HEINZ MAGAZIN DORTMUND 02-2017
HEINZ Magazin Februar 2017, Ausgabe für Dortmund
HEINZ Magazin Februar 2017, Ausgabe für Dortmund
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SYLVIE FLEURY: INSOLENCE, 2007 © SYLVIE FLEURY COURTESY THE ARTIST AND SPRÜTH MAGERS<br />
K<br />
unst und Geld, das ist ein weites Feld, ein spannendes, ausgesprochen<br />
facettenreiches und mit „Kunst lieb: Kaufen böse“ –<br />
nach einem Schriftbild des Mülheimer Künstlers Laas Abendroth<br />
– keinesfalls abgetan. Mit rund 300 Arbeiten von 87 Künstlern seit<br />
dem Spätmittelalter, Werken alter und moderner Meister bis hin zu junger<br />
Kunst aus der Region – von der Reliquienbüste der Hl. Ursula (Mitte<br />
14. Jh.) und Holzschnitten Dürers bis zu Videoinstallationen von 2016 –<br />
schöpft man technisch aus dem Vollen. Und auch inhaltlich ist die Ausstellung<br />
breit aufgestellt: In 12 Themenräumen nähert sie sich dem komplexen<br />
Thema.<br />
Zum Einstieg bietet die Abteilung „Kunst und Einkauf“ einen ersten<br />
Rundumschlag: Es geht um Verpackung und Zurschaustellung, um Luxusgüter<br />
einst und jetzt: Sylvie Fleurys Arrangement von Edelmarken-<br />
Einkaufstaschen neben spätmittelalterlichen Reliquienkästchen, Blicke<br />
in historische und moderne Schaufenster, künstlerisch verarbeitete Kassenbons<br />
und Strichcodes. Das Themenfeld „Kunst und Geld“ beackern<br />
u.a. Dürers Holzschnitt von der Vertreibung der Händler aus dem Tempel,<br />
ein Alabasterrelief mit dem Judasverrat gegen Silberlinge (um 1380),<br />
aber auch Warhols Dollarzeichen-Drucke und Martin Gensheimers krakelig<br />
skizzierte Euroscheine (2016).<br />
„Menschen im Warenhaus“ waren schon immer lohnenswerte Motive:<br />
Hier gibt es neben historischen Marktszenen auch ein Wiedersehen<br />
mit Rudolf Holtappels wunderbar entlarvender Fotoserie und Brigitte<br />
Kraemers Trinkhallen-Impressionen. Beispiele aus der Ausstellung<br />
„Kunst für alle | Meisterwerke massenhaft“ von 2016 sind nochmals in<br />
die aktuelle Schau eingegliedert. Albrecht Dürer wird als früher Künstlerunternehmer<br />
vorgestellt – mit seinem ausgewogenen Sortiment an<br />
Druckgrafik in unterschiedlichen Preissegmenten. Erfolgreiche Kunst,<br />
die sich gut verkauft, wird gern kopiert, gefälscht oder nach aktuellem<br />
Trend übermalt, die Ideen und Motive recycelt – das war zu Dürers Zeit<br />
nicht anders als heute. Im Themenraum rund um Kopien & Co. finden<br />
sich u.a. Klaus Staecks bekannte „Umweltpostkarten“ (1969-92) mit aktualisierten<br />
Dürer-Motiven (die„Betenden Hände“ in Schraubzwingen,<br />
das „Kleine Rasenstück“, mit Kunstdünger verseucht).<br />
Die Ausstellung gewährt Seitenblicke auf die aus heutiger Sicht unfassbare<br />
Spekulationsblase des 17. Jh.: den niederländischen Tulpen-<br />
Hype. Exotische Tulpenzwiebeln kosteten damals ein Vermögen, wurden<br />
teurer und teurer, bis der Markt zusammenbrach. „Sex sells“ titelt<br />
ein weiterer Bereich, mit entsprechender Bebilderung wie den Pop-<br />
Art-Pin-ups neben Markenprodukten von Mel Ramos. Um Kunst als<br />
Auftrag geht es. Und mal um Kunst als Ware oder in der Werbung, mal<br />
um den Künstler als Marke (z.B. Nagel-Uecker oder Piktogramme von<br />
Keith Haring). Oder um Marken als Kunst, darunter Warhols Brillo-Kartons<br />
oder Campbell’s-Suppendosen. Zentrales Thema ist natürlich der<br />
Kunstmarkt selbst, dieser irrsinnige Betrieb zwischen bitterer Künstlerarmut<br />
und Auktionsrekorden in Millionenhöhe, u.a. für Werke von Picasso<br />
oder Gerhard Richter, vertreten mit einem Gemälde von 1965, das<br />
Brigitte Bardot und ihre Mutter beim Shoppen zeigt.<br />
Mitunter scheint die Zuordnung einzelner Werke in den Räumen ein<br />
wenig beliebig und austauschbar, doch das liegt auch in ihrer Natur,<br />
sprich Mehrdeutigkeit. Manches erfährt unter neuem Blickwinkel, in ungewohnter<br />
Zusammenschau, einen Bedeutungszugewinn. Besonders<br />
erfrischend ist dabei der flotte Mix aus alten Meistern und zeitgenössischer<br />
Kunst. Versteht sich, dass die einzelnen Themenschwerpunkte,<br />
die locker allein eine Ausstellung füllen könnten und wie „Kunst für alle“<br />
ja auch schon taten, in der aktuellen Schau nur angerissen werden. Die<br />
ausgestellten Werke auf drei Etagen sind Seh-Angebote und Appetithäppchen,<br />
die zur tiefergehenden Beschäftigung mit dem Komplex<br />
„Kunst und Markt“ anregen oder mit pointierten Aha-Kunsterlebnissen<br />
einfach unterhalten wollen. Eine breite Kollektion, von meisterhaften<br />
Millionenwerten bis zu humoriger Konsumkritik, von allem, für alle<br />
etwas. Die Ludwiggalerie ähnelt damit einem Kaufhaus, in dem man<br />
freilich nichts kaufen kann. Aber bis zum CentrO ist’s ja nur ein Katzensprung.<br />
Claudia Heinrich<br />
❚ LET’S BUY IT! Kunst und Einkauf Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46; Dauer:<br />
bis 14.5., Di-So 11-18 Uhr; www.ludwiggalerie.de<br />
Nordeuropa<br />
zu Gast in Essen<br />
SKANDINAVIENWELT BEI DER<br />
REISE + CAMPING IN ESSEN<br />
15.-19. Februar <strong>2017</strong><br />
Norbertstraße | 45131 Essen<br />
Öffnungszeiten: täglich 10–18 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
Tageskarte: 9,00 Euro<br />
(ermäßigt 7,00 Euro)<br />
Familienkarte: 19 Euro<br />
www.skandinavienwelt.de<br />
www.die-urlaubswelt.de