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WIRTSCHAFT+MARKT 4/2017

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28. Jahrgang | Heft 4 | Juli/August <strong>2017</strong> | ZKZ 84618 | Deutschland 6,50 €<br />

4<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

0 4 >Die<br />

MECKLENBURG-<br />

VORPOMMERN +<br />

BRANDENBURG<br />

BUNDESTAGSBILANZ<br />

Wie engagiert war<br />

Ihr Abgeordneter?<br />

EXKLUSIV<br />

Warum Dietmar Woidke<br />

auch künftig auf einen<br />

Ostbeauftragten setzt<br />

REPORT<br />

Wie die Commerzbank im<br />

Mittelstand wachsen will<br />

SPITZENPRODUKT<br />

„Smarte Socke“ aus<br />

Hohenstein-Ernstthal<br />

AUTO<br />

Die schönsten Cabrios<br />

des Sommers<br />

Ostdeutsche Regionen, die die EU-Förderung am besten genutzt haben<br />

1 9 8 4 6 1 8 0 6 5 0 0<br />

Aufsteiger


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Nach Nominierung durch „World Finance“-Leser wurde die Commerzbank von Finanzexperten und Journalisten für ihre Marktposition, Innovationen<br />

und internationale Kompetenz ausgezeichnet: World Finance, Ausgabe 07/08 2016


EDITORIAL | 3<br />

Die europäische<br />

Idee lebt<br />

E U R O P A S E R S T E S E R L E B N I S W E I N G U T<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

kh@wirtschaft-markt.de<br />

Erlebnis.<br />

Wein.Gut!<br />

Foto: Torsten George, Titelgrafik: studiostoks/fotolia.com<br />

Nach den ersten sechs politisch äußerst<br />

turbulenten Monaten dieses<br />

Jahres lohnt es sich, eine Zwischenbilanz<br />

zu ziehen. In Deutschland fanden drei<br />

Landtagswahlen statt und alle wurden sie<br />

von der CDU gewonnen. Nun gut, könnte<br />

man meinen, im Saarland wurde mit Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer eine beliebte Ministerpräsidentin<br />

im Amt bestätigt. In Schleswig-Holstein<br />

dagegen handelte es sich<br />

schon um ein mittleres politisches Beben,<br />

das die SPD und den bis wenige Wochen<br />

vor der Wahl ebenfalls populären Landesvater<br />

Torsten Albig in den Abgrund riss. Gut<br />

möglich, dass die unglückliche Melange aus<br />

persönlicher Eitelkeit und einem Interview<br />

zum falschen Thema das Fiasko Albigs am<br />

Ende besiegelte und einem Newcomer, dem<br />

CDU-Spitzenkandidaten Daniel Günther, das<br />

Tor zur Staatskanzlei in Kiel öffnete.<br />

Was dagegen bei der Wahl in Nordrhein-<br />

Westfalen geschah, ist weit mehr als eine<br />

bloße Überraschung. Die SPD um Ministerpräsidentin<br />

Hannelore Kraft hat das Kernland<br />

der Sozialdemokratie verloren. Und das<br />

gegen einen CDU-Gegenspieler, der – um<br />

es vorsichtig auszudrücken – bis dato kaum<br />

als erstligatauglich eingestuft worden war.<br />

Ist mit diesem Dreifacherfolg der CDU<br />

die Bundestagswahl am 24. September<br />

für Bundeskanzlerin Angela Merkel schon<br />

gelaufen? Das wäre sicherlich eine zu einfache<br />

und vermutlich aus Sicht der CDU-<br />

Wahlkampfstrategen recht leichtsinnige<br />

Schlussfolgerung. Denn gerade die Wahlen<br />

in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen<br />

haben gezeigt, dass sich das Blatt binnen<br />

weniger Wochen wenden kann.<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Allerdings enthalten wohl alle in den drei<br />

Ländern eingefahrenen CDU-Siege einen<br />

deutlichen Merkel-Bonus. Ein großer Teil<br />

der Wähler ist offenkundig zufrieden damit,<br />

wie Angela Merkel das Land durch die vergangenen<br />

stürmischen Jahre manövriert<br />

hat. Sie setzen auf diese Erfahrung und<br />

wollen Kontinuität. Damit die Wirtschaft<br />

brummt und sich die Beschäftigungssituation<br />

weiter so erfreulich entwickelt.<br />

An der positiven wirtschaftlichen Entwicklung,<br />

gerade auch in den neuen Bundesländern,<br />

hat die zuletzt stark auf die Probe<br />

gestellte Europäische Union einen nicht<br />

unwesentlichen Anteil. Seien wir ehrlich,<br />

ohne die EU-Fördertöpfe wären die zahlreichen<br />

industriellen Kerne und Hightech-Zentren,<br />

die vielfältige Forschungslandschaft<br />

und die erheblichen Investitionen in Infrastrukturmaßnahmen<br />

in den zurückliegenden<br />

zweieinhalb Jahrzehnten nicht zu realisieren<br />

gewesen. In unserer Titelgeschichte<br />

(ab Seite 42) zeigen wir, welche ostdeutschen<br />

Regionen am meisten von den<br />

Brüsseler Fördermillionen profitiert haben.<br />

Hier schließt sich der Kreis dieser Zwischenbilanz:<br />

Der Zuspruch für ein geeintes<br />

Europa ist in den zurückliegenden<br />

Monaten wieder größer geworden. National<br />

lässt sich das an den sinkenden<br />

Werten für die europaskeptische Alternative<br />

für Deutschland ablesen. Auf europäischer<br />

Bühne legen die Wahlergebnisse<br />

in den Niederlanden und Frankreich<br />

Zeugnis davon ab, dass die europäische<br />

Idee lebt. Eine Erkenntnis, die Hoffnung<br />

macht.<br />

W+M<br />

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Veranstaltungshöhepunkte <strong>2017</strong><br />

27. & 28. August Tage des offenen<br />

Weingutes<br />

9. & 10. September Federweißerfest<br />

1. bis 3. Dezember Licht & Märchen<br />

16. & Manufakturen-<br />

17. Dezember Weihnachtsmarkt<br />

31. Dezember Silvester im<br />

Reich der Sinne<br />

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4 | W+M INHALT<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Die Aufsteiger – Welche ostdeutschen<br />

Regionen am meisten von der<br />

EU-Förderung profitiert haben...........42<br />

W+M AKTUELL<br />

Köpfe......................................................................... 6<br />

Nachrichten............................................................... 8<br />

DIE GROSSE<br />

W+M<br />

BUNDESTAGS<br />

BILANZ<br />

ifo Geschäftsklimaindex für Ostdeutschland ..........10<br />

W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

Report: Unverhoffter Zeitgewinn<br />

für die Flughafenregion............................................12<br />

Interview: Ministerpräsident Dietmar Woidke<br />

spricht über Strukturwandel, Rolls-Royce<br />

und den Flughafen BER...........................................14<br />

ILB: Jubiläum an neuer Wirkungsstätte...................18<br />

Im Gespräch: Alexander Montebaur, Vorstandschef<br />

des Energienetzbetreibers E.DIS.................... 20<br />

Beelitz: Weißes Gold im märkischen Sand............. 22<br />

W+M LÄNDERREPORTS<br />

Thüringen: Kati Wilhelm –<br />

von der Olympiasiegerin zur Jungunternehmerin... 24<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Mit der Ferienwohnung übern See......................... 26<br />

Ostdeutschland: Wie die Commerzbank<br />

im Mittelstand wachsen will................................... 28<br />

Ostdeutsches Spitzenprodukt:<br />

„Smarte Socke“ aus Hohenstein-Ernstthal............ 30<br />

W+M POLITIK<br />

Pro und Contra: Braucht Deutschland angesichts<br />

des wachsenden Fachkräftemangels überhaupt<br />

noch einen Mindestlohn?........................................ 31<br />

32<br />

W+M-Bundestagsserie<br />

Die Abgeordneten aus Brandenburg und<br />

Mecklenburg-Vorpommern ziehen Bilanz<br />

14<br />

Schwerpunkt Brandenburg<br />

Ministerpräsident Dietmar Woidke über Struktur-<br />

wandel, Rolls-Royce und den Flughafen BER<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe: 4/<strong>2017</strong><br />

Redaktionsschluss: 06.06.<strong>2017</strong><br />

Verlag: W+M Wirtschaft und Markt GmbH<br />

Charlottenstraße 65, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 505638-00<br />

Fax: 030 505638-21<br />

www.wirtschaft-markt.de<br />

Herausgeber/Geschäftsführer:<br />

Frank Nehring, Tel.: 030 505638-55<br />

fn@wirtschaft-markt.de<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 505638-86, kh@wirtschaft-markt.de<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker, Tel.: 030 505638-89,<br />

jp@wirtschaft-markt.de<br />

Autoren: Dr. Hans-Ulrich Conrad, Katrin Kleeberg,<br />

Harald Lachmann, Rudolf Miethig, Tomas<br />

Morgenstern, Matthias Salm, Thomas Schwandt<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung: Kornelia Brocke,<br />

Tel.: 030 505638-74, kb@wirtschaft-markt.de<br />

Marketing und Vertrieb: Kerstin Will,<br />

Tel.: 030 505638-72, kw@wirtschaft-markt.de<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und<br />

Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

zweimonatlich. Die Mitglieder der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin sowie die Mitglieder des Vereins<br />

Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler<br />

(VBIW) erhalten diese Zeitschrift im Rahmen ihrer<br />

Mitgliedschaft. Einzelpreis: 6,50 €, Jahresabonnement<br />

(inkl. aller Ausgaben von W+M Regional, W+M<br />

Exklusiv und dem Online-Magazin W+M Kompakt)<br />

60 € inkl. MwSt. und Versand (im Inland).<br />

Layout & Design: Möller Medienagentur GmbH,<br />

www.moeller-mediengruppe.de<br />

Druck: Silber Druck oHG, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur<br />

mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen<br />

nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und<br />

Fotos übernehmen wir keine Haftung.<br />

Fotos: Rolls-Royce/Steffen Weigelt (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


W+M INHALT | 5<br />

W+M-Serie: Bundestagsbilanz –<br />

Wie haben sich die Abgeordneten aus<br />

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

um Unternehmen und Jobs bemüht?..................... 32<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum <strong>2017</strong>:<br />

Roundtable.ZUKUNFT:<br />

OWF wirft seine Schatten voraus........................... 39<br />

HTW-Präsident Klaus Semlinger erläutert, warum<br />

Wissenstransfer keine Einbahnstraße ist............... 40<br />

50<br />

Im Interview<br />

EU-Haushaltskommissar Günther H. Oettinger<br />

W+M TITELTHEMA<br />

Report: Mit Brüsseler Segen<br />

auf der Überholspur................................................ 42<br />

Kommentar: Ostdeutschland profitiert von<br />

europäischer Förderung – noch.............................. 49<br />

Interview: EU-Kommissar Günther H. Oettinger<br />

spricht über die Entwicklung der neuen Länder,<br />

den Brexit und die Zukunft Europas........................ 50<br />

W+M RATGEBER<br />

Büro: Kaffeevollautomaten für<br />

mehr als zehn Mitarbeiter....................................... 52<br />

Auto: Die schönsten Cabrios des Sommers........... 54<br />

Finanzen: Die Psyche nach dem Insolvenzantrag... 56<br />

54<br />

Lifestyle<br />

Die schönsten Cabrios des Sommers<br />

Literatur: Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für Wirtschaftsliteratur............................................ 57<br />

W+M NETZWERK<br />

Bad Saarow: 6. Golfturnier für Freunde.................. 58<br />

Rostock: Unternehmertag zu Digitalisierung.......... 59<br />

Fotos: Europäische Kommission (oben), Daimler AG (Mitte), W+M (unten)<br />

24<br />

Länderreport Thüringen<br />

Kati Wilhelm – von der Olympiasiegerin<br />

zur Jungunternehmerin<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein............................ 60<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden................. 62<br />

W+M PORTRÄTS<br />

Jan Janssen: Pionier im Tropical Islands................. 64<br />

Margret Gleiniger:<br />

Botschafterin des Erzgebirges................................ 65<br />

W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick und Personenregister............................... 66<br />

W+M WEITERE BEITRÄGE<br />

Editorial...................................................................... 3<br />

Impressum................................................................ 4<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


6 | W+M AKTUELL<br />

Bernd Böddeling (51)<br />

Aufsichtsrat aus Chemnitz<br />

Bernd Böddeling ist bei der Sitzung des<br />

Aufsichtsrates von enviaM am 3. Mai<br />

<strong>2017</strong> in Chemnitz für weitere fünf Jahre<br />

in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender,<br />

die der 51-jährige Diplom-<br />

Kaufmann bereits seit April 2015 ausübt,<br />

bestätigt worden. Böddeling ist Bereichsvorstand<br />

Kommunen/Beteiligungen,<br />

Sparte Netz & Infrastruktur, der innogy<br />

SE und für die Betreuung der Regionalgesellschaften<br />

verantwortlich. Die innogy<br />

SE ist eine Tochtergesellschaft der RWE<br />

AG und mit 58,57 Prozent an enviaM<br />

beteiligt. Böddeling ist seit 1993 beim<br />

RWE-Konzern beschäftigt und begann<br />

seine Laufbahn dort als Trainee. Schon<br />

mit 42 Jahren wurde er Mitglied des Vorstands<br />

der RWE Rhein-Ruhr AG, zuständig<br />

für das Ressort Finanzen. Die enviaM-<br />

Gruppe ist derzeit gemessen am Umsatz<br />

und Absatz der führende regionale Energiedienstleister<br />

in Ostdeutschland. Der<br />

Unternehmensverbund versorgt rund 1,4<br />

Millionen Kunden mit Strom, Gas, Wärme<br />

und Energie-Dienstleistungen.<br />

Marc Melzer (45)<br />

Leipziger Bankexperte<br />

Der gebürtige Hallenser ist seit mittlerweile<br />

drei Jahren der Bankenspezialist<br />

im Vorstand des Unternehmerverbands<br />

Sachsen. Bereits seit 1994 arbeitet der<br />

diplomierte Bankbetriebswirt bei der<br />

Deutschen Bank, inzwischen als Mitglied<br />

der Geschäftsleitung der Region Sachsen/Mitteldeutschland<br />

und Leiter für das Marktgebiet<br />

Leipzig-Halle. Er ist Mitglied<br />

im Wirtschafts- und kreditpolitischen<br />

Ausschuss des Ostdeutschen<br />

Bankenverbandes e. V., gehört dem Beirat<br />

der Hauptverwaltung der Deutschen<br />

Bundesbank in Bremen, Niedersachsen<br />

und Sachsen-Anhalt an und engagiert<br />

sich noch auf einem ganz anderen Gebiet:<br />

Melzer arbeitet auch mit im Beirat<br />

des Social Impact Lab Leipzig, das junge<br />

Existenzgründer und Social Start-ups<br />

in der Start- und Gründungsphase unterstützt,<br />

und er sitzt im Kuratorium von<br />

Common Purpose Leipzig. Diese Einrichtung<br />

offeriert Leadership-Entwicklung<br />

und will Führungskräften wie jungen<br />

Bewegern sektorübergreifend Inspiration,<br />

Fähigkeiten und Kontakte vermitteln,<br />

um noch besser komplexe Veränderungen<br />

führen zu können – im Beruf wie in<br />

der Gesellschaft.<br />

Siegfried Deinege (62)<br />

Görlitzer Unternehmer und Rathauschef<br />

Der diplomierte Ingenieur für Walzwerkund<br />

Hüttentechnik war Zeit seines beruflichen<br />

Lebens stets eng der Neißestadt<br />

verbunden – erst als Schmiedeingenieur<br />

im VEB Waggonbau Görlitz. Nach der<br />

Wende richtete er dann als Fertigungschef<br />

der DWA Deutsche Waggonbau AG<br />

zunächst den Standort marktwirtschaftlich<br />

neu aus, woraufhin er 1995 Produktionsdirektor<br />

und Prokurist sowie ab<br />

1998 General Manager bei Bombardier<br />

in Görlitz wurde. So sieht sich Deinege<br />

bis heute zuerst als Unternehmer,<br />

auch wenn er<br />

seit 2012 als Oberbürgermeister<br />

im prachtvollen Renaissancerathaus<br />

residiert. Getragen wurde er bei seiner<br />

Wahl von einem Bündnis aus Grünen,<br />

der Wählervereinigung Bürger für<br />

Görlitz, der CDU und der FDP. Deinege<br />

vermarktet konsequent die „Europastadt<br />

Görlitz/Zgorzelec“, professionalisiert erfolgreich<br />

das breitangelegte touristische<br />

Marketing und strebt nun einen besonderen<br />

Clou an: Den Berzdorfer See vor den<br />

Toren der Stadt – ein gefluteter Tagebau<br />

mit inzwischen reichlich Wassersportinfrastruktur<br />

– will er in Görlitzer See umbenennen<br />

lassen und seine Kommune<br />

damit als „Görlitz am See“ profilieren.<br />

Anja Kolbe-Nelde (38)<br />

Pilzvisionärin aus Nordthüringen<br />

Bundesweit einzigartig ist die Zucht von<br />

Baumpilzen, wie sie die junge Frau im<br />

nordthüringischen Schönewerda (Kyffhäuserkreis)<br />

betreibt: Anders als gängige<br />

Produzenten, die in abgeschlossenen<br />

Hallen arbeiten und hierbei Substrate in<br />

Folienbeuteln verwenden, setzt sie ganz<br />

auf die Kraft der Natur. Ihre Shiitake, Austernseitlinge,<br />

Rosenseitlinge und Limonenseitlinge<br />

reifen unter freiem Himmel,<br />

bei Sonne, an echtem Holz und ohne alle<br />

Chemie. Dazu impft sie die Pilzbrut in kurze<br />

Buchen- oder Eichenklötzer, die sie<br />

senkrecht im Boden eingegraben hat –<br />

ein Verfahren, mit dem Anja Kolbe-Nelde<br />

in ganz Deutschland zum Vorreiter<br />

wurde. Denn da sie inzwischen auch ei-<br />

Fotos: enviaM/Michael Setzpfandt (links), Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 7<br />

EntDEckEn<br />

SIE DIE<br />

VIElFAlt.<br />

ZUKUNFT IM PROGRAMM<br />

Fotos: pi4_robotics GmbH (oben), Fraunhofer IMWS (unten)<br />

nen Teil dieser vorkultivierten Pilzhölzer<br />

an andere Gärtner, Landwirte oder Hobbyzüchter<br />

weiterverkauft, trägt sie aktiv<br />

zur Popularisierung dieser umweltbewussteren<br />

Zuchtmethode bei. Daneben<br />

arbeitet die ausgebildete Pilzsachverständige<br />

am Aufbau einer Pilzfarm mit eigener<br />

Brutproduktion, Pilzverarbeitung sowie<br />

Räumlichkeiten für Führungen, Kochabende<br />

und Nachnutzerseminare.<br />

Matthias Krinke (51)<br />

Roboter-Pionier aus Berlin<br />

1,75 Meter groß, 120 Kilogramm schwer<br />

und ein freundliches Wesen – so würde<br />

wohl Matthias Krinke, Chef der Berliner<br />

pi4_robotics GmbH, Yolandi, seine derzeit<br />

wichtigste Mitarbeiterin, beschreiben.<br />

Sie kann mühelos an der Rezeption<br />

ebenso wie im Catering oder in der<br />

Fabrik produktion ihren Dienst verrichten.<br />

Die Vielseitigkeit überrascht nicht, handelt<br />

es sich bei Yolandi doch um einen humanoiden<br />

Roboter. Mit dieser jüngsten,<br />

„workerbot“ getauften Robotergeneration<br />

will Matthias Krinke eine Zukunftsvision<br />

Wirklichkeit werden lassen. Dafür<br />

erhielt der gebürtige Schwabe Ende<br />

2016 den Innovationspreis Berlin-Brandenburg.<br />

Und hat schon eine weitere<br />

Weltneuheit in petto: den ersten Kiosk,<br />

in dem ausschließlich humanoide Roboter<br />

zum Einsatz kommen und Produkte<br />

anbieten, montieren und verkaufen.<br />

Der „Workerbotkiosk“ wird in Kürze bei<br />

einem ersten Kunden in Berlin zum Einsatz<br />

kommen, verrät Krinke, der stolz darauf<br />

ist, dass sich seine 1994 gegründete<br />

pi4_robotics GmbH als einziger deutscher<br />

Roboter-Hersteller noch zu 100 Prozent in<br />

deutschem Besitz befindet. Mit 50 Mitarbeitern<br />

fertigt die pi4_robotics GmbH in<br />

Berlin-Wedding Prüfautomaten, Bildverarbeitungssysteme<br />

und Roboter.<br />

Volker Naumann (32)<br />

Preisträger aus Halle<br />

Wenn Photovoltaikmodule mit kristallinen<br />

Siliziumsolarzellen hohen Systemspannungen<br />

ausgesetzt sind und in feuchter<br />

Umgebung betrieben werden, können<br />

Leistungseinbußen – die so genannte<br />

Potenzial-induzierte Degradation (PID)<br />

– auftreten. Diesen hat der Physiker Volker<br />

Naumann den Kampf angesagt. Gemeinsam<br />

mit seinem Team am Fraunhofer-Center<br />

für Silizium-Photovoltaik CSP<br />

in Halle gelang es ihm, die physikalischen<br />

Grundlagen der PID aufzuklären. Auf dieser<br />

Grundlage wurde am Fraunhofer CSP<br />

gemeinsam mit der Firma Freiberg Instruments<br />

ein Testgerät entwickelt, das den<br />

Grad der Gefährdung von Solarzellen für<br />

solche Störungen misst. Vom Deutschen<br />

Institut für Normung e. V. hat Naumann<br />

für diese Entwicklung als überzeugendes<br />

Beispiel innovativer Norm- und Standardisierungsprojekte<br />

den DIN-Innovationspreis<br />

zugesprochen bekommen. Für den<br />

32-jährigen Physiker eine Anerkennung,<br />

„dass wir mit unserem Verfahren eine<br />

wichtige Hilfestellung für Photovoltaikhersteller<br />

und -zulieferer anbieten“. Denn<br />

der PID-Test führt zu einem deutlich geringeren<br />

Material-, Energie- und Arbeitseinsatz<br />

bei der Prüfung von Solarzellen.<br />

MESSEN & VERANSTALTUNGEN<br />

<strong>2017</strong><br />

02.09. – 04.09.<br />

CADEAUX Leipzig<br />

www.cadeaux-leipzig.de<br />

20.09. – 22.09.<br />

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www.efa-messe.com<br />

20.09. – 22.09.<br />

HIVOLTEC<br />

www.hivoltec.com<br />

20.09. – 23.09.<br />

90. Kongress der Deutschen Gesellschaft<br />

für Neurologie**<br />

www.dgnkongress.org<br />

27.09. – 28.09.<br />

MEDCARE<br />

www.medcare-leipzig.de<br />

27.09. – 28.09.<br />

CosmeticBusiness Poland**<br />

www.cosmetic-business.pl<br />

29.09. – 01.10.<br />

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www.modell-hobby-spiel.de<br />

20.10. – 22.10.<br />

Designers‘ Open<br />

www.designersopen.de<br />

05.11. – 07.11.<br />

ISS GUT!<br />

www.iss-gut-leipzig.de<br />

09.11. – 12.11.<br />

World Dog Show*<br />

www.wds<strong>2017</strong>.de<br />

14.11. – 16.11.<br />

Fachmesse Gefahrgut & Gefahrstoff<br />

www.ggs-messe.de<br />

22.11. – 26.11.<br />

Touristik & Caravaning*<br />

www.tc-messe.de<br />

*Gastveranstaltung<br />

**nur für Fachbesucher<br />

Auszug · Änderungen vorbehalten<br />

www.leipziger-messe.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


8 | W+M AKTUELL<br />

MIT LASER AUF WACHSTUMSKURS<br />

Magdeburg. „Obwohl wir erst umgezogen<br />

sind, erweitern wir aktuell schon<br />

wieder unsere Büroflächen“, sagt Markus<br />

Barth. Der Geschäftsführer der<br />

TEPROSA GmbH sitzt in seinem kleinen<br />

Büro in der Paul-Ecke-Straße in Magdeburg.<br />

In den vergangenen vier Jahren hat<br />

sich der Umsatz des Unternehmens jährlich<br />

jeweils verdoppelt. Beim Ausbau investierten<br />

sie in eine neue Fertigungslinie<br />

– unterstützt wurden sie dabei mit<br />

Mitteln des KMU-Darlehensfonds von<br />

der Investitionsbank Sachsen-Anhalt (IB).<br />

Die ersten Schritte ging TEPROSA 2009<br />

als Hightech-Start-up der Otto-von-Guericke-Universität<br />

Magdeburg. „Wir kommen<br />

aus der Forschung und wollen unser<br />

Know-how auch zukünftig in unsere Fertigungsprozesse<br />

und die Entwicklung von<br />

intelligenten Komponenten einfließen lassen.<br />

Die Fertigung im eigenen Haus ist<br />

dabei ein wichtiges Standbein, das uns<br />

im Entwicklungsbereich Freiheiten ermöglicht“,<br />

so Barth. Wie beispielsweise<br />

die Herstellung von Edelstahlfiltern für<br />

Kühlwasserpumpen. Hunderttausende<br />

davon produziert TEPROSA jährlich für<br />

ein Kunststofftechnik- und Spritzgussunternehmen,<br />

das nahezu alle Automobilhersteller<br />

beliefert. Aus einer sehr widerstandsfähigen<br />

Stahllegierung schneidet<br />

und bohrt das Unternehmen mit Hilfe<br />

von Lasertechnik die höchst anspruchsvollen<br />

Filterelemente.<br />

Ob durch neue Herstellungsverfahren mittels<br />

Lasertechnologien oder innovativer,<br />

leistungsstarker Elektroniksysteme, auch<br />

in Zukunft möchte TEPROSA Entwickler<br />

und Dienstleister sein und ein ganzheitliches<br />

Leistungspaket anbieten. Weitere<br />

Büroflächen hat Markus Barth schon<br />

in Aussicht. „Gegenüber werden gerade<br />

Räume frei“, so der Geschäftsführer. Denn<br />

wachsen will er auch in Zukunft.<br />

Sachsen-Anhalt MUT für Unternehmer<br />

ab 25.000 Euro, maximal 20 Jahre Laufzeit<br />

– Investitionen, Betriebsmittel,<br />

Auftragsvorfinanzierung<br />

– Unternehmensübernahmen/<br />

Erwerb tätiger Beteiligungen<br />

– Vorfinanzierung von Zuschüssen<br />

– Maßnahmen zur Verbesserung<br />

der Energieeffizienz<br />

– Ausgaben für FuE und Innovation<br />

sowie Markteinführung<br />

TEPROSA-Chef Markus Barth mit Sachsen-<br />

Anhalts Wirtschaftsminister Armin<br />

Willingmann, IB-Chef Manfred Maas und<br />

Umweltministerin Claudia Dalbert (v. l.)<br />

Weitere Informationen unter www.ibsachsen-anhalt.de<br />

oder unter der kostenfreien<br />

Hotline 0800 5600757.<br />

DARLEHEN FÜR DEN MITTELSTAND DER INVESTITIONSBANK SACHSEN-ANHALT<br />

Sachsen-Anhalt IMPULS für Gründer<br />

ab 10.000 Euro, maximal 20 Jahre Laufzeit<br />

– Investitionen, Betriebsmittel,<br />

Auftragsvorfinanzierung<br />

– Unternehmensübernahmen/<br />

Erwerb tätiger Beteiligungen<br />

– Ausgaben zur Markterschließung<br />

und -einführung innovativer Produkte<br />

GESCHÄFT MIT GRÜNDERN<br />

NEUE ANSIEDLUNGEN<br />

WINDKRAFT BLEIBT JOBMOTOR<br />

Berlin. Knapp die Hälfte der neu zugesagten<br />

Bürgschaften und Garantien der<br />

BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg<br />

gingen 2016 an Gründer. Dabei<br />

stieg besonders die Zahl der Unternehmensübernahmen<br />

an. Das Finanzinstitut<br />

registrierte zudem einen Anstieg<br />

der Kaufpreisforderungen. Dies<br />

läge zum einen an der gestiegenen Ertragskraft<br />

der zum Verkauf stehenden<br />

Unternehmen, zum anderen am erhöhten<br />

Interesse von Investoren aufgrund<br />

geringer Renditen am Kapitalmarkt. Insgesamt<br />

verbürgte die Bank 2016 210 Vorhaben,<br />

davon 92 aus dem Dienstleistungsbereich.<br />

Es folgen der Einzelhandel<br />

(38), das Handwerk (29), der Großhandel<br />

(22), freie Berufe (15) und die<br />

Industrie (14).<br />

Bitterfeld. Rund 300 Unternehmen sind<br />

gegenwärtig im Chemiepark Bitterfeld-<br />

Wolfen ansässig. Sie beschäftigen zusammen<br />

etwa 12.000 Mitarbeiter und investierten<br />

allein 2016 rund 100 Millionen Euro.<br />

Und mit einer ähnlichen Dimension rechne<br />

man auch für dieses Jahr, so Patrice Heine,<br />

Geschäftsführer der für die Infrastruktur<br />

zuständigen Chemieparkgesellschaft.<br />

Denn derzeit fänden konkrete Gespräche<br />

mit vier potenziellen neuen Ansiedlern aus<br />

den Branchen Chemie und Umwelt statt.<br />

Namen nannte er zwar nicht, aber es handele<br />

sich durchweg um produzierende Unternehmen.<br />

Derzeit sind auf dem 1.200<br />

Hektar großen Areal noch 120 Hektar verfügbar.<br />

Der Bitterfelder Chemiepark ist der<br />

älteste in Deutschland und einer der größten<br />

in Europa.<br />

Magdeburg. Laut einer Untersuchung<br />

der Gesellschaft für wirtschaftliche<br />

Strukturforschung (GWS) profitiert in<br />

keinem Bundesland der Arbeitsmarkt<br />

so sehr von den Erneuerbaren Energien<br />

wie in Sachsen-Anhalt. Zwischen Altmark<br />

und Burgenland verdienen etwa<br />

23.000 Menschen rund um den grünen<br />

Strom ihren Lebensunterhalt. Das sind<br />

rund 25 Beschäftigte je tausend Berufstätige.<br />

Im Vergleich aller Bundesländer bildet<br />

dies der Studie zufolge den Spitzenwert.<br />

Auch auf dem zweiten Platz liegt<br />

mit Mecklenburg-Vorpommern ein ostdeutsches<br />

Land: Hier kommen 21 Mitarbeiter<br />

im Bereich Erneuerbare Energien<br />

auf tausend Beschäftigte. Einen besonderen<br />

Stellenwert hat in beiden Ländern<br />

dabei der Windkraftsektor, der allein in<br />

Foto: Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


W+M AKTUELL | 9<br />

Sachsen-Anhalt über 13.000 Werktätigen<br />

Lohn und Brot sichert. In der Solarindustrie<br />

des Landes arbeiteten dagegen zuletzt<br />

nur noch 2.000 Beschäftigte.<br />

PORTAL FÜR GRÜNDERSZENE<br />

Leipzig. Mit der Webseite startup-mitteldeutschland.de<br />

startete Ende April eine<br />

neue Online-Plattform für die wachsende<br />

Start-up-Branche in der Region. Die Europäische<br />

Metropolregion Mitteldeutschland,<br />

die HighTech Startbahn und SpinLab<br />

– The HHL Accelerator unterstützen das<br />

ambitionierte Projekt als Initiatoren. „Im<br />

Gegensatz zu anderen Start-up-Hochburgen<br />

wie Berlin, München und Hamburg<br />

existierte in Mitteldeutschland bislang<br />

keine zentrale Plattform für die Gründerszene.<br />

Mit unserem Portal startup-mitteldeutschland.de<br />

wollen wir die Sichtbarkeit<br />

der mitteldeutschen Start-ups bei<br />

Politik, Partnern und Investoren erhöhen<br />

und die regionalen Akteure besser miteinander<br />

vernetzen“, erklärt Eric Weber, Managing<br />

Director von SpinLab – The HHL<br />

Accelerator.<br />

SEETELHOTELS FEIERN JUBILÄUM<br />

Heringsdorf. Das Unternehmen<br />

SEETELHOTELS mit Sitz im Seebad Heringsdorf<br />

auf der Insel Usedom feierte im<br />

Mai sein 25-jähriges Bestehen. Zur Hotelgruppe<br />

der Familie Seelige-Steinhoff gehören<br />

16 Hotels, Residenzen und Villen<br />

auf der Insel Usedom sowie ein Hotel in<br />

Santa Ponsa (Mallorca). „Das familiengeführte<br />

Unternehmen SEETELHOTELS<br />

hat eine beeindruckende Entwicklung<br />

genommen. Im Laufe der vergangenen<br />

Jahre hat sich die Hotelgruppe stetig um<br />

weitere Übernachtungsmöglichkeiten erweitert<br />

und das Angebot für die Gäste<br />

vielfältig ergänzt“, sagte Harry Glawe, Minister<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit<br />

Mecklenburg-Vorpommern, vor Ort.<br />

MIKROGASTURBINE FÜR COTTBUS<br />

Cottbus. Der Prototyp eines neuen Energieumwandlungssystems<br />

auf Mikroturbinenbasis<br />

ist bei der Euro.K GmbH in<br />

Cottbus in Betrieb genommen worden.<br />

In der Turbine werden Deponiegase oder<br />

verunreinigte Holzabfälle verbrannt und in<br />

Wärme, Kälte und Strom umgewandelt.<br />

Ziel ist die Entwicklung einer dezentralen<br />

Container-Lösung.<br />

CHINESEN BAUEN E-AUTOWERK<br />

Görlitz. Der chinesische Automobilzulieferer<br />

Beijing WKW Automotive hat den<br />

Bau eines Werkes für Elektroautos im<br />

Premiumsegment in Rothenburg/Oberlausitz<br />

angekündigt. Die Fahrzeuge sind<br />

für den europäischen Markt bestimmt,<br />

1,13 Milliarden Euro sollen investiert werden.<br />

Derzeit gibt es in Sachsen 15 Investoren<br />

aus China.<br />

HPI IN NEW YORK<br />

Potsdam. Das Hasso-Plattner-Institut<br />

in Potsdam hat eine Zweigstelle in New<br />

York eröffnet. Gemeinsam mit der SAP-<br />

Innovationsplattform Next-Gen präsentieren<br />

die Softwareingenieure ihre Arbeits-<br />

und Entwicklungsfelder und wollen<br />

so die Zusammenarbeit mit amerikanischen<br />

Partnern ausbauen.<br />

BERLIN CAPITAL CLUB MEMBERS ON TOUR<br />

Foto: Monika Angela Arnold, Berlin/Wikipedia<br />

Die Altstadt der Lutherstadt Wittenberg mit Blick auf die Schlosskirche.<br />

Mitgliederveranstaltungen im Club gehören<br />

ebenso zum Wesen eines privaten<br />

Businessclubs wie gemeinsame Mitgliederaktivitäten<br />

außerhalb der Clubräumlichkeiten,<br />

wie zum Beispiel Golfturniere<br />

oder Besichtigungen in und um Berlin.<br />

Am 12. Juli <strong>2017</strong> begeben sich die Mitglieder<br />

des Berlin Capital Club gemeinsam<br />

auf Tour nach Wittenberg. In die Stadt,<br />

ohne die es die Reformation nicht gegeben<br />

hätte und die in diesem Jahr zentraler<br />

Jubiläumsort der Feierlichkeiten zum<br />

500-jährigen Jubiläum der Reformation<br />

ist. Mit einer Weltausstellung und zahlreichen<br />

Veranstaltungen zeigt die Lutherstadt<br />

Wittenberg, gelegen zwischen den<br />

Metropolen Leipzig und Berlin, wie bedeutsam<br />

Luthers Wirken vor 500 Jahren<br />

noch heute für unsere Gesellschaft<br />

ist. Das Tagesprogramm führt die Mitglieder<br />

unter anderem durch die denkmalgeschützte<br />

Werkssiedlung in Piesteritz,<br />

über den Lutherweg nach Kleinwittenberg<br />

und in die Altstadt Wittenbergs.<br />

Der Berlin Capital Club wird von der CCA<br />

Gruppe gemanagt und gehört dem weltweiten<br />

IAC-Netzwerk an, welches den<br />

Mitgliedern Zutritt zu fast 250 Clubs weltweit<br />

bietet. www.berlincapitalclub.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


