />
Kahnemann, Daniel 57<br />
Kassner, Kerstin 36<br />
Kitz, Volker 57<br />
Koeppen, Jens 33<br />
Kolbe-Nelde, Anja 6/7<br />
Kollex, Torsten 63<br />
Kotzbauer, Michael 28/29<br />
Kraft, Hannelore 3<br />
Kramp-Karrenbauer, Annegret 3<br />
Krinke, Matthias 7<br />
Krüger-Leißner, Angelika 33<br />
Kunze, Matthias 63<br />
Laude, Kai 63<br />
Lietz, Matthias 37<br />
Lindner, Thomas 30<br />
Linnert, Steffen 62<br />
Loge, Stephan 13<br />
Lütke Daldrup, Engelbert 15<br />
Maas, Manfred 8<br />
Manke, Dagmar-Dolores 63<br />
Melzer, Marc 6<br />
Merkel, Angela 3, 37, 66<br />
Meyer, Jens-Uwe 39<br />
Monstadt, Dietrich 37<br />
Montebaur, Alexander 20/21<br />
Mühlenfeld, Karsten 15<br />
Müller, Norbert 38<br />
Naumann, Volker 7<br />
Neubert, Maja 30<br />
Nord, Thomas 33<br />
Odenwald, Stephan 30<br />
Oettinger, Günther H. 50/51<br />
Ohoven, Mario 31<br />
Patzelt, Martin 38<br />
Paukstat, Rolf 63<br />
Petzold, Harald 33<br />
Pflugradt, Jeannine 37<br />
Pieplow, Swantje 61<br />
Plattner, Hasso 60<br />
Pochert, Felix 61<br />
Pommerenke, Jens 63<br />
Prahtel, Anke 61<br />
Ragnitz, Joachim 10, 49<br />
Ramsauer, Peter 38<br />
Rehberg, Eckhardt 37<br />
Reizel, Michael 25<br />
Reuther, Michael 28<br />
Schäfer, Bodo 57<br />
Scheer, Jutta 61<br />
Schimke, Jana 34<br />
Schmidt, Petra 63<br />
Schneider-Flaig, Silke 57<br />
Schröder, Wolfgang 58<br />
Schulz, Steffen 27<br />
Schulze, Klaus-Peter 34<br />
Schurich, Anja 10<br />
Schwaß, Jacob 61<br />
Semlinger, Klaus 40<br />
Stapper, Florian 56<br />
Steffen, Sonja 37<br />
Stein, Peter 38<br />
Steineke, Sebastian 34<br />
Steinmeier, Frank-Walter 16, 33<br />
Strelecky, John 57<br />
Strenz, Karin 38<br />
Stübgen, Michael 34<br />
Süss, Thomas 58<br />
Tackmann, Kirsten 35<br />
Tenhagen, Hermann-Josef 57<br />
Terpe, Harald 38<br />
Tiefensee, Wolfgang 62<br />
Tillich, Stanislaw 16, 66<br />
Uhden, Ron 58<br />
Vogelsänger, Jörg 22<br />
Voigt, Jürgen 63<br />
von der Marwitz, Hans-Georg 35<br />
Wagenknecht, Sahra 57<br />
Weber, Eric 9<br />
Weber, Michael 10<br />
Weidl, Christof 39<br />
Weik, Matthias 57<br />
Werner, Götz W. 57<br />
Wicklein, Andrea 35<br />
Wilhelm, Kati 24/25<br />
Willingmann, Armin 8<br />
Winkelmann, Ernst-August 22<br />
Woidke, Dietmar 14-16<br />
Woitendorf, Tobias 27<br />
Wolf, Lisa-Sophie 61<br />
Wöllert, Birgit 35<br />
Zdrowomyslaw, Norbert 10<br />
Ziegler, Dagmar 35<br />
Zierke, Stefan 35<br />
Foto: egorkeon/ Shutterstock.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>
Foto: Jacob Lund, Fotolia<br />
Die besten Ideen<br />
kommen im Stehen.<br />
Der Wechsel von<br />
Sitzen, Stehen und<br />
Bewegen fördert<br />
Produktivität, Gesundheit<br />
und Wohl befinden.<br />
Er steigert Vitalität,<br />
Kreativität und<br />
Konzentration.<br />
<br />
Die Aktion für mehr<br />
Sitz-Steh-Arbeit im Büro.<br />
www.büro-aufstand.de<br />
<br />
cp.de<br />
W E IMPROVE YOUR LIFE<br />
Steppie<br />
»Aufstand im Büro« ist eine Aktion von:<br />
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