Hieke_2017
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HELENE FUNKE – Fauvistin der ersten Stunde<br />
Chemnitz 1869 –1957 Wien<br />
Funke zählt international gesehen zu den großen Künstlerinnen<br />
des 20. Jahrhunderts. „Funke was among the most radically<br />
avant-garde painters in Vienna. She is now widely acknowledged<br />
to have been one of the earliest and strongest interpreters<br />
of the modernist principles of Matisse and the Fauves in<br />
Austria“ J. M. Johnson<br />
Die Leuchtkraft ihrer Werke ist unübersehbar.<br />
Im Gegensatz zu Modersohn-Becker und Münter hatte sie<br />
bereits zu Lebzeiten Erfolg. Sie studierte an der Münchner<br />
Akademie und lebte anschließend in Paris, von 1906 –1912<br />
im selben Haus, in dem Gertrud Stein ihren berühmten Künstlersalon<br />
führte und wo Picasso, Matisse, Marquet, Kees van<br />
Dongen u. v. a. verkehrten. Bereits ab 1906 stellte sie ihre<br />
Werke neben Matisse, Derain und Vlaminck aus.<br />
Später in Wien war sie regelmäßig bei Ausstellungen im<br />
Hagenbund und in der Wiener Secession vertreten. „Man muss<br />
sich überlegen, wie man in Wien in den Jahren 1903 –1920<br />
gemalt hat, um die Leistung der Malerin richtig abzuschätzen.<br />
Sie hat sich damals schon mit Problemen beschäftigt, an die<br />
das Gros der Maler heute noch nicht herankommt.“ (Zeitungsnotiz,<br />
Research Center, Belvedere)<br />
Mit Vorliebe widmete sie sich in ihrem Oeuvre figuralen Szenen,<br />
Frauenportraits und Aktdarstellungen sowie Stilleben.<br />
Auch Landschaften aus Südfrankreich überzeugen immer wieder<br />
mit ungewöhnlicher Leuchtkraft der Farben. In ihren Werken<br />
kann man durchaus von Farbexplosionen sprechen – die<br />
ganze Ausdruckskraft resultiert aus der Farbe.<br />
1928 wurde das Bild „Musik“ vom österreichischen Staat<br />
angekauft. Auch die seltene Anerkennung von Seiten der Künstler<br />
war ihr gewiß. Laske verewigte sie als einzige Künstlerin in<br />
seinem Monumentalgemälde „Das Narrenschiff“ und Boeckl<br />
bezeichnete sie „Als Vorbild für die gesamte Künstlerschaft“.<br />
Nach ihrer letzten Ausstellung 1948 in Wien geriet sie leider<br />
völlig in Vergessenheit und starb in großer Armut.<br />
Ausstellungen (Auswahl):<br />
1904 München, Berlin, Dresden<br />
1906 Salon d‘Automne, Paris<br />
1907, 1910, 1911, Salon des Independants, Paris<br />
1920 –1930 Hagenbund, Wiener Secession<br />
1948 Galerie Welz, Wien<br />
1998 Personale, Kunsthandel <strong>Hieke</strong><br />
2007 Personale, Lentos, Linz<br />
2007 Wien-Paris, Van Gogh, Cézanne und Österreichs<br />
Moderne, Belvedere, Wien<br />
2008 „Störenfriede“, Lentos Linz<br />
2011 Bildschöne Wachau, Stift Göttweig<br />
Werke in:<br />
Belvedere, Wien; Albertina, Wien; Wien Museum; Lentos,<br />
Linz; Kunstsammlungen Chemnitz; British Museum, London<br />
Abb.: 5<br />
Haus am Wasser<br />
Öl/Leinwand<br />
46 x 61 cm<br />
Die innere Leuchtkraft und das wunderbare Schimmern der<br />
Farben in diesem Gemälde überzeugen den Betrachter sofort<br />
vom Genie Helene Funkes. Diese Landschaft ist wahrscheinlich<br />
um 1905/1906, im Jahr ihrer Übersiedlung nach Paris<br />
entstanden und ist ein bemerkenswertes Beispiel ihrer impressionistischen<br />
Phase. Man blickt über das Meer zu einem Haus<br />
am Ufer und wird vom rhythmisch angelegten Farbgeschehen,<br />
das Licht und Wasser hier miteinander eingehen, nicht mehr<br />
losgelassen. Man spürt ganz intensiv die sehnsuchtsvolle Stimmung<br />
des Sonnenuntergangs und der langsam aufsteigenden<br />
Dämmerung.<br />
Dok.: P. Funke, Die Malerin Helene Funke, Leben und Werk, Böhlau Wien<br />
2011, S 154