10 | W+M AKTUELL<br />

OSV TROTZT NULL-ZINS-PHASE<br />

Potsdam. Das Kundenvertrauen stand<br />

im Fokus des 9. Ostdeutschen Sparkassentags<br />

in Potsdam. „Gerade in Zeiten,<br />

in denen die Niedrigzinsphase, der demografische<br />

Wandel oder die überbordende<br />

Regulierung verunsichern, brauchen<br />

die Menschen die Gewissheit, dass<br />

sie auf ihre Sparkasse bauen können“,<br />

betonte der Geschäftsführende Präsident<br />

des Ostdeutschen Sparkassenverbandes<br />

(OSV) Dr. Michael Ermrich. Die<br />

OSV-Sparkassen würden selbst in einer<br />

Zeit der Überregulierung und von Null-<br />

Zinsen ausreichend Erträge erwirtschaften,<br />

um den privaten Wohnungsbau und<br />

den Mittelstand zu finanzieren, so Ermrich.<br />

Auch der Präsident des Deutschen<br />

Sparkassen- und Giroverbandes Georg<br />

Fahrenschon lobte die OSV-Sparkassen<br />

für ihr überdurchschnittliches Jahresergebnis<br />

2016.<br />

Der 15. STeP-Kongress fand im Rathaus der Hansestadt Stralsund statt.<br />

STEP-KONGRESS BLICKT IN DIE ZUKUNFT<br />

Stralsund. Der STeP-Kongress feierte<br />

15. Jubiläum. Doch für einen langen<br />

Blick zurück war keine Zeit, schließlich<br />

widmete sich der Kongress in diesem<br />

Jahr einem der wichtigsten Zukunftsthemen:<br />

der Digitalisierung. Unter dem Titel<br />

„Chancen erkennen – Wertschöpfung<br />

schaffen“ stellten hochkarätige Referenten<br />

wie Anja Schurich von der rehaform<br />

GmbH & Co. KG, Gewinnerin des „Großen<br />

Preises des Mittelstandes“ und des<br />

„Unternehmerpreises MV“, ihre Lösungen<br />

und Ideen für den digitalen Wandel<br />

zur Diskussion. Rund 180 Gäste aus Politik,<br />

Wirtschaft und Wissenschaft waren<br />

der Einladung ins Rathaus der Hansestadt<br />

Stralsund gefolgt. „Der Anspruch<br />

ist auch im 15. Jahr derselbe geblieben:<br />

Wir wollen Wissenschaft, Wirtschaft<br />

und Verwaltung vernetzen, Austausch<br />

und Kooperationen anregen“, erklärt Mitinitiator<br />

Prof. Dr. Norbert Zdrowomyslaw,<br />

Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />

an der Hochschule Stralsund.<br />

Insgesamt ist die aktuelle Geschäftssituation in allen Bereichen<br />

der gewerblichen Wirtschaft Ostdeutschlands im Großen und<br />

Ganzen hervorragend. Die ostdeutschen Bauunternehmer waren<br />

im Mai mit ihren Geschäften gar so zufrieden wie noch nie.<br />

Zudem erwarteten die Befragungsteilnehmer in Industrie und<br />

Bauhauptgewerbe per Saldo eine weitere Verbesserung ihrer<br />

Geschäftssituation in den kommenden sechs Monaten; der Opifo<br />

Geschäftsklima Ostdeutschland im Mai <strong>2017</strong><br />

OSTDEUTSCHE WIRTSCHAFT IN BESTER STIMMUNG<br />

Die ostdeutschen Unternehmer waren auch im Mai <strong>2017</strong><br />

bester Stimmung. Der ifo Geschäftsklimaindex der gewerblichen<br />

Wirtschaft Ostdeutschlands notierte mit<br />

112,0 Punkten nur geringfügig unter dem im Vormonat erreichten<br />

Höchststand von 112,5 Punkten. Die Geschäftslage verharrte<br />

sogar unverändert auf ihrem Allzeithoch. Lediglich die Geschäftserwartungen<br />

gaben etwas nach, was aber angesichts<br />

der sehr guten Geschäftslage kein Grund zur Beunruhigung ist.<br />

timismus nahm in der Industrie im Mai nochmals geringfügig zu.<br />

Groß- und Einzelhandel äußerten hingegen vermehrt skeptische<br />

Geschäftserwartungen. Alles in allem dürfte die ostdeutsche<br />

Wirtschaft aber einen sonnigen Sommer erleben.<br />

Dr. Michael Weber und Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

Das Beschäftigungsbarometer für Ostdeutschland stieg indes<br />

im Mai <strong>2017</strong> nur geringfügig. Deutlich kräftiger als zuletzt wollten<br />

vor allem die Industrie- und Bauunternehmen ihre Beschäftigung<br />

ausweiten. Die ostdeutschen Groß- und Einzelhändler<br />

formulierten demgegenüber spürbar zurückhaltendere Personalpläne<br />

für die kommenden drei Monate.<br />

ifo Geschäftsklima<br />

Vormonat 17,1 Mai 16,0<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

Vormonat 3,8 Mai 4,0<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Vormonat 22,2 Mai 21,9<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Vormonat 12,2 Mai 16,4<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Vormonat 9,6 Mai 3,6<br />

* Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe sowie Groß- und Einzelhandel verstanden.<br />

Foto: STeP<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


Brummen ist<br />

einfach.<br />

Weil die Sparkassen den Motor<br />

unserer Wirtschaft am<br />

Laufen halten.<br />

s.de/finder


12 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Die zentrale Vorfahrt des Terminals am Flughafen BER.<br />

Unverhoffter Zeitgewinn<br />

für die Flughafenregion<br />

Vor fünf Jahren sollte Berlins Flughafen BER in Betrieb gehen,<br />

doch inzwischen ist die Eröffnung dieses wichtigsten Infrastrukturprojektes<br />

der Hauptstadtregion erneut auf unbestimmte Zeit<br />

verschoben worden. Für die drei Gesellschafter, die Länder Berlin<br />

und Brandenburg sowie den Bund, ist das ein Desaster. Den<br />

Brandenburger Landkreisen und Gemeinden sowie den Berliner<br />

Stadtbezirken im Flughafenumfeld dagegen beschert der BER schon<br />

heute Wachstum. Doch während die Nachfrage nach Gewerbeflächen<br />

und Wohnraum steigt, hinkt die Verkehrsinfrastruktur der Entwicklung<br />

hinterher. Von Tomas Morgenstern<br />

Die abermalige Absage der Flughafeneröffnung<br />

im Februar hatte angesichts<br />

der anhaltenden technischen<br />

und organisatorischen Probleme<br />

am BER kaum überrascht. Doch immerhin<br />

verschafft die neuerliche Verzögerung<br />

dem Flughafenumfeld unverhofft einen<br />

Zeitgewinn, um sich den Defiziten der<br />

Verkehrsinfrastruktur zuzuwenden. Der<br />

Wirtschaftsraum beiderseits der südlichen<br />

Berliner Landesgrenze verbindet<br />

die dynamischsten Landkreise Brandenburgs,<br />

Dahme-Spreewald und Teltow-<br />

Fläming, mit Forschungs- und Hightech-<br />

Standorten der Hauptstadt wie etwa<br />

Adlershof. Fast eine halbe Million Menschen<br />

lebten 2014 im engeren Flughafenumfeld.<br />

Boom rund um Schönefeld<br />

Einmal in Betrieb, wird der BER das einzige<br />

Tor Berlins zum nationalen und internationalen<br />

Flugreiseverkehr sein. Dann<br />

muss in Schönefeld das gesamte Passagieraufkommen<br />

bewältigt werden, das<br />

bislang an den Standorten Berlin-Tegel<br />

(TXL) und Schönefeld (SXF) abgefertigt<br />

wird. Berlin zählte 2016 mehr als 31 Millionen<br />

Flugreisende – die Mehrzahl davon<br />

in Tegel – und Luftfahrtexperten rechnen<br />

schon 2019 mit bis zu 40 Millionen<br />

Fluggästen, was die projektierte Kapazität<br />

des BER bei weitem übersteigt. Mit<br />

der Schließung von Tegel wird die Zahl<br />

der Flughafenbeschäftigten in Schönefeld<br />

auf 20.000 Menschen anwachsen,<br />

viele von ihnen werden zwischen Wohnund<br />

Arbeitsort pendeln. Bis zu 40.000<br />

neue Arbeitsplätze, vor allem im Logistikund<br />

Servicebereich, in Hightech-Firmen<br />

und Forschungseinrichtungen, bringt der<br />

BER perspektivisch in die Region. Autobahnen,<br />

Straßen und Schienen sind we-<br />

Foto: Alexander Obst/Marion Schmieding, Flughafen Berlin Brandenburg GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BRANDENBURG | 13<br />

Foto: Günter Wicker/Flughafen Berlin Brandenburg GmbH<br />

Der alte Flughafen Berlin-Schönefeld (SXF) wird auch nach der Eröffnung des BER weiter als Terminal für<br />

Billigflieger genutzt.<br />

der rund um Schönefeld, Königs Wusterhausen,<br />

Wildau, Waßmannsdorf und<br />

Ludwigsfelde noch in Berlin darauf vorbereitet.<br />

Im August 2016 hatte der Landrat des<br />

Dahme-Spreewald-Kreises Stephan<br />

Loge (SPD) vor einem Verkehrsinfarkt<br />

in der Flughafenregion gewarnt, wenn<br />

nicht umgehend etwas unternommen<br />

werde. Damals ging man noch von einer<br />

Flughafeneröffnung bis Ende <strong>2017</strong> aus.<br />

Loge setzte sich für ein neues Verkehrskonzept<br />

ein und brachte damit die Position<br />

des regionalen Dialogforums Airport<br />

Berlin Brandenburg (siehe Info-Kasten)<br />

auf den Punkt.<br />

Verkehrskollaps droht<br />

Das Dialogforum hatte das Gemeinsame<br />

Strukturkonzept (GSK) für das Flughafenumfeld<br />

aus dem Jahr 2006 auf den<br />

Prüfstand gestellt und das Planungsbüro<br />

Jahn, Mack & Partner mit dessen Evaluierung<br />

beauftragt. Das Ergebnis war am<br />

9. November 2016 in Form einer Studie<br />

vorgestellt worden. Darin wird einerseits<br />

konstatiert, dass die Flughafenregion<br />

Berlin-Brandenburg als Wohn- und<br />

Arbeitsstandort immer attraktiver werde.<br />

Durch die BER-Eröffnung sei mit einem<br />

Schub für die Region und „zunehmenden<br />

Verkehren durch Passagiere und Arbeitskräfte“<br />

zu rechnen. Aber: „Handlungsbedarf<br />

besteht vor allem bei der Ertüchtigung<br />

der Verkehrsinfrastruktur.“<br />

Sorge, dass mit der Eröffnung des BER<br />

das umgebende Verkehrssystem kollabieren<br />

könnte, äußerte auch Großbeerens<br />

Bürgermeister Carl Ahlgrimm (SPD),<br />

Vize-Chef des Dialogforums. Liege doch<br />

dem bisherigen Verkehrskonzept noch<br />

ein geschätztes Fluggastaufkommen in<br />

Schönefeld von 24 Millionen Passagieren<br />

pro Jahr zugrunde. Verkehrsexperten verwiesen<br />

auf schon jetzt in Spitzenzeiten<br />

regelmäßig auftretende Staus auf den Autobahnen<br />

A100 und A113. Landrat Loge<br />

machte sich beispielsweise für die überfällige<br />

zweigleisige Anbindung der Bahnstrecke<br />

von Cottbus über Königs Wusterhausen<br />

hinaus an die Berliner Stadtbahn<br />

stark. Mit großen Erwartungen verknüpft<br />

wird die Wiederherstellung der Dresdner<br />

Eisenbahn, die die Fahrzeit auf der Strecke<br />

zwischen dem Berliner Hauptbahnhof,<br />

Lichtenrade und Schönefeld bei Fertigstellung<br />

bis Mitte der 2020er-Jahre auf<br />

20 Minuten verkürzt.<br />

Zwar kommt die Studie zu dem Schluss,<br />

die 2006 geplanten Verkehrsmaßnahmen<br />

seien „im engeren Flughafenumfeld<br />

größtenteils umgesetzt worden. Die<br />

Erreichbarkeit des Flughafens mit dem<br />

Pkw, Bahn und Bus ist grundsätzlich gegeben.“<br />

Jedoch seien die Anforderungen<br />

an die Verkehrsinfrastruktur durch die gestiegenen<br />

Passagierzahlen sowie die längere<br />

Offenhaltung des alten Schönefelder<br />

Flughafenterminals gestiegen. Vor allem<br />

die Stadtautobahn ins Berliner Zentrum<br />

und der alte Schönefelder Bahnhof<br />

seien Engpässe, zudem seien „unvermeidbare<br />

Verkehrsbehinderungen durch<br />

den geplanten Regierungsflughafen“ zu<br />

erwarten.<br />

Einwohnerzahl steigt<br />

Die Bevölkerungsentwicklung<br />

verläuft auch ohne die<br />

Fertigstellung des BER positiv,<br />

lautet ein Fazit der GSK-<br />

Evaluierung. „Das südliche<br />

Berliner Umland profitiert<br />

einerseits durch den Zuzug<br />

und die Nachfrage in der<br />

Metropole Berlin. Andererseits<br />

ist der Standort Flughafenregion<br />

auch ein starker<br />

Wirtschaftsstandort mit<br />

Fachkräftezuzug.“<br />

Wie das konkret aussieht, erläuterte<br />

der Bürgermeister von Schönefeld<br />

Udo Haase (parteilos). „Schönefeld<br />

ist in der Tat eine rasant wachsende Kommune“,<br />

sagte er in einem dpa-Interview.<br />

Die Zahl der Einwohner habe sich seit der<br />

Wende auf 15.000 verdreifacht. „Ich rechne<br />

mit 30.000 bis 35.000 Einwohnern in<br />

den nächsten 15 bis 20 Jahren“, so Haase.<br />

„Wir haben jetzt 2.400 Firmen, die hier angemeldet<br />

sind. Und wir hoffen natürlich,<br />

dass sich mit dem Flughafen die positive<br />

Entwicklung fortsetzt.“ W+M<br />

DIALOGFORUM AIRPORT<br />

BERLIN BRANDENBURG<br />

Das Forum begleitet die Umfeld-Entwicklung<br />

des Flughafens Berlin Brandenburg<br />

Willy Brandt (BER). Im Gremium<br />

arbeiten die brandenburgischen<br />

Kommunen Blankenfelde-Mahlow,<br />

Eichwalde, Gosen-Neu Zittau, Großbeeren,<br />

Rangsdorf, Schönefeld, Schulzendorf,<br />

Zeuthen, die Städte Wildau,<br />

Königs Wusterhausen, Ludwigsfelde<br />

und Mittenwalde, die Berliner Bezirksämter<br />

Neukölln, Tempelhof-Schöneberg<br />

und Treptow-Köpenick, die Landkreise<br />

Dahme-Spreewald, Oder-Spree und<br />

Teltow-Fläming, das Ministerium für<br />

Infrastruktur und Landesplanung des<br />

Landes Brandenburg, die Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung und Umwelt<br />

des Landes Berlin, Vertreter des Bundes<br />

(BMVBS) sowie die Flughafen Berlin<br />

Brandenburg GmbH zusammen.<br />

Es wird in regionaler Verantwortung<br />

durch die Berliner Flughäfen finanziert<br />

und von einem externen Moderator geleitet.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


14 | W+M SCHWERPUNKT<br />

Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke.<br />

Brandenburgs Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke (SPD):<br />

„Die Lausitz braucht keinen Strukturwandel,<br />

sondern eine kluge Strukturentwicklung“<br />

W+M: Herr Ministerpräsident, in den letzten<br />

Wochen war Ihr Wirtschaftsminister<br />

gleich mehrfach als Feuerwehrmann gefragt,<br />

um bei kriselnden Unternehmen zu<br />

vermitteln. Was kann Ihre Regierung eigentlich<br />

konkret tun, um am Ende Jobs<br />

bei Bombardier in Hennigsdorf und beim<br />

Bahnwerk Eberswalde zu retten?<br />

Dietmar Woidke: Die direkten Einflussmöglichkeiten<br />

einer Landesregierung sind<br />

begrenzt. Aber wir machen unser landespolitisches<br />

Interesse immer wieder klar<br />

deutlich, Industriearbeitsplätze im Land zu<br />

erhalten. Die Beispiele Bombardier Hennigsdorf<br />

und Bahnwerk Eberswalde zeigen,<br />

dass wir noch nicht überall am sicheren<br />

Ufer sind. Gemeinsam mit Wirtschaftsminister<br />

Albrecht Gerber bin ich bei beiden<br />

Themen hart dran – auch mit den Betriebsräten.<br />

2016 war sowohl aus wirtschaftlicher<br />

als auch aus finanzieller Sicht das erfolgreichste<br />

Jahr in der Geschichte des<br />

Landes Brandenburg. Aber es gibt nichts<br />

geschenkt und es ist kein Automatismus<br />

damit verbunden. Wir bleiben weiter hungrig<br />

und setzen uns dafür ein, dass die Arbeitsplätze<br />

nicht nur erhalten bleiben, sondern<br />

dass wir gerade im industriellen Bereich<br />

neue Arbeitsplätze hinzubekommen.<br />

W+M: Unser Interview findet auf dem Gelände<br />

des Flugzeugturbinen-Herstellers<br />

Rolls-Royce in Dahlewitz statt. Welche Bedeutung<br />

hat Rolls-Royce für Brandenburg?<br />

Dietmar Woidke: Es ist ein ganz besonderes<br />

Unternehmen, weil es dafür steht,<br />

was sich seit 1990 hier alles verändert hat.<br />

Wir hatten damals de facto keine Luft- und<br />

Raumfahrt im Land. Und heute sind Rolls-<br />

Royce und MTU unsere Flaggschiffe auf<br />

diesem Gebiet. Das ist Hochtechnologie,<br />

die Wertschöpfung und gute Arbeitsplätze<br />

ins Land bringt. Und diese herausragenden<br />

Unternehmen tragen positiv zum<br />

Image unseres Landes bei.<br />

W+M: Recht optimistisch sind Sie offensichtlich,<br />

was die Entwicklung des Großflughafens<br />

BER in Schönefeld betrifft. Anfang<br />

April sagten Sie im Potsdamer Landtag,<br />

dass der BER „wesentlich zur Entwicklung<br />

des Landes beitragen“ wird. Könnten<br />

Sie diese Erwartung etwas näher erläutern?<br />

Dietmar Woidke: Die Flughafenregion<br />

ist bereits seit einigen Jahren die dynamischste<br />

Region im Land – sowohl was<br />

die wirtschaftliche Entwicklung als auch<br />

den Bevölkerungszuwachs betrifft. Die Arbeitslosigkeit<br />

liegt dort bei unter fünf Prozent.<br />

Das ist vergleichbar mit Oberbayern.<br />

Foto: Rolls-Royce/Steffen Weigelt<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BRANDENBURG | 15<br />

Die Entwicklung wird dabei auch durch<br />

den bestehenden Schönefelder Flughafen<br />

und den künftigen BER geprägt. Viele<br />

Ansiedlungen erfolgen mit Blick auf die Eröffnung<br />

des BER, an der wir weiter zielgerichtet<br />

und vor allem hartnäckig arbeiten,<br />

denn das Problem ist noch nicht gelöst.<br />

W+M: Trauen Sie dem neuen Flughafenchef<br />

Engelbert Lütke Daldrup zu, den BER<br />

im kommenden Jahr endlich zu eröffnen?<br />

Dietmar Woidke: Herr Lütke Daldrup<br />

kennt nicht nur das Flughafenprojekt sehr<br />

gut, sondern auch das politische Umfeld.<br />

Das ist ein klarer Vorteil. Ich bin mir sicher,<br />

dass er das Projekt erfolgreich an den Start<br />

bringen wird. Er nennt das Zieljahr 2018.<br />

Dem schließe ich mich gerne an. Ich bin im<br />

Rückblick zugleich auch Karsten Mühlenfeld<br />

sehr dankbar für seine Arbeit. Er hat<br />

das Projekt deutlich vorangebracht.<br />

W+M: In Berlin wird es nach dem erfolgreichen<br />

Volksbegehren bald einen Volksentscheid<br />

über den Weiterbetrieb des Flughafens<br />

Tegel geben. Könnten in der Region<br />

Berlin-Brandenburg zwei große Flughäfen<br />

wirtschaftlich betrieben werden?<br />

Dietmar Woidke: Zwei Flughäfen mit der<br />

gesamten notwendigen Infrastruktur zu betreiben,<br />

ist enorm teuer. Und die Flughafengesellschaft<br />

muss wirtschaftlich gut arbeiten.<br />

Sie muss Gewinne erwirtschaften,<br />

um die entstandenen Kosten für den BER-<br />

Bau zu finanzieren. Ein anderer, aber der<br />

rechtlich wesentliche Punkt: Die Entscheidung<br />

für den alleinigen Standort in Schönefeld<br />

beruhte darauf, dass dadurch künftig in<br />

der gesamten Region insgesamt 100.000<br />

Menschen vom Fluglärm entlastet werden.<br />

Auf dieser Basis hat das Bundesverwaltungsgericht<br />

den Planfeststellungsbeschluss<br />

für den BER am Ende höchstrichterlich<br />

bestätigt. Die Anforderungen an den<br />

Lärmschutz werden in unserer Zeit nicht<br />

geringer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass<br />

gerade die Frage des Lärmschutzes bei einem<br />

Weiterbetrieb von Tegel gelöst werden<br />

könnte. Das Dauerargument der Tegel-Freunde,<br />

mehrere Flughäfen gebe es<br />

ja in anderen Städten auch, ist kein Grund,<br />

auch bei uns neue Probleme zu erzeugen.<br />

Und die Berliner Koalition verweist ja darauf,<br />

dass die wachsende Stadt dringend<br />

innerstädtisches Entwicklungspotenzial<br />

brauche. Dafür scheint das Tegelareal bestens<br />

geeignet.<br />

W+M: Eine wirklich langfristige Zukunft<br />

scheint die Braunkohle nicht mehr zu haben.<br />

Die Betreiber der Lausitzer Tagebaue<br />

verzichten derzeit zumindest auf eine weitere<br />

Ausdehnung des Kohleabbaus. Wie<br />

soll der notwendige Strukturwandel in der<br />

Lausitz aussehen? Welche Perspektiven<br />

haben die Menschen in der Region?<br />

Dietmar Woidke: Ich sehe für die Braunkohle<br />

eine gute Zukunft – unter der Voraussetzung,<br />

dass ihre Wettbewerbssituation<br />

nicht aus ideologischen Gründen künstlich<br />

verschlechtert wird. Tatsache ist, dass die<br />

Braunkohle im deutschen Energiemix gebraucht<br />

wird. Auch und gerade vor dem<br />

Hintergrund der Energiewende – für die<br />

ich bin. Und Brandenburg ist schon heute<br />

bundesweit führend bei den Regenerativen<br />

und der CO 2<br />

-Minderung. Wir sind aber<br />

weit davon entfernt, allein mit Erneuerbarer<br />

Energie eine zuverlässige Energieversorgung<br />

zu gewährleisten. Ein Industrieland<br />

wie Deutschland kann sich nicht abhängig<br />

machen vom Wind, der mal weht<br />

und mal nicht und von Sonnenschein, den<br />

es mal gibt und mal nicht. Stattdessen gibt<br />

es oft genug die „Dunkelflaute“, also Phasen<br />

ohne Wind- und Sonnenenergie. Genau<br />

dafür brauchen wir grundlastfähige,<br />

preiswerte Kraftwerke – und zwar solange,<br />

bis wir Erneuerbare Energien ausreichend<br />

speichern können. Eine gute, stabile<br />

und preiswerte Energieversorgung ist die<br />

Grundlage des Erfolgs der deutschen Industrie.<br />

Mir wird in vielen Bereichen viel zu<br />

leichtfertig über dieses für uns so wichtige<br />

Thema diskutiert. Ideologisch überzogene<br />

Debatten bringen uns hier nicht weiter.<br />

Der wichtigste Bereich für die Zukunft der<br />

Lausitz ist Forschung, Wissenschaft und<br />

Bildung. Wir brauchen vor Ort ausgebildete<br />

Ingenieure, die die Region künftig mit<br />

ihren Ideen und Lösungen voranbringen.<br />

Dazu werden wir im Bereich Infrastruktur<br />

spürbar zulegen, um unserer Rolle als Tor<br />

zum Osten noch besser zu entsprechen.<br />

Ein weiterer Punkt: Die Lausitz muss sich<br />

künftig besser vermarkten – kommunenund<br />

länderübergreifend. Sie ist die stärkste<br />

Industrieregion im Land. Die Lausitz<br />

braucht keinen Strukturwandel, sondern<br />

eine kluge Strukturentwicklung. Daran arbeiten<br />

wir gemeinsam mit Sachsen.<br />

ROLLS-ROYCE IN DAHLEWITZ<br />

Foto: Rolls-Royce/Steffen Weigelt<br />

Das W+M-Interview mit Ministerpräsident<br />

Dietmar Woidke fand an einem<br />

spektakulären Ort statt – auf dem Gelände<br />

des Flugzeugturbinenherstellers<br />

Rolls-Royce in Dahlewitz. Das Hightechunternehmen<br />

beschäftigt an den<br />

Standorten Dahlewitz und Oberursel<br />

rund 3.600 Mitarbeiter. Im Vorjahr lag<br />

der Jahresumsatz bei etwa zwei Milliarden<br />

Euro. In Dahlewitz wurden 2016<br />

knapp 500 Triebwerke produziert. In<br />

den vergangenen 25 Jahren investierte<br />

Rolls-Royce in Deutschland 3,2 Milliarden<br />

Euro.<br />

Interview vor imposanter Kulisse: Dietmar Woidke, W+M-Herausgeber Frank Nehring (r.) und<br />

W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.) im Testzentrum von Rolls-Royce in Dahlewitz.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


16 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

Dietmar Woidke führte seine Amtskollegen Stanislaw Tillich und Reiner Haseloff durch „seine“ Andreaskirche in Eisleben (v. l.).<br />

W+M: Sie sind Polen-Koordinator der Bundesregierung.<br />

Wie würden Sie die heutigen<br />

Beziehungen Ihres Bundeslandes zu<br />

Polen einschätzen? Wie rege ist die Zusammenarbeit,<br />

seit eine EU-skeptische<br />

und nationalkonservative Regierung in<br />

Warschau das Sagen hat?<br />

Dietmar Woidke: Natürlich nehme ich<br />

manches aus der polnischen Politik auch<br />

mit Sorge wahr. Aber grundsätzlich hat<br />

sich die grenzüberschreitende Kooperation<br />

gerade auch zwischen den Regionen<br />

nicht verschlechtert. Das ist auch meinem<br />

Amtskollegen in Warschau zu verdanken,<br />

mit dem mich ein sehr gutes Verhältnis<br />

verbindet. So gelingt es, aufkommende<br />

Probleme mitunter schon bei einem Telefonat<br />

zu klären. Es dominiert die Erkenntnis,<br />

dass das hohe Niveau der Zusammenarbeit<br />

und die über die Jahre entstandene<br />

Freundschaft nicht gefährdet werden dürfen.<br />

Die Grenze zu Polen ist für uns längst<br />

zu einer Brücke geworden. Das ist eine<br />

ZUR PERSON<br />

Dietmar Woidke wurde am 22. Oktober<br />

1961 in Naundorf bei Forst geboren.<br />

Er studierte Landwirtschaft und Tierproduktion<br />

an der Berliner Humboldt-<br />

Universität. In der Wendezeit arbeitete<br />

Woidke als wissenschaftlicher Assistent<br />

am Berliner Institut für Ernährungsphysiologie.<br />

1993 trat er in die SPD ein<br />

und gehört seit 1994 dem Brandenburger<br />

Landtag an. Er fungierte bereits als<br />

Landwirtschafts- und als Innenminister.<br />

Seit dem 28. August 2013 ist Dietmar<br />

Woidke Ministerpräsident in Brandenburg.<br />

Er ist verheiratet und Vater einer<br />

Tochter.<br />

gute Basis für die künftige Kooperation.<br />

W+M: Vor einigen Monaten wurde der Länderfinanzausgleich<br />

für die Zeit nach 2019<br />

neu geregelt. Wird Brandenburg auch<br />

künftig auf auskömmliche Strukturförderung<br />

hoffen können?<br />

Dietmar Woidke: Alle Länder haben für<br />

die Einigung einen Beitrag erbracht. Die<br />

neue Regelung ist für uns erträglich, aber<br />

mehr ist es auch nicht. Vor allem haben<br />

wir jetzt Planungssicherheit für die kommenden<br />

Jahre. Wir sind nach wie vor darauf<br />

angewiesen, den Kurs der letzten Jahre<br />

fortzusetzen, dass wir einen möglichst<br />

hohen Teil der Steuereinnahmen selbst erwirtschaften.<br />

Mit gut 70 Prozent stehen<br />

wir im Vergleich der ostdeutschen Länder<br />

sehr gut da. Ausgesprochen wichtig für<br />

uns ist darüber hinaus die Zukunft der europäischen<br />

Strukturfonds. Hier werden wir<br />

frühzeitig Gespräche mit Brüssel führen.<br />

Ohne die Hilfen seitens der Europäischen<br />

Union wäre die Entwicklung unseres Landes<br />

nicht annähernd so erfolgreich verlaufen.<br />

Da wir uns weiterhin in einem Aufholprozess<br />

befinden, brauchen wir auch künftig<br />

die finanzielle Unterstützung der EU.<br />

W+M: Sollte es auch nach der Bundestagswahl<br />

im Herbst <strong>2017</strong> wieder einen Ostbeauftragten<br />

in der Bundesregierung geben?<br />

Dietmar Woidke: Es gibt in ganz Deutschland<br />

Regionen mit Problemen. Aber nirgendwo<br />

gibt es eine so große Region, die<br />

auch rund 27 Jahre nach der deutschen Einheit<br />

diese großen strukturellen Probleme<br />

hat, wie Ostdeutschland. Der Aufholprozess<br />

muss fortgesetzt werden, damit wir zu<br />

ähnlichen Lebensverhältnissen wie in den<br />

alten Bundesländern kommen. Das ist noch<br />

ein langer Weg. Daher bin ich dafür, dass es<br />

in der Bundesregierung auch weiterhin einen<br />

Beauftragten gibt, der sich um die Belange<br />

der neuen Bundesländer kümmert.<br />

W+M: Mit Frank-Walter Steinmeier ist ein<br />

prominenter Wahl-Brandenburger nunmehr<br />

Bundespräsident. Welche Erwartung<br />

haben Sie als Brandenburger Ministerpräsident<br />

an Steinmeiers Wirken im Schloss<br />

Bellevue?<br />

Dietmar Woidke: Er ist in seiner Funktion<br />

natürlich der Bundespräsident aller<br />

Deutschen. Aber er kennt Brandenburg<br />

und Ostdeutschland sehr gut. Ich denke<br />

schon, dass er diese Kenntnisse in sein<br />

Amt einbringen und Ostdeutschland besonders<br />

im Fokus haben wird. Zugleich<br />

hilft ihm sein Lebensweg, Ost und West<br />

weiter zusammenzuführen.<br />

W+M: Sie sind Mitglied der Evangelischen<br />

Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische<br />

Oberlausitz. Worauf freuen Sie sich persönlich<br />

im aktuellen Lutherjahr am meisten?<br />

Dietmar Woidke: In der Andreaskirche<br />

in Eisleben arbeitete ich 1983 in meiner<br />

Studentenzeit zum 500. Luther-Geburtstag<br />

als Kirchenführer für die Evangelische<br />

Kirche. Vor wenigen Wochen, am Freitag<br />

nach Himmelfahrt, hatte ich meine Amtskollegen<br />

Stanislaw Tillich und Reiner Haseloff<br />

nach Eisleben eingeladen. Es war<br />

mir ein großes Vergnügen, die beiden Katholiken<br />

durch „meine“ Kirche zu führen.<br />

Interview: Karsten Hintzmann und<br />

Frank Nehring<br />

Foto: Jens Schlüter<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BERLINS SCHÖNSTES<br />

MÖBELHAUS!<br />

Daniela Wenzlaff, Geschäftsleiterin,<br />

porta Möbel Berlin<br />

MÖBEL & MEHR FÜR BERLIN ...<br />

IN BERLIN-MAHLSDORF<br />

DIREKT<br />

AN DER<br />

B1/B5<br />

Am 18. Mai eröffnete das Einrichtungsunternehmen<br />

porta Möbel in<br />

Berlin-Mahlsdorf, direkt an der B1/B5,<br />

sein deutschlandweit 23. Einrichtungszentrum.<br />

Seit mehr als einem Monat<br />

können sich die Kunden nun schon auf<br />

39.000 Quadratmetern Verkaufsfläche,<br />

verteilt auf vier Etagen, ihre Einrichtungsträume<br />

erfüllen. Bereits beim<br />

Eintreten in das 260 Meter lange Ge-<br />

bäude trägt der lichtdurchflutete Eingangsbereich<br />

dazu bei, dass der Kunde<br />

sich sofort wohlfühlt. Dafür sorgt<br />

insbesondere die 3.500 Quadratmeter<br />

große Glasfassade, die stilprägend für<br />

die porta Möbelhäuser ist.<br />

Der Vollsortimenter verfügt über eine<br />

Vielzahl an Markenstudios bekannter<br />

Hersteller wie z.B. Rolf Benz, hülsta<br />

und JOOP, aber auch Eigenmarken<br />

wie Mondo und Vito finden hier Platz.<br />

Einzigartig in Berlin ist die separate<br />

porta Küchenwelt, die auf zwei Etagen<br />

170 Ausstellungsküchen aus jeder Stilrichtung<br />

präsentiert. Darüber hinaus<br />

verfügt die Küchenwelt über ein Gerätekompetenzcenter,<br />

wo hochmoderne<br />

Ab- und Umluftgeräte vorgestellt werden,<br />

sowie eine große Showküche, in<br />

der Veranstaltungen stattfinden.<br />

Verantwortlich für Berlins schönstes<br />

Möbelhaus und die 300 neuen Mitarbeiter<br />

ist die Geschäftsleiterin Daniela<br />

Wenzlaff. Durch ihre jahrelange Erfahrung<br />

als Hausleiterin in Magdeburg,<br />

bringt die gebürtige Berlinerin das<br />

nötige Wissen sowie Fleiß und Herzblut<br />

mit, um das neue Haus erfolgreich<br />

in Berlin und Umland zu etablieren.<br />

... UND<br />

POTSDAM<br />

Jens Buskies, seit 2008 Geschäftsleiter, Porta Möbel Potsdam<br />

Geschäftsleiter Jens Buskies ist bereits<br />

erfolgreich: seit der Eröffnung im Jahr<br />

2008 leitet er mit Leidenschaft das<br />

porta Einrichtungshaus in Potsdam.<br />

Als eines der erfolgreichsten Familieneinrichtungsunternehmen<br />

Deutschlands<br />

bietet porta Möbel seinen Kunden<br />

in Berlin und Potsdam ein echtes<br />

Einkaufserlebnis, das über den normalen<br />

Möbelkauf hinausgeht. So werden<br />

die Gäste im Toscana-Restaurant vom<br />

Frühstück bis hin zum Abendessen kulinarisch<br />

verwöhnt. Die kleinen Kunden<br />

werden im portalino Kinderclub von<br />

geschulten Betreuer/innen kurzweilig<br />

unterhalten. Über 50 Jahre Erfahrung,<br />

ausgezeichneter Service sowie beste<br />

Qualität zu fairen Preisen runden den<br />

Möbelkauf bei porta gelungen ab.<br />

12623 Berlin · Porta Möbel Handels GmbH & Co. KG Berlin-Mahlsdorf · Alt-Mahlsdorf 85 · Tel.: 030 206259-0<br />

14480 Potsdam · Porta Möbel Handels GmbH & Co. KG Potsdam · Zum Kirchsteigfeld 4 · direkt neben dem Stern-Center · Tel.: 0331 20085-0<br />

