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CliniCum pneumo 04/2017

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European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ECCMID), Wien, 22.–25.4.17<br />

Antibiotikaresistenzen:<br />

Die rasante Zunahme von Antibiotikaresistenzen war eines der zentralen Themen des Europäischen Infektiologiekongresses<br />

(ECCMID) in Wien. Eine der Antworten darauf liegt in einer besseren Kontrolle der Ressource<br />

Antibiotika mithilfe von „antibiotic stewardship“.<br />

Von Reno Barth<br />

❙ Sehr bedrohlich stellt sich das Problem zunehmender<br />

Antibiotikaresistenzen nicht zuletzt im Zusammenhang<br />

mit Tuberkulose dar. Dieses Problem müsse auch im Zusammenhang<br />

sowohl mit innereuropäischer Immigration<br />

als auch mit Immigration nach Europa gesehen werden,<br />

betonte Ass.-Prof. Dr. Marie NØrredam, Danish Research<br />

Centre for Migration, Ethnicity and Health, Kopenhagen,<br />

und wies dabei auch auf das Phänomen des „Gesundheitstourismus“<br />

hin, das ebenfalls potenziell die Verbreitung<br />

resistenter Erreger fördern kann. Weltweit können<br />

mehrere „hot spots“ mit hohen Inzidenzen multiresistenter<br />

Tuberkulose (MDR-TB) identifiziert werden. Diese befinden<br />

sich in Osteuropa, Südostasien und in Afrika südlich<br />

der Sahara. NØrredam: „Im Jahr 2014 hatten wir weltweit<br />

480.000 neue Fälle von MDR-TB. In den meisten<br />

westeuropäischen Staaten sind weniger als drei Prozent<br />

der Tuberkuloseerkrankungen MDR-TB. Man kann also<br />

spekulieren, ob Migration zu einem Anstieg der Fallzahlen<br />

in Westeuropa führen wird und wie man dieser Herausforderung<br />

begegnen soll.“ Praktisch alle Länder, aus denen<br />

Migration nach Europa erfolgt, haben höhere Tuberkuloseinzidenzen<br />

als Westeuropa, wobei die Erkrankung beson-<br />

ders in Indien und Pakistan sehr häufig ist. In den meisten<br />

dieser Länder kommt auch MDR-TB häufiger vor. Am bedrohlichsten<br />

ist die Situation jedoch in Russland und der<br />

Ukraine. Im Gegensatz dazu ist Tuberkulose in Syrien nur<br />

unwesentlich häufiger als in Europa und MDR-TB nach<br />

wie vor sehr selten.<br />

Aufmerksamkeit statt Panik<br />

NØrredam verwies in diesem Zusammenhang auch auf<br />

Daten des European Center for Disease Control, die zeigen,<br />

dass die Mehrzahl der Personen, die in den Jahren<br />

2007 bis 2013 in der EU an MDR-TB erkrankt sind, entweder<br />

aus der EU oder aus europäischen Nicht-EU-Staaten<br />

stammen, während beispielsweise Afrika eine lediglich<br />

minimale Rolle spielt. In Österreich betrifft einer aktuellen<br />

Studie zufolge die MDR-TB derzeit ausschließlich<br />

Migranten. 1<br />

In diesem Zusammenhang dürfe auch nicht vergessen<br />

werden, dass Migration selbst einen bedeutenden Risikofaktor<br />

für eine Tuberkuloseerkrankung darstellt. Unterbringung<br />

auf engem Raum erhöht das Ansteckungsrisiko,<br />

und infolge von Flucht abgebrochene Therapien können<br />

Foto: Dr_Microbe/GettyImages<br />

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