FernUni Perspektive | Sommer 2017
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Leute<br />
<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />
Linda Glawe<br />
Duale Karriere im Ballett und in der Volkswirtschaftslehre<br />
Als Ballett-Tänzerin im Ensemble der<br />
neuen Operette Düsseldorf führt sie<br />
das Musical „My Fair Lady“ und die<br />
Operette „Die Csárdásfürstin“ auf.<br />
In ihrem Büro auf dem Campus<br />
der <strong>FernUni</strong>versität<br />
Linda Glawe<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Hardy Welsch)<br />
in Hagen dreht sich<br />
das Gespräch um<br />
ostasiatische Volkswirtschaften.<br />
Bühnentanz<br />
und Tanzpädagogik,<br />
Forschung und Fern-<br />
Universität: Linda Glawe (24) aus<br />
Gelsenkirchen verknüpft beides. Sie<br />
macht Karriere im Ballett und in der<br />
Wissenschaft. „Die Konkurrenz ist in<br />
beiden Bereichen sehr groß, das erforderliche<br />
Durchhaltevermögen extrem<br />
hoch“, sieht die Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen eine wesentliche Parallele.<br />
„Ich möchte in beiden Gebieten das<br />
Beste aus mir herausholen.“<br />
Das gelingt ihr seit der Schulzeit.<br />
Mit 17 Jahren kam Linda Glawe<br />
über das Akademiestudium an die<br />
<strong>FernUni</strong>versität. Nach dem Abitur<br />
fand sie in der Volkswirtschaftslehre<br />
schnell Input und Instrumente für<br />
ihr Herzensthema, das sie bis heute<br />
nicht loslässt: Warum sind einige<br />
„Im jeweils anderen Bereich schöpfe ich neue<br />
Kraft und Inspiration.“<br />
Länder so arm und andere so reich?<br />
Wachstumstheorien, Strukturwandel<br />
und Einkommensungleichheit<br />
waren daher schon in ihrem mit<br />
Auszeichnung bestandenen Bachelor-<br />
und Masterstudium der Wirtschaftswissenschaft<br />
Schwerpunkte.<br />
Parallel dazu trainierte sie in ihrer<br />
Ausbildung zur Bühnentänzerin<br />
und Tanzpädagogin an der Berufsfachschule<br />
für Bühnentanz in Düsseldorf<br />
mehrere Stunden täglich.<br />
Als Ausgleich zur Universitätsarbeit<br />
tanzt und unterrichtet sie auch jetzt<br />
noch regelmäßig in der NRW-Landeshauptstadt.<br />
„Ohne die <strong>FernUni</strong>versität<br />
wäre diese Zweigleisigkeit<br />
nicht möglich. Das Konzept passt<br />
für mich perfekt“, sagt Linda Glawe.<br />
Linda Glawe<br />
Seit vergangenem Jahr ist sie Mitarbeiterin<br />
am Lehrstuhl für Volkswirtschaft,<br />
insb. Makroökonomie von<br />
Prof. Dr. Helmut Wagner sowie am<br />
neu gegründeten Forschungszentrum<br />
für volkswirtschaftliche Studien<br />
zu Ostasien. In ihrer Promotion<br />
greift sie das Konzept der „middle<br />
income trap“ mit Blick auf Asien<br />
auf. „Es geht um die Frage, warum<br />
viele Länder nach einer langen<br />
Zeit des raschen Wirtschaftswachstums<br />
schnell den Status eines Landes<br />
des mittleren Einkommens erreichen.<br />
Aber dann scheitern sie daran,<br />
diesen Einkommensbereich zu überwinden<br />
und zu den hochentwickelten<br />
Ländern aufzuschließen“, erklärt<br />
Linda Glawe. „Dieses Phänomen<br />
wird als ‚middleincome<br />
trap‘ bezeichnet.“<br />
Wichtiger<br />
Bestandteil<br />
ihres Promotionsprojekts<br />
zur Prognose<br />
des Wachstums der Länder des<br />
mittleren Einkommens wird die Entwicklung<br />
eines Wachstumsmodells<br />
der chinesischen Wirtschaft sein.<br />
„Auf dieser Basis möchte ich langfristige<br />
Strategien für die chinesische<br />
Wirtschaft aufzeigen“, umreißt<br />
sie ihr Thema.<br />
In ihrer knappen Freizeit hat Linda<br />
Glawe begonnen, Chinesisch zu lernen.<br />
„Es reizt mich, die Sprache zu<br />
können“, sagt die Wissenschaftlerin.<br />
„Einige interessante Publikationen<br />
sind derzeit nur in Chinesisch<br />
erhältlich.“<br />
Beim Ballett<br />
schöpft <strong>FernUni</strong>-<br />
Doktorandin<br />
Linda Glawe<br />
neue Kraft für<br />
die Wissenschaft.<br />
Foto: FUNKE Foto<br />
Services,<br />
Kai Kitschenberg<br />
International stark<br />
nachgefragte Paper<br />
Gemeinsam mit ihrem Doktorvater<br />
Prof. Helmut Wagner hat sie in den<br />
vergangenen Monaten drei Artikel<br />
zu ihrem Forschungsthema verfasst,<br />
die international auf großes Interesse<br />
gestoßen sind. Die erste Arbeit<br />
wurde vom Hausjournal der Association<br />
for Comparative Economic Studies,<br />
einem renommierten amerikanischen<br />
Fachjournal, umgehend im<br />
Dezember 2016 veröffentlicht. Das<br />
zweite Paper „China in the Middle<br />
Income Trap“ ist wie das erste derzeit<br />
ein weltweit stark nachgefragtes Paper<br />