UNSERE ÖFFNUNGSZEITEN: MO-SA 10-20 UHR · www.porta.de


18 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

Der neue Firmensitz der ILB im Zentrum Potsdams.<br />

Jubiläum an neuer<br />

Wirkungsstätte<br />

Die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) hat rechtzeitig<br />

zu ihrem 25-jährigen Jubiläum ihren Neubau am Potsdamer<br />

Hauptbahnhof bezogen. Mit zugesagten knapp zwei Milliarden Euro<br />

konnte die Förderbank 2016 zudem das höchste Fördervolumen<br />

seit 20 Jahren verkünden. Von Matthias Salm<br />

In dem neuen Gebäude der ILB sind<br />

erstmals alle Ansprechpartner und Förderbereiche<br />

der Bank unter einem Dach<br />

vereint. Seit der Übernahme der Arbeitsförderung<br />

Anfang 2014 waren die Brandenburger<br />

Förderbanker – im Jahr 2016<br />

immerhin 630 Mitarbeiter – in unterschiedlichen<br />

Gebäuden in der Landeshauptstadt<br />

untergebracht. Seit Mai steuert die ILB<br />

nun ihr Fördergeschäft aus dem energieeffizienten<br />

Neubau in der Babelsberger<br />

Straße, der in zweieinhalbjähriger Bauzeit<br />

für das geplante Gesamtinvestitionsbudget<br />

in Höhe von 94 Millionen Euro realisiert<br />

werden konnte.<br />

Der Umzug erfolgte im Jahr des 25-jährigen<br />

Bestehens der ILB. In diesem Zeitraum<br />

hat das Förderinstitut zur Unterstützung<br />

öffentlicher und privater Investitionsvorhaben<br />

in den Bereichen Wirtschaft,<br />

Infrastruktur und Wohnungsbau<br />

insgesamt über 120.000 Vorhaben begleitet<br />

und dabei mehr als 38 Milliarden<br />

Euro für Brandenburg zugesagt – gleichbedeutend<br />

mit Investitionen in Höhe von<br />

rund 76 Milliarden Euro. Dadurch wurden<br />

insgesamt 173.000 neue Arbeitsplätze in<br />

Brandenburg geschaffen.<br />

2016 vermeldete die ILB mit einem Fördervolumen<br />

von knapp zwei Milliarden<br />

Euro zudem das höchste Ergebnis seit 20<br />

Jahren. Mit den Geldern werden insgesamt<br />

5.074 Vorhaben im Land Brandenburg<br />

unterstützt. Der starke Anstieg des<br />

Fördervolumens gegenüber dem Vorjahr<br />

war allerdings auch einem Einmaleffekt<br />

in der Infrastrukturfinanzierung geschuldet<br />

– für ein Konsortialdarlehen zur Finanzierung<br />

des Hauptstadtflughafens flossen<br />

2016 insgesamt 571 Millionen Euro.<br />

Im Förderfeld Wirtschaft stiegen die im<br />

Rahmen der Geschäftsbesorgung für das<br />

Land Brandenburg bewilligten Fördermittel<br />

um 38 Millionen Euro an. Dagegen<br />

war das Volumen der als ILB-Produkte<br />

ausgereichten Mittel rückläufig. Der<br />

Hintergrund: Auch im Fördergeschäft<br />

macht sich zunehmend das anhaltend<br />

niedrige Zinsniveau bemerkbar, das den<br />

Spielraum für die klassische Förderpolitik<br />

in Form von zinsverbilligten Krediten<br />

erheblich einschränkt. Beim „Brandenburg-Kredit<br />

für den Mittelstand“ stieg<br />

das Förderergebnis allerdings um knapp<br />

54 Prozent auf 52,7 Millionen Euro.<br />

Für das laufende Jahr plant die Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg die<br />

Starts der letzten noch offenen EU-Förderprogramme<br />

der aktuellen Programmperiode.<br />

In der Arbeitsförderung beispielsweise<br />

soll sich das Neuzusagevolumen<br />

aus Mitteln des Europäischen<br />

Sozialfonds (ESF) auf 76 Millionen Euro<br />

belaufen. Für die gesamte ILB ist ein<br />

Neuzusagevolumen in Höhe von insgesamt<br />

1,5 Milliarden Euro geplant. W+M<br />

DIE NEUEN KONTAKTDATEN DER ILB<br />

Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg (ILB)<br />

Babelsberger Straße 21<br />

14473 Potsdam<br />

Tel.: 0331 660-0<br />

Web: www.ilb.de<br />

Foto: ILB<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


WIR GESTALTEN<br />

DIE ENERGIEZUKUNFT.<br />

Gemeinsam mit Kommunen, Unternehmen und Hochschulen arbeitet die enviaM-Gruppe<br />

täglich für eine ökologische, sichere und innovative Energieversorgung von morgen.<br />

www.energiezukunft-ostdeutschland.de


20 | W+M SCHWERPUNKT<br />

„Es muss gelingen, die Geschwindigkeit der<br />

Errichtung neuer Windkraftanlagen an das<br />

Tempo des Netzausbaus anzupassen“<br />

Interview mit Dr. Alexander Montebaur, Vorstandsvorsitzender des<br />

Energienetzbetreibers E.DIS<br />

W+M: Herr Dr. Montebaur, seit 1990 hat<br />

Ihr Unternehmen mehr als fünf Milliarden<br />

Euro investiert, allein <strong>2017</strong> planen Sie Ausgaben<br />

in Höhe von mehr als 100 Millionen<br />

Euro für den Ausbau der Strom- und<br />

Gasnetze. Welche Bedeutung hat<br />

E.DIS als Auftraggeber für den<br />

Mittelstand in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern?<br />

Alexander Montebaur: Einen<br />

großen Teil unseres Auftragsvolumens<br />

vergeben wir<br />

Seit 1. Januar <strong>2017</strong> Vorstandsvorsitzender<br />

der E.DIS AG:<br />

Dr. Alexander Montebaur.<br />

naturbedingt lokal. Energieversorgung ist<br />

immer ein Geschäft, das regional abgewickelt<br />

wird. Wir exportieren nichts, alles<br />

was wir bauen, bauen wir<br />

in der Region. Das bedeutet,<br />

dass wir in<br />

der Region eine<br />

hohe Wertschöpfung<br />

haben. Im<br />

Jahr 2016 haben<br />

wir für rund 100<br />

Millionen Euro<br />

Dienstleistungen<br />

und Material<br />

bei fast 700<br />

Firmen im eigenen<br />

Netzgebiet<br />

eingekauft.<br />

W+M: In Ostdeutschland verfügt E.DIS<br />

über 79.000 Kilometer Strom- und 4.500<br />

Kilometer Gasleitungen. Wo konkret werden<br />

die erwähnten Investitionen in diesem<br />

Jahr eingesetzt?<br />

Alexander Montebaur: Wir haben zum<br />

einen das Brot- und Buttergeschäft, also<br />

die Versorgung unserer Kunden mit Energie.<br />

Um die stabil zu gewährleisten, investieren<br />

wir laufend in die Erneuerung unseres<br />

Stromverteilnetzes und in den Anschluss<br />

neuer Kunden. Überlagert wird<br />

dieses Kerngeschäft dadurch, dass wir<br />

die Energiewende umsetzen. Der weitaus<br />

größere Teil unserer Investitionsmittel<br />

fließt heute in den Anschluss von Anlagen<br />

der regenerativen Energieerzeugung.<br />

Hier geht es darum, den unmittelbaren<br />

Anschluss zur jeweiligen Anlage<br />

herzustellen. Darüber hinaus müssen<br />

wir die Netze soweit ausbauen, dass sie<br />

diesen Strom auch aufnehmen können.<br />

Hierzu zählen auch die Netzverknüpfungspunkte,<br />

die wir gemeinsam<br />

mit dem Übertragungsnetzbetreiber<br />

50 Hertz bauen. Als Verteilnetzbetreiber<br />

müssen wir zusehen, dass<br />

wir den Strom, der bei uns nicht<br />

verbraucht wird, auf kurzen Wegen<br />

ins Übertragungsnetz einspeisen,<br />

damit er ins europäische<br />

Verbundnetz gelangt.<br />

W+M: In Ihr Netz speisen<br />

heute 3.200 Windkraftanlagen<br />

Strom ein, dazu unzählige<br />

Photovoltaikanlagen.<br />

Wie kompliziert ist es eigentlich,<br />

derartige Anlagen<br />

zu integrieren?<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BRANDENBURG | 21<br />

Foto: W+M<br />

W+M-Herausgeber Frank Nehring (l.) und Chefredakteur Karsten<br />

Hintzmann (r.) sprachen mit Alexander Montebaur am E.DIS-Hauptsitz<br />

in Fürstenwalde.<br />

Alexander Montebaur: Als das Ganze<br />

mal anfing, ließen sich die ersten Windkraftanlagen<br />

noch mühelos ins Bestandsnetz<br />

integrieren. In dem Umfang, wie dieser<br />

Bereich gerade in den neuen Ländern<br />

gewachsen ist, ist das inzwischen keine<br />

Standardübung mehr. Die Hauptschwierigkeit<br />

besteht darin, die Grenzwerte für<br />

Strom und Spannung einzuhalten, wenn<br />

die einzelnen Anlagen ihren Strom direkt<br />

und daher unkalkulierbar in die Netze einspeisen.<br />

Während wir früher die Mittelund<br />

Niederspannungsleitungen nahezu<br />

„blind“, das heißt ohne zusätzliche Messgeräte,<br />

fahren konnten, weil der Strom stabil<br />

von den Hochspannungsleitungen kam,<br />

benötigen wir heute viel mehr Mess- und<br />

Automatisierungstechnik in den Netzen.<br />

Dazu kommt, dass es bereits heute so viele<br />

Windkraftanlagen gibt, dass wir noch<br />

Jahre brauchen werden, um mit dem dafür<br />

erforderlichen Netzausbau hinterherzukommen.<br />

Hier sehe ich einen klaren Webfehler<br />

der Energiewende. Es muss endlich<br />

gelingen, die Geschwindigkeit der Errichtung<br />

neuer Windkraftanlagen in der Fläche<br />

an das Tempo des Netzausbaus anzupassen.<br />

W+M: Durch Ihre Netze fließt heute schon<br />

mehr Wind- und Sonnenenergie, als sofort<br />

verbraucht werden kann. Welche Speichermöglichkeiten<br />

gibt es, damit dieser<br />

Strom nicht verloren geht?<br />

Alexander Montebaur: Das Thema<br />

Stromspeicher wird das gerade beschriebene<br />

Problem der unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />

nicht lösen. Stromspeicher<br />

kann man zwar für kurzzeitige Ausgleiche<br />

gut nutzen, sie stoßen aber schnell<br />

an Grenzen, wenn es um die sogenannte<br />

Dunkelflaute geht.<br />

Damit sind Zeiträume<br />

von mehreren<br />

Tagen gemeint,<br />

an denen es kaum<br />

Sonne und Wind<br />

gibt. Ein interessantes<br />

und alt bekanntes<br />

Modell für<br />

die Stromspeicherung<br />

ist die Sektorkopplung,<br />

die<br />

an das Prinzip der<br />

Nachtspeicherheizungen aus den 1960erund<br />

1970er-Jahren angelehnt ist. Damals<br />

wurde Überschussstrom aus den Kohleund<br />

Kernkraftwerken in die Nachtspeicherheizungen<br />

eingespeist, um tagsüber<br />

warme Wohnungen zu haben. Ich glaube,<br />

dass das Heizen mit Strom eine Renaissance<br />

feiern wird, nachdem es in den letzten<br />

zwei Jahrzehnten verpönt war. Damals<br />

war es Strom aus fossilen Quellen. Aber<br />

heute reden wir über Strom aus regenerativen<br />

Quellen und daher wird Sektorkopplung<br />

zum Beispiel unter dem Begriff „Power<br />

to Heat“ ein wichtiges Thema werden.<br />

W+M: Wie wird sich das Verhältnis von<br />

Strom aus erneuerbaren Energiequellen<br />

und aus konventioneller Energieerzeugung<br />

in Ihren Netzen in Zukunft gestalten?<br />

Alexander Montebaur: Ich möchte hier<br />

keine gesamtdeutsche Prognose wagen,<br />

sondern mich auf E.DIS beschränken.<br />

Der Anteil des in unser Netz eingespeisten<br />

Grünstroms am gesamten Netzabsatz<br />

lag 2016 schon bei 102 Prozent. Wir haben<br />

heute bereits 8.600 Megawatt Leistung<br />

aus erneuerbaren Energiequellen in Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern<br />

angeschlossen. Derzeit liegen uns Anträge<br />

für neue Anlagen mit weiteren 17.300<br />

Megawatt vor. Allerdings werden wir nicht<br />

auf den konventionellen Bereich verzichten<br />

können. Im Gegenteil. Für die Versorgungssicherheit<br />

muss der Kraftwerkspark<br />

de facto doppelt ausgelegt sein, um für<br />

Phasen mit Dunkelflaute gerüstet zu sein.<br />

W+M: Ihr Tochterunternehmen e.disNatur<br />

ist Betreiber von rund 100 eigenen Windenergieanlagen.<br />

Planen Sie, dieses Geschäftsfeld<br />

auszuweiten?<br />

Alexander Montebaur: Unsere Tochter<br />

e.disNatur ist seit 2001 im Windgeschäft.<br />

Damals haben wir mit sieben Anlagen in<br />

Miltzow bei Stralsund begonnen. Aktuell<br />

konzentrieren wir uns auf das Repowering<br />

unserer Windparks und tauschen dort alte<br />

gegen moderne und leistungsstarke Anlagen<br />

aus. Im Moment sehe ich nicht, dass<br />

wir neue Windparks bauen. Da sind schon<br />

jetzt zu viele Player im Markt und es steckt<br />

zu viel Geld im System, als dass man da<br />

auf uns warten würde.<br />

W+M: Aktuell tobt eine durchaus emotional<br />

geführte Debatte über die Angleichung<br />

der Netzentgelte im Bereich der Übertragungsnetzbetreiber<br />

in Ost und West. Welche<br />

Position vertreten Sie?<br />

Alexander Montebaur: Wir halten es für<br />

eminent wichtig, dass es zu einer Angleichung<br />

der Netzentgelte kommt. Unterschiedlich<br />

hohe Netzentgelte stellen einen<br />

Wettbewerbsfaktor dar. Wir haben ein Interesse<br />

daran, dass die Unternehmen in<br />

unserer Region wettbewerbsfähig sind.<br />

Eine bundesweite Verteilung der Kosten<br />

der Übertragungsnetze halten wir für absolut<br />

sachgerecht, schließlich wird bei der<br />

EEG-Umlage genauso verfahren. Die Entlastung<br />

in den neuen Ländern wäre wesentlich<br />

spürbarer als die zusätzliche Belastung<br />

in den alten Bundesländern, da es<br />

dort eine dichtere Kundenstruktur gibt. Für<br />

die Erhöhung der Akzeptanz der Energiewende<br />

wäre ein solcher Schritt hilfreich.<br />

Interview: Karsten Hintzmann und<br />

Frank Nehring<br />

ZUR PERSON<br />

Alexander Montebaur wurde 1967 geboren.<br />

Nach seinem Studium der Elektrotechnik<br />

an der Rheinisch-Westfälischen<br />

Technischen Hochschule Aachen<br />

promovierte er 1996 zum Dr.-Ing. auf<br />

dem Gebiet der Netzzuverlässigkeitsanalyse.<br />

Am 1. Oktober 2016 trat er in<br />

die E.DIS AG als Mitglied des Vorstandes<br />

ein, seit 1. Januar <strong>2017</strong> ist er Vorstandsvorsitzender<br />

der E.DIS AG. Dr.<br />

Alexander Montebaur ist verheiratet<br />

und hat zwei Kinder.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


22 | W+M SCHWERPUNKT BRANDENBURG<br />

Weißes Gold im märkischen Sand<br />

Die Spargelsaison ist vorbei,<br />

der wichtigste Teil des Jahres<br />

hat den Erzeugern rund um die<br />

brandenburgische Kleinstadt<br />

Beelitz ordentlich Geld in die<br />

Kassen gespült. Auch eine im<br />

Frühjahr von Naturschützern<br />

losgetretene Debatte über die<br />

ökologischen Probleme des<br />

Folieneinsatzes störte kaum.<br />

Von Dr. Ulrich Conrad<br />

Auf 1.700 Hektar Ackerflächen<br />

wächst in der Region südlich von<br />

Potsdam das weiße Gold – der etwas<br />

vollmundige Vergleich ist nicht zu weit<br />

hergeholt. Der märkische Sand liegt bei den<br />

Ertragskennzahlen im roten Bereich: Die<br />

Ackerzahl beträgt im Landesdurchschnitt<br />

unter 35, Hessen kommt auf 54. Leichte<br />

Böden und wenig Niederschlag – genau das<br />

liebt der Spargel. „Aber man muss hart arbeiten,<br />

moderne Technologien anwenden<br />

und die Vermarktung sichern, um Geld<br />

zu verdienen“, sagt Ernst-August Winkelmann.<br />

Sein Betrieb tut das seit Jahren mit<br />

großem Erfolg: Buschmann & Winkelmann<br />

in Klaistow, einem Ortsteil von Beelitz, ist<br />

der größte Spargelhof der Region. Er wurde<br />

über die Jahre zu einer Ausflugsattraktion<br />

ausgebaut, die Gäste aus Berlin und Sachsen-Anhalt<br />

anzieht. In einem Teil der Gebäude<br />

wird die Ernte sortiert, zum Teil geschält<br />

und tagfrisch an den Handel und die<br />

zahllosen eigenen Verkaufsstände geliefert.<br />

Mehr als nur Dekoration: eine Spargelpyramide auf dem Spargelhof Klaistow.<br />

Die Besucher lassen sich in der Hofscheune<br />

und im Restaurant Spargelgerichte<br />

schmecken, Kinder toben auf dem Abenteuerspielplatz<br />

oder steigen zu Lämmern<br />

und Zicklein ins Streichelgehege. Ganze<br />

Familien sind im Klettergarten zwischen<br />

Baumwipfeln unterwegs. Im Hofladen gibt<br />

es die eigenen Produkte und Erzeugnisse<br />

von Partnerbetrieben. Und die aktuellen<br />

Ernährungstrends? „Mehr vegan als<br />

Spargel geht doch gar nicht“, meint Ernst-<br />

August Winkelmann. Beim Brandenburger<br />

WirtschaftsForum im April, in dem<br />

sich Unternehmer, Politiker und Medienvertreter<br />

regelmäßig treffen, sprachen er<br />

und sein Beelitzer Kollege Josef Jakobs<br />

über die Zahlen des märkischen Spargels<br />

– und darüber, was dahinter steckt. Ohne<br />

die Saisonarbeiter aus Polen und Rumänien<br />

zum Beispiel wäre das moderne Landwirtschaftswunder<br />

nicht denkbar. Ohne<br />

die Folien auch nicht – das ausgeklügelte<br />

Temperaturregelungssystem ermöglicht<br />

eine lange Saison, die Anfang April beginnt<br />

und am 24. Juni endet. Je nach Wetter<br />

werden die Dämme gewärmt oder gekühlt<br />

Zum Erfolg der Marke Beelitzer Spargel trägt<br />

der Hof von Ernst-August Winkelmann eine<br />

Menge bei.<br />

– weder soll der Spargel in der Kälte steckenbleiben<br />

noch in kurzer Zeit all seine<br />

Kraft in junge Triebe verausgaben. Auch<br />

Brandenburgs Landwirtschafts minister<br />

Jörg Vogelsänger (SPD) stellte sich beim<br />

WirtschaftsForum ausdrücklich hinter die<br />

engagierten Spargelbauern.<br />

Der Jakobs-Hof ist ebenfalls ein Erlebnishof<br />

mit Spargel als tragender Säule. Bei aller<br />

Konkurrenz – man hält zusammen: Im<br />

Bee litzer Spargel e. V. haben sich 15 Betriebe<br />

zusammengeschlossen, um die Vermarktung<br />

zu fördern. Eine „Spargelstraße“<br />

führt von Blankensee bei Zossen über<br />

Beelitz bis Lehnin. Die Spargelkönigin hat<br />

bei der Grünen Woche ihren großen Auftritt.<br />

In Beelitz gibt es ein Spargelmuseum,<br />

seit 2013 schmückt sich die Stadt mit dem<br />

Zusatz „Spargelstadt“.<br />

Und wenn der letzte Spargel gestochen<br />

ist? Dann sind die ersten Heidelbeeren<br />

reif, die auf Anlagen direkt am Spargelhof<br />

wachsen. Gleich nach den Sommerferien<br />

rollen die Kürbisse an. Beim Kürbiswiegen<br />

auf dem Spargelhof von Ernst-August<br />

Winkelmann sind schon Weltrekorde<br />

erzielt worden, die allerdings in den USA<br />

noch mehr Furore machten als in der Heimat.<br />

Denn hier ist eben der Spargel König.<br />

<br />

W+M<br />

Fotos: Spargelhof Klaistow<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


ADVERTORIAL | 23<br />

Solares Bauen<br />

Ein grenzübergreifendes Zukunftsprojekt<br />

Fotos: FASA AG (oben), Jenni Energietechnik AG (unten)<br />

Der etwa 200 Kubikmeter fassende<br />

Solarspeicher für das „Solardomizil“ in der<br />

Fertigung in der Schweiz.<br />

Erfolgreich: Schweizer Pioniergeist<br />

und Solararchitektur aus Sachsen<br />

Was passiert, wenn Schweizer Pioniergeist<br />

und ostdeutscher Innovationsmut<br />

aufeinandertreffen? Es ist der Beginn einer<br />

langjährigen und konstruktiven Erfolgsgeschichte!<br />

Im Jahr 2005 fanden der Schweizer<br />

Solarpionier Josef Jenni und Ullrich<br />

Hintzen, Vorstand der FASA AG, für ein<br />

Pilotprojekt, einem fast zu 100 Prozent<br />

solar beheizten Einfamilienhaus in Freiberg<br />

in Sachsen, zueinander. Dieses Projekt<br />

war der Auftakt für zahlreiche weitere,<br />

hocheffiziente Solarbauten im deutschen<br />

Bundesgebiet. Die Jenni Energietechnik<br />

AG zählt zu den führenden Herstellern<br />

großvolumiger Solarspeicher. Die FASA<br />

AG legt den Fokus auf einen ganzheitlichen<br />

Ansatz für Solares Bauen mit dem<br />

Ziel, neue Solararchitektur mit Solarthermie<br />

zu verbinden. Durch enge Kooperation<br />

des schweizerisch-sächsisches Solarduos<br />

wurden bislang nicht nur reihenweise<br />

Sonnen-Einfamilienhäuser realisiert, sondern<br />

– als besondere Spezialität<br />

der FASA AG – auch<br />

denkmalgeschützte Altbauten<br />

solar saniert.<br />

Innovativ: Bauen<br />

mit der Sonne<br />

Das Prinzip dieser Häuser<br />

ist einfach und zugleich intelligent:<br />

Die Solararchitektur<br />

inte griert die Kollektorflächen<br />

in die äußere Gebäudehülle.<br />

Solaringenieure<br />

dimensionieren die Solarthermie-Kollektoren<br />

wie<br />

auch den Solarspeicher und<br />

fügen diesen entsprechend<br />

in die Gebäudestruktur ein.<br />

Die Sonne erwärmt dann<br />

ganzjährig über Solarkollektoren<br />

das Wasser im perfekt isolierten Solarspeicher.<br />

Die darin gespeicherte Wärmeenergie<br />

deckt einen Großteil des Energiebedarfs<br />

für Heizung und Warmwasser<br />

der Bewohner. Das spart bis zu 90 Prozent<br />

und mehr an Nebenkosten und vermeidet<br />

CO 2<br />

-Emissionen. Die Zusatzkosten<br />

für Solares Bauen/Solarthermie sind förderfähig<br />

und rentieren sich – für Investoren<br />

und Nutzer gleichermaßen. Das Prinzip<br />

kann für alle Gebäudetypen, so auch Kindergärten,<br />

Schulen oder Mehrfamilienhäuser<br />

(MFH) angewendet werden.<br />

Beispielhaft: Mehrfamilien-<br />

Sonnenhaus mit Rekordspeicher<br />

Um hohe solare Deckungsgrade zu erzielen,<br />

sind smarte Solararchitektur- und Ingenieurlösungen<br />

in Verbindung mit großen<br />

Solarspeichern notwendig. Im ältesten<br />

Stadtteil von Chemnitz entsteht aktuell<br />

eine außergewöhnliche und moderne<br />

Sonnenhaus-Wohnanlage, das sogenannte<br />

„Solardomizil“. Dieses erhält Ende Juni<br />

in einem logistisch-technischen Kraftakt<br />

sein gewaltiges solares Herz, den Solarspeicher.<br />

Nach rund 700 Kilometern Anfahrt<br />

aus der Schweiz als Spezialtransport<br />

Verschiedene Varianten des Aktivsonnenhauses der<br />

FASA AG (Mehrfamilienhaus, urbane Einfamilienhäuser,<br />

solar sanierte Altbauten).<br />

mit Polizeibegleitung heben zwei Schwerlastkräne<br />

den fast 200 Kubikmeter fassenden<br />

Solartank in seinen Bestimmungsort.<br />

„Bei diesem Speicher für das MFH Solardomizil<br />

in Chemnitz handelt es sich um<br />

den größten, den wir als Jenni Energietechnik<br />

AG je für einen Kunden in Deutschland<br />

gefertigt haben“, so Josef Jenni. Insgesamt<br />

entstehen auf circa 3.000 Quadratmetern<br />

Wohnfläche etwa 30 Wohnungen.<br />

Nach Bauabschluss wird das solare<br />

Baukonzept voraussichtlich 40 bis 50 Prozent<br />

der benötigten Energie für Heizung<br />

und Warmwasser abdecken. Darüber hinaus<br />

zeigt das Mehrfamilien-Sonnenhaus<br />

„Solardomizil“ architektonisch neue Wege<br />

und macht mit seiner optisch ansprechenden<br />

Fassadengestaltung auf sich aufmerksam.<br />

Weitere gemeinsame grenzüberschreitende<br />

Projekte zur Umsetzung der<br />

Wärmeenergiewende sind in Planung beziehungsweise<br />

Ausführung.<br />

INFORMATIONEN UNTER<br />

www.aktivsonnenhaus.de<br />

www.jenni.ch<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


24 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Den Sprung<br />

geschafft<br />

das nächste lebensgroße Bild der wohl<br />

prominentesten Einwohnerin – Kati Wilhelm<br />

mit Schokomund und einem Kochlöffel<br />

in der Hand. Hier sind wir verabredet,<br />

im Lokal „Heimatlon“, das Kati Wilhelm<br />

persönlich konzipiert hat und seit<br />

mittlerweile drei Jahren betreibt.<br />

Kati Wilhelm am Eingang<br />

ihres Lokals Heimatlon<br />

in Steinbach-Hallenberg.<br />

Treffpunkt Heimatlon<br />

Ich bin ein wenig zu früh dran und schaue<br />

mich um. Das zweistöckige Gebäude, in<br />

dem das Heimatlon residiert, liegt in direkter<br />

Nachbarschaft des Rathauses.<br />

Vor dem Restaurant ein kleiner Biergarten.<br />

Die ersten potenziellen Heimatlon-<br />

Gäste, Urlauber aus dem benachbarten<br />

Bundesland Hessen, warten dort. Sie sind<br />

extra wegen der prominenten Inhaberin<br />

gekommen: „Wir wollten die Kati einfach<br />

mal live sehen.“<br />

Viele prominente Spitzensportler scheitern bei dem Versuch, sich<br />

nach dem Karriereende eine erfolgreiche Existenz im „zivilen“<br />

Leben aufzubauen. Zu den positiven Ausnahmen gehört Kati<br />

Wilhelm, die zwischen 2001 und 2010 als eine der besten deutschen<br />

Biathletinnen insgesamt 20 Medaillen bei Olympischen Spielen und<br />

Weltmeisterschaften errang. Die 40-Jährige hat den Sprung ins<br />

Unternehmertum geschafft: Sie betreibt ein Lokal in ihrem Heimatort<br />

Steinbach-Hallenberg, moderiert Biathlon im Fernsehen, hält<br />

Vorträge und engagiert sich für die betriebliche Altersvorsorge.<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

Ortstermin tief in Thüringen, in Steinbach-Hallenberg,<br />

einer Kleinstadt<br />

mit gut 5.000 Einwohnern, nicht<br />

weit von Oberhof entfernt. Hier hat Kati<br />

Wilhelm ihr gesamtes bisheriges Leben<br />

verbracht – wenn sie nicht gerade<br />

zu Wettkämpfen, in Trainingslagern oder<br />

als Biathlon-TV-Expertin in aller Welt unterwegs<br />

war und ist. Schon beim Passieren<br />

der Stadtgrenze erfährt der Gast,<br />

wer hier wohnt. Auf einem großen Schild<br />

das Konterfei von Kati Wilhelm – bei der<br />

sportlichen Arbeit, das Biathlongewehr<br />

im Anschlag. Darunter der Spruch: „Herzlich<br />

willkommen im Heimatort unserer Biathlon-Olympiasiegerin<br />

und Weltmeisterin<br />

Kati Wilhelm“.<br />

Ich fahre gut einen Kilometer weiter auf<br />

der Hauptstraße entlang. Dann sehe ich<br />

Inzwischen ist es 12 Uhr am Mittag. Kati<br />

Wilhelm bittet mich herein. Das Heimatlon<br />

ist urgemütlich eingerichtet. „Das Lokal<br />

verkörpert meine Heimat, die Gäste sollen<br />

sich fühlen wie in Katis Küche“, sagt<br />

die Frau mit den markanten roten Haaren.<br />

Man merkt Kati Wilhelm an, dass sie eine<br />

enge Taktung hat. Sie kann sich tagsüber<br />

nicht zurücklehnen und stundenlang über<br />

ihre früheren Erfolge berichten. Dazu hat<br />

sie zu viel um die Ohren. Morgens kümmert<br />

sie sich um ihre beiden kleinen Kinder.<br />

Danach geht es ins Lokal. Sie hat dort<br />

drei feste Mitarbeiter und einige studentische<br />

Hilfen. In den drei Jahren, in denen<br />

sie nun schon als Gastronomin tätig ist,<br />

hat sie erfahren, wie unberechenbar dieses<br />

Geschäftsfeld ist. „Du weißt nie, ob<br />

heute ein guter oder ein schlechter Tag<br />

wird. Es ist einfach unkalkulierbar.“ Daher<br />

hat sie ihr Team bewusst schlank aufgestellt.<br />

An der Spitze sie als Chefin, die<br />

selbst mit anpackt. Sie putzt, macht die<br />

Foto: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


THÜRINGEN | 25<br />

Theke, kümmert sich um die Bestellung<br />

von Wein, Kaffee und Eis. Die Bevorratung<br />

mit den anderen Lebensmitteln, die<br />

zum großen Teil aus der Region kommen,<br />

überlässt sie ihren beiden Köchen, die das<br />

„kreative Herz“ des Lokals bilden.<br />

An diesem Tag hat Kati Wilhelm Tresendienst.<br />

Sie berät und bedient ihre Gäste,<br />

steht für Selfies zur Verfügung und lässt<br />

sich mitunter sogar von ihren langjährigen<br />

Fans umarmen. Für Kati Wilhelm ist das<br />

kein Problem: „Offenbar ist den Leuten<br />

so viel in Erinnerung geblieben, dass sie<br />

ihre Wertschätzung auf diese Weise ausdrücken<br />

möchten.“<br />

BVUK-Markenbotschafterin<br />

Das Lokal ist inzwischen gut gefüllt, als<br />

ein Vertreter für Küchenartikel unangekündigt<br />

eintritt. Das passt heute gar<br />

nicht. Denn neben dem Interview mit<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> steht auch noch<br />

ein Treffen mit Michael Reizel auf dem Plan.<br />

Er ist Geschäftsführer der BVUK. Gruppe,<br />

einem Unternehmen, das auf kollektive<br />

betriebliche Altersvorsorgesysteme spezialisiert<br />

ist. Kati Wilhelm ist seit einem Jahr<br />

Markenbotschafterin der BVUK. Gruppe.<br />

Beide haben sich bei einem Basketballspiel<br />

in Würzburg kennen- und beruflich<br />

schätzen gelernt. Michael Reizel: „In den<br />

Bereichen Sport und Wirtschaft gibt es<br />

viele Parallelen. Man braucht Durchhaltevermögen,<br />

ein klares Ziel vor Augen und<br />

muss nachhaltig agieren. All diese Kriterien<br />

verkörpert Kati Wilhelm als erfolgreiche<br />

Biathletin. Dazu kommt ihre große<br />

Bekanntheit, die ich für meine Unternehmenskommunikation<br />

nutzen kann.<br />

Für mich ist sie das Gesicht des Ostens.“<br />

Was macht man als Markenbotschafterin?<br />

„Ich kenne landauf landab viele Menschen<br />

und Unternehmen. Ich nutze mein<br />

Netzwerk, um Kontakte herzustellen.“<br />

Man merkt Kati Wilhelm an, dass ihre<br />

Arbeit für die BVUK nicht einfach nur ein<br />

Job ist: „Ich dachte bereits während meiner<br />

aktiven Zeit als Biathletin an die Zukunft.<br />

Das verdiente Geld habe ich nicht<br />

sinnlos ausgegeben, sondern schon damals<br />

begann ich, einen Teil davon für das<br />

Alter zurückzulegen.“ So hält sie es auch<br />

heute noch. Und hat dabei den Vorsorgegedanken<br />

auf ihr Heimatlon-Team ausgedehnt.<br />

„Als Arbeitgeber spüre ich eine<br />

Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern.<br />

Das betrifft auch die Altersvorsorge.<br />

Dazu kommt, dass eine attraktive<br />

betriebliche Altersvorsorge ein wirklich<br />

gutes Argument ist, wenn du auf der Suche<br />

nach passenden Mitarbeitern bist.“<br />

Kati Wilhelm kümmert sich persönlich um ihre<br />

Gäste.<br />

Ehrenbürgerin ihrer Stadt<br />

Kati Wilhelm kann mit Stress umgehen.<br />

Obwohl im Gastraum der Bär steppt, reagiert<br />

sie auf meine Bitte, für ein paar Fotos<br />

in der Natur zur Verfügung zu stehen,<br />

professionell und entspannt: „Geht klar.“<br />

Die kurze Autofahrt in die Idylle des Thüringer<br />

Waldes nutze ich für ein paar noch<br />

nicht gestellte Fragen: Ja, sie sei Ehrenbürgerin<br />

von Steinbach-Hallenberg, sagt<br />

sie. „Das ist nicht selbstverständlich.<br />

Aber ich finde es schön, dass die Stadt<br />

stolz auf mich ist.“ Warum ist ihr nach<br />

dem Sport der Wechsel ins Unternehmertum<br />

gelungen? „Ich hatte klare Pläne:<br />

Erst das Studium beenden, dann den<br />

TV-Job übernehmen, eine Familie gründen,<br />

für meine Sponsoren arbeiten, ein<br />

Lokal eröffnen. All das habe ich umgesetzt.“<br />

Hat es sie nie gereizt, in die Politik<br />

zu gehen, nachdem sie auf dem Ticket<br />

der SPD 2004 als Wahlfrau den Bundespräsidenten<br />

wählen durfte? Kati Wilhelm<br />

sagt entwaffnend offen: „Ich möchte etwas<br />

schaffen und die Ergebnisse meiner<br />

Arbeit sehen. Das stelle ich mir in der Politik<br />

schwierig vor.“<br />

Fotos: W+M<br />

Dienstberatung in der Thüringer Idylle: BVUK-<br />

Geschäftsführer Michael Reizel und Kati Wilhelm.<br />

Nach drei Stunden verlasse ich die Thüringer<br />

Idylle wieder. Am Ortsausgang verabschiedet<br />

mich das Bild der prominentesten<br />

Einwohnerin von Steinbach-Hallenberg.<br />

W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


26 | W+M LÄNDERREPORT<br />

Ein Hausboot vom Typ „Aquino“, das in Komfort und<br />

Ausstattung für den gehobenen Bedarf konzipiert worden ist.<br />

Mit der Ferienwohnung<br />

übern See<br />

Der Wassertourismus zählt zu den Kernmarken des Tourismus in<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Zu einer der beliebtesten Urlaubsformen auf<br />

