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Streifzug durch das alte Billed

Ausstellung über die Geschichte der Gemeinde Billed bis zum Exodus der Billeder Deutschen 1990

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Als Sündenbock im Vaterland<br />

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Nach dem 23. August 1944 wurden die Deutschen Rumäniens als angebliche Kollaborateure<br />

Deutschlands für <strong>das</strong> Desaster verantwortlich gemacht, in welches <strong>das</strong> Land als Folge seines Bündnisses<br />

mit Hitler-Deutschland und der Teilnahme am antisowjetischen Krieg geraten war.<br />

Es stimmt zwar, <strong>das</strong>s die „Deutsche Volksgruppe“ mit der Politik des Dritten Reiches gleichgesch<strong>alte</strong>t<br />

wurde und die waffenfähigen Deutschen mit Zustimmung der rumänischen Regierung in<br />

<strong>das</strong> deutsche Heer rekrutiert wurden, aber die Volksgruppenführung hat auf die rumänische Politik<br />

keinen Einfluss ausgeübt.<br />

Das Dekretgesetz vom 23. März 1945 sah die gänzliche und<br />

entschädigungslose Enteignung<br />

der gesamten deutschen Bauernschaft und Feldbesitzer vor. Der enteignete Boden ging mit dem<br />

gesamten Wirtschaftsinventar, Vieh und Häuser in <strong>das</strong> Eigentum des Staates über, der den Boden<br />

an begüterungsberechtigte Landwirte verteilte.<br />

Dort, wo die Zahl der einheimischen Rumänen und Roma nicht ausreichte, um den gesamten deutschen<br />

Besitz zu übernehmen, brachte man von auswärts so genannte Kolonisten.<br />

Nach der Heimkehr der Russlandverschleppten und eines Großteils der Kriegsgefangenen im Frühjahr<br />

1951, veranlasste die inzwischen kommunistisch-stalinistische Regierung Rumäniens eine neuerliche<br />

Deportation von „unzuverlässigen Elementen“, dieses Mal in die Baragan-<br />

Steppe Rumäniens. Aus Ortschaften der Grenzzone wurden 12.791 Familien mit 40.320 Personen:<br />

Rumänen, Deutsche, Serben, Ungarn, Bulgaren und andere deportiert. Sie mussten 18 Dörfer erbauen<br />

und jahrelang unter zwangsaufenthaltsmäßigen Bedingungen leben. Die meisten Deutschen<br />

wurden aus <strong>Billed</strong> mit 529 Personen deportiert.<br />

Abbildungen<br />

1 Beeignungsurkunde aus dem Kreis Sibiu, als Enteigneter ist „hitlerist“ eingetragen.<br />

2 Skizze von Sebastian Leicht.<br />

Die Kolonisten hatten die Befugnis, als ausführende Gewalt den Besitz der Deutschen unter sich aufzuteilen.<br />

Die <strong>Billed</strong>er nannten die Enteignungskommission nach der am eigenen Leib erfahrenen Enteignungsprozedur<br />

„Knüppelkommission“.<br />

Auf der Sitzung des Politbüros des ZK der Rumänischen Arbeiterpartei vom 15. November 1948 erklärt Innenminister<br />

V. Luca unter anderen: „Es war ein Fehler, Kolonisten dorthin zu schicken, die nichts anderes als Banditen<br />

sind und die wir von dort wieder wegbringen müssen ...“<br />

3 Einzug der Kolonisten, Malerei von Stefan Jäger<br />

4 Deportationsgebiet<br />

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5 Sie wurden einfach in die Steppe entladen. Die Familie Thöresz auf der ihr zugewiesenen Fläche.<br />

6 Nachbarschaftliche Hilfe beim Hausbau. Sie mussten 18 Dörfer erbauen und jahrelang unter zwangsaufenthaltsmäßigen<br />

Bedingungen leben.<br />

7 Die Geschwister Maria und Katharina Gilde, nach 5 Jahren aus der Russlanddeportation entlassen, mit ihrer Mutter,<br />

rechts sitzend, und ihren pflegebedürftigen Großeltern, nun für weitere 5 Jahre in der Baragan-Deportation.<br />

Sie bekommen heute, wie auch die anderen überlebenden Deportierten, eine angemessene Entschädigung vom<br />

rumänischen Staat.<br />

8 Insgesamt sind bis 1956, als die Deportierten wieder nach Hause durften, 76 Personen aus <strong>Billed</strong> in der Baragansteppe<br />

verstorben. 7 Jahre später, nachdem es genehmigt wurde, brachte Nikolaus Seibert, im Bild rechts<br />

mit Tochter und Schwiegersohn, die sterblichen Überreste seiner Ehefrau und die seiner Mutter zur Beerdigung<br />

in ihre Heimat.

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