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AUSGABE 8 AUGUST <strong>2017</strong><br />

Tausendsassa<br />

MARKUS BÖSIGER<br />

Pneu-Händler, Spitzensportler, Gastronom,<br />

Verleger: Der Oberaargauer Markus Bösiger<br />

tanzt auf vielen Hochzeiten.<br />

ERINNERUNGEN<br />

Wie wir uns vom<br />

eigenen Gedächtnis<br />

täuschen lassen.<br />

NORDKOREA<br />

2. Teil der Reportage<br />

aus dem sogenannten<br />

«Reich des Bösen».<br />

MARC LÜTHI<br />

Der SCB-CEO spricht<br />

über Eishockey und<br />

die Welt.


ZU VERMIETEN<br />

Wangen a/Aare, Haselweg 10<br />

4.5-Zimmer-Attikawohnung, 92 m 2<br />

• alle Zimmer mit<br />

Parkett / Wohnen,<br />

Nasszellen mit<br />

Platten<br />

• hochwertige Küche<br />

• Badezimmer und<br />

sep. WC mit Dusche<br />

• sehr grosse Terrasse (95 m²)<br />

• eigene Waschmaschine und Tumbler<br />

• Reduit und Einbauschrank<br />

• Liftzugang direkt in Wohnung<br />

• grosszügiges Kellerabteil<br />

• Carportplatz à CHF 80.00<br />

Mietzins: CHF 2220.00 plus Akonto 250.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 <strong>08</strong><br />

Roggwil, Bahnhofstrasse 20,<br />

3.5-Zimmerwohnung im EG, 74 m 2<br />

• alle Zimmer /<br />

Wohnen mit<br />

Parkett<br />

• Dusche mit<br />

Platten<br />

• sep. Toilette<br />

• grosszügige Zimmer<br />

• ganze Wohnung komplett saniert<br />

• Gartenanteil kann mitgenützt werden<br />

• direkt neben Coop Roggwil<br />

• 1 Parkplatz im Preis inklusive<br />

Mietzins: CHF 1400.00 plus Akonto 110.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 <strong>08</strong><br />

Langenthal, Brunnhofstrasse 11<br />

Gewerberäume<br />

Dieses Objekt liegt an zentraler Lage (Lotzwilstrasse,<br />

an der Stadtausfahrt Langenthal<br />

Richtung Lotzwil). In naher Umgebung befinden<br />

sich Restaurant, Bowlingcenter, Fitnesscenter<br />

sowie ein Schwimmbad. Mit dem Bus<br />

ist der Bahnhof Langenthal innert wenigen<br />

Minuten erreichbar.<br />

Im EG und 1. OG Büro- oder Praxisräume ab<br />

220 m 2 . Innen- und Aussenparkplätze können<br />

dazu gemietet werden.<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 <strong>08</strong><br />

Staffelbach, Überbauung Oberfeldpark,<br />

3.5-Zimmerwohnung im 2. Obergeschoss<br />

(92 m 2 ) – ERSTVERMIETUNG<br />

• Wohnzimmer, Küche und Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Parkett<br />

• 1x Bad / WC, 1x Dusche / WC<br />

• Balkon<br />

• eigene WM/Tumbler<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einbauschrank / Reduit<br />

• EHP à CHF 130.00<br />

Mietzins: CHF 1450.00 plus Akonto 170.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 <strong>08</strong><br />

Roggwil, Hofmattenweg 1, 2.5-Zimmerwohnung<br />

im 1. Obergeschoss<br />

• Wohnzimmer<br />

und Küche mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer<br />

mit Laminat<br />

• Badewanne<br />

• Einbauschränke<br />

• grosser Balkon<br />

• Wohnung ist neu gestrichen<br />

• Estrichabteil<br />

• eine abschliessbare Garage kann<br />

für CHF 100.00/mtl. dazu gemietet werden<br />

Mietzins: CHF 950.00 plus Akonto 110.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 <strong>08</strong><br />

Oberbipp, Sägegasse 3<br />

3.5-Zimmer-Maisonettewohnung, 91 m 2<br />

• Wohnzimmer,<br />

Küche, Schlafzimmer<br />

mit<br />

Parkett<br />

• Nasszellen mit<br />

Platten<br />

• Dusche/WC<br />

• Balkon<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler<br />

• Galerie<br />

• Carport à CHF 80.00<br />

Mietzins: CHF 1700.00 plus Akonto 180.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 <strong>08</strong><br />

Wiler b. Utzenstorf, Überbauung<br />

Hofacher, 4.5-Zimmer-Duplexwohnungen<br />

(110 m 2 ) – ERSTVERMIETUNG<br />

• Wohnzimmer, Küche und Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Parkett<br />

• Bad/WC<br />

• Dusche/WC<br />

• Balkon<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler im UG<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einbauschränke/Reduits<br />

• Carport à CHF 90.00<br />

Mietzins: CHF 1750.00 plus Akonto 230.00<br />

Wiler b. Utzenstorf, Überbauung<br />

Hofacher, 2.5-Zimmer-Parterrewohnungen<br />

(69 m 2 ) – ERSTVERMIETUNG<br />

• Wohnzimmer, Küche und Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Parkett<br />

• Dusche/WC<br />

• Gartensitzplatz<br />

• eigene Waschmaschine/Tumbler im UG<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Einbauschränke/Reduits<br />

• Carport à CHF 90.00<br />

Mietzins: CHF 1350.00 plus Akonto 180.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 <strong>08</strong><br />

Rohrbach, Werkstatt<br />

Rund 250 m 2 Werkstattfläche mit grosser<br />

Raumhöhe.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

Rohrbach, offene Lagerhalle<br />

Ab 500 m 2 offene, überdachte Lagerhalle.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