auf renommierten Forschungsportalen.<br />
Bei einer Konferenz mit<br />
internationalen Experten im japanischen<br />
Kobe hatte Linda Glawe im<br />
Dezember Gelegenheit, Paper und<br />
Promotion vorzustellen.<br />
Im Mai hat sie nun beim Gründungsworkshop<br />
des „Center for East Asian<br />
Macroeconomic Research“ (CE-<br />
AMeS) den dritten Artikel “A Stylized<br />
Model of China’s Growth Since<br />
1978“ präsentiert.<br />
Wertvolle Erfahrungen, um Kontakte<br />
für die weitere Wissenschaftskarriere<br />
zu knüpfen und sich zu vernetzen.<br />
Denn für Linda Glawe steht<br />
längst fest, dass sie nach dem Abschluss<br />
ihrer Promotion weiter forschen<br />
will.<br />
Während sie mit 24 Jahren in der<br />
Wissenschaft noch jung ist, rückt als<br />
Tänzerin in einigen Jahren das Karriereende<br />
bereits näher. Dennoch will<br />
sie als freiberufliche Tänzerin weiterhin<br />
in ausgewählten Projekten auf<br />
der Bühne stehen und als Tanzpädagogin<br />
in Choreografie und Nachwuchsförderung<br />
mitwirken. Denn<br />
die Zweigleisigkeit ist für Linda Glawe<br />
ein Geheimnis ihres Erfolgs: „Im<br />
jeweils anderen Bereich schöpfe ich<br />
neue Kraft und Inspiration.“ can<br />
Prof. Halang im Ruhestand<br />
Auf dem „Zenit der Freiheit“<br />
„Sie sind also auf dem ‚Zenit der<br />
Freiheit‘ angekommen!“ Dieser Erkenntnis<br />
von Prof. Dr. Ada Pellert<br />
wollte Prof. Dr. Dr. Wolfgang A. Halang<br />
keineswegs widersprechen, als<br />
die Rektorin der <strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen ihm die Urkunde zur Verabschiedung<br />
aus dem aktiven Dienst<br />
überreichte. Der Leiter des Lehrgebiets<br />
Informationstechnik in der Fakultät<br />
für Mathematik und Informatik<br />
war sich der grundsätzlichen<br />
beruflichen Freiheiten von Professorinnen<br />
und Professoren immer<br />
bewusst. Und ebenso der Tatsache,<br />
dass das Fernstudiensystem der Hagener<br />
Universität ihren Lehrenden<br />
noch ein wenig zusätzliche Flexibilität<br />
gewährt.<br />
Prof. Wolfgang Halang (Mitte) wurde von Rektorin Prof. Ada Pellert und Dekan<br />
Prof. Jörg Desel verabschiedet.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Im Ruhestand könnte sich Prof. Halang<br />
eigentlich ganz seinen Hobbys<br />
widmen. Das wird er aber nicht.<br />
Wolfgang Halang wird auch weiter<br />
auf dem Campus sein, wenn<br />
auch unregelmäßig. Er ist Vorsitzender<br />
von zwei Promotionskommissionen<br />
und betreut selbst noch<br />
mehrere Promotionsvorhaben. Zudem<br />
müssen Bücher geschrieben<br />
werden. Schon kurz nach dem Beginn<br />
des Ruhestandes standen ein<br />
Doktorandenseminar und eine Reise<br />
nach China auf dem Terminkalender,<br />
wo sein Lehrstuhl in einer<br />
Alexander-von-Humboldt-Institutspartnerschaft<br />
mit dem College of<br />
Science and Engineering der City<br />
University of Hong Kong zusammenarbeitete:<br />
„In China muss ein<br />
neuer wissenschaftlicher Kontakt<br />
gepflegt werden, zudem treffe ich<br />
fünf ‚Doktortöchter‘ wieder.“ So<br />
nennt Halang Nachwuchswissenschaftlerinnen,<br />
die er – wie auch<br />
zahlreiche Männer – als Doktorvater<br />
betreut hat. Mittlerweile wurde<br />
er zum Gastprofessor an der Chinesisch-Deutschen<br />
Technischen Fakultät<br />
der Qingdao University of Science<br />
and Technology berufen.<br />
Der Experte für IT-Sicherheit kam<br />
1992 zur <strong>FernUni</strong>versität. Hier beschäftigte<br />
er sich schwerpunktmäßig<br />
mit im Echtzeitbetrieb arbeitenden<br />
eingebetteten Automatisierungssystemen,<br />
also mit Digitalrechnern,<br />
und entwickelte in<br />
diesem Zusammenhang großes Interesse<br />
für sicherheitsgerichtete<br />
elektronische Systeme und für IT-<br />
Sicherheit. Die Erfolge seiner Arbeit<br />
dokumentieren mehrere Patente.<br />
Zu den weniger schönen Erinnerungen<br />
gehört, dass der Fachbereich<br />
Elektrotechnik und Informationstechnik<br />
seine Selbstständigkeit<br />
verlor und mit der Mathematik<br />
und der Informatik zu einer neuen<br />
schlagkräftigen Einheit, der Fakultät<br />
für Mathematik und Informatik,<br />
zusammengelegt werden musste.<br />
Letzter Dekan des Fachbereichs<br />
war Halang. Bis zu seinem Ruhestand<br />
war er Prodekan der Fakultät.<br />
Halang wurde in Mathematik und in<br />
Informatik promoviert. Er arbeitete<br />
in der Industrie und war vor seinem<br />
Ruf nach Hagen Inhaber eines Lehrstuhls<br />
für Informationstechnik an<br />
der Reichsuniversität Groningen. In<br />
Rom und Maribor war er Gastprofessor.<br />
Da