Angola vor den Wahlen
Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMENSCHWERPUNKT Angola vor den Wahlen // www.africanclimatevoices.com, www.afrika-sued.org
Die Fachzeitschrift zum Südlichen Afrika. Afrika Süd liefert kritische Hintergrundanalysen, stellt konkrete Projekte vor und lässt Akteure zu Wort kommen. // THEMENSCHWERPUNKT Angola vor den Wahlen // www.africanclimatevoices.com, www.afrika-sued.org
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angola <strong>vor</strong> <strong>den</strong> wahlen<br />
<strong>Wahlen</strong> im Zeichen der Angst<br />
Je näher der wahltermin 23. august rückt,<br />
desto unruhiger wird das regime in luanda,<br />
das ist der Tenor internationaler Presseberichte<br />
über <strong>den</strong> wahlprozess in angola.<br />
angst treibt die verschie<strong>den</strong>sten Menschen<br />
um. da ist die angst der Bevölkerung, weil<br />
alles lebensnotwendige knapper wird oder<br />
einfach fehlt: devisen, Medikamente, lebensmittel,<br />
Strom und Trinkwasser ohnehin<br />
seit jeher, öfentliche Sicherheit und die<br />
garantie, ob man überhaupt <strong>den</strong> nächsten<br />
Morgen überleben kann. Zu dieser gruppe<br />
von Menschen gehören die Unterschichten<br />
der gesellschaft, die seit der Unabhängigkeit<br />
1975 in <strong>den</strong> vielen Musseques dahin vegetieren<br />
und zum wohnen in erbärmlichen<br />
verhältnissen verdammt sind, aber auch<br />
die Mittelschicht und die Überlebenskünstlerinnen<br />
im informellen Sektor, die <strong>den</strong> alltag<br />
in angola noch ein bisschen erträglicher<br />
machen.<br />
da ist aber auch die große angst der angolanischen<br />
elite und ihrer helfershelfer,<br />
Macht und Kontrolle zu verlieren. So herrscht<br />
überall hektik im land, im Parlament, in <strong>den</strong><br />
Ministerien, innerhalb der regierungspartei<br />
und der Führung der Sicherheitsorgane<br />
oder in staatlichen Unternehmen sowie im<br />
öfentlichen verwaltungsapparat. es ist die<br />
angst <strong>vor</strong> einem nie angekündigten, aber<br />
stillen wandel, geknüpft an die Frage: was<br />
passiert nach dem abgang des alleinherrschers,<br />
der über 38 Jahre seine schützende<br />
hand über das Plündernetzwerk hielt und<br />
die Korruption zur landesinstitution erhob?<br />
Die Wahlkommission<br />
die nationale wahlkommission (Cne)<br />
gibt sich als transparentes organ und vermittelt<br />
<strong>den</strong> eindruck, als würde sie freie und<br />
faire wahlen organisieren wollen, trotz einiger<br />
Unregelmäßigkeiten, die einen Monat<br />
<strong>vor</strong> dem Urnengang nicht nur von der opposition<br />
zu Tage gefördert wur<strong>den</strong>. die Cne,<br />
4. MPLA, Movimento Popular de Libertação<br />
de <strong>Angola</strong><br />
wahllistenführer: João lourenço, Stellvertretender<br />
<strong>vor</strong>sitzender der regierungspartei<br />
MPla und jetziger verteidigungsdie<br />
in <strong>den</strong> <strong>vor</strong>monaten wegen konkurrierender<br />
wahl<strong>vor</strong>bereitungen in Konlikt mit<br />
dem Ministerium für die gebietsverwaltung<br />
(MaT) geriet, fürchtet sich <strong>vor</strong> einem ramponierten<br />
ruf oder sogar <strong>vor</strong> einer endgültigen<br />
einstellung ihrer aktivitäten. Zumindest die<br />
größte oppositionspartei, die Unita, fordert<br />
vehement, die Cne durch die errichtung<br />
eines obersten wahlgerichtshofes (Tribunal<br />
Supremo eleitoral) zu ersetzen. damit soll<br />