dem Wasser hat sich das Touren mit dem Hausboot entwickelt. Mehr als<br />

600 schwimmende Ferienwohnungen sind im Nordosten unterwegs.<br />

Sie werden von rund 150 Unternehmen verchartert. Von Thomas Schwandt<br />

Wassersport und maritimen Tourismus<br />

im Küstenland Mecklenburg-Vorpommern<br />

mit der Ostsee<br />

zu verbinden, liegt nahe. Doch spiegelt<br />

sich darin nur eine Seite dieser landestypischen<br />

touristischen Sparte. Mehr<br />

als 2.000 Seen und eine fast komplett vernetzte<br />

Wassersportlandschaft im Landesinnern<br />

haben einem speziellen Urlaubsund<br />

Freizeitvergnügen auf dem Wasser<br />

in den zurückliegenden Jahren zu einem<br />

beispiellosen Boom verholfen – der Hausboot-Charter.<br />

In ungebrochen großer Zahl<br />

entscheiden sich Urlauber dafür, den Nordosten<br />

mit der schwimmenden Ferienwohnung<br />

zu erkunden. Die Flotte der auf Flüssen<br />

und Seen fast ganzjährig verkehrenden<br />

Hausboote in MV zählt inzwischen<br />

über 600 und hat sich besonders seit dem<br />

Jahr 2000 mehr als verdoppelt.<br />

Der sprunghafte Anstieg des Hausboot-<br />

Tourismus geht nicht von ungefähr auf das<br />

Jahr 2000 zurück. Damals kam es zu einer<br />

entscheidenden Weichenstellung im Land.<br />

Der sogenannte Charterschein, der es Freizeitkapitänen<br />

erlaubt, ohne Bootsführerschein<br />

mit einem motorgetriebenen Wasserfahrzeug<br />

die meisten Binnengewässer<br />

in Mecklenburg-Vorpommern zu befahren,<br />

wurde eingeführt. War anfänglich die Motorleistung<br />

auf fünf PS begrenzt, wurde<br />

MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE<br />

Zentrum des Hausboot-Tourismus<br />

in Mecklenburg-Vorpommern ist die<br />

Mecklenburgische Seenplatte. Die<br />

größte zusammenhängende Wassertourismus-Destination<br />

Mitteldeutschlands<br />

umfasst weit über 1.000 Binnenseen<br />

sowie Flüsse und Kanäle und<br />

mit der Müritz den größten Binnensee<br />

Deutschlands. Im Jahr 2016 gab es in<br />

der Region mehr als 400.000 Übernachtungen<br />

auf Charterbooten. Das<br />

sind circa zehn Prozent aller Gäste-<br />

Übernachtungen an der Mecklenburgischen<br />

Seenplatte.<br />

Foto: TMV/Roth<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


MECKLENBURG-VORPOMMERN | 27<br />

das Limit im Jahr 2013 vom Bundestag<br />

auf 15 PS angehoben. Der Charterschein<br />

wird in der Regel nach einer zwei- bis dreistündigen<br />

fachkundigen Einweisung erteilt.<br />

Der Tourismusverband MV schätzt,<br />

dass bislang mehr als 100.000 Charterscheine<br />

ausgestellt wurden und fast jedes<br />

zweite Schiff von auswärtigen Gästen<br />

gemietet wird.<br />

Foto: Kuhnle-Tours/Meurer<br />

Im Land haben sich mit der wachsenden<br />

Nachfrage leistungsstarke Anbieter in<br />

der Branche etabliert. Zu den führenden<br />

Hausboot-Vermietern gehören die Kuhnle-Tours<br />

GmbH in Rechlin, Yachtcharter<br />

Schulz in Waren (Müritz) und Yachtcharter<br />

Römer e. K. in Buchholz an der Müritz, die<br />

mit Flotten von mehr als 50 und gar 100<br />

Booten operieren. Insgesamt werden in<br />

Mecklenburg-Vorpommern dem Chartermarkt<br />

circa 150 Unternehmen zugerechnet,<br />

von denen die meisten auch Hausboote<br />

vermieten. Im bundesweiten Vergleich<br />

entfallen nach Angaben des Bundesverbandes<br />

für Wassersportwirtschaft<br />

gut 75 Prozent des Chartergeschäfts in<br />

Deutschland auf Mecklenburg-Vorpommern,<br />

womit der Nordosten die klare<br />

Nummer eins ist. Das Chartergeschäft<br />

zählt zum Wassertourismus im Land.<br />

Dieser gilt nach Ansicht von Wirtschaftsminister<br />

Harry Glawe „als dynamischer<br />

Wachstumsmarkt innerhalb der touristischen<br />

Entwicklung in MV“. Im Wassertourismus<br />

erwirtschaften rund 1.400 Betriebe<br />

mit insgesamt 7.100 Beschäftigten<br />

jährlich einen Umsatz von mehr als 475<br />

Millionen Euro. Das entspricht etwa zehn<br />

Prozent des Gesamtumsatzes der Tourismuswirtschaft<br />

zwischen Klützer Winkel<br />

und Koserow auf Usedom. Jährlich besuchen<br />

etwa 150.000 Wassersportler<br />

Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Ein Hausboot vom Typ „Kormoran“ vor der sommerlichen Stadthafen-Kulisse von Waren (Müritz).<br />

Ein Teil von ihnen schätzt zunehmend die<br />

Vorzüge des Hausboot-Skippings. „Es ist<br />

eine sehr individuelle Form des Urlaubs,<br />

man ist sein eigener Kapitän, kann selbst<br />

über Wege und Ziele entscheiden“, versucht<br />

Tobias Woitendorf, stellvertretender<br />

Geschäftsführer des Landestourismusverbandes,<br />

den Boom zu begründen. Ein<br />

wichtiges Motiv liefern die natürlichen Gegebenheiten<br />

von Flüssen und Seen in MV,<br />

die zusammen mit den zahlreichen Brandenburger<br />

Binnengewässern das größte<br />

Wassersportrevier in Europa bilden. Über<br />

die zentrale Mecklenburgische Seenplatte<br />

hinaus können Hausboot-Kapitäne zum<br />

Beispiel via Müritz-Elde-Wasserstraße bis<br />

in die Landeshauptstadt Schwerin schippern.<br />

Das gesamte Fahrtgebiet reicht bis<br />

zur Insel Rügen, zum Greifswalder Bodden,<br />

zum Achterwasser von Usedom, zum<br />

Stettiner Haff und bis hinein nach Brandenburg<br />

und Berlin.<br />

Ermöglicht wurde diese Streckenausdehnung<br />

durch einen kontinuierlichen Ausbau<br />

der erforderlichen maritimen Infrastruktur<br />

entlang der Wasserstraßen. Seit 1990<br />

wurden in MV laut Wirtschaftsministerium<br />

mehr als 573 Millionen Euro investiert,<br />

darunter für neue Schiffsanleger, Wasserrastplätze<br />

und Seebrücken. Hinzu kamen<br />

252 Millionen Euro, die in das maritime Gewerbe<br />

flossen. Es entstanden unter anderem<br />

Marinas, Sportboothäfen und Bootsverleihstationen.<br />

In der jüngeren Vergangenheit<br />

zogen jedoch dunkle Wolken über<br />

Flüssen und Seen auf, die von Wassersportlern<br />

und -touristen genutzt werden.<br />

Im Februar dieses Jahres hatte das Bundeskabinett<br />

das Bundesprogramm „Blaues<br />

Band Deutschland“ beschlossen. Eines<br />

der formulierten Kernziele ist es, Nebenwasserstraßen<br />

in größerem Stil zu renaturieren.<br />

Tobias Woitendorf und andere<br />

Vertreter der Tourismusbranche befürchten,<br />

dass damit unter anderem die „durchgehende<br />

Befahrbarkeit“ des Wasserstraßennetzes<br />

gefährdet wird. Derweil hat das<br />

Bundesverkehrsministerium leichte Entwarnung<br />

gegeben. Wie der Bundesverband<br />

der Wassersportwirtschaft mitteilte,<br />

habe das Ministerium Ende April vor<br />

Unternehmern in Neubrandenburg versichert,<br />

dass keine Nebenwasserstraßen<br />

des Bundes entwidmet werden. „Die<br />

enorm wichtigen Wasserwege, wie um<br />

Berlin sowie Müritz-Havel- und Müritz-Elde-Wasserstraße<br />

sollen technisch instandgehalten<br />

und erneuert werden“, hieß es<br />

aus dem Branchenverband. Wie dringlich<br />

dies ist, belegt ein enormer Investitionsstau,<br />

den Woitendorf bundesweit auf insgesamt<br />

eine Milliarde Euro beziffert. Etwa<br />

80 Prozent der wasserbaulichen Anlagen,<br />

darunter vor allem Schleusen, müssten repariert<br />

oder erneuert werden.<br />

Nach Jahren starker Zuwächse in dem<br />

„hart umgekämpften Markt“, so Steffen<br />

Schulz, Geschäftsführer von Yachtcharter<br />

Schulz, konzentriert sich die Branche<br />

darauf, die Vielfalt und Qualität der Hausboot-Angebote<br />

zu verbessern. Ähnlich den<br />

Vermarktungsstrategien in der Hotellerie,<br />

existiert eine erhebliche Preisspanne. Von<br />

Sparpaketen bis Luxusofferten ist für jeden<br />

Anspruch etwas dabei. Abhängig von<br />

Saison und Bootsgröße werden nach Angaben<br />

von Schulz Wochenmieten von 500<br />

bis 1.250 Euro für Zwei-Personen-Boote<br />

und 2.350 bis 4.150 Euro für größere Schiffe<br />

mit zwölf Personen fällig. Die Hausboote<br />

sind komfortabel eingerichtet, verfügen<br />

über moderne Sanitär- und Wohnbereiche<br />

sowie Kommunikationstechnik. Einige sind<br />

auf die Bedarfe älterer Wassertouristen<br />

und Gäste mit Behinderung zugeschnitten.<br />

Einen besonderen Clou stellt der sogenannte<br />

„freecamper“-Trimaran dar. Auf<br />

das floßartige Gefährt können Straßen-<br />

Wohnmobile bis zu 3,5 Tonnen unkompliziert<br />

verladen und mit auf die Wasserreise<br />

genommen werden. W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


28 | W+M LÄNDERREPORT<br />

„Wir wollen im Mittelstand wachsen“<br />

W+M-Interview mit Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand<br />

Mittelstandsbank Mitte/Ost der Commerzbank AG<br />

W+M: Herr Kotzbauer, der Firmenkundenchef<br />

der Commerzbank Michael Reuther<br />

hat eine Mittelstandsoffensive ausgerufen.<br />

Die Commerzbank will 10.000 neue<br />

mittelständische Kunden gewinnen. Wie<br />

erfolgreich sind Sie bisher auf diesem Weg<br />

in Ostdeutschland?<br />

Michael Kotzbauer: Wir haben im letzten<br />

Jahr in der Region bereits neue mittel-ständische<br />

Kunden im dreistelligen<br />

Bereich gewonnen. Insgesamt haben wir<br />

mehr als 15.000 Firmen- und Unternehmerkunden<br />

in den ostdeutschen Bundesländern.<br />

Das Wachstum ist ein klares Bekenntnis<br />

des Firmenkundengeschäfts zu<br />

Ostdeutschland und seinen starken Branchen.<br />

Wir untermauern das bundesweit<br />

und branchenübergreifend mit einer neuen<br />

Mittelstands-Kredit initiative in Höhe von<br />

sechs Milliarden Euro.<br />

W+M: Als Grundlage für künftiges Wachstum<br />

hat die Commerzbank ihr Mittelstandsgeschäft<br />

neu geordnet. Was hat<br />

Sie zu diesem Schritt veranlasst?<br />

Michael Kotzbauer: Wir haben nach rund<br />

zwölf Jahren das erfolgreiche Modell unserer<br />

Mittelstandsbank analysiert und an<br />

die zukünftigen Entwicklungen im Bankengeschäft<br />

angepasst. Dabei stand die Frage<br />

im Fokus, wie wir im Sinne unserer Kunden<br />

das Firmenkundengeschäft noch effizienter<br />

gestalten können, indem wir die<br />

Prozesse, beispielsweise die Kreditbearbeitung,<br />

beschleunigen.<br />

W+M: Was verändert sich dadurch konkret<br />

für die Kunden?<br />

MITTELSTAND VOR FÜHRUNGSWECHSEL<br />

Einer Studie der Commerzbank zufolge haben<br />

29 Prozent der Unternehmen im ostdeutschen<br />

Mittelstand in den letzten fünf<br />

Jahren einen Wechsel an der Führungsspitze<br />

vollzogen. 40 Prozent steht in den nächsten<br />

fünf Jahren ein solcher Wechsel bevor.<br />

Weitere Ergebnisse der Studie „Next<br />

Generation: Neues Denken für die Wirtschaft“<br />

der Mittelstandsinitiative Unternehmerperspektiven:<br />

Ostdeutsche Unternehmen<br />

sind im Schnitt besonders jung.<br />

Drei Viertel der Betriebe wurden in den<br />

letzten 30 Jahren gegründet, jedes zehnte<br />

Unternehmen ist jünger als zehn Jahre.<br />

Die Altersstruktur der Führungskräfte in<br />

Ostdeutschland ist gut gemischt und vergleichsweise<br />

jung. Ostdeutsche Mittelständler<br />

profitieren von einem heterogenen<br />

Spitzenmanagement mit unterschiedlichem<br />

Management- und Erfahrungswissen<br />

und bleiben dadurch konkurrenzfähig.<br />

Michael Kotzbauer: Die Commerzbank<br />

hat die bisherigen drei Bereiche – das Privatkundengeschäft,<br />

die Mittelstandsbank<br />

und das Investmentbanking – neu strukturiert.<br />

Firmenkunden mit weniger als 15<br />

Millionen Euro Umsatz haben wir in ein<br />

eigenes Segment „Unternehmerkunden“<br />

überführt und im Privatkundengeschäft angesiedelt.<br />

Größere Unternehmen betreuen<br />

wir im neuen Segment Firmenkunden,<br />

das aus der Zusammenlegung der Mittelstandsbank<br />

und unserem Kapitalmarktgeschäft<br />

entstanden ist. Damit wollen wir<br />

die Herausforderungen, denen sich unsere<br />

mittelständischen Kunden gegenübersehen,<br />

noch stärker in den Mittelpunkt unserer<br />

Arbeit rücken.<br />

W+M: Welche sind dies mit Blick auf ostdeutsche<br />

Unternehmen?<br />

Michael Kotzbauer: Eine wichtige Zukunftsaufgabe<br />

ist die Internationalisierung<br />

unserer Firmenkunden. Wir haben im Zuge<br />

der Neustrukturierung unsere Produktvielfalt<br />

reduziert, die Qualität der Produkte kalibriert<br />

und bieten diese für unsere Kunden<br />

nun verstärkt für ihr Auslandsgeschäft an.<br />

Wir beraten dabei den Unternehmer vor<br />

Ort und nutzen dazu unser Netzwerk von<br />

Dies ist auch mehr denn je notwendig:<br />

Denn die Unternehmer in Ostdeutschland<br />

sehen sich veränderten Rahmenbedingungen<br />

ausgesetzt. Für 46 Prozent der<br />

Befragten stellen insbesondere starke<br />

neue Wettbewerber und für 27 Prozent<br />

der Umbruch von Schlüsseltechnologien<br />

zukünftige Aufgaben dar. Modernisierungsbedarf<br />

sehen sie nicht hauptsächlich<br />

bei der Angebotspalette (44 Prozent),<br />

sondern setzen vielmehr auf eine bessere<br />

Mitarbeiterqualifikation (62 Prozent) und<br />

ein neues Führungsverständnis (57 Prozent).<br />

Einen Wandel erwarten die befragten<br />

Unternehmen auch von den Banken. Neben<br />

der Entwicklung neuer Software und<br />

Apps erwarten 48 Prozent der ostdeutschen<br />

Mittelständler intelligente Lösungen,<br />

um die Bank-Services in die eigenen<br />

IT-Systeme zu integrieren.<br />

Foto: Mimi Potter / fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


OSTDEUTSCHLAND | 29<br />

internationalen Partnern. Unser Ziel ist es,<br />

das Risiko unserer Kunden im Auslandsgeschäft<br />

zu minimieren, etwa durch die Absicherung<br />

von Zins- und Währungsrisiken.<br />

Auch das Dokumentengeschäft gewinnt<br />

wieder an Bedeutung. Bei diesen Themen<br />

sind wir mit unserer starken Expertise im<br />

Auslandsgeschäft als Bank führend.<br />

W+M: Das Auslandsgeschäft ist für den<br />

Mittelstand gegenwärtig nicht ohne Risiken.<br />

Wie verunsichert sind Ihre Kunden ob<br />

der aktuellen politischen Geschehnisse?<br />

Michael Kotzbauer: Zunächst muss man<br />

einmal festhalten: Die deutsche Wirtschaft<br />

wächst immer noch robust, dank<br />

ihrer Innovationskraft und eben auch der<br />

frühzeitigen Internationalisierung. Unser<br />

Mittelstand beherrscht das Geschäft in<br />

den globalen Märkten. Das ist eine Stärke,<br />

auf die wir stolz sein können. Natürlich<br />

beobachten unsere Firmenkunden<br />

eine zunehmende Volatilität in den Märkten,<br />

nicht nur in Asien und den USA, sondern<br />

auch in Europa, etwa durch den Brexit<br />

oder die Entwicklungen in der Türkei.<br />

Wir spüren eine zunehmende Besorgnis<br />

bei den Kunden, aber auch einen professionellen<br />

Umgang mit der Situation. Die<br />

Devise kann deshalb nicht sein, das Auslandsgeschäft<br />

einzustellen, sondern es<br />

besser abzusichern.<br />

W+M: Für welche Herausforderungen<br />

muss sich der ostdeutsche Mittelstand<br />

wappnen?<br />

Michael Kotzbauer: Neben der Internationalisierung<br />

gewinnt die Nachfolgesuche<br />

an Bedeutung. Sie betrifft in Ostdeutschland<br />

in den kommenden Jahren 20.000<br />

Unternehmen mit rund 270.000 Arbeitsplätzen.<br />

Ein herausragendes Thema wird<br />

zudem die Digitalisierung sein. Ich bin der<br />

festen Überzeugung, dass die Digitalisierung<br />

zum entscheidenden Faktor im Wettbewerb<br />

der Standorte wird. Das betrifft<br />

sowohl Fragen der Infrastruktur, etwa bei<br />

der Versorgung mit schnellem Internet, als<br />

auch das Tempo, mit dem Unternehmen<br />

ihre Prozesse digitalisieren werden.<br />

W+M: Auch der Bankensektor muss sich<br />

digitalisieren. Wie weit ist die Commerzbank<br />

damit vorangeschritten?<br />

Michael Kotzbauer: Die Commerzbank<br />

kann nur erfolgreich sein, wenn wir zur<br />

Multikanalbank werden. Bis 2020 wollen<br />

wir rund 80 Prozent unserer Prozesse digitalisieren.<br />

Der mittelständische<br />

Kunde kann dann online einen<br />

Kredit beantragen und<br />

wird binnen 24 Stunden<br />

eine Entscheidung erhalten.<br />

Auch das Beantragen<br />

von Avalen wird<br />

beispielsweise in Kürze<br />

online möglich sein.<br />

W+M: Hat die klassische<br />

Filiale angesichts<br />

dieser Entwicklung noch<br />

eine Zukunft?<br />

ZUR PERSON<br />

Michael Kotzbauer wurde am 12. Mai<br />

1968 in New York geboren. Seit 1996<br />

übernahm der gelernte Bankkaufmann<br />

und Diplom-Betriebswirt (FH) verschiedene<br />

Positionen bei der Commerzbank<br />

AG, unter anderem für knapp zwei Jahre<br />

die des Regionalvorstands Asien.<br />

Seit Anfang <strong>2017</strong> ist Kotzbauer als<br />

Bereichsvorstand Mittelstandsbank für<br />

die Region Mitte/Ost verantwortlich.<br />

Michael Kotzbauer: Die regionale Nähe<br />

bleibt im Firmenkundengeschäft ein unverzichtbarer<br />

Faktor. Multikanalbank bedeutet<br />

ja nicht, dass es nur noch digitale<br />

Angebote geben wird. Die Commerzbank<br />

verfügt in Ostdeutschland über sieben<br />

Niederlassungen und 15 Standorte im<br />

Firmenkundengeschäft. An unserer starken<br />

regionalen Präsenz halten wir fest.<br />

Interview:<br />

Karsten Hintzmann und<br />

Matthias Salm<br />

Foto: Commerzbank AG<br />

Michael Kotzbauer, Bereichsvorstand<br />

Mittelstandsbank<br />

Mitte/Ost der<br />

Commerzbank AG.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


30 | W+M OSTDEUTSCHE SPITZENPRODUKTE<br />

Hightech am Fuß<br />

Auf „Smarten Socken" in die Zukunft<br />

OST<br />

DEUTSCHE<br />

SPITZEN<br />

PRODUKTE<br />

Bereich der Rehabilitation und Diabetologie.<br />

Dafür sorgt die in der Socke versteckte<br />

Sensorik. „Die bei uns hergestellte<br />

Elektronik der Socke misst die Druckverteilung<br />

und Beschleunigung am Fuß.<br />

Dadurch können Rückschlüsse auf Parameter<br />

wie einseitige Belastung gezogen<br />

werden“, erklärt Prof. Dr. Stephan Odenwald<br />

von der TU Chemnitz.<br />

Gemeinsam mit<br />

seinen Mitarbeitern<br />

Markus Hill<br />

und Maja Neubert<br />

erstellte er nicht<br />

nur die Elektronik,<br />

sondern programmierte<br />

auch<br />

die zugehörige<br />

App: „Unsere App<br />

verfügt über eine<br />

grafische Benutzeroberfläche,<br />

die aufbereitete Daten<br />

in Echtzeit auf mobilen Geräten wie<br />

Smartphones und Tablets anzeigt“, sagt<br />

Odenwald. So sehen die Nutzer genau,<br />

welcher Fußbereich wie stark belastet<br />

wird. Komme es dann zur Überanstrengung,<br />

schlage die App Alarm. Zudem erfassen<br />

Sensoren Luftfeuchte und Temperatur.<br />

10,4 Prozent der Unternehmen in Sachsen warten mit Marktneuheiten<br />

auf. 2,5 Prozent des Umsatzes sächsischer Unternehmen wird mit<br />

Produktneuheiten generiert, wie eine Umfrage des sächsischen<br />

Wirtschaftsministeriums bei den Unternehmen des Freistaates ergab.<br />

Und viele dieser Produktneuheiten kommen aus dem sächsischen<br />

Mittelstand – wie zum Beispiel die „Smarten Socken", mit denen sich<br />

gerade der Textilhersteller Lindner aus Hohenstein-Ernstthal in die<br />

Zukunft aufmacht. Von Katrin Kleeberg<br />

Gemeinsam mit der Professur<br />

Sportgerätetechnik der Technischen<br />

Universität (TU) Chemnitz<br />

entwickelte das Unternehmen das Hightech-Fußkleid,<br />

das für Leistungs- und<br />

Freizeitsportler ebenso geeignet ist, wie<br />

für medizinische Anwendungen, etwa in<br />

der Schmerz- und Unfalltherapie oder im<br />

Markus Hill (r.), wissenschaftlicher Mitarbeiter an<br />

der Professur Sportgerätetechnik der Technischen<br />

Universität Chemnitz, und Textilhersteller Thomas<br />

Lindner prüfen die Sensoren der „Smarten Socke“.<br />

Damit all das funktioniert, muss die Elektronik<br />

robust sein und fest am Fuß anliegen.<br />

Die größte Herausforderung dabei<br />

sei gewesen, die Socke bei aller in<br />

ihr versteckter Technik – immerhin beherbergt<br />

sie acht kleine Drucksensoren<br />

in der Sohle und einen Minicomputer im<br />

Bund – dennoch angenehm tragbar und<br />

waschmaschinentauglich zu machen, erklärt<br />

der Geschäftsführer des Unternehmens<br />

Thomas Lindner. Dafür entwickelte<br />

der Textilhersteller, der bereits Erfahrungen<br />

mit der Herstellung von Kompressionsstrümpfen<br />

und Diabetiker-Socken hat,<br />

ein eigenes Verfahren, durch das die Sensorik<br />

wie bei einem Sandwich zwischen<br />

zwei Textilschichten eingebettet liegt. Zusätzlich<br />

verhindert eine Gel-Einlage das<br />

Verrutschen.<br />

Für Aufsehen sorgte die „Smarte Socke“<br />

bereits auf der „Medica“ 2016, der internationalen<br />

Fachmesse für Medizintechnik<br />

und Elektromedizin. Jetzt steht die Entwicklung<br />

zur Marktreife an. Noch in diesem<br />

Jahr soll die Smarte Socke auf den<br />

Markt kommen.<br />

W+M<br />

Foto: Wolfgang Schmidt<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


POLITIK | 31<br />

Braucht Deutschland angesichts des<br />

wachsenden Fachkräftemangels<br />

überhaupt noch einen<br />

Mindestlohn?<br />

Martin Dulig (SPD) ist Sächsischer Staatsminister<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr.<br />

Mario Ohoven ist Präsident des Bundesverbandes<br />

mittelständische Wirtschaft (BVMW).<br />

Fotos: SMWA/Schleser (links), Thomas Imo (rechts)<br />

„Ja”<br />

Natürlich brauchen wir<br />

„Nein”<br />

Denn der Mindestlohn verschärft<br />

den Fachkräfte-<br />

weiterhin einen flächendeckenden<br />

gesetzlichen Mindestlohn.<br />

Wer arbeitet, muss davon leben könsätzlichen<br />

Einstellungshürden durch den Mindestmangel.<br />

Unter den zunen<br />

– ohne auf Sozialleistungen angewiesen zu<br />

lohn leiden vor allem die Schwächeren am Arbeitsmarkt:<br />

Langzeitarbeitslose, Flüchtlinge und junge<br />

sein. Er gibt Beschäftigten Würde und entlastet<br />

gleichzeitig die Steuerzahler von Aufstockungsleistungen<br />

nach Hartz IV. Berufsanfängern sichert gessen, dass jedes Jahr 50.000 Jugendliche die<br />

Menschen ohne Abschluss. Wir dürfen nicht ver-<br />

der Mindestlohn eine echte Bezahlung von Anfang<br />

an – die „Generation Praktikum“ ist damit den neuen Bundesländern arbeitet zudem jeder<br />

Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. In<br />

Geschichte.<br />

Dritte im Niedriglohnbereich. Steigt der Mindestlohn,<br />

droht der Verlust von (qualifizierten) Arbeits-<br />

Und er hilft auch unseren Unternehmen, denn er<br />

schützt sie im Inland vor Konkurrenten aus Niedriglohnländern.<br />

Ausländische Unternehmen müssen Neun von zehn Mittelständlern finden, wenn überplätzen.<br />

ihren in Deutschland tätigen Arbeitnehmern den haupt, nur mit Mühe Fachkräfte. Zugleich sind<br />

hier gültigen Mindestlohn ebenfalls zahlen. seit Einführung des Mindestlohns über 53.000<br />

Der Fachkräftemangel hat anscheinend in einigen Praktikumsplätze entfallen. Jeder sechste Betrieb<br />

Bereichen der sächsischen Wirtschaft noch nicht musste Praktikantenplätze abbauen, weil die Kosten<br />

für Praktikantenlöhne sich von 300 Millionen<br />

zu der Erkenntnis geführt, dass höhere Löhne notwendig<br />

sind. Schon allein deshalb, bleibt der gesetzliche<br />

Mindestlohn als Untergrenze für ein sitt-<br />

Das ist fatal, weil die Praktikanten von heute die<br />

in 2012 auf 600 Millionen Euro verdoppelt haben.<br />

liches Lohngefüge unverzichtbar.<br />

Fachkräfte von morgen sind.<br />

Für eine Rente, die über der Grundsicherung von Deutschland muss aufpassen: Im globalen Ranking<br />

788 Euro liegt, muss ein Beschäftigter einen Stundenlohn<br />

von 11,68 Euro erhalten – in 45 Beitrags-<br />

bei der Wettbewerbsfähigkeit in nur vier Jahren<br />

des IMD World Competitiveness Centers sind wir<br />

jahren, bei 38,5 Stunden pro Woche. Davon sind von Rang sechs auf den 13. Platz abgerutscht. Ein<br />

wir heute noch weit entfernt. Deshalb setzen wir Grund sind die hohen Arbeitskosten. Unternehmen<br />

auf eine Stärkung der Tarifbindung.<br />

in den USA und Japan können heute fast zu gleichen<br />

Kosten wie vor zehn Jahren produzieren, bei<br />

Der Mindestlohn ist also der notwendige erste<br />

Schritt. Ich will, dass alle Löhne in Sachsen steigen.<br />

In einer immer stärker auf Fachkräfte an-<br />

seit 2007 um 13 Prozent verteuert. Fazit: Der Min-<br />

uns haben sich die Arbeitskosten in der Industrie<br />

gewiesenen Weltwirtschaft kann Sachsen nur<br />

destlohn schadet. Er treibt die Kosten in die Höhe,<br />

konkurrenzfähig bleiben, wenn es für gut ausgebildete<br />

Menschen attraktiv bleibt.<br />

zu Lasten der Ausbildung künftiger<br />

bürdet den Betrieben extra Bürokratie auf und geht<br />

Fachkräfte.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


32 | W+M POLITIK<br />

Wie haben sich die Abgeordneten aus<br />

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

um Unternehmen und Jobs gekümmert?<br />

DIE GROSSE<br />

W+M<br />

BUNDESTAGS<br />

BILANZ<br />

Der Wahltag rückt näher: Am 24.<br />

September <strong>2017</strong> entscheiden die<br />

Bundesbürger darüber, wer in den<br />

kommenden vier Jahren Deutschland<br />

führen wird. Sie sind aufgerufen, ihre<br />

Stimmen für den 19. Bundestag abzugeben.<br />

Zum achten Mal seit 1990 können<br />

sich auch die Ostdeutschen an der Bundestagswahl<br />

beteiligen. Aktuell vertreten<br />

130 der insgesamt 630 Bundestagsabgeordneten<br />

die neuen Bundesländer und<br />

Berlin im höchsten deutschen Parlament.<br />

Das Magazin <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

zieht seit Jahresbeginn Bilanz. Dazu haben<br />

wir allen Abgeordneten aus Ostdeutschland<br />

und Berlin eine Frage gestellt:<br />

Was haben Sie konkret für die regionale<br />

Wirtschaft in Ihrem Wahlkreis in<br />

der <strong>2017</strong> zu Ende gehenden Wahlperiode<br />

geleistet?<br />

Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie sich<br />

die Volksvertreter aus Brandenburg und<br />

Mecklenburg-Vorpommern um Unternehmen,<br />

Infrastruktur und Jobs in den insgesamt<br />

16 Wahlkreisen gekümmert haben.<br />

<br />

<br />

Von Karsten Hintzmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ BRANDENBURG | 33<br />

Annalena Baerbock, 36<br />

Potsdam – Potsdam-Mittelmark II –<br />

Teltow-Fläming II<br />

Ulrich Freese, 66<br />

Cottbus – Spree-Neiße<br />

Jens Koeppen, 54<br />

Fotos oben: Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Frank Nürnberger, unten: spdfraktion.de, 2x Bundestagsfranktion Die Linke<br />

Im Wirtschaftsausschuss habe ich die Industrielle<br />

Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />

und das Zentrale Innovationsprogramm<br />

für den Mittelstand (ZIM) unterstützt. Gemeinsam<br />

mit großen und kleinen Unternehmen,<br />

den Handels- und Handwerkskammern<br />

und den Naturschutz- und<br />

Tourismusverbänden arbeite ich daran,<br />

Brandenburg fit für die Zukunft nach der<br />

Braunkohle zu machen. Ich streite für<br />

eine Modernisierung unserer Verkehrsinfrastruktur,<br />

zum Beispiel für die Elektrifizierung<br />

der Bahnstrecke Cottbus–Görlitz.<br />

Angelika Krüger-Leißner, 66<br />

Oberhavel – Havelland II<br />

Im Februar <strong>2017</strong> hat Frank-Walter Steinmeier<br />

sein Mandat niedergelegt. Dies<br />

ist nötig geworden, da die Bundesversammlung<br />

Herrn Steinmeier zum neuen<br />

Bundespräsidenten gewählt hat. Am 19.<br />

März <strong>2017</strong> hat er das Amt angetreten.<br />

Dieses Mandat musste mit Hilfe der<br />

SPD-Landesliste der vergangenen Bundestagswahl<br />

nachbesetzt werden. Ich<br />

übernahm das Mandat und werde es bis<br />

zur Konstituierung des neuen Bundestages<br />

fortführen.<br />

Brandenburg ist ein von vielfältiger Industrie<br />

geprägtes Land. Im Wirtschaftsund<br />

Haushaltsausschuss setze ich mich<br />

dafür ein, dass das auch so bleibt. Es<br />

geht um sichere, saubere und bezahlbare<br />

Energie, die Fortführung des Bergbaus,<br />

die Beseitigung von Altlasten, um<br />

gute Verkehrs- und Telekommunikationsinfrastruktur<br />

und um die Entwicklung<br />

der ländlichen Räume. Vielfältige<br />

Unternehmergespräche sichern einen<br />

kontinuierlichen Austausch und oft habe<br />

ich dabei individuelle Hilfe leisten können.<br />

Thomas Nord, 59<br />

Frankfurt/Oder – Landkreis Oder-Spree<br />

Als Mitglied im Unterausschuss für Regionale<br />

Wirtschaftspolitik habe ich die<br />

dort behandelten Themen bearbeitet.<br />

Zum Beispiel der jährliche Einsatz des<br />

ERP-Sondervermögens oder das ZIM<br />

kommen dem Wahlkreis durch die Förderung<br />

von wirtschaftlichen Projekten<br />

und Unternehmen zu Gute. Ein weiteres<br />

Projekt ist für mich und den Verein Weitblick<br />

e. V. der Kampf für die Modernisierung<br />

der Schleusen in Kleinmachnow<br />

und Fürstenwalde/Spree und der Einsatz<br />

für die Binnenschifffahrt, insbesondere<br />

in Ostdeutschland.<br />

Uckermark – Barnim I<br />

Das Förderprogramm für schnelle Internetverbindungen<br />

wurde von mir genauso<br />

unterstützt wie der Bundesverkehrswegeplan<br />

mit seinen Straßenbauprojekten für<br />

Brandenburg. Der Ausbau der Digitalen<br />

Infrastruktur ist für Unternehmer im ländlichen<br />

Raum ein Schlüssel für zukünftige<br />

Aufträge. Rahmenbedingungen auf Bundesebene<br />

sind das eine – wichtig war aber<br />

auch, bei den Akteuren vor Ort etwa die<br />

Breitbandförderung bekannt zu machen.<br />

Viele Kirchengemeinden und Vereine konnte<br />

ich dabei unterstützen, Mittel für die Sanierungen<br />

von Denkmälern einzuwerben.<br />

Harald Petzold, 55<br />

Oberhavel – Havelland II<br />

Der Ausbau der nördlichen B96 wurde<br />

endlich als „dringlich“ in den Bundesverkehrswegeplan<br />

aufgenommen. Darüber<br />

hinaus habe ich mich für den Erhalt des<br />

Deutsche-Bahn-Standortes Eberswalde<br />

eingesetzt, dafür wurde eine arbeitnehmerfreundliche<br />

Lösung gefunden. Ich<br />

kämpfe um den Erhalt der Arbeitsplätze<br />

bei Bombardier Hennigsdorf, darüber<br />

hinaus für eine S-Bahn-Anbindung für<br />

Velten, eine bessere Schienenpersonenverkehrsanbindung<br />

der Region Havelland/Oberhavel/Barnim<br />

sowie faire Entlohnung<br />

der Beschäftigten in der Region.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


