FernUni Perspektive | Sommer 2017
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<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />
Zehn Jahre BürgerUni Coesfeld<br />
Aktuelle Fragen aus der Gesellschaft<br />
„Vital, robust, akzeptiert, mit auffälliger<br />
Treue zum Erfolg“ – Mit diesen<br />
positiven Eigenschaften charakterisierte<br />
die Soziologin Jun.-Prof.<br />
Dr. Dorett Funcke die „BürgerUniversität<br />
Coesfeld“ auf der Feier zum<br />
zehnjährigen Jubiläum im vollbesetzten<br />
Vortragssaal des münsterländischen<br />
Regionalzentrums. „Die<br />
BürgerUni ist ein ,Ort der Geselligkeit‘.<br />
Sie folgt einem Grundsatz aus<br />
der Zeit der Aufklärung: Der Redner<br />
möge allgemeinverständlich sein.“<br />
Dieses Motto hat bis heute Gültigkeit<br />
für das Angebot der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Coesfeld. Eine Zutat des<br />
Erfolgsrezepts.<br />
Die BürgerUniversität ist ohne Personen<br />
nicht denkbar: Allen voran<br />
der Coesfelder Kurt Ernsting mit seiner<br />
Familie und dem Unternehmen,<br />
das eine Stiftungsprofessur am Institut<br />
für Soziologie der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen stiftete. Die Hochschulleitung<br />
um den damaligen Rektor<br />
Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer sowie<br />
der Soziologie-Professor Dr. Heinz<br />
Abels engagierten sich ebenso wie<br />
die Stadt Coesfeld und ihr Bürgermeister<br />
Heinz Öhmann.<br />
Freuen sich über zehn Jahre BürgerUni: (v.li.) Prof. Timm Homann (Ernsting`s family), Stephan Casselmann, Barbara Thesing,<br />
Jun.-Prof. Dorett Funcke, Prof. Frank Hillebrandt (alle <strong>FernUni</strong>versität), Lilly Ernsting, Heinz Öhmann (Bürgermeister Coesfeld),<br />
Rektorin Prof. Ada Pellert und Stephan Ernsting.<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
Die „BürgerUniversität Coesfeld“<br />
ist eng verknüpft mit der Stiftungsprofessur,<br />
um Forschungsergebnisse<br />
in verständlichen Vorlesungen<br />
und Seminaren zu aktuellen Fragestellungen<br />
der Gesellschaft zu behandeln.<br />
Die Saat des Gründungsgedanken<br />
ging auf.<br />
Für Themen der<br />
Wissenschaft begeistern<br />
„Die BürgerUniversität ist ein Ort<br />
der Geselligkeit, der für Wissenschaftsthemen<br />
begeistert und dazu<br />
einlädt, über Aktuelles und Grundsätzliches<br />
nachzudenken. Durchaus<br />
auch in Form eines kritischen Engagements<br />
für eine demokratische<br />
Zivilgesellschaft“, ordnete Dorett<br />
Funcke ein. Die Wissenschaftlerin<br />
hat seit Oktober 2013 die Ernsting’s<br />
family-Juniorstiftungsprofessur für<br />
„Soziologie familialer Lebensformen,<br />
Netzwerk und Gemeinschaften“<br />
und die Betreuung der Veranstaltungsreihe<br />
inne.<br />
Zahlreiche Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler der <strong>FernUni</strong>versität<br />
und anderer Hochschulen<br />
haben an den bisherigen Veranstaltungen<br />
der BürgerUniversität ihre<br />
Sicht auf die Gesellschaft vorgestellt<br />
und einen großen Stamm an interessierten<br />
Bürgerinnen und Bürger<br />
weit über die Grenzen Coesfelds hinaus<br />
gefunden.<br />
„Es bedarf eben dieser Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler,<br />
die ein solches Konzept wie die<br />
BürgerUniversität als Auftrag begreifen“,<br />
würdigte <strong>FernUni</strong>-Rektorin<br />
Prof. Dr. Ada Pellert – und nannte<br />
weitere Personen, die die Coesfelder<br />
BürgerUni vorantreiben: Dorett<br />
Funcke sei ein „wichtiger Kristallisationspunkt“,<br />
Bärbel Thesing als<br />
Leiterin des Regionalzentrums die<br />
„soziale Schlagader“. „Wir freuen<br />
uns auf die nächsten 10, 20…30<br />
Jahre BürgerUniversität Coesfeld“,<br />
schloss die Rektorin.<br />
Festvortrag: „Digitalisierung<br />
verändert Gewohnheitsmuster“<br />
Als Festredner des Jubiläumsabends<br />
sprach Prof. Dr. Timm Homann,<br />
geschäftsführendes Vorstandsmitglied<br />
der Ernsting‘s family Unternehmensgruppe,<br />
über „Digitale<br />
Transformation im Handel“. Für<br />
den Handel bedeute Digitalisierung<br />
„pure Verdrängung“, wies Homann<br />
auf verödende Innenstädte hin.<br />
„Die Digitalisierung verändert unsere<br />
Gewohnheitsmuster – und wir<br />
stehen noch ganz am Anfang dieses<br />
Revolutionssturms.“ aw<br />
www.fernuni-hagen.de/per60-03<br />
Verfolgter Wissenschaftler<br />
„Die Türkei ist mein Land!“<br />
Berufungen<br />
DHV bestätigt Gütesiegel<br />
„Die Türkei ist nicht Erdoğans Land.<br />
Sie ist mein Land!“ Irgendwann, so<br />
ist Dr. Utku Sayin optimistisch, wird<br />
er wieder gefahrlos in seine Heimat<br />
zurückkehren können. Dem Unterzeichner<br />