MB Immobilien AG<br />

Bahnhofstrasse 1 I 4914 Roggwil<br />

www.mb-immo.ch<br />

Tel. 062 919 01 <strong>08</strong> I Fax 062 919 01 09


EDITORIAL / INHALT<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

Nordkorea hält die Welt in Atem. Deshalb<br />

hat der erste Teil des Nordkorea-Reiseberichtes<br />

von Klaus Zaugg die Meinung<br />

der Leserschaft zweigeteilt. Die Einen sind<br />

der Ansicht, jedes gute Wort über dieses<br />

Land sei Propaganda für ein menschenverachtendes<br />

Regime, während andere es gut<br />

finden, auch mal etwas Alternatives darüber<br />

zu erfahren, als dies beim üblichen<br />

Einheitsbrei der immer weiter schrumpfenden<br />

Medien der Fall ist.<br />

Nichts hat nur eine Seite. Doch gerade<br />

im Fall von Nordkorea könnte man zu der<br />

Überzeugung kommen, dass jetzt erstmals<br />

etwas gefunden worden sei, das wirklich<br />

nur von einer Seite betrachtet werden<br />

kann. Doch ganz so ist es nicht.<br />

Die Medienwelt verändert sich gerade<br />

wieder mal ziemlich drastisch. Staub aufgewirbelt<br />

hat der Verkauf des Medienimperiums<br />

der Familie Zehnder (betrifft<br />

unter anderem die NOZ). Interessanterweise<br />

hat dieser Übergang viel mehr Staub<br />

aufgewirbelt als die Sparmassnahmen bei<br />

Tamedia und beim «Blick». Doch dies ist<br />

eine falsche Gewichtung. Wo bei den<br />

Redaktionen gespart wird, erhalten die<br />

Leser immer öfter magere Kost serviert.<br />

Was sich in der Nähe der Redaktionen abspielt,<br />

gewinnt an Wichtigkeit. Anderes<br />

wird mehr und mehr vernachlässigt. Und<br />

wo bleibt die Meinungsvielfalt?<br />

Die allgemeine Berichterstattung über<br />

Nordkorea zeigt, auf was wir uns zubewegen<br />

könnten. Nordkorea ist weit weg. Aber<br />

was ist, wenn es um Dinge geht, die uns<br />

näherliegen?<br />

Viel Vergnügen beim zweiten Teil<br />

unseres Nordkorea-Artikels.<br />

Ihr Bruno Wüthrich<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: one X Services<br />

Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />

Klaus Zaugg<br />

Layout: tnt-graphics AG,<br />

8305 Dietlikon,<br />

www.tnt-graphics.ch<br />

Auflage: 69 000 Exemplare<br />

Druck: LZ Print,<br />

Luzerner Zeitung AG<br />

Versand: Die Post<br />

Inserate-Annahme und Redaktion:<br />

inserate@spositive.ch<br />

4<br />

14<br />

4 MARKUS BÖSIGER<br />

Bekannt als «Pneu Bösiger»,<br />

aber auch als Gastro-<br />

Unternehmer, erfolgreicher<br />

Motorsportler und nicht<br />

zuletzt auch als Verleger<br />

von «s’Positive» hat der<br />

Oberaargauer im Interview<br />

so einiges zu erzählen.<br />

14 FAKT ODER FIKTION?<br />

Warum sich Erinnerungen<br />

an ein Ereignis plötzlich<br />

verändern können.<br />

18 WUSSTEN SIE SCHON?<br />

Wie lange ein Moment<br />

dauert und wie wir unsere<br />

Mitmenschen aufgrund<br />

ihres Ganges beurteilen.<br />

20 NORDKOREA<br />

Zum zweiten Mal berichten<br />

wir aus dem Reich Kim<br />

Jong-uns und überprüfen<br />

die Klischees und Vorurteile,<br />

die der Westen von<br />

diesem isolierten Land hat.<br />

26 INTERVIEW: MARC LÜTHI<br />

Der CEO des SB Bern erzählt<br />

als Insider aus dem<br />

Nähkästchen des Schweizer<br />

Eishockeys.<br />

34 DIE SEITE DER LESER<br />

Leserbriefe, Veranstaltungen.<br />

20<br />

26<br />

18<br />

s’Positive 8 / <strong>2017</strong> 3


MARKUS BÖSIGER<br />

«Mein erstes<br />

Geld verdiente<br />

ich mit Chüngle»<br />

Er wäre am liebsten Landwirt geworden.<br />

Doch geworden ist er Unternehmer<br />

und Spitzensportler. Anlässlich seines<br />

60. Geburtstages traf er sich mit<br />

s’Positive zum Gespräch.<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH, FOTOS: MARCEL BIERI<br />

4 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Kaninchen, Landmaschinen, Pneus, Motorsport,<br />