34 | W+M POLITIK<br />

Jana Schimke, 37<br />

Dahme-Spreewald – Teltow-Fläming<br />

III – Oberspreewald-Lausitz I<br />

Als Abgeordnete zählt es zu meinen Aufgaben,<br />

im Bund die richtigen Entscheidungen<br />

für eine mittelstandsfreundliche<br />

Politik zu treffen. Das Feedback unserer<br />

Gewerbetreibenden ist für mich dabei<br />

von großer Bedeutung. Sie sorgen für Arbeit,<br />

Fortschritt und Wohlstand in unserer<br />

Region. So begründet sich auch mein<br />

„Nein“ zum Mindestlohn, der neue Bürokratie<br />

und Kosten geschaffen hat und damit<br />

Arbeitsplätze gefährdet. Vor Ort wirke<br />

ich als Bindeglied und Schnittstelle, wenn<br />

es um Problemlösungen, Fördermöglichkeiten<br />

und Kooperationen geht.<br />

Klaus-Peter Schulze, 62<br />

Cottbus – Spree-Neiße<br />

Ein zentrales Vorhaben war die hohe<br />

Priorisierung sechs regionaler Straßenprojekte<br />

im Bundesverkehrswegeplan.<br />

Die Infrastruktur ist eine wichtige Grundlage<br />

für wirtschaftliches Wachstum.<br />

Daneben habe ich mich aktiv für den<br />

Abschluss eines 6. Verwaltungsabkommens<br />

eingesetzt. Die LMBV stellt einen<br />

bedeutenden Auftraggeber für regionale<br />

Unternehmen dar. Mit Blick auf die Lausitzer<br />

Braunkohleverstromung war es<br />

mir zudem wichtig, Klimaschutzplan und<br />

Braunkohle-Einigung für die Region verträglich<br />

zu gestalten.<br />

Sebastian Steineke, 43<br />

Prignitz – Ostprignitz-Ruppin –<br />

Havelland<br />

Ich habe mich nachdrücklich für wichtige<br />

Infrastrukturprojekte im Nordwesten<br />

Brandenburgs (zum Beispiel A14, B167,<br />

Elbe) als bedeutenden Standortfaktor eingesetzt.<br />

Auf meine Initiative haben wir die<br />

Bereitstellung von Bundesmitteln für die<br />

Schleuse Friedenthal erreicht, wovon auch<br />

die Ruppiner Tourismuswirtschaft profitiert.<br />

Weiterhin habe ich mich für bessere<br />

Breitbandverbindungen und die Medizinische<br />

Hochschule in Neuruppin und damit<br />

den Ausbau der Gesundheitswirtschaft<br />

stark gemacht.<br />

BUNDESTAGSWAHLKREISE BRANDENBURG<br />

56 Prignitz – Ostprignitz-Ruppin<br />

– Havelland I<br />

57 Uckermark – Barnim I<br />

58 Oberhavel – Havelland II<br />

59 Märkisch-Oderland – Barnim II<br />

60 Brandenburg an der Havel –<br />

Potsdam-Mittelmark I –<br />

Havelland III – Teltow-Fläming I<br />

61 Potsdam – Potsdam-Mittelmark II<br />

– Teltow-Fläming II<br />

62 Dahme-Spreewald – Teltow-<br />

Fläming III – Oberspreewald-<br />

Lausitz I<br />

63 Frankfurt (Oder) – Oder-Spree<br />

64 Cottbus – Spree-Neiße<br />

65 Elbe-Elster – Oberspreewald-<br />

Lausitz II<br />

56<br />

60<br />

61<br />

58<br />

62<br />

65<br />

57<br />

59<br />

63<br />

64<br />

Michael Stübgen, 57<br />

Elbe-Elster – Oberspreewald-Lausitz II<br />

Mehr Infrastruktur, mehr Wachstum! Wichtige<br />

Wahlkreisprojekte sind im Bau: Rund<br />

30 Millionen Euro fließen in die Ortsumfahrung<br />

(OU) Bad Liebenwerda der B183. Im<br />

Bau ist die innerstädtische OU der B96 in<br />

Finsterwalde, sie kostet rund zehn Millionen<br />

Euro. In den BVWP 2030 sind wichtige<br />

Umfahrungen aufgenommen worden:<br />

B169 Elsterwerda, Plessa, Schwarzheide,<br />

Allmosen, Lindchen, Neupetershain sowie<br />

nach Höherwertung die B87 in Herzberg.<br />

Mit dem 6. LMBV-Folgeabkommen stehen<br />

weitere 1,23 Milliarden Euro für die<br />

Braunkohlesanierung zur Verfügung.<br />

Fotos oben: Karoline Wolf, Foto-AG Gymnasium Melle, Sven Bodin, unten: Foto-AG Gymnasium Melle, Quelle Schaubild: maz-online.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ BRANDENBURG | 35<br />

Dr. Kirsten Tackmann, 56<br />

Hans-Georg von der Marwitz, 56<br />

Märkisch Oderland – Barnim II<br />

Andrea Wicklein, 58<br />

Potsdam – Potsdam-Mittelmark II –<br />

Teltow-Fläming II<br />

Fotos oben: Bundestagsfranktion Die Linke, Laurence Chaperon, spdfraktion.de, unten: Bundestagsfranktion Die Linke, 2x spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke)<br />

Prignitz – Ostprignitz-Ruppin – Havelland I<br />

Als linke Agrarpolitikerin will ich gute<br />

Einkommen und gute Lebensbedingungen<br />

in der Region. Deshalb kämpfe ich<br />

seit Jahren gegen den Ausverkauf des<br />

Bodens und für ortsansässige Betriebe,<br />

auch Agrargenossenschaften. Ich setze<br />

mich gegen das Preisdumping der Handelskonzerne<br />

und für mehr regionale Lebensmittelwirtschaft<br />

ein sowie für die<br />

Weidetierhaltung. Unterstützt habe ich<br />

auch Anliegen der sozialen Wohnungswirtschaft,<br />

Erneuerbarer Energien, der<br />

friedlichen Nutzung des ehemaligen Bombodroms,<br />

Mobilitätssicherung und Flüchtlingsintegration.<br />

Birgit Wöllert, 66<br />

Cottbus – Spree-Neiße<br />

Als Gesundheitspolitikerin sind für mich<br />

gute und gleichwertige Lebensbedingungen<br />

Grundvoraussetzungen für eine funktionierende<br />

Wirtschaft. Ich habe mit den<br />

Hebammen um die Sicherung ihrer Arbeitsplätze<br />

und mit den Pflegkräften des<br />

CTK in Cottbus um faire Arbeitsbedingungen<br />

gekämpft und Eltern von Kindern mit<br />

Behinderungen aktiv unterstützt. Darüber<br />

hinaus hat sich unsere Landesgruppe mit<br />

den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />

LMBV für die nahtlose Fortführung der<br />

Bergbausanierung eingesetzt und hier die<br />

Arbeitsplätze gesichert.<br />

Als Unternehmer und Landwirt weiß ich<br />

um die Bedürfnisse der Wirtschaft im<br />

ländlichen Raum. Deshalb setzte ich mich<br />

vor allem für den Erhalt und Ausbau der<br />

Infrastruktur und die Vernetzung mit der<br />

Metropolregion ein. Dazu zählt auch der<br />

Breitbandausbau. Im Agrarausschuss<br />

vertrete ich die Auffassung, dass bei<br />

der zukünftigen Ausgestaltung der EU-<br />

Förderpolitik vor allem Handwerk und<br />

Gewerbe im ländlichen Raum in den Fokus<br />

rücken müssen, so dass nationale<br />

Programme flankiert werden. Davon kann<br />

vor allem die ostdeutsche Wirtschaft<br />

profitieren.<br />

Dagmar Ziegler, 56<br />

Prignitz – Ostprignitz-Ruppin –<br />

Havelland I<br />

Gute Infrastruktur ist entscheidend, wenn<br />

wir wettbewerbsfähig sein und junge<br />

Leute in unserer Region halten wollen. In<br />

dieser Legislaturperiode habe ich mich<br />

dafür eingesetzt, spürbare Fortschritte<br />

bei den Infrastrukturprojekten unserer<br />

Region zu erreichen und gleichzeitig das<br />

Angebot des ÖPNV zu verbessern. Mein<br />

Schwerpunkt ist die Schiffbarkeit der Elbe.<br />

Gemeinsam mit Umwelt, Wirtschaft, den<br />

Ländern, dem Bund und Tschechien sind<br />

wir auf der Zielgeraden zu einem tragfähigen<br />

Gesamtkonzept Elbe.<br />

In Potsdam liegt mir besonders die Filmwirtschaft<br />

am Herzen. Die Studios Babelsberg<br />

gehören zu den attraktivsten<br />

Film- und TV-Produktionsstandorten der<br />

Welt. Seit langem fordere ich mehr Bundesmittel<br />

für die Filmförderung. Mit dem<br />

„German Motion Picture Fund“ (GMPF)<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums habe<br />

ich mich erfolgreich dafür eingesetzt. Er<br />

war auch dringend notwendig, nachdem<br />

2013 Kulturstaatsministerin Monika Grütters<br />

die Bundesmittel für den Deutschen<br />

Filmförderfonds von 70 auf 50 Millionen<br />

Euro abgesenkt hat.<br />

Stefan Zierke, 46<br />

Uckermark – Barnim I<br />

Insgesamt konnte ich rund vier Millionen<br />

Euro für den Denkmalschutz in meinen<br />

Wahlkreis holen, wovon regionale Bauunternehmen<br />

profitieren. Der Ausbau von<br />

Infrastrukturprojekten auf Straße, Schiene<br />

und Wasserwegen stärkt die Industriestandorte<br />

in der Uckermark und im<br />

Barnim. Der Erhalt der touristisch genutzten<br />

Wasserstraßen bringt mehr Wertschöpfung<br />

für die wasser- und landseitigen<br />

Anbieter in der Dienstleistungs- und<br />

Tourismusbranche. Durch den Mindestlohn<br />

konnten wir zusätzliche Kaufkraft<br />

generieren.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


36 | W+M POLITIK<br />

ERGEBNIS DER<br />

ERGEBNIS DER<br />

BUNDESTAGSWAHL 2013<br />

BUNDESTAGSWAHL 2013<br />

FÜR BRANDENBURG<br />

FÜR MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

CDU 34,8<br />

NPD 2,6<br />

CDU 42,5<br />

NPD 2,7<br />

SPD 23,1<br />

FDP 2,5<br />

DIE LINKE 21,5<br />

FDP 2,2<br />

DIE LINKE 22,4<br />

AFD 6,0<br />

GRÜNE 4,7<br />

PIRATEN 2,2<br />

FREIE WÄHLER 1,0<br />

ANDERE 0,7<br />

Heidrun Bluhm, 59<br />

Mecklenburgische Seenplatte II –<br />

Landkreis Rostock III<br />

Ich kaufe alles für mein persönliches<br />

Leben in Mecklenburg-Vorpommern, soweit<br />

das möglich ist. Ich mache hier Urlaub,<br />

am liebsten im eigenen Wahlkreis.<br />

Ich betreue den Wiederaufbau des Varchentiner<br />

Schlosses und den Schlossverein.<br />

Schon bald wird daraus hoffentlich<br />

ein örtliches Zentrum der Begegnung,<br />

das auch Arbeitsplätze schafft. Das führt<br />

zu Denkmalschutz und hohen Bauleistungen.<br />

Ich werbe dafür, dass die Südbahn<br />

weiter fährt und damit Arbeit und<br />

Mobilität erhalten bleibt.<br />

SPD 17,8<br />

AFD 5,6<br />

GRÜNE 4,3<br />

PIRATEN 1,9<br />

FREIE WÄHLER 0,9<br />

ANDERE 0,6<br />

Frank Junge, 49<br />

Ludwigslust-Parchim II – Nordwestmecklenburg<br />

II – Landkreis Rostock I<br />

Ich habe Kommunen und Landkreise dabei<br />

unterstützt, Bundesmittel in Millionenhöhe<br />

für den Straßenbau und den Breitbandausbau<br />

zu erhalten. Ganz besonders habe ich<br />

mich für Fördergelder zur Sanierung denkmalgeschützter<br />

Bausubstanz eingesetzt.<br />

Es ist gelungen, mehr als 4,5 Millionen<br />

Euro für Instandsetzungs- und Ausbaumaßnahmen<br />

am Schloss Plüschow, an Kirchen<br />

in Neukloster, Parchim, Wittenburg<br />

und Goldberg sowie für die Ausgestaltung<br />

des St.-Marien-Forums nach Wismar zu<br />

holen. Von diesen Projekten wird das regionale<br />

Handwerk erheblich profitieren.<br />

Dietmar Bartsch, 59<br />

Schwerin – Ludwigslust – Parchim I –<br />

Nordwestmecklenburg I<br />

Ich unterstütze die Wirtschaft dabei,<br />

gute Arbeit für die Menschen in meinem<br />

Wahlkreis zu realisieren. So pflege ich<br />

Arbeitskontakte zur IHK Schwerin oder<br />

zu Unternehmen wie der Carl Kühne KG/<br />

Werk Hagenow, der SAS Schwerin oder<br />

den MV Werften Wismar. Einem gut funktionierenden<br />

Gesundheitswesen dienten<br />

meine Gespräche mit Führungskräften<br />

zum Beispiel des Krankenhauses Hagenow.<br />

In den Haushaltsdebatten hat sich<br />

die LINKE erfolgreich für mehr Mittel zur<br />

Integration und Förderung von Migranten<br />

eingesetzt.<br />

Kerstin Kassner, 59<br />

Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />

Greifswald I<br />

Die LINKE wirkt – als konsequente Opposition:<br />

Der Mindestlohn – seit Jahren<br />

von uns gefordert – ist ein wichtiger Meilenstein<br />

für bessere Arbeitsbedingungen<br />

und für mehr Kaufkraft. Als Mitglied der<br />

Jury des Programmes „Nationale Projekte<br />

des Städtebaus“ konnte ich Bundesmittel<br />

in Millionenhöhe für Bauprojekte in<br />

mein Bundesland holen. Darüber hinaus<br />

engagiere ich mich, nicht zuletzt als linke<br />

selbstständige Unternehmerin neben<br />

der Politik, im OWUS e. V. für eine mittelstandsfreundliche<br />

Politik.<br />

Fotos oben: Bundestagsfranktion Die Linke, unten: 2x Bundestagsfranktion Die Linke, spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke), Quelle Schaubild: Landeswahlleiter für Brandenburg, Landeswahlleiterin Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BUNDESTAGSBILANZ MECKLENBURG-VORPOMMERN | 37<br />

Matthias Lietz, 64<br />

Mecklenburgische Seenplatte I –<br />

Vorpommern-Greifswald II<br />

Dr. Angela Merkel, 62<br />

Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />

Greifswald I<br />

Dietrich Monstadt, 59<br />

Schwerin – Ludwigslust – Parchim I –<br />

Nordwestmecklenburg I<br />

Ich habe mich dafür stark gemacht, dass<br />

die Infrastruktur und damit die Wirtschaft<br />

des Transitlandes Mecklenburg-Vorpommern<br />

durch den Bundesverkehrswegeplan<br />

2030 besser angebunden und auch die<br />

seewärtige Entwicklung vorangetrieben<br />

wird. So werden wichtige Straßenprojekte<br />

wie die Ortsumfahrungen von Neubrandenburg,<br />

Wolgast und Pasewalk realisiert. Bei<br />

der Wasserstraße erfolgt die beschlossene<br />

Seekanalvertiefung der Häfen Rostock<br />

und Wismar. Für die Aufnahme wichtiger<br />

Schienenprojekte (zum Beispiel Berliner<br />

Nordbahn) habe ich mit Erfolg gekämpft.<br />

Wichtige Infrastrukturprojekte: Bau der<br />

Bun desstraße B96n auf Rügen (148,5 Millionen<br />

Euro), Breitbandausbau im ländlichen<br />

Raum (rund 110 Millionen Euro). Kultur- und<br />

Denkmalförderung: Botanischer Garten<br />

Greifswald (1,36 Millionen Euro), Meeresmuseum<br />

Stralsund (15 Millionen Euro), Kirchen-<br />

und Orgelsanierungen (1,6 Millionen<br />

Euro allein <strong>2017</strong>) unter anderem in Greifswald,<br />

Kenz, Tribsees, Marlow, Prerow. Förderung<br />

von Forschungsprojekten, unter anderem<br />

Forschungsanlage Wendelstein 7-X<br />

in Greifswald, Förderung von Neu- und Erweiterungsbauten<br />

für Kindertagesstätten.<br />

Ich habe daran mitgewirkt, dass in Westmecklenburg<br />

über 250 Millionen Euro für<br />

die Breitbandförderung bereitgestellt wurden.<br />

Die Fertigstellung der A14 und der<br />

Ausbau der B321 sind abgesichert und<br />

durchfinanziert. Die Verbindungskurve Bad<br />

Kleinen (Schienenverkehr) wurde im BVWP<br />

verankert. Ansiedlungen von Arztpraxen<br />

sowie kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

wurden unterstützt (Genehmigungsverfahren,<br />

Werben für unsere Region). Mittel für<br />

Städtebau, Forschung und Gelder des Innovationsfonds<br />

stehen auch in Westmecklenburg<br />

zur Verfügung.<br />

Fotos oben: Laurence Chaperon, CDU/Laurence Chaperon, Privat, unten: spdfraktion.de, Privat, spdfraktion.de (Susie Knoll/Florian Jänicke)<br />

Jeannine Pflugradt, 43<br />

Mecklenburgische Seenplatte II –<br />

Landkreis Rostock III<br />

Die regionale Wirtschaft bemerkt,<br />

dass die Menschen durch die Einführung<br />

des gesetzlichen Mindestlohns<br />

im Jahr 2015 mehr Geld in der Tasche<br />

haben. Die Kaufkraft meines Wahlkreises<br />

ist deutlich gestiegen. Das Gesetz<br />

zur Leiharbeit, das am 1. April <strong>2017</strong> in<br />

Kraft trat, unterstützt verantwortungsvolle<br />

Unternehmen, indem es ihnen<br />

einen rechtlichen Rahmen bietet, sich<br />

wirtschaftlich zu entfalten. Weiterhin<br />

fließen viele finanzielle Mittel des Bundes<br />

in die Förderung des kommunalen<br />

Städtebaus.<br />

Eckhardt Rehberg, 63<br />

Mecklenburgische Seenplatte II –<br />

Landkreis Rostock III<br />

Verkehrsinfrastruktur: 750 Millionen im<br />

Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes<br />

2030 für Mecklenburg-Vorpommern: Seekanalvertiefung<br />

Rostock, B96, Ortsumfahrungen<br />

Neubrandenburg und Mirow.<br />

Breitbandförderung: 709 Millionen Euro<br />

für Mecklenburg-Vorpommern, davon 112<br />

Millionen Euro für den Landkreis Mecklenburgische<br />

Seenplatte. Kulturförderung:<br />

16 Millionen Euro für Mecklenburg-Vorpommern,<br />

davon sechs Millionen Euro für<br />

Kultur- und Denkmalprojekte im Wahlkreis:<br />

Schloss Kummerow, Stiftskirche Bützow,<br />

Fürstengruft Mirow.<br />

Sonja Steffen, 53<br />

Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />

Greifswald I<br />

2016 lag die Arbeitslosenquote erstmals<br />

in einem Dezember unter zehn Prozent<br />

und die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern<br />

bleibt auf Wachstumskurs. Der<br />

Haushaltsausschuss hat die Weichen gestellt,<br />

um die Wirtschaft weiter anzukurbeln.<br />

Für <strong>2017</strong> haben wir 36 Milliarden<br />

Euro für Investitionen beschlossen. Dieses<br />

Geld fließt auch in die Infrastruktur im Osten.<br />

Mit dem Nachtragshaushalt 2016 werden<br />

noch einmal 3,5 Milliarden Euro für die<br />

Bildung bereitgestellt. Allein in meinem<br />

Landkreis fehlen über 30 Millionen Euro<br />

für die Schulsanierung.<br />

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38 | W+M POLITIK BUNDESTAGSBILANZ MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Diese Abgeordneten haben<br />

sich nicht geäußert<br />

Peter Stein, 49<br />

Rostock – Landkreis Rostock II<br />

Alle Projekte Digitale Infrastruktur werden<br />

gefördert. Ortsumgehung B105 Mönchhagen<br />

und Seekanal Rostock sind im BVWP.<br />

Finanzierung von Mehrgenerationenhäusern<br />

ist gesichert. Gründung des Bundesnetzwerks<br />

Regiopolen mit organisiert.<br />

Hilfe bei Markterschließung für Unternehmen<br />

und Wissenschaft in Indien (Wassermanagementsystem,<br />

Hafenbau) und<br />

Tunesien (Hafenentwicklung, Werftbau,<br />

Windenergie) geleistet. Repräsentanten<br />

Algeriens, Marokkos, Tunesiens und Indiens<br />

in den Wahlkreis geholt. Zwei Afrika-<br />

Wirtschaftstage in Rostock veranstaltet.<br />

BUNDESTAGSWAHLKREISE MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

12<br />

13<br />

12 Schwerin – Ludwigslust-Parchim I –<br />

Nordwestmecklenburg I<br />

13 Ludwigslust-Parchim II – Nordwestmecklenburg<br />

II – Landkreis Rostock I<br />

14 Rostock – Landkreis Rostock II<br />

14<br />

Karin Strenz, 49<br />

Wismar – Nordwestmecklenburg –<br />

Parchim<br />

Bereits in der letzten Legislaturperiode<br />

habe ich die Weichen für ein Projekt<br />

gestellt: die Fahrrinnenvertiefung des<br />

Wismarer Hafens. Im Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes<br />

haben wir die Zusage<br />

erhalten. Vorausgegangen sind Gespräche<br />

mit den Ministern Ramsauer und<br />

Dobrindt. Die Firmen können mehr produzieren<br />

und weitere Mitarbeiter einstellen,<br />

da größere Frachter den Hafen erreichen.<br />

Und Wismar kann den Kreuzfahrtsektor intensiver<br />

fokussieren, der ein Zugewinn für<br />

den Tourismus der Hansestadt ist.<br />

17<br />

15<br />

16<br />

15 Vorpommern-Rügen – Vorpommern-<br />

Greifswald I<br />

16 Mecklenburgische Seenplatte I –<br />

Vorpommern-Greifswald II<br />

17 Mecklenburgische Seenplatte II –<br />

Landkreis Rostock III<br />

Uwe Feiler, 51,<br />

CDU, Oberhavel – Havelland II<br />

Norbert Müller, 31,<br />

Die Linke, Potsdam – Potsdam-<br />

Mittelmark II – Teltow-Fläming II<br />

Martin Patzelt, 69,<br />

CDU, Frankfurt (Oder) – Oder-Spree<br />

Dr. Harald Terpe, 63, Bündnis ‘90/<br />

Die Grünen, Rostock – Landkreis Rostock II<br />

Fotos: 2x Privat, rechts v. o.: Sven Teschke, Bundestagsfranktion Die Linke, Jürgen Paulig, Bundestagsfraktion Bündnis ‘90/Die Grünen, Quelle Schaubild: orginalsozial.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


POLITIK | 39<br />

Das Hasso-Plattner-Institut (HPI):<br />

Hier fand der erste Roundtable statt.<br />

Roundtable.ZUKUNFT in Potsdam und Dresden<br />

Ostdeutsches Wirtschaftsforum<br />

wirft seine Schatten voraus<br />

Potsdam/Dresden. Das Ostdeutsche<br />

Wirtschaftsforum, das am 9. und 10. November<br />

wieder in Bad Saarow bei Berlin<br />

stattfinden wird, versteht sich als Zukunftstreffen.<br />

In Vorbereitung darauf fanden<br />

bereits zwei regionale<br />

Roundtable mit Unternehmern<br />

statt, die bei<br />

der Themenfindung und -diskussion unterstützen<br />

sollten. Organisiert<br />

wurden diese von den<br />

Unternehmerverbänden<br />

Brandenburg-Berlin<br />

und Sachsen in Kooperation<br />

mit dem Ostdeutschen<br />

Wirtschaftsforum.<br />

Bei den Veranstaltungen<br />

am 26. April <strong>2017</strong><br />

im Hasso-Plattner-Institut<br />

in Potsdam und am 27. April <strong>2017</strong> auf<br />

Schloss Wackerbarth bei Dresden trafen<br />

sich insgesamt über 50 Unternehmer und<br />

Unternehmensvertreter, um über das Thema<br />

Zukunft zu sprechen. Mit Impulsreferaten<br />

von IWH-Präsident<br />

Prof. Reint E.<br />

Gropp, den<br />

Innovationsexperten Dr.<br />

Jens-Uwe Meyer (Innolytics)<br />

und Christof<br />

Weidl (#openspace),<br />

moderiert von Frank<br />

Nehring, dem Sprecher<br />

der Initiative<br />

Wirtschaft.Wachstum.Zukunft<br />

und<br />

Herausgeber von<br />

W+M, kam keine Langeweile<br />

auf. W+M<br />

Referenten und Veranstalter<br />

des Roundtable am<br />

27. April: Christof<br />

Weidl, Dr. Jens-<br />

Uwe Meyer,<br />

Mike Barke und<br />

Frank Nehring<br />

(v. l.).<br />

Auf Schloss<br />

Wackerbarth<br />

fand der zweite<br />

Roundtable statt.<br />

Fotos: W+M<br />

Die Referenten Christof Weidl und Prof.<br />

Reint E. Gropp (r.) in Potsdam.<br />

Dr. Burkhardt Greiff und Hans-Peter Hiepe (r.)<br />

im HPI.<br />

Lebendige Diskussionen zum Thema Zukunft<br />

beim Roundtable in Potsdam.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


40 | W+M POLITIK<br />

Wissenstransfer ist keine Einbahnstraße<br />

Drei Fragen an Prof. Dr. Klaus Semlinger, Präsident der HTW Berlin<br />

Ein wichtiges Thema, über das beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum<br />

(9. und 10. November <strong>2017</strong> in Bad Saarow) diskutiert werden wird, ist<br />

die bessere Verzahnung von Wirtschaft und Forschung. In den neuen<br />

Bundesländern und Berlin prägen kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) die wirtschaftliche Landschaft. Gerade ihnen fehlt oft der Zugang<br />

zu praxisnaher Forschung und deren Ergebnissen. Die Hochschule für<br />

Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) will das ändern. Wie das gelingen<br />

kann, erläutert Professor Klaus Semlinger, Präsident der HTW Berlin.<br />

W+M: Was macht es für eine Hochschule<br />

wie die HTW Berlin so attraktiv, mit kleinen<br />

und mittleren Unternehmen (KMU) zusammen<br />

zu arbeiten?<br />

Klaus Semlinger: Ein Großteil unserer Absolventen<br />

arbeitet später in einem kleinen<br />

oder mittleren Unternehmen, das Studium<br />

soll also auch die künftigen Herausforderungen<br />

berücksichtigen, denen<br />

sie sich stellen müssen.<br />

Eine Verbindung<br />

zur betrieblichen Praxis im Mittelstand<br />

schon im Studium<br />

ist uns daher wichtig.<br />

Als Fachhochschule hat<br />

sich die HTW Berlin der<br />

anwendungsnahen Forschung<br />

verschrieben. Abgesehen<br />

davon, dass viele<br />

Forschungsförderungsprogramme<br />

eine Kooperation<br />

mit betrieblichen Partnern<br />

vorschreiben, sucht die Hochschule<br />

den engen Austausch<br />

und die Kooperation mit dem<br />

Mittelstand, um ihre Forschung<br />

auf praktische Fragen und Problemlösungen<br />

auszurichten. In<br />

Berlin haben die vier staatlichen Fachhochschulen<br />

zudem ein gemeinsames Institut,<br />

das Institut für angewandte Forschung<br />

Berlin (IFAF), gegründet, das mit<br />

Landesmitteln entsprechende Projekte<br />

unterstützen kann.<br />

W+M: Warum ist es für KMU attraktiv, mit<br />

der HTW Berlin zusammen zu arbeiten?<br />

Klaus Semlinger: Der Kontakt zu einer<br />

Hochschule wie der HTW Berlin kann sich in<br />

vielerlei Hinsicht für KMU lohnen. Wir bieten<br />

einen direkten Zugang zu gut qualifizierten<br />

Nachwuchskräften, zum Know-how sowohl<br />

einzelner Experten als auch interdisziplinärer<br />

Arbeits- und Forschungsteams aus den<br />

Bereichen Ingenieurwissenschaft, Informatik,<br />

Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsrecht<br />

oder Design. Mit<br />

unseren Großgeräten,<br />

Laboren und Veranstaltungsräumen<br />

bieten wir eine moderne Infrastruktur<br />

und unterstützen auch gern bei<br />

der Inanspruchnahme wissenschaftlicher<br />

Dienstleistungen – unter anderem Mess-,<br />

Prüf-, Laborleistungen, Gutachten, Auftragsforschungen<br />

und Weiterbildung.<br />

Durch unsere Innovationswerkstatt oder<br />

die Teilnahme an Fachveranstaltungen<br />

können Entwicklungsimpulse gegeben werden.<br />

Niedrigschwellige Sondierungsmöglichkeiten<br />

von Ideen zum Beispiel durch interdisziplinäre<br />

studentische Projekte oder<br />

die Unterstützung auf dem Weg zu öffentlichen<br />

Fördermitteln für umfangreichere<br />

FuE-Vorhaben gehören ebenso zu unserem<br />

Angebot. Und noch etwas Wichtiges:<br />

Alle HTW-Professoren haben vor ihrer Berufung<br />

mehrere Jahre erfolgreich außerhalb<br />

des Hochschulsystems gearbeitet.<br />

Sie halten den Kontakt<br />

und sprechen die<br />

Sprache der Praxis.<br />

W+M: Wo liegen die<br />

eigentlichen Hemmnisse?<br />

Klaus Semlinger: Trotz aller Bemühungen<br />

der Hochschule, ihr Leistungsspektrum<br />

und Leistungsvermögen transparent<br />

zu machen, bleibt unser Portfolio für viele<br />

KMU noch zu unübersichtlich. Die angebotenen<br />

„Lotsendienste“ sind nur wenigen<br />

bekannt und werden zu selten genutzt.<br />

Das Alltagsgeschäft und die begrenzten<br />

eigenen (zeitlichen) Möglichkeiten in<br />

KMU lassen oft kaum Raum für innovative<br />

Über legungen und strategische Planungen<br />

– Innovationsideen bleiben deshalb häufig<br />

entweder doch mehr im Vagen oder sie sollen<br />

unmittelbar in eine praktische Lösung<br />

überführt werden. Auf der anderen Seite<br />

sucht man Hilfe bei betrieblichen Problemen<br />

nicht selten erst sehr spät und gerät<br />

dann unter erheblichen Zeitdruck, dem<br />

Hochschulen nur sehr selten durch ganz<br />

kurzfristige Reaktion Rechnung tragen können.<br />

KMU, die mit Hochschulen kooperieren,<br />

machen mehrheitlich gute Erfahrungen<br />

– es lohnt also, sich über deren Leistungsvermögen<br />

zu informieren, sich mit den verschiedenen<br />

Anlaufstellen vertraut zu machen,<br />

und lieber einmal mehr<br />

als einmal zu wenig nachzufragen,<br />

ob und wie<br />

die Hochschule helfen<br />

kann. W+M<br />

Fotos: HTW Berlin/Alexander Rentsch<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


JETZT<br />

ANMELDEN<br />

DAVOS DES OSTENS<br />

INTERESSE AN<br />

ZUKUNFT<br />

9. + 10. November <strong>2017</strong>, Bad Saarow<br />

owf<strong>2017</strong>.de


42 | W+M TITEL<br />

Mit Brüsseler Segen<br />

auf der Überholspur<br />

In Rankings zur Dynamik und Zukunftsfähigkeit<br />

deutscher Regionen belegen ostdeutsche Städte<br />

wie Jena, Dresden oder Potsdam vordere Plätze.<br />

Eine Entwicklung, die nicht zuletzt dem gezielten<br />

Einsatz europäischer Fördergelder zu verdanken ist.<br />

Von Matthias Salm, Katrin Kleeberg,<br />

Harald Lachmann und Thomas Schwandt<br />

Wandern, Baden, Erholen – die<br />

Insel Rügen gehört zu den<br />

beliebtesten Reisezielen der<br />

Deutschen. Doch in diesem Jahr galt es,<br />

das größte Eiland der Republik zum Start<br />

in die Urlaubssaison besonders herauszuputzen.<br />

Denn eine Sturmflut hatte im Januar<br />

an Vorpommerns Stränden gewütet.<br />

Aufräumarbeiten standen an, so mussten<br />

im Ostseebad Binz Strand und Kurplatz<br />

und in Glowe die Strandaufgänge wieder<br />

hergerichtet, in Sassnitz zerstörte Wanderwege<br />

erneuert werden. Das Geld für<br />

den Frühjahrsputz in Vorpommerns Badeparadiesen<br />

floss nicht nur aus Schwerin,<br />

sondern auch aus dem weit entfernten<br />

Brüssel. Die EU hatte zu diesem Zweck<br />

die Schatulle ihres „Europäischen Fonds<br />

für regionale Entwicklung“ (EFRE) geöffnet.<br />

Es ist der ganz alltägliche Widerspruch:<br />

Während seit Monaten in heißen Wahlkampfschlachten<br />

in Frankreich, Großbritannien,<br />

den Niederlanden oder Deutschland<br />

die EU-Bürokratie als Sündenbock<br />

für die gesammelten Versäumnisse der<br />

Politik herhalten muss, werden gleichzeitig<br />

in der politischen Praxis in vielen<br />

ostdeutschen Rathausstuben fleißig Förderanträge<br />

für finanzielle Wohltaten aus<br />

Brüssel geschrieben.<br />

Im thüringischen Rastenberg etwa hoffen<br />

sie auf europäische Gelder für die Sanierung<br />

ihres Waldschwimmbades,<br />

in der Gemeinde Elbe-Parey<br />

soll die Paltrockwindmühle<br />

einen frischen<br />

Anstrich bekommen und in<br />

Oschersleben mit EU-Hilfen<br />

die Straßenbeleuchtung<br />

künftig mit LED-Technik erstrahlen.<br />

Die Liste der europäisch<br />

geförderten Projekte<br />

zwischen Ostsee und Erzgebirge<br />

ist schier endlos.<br />

Und vielerorts ist es gut<br />

angelegtes Geld: Sicher,<br />

nicht immer klappt der<br />

Geldtransfer aus der EU.<br />

Wie in Sachsen-Anhalt,<br />

wo während der abgelaufenen<br />

Förderperiode EU-Mittel wegen<br />

zu aufwendiger Beantragungsverfahren<br />

nicht abgerufen wurden. Doch dort, wo<br />

die Gelder aus den drei Hauptquellen der<br />

EU, den Förderprogrammen EFRE, ESF<br />

(Europäischer Sozialfonds) und ELER (Europäischer<br />

Landwirtschaftsfonds für die<br />

Entwicklung des ländlichen Raums), gezielt<br />

eingesetzt wurden, hinterließen sie<br />

spürbar Wirkung.<br />

Ostdeutsche Zentren im Aufwind<br />

So etwa im Zukunftsatlas der Schweizer<br />

Prognos AG. Er bewertet die Zukunftschancen<br />

und -risiken aller 402 Kreise und<br />

kreisfreien Städte Deutschlands und konstatierte<br />

2016 einen überraschenden Aufstieg<br />

der Ost-Städte. Berlin startete demnach<br />

die größte Aufholjagd im Wettbewerb<br />

der deutschen Regionen. Aber auch<br />

Zentren wie Leipzig, Dresden, Chemnitz,<br />

Erfurt und Weimar oder Landkreise im<br />

Berliner Umland entwickeln sich nach Ansicht<br />

der Schweizer Wirtschaftsforscher<br />

überdurchschnittlich. Während die Hauptstadt<br />

bei den Kriterien Dynamik, Innovation<br />

und Demografie die Prognos-Forscher<br />

überzeugte, waren es im benachbarten<br />

Grafik: Möller Medienagentur GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


