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Jahresbericht 2017

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I n te g r a t i o n s kur s<br />

Tisch, Tür, Tapete – Wohnen in der Residenz<br />

Deutsch lernen einmal ganz anders<br />

Wohnen in der Residenz“ entschieden.<br />

Wo gibt es das? Fragt sich Majid aus dem<br />

Irak, der eigentlich nur Deutsch lernen will.<br />

Ein Schlafzimmer, welches nie benutzt wurde.<br />

Vergoldete Löwen, Drachen und Adler an den<br />

Wänden. Tapeten aus Samt ,Gold- und Silberfäden<br />

in fast jedem Raum. Ein Arbeitszimmer<br />

mit einem vergoldeten Schreibtisch, den ein<br />

überdimensionales kunstvoll gestaltetes Tintenfass<br />

schmückt. Für Majid erschließt sich eine<br />

ganz neue Welt, die für ihn so fern und doch so<br />

nah ist.<br />

Sprachunterricht kann zu einem echten Erlebnis<br />

werden. Das erfuhr er und seine Kursteilnehmer.<br />

Flüchtlinge, die seit einem halben Jahr<br />

an der GBS Akademie einen Integrationskurs<br />

besuchen und Deutsch lernen. Die Residenz<br />

München wurde an diesem Tag zu ihrem Klassenzimmer.<br />

Ermöglicht hat dies das Münchner<br />

Museumspädagogische Zentrum (mpz). Es<br />

bietet ein kostenloses Programm für den Spracherwerb<br />

und Integration für „Sprachschulen,<br />

Deutschlernklassen, Integrations- und Orientierungskurse“<br />

an. Am Projekt sind nicht nur die<br />

„Residenz“ sondern auch andere Münchner<br />

Museen wie das „Münchner Stadtmuseum“,<br />

das „Deutsche Museum“ und die „Pinakothek<br />

der Moderne“ beteiligt.<br />

Für den Besuch können sich die Lehrkräfte Themenschwerpunkte<br />

passend zum Lernniveau ihrer<br />

Schüler aussuchen. Die Integrations-Gruppe<br />

der GBS Akademie hatte sich für das Residenz<br />

Museum und das Thema „Tisch, Tür, Tapete –<br />

Ein guter Anlass sich mit dem Wortfeld „Wohnen“<br />

zu beschäftigen. Nicht nur Möbel, die die<br />

prächtigen Räume der Residenz schmücken,<br />

gehörten zum neuen Lernwortschatz; auch<br />

Farben, Materialien wie Gold und Silber und<br />

nicht zu vergessen neue Adjektive wie „weich“<br />

oder „hart“. Praktisches Beispiel: Das Bett war<br />

„weich“, wenn es mit Moos und „hart“, wenn<br />

es nur mit Stroh gepolstert war. Die Museumspädagogin<br />

des mpz, Verena von Essen, führte<br />

die Gruppe durch die Residenz. Und wie jede<br />

gute Museumspädagogin zog sie aus ihrer voll<br />

mit Materialen gefüllten Tasche, als „fühlbares“<br />

Beispiel ein mit Moos gefülltes Säckchen hervor.<br />

Ein aus Samt bestehender Baldachin erinnerte<br />

die irakischen Schüler daran, dass in ihrer Heimat<br />

die Stoffherstellung ein wichtiger Handwerkszweig<br />

war. Der Samt kam nämlich aus<br />

Bagdad.<br />

Auf dem Boden des Audienzsaales galt es<br />

dann, spielerisch mit Memory-Karten das „Neugelernte“<br />

in Teamarbeit zu vertiefen. Dabei<br />

lernten sie zum ersten Mal das Spiel „Schnipp-<br />

Schnapp“ kennen.<br />

Obwohl T. aus Togo schon über 10 Jahre in<br />

München lebt, war das ihr erster Residenz-Besuch.<br />

„Ich war noch nie so glücklich“, so beeindruckt<br />

war sie von diesem Vormittag.<br />

Ihr Heimweg führte sie<br />

noch einmal an den vier Bronzelöwen<br />

bei den Eingängen<br />

der Residenz vorbei. Wie es<br />

Brauch ist, berührte sie mit den<br />

Händen alle vier Löwenmäuler.<br />

Das soll ihr Glück bringen. Und<br />

wer weiß, vielleicht bringt es<br />

ihr Glück und sie besteht ihre<br />

Prüfung im Deutschkurs richtig<br />

gut.<br />

SM<br />

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