einer Petition gegen die<br />
Politik der türkischen Regierung im<br />
kurdischen Teil des Landes drohen<br />
bei einer Rückkehr in seine Heimat<br />
Inhaftierung, zwangsweise Arbeitslosigkeit<br />
und Ausreiseverbot. Am<br />
Ende seiner dreimonatigen Arbeit<br />
als Gastwissenschaftler im Lehrgebiet<br />
Bildung und Differenz von Prof.<br />
Dr. Katharina Walgenbach vermittelte<br />
Sayin 40 Interessierten aus allen<br />
Bereichen der <strong>FernUni</strong>versität in<br />
Hagen in einem Vortrag einen Eindruck<br />
von der Situation türkischer<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler,<br />
die nicht auf der Erdoğan-<br />
Linie liegen.<br />
Der Sonderpädagoge war bis zum<br />
18. August 2016 Assistent Professor<br />
an der staatlichen Mustafa Kemal<br />
University (MKU), dann wurde<br />
sein Vertrag nicht mehr erneuert.<br />
Wie zahlreiche andere Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler<br />
hatte er zuvor die Petition „Wir<br />
werden nicht Teil des Verbrechens<br />
sein“ unterzeichnet, die zu einer<br />
„Jagd“ an allen türkischen Universitäten<br />
gegen diese geführt habe.<br />
Gegen 492 Wissenschaftlerinnen<br />
Nach seinem Vortrag diskutierte Utku Sayin (li.) angeregt mit dem Publikum.<br />
Mit dabei war auch Prof. Katharina Walgenbach (re.).<br />
(Foto: <strong>FernUni</strong>versität, Pressestelle)<br />
und Wissenschaftler seien disziplinarische<br />
Ermittlungsverfahren eingeleitet<br />
und 75 entlassen worden,<br />
25 von sich aus ausgeschieden. 306<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />
seien mit einem staatlichen<br />
Einstellungsverbot für die öffentlichen<br />
Dienste belegt, 50 in Untersuchungshaft<br />
genommen und<br />
vier inhaftiert worden, so der Referent.<br />
Ihm wurde ebenfalls bescheinigt,<br />
dauerhaft disqualifiziert<br />
für den öffentlichen Dienst zu sein.<br />
Auch viele Studierende seien inhaftiert<br />
worden.<br />
Sayin ist überzeugt, dass über solche<br />
wertvollen Einzelinitiativen hinaus<br />
die europäischen Universitäten<br />
das zentrale staatliche Kontrollgremium<br />
türkischer Hochschulen YÖK<br />
dazu bewegen müssen, gesetzliche<br />
Vorschriften, akademische Rechte<br />
und wissenschaftliche Ethik zu respektieren:<br />
„Statt die Augen zu<br />
verschließen muss Europa mit den<br />
türkischen Wissenschaftlern solidarisch<br />
sein!“ Dennoch: „Ich bin traurig,<br />
aber auch zuversichtlich, dass<br />
ich von hier aus etwas bewegen<br />
kann!“<br />
Da<br />
Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen, die seit 2014 Inhaberin des DHV-Gütesiegels<br />
für faire und transparente Berufungsverhandlungen ist, darf die Auszeichnung<br />
für weitere fünf Jahre führen. Bundesweit als vierte Universität<br />
hat sie damit das nach drei Jahren anstehende Re-Audit-Verfahren erfolgreich<br />
durchlaufen.<br />
Berufungsverhandlungen an der <strong>FernUni</strong>versität seien weiterhin von hoher<br />
Professionalität, Gleichförmigkeit und Klarheit geprägt, hob der Deutsche<br />
Hochschulverband (DHV) hervor. Mit der lobenswerten Implementierung<br />
eines elektronischen Berufungsmonitors, der u.a. auf einer nicht-öffentlichen<br />
Seite den Stand laufender Berufungsverfahren abbilde, habe die<br />
<strong>FernUni</strong>versität die Transparenz ihrer Verfahrensabläufe deutlich erhöht.<br />
Ebenso habe die Hochschule ihre Bemühungen intensiviert, Rufinhaberinnen<br />
und Rufinhabern ohne Zeitverzug eine Infrastruktur<br />
bereitzustellen. Rundum positiv zu bewerten<br />
sei der Ausbau der Implacement-Angebote für<br />
Neuberufene, z.B. durch die Etablierung eines<br />
„Begrüßungstages für Professorinnen<br />
und Professoren”. Mit der Schaffung eines<br />
Familienservice-Büros seien zudem erfreuliche<br />
Fortschritte bei der Verbesserung<br />
von Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie verbunden.<br />
Viele mit der Erstverleihung des Gütesiegels verbundene<br />
Empfehlungen habe die <strong>FernUni</strong>versität inzwischen<br />
umgesetzt. Punktuell sieht die Berufsvertretung der<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch Verbesserungsmöglichkeiten.<br />
„Die kritische Begleitung durch das DHV-Gütesiegel für faire und transparente<br />
Berufungsverhandlungen hat sich gelohnt. Die <strong>FernUni</strong>versität profitiert<br />
von der Weiterentwicklung ihrer Berufungskultur. Auch Bewerberinnen<br />
und Bewerbern nehmen das Gütesiegel als einen Qualitätsausweis<br />
wahr, der für die <strong>FernUni</strong>versität spricht“, erklärte die Kanzlerin der Fern-<br />
Universität, Regina Zdebel.<br />
Proe<br />
http://www.hochschulverband.de/cms1/guetesiegel.html