Gastronomie, nachhaltige Freizeitgestaltung:<br />

Dies sind einige Eckpunkte im Leben und Wirken<br />

von Markus Bösiger. Doch wie tickt der<br />

60-jährige Langenthaler Unternehmer eigentlich? Woher<br />

kommt er und wo will er hin? s’Positive traf sich mit ihm<br />

zum Gespräch und erfuhr Überraschendes.<br />

s’Positive: Sie sind Pneu- und Autohändler, Immobilien-<br />

und Gastro-Unternehmer. Sie bauen beim Sportcenter<br />

Huttwil eine zusätzliche Halle, in Rohrbach<br />

eine Kletterhalle und in Langenthal einen grossen<br />

Hotelkomplex. Was treibt Sie an?<br />

Markus Bösiger: Für mich war von Beginn weg klar,<br />

dass ich handwerklich etwas machen wollte. Ich ging in<br />

Untersteckholz zur Schule und sorgte dafür, dass ich kein<br />

allzu guter Schüler wurde, weil ich sonst wohl nach<br />

Roggwil in die Sekundarschule geschickt worden wäre.<br />

Roggwil war damals für mich bereits Ausland. Nach<br />

s’Positive 8/ <strong>2017</strong> 5


MARKUS BÖSIGER<br />

In Roggwil wirkte Bösiger viele Jahre.<br />

der Schule machte ich die Lehre als Maschinenmechaniker<br />

bei der Firma Ammann in<br />

Langenthal. Damals war noch Ueli Ammann<br />

am Ruder. Mir wurde aber während meiner<br />

Lehre rasch klar, dass ich mich danach sofort<br />

selbständig machen werde.<br />

Weshalb?<br />

Es sagte mir einfach nicht zu, immer nach<br />

Anweisungen von anderen arbeiten zu müssen.<br />

Ich fühlte mich schon damals freier,<br />

wenn ich selbst entscheiden kann.<br />

Der Gedanke an die eigene Selbstständigkeit<br />

formte sich in Ihnen bereits während<br />

der Lehre?<br />

Nein, dies wusste ich bereits vorher. Wenn es<br />

nach mir gegangen wäre, hätte ich wohl gar<br />

keine Lehre gemacht. Aber mein Vater sagte<br />

mir, dass ich eine Lehre machen müsse. Was<br />

ja sicher richtig war. Doch bereits in meiner<br />

Schulzeit interessierte ich mich nicht sonderlich<br />

für den Stoff, den wir lernen sollten.<br />

Sondern?<br />

Für alles andere. Mein erstes Geld verdiente<br />

ich während der Schulzeit mit Kaninchen.<br />

Meine «Chüngle» waren mir viel wichtiger<br />

als die Schule. Zudem kaufte ich jeweils Kücken,<br />

die ich später als Poulets verkaufte.<br />

Eigentlich wäre ich am liebsten Bauer geworden.<br />

Ich wuchs ja in Untersteckholz mitten<br />

unter Bauern auf. Ich half jeweils bei der<br />

Arbeit mit. Auch mit meinem Vater ging ich<br />

gerne mit in den Wald zum Holzen. Mein<br />

Berufswunsch scheiterte jedoch daran, dass<br />

wir keinen Bauernhof hatten. Mein Vater<br />

besass zwar etliche Landmaschinen, unter<br />

anderem auch Mähdrescher, mit denen er<br />

seine Lohnarbeiten anbot. Bauernhof besass<br />

er aber keinen.<br />

War Ihr Vater auch selbstständig?<br />

Mein Vater war ursprünglich Weber in der<br />

Teppichfabrik Reinhard in Melchnau. Er<br />

machte sich dann aber selbstständig und<br />

verdiente fortan im Winter sein Geld als<br />

Akkord-Holzer. Im Sommer erledigte er<br />

Lohnarbeiten in der Landwirtschaft.<br />

Waren Sie ein guter Lehrling?<br />

Ich schrieb recht gute Noten. Es war jedoch<br />

nicht immer einfach mit mir. Zum Glück hatte<br />

ich einen guten Gewerbeschullehrer, der<br />

sich immer für mich einsetzte, wenn ich mal<br />

Probleme mit der Lehrlingskommission oder<br />

mit dem Lehrmeister hatte.<br />

Machten Sie sich gleich nach der Lehre<br />

selbstständig?<br />

Sogar noch während meiner Lehre. Im<br />

Herbst des vierten Lehrjahres (die Schulund<br />

Lehrjahre begannen und endeten damals<br />

noch im Frühling – die Red.) richtete<br />

ich in Untersteckholz meine eigene kleine<br />

Werkstatt ein und begann damit, Landmaschinen<br />

und Traktore zu flicken. Dazu verkaufte<br />

ich Kreiselheuer und Sähmaschinen.<br />

Meine Lehrabschlussprüfung absolvierte ich<br />

jedoch wie geplant.<br />

Dies alles klingt etwas rebellisch.<br />

Rebell wäre sicher zu viel gesagt. Doch es war<br />

damals, wie es heute immer noch ist. Wenn<br />

mir etwas nicht passt, dann versuche ich<br />

schon, mich zu weigern, mitzumachen. Oder<br />

um es etwas anders auszudrücken: Wenn ich<br />

den Eindruck habe, dass es besser wäre, etwas<br />

zu ändern, kann ich schon mal gegen etwas<br />

Bestehendes rebellieren. Schliesslich waren<br />

die drei, die den Rütlischwur leisteten, seinerzeit<br />

ebenfalls Rebellen. Die über 700-jährige<br />

Erfolgsgeschichte der Schweiz gibt den<br />

seinerzeitigen Rebellen recht.<br />

Haben wir Sie richtig verstanden: Sie handelten<br />

zu Beginn noch nicht mit Pneus?<br />

Doch, aber noch nicht hauptsächlich. Meine<br />

erste Werkstatt besteht übrigens immer noch.<br />

Sie wird heute zu Hobbyzwecken gebraucht.<br />

Wie ging es weiter?<br />

Das Geschäft entwickelte sich. Wir begannen,<br />

auch Autos zu reparieren, und dann<br />

kamen die Pneus vermehrt ins Spiel. Doch<br />

wir bekamen Probleme, weil wir uns in der<br />

Landwirtschaftszone befanden. Ich kaufte in<br />

Roggwil eine Metzgerei, die heute das Motorradgeschäft<br />

von Rolf Gall ist.<br />

Sie konnten sich so früh bereits Ihre erste<br />

Immobilie leisten?<br />

Ich kaufte mir mit 20 Jahren einen Mähdrescher<br />

auf Kredit, den ich in den darauffolgenden<br />

fünf Jahren abzahlte. Der Erlös aus<br />

dem Verkauf brachte mir das nötige Eigenkapital<br />

für den Kauf der Metzgerei. Nach<br />

zwei Jahren verkaufte ich aber die Immobilie<br />

wieder und zog ins Dorf, gegenüber vom<br />

Gemeindehaus, von wo aus ich die nächsten<br />

19 Jahre tätig war, bis wir den Geschäftssitz<br />

2004 nach Langenthal verlegten.<br />

6 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Markus Bösiger<br />

posiert vor seiner<br />

ersten Werkstatt<br />

in Untersteckholz.<br />

Legende: Xxxxxx<br />

xxxx xxx xxxxx<br />

Xxxxxxx<br />

«Mit 20 Jahren kaufte<br />

ich einen Mähdrescher<br />

auf Kredit. Der Erlös aus<br />

dem Verkauf brachte<br />

mir das nötige Eigenkapital<br />

für den Kauf der<br />

Metzgerei.»<br />

In Langenthal haben Sie aber auch diversifiziert.<br />

War das von Anfang an der Plan?<br />

Ich wollte etwas machen, was mit aktiver<br />

Freizeitgestaltung zu tun hat. Das Land kaufte<br />