EU-FÖRDERUNG | 43<br />

In Berlin-Adlershof entstand mit europäischen<br />

Fördergeldern ein bedeutender Forschungsstandort.<br />

Potsdam die guten Zahlen vom Arbeitsmarkt.<br />

Leipzig belegt im Ranking bei den<br />

Zukunftsfaktoren Demografie (Platz 1)<br />

und Dynamik (Platz 2) Spitzenpositionen.<br />

Auch im regionalen Innovationsbarometer<br />

der EU tauchen vermehrt ostdeutsche<br />

Städte in der Top-Kategorie „Innovation<br />

Leader“ auf. In der aktuellen Erhebung<br />

etwa der sächsische Ballungsraum Chemnitz–Zwickau,<br />

die Start-up-City Berlin und<br />

der Hightech-Standort Dresden. Ländliche<br />

Regionen Ostdeutschlands – auch<br />

das gehört zur Wahrheit – werden hingegen<br />

in allen Rankings weiter abgehängt.<br />

OSTDEUTSCHE REGIONEN MIT EINER ARBEITSLOSENQUOTE<br />

BIS FÜNF PROZENT<br />

Sonneberg<br />

3,5<br />

Hildburghausen<br />

4,0<br />

Eichsfeld<br />

4,5<br />

Wartburgkreis<br />

4,6<br />

Schmalkalden-Meiningen<br />

4,6<br />

Dahme-Spreewald<br />

4,7<br />

Weimarer Land<br />

4,7<br />

Foto: WISTA-MANAGEMENT GMBH – www.adlershof.de, Quelle Schaubild: Bundesagentur für Arbeit<br />

Das spiegeln auch die Zahlen vom Arbeitsmarkt.<br />

Längst existiert hier ein Ostdeutschland<br />

der zwei Geschwindigkeiten.<br />

Neben den Randregionen Thüringens mit<br />

ihren Pendlerbewegungen in den angrenzenden<br />

westdeutschen Arbeitsmarkt nähern<br />

sich die Landkreise rund um wachsende<br />

Groß- und Mittelstädte wie Berlin,<br />

Potsdam, Jena oder Weimar Werten um<br />

die fünf Prozent in der Arbeitslosenquote,<br />

während die ländlichen Gebiete Brandenburgs<br />

oder Mecklenburg-Vorpommerns<br />

weiter unter Abwanderung und niedrigem<br />

Beschäftigungsstand leiden.<br />

Blütezeit in der Hauptstadt<br />

Davon ist Berlin gegenwärtig weit entfernt.<br />

Die prosperierende Spree-Metropole hat<br />

die Fördertöpfe der EU in der Förderperiode<br />

2007 bis 2013 komplett ausgeschöpft.<br />

Insgesamt standen der Hauptstadt 1,2 Mil-<br />

Potsdam-Mittelmark<br />

Saale-Holzlandkreis<br />

5,0<br />

5,0<br />

OSTDEUTSCHE REGIONEN MIT EINER ARBEITSLOSENQUOTE<br />

ÜBER ZEHN PROZENT<br />

Halle/Saale<br />

10,1<br />

Stendal<br />

10,2<br />

Vorpommern-Greifswald<br />

10,4<br />

Mecklenburgische Seenplatte<br />

10,8<br />

Mansfeld-Südharz<br />

11,4<br />

Uckermark<br />

12,6<br />

Stand: März <strong>2017</strong><br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


44 | W+M TITEL<br />

liarden Euro aus EFRE und ESF zur Verfügung.<br />

Inklusive der kofinanzierten Landesmittel<br />

und zusätzlicher privater Investitionen<br />

befeuerten so mehr als 3,1 Milliarden<br />

Euro als finanzieller Treibstoff die Stadt –<br />

vor allem durch die Förderung der Innovationsfähigkeit<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen<br />

(KMU) sowie durch Umweltprojekte<br />

und die Stadtentwicklung.<br />

Insgesamt kamen fast 10.000 Vorhaben<br />

in den Genuss der EU-Mittel, so wurden<br />

beispielsweise 2.371 Kredite und Gründungsdarlehen<br />

an KMU ausgereicht, im<br />

Handwerk wurden 1.841 Existenzgründer<br />

unterstützt. 2.454 Berliner Unternehmen<br />

bekamen Zuschüsse für die Beteiligung an<br />

internationalen Messen und mit einem Gesamtvolumen<br />

von 548 Millionen Euro sind<br />

273 Beteiligungen an technologieorientierten<br />

Start-ups und Kreativunternehmen umgesetzt<br />

worden. Die wissenschaftliche Infrastruktur<br />

schließlich wurde mit 153 Millionen<br />

Euro Fördergeldern ausgebaut.<br />

Wie sehr sich der überlegte Einsatz<br />

von EU-Mitteln lohnt, lässt sich an der<br />

Entwicklung von Adlershof zu einem<br />

der größten und innovativsten Wissenschafts-<br />

und Technologieparks für junge<br />

Start-ups in Europa ablesen. Ende 2016<br />

waren dort bereits 1.041 Unternehmen<br />

und wissenschaftliche Einrichtungen angesiedelt.<br />

EU-Mittel trugen signifikant<br />

dazu bei, dass in Adlershof neuen Technologien<br />

in der Photonik, Optik und Mikrosystemtechnologie<br />

zum Durchbruch<br />

verholfen werden konnte.<br />

BERLIN BAUT UM<br />

Innerhalb der Förderperiode 2007 bis<br />

2013 setzte Berlin EFRE-Gelder in Höhe<br />

von 151 Millionen Euro für die Durchführung<br />

der „Zukunftsinitiative Stadtteil“<br />

ein. Mit Hilfe der EU-Fördermittel<br />

konnten über 3.000 Stadtentwicklungsprojekte<br />

erfolgreich realisiert werden.<br />

So wurden in benachteiligten Stadtgebieten<br />

14.991 soziokulturelle Einrichtungen<br />

und fast 3.000 Projekte – vor allem<br />

Maßnahmen zur präventiven Jugendarbeit<br />

– bezuschusst sowie Grünflächen<br />

im Umfang von 1,1 Millionen Quadratmetern<br />

aufgewertet.<br />

EU-BUDGETS FÜR OSTDEUTSCHLAND 2014 BIS 2020 in Millionen Euro<br />

Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE)<br />

Europäischer Sozialfonds (ESF)<br />

Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER)<br />

Berlin<br />

Brandenburg<br />

Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Sachsen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Thüringen<br />

215<br />

362<br />

385<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung Berlins –<br />

im Kern immer noch eine Dienstleistungsgesellschaft<br />

– verlief im Programmzeitraum<br />

denn auch ausgesprochen positiv:<br />

Das Bruttoinlandsprodukt erhöhte sich<br />

um 14,4 Prozent und damit mehr als doppelt<br />

so stark wie im Bundesdurchschnitt.<br />

Gleichzeitig wuchsen die Einkommen (23<br />

Prozent) und die Erwerbstätigkeit (14 Prozent)<br />

überdurchschnittlich an. Die Investitionen<br />

sind im Bundesvergleich überproportional<br />

um 36 Prozent gestiegen, die<br />

privaten Ausgaben in der Forschung und<br />

Entwicklung um 42 Prozent.<br />

499<br />

635<br />

663<br />

612<br />

680<br />

846<br />

968<br />

937<br />

879<br />

859<br />

1.050*<br />

1.050*<br />

1.170<br />

1.430<br />

2.090<br />

* Berlin und Brandenburg<br />

Brandenburg setzt Speck an<br />

Vom Boom an Spree und Havel profitieren<br />

auch die brandenburgischen Landkreise an<br />

der Peripherie. Mittlerweile liegt das Pro-<br />

Kopf-Einkommen in Potsdam-Mittelmark<br />

höher als in der Hauptstadt. Über dem Landesdurchschnitt<br />

rangieren auch die Einkommen<br />

in Dahme-Spreewald, Teltow-<br />

Fläming und im Barnim. Die Menschen in<br />

der Uckermark oder in Brandenburg an der<br />

Havel müssen dagegen mit weit weniger<br />

Geld in ihren Taschen auskommen. Es gilt<br />

für Brandenburg weiterhin: Der Speckgürtel<br />

boomt – die Fläche blutet.<br />

Die Landeshauptstadt Potsdam und ihr<br />

Umland leben aber nicht nur von der Nähe<br />

zu Berlin, sondern auch von einer beeindruckenden<br />

Forschungsinfrastruktur, die<br />

auch aus EU-Fördertöpfen in den zurückliegenden<br />

Jahren aufgebaut wurde. Beispiel:<br />

das Leibniz-Institut für Agrartechnik<br />

und Bioökonomie (ATB) in Potsdam. Zu<br />

den aus EFRE-Mitteln geförderten größeren<br />

Forschungsanlagen am ATB zählen<br />

beispielsweise eine Pilotanlage zur biotechnologischen<br />

Herstellung von Milch-<br />

Quelle Schaubild: Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


EU-FÖRDERUNG | 45<br />

Der Wirtschaftsstandort Magdeburg wuchs<br />

in den zurückliegenden Jahren schneller als<br />

der Rest des Landes Sachsen-Anhalt.<br />

Foto: IMG/Stadt Magdeburg<br />

säure und der Grenzschichtwindkanal.<br />

Er eröffnet neue Möglichkeiten der Forschung<br />

zur Minderung von Emissionen<br />

aus der Landwirtschaft.<br />

BRANDENBURG WIRD SPEICHERLAND<br />

Brandenburg will sich als Vorreiter bei<br />

der Energiewende profilieren. Dabei<br />

setzt Potsdam auf die Entwicklung von<br />

Energiespeichern. So wurde jüngst mit<br />

Fördergeldern aus der EU in Neuhardenberg<br />

ein Batteriespeichersystem in<br />

Containerbauweise mit Lithium-Ionen-<br />

Batterien errichtet. Zuvor hatte bereits<br />

die Errichtung eines Batteriespeichers<br />

mit 3.360 Speichermodulen und einer<br />

Gesamtleistung von zehn Megawatt<br />

in Feldheim eine Starthilfe aus Brüssel<br />

erhalten.<br />

Um der Wirtschaftskraft auch in den<br />

schwächeren Randregionen Brandenburgs<br />

auf die Beine helfen zu können,<br />

setzt das Land auf kleine Schritte.<br />

Etwa mit einem Mikrokredit-Programm<br />

für Kleinunternehmer mit einem<br />

Fondsvolumen von zehn Millionen<br />

Euro, davon acht Millionen Euro aus<br />

dem Europäischen Fonds für regionale<br />

Entwicklung.<br />

Sachsen-Anhalt wächst langsamer<br />

Sachsen-Anhalt bleibt das Sorgenkind<br />

im Osten. Schon fast zehn Jahre wächst<br />

die Wirtschaft langsamer als bei den östlichen<br />

wie westlichen Nachbarn. Auch<br />

2016 legte sie nur um ein Prozent zu. Das<br />

ist umso tragischer, als es im Süden des<br />

Landes mit der Energie- und Chemiewirtschaft<br />

sowie der Solarbranche um Bitterfeld<br />

hoffnungsvolle Kerne gibt. Doch gerade<br />

den Sonnensuchern bei Hanwha Q-<br />

Cells und Co. verhagelte der Weltmarkt in<br />

Gestalt chinesischer Preisdrücker das Geschäft.<br />

Dabei war auf die Karte Solarenergie<br />

in den letzten Jahren sehr viel Fördergeld<br />

gesetzt worden.<br />

Insgesamt überwies Brüssel zwischen<br />

2007 und 2013 knapp zwei Milliarden Euro<br />

aus seinem Strukturfördertopf EFRE nach<br />

Sachsen-Anhalt. Ein Teil davon ging direkt in<br />

die Landeshauptstadt Magdeburg. Und hier<br />

verstand man es offenbar am nachhaltigsten,<br />

weiteres Kapital daraus zu schlagen. So<br />

wuchs allein die Magdeburger Wirtschaft in<br />

den letzten Jahren fast viermal so stark wie<br />

der Landesschnitt. Auch das Paradebeispiel<br />

des Landes für EFRE-Zuschüsse findet sich<br />

an der Elbe: Brüssel hatte zum neuen Forschungszentrum<br />

„Dynamische Systeme –<br />

Biosystemtechnik“ der Otto-von-Guericke-<br />

Universität mit 13 Millionen Euro rund drei<br />

Viertel der Investitionen aufgebracht.<br />

Aber auch Halle und Dessau-Roßlau legten<br />

stärker zu als der ländliche Raum. In dem<br />

fielen nach statistischen Angaben des Landes<br />

vor allem die Landkreise Stendal und<br />

Wittenberg durch eine überdurchschnittliche<br />

Dynamik auf – sowie das Jerichower<br />

Land. Hier investierte in der Kreisstadt Burg<br />

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46 | W+M TITEL<br />

SCHNELLES INTERNET FÜRS LAND<br />

Bis Ende 2018 soll Sachsen-Anhalt<br />

flächen deckend mit schnellem Internet<br />

mit Downloadgeschwindigkeiten von<br />

mindestens 50 Mbit/s sowie in Gewerbegebieten<br />

mit symmetrischen 100 Mbit/s<br />

(Down- und Upload) ausgebaut werden.<br />

Dafür stehen mehr als 200 Millionen Euro<br />

Fördermittel bereit – davon kommen 110<br />

Millionen Euro aus den Europäischen<br />

Strukturfonds ELER und EFRE. Neben der<br />

Anbindung von Privathaushalten liegt der<br />

besondere Schwerpunkt der Förderung im<br />

Ausbau der Gewerbegebiete und der Anbindung<br />

aller Schulstandorte mit Glasfaser.<br />

etwa die ortsansässige Aimess Products<br />

GmbH in eine revolutionäre Weltneuheit,<br />

an der sich Brüssel mit 1,16 Millionen Euro<br />

beteiligte: einen Infrarot-Scanner zur Ermittlung<br />

von 3D-Oberflächendaten.<br />

Einigen Schub für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld<br />

verspricht der Ausbau des Binnenhafens<br />

Aken an der Elbe. Diesen nunmehr<br />

für den multimodalen Im- und Export von<br />

Rohstoffen, Halberzeugnissen und Fertigprodukten<br />

fit zu machen, war der EU sogar<br />

5,8 Millionen Euro Wert – bei einer Gesamtbausumme<br />

von 6,4 Millionen Euro.<br />

Doch vorerst verliert der Landkreis Anhalt-<br />

Bitterfeld weiter Einwohner, so wie auch<br />

der Salzlandkreis, die Stadt Dessau-Roßlau<br />

und besonders der Landkreis Mansfeld-<br />

Südharz. Experten sehen in diesem Bevölkerungsschwund<br />

auch einen Hauptgrund<br />

für die insgesamt schwache wirtschaftliche<br />

Entwicklung dieser Regionen – denn<br />

damit fehlen sowohl Beschäftigte als auch<br />

Konsumenten. Den Kreis Mansfeld-Südharz<br />

sieht die Zukunftsstudie der Prognos<br />

AG derzeit sogar auf dem bundesweit letzten<br />

Rang unter 402 analysierten Landkreisen<br />

und Städten.<br />

Thüringens Perlenkette lebt weiter<br />

Die Thüringer Perlenkette – sie gibt es<br />

noch. Sie hat sich nur etwas westwärts<br />

verschoben, beginnt nun schon deutlich in<br />

Eisenach, reißt hinter Jena dann allerdings<br />

schnell ab. Die Rede ist von jenen städtischen<br />

Juwelen entlang der Autobahn A4,<br />

die das wirtschaftliche Rückgrat des Landes<br />

bilden. Als klarer Krösus fungiert dabei die<br />

Hightech-Schmiede Jena. Doch auch Erfurt,<br />

Weimar, Gotha und die sich einschließenden<br />

Landkreise – darunter der aufstrebende<br />

Ilmkreis um Arnstadt und Ilmenau – legten<br />

zuletzt spürbar an Wirtschaftskraft zu.<br />

Unbestritten wurde diese Entwicklung in<br />

Thüringen auch durch EU-Gelder beflügelt.<br />

Fast 1,5 Milliarden Euro flossen zwischen<br />

2007 und 2013 in das kleinste ostdeutsche<br />

Land. Brüssel bezuschusste aus<br />

dem EFRE 440 Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

sowie 135 Verbundprojekte,<br />

Cluster und Netzwerke. Im Gefolge dessen<br />

entstanden so 167 Unternehmen und 7.500<br />

Arbeitsplätze neu.<br />

Zu den Highlights, die auf EU-Geldern fußen,<br />

gehört etwa in Jena der Neubau eines<br />

Forschungszentrums an der Friedrich-Schiller-Universität,<br />

das auf die Entwicklung innovativer<br />

Materialien und Technologien im<br />

Bereich Photonik spezialisiert ist. Brüssel<br />

hatte zu den 19,6 Millionen Euro Gesamtkosten<br />

13,2 Millionen beigesteuert.<br />

GELD FÜR DIE FORSCHUNG<br />

Mit fast 30 Prozent entfällt in Thüringen<br />

der größte Anteil der EFRE-Mittel erstmals<br />

in einer Förderperiode auf Forschung<br />

und Innovation. Bis 2020 unterstützt die<br />

EU Forschungseinrichtungen und Betriebe<br />

in Thüringen mit 333 Millionen Euro<br />

bei der Entwicklung neuer Produkte und<br />

Verfahren. Das Geld steht jeweils zur<br />

Hälfte Forschungseinrichtungen und innovativen<br />

Unternehmen zur Verfügung.<br />

Zuletzt wurde im November 2016 der<br />

Beutenberg-Campus in Jena, der neun<br />

Forschungsinstitute und zwei Gründerzentren<br />

mit insgesamt 50 Firmen beherbergt,<br />

mit 4,6 Millionen Euro aus dem EFRE gefördert.<br />

Der Beutenberg gilt in Thüringen<br />

als Vorzeigebeispiel eines führenden Forschungsstandorts,<br />

der mit EU-Mitteln entwickelt<br />

wurde.<br />

Und sechsstellig saß die EU bei zwei transnationalen<br />

Vorhaben mit im Boot: zum einen<br />

beim Projekt „Intelligente Elektrische Fahrzeuge“,<br />

an dem in Ilmenau neben der Technischen<br />

Universität auch der TÜV Thüringen<br />

und eine französische Hochschule beteiligt<br />

sind, und zum anderen beim Thema „Entwicklung<br />

von Kleinstwasserkraftanlagen für<br />

die spezifischen Landschafts- und Gewässerstrukturen<br />

in europäischen Mittelgebirgen“.<br />

Hier arbeitet der Naturpark Thüringer<br />

Wald in Sachsenbrunn mit Partnern aus Polen,<br />

Norwegen und Österreich zusammen.<br />

Doch künftig sprudelt die EU-Quelle auch<br />

für den Freistaat spärlicher. Für die aktuelle<br />

Förderperiode stehen nur noch gut 1,17 Milliarden<br />

Euro bereit. Dabei bleibt noch viel zu<br />

tun – vor allem in Ostthüringen. Denn zu den<br />

entwicklungsschwächsten Regionen unter<br />

allen Stadt- und Landkreisen in Deutschland<br />

gehört laut Prognos-Studie das Altenburger<br />

Land. Auch bei der Bruttowertschöpfung<br />

finden sich diese Ostthüringer Region<br />

bei Gera sowie der Unstrut-Hainich-Kreis in<br />

Nordthüringen unter den zehn schwächsten<br />

Landkreisen wieder.<br />

Leipzig boomt, Görlitz darbt<br />

In Sachsen sind die Ballungsräume Chemnitz,<br />

Dresden und Leipzig dem Rest des<br />

Landes bereits ein Stück weit enteilt.<br />

Leipzig rühmt sich als „The Better Berlin“,<br />

glänzt als Hochburg studentischer Gründer<br />

und muss mit steigenden Immobilienpreisen<br />

kämpfen. Die Prognos-Studie räumt<br />

denn auch Dresden „sehr hohe Chancen“<br />

und Leipzig „hohe Chancen“ auf eine rosige<br />

Zukunft ein. „Leichte Chancen“ gesteht<br />

der „Zukunftsatlas“ Chemnitz und<br />

den Kreisen Zwickau, Meißen sowie Sächsische<br />

Schweiz-Osterzgebirge zu. Am anderen<br />

Ende der Skala: Görlitz, Nordsachsen<br />

und das Erzgebirge.<br />

Mit ihren wettbewerbsfähigen und weltweit<br />

agierenden Unternehmen – der Exportanteil<br />

Sachsens stieg auch dank der EU-<br />

Förderprogramme von 15 Prozent in den<br />

1990er-Jahren auf heute rund 40 Prozent<br />

–, mit einer gut ausgebauten Infrastruktur<br />

und nicht zuletzt mit den Universitäten,<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen,<br />

an denen zahlreiche europäisch<br />

geförderte Forschungsprogramme umgesetzt<br />

werden, konnten sich Sachsens Metropolen<br />

im bundesweiten Vergleich erheblich<br />

verbessern.<br />

Ein Beispiel für die EU-geförderte Forschung<br />

in Sachsen ist das irisch geführte Gemeinschaftsprojekt<br />

TRANSPIRE. Von 4,4 Millio-<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


EU-FÖRDERUNG | 47<br />

nen Euro Zuschüssen erhalten rund 1,5 Millionen<br />

Euro zwei Forschergruppen am Helmholtz-Zentrum<br />

Dresden-Rossendorf (HZDR).<br />

Mit dem Projekt werden neue Perspektiven<br />

in der Telemedizin, Informationstechnologie<br />

und Sicherheitstechnik eröffnet.<br />

Damit der Freistaat nicht weiter auseinanderdriftet,<br />

stehen EU-Mittel auch für den<br />

ländlichen Raum bereit. Allein zwischen<br />

2007 und 2013 förderte die Dresdner Landesregierung<br />

über die Integrierte Ländliche<br />

Entwicklung (ILE) mit rund 650 Millionen<br />

Euro rund 830 Kilometer an Straßen,<br />

Gehwegen sowie kombinierten Rad- und<br />

Gehwegen – das entspricht in etwa der<br />

Nord-Süd-Ausdehnung von ganz Deutschland.<br />

Hinzu kommen gut 1.400 Kilometer<br />

beschilderte Wanderwege und knapp 700<br />

Kilometer neu errichtete Lehr- und Kulturpfade.<br />

240.000 Unternehmen, private<br />

Haushalte und öffentliche Einrichtungen<br />

erhielten in dieser Zeit einen Breitbandanschluss.<br />

1.400 bauliche Maßnahmen zur<br />

SACHSEN SETZT AUF HIGHTECH<br />

Innerhalb von zwei Jahren hat der Freistaat<br />

Sachsen im Rahmen der EFREund<br />

ESF-Technologieförderung für fast<br />

1.200 Projekte über 260 Millionen Euro<br />

an Zuschüssen bewilligt, davon allein gut<br />

150 Millionen Euro im vergangenen Jahr.<br />

Die 643 geförderten Technologieprojekte<br />

2016 stellten einen neuen Rekordwert<br />

dar. Das Geld wurde beispielsweise für<br />

die Entwicklung neuer Filtersysteme für<br />

Industrieanlagen, für die Erforschung<br />

von Diagnose-Kits zum Nachweis von<br />

Antikörpern bei Autoimmun- und Infektionskrankheiten<br />

sowie für die Weiterentwicklung<br />

innovativer Diebstahlsicherungssysteme<br />

verwendet.<br />

Um- und Wiedernutzung von ländlichen<br />

Gebäuden wurden ebenfalls umgesetzt.<br />

Eine Besonderheit in Sachsen: die Förderung<br />

grenzübergreifender Projekte mit den<br />

europäischen Nachbarn Polen und Tschechien.<br />

Von 2007 bis 2013 wurden rund 207<br />

Millionen Euro in mehr als 200 Vorhaben<br />

investiert. Damit wurde unter anderem die<br />

grenzübergreifende Zusammenarbeit im<br />

Katastrophenfall – etwa bei Waldbränden<br />

im Nationalpark Sächsische/Böhmische<br />

Schweiz oder bei Elbehochwasser – aber<br />

auch in der Verbrechensbekämpfung vorangetrieben.<br />

Aufstieg aus der untersten Liga<br />

Mecklenburg-Vorpommern litt 1990 unter<br />

schweren Startbedingungen. Seit jeher ein<br />

strukturschwaches Flächenland, sorgten –<br />

teils erheblich subventioniert – der Schiffbau,<br />

der Schiffsmotorenbau, die Fischwirtschaft<br />

und der Landmaschinenbau für industrielle<br />

Arbeitsplätze. Der Schiffbau als Kernindustrie<br />

des Landes konnte nur mit milliardenschweren<br />

Staatsbeihilfen modernisiert und<br />

erhalten werden. Innerhalb der EU fiel Mecklenburg-Vorpommern<br />

in der Wirtschaftskraft<br />

unter das durchschnittliche Niveau der EU.<br />

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48 | W+M TITEL<br />

Mit Hilfe der Terahertz-Anlage TELBE im ELBE-Zentrum für<br />

Hochleistungsstrahlenquellen des HZDR können die Forscher<br />

die benötigten magnetischen Materialien untersuchen.<br />

Der nicht reibungs- und verlustfreie Aufholprozess<br />

seither zeigte unterm Strich einen<br />

deutlichen Anstieg in der Leistungsbilanz<br />

des Landes. Konkret: Mecklenburg-Vorpommern<br />

verzeichnete im Jahr 1991 ein<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) von umgerechnet<br />

rund 14 Milliarden Euro. Inzwischen<br />

beläuft es sich auf 41 Milliarden Euro, der<br />

höchste Wert bislang. Die EU steuerte zur<br />

Entwicklung der klein- und mittelständisch<br />

strukturierten Wirtschaft insgesamt 4,3<br />

Milliarden Euro bei, womit Investitionen<br />

im Umfang von insgesamt 19,7 Milliarden<br />

Euro angeschoben wurden. Mecklenburg-<br />

Vorpommern hat so mittlerweile den Aufstieg<br />

zum C-Fördergebiet geschafft.<br />

In der Förderperiode 2007 bis 2013 konnte<br />

MV auf insgesamt 2,65 Milliarden Euro aus<br />

Brüssel zugreifen. Das Geld wurde gezielt<br />

eingesetzt, um etwa die Infrastruktur<br />

in strategischen Branchen wie der Hafenwirtschaft<br />

zu verbessern. Im Seehafen<br />

Rostock wurde zum Beispiel der Bau eines<br />

neuen Fähranlegers unterstützt. Der<br />

Mukran Port auf Rügen vollzog mit millionenschwerer<br />

Förderung den Strukturwandel<br />

vom reinen Fährhafen zu einem<br />

maritimen Gewerbegebiet.<br />

Trotz EU-Förderung hat aber gerade der<br />

Osten des Landes weiterhin wirtschaftlichen<br />

Aufholbedarf, insbesondere in den<br />

Landkreisen Vorpommerns. Eine stärkere<br />

wirtschaftliche Dynamik strahlen die<br />

Region um Rostock, die Stadt Schwerin,<br />

Nordwestmecklenburg sowie der Landkreis<br />

Ludwigslust-Parchim aus. Dennoch<br />

EU-GELDER FÜR DEN TOURISMUS<br />

Das Land Mecklenburg-Vorpommern<br />

setzt EU-Mittel gezielt ein, um die touristische<br />

Infrastruktur zu stärken. Seit<br />

1990 wurden aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe<br />

„Verbesserung der regionalen<br />

Wirtschaftsstruktur“ (GRW)<br />

einschließlich von EFRE- und ELER-<br />

Mitteln insgesamt 1.623 Projekte der<br />

touristischen Infrastruktur befördert.<br />

Im gewerblichen Tourismus kamen seit<br />

1990 insgesamt 3.309 Vorhaben aus der<br />

GRW, dem EFRE und ELER in den Genuss<br />

einer Förderung in Höhe von insgesamt<br />

knapp 1,5 Milliarden Euro.<br />

liegen auch diese Landkreise im Prognos-<br />

Ranking der Zukunftsfähigkeit weiterhin<br />

im letzten Drittel des Bundesvergleichs.<br />

In den Bau des 2013 eröffneten Kunstmuseums Ahrenshoop auf der Halbinsel Fischland-Darß-<br />

Zingst flossen vier Millionen Euro aus dem EFRE-Fonds der EU.<br />

Dabei gewann durch nachhaltige Stadtentwicklung<br />

die Lebensqualität an Ostsee<br />

und Müritz erheblich an Wert. Für<br />

die Sanierung der vielen kleineren Kommunen<br />

sind laut Wirtschaftsminister<br />

Harry Glawe in den zurückliegenden 25<br />

Jahren rund fünf Milliarden Euro aufgewendet<br />

worden. 20.000 Projekte stehen<br />

auf der Habenseite. Beispielsweise<br />

wurde der alte Fähr- und Industriehafen<br />

Sassnitz mit acht Millionen Euro aus der<br />

Städtebauförderung und sieben Millionen<br />

Euro aus Brüssel zu einem maritimtouristischen<br />

Kleinod umgestaltet. Europas<br />

längste Strandpromenade, die sich<br />

auf Usedom von Bansin über zwölf Kilometer<br />

bis nach Swinemünde in Polen<br />

erstreckt, steht ebenfalls symbolhaft für<br />

die EU-Förderpolitik. <br />

W+M<br />

Fotos: HZDR/F. Bierstedt (oben), Thomas Schwandt (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


EU-FÖRDERUNG | 49<br />

RAGNITZ KOMMENTIERT<br />

Ostdeutschland profitiert von<br />

europäischer Förderung – noch<br />

Foto: ifo Dresden<br />

Im Vergleich zu den übrigen Regionen<br />

Europas stehen die ostdeutschen Bundesländer<br />

inzwischen relativ gut da.<br />

Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner<br />

liegt zwischen 83 Prozent (Mecklenburg-<br />

Vorpommern) und 93 Prozent (Sachsen)<br />

des europäischen Durchschnittswertes.<br />

Die Fortschritte werden insbesondere<br />

dann deutlich, wenn man Ostdeutschland<br />

mit den übrigen mittel- und osteuropäischen<br />

Ländern vergleicht, die ja nach<br />

1990 vor ähnlichen Herausforderungen<br />

standen wie die ehemalige<br />

DDR: Dort liegt<br />

das Wohlstandsniveau<br />

in den meisten Fällen<br />

unterhalb von 75 Prozent<br />

des EU-Durchschnitts.<br />

Prof. Dr. Joachim Ragnitz<br />

ist Stellvertretender Leiter<br />

des ifo-Instituts Dresden.<br />

Das Aufholen der<br />

ostdeutschen Länder<br />

wurde dabei<br />

in der Vergangenheit<br />

in nicht unbeträchtlichem<br />

Maße<br />

durch die EU unterstützt,<br />

insbesondere<br />

durch die Einstufung<br />

als prioritäres Fördergebiet der Europäischen<br />

Strukturfonds, konkreter: des Europäischen<br />

Fonds für Regionale Entwicklung<br />

(EFRE) und des Europäischen Sozialfonds<br />

(ESF). Die Strukturfonds gewähren dabei<br />

eine Kofinanzierung nationaler Förderprogramme,<br />

können also in hohem Maße auf<br />

nationale und regionale Herausforderungen<br />

hin angepasst werden. So wird beispielsweise<br />

die Innovationsförderung,<br />

die mit Blick auf die weitere Erhöhung<br />

der technologischen Wettbewerbsfähigkeit<br />

ostdeutscher Unternehmen von allerhöchster<br />

Bedeutung ist, derzeit überwiegend<br />

aus EU-Mitteln mitbezahlt; gleiches<br />

gilt für die aus sozialpolitischen Gründen<br />

erforderliche Unterstützung der Reintegration<br />

von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt,<br />

beispielsweise durch die Förderung<br />

von Weiterbildungsmaßnahmen.<br />

Allerdings: Die Strukturfondsmittel werden<br />

in voller Höhe nur gewährt, solange<br />

eine Region tatsächlich als strukturschwach<br />

gilt, bestimmte Grenzwerte des<br />

BIP je Einwohner also nicht überschritten<br />

werden. Die Kehrseite<br />

des Erfolgs der ostdeutschen<br />

Länder ist<br />

deshalb, dass europäische<br />

Gelder in Zukunft<br />

in weit geringerem<br />

Umfang zur Verfügung<br />

stehen werden<br />

als derzeit. Und<br />

erschwerend kommt<br />

noch das voraussichtliche<br />

Ausscheiden<br />

Großbritanniens<br />

aus der Europäischen<br />

Union hinzu,<br />

denn damit entfällt<br />

nicht nur ein Nettozahler<br />

an den EU-Haushalt, sondern auch<br />

eines der wohlhabenderen EU-Länder, so<br />

dass das durchschnittliche Wohlstandsniveau<br />

in der EU sinkt, die verbleibenden Regionen<br />

sich also rechnerisch besser stellen<br />

(obwohl sich an ihrer Situation faktisch<br />

nichts geändert hat). Nimmt man dies alles<br />

zusammen, so ist für einige Regionen<br />

in Ostdeutschland – betroffen sein dürften<br />

in erster Linie Thüringen und Brandenburg<br />

– eine künftige EU-Förderung auf heutigem<br />

Niveau keineswegs mehr gesichert.<br />

Die Regionen Dresden und Leipzig werden<br />

ohnehin in der künftigen EU-Förderperiode<br />

ab 2021 nicht länger zum Zielgebiet<br />

der Strukturfondsförderung der EU zählen.<br />

Für die ostdeutschen Länder bedeutet<br />

dies, dass man sich sehr genau überlegen<br />

muss, welche Förderprogramme, die<br />

heute noch mit EU-Mitteln kofinanziert<br />

werden, künftig noch beibehalten werden<br />

können und sollen, denn letzten Endes<br />

verschärft sich damit die Konkurrenz um<br />

die zur Verfügung stehenden Landesmittel.<br />

Klug wäre es, Programme im Bereich<br />

Technologieförderung und im Bereich Weiterbildung<br />

fortzusetzen, auch wenn diese<br />

dann überwiegend aus eigenen Mitteln zu<br />

zahlen sind, und im Gegenzug solche Förderprogramme<br />

einzustellen, die eher aus<br />

Gründen der Befriedung einzelner Wählergruppen<br />

eingeführt worden sind und<br />

die es in den ostdeutschen Ländern zuhauf<br />

gibt. Dann, aber auch nur dann, besteht<br />

die Aussicht, dass der Aufholprozess<br />

in Ostdeutschland durch eine Einschränkung<br />

von EU-Fördermitteln nicht beeinträchtigt<br />

wird.W+M<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


50 | W+M TITEL<br />

DAS EXKLUSIVE<br />

W+M-INTERVIEW<br />

„Ein erheblicher Teil des<br />

Rückstandes konnte<br />

aufgeholt werden“<br />

EU-Kommissar Günther H. Oettinger spricht<br />

über die Entwicklung der neuen Länder, den<br />

Brexit und die Zukunft Europas<br />

EU-Kommissar Günther<br />

H. Oettinger.<br />

W+M: Wie ist es aktuell um die Stabilität<br />

der Europäischen Union bestellt?<br />

Günther H. Oettinger: Wenn Sie mich<br />

dies vor einem Jahr gefragt hätten, wäre<br />

meine Antwort eindeutig negativ ausgefallen.<br />

Der Brexit hat uns alle sehr geschockt<br />

und es wurde auch darüber spekuliert, ob<br />

nicht andere Länder, wie etwa Frankreich,<br />

zumindest mittelfristig dem Beispiel Großbritanniens<br />

folgen würden. Doch die Entwicklungen<br />

seither – die Wahlen in den<br />

Niederlanden und Frankreich, die Pro-Europa-Demonstrationen<br />

in vielen Städten<br />

– haben doch gezeigt, dass eine bisher<br />

schweigende Mehrheit klar hinter dem<br />

Projekt Europas steht. Daher glaube ich,<br />

dass wir die Talsohle durchschritten haben,<br />

und blicke positiv in die Zukunft.<br />

W+M: Dennoch, in zahlreichen europäischen<br />

Staaten sind aktuell nationalkonservative<br />

Populisten am Werk, die die<br />

Idee des europäischen Zusammenhalts<br />

bekämpfen. Was wird die EU-Kommission<br />

tun, um stärker als bisher Köpfe und<br />

Herzen der Menschen zu erreichen und<br />

sie von der Sinnhaftigkeit des geeinten<br />

Europas zu überzeugen?<br />

Günther H. Oettinger: Das Parteiengefüge<br />

ist in der Tat in vielen Mitgliedstaaten<br />

durcheinander gekommen. Das zeigte sich<br />

bei der Präsidentschaftswahl in Österreich.<br />

Das könnte in Italien auch passieren. In allen<br />

Umfragen liegt Beppe Grillo mit seiner<br />

Fünf-Sterne-Bewegung vorne, die Lega<br />

Nord steht in Umfragen auch nicht schlecht<br />

da. In Deutschland können wir uns<br />

zwar glücklich schätzen, dass wir in<br />

CDU/CSU und SPD stabile Volksparteien<br />

haben. Aber Sie haben natürlich<br />

recht: Wir müssen die<br />

Bürger besser erreichen<br />

als wir es bisher getan<br />

haben. Ich denke, dass<br />

der offene Prozess, den<br />

wir erst vor kurzem angestoßen<br />

haben, um<br />

die EU zu erneuern,<br />

die richtige Antwort<br />

darauf ist. Wir haben<br />

keinen konkreten Vorschlag<br />

gemacht, wie<br />

wir uns ein neues Europa<br />

vorstellen, sondern<br />

in dem Weißbuch<br />

zur Zukunft<br />

Europas fünf Szenarien<br />

beschrieben.<br />

Damit müssen<br />

die Mitgliedsländer,<br />

aber auch<br />

die Bürger, die diese<br />

Diskussion mitverfolgen<br />

und in öffentlichen<br />

Debatten auch mitgestalten<br />

können, aus<br />

der Defensive kommen<br />

und sagen, was<br />

sie wollen, statt wie<br />

bisher zu sagen, was<br />

sie nicht wollen. Insofern<br />

müssen sie überlegen,<br />

was für sie sinnhaft<br />

ist.<br />

Foto: Europäische Kommission<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