endlich eine unabhängige organisation zur<br />
durchführung der wahlen geschafen wer<strong>den</strong>,<br />
die nicht so befangen sein könnte.<br />
Bei diesen wahlen steht vieles auf dem<br />
Spiel, für das land und seine Menschen.<br />
Registrierte Wähler<br />
9.317.294 wählerinnen und wähler sind<br />
nach Cne-angaben für <strong>den</strong> Urnengang am<br />
23. august 2017 registriert.<br />
Zu <strong>den</strong> bevölkerungsreichen wahlzentren<br />
gehören:<br />
luanda (die hauptstadt): 7 Millionen,<br />
Südprovinz huíla: 2,3 Millionen,<br />
Zentralprovinz Benguela: 2 Millionen,<br />
Zentralprovinz huambo: 894.000<br />
Wahllokale und Wahlpersonal<br />
Für <strong>den</strong> Urnengang stehen landesweit<br />
12.152 wahllokale (assembleias de voto) und<br />
25.475 wahltische (Mesas) zur verfügung.<br />
Für <strong>den</strong> eigentlichen wahlgang und die<br />
Stimmenauszählung hat die Cne vom 24.<br />
bis 26. Juli 2017 über 100.000 angolanische<br />
Bürgerinnen und Bürger als wahlpersonal<br />
rekrutiert. <strong>vor</strong>ausgesetzt wur<strong>den</strong> dafür<br />
ein Schulbildungsniveau von mindestens<br />
8. Klasse für Bewerber aus <strong>den</strong> ländlichen<br />
gebieten und mindestens 12. Klasse für Bewerber<br />
aus Städten oder urbanen Zonen. Für<br />
letztere gruppe wur<strong>den</strong> auch <strong>vor</strong>kenntnisse<br />
über die nutzung von elektronischen Mobilgeräten<br />
<strong>vor</strong>ausgesetzt.<br />
Parlamentswahlen<br />
laut verfassung von 2010 in<strong>den</strong> alle fünf<br />
Jahre Parlamentswahlen statt. von <strong>den</strong> 220<br />
abgeordneten der nationalversammlung<br />
wer<strong>den</strong> 130 mittels einer nationalen liste<br />
(deputados pelo círculo nacional) und 90<br />
abgeordnete mittels Provinzlisten (deputados<br />
pelo círculo provincial) gewählt. Jede der<br />
18 Provinzen entsendet dabei fünf abgeordnete<br />
ins Parlament.<br />
Präsi<strong>den</strong>tschaftswahlen<br />
Seit der verfassungsänderung von 2010<br />
wird der Präsi<strong>den</strong>t indirekt und nach einem<br />
im In- und ausland kritisierten einmaligen<br />
verfahren gewählt: die bei<strong>den</strong> listenersten<br />
der bei <strong>den</strong> wahlen siegreichen Partei wer<strong>den</strong><br />
automatisch Staatspräsi<strong>den</strong>t und vize-<br />
Präsi<strong>den</strong>t.<br />
Parteien zur Wahl<br />
die reihenfolge der Parteien auf dem<br />
wahlzettel wurde von der Cne durch eine<br />
oizielle Ziehung, die von Misstrauen begleitet<br />
war, bestimmt. Folgende Parteien und<br />
eine Parteien-Koalition stehen zur wahl:<br />
1. Unita, União Nacional para a Independência<br />
Total de <strong>Angola</strong><br />
wahllistenführer: Isaías Samakuva, Unita<strong>vor</strong>sitzender.<br />
2. APN, Aliança Patriótica Nacional<br />
wahllistenführer: Quintino Moreira<br />
nach übereinstimmender einschätzung<br />
fungiert die aPn zwar als oppositionspartei,<br />
ist aber nichts anders als eine Satellitenpartei<br />
im dienste der regierungspartei<br />
zwecks Spaltung der wählerstimmen<br />
und somit einer Schwächung der opposition.<br />
3. PRS, Partido de Renovação Social<br />
wahllistenführer: Benedito daniel<br />
eine oppositionspartei mit starker regionaler<br />
ausrichtung sowie -verankerung in<br />
<strong>den</strong> diamantenreichen lundas-Provinzen<br />
sowie der ostprovinz Moxico.<br />
14 afrika süd wahldossier angola 2017