Angola vor den Wahlen
Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMENSCHWERPUNKT Angola vor den Wahlen // www.africanclimatevoices.com, www.afrika-sued.org
Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMENSCHWERPUNKT Angola vor den Wahlen // www.africanclimatevoices.com, www.afrika-sued.org
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angola <strong>vor</strong> <strong>den</strong> wahlen<br />
tung ihrer dynamik als Parteien sowie die Methode<br />
zur ausübung der Politik berücksichtigt.<br />
es gibt tatsächlich viele aspekte auf der agenda,<br />
die sich sowohl aus der parlamentarischen Praxis der<br />
opposition als auch aus <strong>den</strong> aktivitäten der Parteien<br />
und selbst aus vereinzelter einigkeit in der Zivilgesellschaft<br />
ergeben: die entscheidung für <strong>den</strong> rechtsstaat<br />
mit efektiver gewaltenteilung, eine verfassungsänderung,<br />
die dem Präsi<strong>den</strong>ten der republik die Macht<br />
für dekrete und für und andere einschlägige Fragen<br />
entzieht, die Bekämpfung der Korruption und die errichtung<br />
eines rechenschaftssystems im öfentlichen<br />
Sektor, im staatlichen wirtschaftssektor und in der<br />
gesellschaft, die Bekämpfung der armut, die gewährleistung<br />
von Mindesthaushaltsmitteln für gesundheit,<br />
Bildung und die Sicherung von Mindesteinkommen,<br />
die dezentralisierung der lokalen regierung und<br />
die ausübung einer Frie<strong>den</strong>spolitik in der region, die<br />
<strong>den</strong> Militärhaushalt minimiert.<br />
Vorwahlabkommen als Alternative?<br />
wenn die oppositionsparteien nicht koalieren, welche<br />
alternativen bleiben dann für die Mobilisierung<br />
der wähler und für eine demokratische errungenschaft?<br />
die Parteien können eine parlamentarische <strong>vor</strong>wahlvereinbarung<br />
auf der grundlage der oben genannten<br />
Fragen geltend machen. die wähler wären<br />
motivierter, weil sichergestellt wäre, dass die Partei,<br />
der sie ihre Stimme geben, sich im Parlament politisch<br />
äußern könnte. die bisherigen oppositionsparteien<br />
könnten im Falle einer parlamentarischen Mehrheit<br />
das land regieren, falls eine der Parteien die wahlen<br />
gewinnt und damit die exekutive. oder sie könnten<br />
eine oppositionspolitik im Parlament gestalten, wenn<br />
sie die Mehrheit, aber nicht die exekutive, erhalten.<br />
dies ist ein <strong>vor</strong>teilhafter aspekt. das risiko ist jedoch,<br />
dass es nicht soweit kommen könnte, weil es keine<br />
gebündelte Stimme gibt. viele abgeordnete, die als<br />
zur opposition gehörig auftreten, könnten der regierungspartei<br />
angehören, und es gibt keine garantie,<br />
enthaltung von Seiten der opposition zu bremsen.<br />
Im Falle dieser bei<strong>den</strong> Modalitäten (Koalition oder<br />
<strong>vor</strong>wahlvereinbarung) können Parteien, die für<br />
ihr speziisches gewicht um die parlamentarische<br />
Macht wetteifern, eine politische vereinbarung für<br />
die Zeit nach <strong>den</strong> wahlen zu Stande bringen. dieses<br />
bereits durch <strong>den</strong> Unita-Präsi<strong>den</strong>ten angekündigte<br />
und wahrscheinlich von CaSa-Ce und anderen Politikern<br />
be<strong>vor</strong>zugte Modell leistet im Zweifelsfall <strong>den</strong><br />
ungünstigsten Beitrag zum wandel. Falls eine Partei<br />
die wahlen gewinnen sollte, wird sie wie die aktuelle<br />
regierungspartei <strong>vor</strong>gehen: die anderen Parteien mit<br />
Minderheitenstatus zur Kooperation einla<strong>den</strong> oder<br />
ihre Unterstützung gewinnen, um regieren zu können.<br />
In einer etablierten demokratie ist das ein normaler<br />
<strong>vor</strong>gang, aber bei so schwachen Institutionen<br />
wie in angola und einer Politik, die als Mittel für <strong>den</strong><br />
Zugang zum reichtum benutzt wird, ist das schwer<br />
durchzuführen.<br />
die oppositionsparteien setzen auf die letzte option,<br />
obwohl intern darüber keine einmütigkeit besteht.<br />
dies begünstigt zweifellos das Manöver der herrschen<strong>den</strong><br />
Partei, die zeigen möchte, dass sie noch über<br />
eine breite Plattform verfügt. Sie bekniet die wähler,<br />
ihr noch eine Chance zu geben, um ihre primitive räuberische<br />
akkumulation, die Unterdrückung der Menschen<br />
und die Bekämpfung der Kräfte, die sich kritisch<br />
zu ihrer Politik äußern, fortzuführen.<br />
Die minimalistische Perspektive der Einheit<br />
es bleibt die Kontrolle durch die wahrheit an <strong>den</strong><br />
Urnen als einziger einigungsprozess zwischen <strong>den</strong><br />
oppositionsparteien. Ihre glaubwürdigen vertreter<br />
wissen natürlich, dass sie durch die betrügerischen<br />
aktionen der regierungspartei benachteiligt wer<strong>den</strong>.<br />
Sie sollten sich in diesem Kampf mit allen Kräften vereinigen,<br />
um zu verhindern, dass die wahlen sich in ein<br />
lächerliches Schauspiel verwandeln, das eine Pseudodemokratie<br />
begünstigt. die Zeichen sollten vereint<br />
mit der gesamtgesellschaft gesetzt wer<strong>den</strong>, <strong>den</strong>n für<br />
sie sind wahlen ein Moment von Souveränität, bei<br />
dem die politischen Parteien die bloßen vermittler<br />
sind. Zu sagen, die regierungspartei habe die wahlen<br />
bereits durch Fälschung gewonnen, hieße nichts<br />
anderes, als <strong>vor</strong>zeitig das handtuch zu werfen. gerade<br />
unter diesen Umstän<strong>den</strong> macht die aussage Sinn:<br />
die demokratie ist etwas, um das zu kämpfen es sich<br />
lohnt. erst bei einem gemeinsamen einsatz zur Überwachung<br />
aller wahlphasen und bei einer tatsächlichen<br />
vermeidung der üblichen Fälschungen kann<br />
sichergestellt wer<strong>den</strong>, dass die für eine bestimmte<br />
Partei abgegebenen Stimmen tatsächlich auch für<br />
diese gezählt wer<strong>den</strong>.<br />
In diesem Sinne müssen die oppositionsparteien<br />
wissen, wie sie die Menschen organisieren können,<br />
um Betrugsmanöver auszuschließen. das bedeutet,<br />
dass sie über genügend Kraft verfügen müssen, um<br />
zu gewährleisten, dass der Prozess auch dann weiter<br />
geht, wenn Situationen auftreten, die ihre Integrität<br />
und Transparenz gefähr<strong>den</strong>.<br />
>> Filomeno Vieira Lopes<br />
Der Autor ist Mitglied<br />
des Politbüros des Bloco<br />
Democrático und Koordinator<br />
des Wahlbüros der<br />
Partei.<br />
afrika süd wahldossier angola 2017 13