EU-FÖRDERUNG | 51<br />

W+M: Gefährdet der nahe Austritt Großbritanniens<br />

die finanzielle Basis der Europäischen<br />

Union?<br />

Günther H. Oettinger: Wenn die Briten<br />

die EU verlassen, haben wir eine Lücke von<br />

circa neun oder zehn Milliarden Euro pro<br />

Jahr. Etwas davon könnte eingespart werden.<br />

Aber wir haben in Europa viele neue<br />

Aufgaben zu stemmen – etwa bei der Migration<br />

oder Forschung für unsere Verteidigung.<br />

Wir wollen beispielsweise eine gemeinsame<br />

Drohnenforschung. Auch die<br />

Grenzschutzagentur Frontex muss weiter<br />

gestärkt werden – wir brauchen genügend<br />

Mitarbeiter, um die europäischen Außengrenzen<br />

zu schützen. Zudem ist das Geld<br />

für das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei<br />

im Spätherbst aufgebraucht. All das lässt<br />

sich nicht nur durch Einsparungen auffangen.<br />

Daher werden wir nicht umhinkommen,<br />

einen Teil auch durch zusätzliche Einnahmen<br />

zu bestreiten. Ich weiß, dass dies<br />

ein heikler Punkt ist, gerade für Deutschland.<br />

Allerdings muss man auch sehen,<br />

dass unser Budget im Vergleich zur nationalen<br />

Staatsquote sehr gering ist.<br />

Von 100 Euro, die europäische Bürger erwirtschaften,<br />

gehen rund 50 Euro in öffentliche<br />

Kassen. In den USA gehen von 100<br />

Dollar 30 Dollar nach Washington D.C. In<br />

Europa geht aber nur ein Euro nach Brüssel.<br />

49 Euro bleiben in Berlin, Stuttgart und<br />

bei den Krankenkassen.<br />

W+M: Sowohl als EU-Kommissar als<br />

auch zuvor als Ministerpräsident und<br />

ranghoher CDU-Politiker verfolgten und<br />

verfolgen Sie die Entwicklung in Deutschland.<br />

Wie steht es nach Ihrer Einschätzung<br />

um den wirtschaftlichen Aufholprozess<br />

der neuen Bundesländer?<br />

Günther H. Oettinger: Gemessen an<br />

der Ausgangslage im Jahr 1990 hat sich<br />

Ostdeutschland in den vergangenen Jahrzehnten<br />

gut entwickelt. Ein erheblicher Teil<br />

des Rückstandes konnte aufgeholt werden.<br />

Daher zählen die ostdeutschen Länder seit<br />

2014 auch nicht mehr zu den weniger entwickelten<br />

Regionen in der EU.<br />

Allerdings besteht nach wie vor ein signifikanter<br />

Produktivitätsrückstand zu Westdeutschland.<br />

Die Ursachen sind vielfältig<br />

und reichen von einer geringeren Kapital-<br />

intensität der Produktion, über das Fehlen<br />

von hochwertigen Arbeitsplätzen bis hin zu<br />

niedrigeren privaten Forschungs- und Entwicklungsausgaben.<br />

Das sind alles strukturelle<br />

Faktoren, die nur in einem langfristigen<br />

Anpassungsprozess überwunden werden<br />

können.<br />

W+M: Haben die Ostdeutschen die seit<br />

1990 geflossenen Brüsseler Fördermilliarden<br />

bislang sinnvoll eingesetzt und wo<br />

sehen Sie gegebenenfalls Reserven?<br />

Günther H. Oettinger: Die Fördergelder<br />

haben ganz maßgeblich zum Aufbau der<br />

neuen Bundesländer beigetragen. Sie haben<br />

von Anfang an den Schwerpunkt auf<br />

die Unterstützung von Innovation und Forschung,<br />

die Gründung und Entwicklung von<br />

kleinen und mittelständischen Unternehmen,<br />

den Ausbau der Infrastruktur sowie<br />

eine Ressourcen schonende, wettbewerbsfähige<br />

Wirtschaft gelegt. Unsere Evaluierungen<br />

zeigen, dass dies richtig war.<br />

In der laufenden Förderperiode 2014-2020<br />

werden die Gelder für Ostdeutschland noch<br />

gezielter eingesetzt, und zwar in Bildung,<br />

Forschung und Innovation. Damit will man<br />

dem demografisch bedingten Fachkräftemangel<br />

entgegentreten und die Produktivität<br />

in den Unternehmen steigern.<br />

W+M: In den neuen Bundesländern sind<br />

noch etliche Regionen Digitalisierungs-<br />

Wüsten, in denen es keine vernünftigen<br />

Breitbandnetze gibt. Kann Ostdeutschland<br />

hier auf weitere Unterstützung seitens<br />

der EU zählen?<br />

Günther H. Oettinger: Ja.<br />

Im Europäischen Landwirtschaftsfonds<br />

für die Entwicklung<br />

des ländlichen Raums<br />

(ELER) sind dafür 95 Millionen Euro für<br />

den Zeitraum 2014-2020 vorgesehen.<br />

Dazu kommen noch weitere 135 Millionen<br />

Euro aus dem Europäischen Regionalentwicklungsfonds<br />

(EFRE) zur Entwicklung<br />

von innovativen Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

und Dienstleistungen<br />

sowie Maßnahmen zum Bau und<br />

zur Erweiterung des Breitbandzugangs für<br />

kleine und mittelständische Unternehmen<br />

(KMU) im Rahmen der Entwicklung von<br />

wirtschaftsnahen Infrastrukturen, um die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der lokalen und regionalen<br />

KMU zu stärken.<br />

<br />

ZUR PERSON<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

Günther Hermann Oettinger wurde am<br />

15. Oktober 1953 in Stuttgart geboren.<br />

Nach dem Abitur studierte er Rechtswissenschaft<br />

und Volkswirtschaftslehre<br />

an der Universität Tübingen. 1977 trat er<br />

in die CDU ein. Ab 1984 arbeitete er als<br />

Rechtsanwalt in einer Wirtschaftsprüferund<br />

Anwaltskanzlei, deren Mitinhaber er<br />

seit 1988 ist. Von April 2005 bis Februar<br />

2010 war Oettinger Ministerpräsident in<br />

Baden-Württemberg. Seit Februar 2010<br />

ist er Mitglied der Europäischen Kommission.<br />

Anfangs fungierte er als Energiekommissar.<br />

2014 wechselte er auf den Posten<br />

des EU-Kommissars für Digitalwirtschaft.<br />

Seit Anfang <strong>2017</strong> ist er EU-Kommissar für<br />

Finanzplanung und Haushalt.<br />

Günther H. Oettinger ist Vater eines<br />

Sohnes.<br />

Das Gebäude der Europäischen<br />

Kommission am Schuman-Platz in Brüssel.<br />

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52 | W+M RATGEBER<br />

Kaffeevollautomaten für mehr als zehn Mitarbeiter<br />

Für jeden Geschmack<br />

Die Konsumenten von Kaffee werden heute immer mehr zu Kennern, die<br />

höhere Ansprüche stellen und gerne neue Varianten trinken möchten.<br />

Auch bei Kaffeevollautomaten für Büros mit mehr als zehn Mitarbeitern<br />

ist dieser Trend erkennbar – unterschiedliche Spezialitäten sind gefragt.<br />

Coffema,<br />

Carimali Plus S.<br />

Im Durchschnitt trinkt der<br />

deutsche circa zwei bis<br />

vier Tassen Kaffee pro Tag.<br />

Die erste Tasse wird meistens<br />

noch zu Hause getrunken, alle<br />

späteren wahrscheinlich während<br />

der Arbeitszeit. Dort teilen<br />

sich dann mehrere Personen<br />

einen Vollautomaten,<br />

weshalb die Bedienung und<br />

Auswahl übersichtlich gestaltet<br />

sein sollte. Hier punkten<br />

alle vorgestellten Automaten<br />

mit großzügigen Touch-Displays<br />

oder klar strukturierten Druckknöpfen.<br />

Ein weiterer Faktor im Büro ist die<br />

Sauberkeit und Hygiene. Die Geräte in der<br />

Franke Coffee Systems, Modell A200 FM.<br />

Übersicht verfügen ohne Ausnahme über<br />

ein integriertes Spül-, Reinigungs- und Entkalkungsprogramm,<br />

um hohe hygienische<br />

Standards über einen großen Zeitraum zu<br />

gewährleisten. Für jede der hier abgebildeten<br />

Maschinen können außerdem individuelle<br />

Wartungsverträge mit variabler Dauer<br />

und Konditionen abgeschlossen werden.<br />

Unterschiede bei der Vielfalt<br />

Bei der Anzahl der verfügbaren Kaffeespezialitäten<br />

sind deutliche Unterschiede erkennbar.<br />

Von sechs<br />

Sorten bei der Cafitesse<br />

Excellence<br />

Compact von Jacobs<br />

Douwe Egberts<br />

bis hin zu 40<br />

Variationen bei der<br />

Schaerer Coffee<br />

Club. Ein Grund für<br />

die großen Unterschiede<br />

im Angebot<br />

liegt in der Zählweise<br />

der Hersteller.<br />

Mal gelten ein<br />

großer und ein kleiner Espresso als zwei<br />

Getränke, bei anderen Herstellern nur als<br />

eins. Auch die variabel einstellbare Kaffeestärke<br />

ist bei manchen Herstellern ein Multiplikator<br />

zu den möglichen Getränken.<br />

JURA Gastro, Modell WE8.<br />

Bohnen versus Pulver<br />

Die Maschinen von coffee at work, Coffema,<br />

Schaerer und WMF benutzen zur Zubereitung<br />

des Kaffees ausschließlich ganze<br />

Bohnen. Die Geräte von JURA und Franke<br />

verfügen jeweils über ein Mahlwerk zur<br />

Nespresso Aguila 220.<br />

Verwendung von ganzen Bohnen als auch<br />

über eine separate Einfüllöffnung für Pulver.<br />

Der Automat von Jacobs Douwe Egbert ist<br />

für die Verwendung von Cafitesse Kaffeepulver,<br />

der Hausmarke von Jacobs Douwe<br />

Expert, ausgelegt. Die Pulver gibt es in<br />

sechs unterschiedlichen Geschmacksrichtungen<br />

sowie Milch- und Kakaopulver. Die<br />

Aguila 220 von Nespresso verwendet die<br />

für die Marke typischen Kapseln. Alle Kaffeevollautomaten<br />

verfügen über eine Möglichkeit<br />

zum Heißwasserbezug für Tee und<br />

andere Heißgetränke.<br />

Hersteller/<br />

Anbieter<br />

Modell<br />

N&W<br />

Krea<br />

Empfohlene Tassenbezüge pro Tag 25 - 100<br />

Verbrauchspreis pro Bezug<br />

0,40 Cent inkl. Verbrauchsmaterial<br />

Verwendeter Kaffee (ganze Bohnen/<br />

Kapseln/Pulver/Pads)<br />

Milchzubereitung mit Frischmilch (F)<br />

oder Milchpulver (P)<br />

Anzahl der möglichen Kaffeespezialitäten 10<br />

Einstellbare Kaffeestärke (ja/nein)<br />

Möglichkeit des Heißwasserbezugs für<br />

Tee etc. (ja/nein)<br />

Volumen des Wassertanks in Liter 10<br />

Festwasseranschluss<br />

(ja/nein/optional)<br />

Integriertes Spül-/Reinigungs-/Entkalkungsprogramm<br />

(ja/nein)<br />

Wartungsverträge möglich (ja/nein),<br />

Mindestdauer und Kosten<br />

Beschaffungsmodelle<br />

(Kauf, Miete, Leasing etc.)<br />

Preis (inkl. MwSt.)<br />

Website<br />

ganze Bohnen<br />

Topping<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

ja<br />

kostenlose, monatliche<br />

Wartung<br />

Preis pro Portion<br />

ca. 40 Cent / Tasse<br />

coffeeatwork.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


BÜRO | 53<br />

N&W,<br />

Modell Krea.<br />

Schaerer Coffee Club.<br />

Die Milch macht’s<br />

Die Automaten von JURA, Nespresso<br />

und Franke verwenden ausschließlich<br />

Frischmilch. Ein kombinierter Bezug<br />

aus Frischmilch und Pulver ist bei den<br />

Maschinen von Coffema und Schaerer<br />

möglich. Der Vollautomat von WMF verwendet<br />

Frischmilch oder optional auch<br />

ein Topping – mechanisch aufgeschlagener<br />

Milchschaum in unterschiedlichen<br />

Geschmacksrichtungen und Süße.<br />

Das Modell Krea von coffee at work bietet<br />

ausschließlich Toppings, während bei<br />

Jacobs Douwe Egbert das hauseigene<br />

Milchpulverkonzentrat Café Milc Anwendung<br />

findet.<br />

Jacobs Douwe<br />

Egberts<br />

Cafitesse<br />

Excellence<br />

Compact.<br />

WMF Coffee<br />

Machines 1100S.<br />

Anschaffung<br />

Alle hier gezeigten Modelle können gekauft<br />

oder gemietet werden. Auch Leasing<br />

ist mittlerweile möglich. Die Ausnahme<br />

bildet das Geschäftsmodell von coffee<br />

at work. Hier wird kein Miet-, Leasing-<br />

oder Kaufvertrag abgeschlossen.<br />

Der Kunde bezahlt nur die tatsächlich verbrauchten<br />

Bezüge. Im Zuge der Anschaffung<br />

wird ein Preis pro Portion vertraglich<br />

vereinbart, der sich am ungefähren Verbrauch<br />

innerhalb des jeweiligen Unternehmens<br />

ausrichtet.<br />

W+M<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Magazin Das Büro.<br />

Carimali / Coffema<br />

Carimali Plus S<br />

Jacobs Douwe Egberts<br />

Pro Office DE GmbH<br />

Cafitesse Excellence<br />

Compact<br />

Franke Coffee Systems<br />

GmbH<br />

JURA Gastro Nespresso Schaerer WMF Coffee Machines<br />

A200 FM WE8 Aguila 220 Schaerer Coffee Club WMF 1100 S<br />

ca. 160 25-75 ca. 55 (20.000 pro Jahr) 30 ab 50 80 80<br />

ab 0,20 Cent ab 0,13 Cent keine Angaben keine Angaben 0,32 bis 0,36 Cent keine Angaben keine Angaben<br />

ganze Bohnen, Schoko Cafitesse Kaffee Kaffee-, Espreosso Bohnen,<br />

Pulver über Handeinwurf<br />

ganze Bohnen, Pulver Kapseln ganze Bohnen ganze Bohnen<br />

F oder P Café Milc F F F F oder P sowie kombinierter<br />

Bezug möglich<br />

30 6 über 36 12 13 40 bis zu 24<br />

ja ja ja ja unterschiedlicher Intensitätsgrad<br />

je nach Grand Cru<br />

ja ja ja ja ja ja ja<br />

4 2,4 4 3 keine Angabe 4 4,5<br />

ja ja (optional) ja nein ja optional über zusätz -<br />

liches Festwasserkit<br />

ja ja ja ja ja ja ja<br />

ja / ab 24 Monate und<br />

ab 71 € p. M.<br />

ja (inklusive)<br />

ja<br />

5 Jahre<br />

117 € / Monat"<br />

Kauf, Miete, Leasing Kauf, Miete Kauf, Leasing,<br />

Rösterfinanzierung<br />

ja 2 Jahre Full Service ja, individuelle<br />

Konditionen<br />

Kauf, Miete, Leasing Kauf, Miete, Leasing verschiedene Modelle<br />

möglich<br />

ja<br />

F oder Topping<br />

(optional)<br />

ja<br />

optional<br />

ja. Breites Serviceangebot,<br />

vom Schulungsangebot für<br />

den hauseigenen Techniker<br />

bis zum Vollwartungsvertrag.<br />

Kauf, Miete, Leasing<br />

ab 7.400 Euro ab 1.898 Euro 8.330 Euro 1.695,00 Euro 10.698,10 Euro ab 4.165 Euro 4.040,05 Euro<br />

coffema.de coffenco.de franke.com juragastroworld.de nespresso.com/pro schaerer-gmbh.de dein-bueromotor.com<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


54 | W+M RATGEBER<br />

Cabrios<br />

Für die Luftsprünge im Sommer<br />

Jetzt auch wieder ohne Dach: der Audi A5 als Cabrio.<br />

Der BMW 4er Cabrio hat ein kleines Facelift erhalten.<br />

Cabrio ist die Abkürzung für das französische<br />

Wort „cabriolet“. In der etwas<br />

freieren Übersetzung bedeutet<br />

es: Luftsprünge machen. Bereits zu Zeiten,<br />

als man noch mit dem Pferd auf Reisen<br />

ging, waren Cabriolets en vogue – die<br />

Hautevolee nutzte die schicken einspännigen<br />

Ausflugswagen für Schönwettertage.<br />

Die heutigen Cabrios basieren häufig auf<br />

der Coupé-Variante einer Fahrzeugbaureihe.<br />

Auch wenn sie den entsprechenden<br />

geschlossenen Fahrzeugen ähneln, unterscheiden<br />

sie sich erheblich in der Bauart<br />

der tragenden Karosserie. Durch das fehlende<br />

Dach als stabilisierende Komponente<br />

muss die erforderliche Steifigkeit der Karosserie<br />

durch eine verstärkte Bodengruppe<br />

gewährleistet werden.<br />

Traditionell bezeichnet der Begriff Cabrio ein<br />

Fahrzeug mit gefüttertem Stoffdach, das<br />

vollständig zurückgeklappt werden kann.<br />

Doch spätestens seit den 1990er-Jahren<br />

setzen viele Autohersteller auch auf wetterfestere<br />

Dachmaterialien, wie Stahl und<br />

Kunststoff. So lassen sich Cabrios auch<br />

gut in der kalten Jahreszeit nutzen. Doch<br />

jetzt, in den warmen Monaten, stehen Cabrios<br />

freilich deshalb so hoch im Kurs, weil<br />

man sich ohne Dach voll und ganz den<br />

Reizen der sommerlichen Natur hingeben<br />

kann.<br />

Aktuell sind in Deutschland etwa 2,1 Millionen<br />

Cabrios zugelassen. Tendenz steigend.<br />

Ganz vorn bei den aktuellen Modellen dieses<br />

Jahres liegt übrigens die Daimler AG.<br />

Mercedes, Smart und AMG bieten insgesamt<br />

sieben neue Cabrios an.<br />

Optisches Spektakel<br />

Mit dem neuen E-Klasse Cabriolet komplettiert<br />

Mercedes-Benz seine E-Klasse-Familie.<br />

Der offene Viersitzer mit klassischem<br />

Stoffverdeck, das sich binnen 20 Sekunden<br />

schließen lässt, vereint puristisches Design<br />

mit großzügigem Langstreckenkomfort<br />

und modernster Technik. Ein spezieller<br />

Windschutzscheibenspoiler minimiert<br />

starke Luftgeräusche im Innenraum. Auf<br />

Wunsch kann das Fahrzeug zusätzlich mit<br />

einer Kopfraumheizung ausgestattet werden<br />

– für mehr Komfort beim Offenfahren.<br />

Sportwagenikone: der Porsche 911 GTS Cabrio.<br />

Fotos: Audi AG (oben links), BMW AG (oben rechts), Porsche AG (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


AUTO | 55<br />

Wenig Raum optimal genutzt: der Fiat 124 Spider.<br />

Die Heckleuchten bieten ein kleines optisches<br />

Spektakel, das an das Glimmen eines<br />

Jettriebwerkes erinnert. Neu ist eine<br />

Schlusslichtinszenierung, die den Fahrzeugbenutzer<br />

mit einer Lichtsequenz begrüßt<br />

und verabschiedet. Der Kofferraum fasst<br />

zwischen 310 und 385 Liter. Allradantrieb<br />

wird optional angeboten.<br />

Preis: ab 54.000 Euro<br />

Mit 300 km/h der Sonne entgegen<br />

Ein Porsche 911 ist für viele sportlich ambitionierte<br />

Fahrer der Traumwagen schlechthin.<br />

Er eignet sich ideal sowohl zum entspannten<br />

Cruisen auf Küstenstraßen als auch<br />

für heißblütige Gipfelstürme. In diesem<br />

Jahr bietet der Stuttgarter Autobauer seine<br />

Sportwagenikone als besonders sportliches<br />

Modell GTS an. 450 Pferdestärken<br />

sind weit mehr, als man gemeinhin braucht.<br />

Dafür lässt sich das Hightech-Fahrzeug jedoch<br />

auf bis zu 300 Stundenkilometer beschleunigen.<br />

Der offene GTS-Porsche ist<br />

als 2+2-Sitzer ausgelegt. In der GTS-Variante<br />

muss der Porsche-Fan für seinen „Liebling“<br />

rund 26.000 Euro mehr berappen als<br />

für einen „normalen“ Porsche 911.<br />

Preis: ab 137.500 Euro<br />

das überarbeitete A5-Cabrio vier Passagieren<br />

Platz und Motoren zwischen 190 und<br />

354 PS, darunter zwei Diesel. Das Exterieur<br />

wurde nachgeschärft und die Karosse<br />

zählt, so heißt es bei Audi, zu den steifsten<br />

und zugleich leichtesten im Wettbewerb. Im<br />

Innenraum trifft man wie gewohnt auf eine<br />

hochwertige Ausstattung und Verarbeitung<br />

sowie auf bis zu 30 Fahrerassistenzsysteme.<br />

Zu den Höhepunkten zählen das „Audi<br />

virtual cockpit“ und das „Bang & Olufsen<br />

Sound System“. Das dick gedämmte Verdeck,<br />

das in mehreren Farben erhältlich<br />

ist, öffnet in 15 Sekunden. Der Öffnungsund<br />

Schließprozess kann auch während der<br />

Fahrt (bis 50 km/h) aktiviert werden.<br />

Preis: ab 44.000 Euro<br />

Gewohnt sportlich<br />

Der BMW 4er hat vor diesem Sommer ein<br />

kleines Facelift erhalten. Im Vergleich zum<br />

Vorgänger veränderten sich Frontschürze,<br />

Scheinwerfer und Heckstoßfänger. Serienmäßig<br />

leuchten nun Bi-LED-Lampen, das<br />

Navigationssystem „Professional“ erhielt<br />

eine überarbeitete Bedienoberfläche. Fahrwerk<br />

und Lenkung sollen beim sportlich<br />

ausgelegten 4er straffer geworden sein.<br />

Der Hersteller verspricht sich davon eine<br />

verbesserte Fahrdynamik ohne Komforteinbußen.<br />

Sechs Motoren zwischen 184 und<br />

326 PS stehen zur Wahl, darunter drei Diesel.<br />

Exklusiv für das BMW-4er-Facelift gibt<br />

es die neuen Außenfarben „Snapper Rocks<br />

Blue" und „Sunset Orange“.<br />

Preis: ab 46.800 Euro<br />

Italienische Emotionen<br />

Bereits den zweiten Sommer im Einsatz ist<br />

der Fiat 124 Spider. Er ist ein Schwestermodell<br />

des Mazda MX-5. Im Cockpit entspricht<br />

der Fiat fast eins zu eins dem MX-5.<br />

Augenfälligster Unterschied ist die Innenseite<br />

der Tür, nur bei Mazda ist sie zum Teil<br />

mit Kunststoffblenden in Wagenfarbe verziert.<br />

Allzu viel Platz bietet das Fahrzeug<br />

nicht, aber der vorhandene Raum wird optimal<br />

ausgenutzt – und das fahrerorientierte<br />

Cockpit mit dem ideal platzierten Schaltknüppel<br />

garantiert größtmöglichen Fahrspaß.<br />

Perfekt: das Verdeck, das mit wenigen<br />

Handgriffen in rund drei Sekunden<br />

geöffnet und geschlossen werden kann,<br />

auch während der Fahrt. Im Gegensatz<br />

zum MX-5, der mit seiner aggressiven<br />

Schnauze etwas polarisiert, wirkt der Fiat<br />

124 insgesamt gefälliger. Vermutlich deshalb,<br />

weil der Spider über die typische Portion<br />

Emotion und Eleganz verfügt, die ein<br />

italienisches Auto ausmacht.<br />

Preis: ab 23.990 Euro<br />

<br />

Karsten Hintzmann<br />

Exzellent beschallt<br />

Audis Mittelklasse-Coupé gibt es jetzt<br />

auch wieder ohne Dach. Seit März bietet<br />

Fotos: Fiat (oben), Daimler AG (unten)<br />

Mercedes-Benz komplettiert mit<br />

dem Cabrio seine E-Klasse-Familie.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


56 | W+M RATGEBER FINANZEN<br />

Die Psyche nach dem<br />

Insolvenzantrag<br />

Nach einem Insolvenzantrag hat der<br />

Unternehmer häufig einen langen<br />

Leidensweg hinter sich. Dem Unternehmen<br />

geht es in der Regel schon eine Zeit<br />

lang schlecht. Mitarbeiter haben das Vertrauen<br />

in die Führungsstärke und die Persönlichkeit<br />

des „Chefs“ verloren, Kunden klagen<br />

über zurückgehende Qualität der Leistungen<br />

oder Produkte und Lieferanten bemängeln<br />

schleppende oder ausgebliebene<br />

Zahlungen. Banken beginnen mit Krisengesprächen,<br />

drohen die Kündigung der Bankverbindung<br />

an oder haben schon gekündigt.<br />

Der Unternehmer erinnert sich an – teilweise<br />

lange zurückliegende – gute oder glanzvolle<br />

Zeiten und verwirklicht den Grundsatz<br />

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“. Nicht selten<br />

setzt er auch ganz erhebliche eigene oder<br />

auch fremde private Mittel ein, um die vermeintlich<br />

vorübergehende Schwäche des<br />

Unternehmens zu finanzieren. Gelegentlich<br />

auch deshalb, weil Banken und andere Kreditgeber<br />

dazu nicht mehr bereit sind.<br />

Getreu dem Motto „Ein Unglück kommt selten<br />

allein“ gesellen sich zu den wirtschaftlichen<br />

Problemen gern auch andere Schwierigkeiten<br />

hinzu. Es ist daher keine Ausnahme<br />

und erfahrene Insolvenzverwalter kennen<br />

es, wenn der Arzt dem Unternehmer<br />

am Tage des Insolvenzantrages eine seit<br />

langem dringend notwendige Operation<br />

ans Herz und/oder die Ehefrau offenbart,<br />

sie habe inzwischen einen anderen Unternehmer<br />

kennengelernt, der genauso sympathisch<br />

und gutaussehend sei wie der Insolvente.<br />

Der einzige – aber entscheidende<br />

– Unterschied sei, dass der andere Unternehmer<br />

nicht insolvent sei. Der insolvente<br />

Unternehmer möge das, ebenso wie unvermeidbare<br />

Post vom Fachanwalt für Familienrecht,<br />

bitte nicht persönlich nehmen.<br />

Dass die ansonsten immer mitfühlende<br />

(Ex-)Ehefrau ihre persönlichen<br />

Sachen (in der<br />

Praxis nicht selten den<br />

gesamten Hausstand)<br />

inzwischen aus der<br />

gemeinsamen Wohnung<br />

ausgeräumt<br />

und die gemeinsamen<br />

Kinder inzwischen<br />

„Papa“ zu dem<br />

neuen Lebensgefährten<br />

der (Ex-)Ehefrau<br />

Prof. Dr. Florian Stapper, Fachanwalt<br />

für Insolvenz- und Steuerrecht und<br />

Inhaber von STAPPER Insolvenz- und<br />

Zwangsverwaltung.<br />

des insolventen Unternehmers<br />

sagen,<br />

sei ja wohl nicht so<br />

schlimm. Der Insolvente<br />

würde das ohnehin<br />

kaum registrieren. Er sei ja nur noch in<br />

der Firma, zunehmend schlecht gelaunt und<br />

so gut wie nicht mehr ansprechbar. Persönliche<br />

Post des insolventen Unternehmers<br />

bringt die (Ex-)Ehefrau dann aber doch noch<br />

kurz vor dem schon länger geplanten Urlaub<br />

mit „dem Neuen“ und den Kindern bei<br />

dem Insolventen vorbei. Bei genauem Hinsehen<br />

sind das dann Haftungsbescheide<br />

und Klagen nichtbezahlter Gläubiger sowie<br />

Post von der Staatsanwaltschaft. Den Brief<br />

mit dem Verrechnungsscheck der Versicherung<br />

für überzahlte Beträge hat die Exfrau<br />

auch mit abgegeben, den Scheck allerdings<br />

behalten.<br />

Der Insolvente ist für den Betrieb häufig<br />

wichtig. Er kennt die Technik und ist bei den<br />

Kunden – zumindest grundsätzlich<br />

– geschätzt. Ohne ihn wäre<br />

der Betrieb daher kaum<br />

fortführbar. Gute Insolvenzverwalter<br />

wissen<br />

daher, dass insolvente<br />

Betriebe nicht nur<br />

rechtlich und wirtschaftlich,<br />

sondern<br />

zunehmend auch<br />

psychologisch fortgeführt<br />

werden. Insofern<br />

kann es auch<br />

wichtig sein, den vermeintlich<br />

Gescheiterten<br />

zu motivieren und<br />

für eine Betriebsfortführung<br />

zu gewinnen,<br />

die eine Sanierung aus der Insolvenz<br />

zur Folge haben soll. Richtig strukturiert,<br />

wird der Insolvente, der – verständlicherweise<br />

– kaum noch Hoffnung hatte, sich<br />

wundern, dass er nach relativ kurzer Zeit<br />

durchsaniert wieder am Geschäftsleben<br />

teilnehmen kann. Er verdankt das dann einem<br />

klugen Insolvenzverwalter, der neben<br />

rechtlichem und wirtschaftlichem Sachverstand<br />

auch Kenntnisse um die Psyche nach<br />

dem Insolvenzantrag mitbringt.<br />

<br />

Florian Stapper<br />

Fotos: studiostoks/fotolia.com (oben), Stapper (unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


RATGEBER LITERATUR | 57<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche<br />

Bestsellerliste<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

4<br />

Wirtschaftsliteratur wird exklusiv von<br />

W+M aus den Verkaufszahlen 59 großer<br />

Buchhandlungen in Berlin, Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen erstellt.<br />

6<br />

5<br />

JETZT NEU<br />

MIT 58 THALIA-FILIALEN<br />

Beteiligt haben sich:<br />

Thalia-Filialen in<br />

Bautzen<br />

Berlin (7x)<br />

Bernburg<br />

Brandenburg<br />

Chemnitz (3x)<br />

Cottbus<br />

Dallgow-Döberitz<br />

Leuna<br />

Löbau<br />

Lutherstadt Wittenberg<br />

Magdeburg (2x)<br />

Meißen<br />

Neubrandenburg<br />

Pirna<br />

Dessau<br />

Plauen<br />

Dresden (7x)<br />

Radebeul<br />

Eisenach<br />

Riesa<br />

Eisleben<br />

Röhrsdorf<br />

Freital<br />

Rostock (2x)<br />

Gera<br />

Rudolstadt<br />

7<br />

Görlitz<br />

Gotha<br />

Saalfeld<br />

Schwedt/Oder<br />

Großenhain<br />

Weimar<br />

8<br />

Halle<br />

Hoyerswerda<br />

Jena (2x)<br />

Wildau<br />

Zittau<br />

Zwickau<br />

9<br />

Leipzig (2x)<br />

(www.thalia.de)<br />

sowie die Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung in<br />

Frankfurt/Oder (www.hutten-ffo.de).<br />

10<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen<br />

jederzeit offen. Schreiben Sie bei Interesse eine<br />

E-Mail an jp@wirtschaft-markt.de.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


58 | W+M NETZWERK<br />

Die Crefo-Fighters mit Michael Grochtmann, Michael Herzog von<br />

Creditreform sowie Heike und Uwe Glasenapp (v. l.).<br />

Der erste Flight mit Ron Uhden, Frank Nehring, Thomas Süss und Andy<br />

Gerber (v. l.).<br />

6. Golfturnier für Freunde<br />

Florida Scramble mit Spargel<br />

Am 15. Mai <strong>2017</strong> fand bereits<br />

zum sechsten Mal unser Golfturnier<br />

für Freunde des Magazins<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> statt. Der<br />

Arnold-Palmer-Platz im A-ROSA-Golfresort<br />

Scharmützelsee hat uns im letzten<br />

Jahr so gut gefallen, dass wir hier unbedingt<br />

wieder Florida Scamble spielen<br />

wollten. Überraschungsgast war die Beelitzer<br />

Spargelkönigin Nicole, die vor ihrem<br />

offiziellen Auftritt noch schnell das<br />

Schnupperturnier gewann. Ein gelungener<br />

Tag mit einer Menge Spaß am schönen<br />

Spiel, tollen Teilnehmern, vielen Preisen<br />

und leckerem Spargel-Barbecue. Wir<br />

danken besonders den Sponsoren, Unterstützern<br />

und natürlich den Wetterverantwortlichen.<br />

Wir freuen uns schon<br />

aufs nächste Jahr. Save the date: 14. Mai<br />

2018. W+M<br />

Immer eine gute Adresse:<br />

das A-ROSA-Resort am Scharmützelsee.<br />

Überraschungsgast:<br />

die Beelitzer<br />

Spargelkönigin<br />

Nicole zu<br />

Besuch<br />

beim<br />

Turnier.<br />

Die Nettodritten Karl-Heinz Garbe, Wolfgang Schröder,<br />

Grit Gerber und Rainer Dandyk mit Frank Nehring (v. l.).<br />

Fotos: W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


GESELLSCHAFT | 59<br />

Die UV-Geschäftsführerinnen Pamela<br />

Buggenhagen (l.) und Manuela Balan führten<br />

durch die Veranstaltung.<br />

Über 300 Teilnehmer folgten der Einladung<br />

der Unternehmerverbände.<br />

Unternehmertag Mecklenburg-Vorpommern <strong>2017</strong><br />

Digitalisierung als Chance<br />

Die Veränderungen von Prozessen, Objekten<br />

und Ereignissen hat längst begonnen.<br />

Der Menschheit soll es bereits<br />

im Jahr 2002 zum ersten Mal möglich<br />

gewesen sein, mehr Information digital als<br />

analog zu speichern – der Beginn des „Digitalen<br />

Zeitalters“. Schätzungen zu Folge waren<br />

2007 bereits 94 Prozent der weltweiten<br />

technologischen Informationskapazität digital.<br />

Die Unternehmen der Region Rostock<br />

sind in dieser Realität angekommen, aber<br />

stehen dennoch am Anfang dieser enormen<br />

Wende und stellen sich der Herausforderung<br />

mit viel Potenzial. Die Unternehmerverbände<br />

Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

e. V. und Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V. luden Mitte April wieder<br />

gemeinsam zum Unternehmertag mit dem<br />

Thema „Gesellschaft 4.0 oder Illusion 4.0?<br />

– Wie digital ist unsere Zukunft?“. Rund 320<br />

Teilnehmer waren der Einladung ins Hotel<br />

Neptun in Warnemünde gefolgt. W+M<br />

Im Anschluss gab es Gelegenheit zum<br />

Netzwerken.<br />

Referent Dr. Frank Büchner von Siemens.<br />

Fotos: Holger Martens<br />

Stefanie Drese, Ministerin für Soziales, Integration und Gleichstellung Mecklenburg-Vorpommern, bei ihrem Grußwort.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


