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Innovatives Sachsen

Ab in die Zukunft! Ein Magazin über besondere Ideen und wertvolle Netzwerke.

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denen versucht wird, die Schrumpfungsrate<br />

oder die Überalterung der Gesellschaft<br />

zu bewältigen. Das kann zum Beispiel<br />

eine Studie sein, die untersucht, wie<br />

man junge Frauen halten kann, die ansonsten<br />

häufig aus der Provinz abwandern,<br />

oder ein Projekt, das sich dem<br />

Ärzte mangel auf dem Land widmet. Am<br />

Centrum für Demografie und Diversität,<br />

das ich gemeinsam mit einer Kollegin aus<br />

der Medizin leite, untersuchen wir für<br />

das Land <strong>Sachsen</strong> aktuell, welche Probleme<br />

Kleinstunternehmen mit altersgemischten<br />

Teams haben und wie sie damit<br />

umgehen.<br />

Wenn man sich das Verhältnis<br />

von Arbeit und Privatleben anguckt,<br />

geht es den Deutschen doch<br />

eigentlich recht gut. Jammern wir<br />

zu schnell und zu häufig?<br />

Jein, das ist persönlichkeitsabhängig. Etwa<br />

50 Prozent der eigenen Zufriedenheit ist<br />

Veranlagung. Es gibt diejenigen, die in<br />

jeder Suppe ein Haar finden. Und andere<br />

stehen morgens auf, sind gut gelaunt und<br />

dementsprechend mit Arbeit und Leben<br />

zufriedener. Aber die Stimmung im Büro<br />

oder der eigene Handlungsspielraum im<br />

Job wirkt sich ebenfalls auf die erlebte Zufriedenheit<br />

aus und damit auch auf die Life<br />

Domain Balance. Das geht sogar so weit,<br />

dass man selbst über einen Stellenwechsel<br />

nachdenkt, wenn der Kollege nicht zufrieden<br />

ist. Hier gibt es in vielen Unternehmen<br />

leider sehr oft auch noch deutlichen Optimierungsbedarf<br />

bei der Arbeitsgestaltung<br />

und dem sozialen Miteinander.<br />

Foto: Stephan Floss<br />

PROF. DR. JÜRGEN WEGGE beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Themen wie Arbeit<br />

und Gesundheit, Motivation und Diversität in Organisationen.<br />

Wie sieht es eine Ebene höher aus:<br />

Hat etwa ein Bundesland Einfluss auf<br />

die Zufriedenheit im Job?<br />

Der demografische Wandel ist eng mit<br />

dem Thema Life Domain Balance verknüpft,<br />

alleine deshalb sind die Bundesländer<br />

gefragt. <strong>Sachsen</strong> hat sich als erstes<br />

Bundesland schon früh damit auseinandergesetzt<br />

und die »Förderrichtlinie Demografie«<br />

eingeführt. In dem Programm<br />

werden Projekte in den Kommunen, aber<br />

auch in der Forschung unterstützt, in<br />

Haben Sie noch einen weiteren Tipp<br />

in Sachen »richtige Balance«?<br />

Häufig können Arbeitnehmer die Freiheiten,<br />

die sie haben, nicht klug nutzen, denn<br />

zu viel Autonomie kann auch schiefgehen.<br />

Abgesehen von denjenigen, die Freiheiten<br />

für mehr Freizeit ausnutzen, gibt es genauso<br />

auch Mitarbeiter, die sich selbst ausbeuten.<br />

Die häufen 70, 80 Arbeitsstunden<br />

pro Woche an, weil sie zu Hause arbeiten<br />

dürfen. Dort kann sie der Chef aber nicht<br />

mehr heimschicken. Deswegen sind Schulungen<br />

in Sachen Selbstmanagement wichtig.<br />

Außerdem darf man die Erholung bei<br />

der Arbeit nicht unterschätzen. Firmen<br />

sollten gut gestaltete Ruheräume für ihre<br />

Mitarbeiter anbieten und eine Pausenkultur<br />

etablieren – für die der Chef mit<br />

gutem Beispiel vorangeht. Wir haben dazu<br />

kürzlich eine erste Metaanalyse publiziert,<br />

die zeigt, dass derjenige, der relativ viele<br />

bezahlte Kurzpausen über den Tag verteilt<br />

macht, zwar circa zehn Prozent weniger<br />

arbeitet, dabei aber dennoch zehn Prozent<br />

bessere Leistung erbringt und zudem<br />

deutlich weniger gestresst ist. Pausen<br />

können sich also für Arbeitnehmer und<br />

Arbeitgeber lohnen – und damit auch für<br />

deren Kunden. •<br />

AB IN DIE ZUKUNFT<br />

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