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Innovatives Sachsen

Ab in die Zukunft! Ein Magazin über besondere Ideen und wertvolle Netzwerke.

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UNTERWEGS<br />

die letzte Überprüfung von Details wie der Bremseinstellung,<br />

können Benzin- und Elektromodelle auf das gleiche Band.<br />

Und auch mit der Produktion selbst werden Maßstäbe gesetzt.<br />

Das Werk wurde von Star-Architektin Zaha Hadid entworfen,<br />

die Architektur der Hallen gleicht den Fingern einer Hand,<br />

und die Fertigungsbänder verlaufen entlang dieser Finger, so<br />

können LKWs zum Beispiel bestimmte Karosserieteile exakt<br />

dort abliefern, wo sie am Band gebraucht werden. So wird effizient<br />

gearbeitet. Und ressourcenschonend, denn verschiedene<br />

Autohersteller arbeiten inzwischen mit dem Zentrum für<br />

textilen Leichtbau in Chemnitz zusammen, das Carbonfaserabfälle<br />

zu Vliesstoffen verarbeitet.<br />

In <strong>Sachsen</strong> startet auch Volkswagen seine große Elektromobilitäts-Offensive.<br />

Während in Dresden bereits der e-Golf<br />

vom Band läuft, soll das Werk in Zwickau ab 2020 den ersten<br />

Vertreter einer komplett neuen Autogeneration ausliefern. »Für<br />

unsere zukünftigen E-Modelle haben wir eigens eine neue<br />

Plattform entwickelt«, sagt Kai Siedlatzek, Geschäftsführer<br />

Finanz und Controlling Volkswagen <strong>Sachsen</strong>. Auf Basis des<br />

Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) sollen nach und<br />

nach mehrere unterschiedliche, rein elektrisch angetriebene<br />

Fahrzeuge auf den Markt kommen. Den Anfang macht 2020<br />

der in Zwickau gefertigte I.D. Neo, ein Kompaktwagen mit<br />

einer Reichweite von bis zu 600 Kilometern. Es folgen ein<br />

SUV-Coupé und der I.D. Buzz, ein komplett emissionsfreier<br />

Nachfolger der Bulli-Reihe, der im Jahr 2022 serienmäßig auf<br />

die Straße kommt. Die Batterien der neuen E-Modelle von<br />

Volkswagen liegen im Unterboden, ihr Aufbau ähnelt dem<br />

einer Schokoladentafel. Kunden haben dann die Wahl: je mehr<br />

Riegel, desto mehr Reichweite.<br />

Dass deutsche Autobauer<br />

zum Thema Elektromobilität<br />

<strong>Sachsen</strong> ansteuern, überrascht<br />

nicht. Hier hat der<br />

Fortschritt Tradition<br />

Noch ist die E-Mobilität für viele Menschen ziemlich abstrakt,<br />

sie befürchten Probleme wie permanent rot blinkende Batterieanzeigen<br />

während der Fahrt auf der Autobahn. Damit sie sich<br />

durchsetzt, muss die Technik nicht nur funktionieren, sie muss<br />

den Menschen vor allem nähergebracht werden. Dieser Aufgabe<br />

widmet sich Volkswagen in der »Gläsernen Manufaktur«<br />

im Herzen von Dresden. »Bei uns können Besucher Elektromobilität<br />

hautnah erleben«, sagt Lars Dittert, Standortleiter vor<br />

Ort. »Sie können hier die Fertigung der neuen E-Modelle<br />

erleben, einen e-Golf kostenlos probefahren und vor Ort erfahren,<br />

wie das Laden an einer Ladesäule funktioniert.« Gleich<br />

vier öffentliche Ladestellen stehen daher direkt neben der<br />

Manufaktur. E-Fahrzeuge werden hier in nur 30 bis 45 Minuten<br />

zu 80 Prozent aufgetankt. An herkömmlichen Stationen dauert<br />

das normalerweise mehrere Stunden. Der Service kann von<br />

jedem genutzt werden, der schon heute mit Elektroantrieb<br />

fährt; unabhängig vom Hersteller darf hier ein Jahr lang kostenfrei<br />

getankt werden.<br />

» Ressourcenschonender<br />

Bezug und effizienter Einsatz<br />

von Energie sind wichtig «<br />

Hans-Peter Kemser, Leiter BMW Group Werk Leipzig<br />

Natürlich hilft auch das schnellste Laden nichts, wenn die<br />

Akkus in ähnlichem Rekordtempo wieder leer sind. An der<br />

Autobatterie der Zukunft wird wenige Kilometer weiter in<br />

Kamenz bereits fieberhaft gearbeitet. Daimler fertigt hier mit<br />

seiner Tochter Accumotive hochkomplexe Antriebsbatterien<br />

für Hybrid- und Elektroautos. Auch hier stehen die Zeichen auf<br />

Wachstum: Mitte 2018 eröffnet Accumotive ein zweites Werk,<br />

eine der größten Autobatteriefabriken der Welt. »Die lokale<br />

Fertigung von Batterien ist ein wichtiger Erfolgsfaktor in unserer<br />

Elektro-Offensive und der entscheidende Baustein, um die<br />

Nachfrage nach Elektrofahrzeugen flexibel und effizient zu<br />

bedienen«, erklärt Daimler-Produktionschef Markus Schäfer.<br />

Dass deutsche Autobauer bei der Wachstumsbranche<br />

Elektromobilität <strong>Sachsen</strong> ansteuern, überrascht nicht. Im<br />

Gegenteil: Der Fortschritt hat Tradition. Bereits 1839 spuckte<br />

hier die erste Dampfmaschine ihre Wolken in den Himmel.<br />

Auch der Autobau hat eine lange Tradition. Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

wurden in Zwickau mit »Horch« und in Chemnitz mit<br />

»Wanderer« die Autobauer gegründet, aus denen später Audi<br />

werden sollte. Dass der Erfindergeist den <strong>Sachsen</strong> im Blut<br />

liegt, zeigen auch andere Erfindungen wie der Kaffee filter, der<br />

moderne BH und die Zahnpasta. Kurzum: Während manch<br />

einer <strong>Sachsen</strong> erst jetzt als Land der Innovationen entdeckt, ist<br />

man im Freistaat nicht überrascht, dass der aktuelle Elektroboom<br />

hier so stark ausschlägt.<br />

Für den sorgen aber nicht nur die großen Autobauer, sondern<br />

auch Spezialisten wie zum Beispiel die Firma Mennekes.<br />

Im erzgebirgischen Aue produziert das Unternehmen aus dem<br />

Sauerland seit 2016 sein Amtron-System, eine Ladebox, die<br />

Besitzer von Elektrofahrzeugen platzsparend zu Hause an die<br />

Wand hängen können. Die leistungsstärkste Version versorgt<br />

das Auto in einer Stunde mit einer Reichweite von 120 Kilometern.<br />

»Weil die Mitarbeiter im Erzgebirge vorher viele Jahre lang<br />

Stromverteiler montiert haben, hatten sie bereits das perfekte<br />

18 INNOVATIVES SACHSEN

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