ich bereits 1997 von der Porzellanfabrik,<br />

konnte aber erst 2003 mit Bauen beginnen.<br />

Wie kommt ein gelernter Mechaniker auf<br />

die Idee, etwas mit aktiver Freizeitgestaltung<br />

zu tun haben zu wollen? Diese sogar<br />

anzubieten?<br />

Ich machte mir bereits früh Gedanken über<br />

die Entwicklung unserer Gesellschaft. Seit<br />

40 Jahren beobachte ich, wie immer alles<br />

effizienter und schneller wird. Immer häufiger<br />

werden Dinge produziert, die wir eigentlich<br />

gar nicht brauchen. Zudem treten immer<br />

häufiger Roboter an die Stelle von Menschen.<br />

Zwar wird auf der Gegenseite die<br />

Bürokratie ins Uferlose ausgebaut, aber<br />

trotzdem werden die Menschen immer mehr<br />

Freizeit haben. Ich suchte also nach Möglichkeiten<br />

der aktiven Freizeitgestaltung, die<br />

nachhaltig genutzt werden. Der Mensch ist<br />

ein Bewegungs- und Herdentier, und zudem<br />

eine Spielernatur. Er braucht Möglichkeiten,<br />

diese Bedürfnisse auszuleben, was er bei der<br />

Arbeit immer häufiger nicht mehr kann.<br />

Denken Sie, dass ein Lebenslauf, wie Sie<br />

ihn hatten und immer noch haben, auch<br />

heute noch seinen Anfang nehmen könnte?<br />

Das ist schwer zu sagen. Wie ich Ihnen erzählte,<br />

richtete ich mir während der Lehre<br />

meine Werkstatt ein. Ich habe die Heizung<br />

selbst installiert, ich habe selbst Fenster gefertigt<br />

und montiert, selbst gemauert etc.<br />

Heute würde so etwas bereits an den Vorschriften<br />

scheitern. Und stellen Sie sich heute<br />

einen jungen Menschen vor, der mit seinen<br />

Vorstellungen und Ideen aus der Reihe tanzt:<br />

Dem würde doch von links und rechts<br />

s’Positive 8/ <strong>2017</strong> 7


MARKUS BÖSIGER<br />

«Eigentlich habe ich alles meinen Eltern,<br />

dem Dorf, in dem ich aufwuchs, und natürlich<br />

auch der Region, in der wir leben –<br />

dem Oberaargau – zu verdanken.»<br />

suggeriert, wie schwierig und unsicher dies<br />

alles sei, und dass dies alles gar nicht funktionieren<br />

könne. Deshalb wird so etwas heute<br />

meistens gar nicht mehr versucht.<br />

Also ist es fast unmöglich.<br />

Das habe ich nicht gesagt. Wir wissen ja, dass<br />

in den kommenden fünf Jahren in zehntausenden<br />

von kleinen und mittleren Betrieben<br />

die Nachfolge geregelt werden sollte. Vielfach<br />

ist jedoch die Finanzierung das Hauptproblem.<br />

Die Banken haben immer weniger<br />

die Möglichkeit, solche Geschäfte zu finanzieren.<br />

Sie haben kein Produkt, das auf Leidenschaft,<br />

Weitsichtigkeit und Durchhaltevermögen<br />

basiert. Nur auf blauen Augen und<br />

schönen Visionen kann keine Finanzierung<br />

mehr aufgebaut werden. Nur die Zahlen von<br />

gestern, heute, morgen zählen. Was vor Jahren<br />

viel zu einfach war, ist heute viel zu<br />

schwierig. Ich glaube, dass wir wieder lernen<br />

müssen, uns gegenseitig mehr zu unterstützen<br />

und zu vertrauen.<br />

Aber es war damals einfacher.<br />

Auch dies kann man nicht sagen. Ich wusste<br />

zum Beispiel erst, was ein Kredit ist, als ich<br />

meinen Mähdrescher kaufte. Ich hatte ja zu<br />

diesem Zeitpunkt noch kein Geld. Als ich<br />

meine Werkstatt einrichtete, kaufte ich mir<br />

das Eisen beim Altmetallhändler ein,<br />

schweisste es zusammen und kittete dann<br />

die Fensterscheiben rein. Das war alles auch<br />

nicht einfach. Doch heute hast du es mit Vorschriften<br />

zu tun, die es damals noch nicht<br />

gab. Man kann heute nicht mehr einfach so<br />

drauflos werkeln.<br />

Wir staunen ...<br />

Mit den Autos war es das Gleiche. Mit 17<br />

Jahren kaufte ich mir – wie einige meiner<br />

Kollegen auch – für dreihundert Franken ein<br />

Auto. Bei mir war es ein Fiat 125. Daran werkelten<br />

wir in der Hobby-Garage der Firma<br />

Ammann herum, bis es schliesslich im dritten<br />

oder vierten Anlauf durch die Prüfung kam,<br />

und dann fuhren wir damit herum. Dies kann<br />

man heute getrost vergessen.<br />

Die Lehrfirma stellte Ihnen diese Hobby-<br />

Garage zur Verfügung?<br />

Ja, und manchmal, wenn wir am Morgen um<br />

drei Uhr immer noch am Werken waren, fuhr<br />

der damalige Patron Ueli Ammann mit dem<br />

Haflinger vom Hügel herunter, um uns heimzuschicken.<br />

Wir mussten ja ein paar Stunden<br />

später wieder im Lehrbetrieb arbeiten.<br />

Trotz Ihrer vielfältigen Aktivitäten sind<br />

Sie auch heute noch bekannt als «Pneu<br />

Bösiger».<br />

Ich hatte auch die längste Zeit meiner beruflichen<br />

Laufbahn mit Pneus zu tun. Als ich in<br />

Roggwil die Metzgerei übernahm, war<br />

Schluss mit der Reparatur von Landmaschinen.<br />

Dafür wäre kein Platz mehr vorhanden<br />

gewesen.<br />

Heute steht der Name Bösiger längst nicht<br />

mehr nur für Pneus, die aber immer noch<br />

verkauft werden. Sie sind heute auch<br />

Immobilien-Kaufmann und -Entwickler,<br />

Gastronom und seit gut drei Jahren auch<br />

Verleger. Selbst wenn wir in Betracht ziehen,<br />

auf welche Weise Sie damals starteten,<br />

so ist es doch erstaunlich, dass ein<br />

ehemaliger Primarschüler ein derartiges<br />

Imperium auf die Beine stellt.<br />

Das war für mich nicht die Primarschule,<br />

sondern das Gymnasium Untersteckholz.<br />

Dort haben wir gelernt, das zwei und zwei<br />

vier ergeben. Wir sassen von der fünften bis<br />

zur neunten Klasse alle im gleichen Schulzimmer.<br />

Alle, die nach der Schule nicht zuhause<br />

arbeiten mussten, hatten einen «Wochenplatz».<br />

Wir alle wussten, was es braucht,<br />

um im Herbst Kartoffeln zu ernten, oder um<br />

eine Kanne Milch in die Käserei bringen zu<br />

können. Immer mehr lernte ich, dass uns die<br />

Naturverbundenheit weiterbringt. Egal, um<br />

was es geht: Hinter jedem Spiel steckt ein<br />

Naturgesetz. Der Mensch ist von Natur aus<br />

faul. Wir kommen alle erst aus dem Busch<br />

heraus, wenn wir etwas machen können, das<br />

uns Freude bereitet. Andererseits sind wir<br />

Gewohnheitstiere. Eigentlich habe ich alles<br />

meiner Herkunft zu verdanken.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Eigentlich habe ich alles meinen Eltern, dem<br />