60 | W+M NETZWERK<br />

Palais<br />

Barberini<br />

begeistert<br />

Der Nachbau des Palais Barberini<br />

schließt eine durch Bomben entstandene<br />

Baulücke am Potsdamer<br />

Alten Markt. Darin ein Kunstmuseum.<br />

Zur Eröffnung zeigte es Landschaftsgemälde<br />

von Impressionisten.<br />

Die malten nicht nur Blumen und<br />

Seerosen, sie waren offensichtlich<br />

auch von der einsetzenden<br />

technischen Revolution beeindruckt.<br />

Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

„Die Brücke von Argenteuil und die Seine“<br />

von Gustave Caillebotte (um 1883-1885).<br />

Selbstbildnis von Willi Sitte (1984).<br />

Potsdam. Hasso Plattner, SAP-Gründer,<br />

Kunstmäzen, Förderer der Wissenschaft<br />

und neuerdings auch Einwohner Potsdams,<br />

finanzierte den Neubau des Palais<br />

Barberini und richtete darin ein Kunstmuseum<br />

ein. Von den glanzvollen Eröffnungsausstellungen<br />

„Impressionismus<br />

– Die Kunst der Landschaft“ und „Klassiker<br />

der Moderne“, die bis zum 28. Mai<br />

zu sehen waren, zeigte sich das Publikum<br />

begeistert. Danach gingen die Meisterwerke<br />

wieder zurück in ihre Stammquartiere<br />

in aller Welt. Plattners Privatsammlung<br />

mit DDR-Künstlern bleibt, wie zum<br />

Beispiel das Selbstbildnis von Willi Sitte<br />

mit Helm, in dem der geschätzte Kunstprofessor<br />

seine Verbundenheit mit der Arbeiterklasse<br />

demons triert. Weitere wechselnde<br />

Ausstellungen sind bereits geplant.<br />

Ein Schwerpunkt wird wohl die DDR-Kunst<br />

bleiben, das Spezialgebiet des Sammlers<br />

Plattner.<br />

Aufmacherbild des Werbeplakats und<br />

zweifellos einer der Höhepunkte der Ausstellung<br />

war das Ölgemälde von Gustave<br />

Caillebotte „Die Brücke von Argenteuil und<br />

die Seine“. Der Betrachter steht dicht vor<br />

einem gusseisernen Brückenbogen, einem<br />

Symbol der ersten technischen Revolution.<br />

Nach der Erfindung von Koks war es möglich<br />

geworden, Eisen zu schmelzen und in<br />

Sandformen zu gießen. Brücken, Säulengänge<br />

und Türme sprossen ab etwa 1780<br />

aus dem Boden. Das spröde Gusseisen<br />

konnte zwar nur Druckkräfte aufnehmen,<br />

genau wie die früheren Steinbrücken. Deshalb<br />

waren Eisenbrücken genauso wie diese<br />

als Bögen gestaltet. Auch das Fachwerk<br />

und die Streben wurden aus Gusseisen gefertigt,<br />

zumal auf diese nur Druckkräfte,<br />

aber keine Zugkräfte wirken. Spätere Brücken<br />

wurden etwa ab 1855 aus dem reineren<br />

und elastischen Schmiedeeisen und<br />

schließlich ab 1880 aus Stahl konstruiert. In<br />

einem Stück konnten die Bögen und Fachwerke<br />

allerdings nicht gegossen werden.<br />

Man fügte sie aus mehreren einzelnen Elementen<br />

zusammen, in derselben Art wie<br />

frühere Holzkonstruktionen, mit Schwalbenschwanz<br />

oder Nut und Feder.<br />

Durch den Brückenbogen blickend sah<br />

Caillebotte im Hintergrund einen Fabrikschornstein.<br />

Ins Zentrum des Brückenbogens<br />

setzte er einen Raddampfschlepper.<br />

Der Dampfantrieb von Schleppern war etwas<br />

Neues, ebenso wie ein Schiffsrumpf<br />

aus Eisen. Erstaunlich, dass Schiffe, deren<br />

Rumpf statt aus Holzplanken neuerdings<br />

aus Eisenplatten zusammengefügt<br />

war, nicht untergingen. Eine neue Epoche<br />

kündigte sich an.<br />

Fotos: Wikimedia Commons/National Gallery online catalogue (oben), Rudolf Miethig (VBIW, unten)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


VBIW | 61<br />

Gusseisenbrücken in Preußen<br />

Hartungsche Säulen.<br />

Berlin. Auch in Preußen kamen ab 1796<br />

gusseiserne Brücken auf. Sie stammten<br />

aus der Königlichen Eisengießerei in<br />

Malapane (heute: Ozimek, Polen). Diese<br />

goss auch die Einzelteile der Hohen<br />

Brücke im Schlosspark von Charlottenburg,<br />

eine der ersten Eisenbrücken Berlins.<br />

Sie wurde nach dem Vorbild der berühmten<br />

Iron Bridge in der Grafschaft<br />

Shropshire in England gestaltet, die seit<br />

1779 den Severn überspannt und heute<br />

zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.<br />

Eine typische, ja stilprägende Berliner<br />

Gusseisenkonstruktion stellen die Hartungschen<br />

Säulen unter vielen Bahnbrücken<br />

dar. Als Zwischenstützen sollten sie<br />

die Biegespannungen der Brückenträger<br />

abfangen. Obwohl aus Gusseisen, halten<br />

sie bis heute, da sie als Pendelstützen an<br />

Kopf und Fuß kugelig gelagert und somit<br />

nur Druckspannungen ausgesetzt sind.<br />

Seit den 1980er Jahren werden die Hartungschen<br />

Säulen allmählich durch geschweißte<br />

Stahlkastenstützen ersetzt.<br />

An den Yorckbrücken in Berlin-Schöneberg<br />

sind sie noch zahlreich vorhanden.<br />

<br />

<br />

Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Die Hohe Brücke im Schlosspark<br />

Charlottenburg in Berlin.<br />

VBIW-Sonderpreise für „Jugend forscht“<br />

Fotos: Wikimedia Commons/Andre_de (oben links), Wikimedia Commons/kanakari (oben rechts), BASF/Rasche (unten)<br />

Swantje Pieplow und Felix Pochert untersuchten die den Kosmetika<br />

zugesetzten Plastikpartikel.<br />

„Zukunft – Ich gestalte sie“ lautet das<br />

Motto des aktuellen Jugend-forscht-<br />

Wettbewerbs. Der VBIW unterstützte<br />

ihn zum 26. Mal mit seinen Juroren und<br />

Sonderpreisen.<br />

In Erkner auf dem Regionalwettbewerb<br />

Brandenburg Ost übergab VBIW-Mitglied<br />

Manfred Fladrich den VBIW-Sonderpreis<br />

an Jacob Schwaß, Marko Jahn und Lisa-<br />

Sophie Wolf von<br />

der Europaschule<br />

OSZ-Palmnicken<br />

Fürstenwalde. Sie<br />

hatten sich mit der<br />

„Kondensationsbewässerung<br />

und<br />

winterlichen Beheizung<br />

von Sportrasen“<br />

beschäftigt.<br />

Beim Regionalwettbewerb<br />

Brandenburg<br />

West in<br />

Brandenburg an<br />

der Havel zeichnete<br />

Anke Prahtel<br />

(VBIW) das<br />

Projekt „Nutzen<br />

der Spieltheorie in<br />

der Programmierung<br />

einer künstlichen Intelligenz für das<br />

Schachspiel“ aus. Die Arbeit beschäftigt<br />

sich mit bekannten Spieltheorien und leitete<br />

daraus eine interessante Variante<br />

des Computerschachspiels ab. Das Projekt<br />

errang später beim Landeswettbewerb<br />

in Schwarzheide den dritten Platz<br />

im Fachgebiet Mathematik/Informatik.<br />

Dem Umweltschutz widmeten sich die<br />

17-jährigen Schüler Swantje Pieplow und<br />

Felix Pochert des Friedrich-Schiller-Gymnasiums<br />

Königs Wusterhausen mit dem<br />

Projekt „Mikroplastik im Abwasser“. Sie<br />

untersuchten, ob und wie Kläranlagen mit<br />

Plastikpartikeln aus Duschgels, Shampoos<br />

oder anderen Kosmetika zurechtkommen,<br />

ob sie herausfilterbar sind, wir<br />

sie im Oberflächentrinkwasser oder in Fischen<br />

als Lebensmittel zu uns nehmen.<br />

Die jungen Forscher stellten fest, dass<br />

sich keine der Abwasserreinigungsstufen<br />

um die Mikroplastikrückstände kümmert.<br />

Das Projekt wurde zum Landeswettbewerb<br />

in Schwarzheide mit dem VBIW-<br />

Preis ausgezeichnet und von der Jury auf<br />

den zweiten Platz eingestuft.<br />

<br />

Jutta Scheer (VBIW)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle:<br />

Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder)<br />

Tel.: 0170 9856578<br />

E-Mail: vbiw-ev@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


62 | W+M NETZWERK<br />

UV Thüringen<br />

ERWICON <strong>2017</strong> – Treffpunkt für Thüringer Wirtschaft<br />

Mehr als 50 Aussteller nutzten die Veranstaltung als Kommunikations- und Netzwerkplattform.<br />

Erfurt. Beim Wirtschaftskongress erwicon,<br />

den der Unternehmerverband Thüringen<br />

auch in diesem Jahr wieder als Partner<br />

unterstützt hat, treffen sich innovative und<br />

engagierte Unternehmer mit potenziellen<br />

Partnern aus anderen Unternehmen sowie<br />

mit Vertretern aus Politik und Verwaltung in<br />

der thüringischen Hauptstadt. Geschäftsführer,<br />

Vorstände und Führungskräfte sammeln<br />

in Vorträgen und Workshops neue Ideen<br />

und Impulse – und knüpfen oder vertiefen<br />

in Pausengesprächen und zur Abendveranstaltung<br />

Geschäftskontakte. Das Motto<br />

des diesjährigen erwicon lautete „Abschied<br />

nehmen und Hallo sagen – Arbeitswelt im<br />

Wandel“. Die neue Arbeitswelt unterliegt<br />

enormen Veränderungen, sie ist digitaler,<br />

interaktiver, flexibler. Der Wandel ist auch<br />

beim Kongress selbst angekommen. So<br />

fand der 16. Wirtschaftskongress erwicon<br />

am 1. Juni <strong>2017</strong> erstmalig in den neuen Tagungsräumen<br />

des Erfurter Steigerwaldstadions<br />

statt. Der Erfurter Wirtschaftsbeigeordnete<br />

Steffen Linnert (SPD) eröffnete gemeinsam<br />

mit dem Thüringer Wirtschaftsminister<br />

Wolfgang Tiefensee (SPD) den<br />

Kongress und machte deutlich, wie wichtig<br />

eine überregionale Plattform für die Thüringer<br />

Wirtschaft ist, bei der Unternehmen,<br />

Institutionen, Netzwerke und Verbände zusammenkommen.<br />

Das scheinen auch die<br />

Unternehmen erkannt zu haben. Mehr als<br />

50 Aussteller nutzten die Veranstaltung als<br />

Kommunikations- und Netzwerkplattform.<br />

Mit über 400 Teilnehmern war das Interesse<br />

der Unternehmen so groß wie nie zuvor.<br />

Spannende Vorträge zu den Veränderungen<br />

der Arbeitswelt, moderne Organisationsformen<br />

und den Einfluss auf den Unternehmenserfolg<br />

prägten die Veranstaltung, impulsgebende<br />

Workshops und interaktive Foren<br />

bereicherten den Kongresstag.<br />

Der erwicon-Kongress fand erstmal im neuen Steigerwaldstadion in<br />

Erfurt statt.<br />

Der Thüringer Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee eröffnete den<br />

Wirtschaftskongress.<br />

Fotos: sebastianfranke.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


UNTERNEHMERVERBÄNDE | 63<br />

UV Sachsen<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Fotos: Claudia Koslowski (oben), UV Schwerin (unten)<br />

Geschäftsführerhaftung und Compliance<br />

Leipzig. Der 7. Leipziger Unternehmerabend<br />

der Unternehmensberatung KPMG,<br />

dem Unternehmerverband Sachsen und<br />

Der 7. Leipziger Unternehmerabend fand im<br />

Kaiserbad Leipzig statt.<br />

UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

Rolf Paukstat als Präsident bestätigt<br />

„DIE FAMILIENUNTERNEHMER – ASU“<br />

e. V. rückte Mitte Mai das Thema „Geschäftsführerhaftung<br />

und Compliance“ in<br />

den Blickpunkt. Die Veranstaltung im „Kaiserbad“<br />

Leipzig stieß trotz Hitze auf rege<br />

Resonanz. Nach kurzer Einführung durch<br />

Jürgen Voigt, den Begründer der erfolgreichen<br />

Vortragsreihe, sprach Philipp Glock<br />

von der KPMG Rechtsanwaltsgesellschaft<br />

zum Thema des Abends. Dabei ging er auf<br />

Fragen wie „Welche Risiken kann ich als<br />

Geschäftsführer eingehen, ohne mich<br />

rechtlich angreifbar zu machen?“, „Welche<br />

Verantwortung trifft mich, wenn Mitarbeiter<br />

im Unternehmen Fehler machen?“ und<br />

„Gibt es nicht so etwas wie einen sicheren<br />

Hafen für Entscheider?“ ein. Darüber<br />

hinaus zeigte er anschauliche Praxisbeispiele<br />

auf und beantwortete nach seinem<br />

Vortrag viele Fragen.<br />

Die Präsidiumsmitglieder des Unternehmerverbandes Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin.<br />

Schwerin. Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung<br />

des Unternehmerverbandes<br />

Schwerin am 11. Mai <strong>2017</strong> im<br />

medienhaus:nord in Schwerin wurden die<br />

Präsidiumsmitglieder für die dreijährige Legislaturperiode<br />

bis 2020 gewählt. Präsident<br />

Rolf Paukstat ist für weitere drei Jahre im<br />

Amt bestätigt worden. Ihm zur Seite stehen<br />

erneut die langjährigen Vizepräsidenten<br />

Karl-Heinz Garbe und Detlef Elss. Dem Präsidium<br />

gehören damit an: Stefan Ehbrecht,<br />

Detlef Elss, Karl-Heinz Garbe, Tom Henning,<br />

Dagmar Hoffmann, Torsten Kollex, Matthias<br />

Kunze, Kai Laude, Dagmar-Dolores Manke,<br />

Rolf Paukstat, Jens Pommerenke und<br />

Petra Schmidt. In seinem Rechenschaftsbericht,<br />

der der Neuwahl vorgelagert war,<br />

konnte Paukstat auf zahlreiche Erfolge der<br />

Verbandsarbeit in den letzten Jahren verweisen.<br />

Sowohl in finanzieller Hinsicht wie<br />

auch im Bereich der Mitgliederentwicklung<br />

konnte der Verband Erfolge vorweisen. In allen<br />

drei Verbandsregionen sind anhaltende<br />

Mitgliederzuwächse zu verzeichnen.<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Niklas Graf von Bernstorff<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Dr. Burkhardt Greiff<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Drewitzer Str. 47, 14478 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-bb.de<br />

Internet: www.uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Berlin<br />

Charlottenstraße 80, 10117 Berlin<br />

Tel.: +49 30 2045990<br />

Fax: +49 30 20959999<br />

E-Mail: berlin@uv-bb.de<br />

Geschäftsstelle Cottbus<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-bb.de<br />

Unternehmerverband Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführerin: Pamela Buggenhagen<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsführer: Dr. Andreas Golbs<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt - Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsführer: N. N.<br />

Geschäftsstelle<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


64 | W+M XXX PORTRÄTS<br />

Jan Janssen<br />

Pionier im Tropical Islands<br />

VISIONÄRE<br />

Wenn Jan Janssen heute die Mitarbeiterkantine<br />

des Tropical Islands<br />

betritt, ist das keine Sensation<br />

mehr. Als er seinen Posten als CEO<br />

im Jahr 2013 antrat und mittags nicht in<br />

eines der Restaurants, sondern<br />

mit den Mitarbeitern<br />

essen ging, da sorgte das<br />

regelrecht für Aufregung.<br />

So etwas gab es so bislang noch nicht in<br />

dem Unternehmen mit seinen heute über<br />

620 Mitarbeitern. Jan Janssen ist der Typ<br />

Chef, der wissen will, was geht, der sich<br />

ansprechen lässt und genau hinhört, der<br />

sich nicht nur etwas erzählen lässt, sondern<br />

selbst aufmerksam hinschaut. Seine<br />

eigentliche Leidenschaft ist aber das<br />

Weiterentwickeln. Er sieht sich weniger<br />

als Verwalter oder Sanierer, sondern mehr<br />

als Pionier. Er will Chancen nutzen, eine<br />

gesunde Wirtschaftlichkeit erzielen und<br />

die Menschen mitnehmen. Immer offen<br />

für Neues.<br />

STECKBRIEF<br />

Jan Janssen wurde am 30.04.1955 in<br />

Kerkrade in den Niederlanden geboren.<br />

Sein Bildungsweg ist geradlinig, wenn<br />

auch nicht der kürzeste. Lehrjahre als Bäcker<br />

und Konditor, Koch und Kellner standen<br />

vor seinem Hotelmanagement-studium.<br />

Seine praktischen Erfahrungen haben<br />

wesentlich dazu beigetragen, dass er heute<br />

seine wahren Talente einbringen kann<br />

und somit einer der wenigen namhaften<br />

Projektentwickler von Vergnügungsparks<br />

in Europa ist. Der dreifache Familienvater<br />

ist verheiratet, Liebhaber guten Weins und<br />

einer guten Küche, und spielt mit seinem<br />

15er-Handicap auch gern und gutes Golf.<br />

„Ich sah nur noch<br />

Chancen.“<br />

Der heute 62-jährige Niederländer<br />

hat seit über<br />

40 Jahren Erfahrung im<br />

Hotel-, Konferenz- und<br />

Freizeit-Business. Er ist<br />

einer von denen,<br />

die von<br />

der Pike auf gelernt<br />

haben. Weil es<br />

in der Schule nicht so lief, begann er<br />

schon mit 13 eine Lehre zum Konditor<br />

und Bäcker, ging dann weitere drei Jahre<br />

auf eine Koch- und Kellnerschule und<br />

nutzte dann auch noch die Gelegenheit,<br />

sich an einer neu gegründeten Hotelmanager-Schule<br />

vier Jahre lang für Managementaufgaben<br />

fit zu machen. Der eigentliche<br />

Start seiner Karriere beginnt mit der<br />

Leitung des Hotels „Kasteel Vaalsbroek“<br />

im Jahr 1978. Hier war viel zu tun, hier<br />

musste Janssen alles geben, seine Ideen<br />

einbringen und auch gleich umsetzen.<br />

Dafür wurde er Hotelier des Jahres<br />

1996/97 und seine eigentlichen Kompetenzen<br />

als Projektentwickler für ihn und<br />

andere sichtbar. Als Director of Acquisitions<br />

and Development Europe der amerikanischen<br />

Hospitaly-Gruppe Dolce International<br />

reist er viel, erwirbt Grundstücke,<br />

baut und entwickelt Hotels.<br />

2008 wird ihm die strategische Entwicklung<br />

für Center Parcs in Europa angetragen.<br />

Das war etwas gänzlich anderes als<br />

nur ein Hotel, aber mit den hier erworbenen<br />

Kenntnissen war der Weg nicht<br />

mehr so weit, bis er 2013 CEO des Tropical<br />

Islands wurde. Es war keine Liebe<br />

auf den ersten Blick, aber die Neugier<br />

und die Lust, etwas gestalten zu können,<br />

ließen ihn letztlich ja sagen. „Ich sah nur<br />

noch Chancen.“ Seitdem ist er unbeirrt<br />

auf dem Weg, Tropical Islands zu Europas<br />

Nummer drei bei den Freizeitresorts<br />

zu entwickeln. Und Janssen weiß, wie<br />

es geht. Seine langjährige Erfahrung, seine<br />

ruhige und respektvolle Art mit Menschen<br />

umzugehen helfen ihm dabei.<br />

Was Gäste sich wünschen, wie sie sich<br />

verhalten, das genaue Hinsehen, bringen<br />

ihn immer wieder auf neue Ideen, die er<br />

seinen Mitarbeitern auf Augenhöhe vermittelt<br />

und damit auch seine Eigentümer<br />

überzeugt. Er ist CEO, also Geschäftsführer,<br />

und doch denkt er wie ein Unternehmer.<br />

Der bodenständige Visionär ist ein<br />

echter Macher, der sich von früh bis spät<br />

in seine Aufgaben stürzt. Und wenn es<br />

mal Probleme gibt, spielt er seine holländische<br />

Rhetorik-Karte aus und übersetzt<br />

Sprichworte ins Deutsche. Dann muss<br />

„die Kuh durch die Kirche“ oder er bekommt<br />

„Hühnerfell“.<br />

<br />

Frank Nehring<br />

Foto: Tropical Islands<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


MACHER<br />

W+M PORTRÄTS XXX | 65<br />

Margret Gleiniger<br />

Botschafterin des Erzgebirges<br />

Foto: Mirko Hertel<br />

Die Vita von Margret Gleiniger, Geschäftsführerin<br />

der KSG Leiterplatten<br />

GmbH im erzgebirgischen Gornsdorf,<br />

liest sich wie eine gut geplante Vorzeigekarriere:<br />

Jahrgang 1962, studierte sie<br />

in Chemnitz Maschinenbau und nahm nach<br />

dem Abschluss 1984 eine erste Tätigkeit als<br />

Assistentin des Direktors für Produktion im<br />

ehemaligen VEB Kontaktbauelemente und<br />

Spezialmaschinenbau Gornsdorf auf. Im<br />

Zuge der Umstrukturierung<br />

übernahm sie 1990 den Bereich<br />

Controlling und Zentralverwaltung<br />

und stieg in die<br />

Geschäftsleitung auf. 1994 wurde sie Prokuristin<br />

der KSG Leiterplatten GmbH. Seit<br />

2003 ist Margret Gleiniger Mitgesellschafterin,<br />

im Oktober 2008 avancierte sie zur<br />

Kaufmännischen Geschäftsführerin. Seit<br />

Januar 2016 steht sie als Geschäftsführerin<br />

an der Spitze des Unternehmens, das<br />

mit 88,9 Millionen Euro Umsatz die Nummer<br />

drei der Leiterplattenproduzenten in<br />

Deutschland ist und mehr als 600 Kunden<br />

in 23 Ländern zählt.<br />

Doch auf diesem Weg musste sie gegen<br />

so manche festgefügten Wertevorstellungen<br />

ankämpfen. Denn bis vor wenigen<br />

Jahren galt insbesondere auch im Erzge-<br />

„Kinder sind<br />

unsere Zukunft."<br />

birge das zum Teil noch<br />

immer tief verwurzelte<br />

traditionelle Familienbild<br />

vom Mann, der das Geld<br />

verdient, und der Frau,<br />

die sich in erster Linie um<br />

Haus, Hof und Kinder kümmert.<br />

Dieses Bild bekam für<br />

so manchen im Umfeld der Gleinigers<br />

Risse, als Margret Gleiniger,<br />

die nach ihrer Babypause gerade in der<br />

Buchhaltung des Unternehmens beruflich<br />

neu durchstarten wollte, durch die Ereignisse<br />

im Herbst 1989 plötzlich für die gesamten<br />

Betriebsfinanzen zuständig war<br />

und im Rahmen der Firmenreprivatisierung<br />

ihren eigenen Mann entlassen musste.<br />

„Keine einfache Aufgabe, aber unerlässlich,<br />

um glaubhaft zu bleiben“, sagt<br />

Margret Gleiniger, heute wie damals von<br />

der Richtigkeit dieser Entscheidung überzeugt.<br />

Auch als sich die Gleinigers später<br />

entschieden, dass sie sich für den Posten<br />

des kaufmännischen Geschäftsführers bewirbt<br />

und er künftig zu Hause die Familie<br />

managt, ernteten sie viel<br />

Kopfschütteln. Heute sind<br />

die damals aufgebrochenen<br />

Gräben längst wieder zugewachsen,<br />

ist die Entscheidung von jungen<br />

Frauen für den Beruf und die vieler junger<br />

Männer für die Elternzeit Normalität – auch<br />

im Erzgebirge.<br />

„Aber es hat schon gedauert, bis es so<br />

weit war“, sagt Gleiniger. Erst im Jahr<br />

2000 sei das erste „KSG-Baby“ geboren<br />

worden. „Heute überlegen wir, wie es<br />

gelingen kann, einen Drei-Schicht-Betrieb<br />

kinder- und familienkompatibel zu organisieren“,<br />

freut sie sich über die Entwicklung,<br />

zu der auch gehört, dass rund 20<br />

Prozent der etwa 700 KSG-Beschäftigten<br />

Frauen sind. Seit dem 1. Januar <strong>2017</strong> zahlt<br />

KSG für alle Kinder einen Kita-Zuschuss.<br />

Und wo immer es im Umfeld des Unternehmens<br />

möglich und sinnvoll ist, engagiert<br />

sich die KSG bei der Förderung von<br />

Kindern und Jugendlichen. Der Grund dafür<br />

ist für Margret Gleiniger ganz einfach:<br />

„Kinder sind unsere Zukunft." Und deshalb<br />

engagiert sie sich seit Jahren in mehreren<br />

regionalen Gremien zur Verbesserung der<br />

Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und<br />

Schule, ist zum Beispiel Vorsitzende des Arbeitskreises<br />

Schule und Wirtschaft im Erzgebirgskreis.<br />

Apropos Erzgebirge: Margret<br />

Gleiniger wurde 2010 im Rahmen einer Initiative<br />

der Wirtschaftsförderung Erzgebirge<br />

zur „Botschafterin des Erzgebirges" berufen,<br />

vielleicht auch gerade weil sie mit ihrer<br />

Vita einen ganz persönlichen Beitrag dazu<br />

geleistet hat, dass das Erzgebirge heute als<br />

moderner Wirtschaftsstandort wahrgenommen<br />

wird.<br />

<br />

Katrin Kleeberg<br />

STECKBRIEF<br />

Margret Gleiniger ist Jahrgang 1962 und<br />

Diplomingenieurin für Maschinenbau. Als<br />

Unternehmerin liegt ihr ganz besonders<br />

am Herzen, dass die im Unternehmen beschäftigten<br />

Frauen in ihren Familien den<br />

entsprechenden Rückhalt für ihre Tätigkeit<br />

im Drei-Schicht-Betrieb finden. Seit 2003<br />

ist Gleiniger Sprecherin des Wirtschaftsrates<br />

Deutschland für die Sektion Chemnitz<br />

und seit 2009 Mitglied im Bundesvorstand<br />

des Wirtschaftsrates Deutschland. 2016<br />

ist wurde sie zudem Mitglied des Beirats,<br />

Region Ost, der HDI Global SE und gewähltes<br />

Mitglied in der Voll- und Regionalversammlung<br />

der IHK.<br />

www.wirtschaft-markt.de <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


66 | W+M DIE LETZTE SEITE<br />

Ausblick auf die<br />

nächste Ausgabe<br />

Merkels Bilanz<br />

Mit großen Schritten nähern wir uns<br />

der Bundestagswahl am 24. September.<br />

Bleibt die Union bis dahin<br />

uneinholbar vorn? Startet die SPD noch einmal<br />

eine Schulz-Offensive? Stürzen die Grünen<br />

in die Bedeutungslosigkeit? Auf all diese<br />

spannenden Fragen kann es in der nächsten<br />

Ausgabe von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong>,<br />

die genau einen Monat vor dem Urnengang<br />

erscheint, noch keine Antworten geben.<br />

Wohl aber auf die wichtige Frage: Was<br />

haben die Kanzlerin und die Bundesregierung<br />

in der abgelaufenen Legislaturperiode<br />

für den Wirtschaftsstandort Ostdeutschland<br />

erreicht? Lesen Sie dazu einen umfassenden<br />

Report, Interviews und Analysen.<br />

Flankierend dazu der vierte und letzte Teil<br />

unserer Bundestagsserie. Die Abgeordneten<br />

aus Thüringen und Sachsen-Anhalt<br />

berichten in komprimierter Form darüber,<br />

wie sie die regionale Wirtschaft in ihren<br />

Wahlkreisen unterstützt haben.<br />

Im Zentrum eines Länderschwerpunktes<br />

über Sachsen steht ein Interview<br />

mit Ministerpräsident Stanislaw Tillich<br />

(CDU). Wir sprechen mit ihm über die<br />

Perspektiven der Mikroelektronik und<br />

Automobilwirtschaft im Freistaat und<br />

seine Überlegungen zur Zukunft der<br />

Lausitz. Dazu eine Reportage über die<br />

Wiederauferstehung des Bergbaus im<br />

Erzgebirge.<br />

Wie gewohnt offerieren wir Ihnen aktuelle<br />

Nachrichten und Reportagen aus<br />

den neuen Bundesländern sowie einen<br />

informativen Ratgeberteil. Darüber hinaus<br />

stimmen wir Sie auf das 2. Ostdeutsche<br />

Wirtschaftsforum ein, das am 9.<br />

und 10. November <strong>2017</strong> in Bad Saarow<br />

stattfindet.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint<br />

am 24. August <strong>2017</strong>.<br />

PERSONENREGISTER<br />

Ahlgrimm, Carl 13<br />

Albig, Torsten 3<br />

Baerbock, Annalena 33<br />

Balan, Manuela 59<br />

Barke, Mike 39<br />

Barth, Markus 8<br />

Bartsch, Dietmar 36<br />

Bluhm, Heidrun 36<br />

Böddeling, Bernd 6<br />

Büchner, Frank 59<br />

Buggenhagen, Pamela 59<br />

Dalbert, Claudia 8<br />

Dandyk, Rainer 58<br />

Deinege, Siegfried 6<br />

Dobelli, Rolf 57<br />

Dobrindt, Alexander 38<br />

Drese, Stefanie 59<br />

Dulig, Martin 31<br />

Ehbrecht, Stefan 63<br />

Elss, Detlef 63<br />

Ermrich, Michael 10<br />

Fahrenschon, Georg 10<br />

Feiler, Uwe 38<br />

Ferriss, Timothy 57<br />

Fladrich, Manfred 61<br />

Freese, Ulrich 33<br />

Friedrich, Marc 57<br />

Garbe, Karl-Heinz 58, 63<br />

Gerber, Albrecht 14<br />

Gerber, Andy 58<br />

Gerber, Grit 58<br />

Glasenapp, Heike 58<br />

Glasenapp, Uwe 58<br />

Glawe, Harry 9, 27, 48<br />

Gleiniger, Margret 65<br />

Glock, Philipp 63<br />

Greiff, Burkhardt 39<br />

Grillo, Beppe 50<br />

Grochtmann, Michael 58<br />

Gropp, Reint E. 39<br />

Grütters, Monika 35<br />

Günther, Daniel 3<br />

Haase, Udo 13<br />

Haseloff, Reiner 16<br />

Heine, Patrice 8<br />

Henning, Tom 63<br />

Herzog, Michael 58<br />

Hiepe, Hans-Peter 39<br />

Hill, Markus 30<br />

Hoffmann, Dagmar 63<br />

Jahn, Marko 61<br />

Jakobs, Josef 22<br />

Jannsen, Jan 64<br />

Junge, Frank 36<br />

Kahnemann, Daniel 57<br />

Kassner, Kerstin 36<br />

Kitz, Volker 57<br />

Koeppen, Jens 33<br />

Kolbe-Nelde, Anja 6/7<br />

Kollex, Torsten 63<br />

Kotzbauer, Michael 28/29<br />

Kraft, Hannelore 3<br />

Kramp-Karrenbauer, Annegret 3<br />

Krinke, Matthias 7<br />

Krüger-Leißner, Angelika 33<br />

Kunze, Matthias 63<br />

Laude, Kai 63<br />

Lietz, Matthias 37<br />

Lindner, Thomas 30<br />

Linnert, Steffen 62<br />

Loge, Stephan 13<br />

Lütke Daldrup, Engelbert 15<br />

Maas, Manfred 8<br />

Manke, Dagmar-Dolores 63<br />

Melzer, Marc 6<br />

Merkel, Angela 3, 37, 66<br />

Meyer, Jens-Uwe 39<br />

Monstadt, Dietrich 37<br />

Montebaur, Alexander 20/21<br />

Mühlenfeld, Karsten 15<br />

Müller, Norbert 38<br />

Naumann, Volker 7<br />

Neubert, Maja 30<br />

Nord, Thomas 33<br />

Odenwald, Stephan 30<br />

Oettinger, Günther H. 50/51<br />

Ohoven, Mario 31<br />

Patzelt, Martin 38<br />

Paukstat, Rolf 63<br />

Petzold, Harald 33<br />

Pflugradt, Jeannine 37<br />

Pieplow, Swantje 61<br />

Plattner, Hasso 60<br />

Pochert, Felix 61<br />

Pommerenke, Jens 63<br />

Prahtel, Anke 61<br />

Ragnitz, Joachim 10, 49<br />

Ramsauer, Peter 38<br />

Rehberg, Eckhardt 37<br />

Reizel, Michael 25<br />

Reuther, Michael 28<br />

Schäfer, Bodo 57<br />

Scheer, Jutta 61<br />

Schimke, Jana 34<br />

Schmidt, Petra 63<br />

Schneider-Flaig, Silke 57<br />

Schröder, Wolfgang 58<br />

Schulz, Steffen 27<br />

Schulze, Klaus-Peter 34<br />

Schurich, Anja 10<br />

Schwaß, Jacob 61<br />

Semlinger, Klaus 40<br />

Stapper, Florian 56<br />

Steffen, Sonja 37<br />

Stein, Peter 38<br />

Steineke, Sebastian 34<br />

Steinmeier, Frank-Walter 16, 33<br />

Strelecky, John 57<br />

Strenz, Karin 38<br />

Stübgen, Michael 34<br />

Süss, Thomas 58<br />

Tackmann, Kirsten 35<br />

Tenhagen, Hermann-Josef 57<br />

Terpe, Harald 38<br />

Tiefensee, Wolfgang 62<br />

Tillich, Stanislaw 16, 66<br />

Uhden, Ron 58<br />

Vogelsänger, Jörg 22<br />

Voigt, Jürgen 63<br />

von der Marwitz, Hans-Georg 35<br />

Wagenknecht, Sahra 57<br />

Weber, Eric 9<br />

Weber, Michael 10<br />

Weidl, Christof 39<br />

Weik, Matthias 57<br />

Werner, Götz W. 57<br />

Wicklein, Andrea 35<br />

Wilhelm, Kati 24/25<br />

Willingmann, Armin 8<br />

Winkelmann, Ernst-August 22<br />

Woidke, Dietmar 14-16<br />

Woitendorf, Tobias 27<br />

Wolf, Lisa-Sophie 61<br />

Wöllert, Birgit 35<br />

Zdrowomyslaw, Norbert 10<br />

Ziegler, Dagmar 35<br />

Zierke, Stefan 35<br />

Foto: egorkeon/ Shutterstock.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4/<strong>2017</strong>


Foto: Jacob Lund, Fotolia<br />

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