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Streifzug durch das alte Billed

Ausstellung über die Geschichte der Gemeinde Billed bis zum Exodus der Billeder Deutschen 1990

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Aus dem Goldenen Zeit<strong>alte</strong>r: Wahnsinn, Angst und Armut<br />

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Der Widerspruch zwischen Realität und ihrer sprachlichen Darstellung in der Öffentlichkeit der<br />

Sozialistischen Republik Rumänien erreicht unter Nicolae Ceaușescu einen absoluten Höhepunkt.<br />

Während <strong>durch</strong> die katastrophale Wirtschaftspolitik in den 1980er Jahren die Versorgung der Bevölkerung<br />

praktisch zum Erliegen kommt, wird offiziell täglich <strong>das</strong> goldene Zeit<strong>alte</strong>r Rumäniens<br />

verkündet.<br />

Dass dem niemand widerspricht, geschweige denn etwas dagegen unternimmt, ist ein Werk der am<br />

besten funktionierenden Organisation im Land, der gefürchteten und übermächtigen Securitate.<br />

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Abbildungen<br />

1 Die Schriftsteller des Landes preisen Ceaușescu, Parteichef und Staatspräsident der Sozialistischen Republik Rumänien,<br />

Oberbefehlshaber der Armee, Vorsitzender des Obersten Rates für wirtschaftliche und gesellschaftliche<br />

Entwicklung und Chef des Nationalrats der Werktätigen als „Titan unter den Titanen“, als „Revolutionär, der selbst<br />

der Sonne trotzt“ und vergleichen sein Wirken mit dem von Julius Cäsar, Alexander dem Großen oder Napoleon.<br />

2 Die Maler malen ihn und seine gefürchtete Gemahlin Elena göttergleich und umgeben von Engeln.<br />

3 Huldigung im Stadion; der Personenkult um den Conducator ist weit bizarrer als der Götzendienst, der Hitler,<br />

Stalin oder Mao je entgegengebracht wurde, er hat einen Herrschaftsstil entwickelt, der sich mehr am Hofzeremoniell<br />

ägyptischer Gottkönige orientiert.<br />

4 Das „Haus des Volkes“ (Casa Poporului) ist eines der flächenmäßig größten Gebäude der Welt und wurde von<br />

1983 bis 1989 nach den Vorstellungen Ceaușescus errichtet. Um Platz für <strong>das</strong> Bauwerk zu schaffen wurden rund<br />

40.000 Wohnungen, ein Dutzend Kirchen und drei Synagogen abgerissen sowie Teile der Altstadt zwangsgeräumt.<br />

Rund 20.000 Arbeiter, vor allem Soldaten, errichteten im Dreischichtbetrieb den Palast.<br />

5 1983, kein Durchkommen mehr für PKWs auf der 31m breiten <strong>Billed</strong>er Altgasse. Das Land ist heruntergekommen<br />

und zählt zu den ärmsten in Europa.<br />

6 Verlassener Kultivator auf den Feldern der Kollektivwirtschaft 1984. In den 1980er Jahren gibt es die fleißigen<br />

Bauern aus der Gründungszeit nicht mehr. Wie in den ersten Nachkriegsjahren sind in Rumänien nun wieder die<br />

Grundnahrungsmittel rationiert.<br />

7 Auf der Sauerländer Hutweide 1984. Wenn nichts mehr geht - kein Strom, kein Wasser, kein Sprit - ist auf den<br />

kurzen, schwäbischen Pferdewagen, den sich einige <strong>Billed</strong>er aufbewahrt haben, noch immer Verlass.<br />

8 Müllkippe an der Sauerländer Brücke 1985, früher war hier ein großer Teich mit vielen Fischen. Wer am Dorfrand<br />

wohnt, kann leichter Feder- und Mastvieh h<strong>alte</strong>n. Denn Parteifunktionäre hatten Wege gefunden, auch die letzten<br />

Reserven der Selbstversorger anzuzapfen. Jedes Haus mit Garten musste Eier und Schweine abliefern. Und<br />

zusätzlich Felder der Kollektivwirtschaft, der inzwischen die schlecht entlohnten Bauern davongelaufen sind, zur<br />

Bearbeitung übernehmen.<br />

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