Dorf, in dem ich aufwuchs, und natürlich<br />

auch der Region, in der wir leben, dem<br />

Oberaargau, zu verdanken. Alles hängt und<br />

hing immer auch von meinen Mitarbeitern<br />

und Weggefährten zusammen, die mich auf<br />

meinem Weg ein Stück begleiteten und immer<br />

noch begleiten – und ohne die ich nie<br />

so weit gekommen wäre. Ich wollte eigentlich<br />

nie ein Spezialist auf einem bestimm-<br />

Foto: zVg Truck Race<br />

Markus Bösiger als<br />

Seitenwagen-Pilot.<br />

8 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Während<br />

15 Jahren war<br />

Markus Bösiger im<br />

Truck-Racing<br />

erfolgreich.<br />

ZUR PERSON<br />

Markus Bösiger<br />

Markus Bösiger (geb.: 20. August 1957)<br />

gründete seine erste Firma bereits als<br />

19-Jähriger in Untersteckholz. Als Einzelfirma<br />

unter seinem eigenen Namen war er<br />

damals im Bereich Landmaschinen tätig.<br />

1997 gründete Bösiger die Firmen Pneu<br />

Bösiger AG und MB Immobilien AG. Als Generalist<br />

verfolgt er beharrlich den Ausbau<br />

des Angebots zur aktiven Freizeitgestaltung<br />

in der Region. In seinen Firmen sind derzeit<br />

ca. 60 Mitarbeitende beschäftigt. Bösiger<br />

war auch als erfolgreicher Rennsportler bekannt.<br />

Mit seinem Team «Pneu Bösiger» gewann<br />

er 1997 und 1998 die Teamweltmeisterschaft<br />

bei den Seitenwagen, und sein<br />

Fahrer Steve Webster gewann in diesen<br />

Jahren die Einzelwertung.<br />

WEITERE SPORTLICHE ERFOLGE<br />

1995: 3. Motorrad-WM (Seitenwagen<br />

500 ccm) auf LCR-ADM<br />

1994: 4. Motorrad-WM (Seitenwagen<br />

500 ccm) auf LCR-ADM<br />

2007: Europameister FIA Truck-Racing<br />

(Fahrerwertung)<br />

2001/<strong>08</strong>/10: Vize-Europameister<br />

FIA TR (Fahrerwertung)<br />

2007/<strong>08</strong>/09: 3-mal Team-Europameister<br />

FIA TR (Teamwertung) auf Freightliner<br />

2010/11: 2-mal Team-Europameister<br />

FIA TR (Teamwertung) auf Renault<br />

2014: Team-Europameister FIA TR<br />

(Teamwertung) auf Renault<br />

s’Positive 8/ <strong>2017</strong> 9


MARKUS BÖSIGER<br />

Geschäftssitz<br />

in Langenthal<br />

mit Restaurant,<br />

Bowlingbahn,<br />

Pneuhaus und dem<br />

Hotel im Bau.<br />

ten Gebiet sein. Mich haben immer viele<br />

Dinge interessiert.<br />

Zum Beispiel Immobilien.<br />

Ich arbeite seit 1981 intensiv mit WIR. Dies<br />

führte dazu, dass ich grössere WIR-Beträge<br />

platzieren musste, was fast nur im Immobiliengeschäft<br />

möglich ist. Doch es hat noch<br />

andere Gründe. Immobilien haben mit Bedürfnissen<br />

von Menschen zu tun und sind<br />

mit Emotionen verbunden. Deshalb habe ich<br />

Freude an Immobilien. Ich beschäftige mich<br />

hauptsächlich mit Einfamilienhäusern und<br />

Gewerbeimmobilien.<br />

Derzeit bauen Sie beim Sportcenter Huttwil,<br />

die Kletterhalle in Rohrbach und an<br />

Ihrem Hotel in Langenthal.<br />

Richtig. Diese Bauten haben eben mit aktiver<br />

Freizeitgestaltung zu tun. Dies ist gemeinsam<br />

mit dem kürzlich publizierten Reitsportzentrum<br />

in Roggwil ein Gesamtprojekt.<br />

Können Sie uns dieses Projekt etwas genauer<br />

erläutern?<br />

In Huttwil bauen wir eine zusätzliche Sportund<br />

Eventhalle, in der die Möglichkeit besteht,<br />

zusätzliches Eis zu machen. Diese<br />

Halle verfügt vorläufig über keine Tribünen,<br />

dafür über eine Gesamtfläche von 3000 m².<br />

Das Fassungsvermögen beträgt zwischen<br />

4500 und 5000 Personen.<br />

Wie wird dies genutzt?<br />

Dies kann für verschiedenartige Anlässe genutzt<br />

werden. Dort werden Sportanlässe,<br />

Ausstellungen, Theater etc. stattfinden. Der<br />

erste Anlass wird Ende November der Saisonschluss-Event<br />

von Dominique Aegerter sein.<br />

Besteht hier die Verbindung zur Kletterhalle<br />

in Rohrbach? Klettern kann man ja<br />

auch in den Gebäuden von Campus Perspektiven.<br />

Oben: Beim Sportzentrum Huttwil (Campus<br />

Perspektiven) wird eine neue Halle gebaut.<br />

Unten: Der Bau des Hotel-Multikoplexes.<br />

Nein, die Verbindung ist nicht ganz richtig.<br />

Klettern werden hier vor allem die Kinder.<br />

Hier entsteht nämlich die schweizweit grösste<br />

Indoor-Kinderkletter- und -spielwelt.<br />

Das tönt interessant ...<br />

Nebst Klettermöglichkeiten, Hüpfburgen<br />

und der europaweit längsten Indoor-Rutschbahn<br />

kommen auch die Erwachsenen nicht<br />

zu kurz. Eltern und andere Begleitpersonen<br />

sollen sich wohlfühlen. Dafür stehen den<br />

Erwachsenen ruhige Rückzugsmöglichkeiten<br />

und ein gemütliches Restaurant zur Verfügung,<br />

oder sie können sich im Beauty-Park<br />

verwöhnen lassen.<br />

Sie werden die Kinderspielwelt selbst betreiben?<br />

Nein. Wir konnten eine deutsche Firma als<br />

Mieterin gewinnen, die schon seit vielen<br />

Jahren sehr erfolgreich eine ähnliche Anlage<br />

in der Nähe von Rust betreibt. Das Fundament<br />

steht übrigens bereits, bis Ende 2018<br />

sollte der Bau fertiggestellt sein. Gleich dahinter<br />

bauen wir mit der «Swiss Clean Power»<br />

auch noch ein kleines Kraftwerk. Viele<br />

sagen zwar, das rentiere sich nicht. Aber es<br />

muss auch nicht immer alles rentieren. Es<br />

kann sich ja trotzdem lohnen. Lohnen und<br />

rentieren ist nicht dasselbe.<br />

Erklären Sie uns den Unterschied.<br />

Gegenfrage: Rentieren Kinder?<br />

Wenn Sie mich so fragen, eher nicht.<br />

Aber Sie geben mir sicher recht, dass es sich<br />

lohnt, Kinder zu haben.<br />

Sie haben recht. Themawechsel: Was ist<br />

die «Swiss Clean Power»?<br />

Dies ist eine Firma, an der ich beteiligt bin.<br />

Die beiden anderen Teilhaber sind Markus<br />

Affentranger und Patrick Phillot. 2013 bauten<br />

wir insgesamt 13 Anlagen, mit denen wir<br />

2,5 Millionen Kilowatt Solarstrom produzieren.<br />

Auch auf das 3000 m² grosse Dach des<br />

Erweiterungsbaus des Sportcenters in Huttwil<br />

kommen Panels, so wie sie auf der ganzen<br />

Anlage bereits bestehen.<br />

Zum besseren Verständnis: Deckt die<br />

Stromproduktion all Ihrer Anlagen den<br />

Strombedarf Ihrer Firmen?<br />

Wir produzieren viel mehr Strom, als wir<br />

selber brauchen. Die Produktion reicht für<br />

knapp 700 Haushalte.<br />

Sie sind also auch noch Stromproduzent?<br />

Ich bin einfach Teilhaber der «Swiss Clean<br />

Power». Genauso wie ich Teilhaber bin<br />

10 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


ZU VERMIETEN<br />

(ganz oder teilweise)<br />

• Produktionsräume/Büroräume/<br />

Lagerräume<br />

• Totale Nutzfläche 5000 m 2<br />

• 2 Anpass-Rampen<br />

• 43 Parkplätze<br />

• Autobahnanschluss A1 Niederbipp<br />

• Nahe Bahnhof Bannwil<br />

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MARKUS BÖSIGER<br />

«Im Truck-Racing<br />

gewann ich oft. Ich fuhr,<br />

bis ich 57 Jahre alt war.<br />

Zu diesem Zeitpunkt<br />

war der jüngste Fahrer<br />

40 Jahre jünger als ich.<br />

Sein erstes Auto: ein Fiat 125. Freunde schenkten ihm zum 60. ein gleiches Modell.<br />

