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Streifzug durch das alte Billed

Ausstellung über die Geschichte der Gemeinde Billed bis zum Exodus der Billeder Deutschen 1990

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Den Ersten der Tod - Aufstieg oder Untergang<br />

Geburten / Todesfälle 1766-1775<br />

1766<br />

J 23<br />

U 97<br />

1767<br />

1768<br />

J 67<br />

J 63<br />

U 83<br />

U 165<br />

1769<br />

U 40<br />

J 99<br />

1770<br />

J 137<br />

U 256<br />

1771<br />

J 74<br />

U 197<br />

1772<br />

U 71<br />

J 117<br />

1773<br />

J 55<br />

U 48<br />

1 2<br />

1774<br />

U 30<br />

J 86<br />

1775<br />

U 37<br />

J 106<br />

Geburten J<br />

Todesfälle U<br />

Quelle: Familienbuch <strong>Billed</strong> von Hans Wikete<br />

Am 1. November 1774 wurde <strong>das</strong> erste Grundbuch angelegt. Es beinh<strong>alte</strong>t ein „kurzes<br />

Historicum“ des Dorfes, den „Summarischen Umkreis des Terrains“, die „Besitzblätter“ und die Überkommungsart<br />

der Besitzer.<br />

Das finanzielle System, auf dem die Ansiedlung im Banat aufgebaut war, war ein Vorschusssystem, der Staat<br />

gewährte den Ansiedlern alle zum Wirtschaften nötigen Beihilfen, die nach einer allgemeinen Frist von 3<br />

Jahren zurückgezahlt werden mussten. Dabei waren für die Bauern die ersten 10 Jahre steuerfrei.<br />

Umsonst erhielten die Kolonisten den Hausplatz, Acker und Wiese.<br />

Die Kolonisten brachten landwirtschaftliche und handwerkliche Erfahrungen mit, die Herkunftsländer der<br />

bäuerlichen deutschen Siedler wiesen zur Zeit ihrer Auswanderung eine hochentwickelte Bodenkultur auf.<br />

Das von den Siedlern im Banat übernommene Ackerland war jedoch ein erst seit kurzem entwässertes Sumpfland,<br />

<strong>das</strong> seit Jahrhunderten verwahrlost, verwildert und mit Gestrüpp überwuchert war.<br />

838 Tote in 5 Jahren Grab der Deutschen<br />

Der Kolonistenspruch: „Den Ersten der Tod...“ trifft<br />

voll zu. Hunger und Krankheiten forderten ihre Opfer,<br />

es starben mehr Menschen als geboren wurden.<br />

• Für <strong>das</strong> Jahr 1766 werden 705 Einwohner für <strong>Billed</strong><br />

angegeben, ein Jahr nach der Gründung hatte man<br />

schon 97 Tote begraben.<br />

• In den beiden Hungerjahren 1770 und 1771 starben in<br />

Billiet allein 453 Personen.<br />

• Von den 252 Häusern standen 200 leer und mussten<br />

erst wieder mit neuen Kolonisten besetzt werden.<br />

• Bis 1771 sind 838 Personen verstorben.<br />

• Im Monat September 1770 mussten 54 Tote, im<br />

Oktober 52 Tote und im November 45 Tote beerdigt<br />

werden.<br />

• Je 6 Todesfälle gab es am 21. September und am 2.<br />

Oktober 1770.<br />

Waren die sanitären Verhältnisse in dieser Zeit<br />

im ganzen Banat trostlos, so herrschten in dieser<br />

Hinsicht in Billiet derartige Zustände, <strong>das</strong>s<br />

die Bezeichnung „Grab der Deutschen“ mehr als<br />

gerechtfertigt erscheint. Das Sanitätswesen im<br />

Banat unterstand einem „Cameral, Provincial<br />

und Contagions Medikus“, der seinen Sitz in<br />

Temeswar hatte. Ihm war für jeden Distrikt ein<br />

Distrikts-Chirurgus unterstellt, welcher wieder<br />

eine Anzahl von Feldscherern unter sich hatte,<br />

die anlässlich der Ansiedlung der Ortschaften<br />

eingestellt wurden.<br />

In Billiet nahm der erste Feldscher Josef Anton<br />

Gerben am 6. Juni 1766 seine Dienste auf. Diese<br />

Feldscherer waren von Militärärzten während<br />

des Krieges in Spitälern ausgebildete Heilgehilfen,<br />

oft Friseure, deren Wissen sich meist<br />

auf Zahnziehen, Aderlasse, Schröpfen, Verbinden<br />

und sonstige Ersthilfe erstreckte. Manchmal<br />

verstanden sie auch die Wundbehandlung<br />

und wurden daher auch Wundarzt genannt.<br />

in zwey Dörffem ein Chirurcus in jedem deren<br />

aber ein Pfarrer und ein Schulmeister angestellet<br />

werden ... wurde am 1. August 1766 der<br />

Medicus Johann Joachim Groß als Arzt nach<br />

Billiet beordert. Zu diesem Zeitpunkt lagen dort<br />

schon so viele Menschen krank in ihren Betten,<br />

<strong>das</strong>s es höchste Zeit war, diesen einen Arzt zur<br />

Verfügung zu stellen.<br />

Als die Anzahl der kranken Kolonisten in Billiet<br />

von Tag zu Tag größer wurde, holte sich Doktor<br />

Groß mit der Zustimmung des Verw<strong>alte</strong>rs Knoll<br />

den Csakowaer Distriktsarzt Leber nach Billiet<br />

und errichtete mit ihm gemeinsam in der Schule<br />

in der Altgasse ein provisorisches Spital. Ende<br />

1766 gab es bereits 400 Kranke im Dorf, so <strong>das</strong>s<br />

<strong>das</strong> Spital zu klein war und in jeder Gasse einige<br />

Kolonistenhäuser für die Kranken eingerichtet<br />

werden mussten. Dies war mit ein Grund, warum<br />

die Kranken sich weigerten, sich beim Feldscherer<br />

Gerbel krank zu melden, um nicht in so<br />

ein „Sterbehaus“ eingeliefert zu werden.<br />

3<br />

Abbildungen<br />

1 Geschmiedete<br />

Kreuze auf<br />

dem Sauerländer<br />

Friedhof<br />

2 Siedlerhaus,<br />

Aquarell von<br />

Stefan Jäger<br />

3 Innenseite des<br />

Grundbuches<br />

Ganze Familien wurden ausgelöscht. Die leerstehenden<br />

Häuser wurden jedoch stetig von Neusiedlern<br />

belegt.<br />

Auf Grund der von der Kaiserin am 22. Juni<br />

1766 getroffenen Verfügung ... damit jedesmal<br />

(Quelle: „<strong>Billed</strong>-Chronik 1765-1978“ von Franz<br />

Klein)

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