beim Wärmeverbund Rohrbach. Dies ist<br />

ebenfalls eine Aktiengesellschaft, an der Peter<br />

Hirschi, Ex-Gemeindepräsident von<br />

Rohrbach, und wiederum Markus Affentranger<br />

beteiligt sind. Im Sägeareal befindet sich<br />

die Heizzentrale, an der sich das Schulhaus,<br />

die Turnhalle, das neue Altersheim, das ganze<br />

Sägeareal und verschiedene Wohnliegenschaften<br />

befinden oder befinden werden.<br />

Alles wird mit erneuerbarer Energie, in diesem<br />

Fall mit Holzschnitzeln, beheizt.<br />

Wenn wir schon dabei sind: Wie läuft es<br />

mit dem Bau Ihres Hotels? Es gibt Leute,<br />

die meinen, der Bau ziehe sich hin.<br />

Uns geht der Bau schnell genug. Wir brauchten<br />

etwas länger, bis wir einen Betreiber<br />

gefunden hatten. Zudem wurde Rom auch<br />

nicht an einem Tag erbaut. Doch wenn Sie<br />

nach dem Hotel fragen, liegen Sie falsch.<br />

Inwiefern?<br />

Eigentlich ist es ja kein Hotel. Wenn ich zurückkönnte,<br />

würde ich es nicht mehr Hotel<br />

nennen. Bei diesem Bau handelt es sich um<br />

einen Multikomplex, dessen 85 Hotelzimmer<br />

lediglich etwa fünfzehn Prozent des Gebäudevolumens<br />

ausmachen. Der Komplex beinhaltet<br />

Eventräume, ein Fahrzeugmuseum und<br />

ein Café mit einer Autoverkaufsfläche. Alles<br />

ist verbunden mit dem bereits vorhandenen<br />

Bowlingcenter, den Restaurants «Elemänt»<br />

und «The meat», dem Fitnescenter «MaxFit»<br />

und dem Wellnescenter «Five Seasons».<br />

Können sie mir auch noch etwas zum geplanten<br />

Reitsportcenter sagen?<br />

Dazu ist es noch zu früh. Das Projekt befindet<br />

sich derzeit in der Gemeinde Roggwil. Angedacht<br />

ist, dass das Reitsportzentrum eine<br />

weitere tragende Säule unseres Gesamtprojekts<br />

sein wird.<br />

Sie waren ja auch Spitzensportler. Als<br />

Spätberufener und Amateursportler gehörten<br />

sie bei den Seitenwagen-Motorrädern<br />

und später beim Truck-Racing zur<br />

Weltspitze. Wie konnten Sie dies neben<br />

all Ihrer Aktivitäten als Unternehmer bewerkstelligen?<br />

Eigentlich wäre ich gerne Autorennen gefahren.<br />

Doch zum Zeitpunkt, als ich mit dem<br />

Sport begann, war ich bereits etwa acht Jahre<br />

selbstständig. Deshalb wollte ich einen<br />

Sport betreiben, der mir kommerziell etwas<br />

bringt. Ich wollte nicht einfach nur Geld investieren,<br />

sondern etwas betreiben, das ich<br />

auch verkaufen und damit Geld verdienen<br />

kann. Zudem erhoffte ich mir einen Werbeeffekt<br />

für meine Firma. Zu diesem Zeitpunkt<br />

war dies beim Gespannsport möglich, also<br />

bei den Rennen mit den Seitenwagen-Motorrädern.<br />

Dies war damals die Motorsportklasse<br />

der Schweiz. Alle Rennen wurden im<br />

Fernsehen gezeigt. Die Sportart war dementsprechend<br />

populär.<br />

Dafür, dass Sie erst so spät angefangen<br />

hatten, waren Sie sehr erfolgreich.<br />

Ein Rennen gewann ich bei den Gespannen<br />

zwar nie, aber ich stand mehrere Male auf<br />

dem Podest und wurde mit Beifahrer Jürg<br />

Egli 1995 WM-Dritter. Aber wir waren über<br />

die ganze Zeit die Einzigen, die nicht Profis<br />

waren, und die zu den Rennen deshalb jeweils<br />

als Letzte anreisten und als Erste wieder<br />

abreisten. Wenn ein Rennen am Sonntagnachmittag<br />

stattfand, war ich am Montagmorgen<br />

wieder im Geschäft. Die letzten<br />

drei Jahre hatten wir ein Doppelteam mit<br />

Steve Webster, der zweimal die Weltmeisterschaft<br />

gewann.<br />

Wie kamen Sie auf das Truck-Racing?<br />

Dies interessierte mich schon immer. Und als<br />

die Gespann-Serien langsam ausliefen, weil<br />

das Fernsehen nicht mehr mitmachte und<br />

die Vermarktung nicht mehr klappte, wechselte<br />

ich zu den Trucks. Und dies war gut so.<br />

Weshalb waren denn die Trucks für Sie so<br />

interessant? In der Schweiz fanden diese<br />

Rennen ja kaum Beachtung.<br />

Das stimmt. Doch insgesamt ist das Track-<br />

Racing in Europa sehr populär. Am Nürburgring<br />

kommen zum Truck-Racing Jahr für<br />

Jahr 200 000 Zuschauer.<br />

Im Truck-Racing waren sie einer der erfolgreichsten<br />

Fahrer.<br />

Ja, ich gewann oft. In 15 Jahren wurde ich<br />

einmal Fahrer-Europameister, dreimal Vize-<br />

Europameister und fünfmal Team-Europameister.<br />

Insgesamt absolvierte ich ungefähr<br />

600 Rennen.<br />

Wie zahlte sich dies finanziell aus?<br />

Als Werkfahrer hingen meine Einnahmen<br />

davon ab, wie gut die Werbeflächen verkauft<br />

wurden. Dabei war es natürlich hilfreich,<br />

dass ich immer wieder Rennen gewinnen<br />

und um die Meisterschaft fahren konnte.<br />

Das Unglaubliche daran ist ja, dass Sie<br />

vorne mitmischten, obwohl Sie die 50<br />

längst überschritten hatten. Sie setzten<br />

sich gegen Profis durch, die allesamt bedeutend<br />

jünger waren.<br />

Ich fuhr, bis ich 57 Jahre alt war. Zu diesem<br />

Zeitpunkt war der jüngste Fahrer 40 Jahre<br />

jünger als ich. Für mich war immer klar, dass<br />

ich aufhöre, wenn ich nicht mehr gewinnen<br />

kann. Aber in meinem letzten Jahr, als ich<br />

noch fuhr, gewann ich immer noch mehrere<br />

Rennen. Aber irgendwann ist es halt trotzdem<br />

Zeit, aufzuhören.<br />

Was immer wieder unterschätzt wird, ist,<br />

dass ein Fahrer nur erfolgreich sein kann,<br />

wenn er topfit ist. Wie hielten Sie sich jeweils<br />

fit?<br />

Ich trainierte viel mit dem Velo.<br />

12 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


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WISSEN<br />

Weshalb wir uns<br />

unterschiedlich<br />

erinnern<br />

Oft sind wir uns ganz sicher: Genau<br />

so war es. Und doch müssen wir uns<br />

eines Besseren belehren lassen. Wie<br />

zuverlässig sind unsere Erinnerungen?<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />

Zwei Personen waren an derselben<br />

Party. Danach befragt, bestätigt<br />

die eine, dass der Anlass sehr lustig<br />

war, während die andere angibt,<br />

sich fürchterlich gelangweilt<br />

zu haben. Wer erzählt denn nun die Wahrheit?<br />

Vermutlich beide! Sie hatten einfach<br />

beide eine total unterschiedliche «Brille» auf.<br />

Für beide Personen waren unterschiedliche<br />

Details wichtig.<br />

Erinnerungen sind oft sehr unzuverlässig.<br />

Unser Gedächtnis ist zwar unser Archiv. Die<br />

darin abgelegten «Dokumente» sind jedoch<br />

alles andere als unverfälscht. Das belegen<br />

unter anderem Untersuchungen von Augenzeugenberichten.<br />

Stellt man bei der polizeilichen<br />

Befragung etwa Suggestivfragen wie:<br />

«Haben Sie gesehen, dass der Täter eine<br />

rote Krawatte trug?», kann das die Erinne-<br />

rungen verzerren. Im Moment der Befragung<br />

kurz nach der Tat weiss der Zeuge, dass er<br />

sich nicht an eine rote Krawatte erinnern<br />

kann. Verstreicht aber eine gewisse Zeit,<br />

kann er die beiden Quellen oft nicht mehr<br />

– das tatsächlich Beobachtete und die Informationen<br />

aus der Suggestivfrage – auseinanderhalten.<br />

Er glaubt dann plötzlich doch,<br />

er habe einen Täter mit roter Krawatte gesehen.<br />

Psychologen sprechen hier von der so<br />

genannten Quellenverwechslung.<br />

Auch ein Experiment von Loftus und Palmer<br />

(1974) zeigt auf, wie Personen von der<br />

Wortwahl der Befragung beeinflusst werden.<br />

Zwei Gruppen von Versuchspersonen wurde<br />

ein Film eines Frontalcrashs zweier Autos<br />

gezeigt. Danach wurden sie befragt – und<br />

zwar mit einer jeweils leicht anderen Wortwahl<br />

in der Frage:<br />

Frage an Gruppe A: «Wie schnell fuhren die<br />

Autos, als sie ineinanderrasten?»<br />

Frage an Gruppe B: «Wie schnell fuhren die<br />

Autos, als sie sich berührten?»<br />

Bei der Gruppe A lautete das durchschnittliche<br />

Ergebnis 65 km/h, bei Gruppe B waren<br />

es lediglich 50 km/h. Die Wortwahl «ineinanderrasten»<br />

(A) und «sich berührten» (B)<br />

war also entscheidend für die Beurteilung<br />

der Geschwindigkeit.<br />

Eine Woche später wurden die beiden<br />

Gruppen erneut befragt, und zwar danach,<br />

ob sie Glassplitter gesehen hätten. Im Film<br />

waren keine zu sehen. Trotzdem beantworteten<br />

33 Prozent der Befragten aus Gruppe<br />

A, dass sie welche gesehen hätten. Bei Gruppe<br />

B waren es 14 Prozent, also weniger als<br />

die Hälfte. Loftus und Palmer folgerten da-<br />

Foto: Shutterstock.com/Photographee.eu<br />

14 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Wer ist an der Affäre<br />

schuld? Oft wird die<br />

Erinnerung unbewusst<br />

so angepasst, dass der<br />

jeweils andere für<br />

den ersten Schritt<br />

verantwortlich ist.<br />

raus, dass Information aus der Zeit nach dem<br />

Unfall (nach der Darbietung des Gedächtnismaterials)<br />

die Erinnerung drastisch verzerren<br />

kann.<br />

DIE INDIVIDUELLE «BRILLE»<br />

Suggestivfragen sind jedoch nur ein Beispiel<br />

von vielen, die unsere Erinnerungen beeinflussen.<br />

Starke Beeinflusser sind auch unser<br />

Glaube, innere Regeln, Werte und Erfahrungen.<br />

Dies zeigt unser einfaches Beispiel der<br />

Party, mit dem wir uns etwas näher befassen<br />

wollen. Was könnten denn das für unterschiedliche<br />

«Brillen» gewesen sein?<br />

Die Stimmungen der beiden Personen<br />

könnten unterschiedlich gewesen sein. Die<br />

Wahrnehmung eines derartigen Anlasses ist<br />

immer auch von der jeweiligen Stimmung<br />

abhängig. Die beiden Personen könnten unterschiedlich<br />

interessante (oder langweilige)<br />

Gesprächspartner gehabt haben. Eventuell<br />

begann ja für die eine Person an diesem<br />

Abend sogar eine neue Beziehung oder Affäre.<br />

Möglich ist auch, dass eine Person generell<br />

gerne an Partys geht, während die<br />

andere solche Veranstaltungen doof und<br />

oberflächlich findet.<br />

ZEIT VERÄNDERT DIE ERINNERUNG<br />

Die amerikanische Serie «The Affair» zeigt<br />

ein Experiment, bei welchem die Geschichte<br />

jeder Folge gleich zweimal erzählt wird. In<br />

einer Folge verhört ein Kommissar den Familienvater<br />

Noah und seine Geliebte Alison<br />

getrennt voneinander in einem Mordfall, mit<br />

dem jedoch beide nichts zu tun haben. Die<br />

beiden müssen sich erinnern: Wie begann<br />

ihre Affäre? Wer machte den ersten Schritt?<br />

Wer war damals wie angezogen? Die Serie<br />

beleuchtet die Geschehnisse aus unterschiedlichen<br />

Blickwinkeln. Einmal aus seinen,<br />

einmal aus ihren Augen.<br />

Spannend ist dies deshalb, weil sich die<br />

Erinnerungen der beiden stark unterscheiden.<br />

Gemäss Noah hat ihn Alison wie ein<br />

Vamp verführt. Alison erinnert sich jedoch<br />

ganz anders: Der stürmische Noah habe sie<br />

vor allem wegen ihrer Trauer um ihr verlorenes<br />

Kind herumgekriegt. Sie ist sich zudem<br />

sicher, dass Noah ganz seriös rüberkam und<br />

ein einfarbiges, zugeknöpftes Hemd trug.<br />

Noah dagegen sagt, dass er damals ein T-<br />

Shirt und darüber ein offenes Karohemd<br />

trug. Was stimmt? Wer lügt?<br />

Die Situation in «The Affair» sei durchaus<br />

realistisch, sagt Hannah Monyer von der Uniklinik<br />

Heidelberg gegenüber dem deuts’Positive<br />

8 / <strong>2017</strong> 15


Leid- und Gefahrensituationen<br />

speichert<br />

unser Gehirn ab, um<br />

ähnliche Situationen<br />

zu vermeiden<br />

schen Magazin «P. M.». «Unser Gedächtnis ist<br />

genauso individuell wie unsere Persönlichkeit.»<br />

Und die Ärztliche Direktorin der Klinischen<br />

Neurobiologie sagt weiter: «Manchmal<br />

erinnern wir uns an ein Ereignis komplett<br />

anders als jemand, der ebenfalls dabei war.»<br />

Dies liege zum Teil daran, dass wir eine Situation<br />

schon in der Gegenwart anders erleben<br />

würden als unser Gegenüber. Noch wichtiger<br />

sei jedoch, dass ganz stark von unserer Lebensgeschichte,<br />

unserem Wahrnehmungssystem<br />

und vom Zeitpunkt des Erinnerns abhänge,<br />

was wir in der Erinnerung abrufen können.<br />

«Wir blicken auf dasselbe Ereignis im<br />

Laufe der Zeit unterschiedlich zurück. Neue<br />

Erfahrungen verändern unsere Erinnerungen,<br />

ohne dass wir dies bemerken.»<br />

Doch weshalb ist dies so? Sind unsere<br />

Erinnerungen grundsätzlich falsch? «Wir<br />

wissen, dass sie nicht immer richtig sind»,<br />

sagt Monyer. Es sei ganz normal und zunächst<br />

kein Problem, dass wir Vergangenes<br />

oft nur unvollständig abrufen können. «Unser<br />

Gedächtnis ist so eingerichtet, dass es uns<br />

hilft, in der Gegenwart und in der Zukunft<br />

zurechtzukommen», erklärt die Wissenschaftlerin.<br />

Die Vergangenheit detailgetreu<br />

abzurufen, sei nicht notwendig. «Evolutionstechnisch<br />

macht es keinen Sinn, alles zu<br />

erinnern. Wir müssen viel mehr selektionieren,<br />

welche Erinnerung wichtig sind.»<br />

NUR WICHTIGES WIRD GESPEICHERT<br />

Selbst bei den einfachsten Tätigkeiten prasseln<br />

Millionen Eindrücke auf uns ein. Doch<br />

die wenigsten dringen in unser Bewusstsein<br />

vor, und von diesen bleibt ebenfalls nur ein<br />

Oft kann bereits bei<br />

der Betrachtung eines<br />

Gegenstandes die<br />

Wahrnehmung völlig<br />

unterschiedlich sein.<br />

Bruchteil darin haften. Nur Aussergewöhnliches<br />

oder Bedeutsames ist dem Gehirn eine<br />

Erinnerung wert, die sich auch auf Details<br />

erstreckt. Werden wir Zeugen eines Überfalls,<br />

kann sich die Kleidung des Täters auf<br />

Dauer in unser Gedächtnis einbrennen. Das<br />

macht in der Menschheitsgeschichte durchaus<br />

Sinn. Das Gehirn speicherte Leid- oder<br />

Gefahrensituationen ab, um sie in der Zukunft<br />

meiden zu können. Besonders gut erinnern<br />

wir uns an etwas, das mit Emotionen<br />

verknüpft ist. Wer sich beispielsweise an die<br />

schrecklichen Terroranschläge vom 11. September<br />

2001 erinnert, weiss oft auch noch,<br />

in welcher Umgebung er sich damals befand<br />

und was er gerade tat, als er von dem Geschehen<br />

erfuhr.<br />

Neurobiologisch betrachtet wird eine weit<br />

verzweigte Gruppe von Hirnzellen gleichzeitig<br />

aktiv, sobald wir etwas derart Einducksvolles<br />

erleben. Unterschiedliche Informationen,<br />

zum Beispiel Gerüche oder optische<br />

Eindrücke, werden dabei an unterschiedlichen<br />

Orten im Gehirn verarbeitet.<br />

Anschliessend verstärkt das Gehirn die<br />

Verbindungen zwischen diesen Zellen und<br />

verknüpft sie zu einem Netzwerk. Wird später<br />

durch ein ähnliches Ereignis ein Teil<br />

dieser Zellen erneut aktiviert, werden die<br />

anderen Netzwerkzellen ebenfalls aktiv. Es<br />

kommt zu Assoziationen und dem Phänomen<br />

der Erinnerung. Ist ein Ereignis mit<br />

starken Emotionen verbunden, kann das die<br />

Haltbarkeit dieser Netzwerke steigern. Wir<br />

erinnern uns länger daran.<br />

Warum aber behalten wir eine Situation<br />

nicht nur besser oder schlechter als andere<br />

Menschen im Kopf, sondern tatsächlich unterschiedlich?<br />

«Ganz einfach», sagt Hannah<br />

Monyer. «Was der Eine als emotional bedeutend<br />

empfindet, ist dem Anderen vielleicht<br />

weniger wichtig.» Ein Unfall mag für jeden<br />

ein schreckliches Ereignis sein. Aber die<br />

meisten Erfahrungen im Leben sind deutlich<br />

vielschichtiger und werden von jedem Einzelnen<br />

individuell bewertet.<br />

Welche Teile einer Erfahrung uns im Bewusstsein<br />

haften bleibt, ist also stark individuell<br />

bedingt. Beispielsweise bei der Affäre<br />

von Noah und Alison. Das Gehirn versucht,<br />

Erfahrenes mit unserem Selbstbild in Einklang<br />

zu bringen. Es kann deshalb passieren,<br />

dass die Vergangenheit einer Wunschvorstellung<br />

angepasst wird. So wie bei Alison und<br />

Noah. Keiner möchte gerne für die aussereheliche<br />

Affäre verantwortlich sein. Und so<br />

hat in der Erinnerung beider der jeweils<br />

andere die Initiative ergriffen. Darin kann<br />

man eine Verfälschung der Vergangenheit<br />

sehen. Monyer spricht eher von einer Aktualisierung.<br />

Wir formen unser Gedächtnis um,<br />

ohne dass uns dies bewusst ist.<br />

Foto: Shutterstock.com/ESOlex<br />

16 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


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WUSSTEN SIE SCHON<br />

WUSSTEN<br />

SIE SCHON?<br />

KÖRPERSPRACHE<br />

Verraten wir<br />

unseren Charakter<br />

mit dem Gang?<br />

Die meisten von uns schliessen bereits aus dem Gang und dem<br />

Auftreten eines Gegenübers mehr oder weniger bewusst auf dessen<br />

Persönlichkeit. Ob zackig oder geschmeidig, fliessend oder<br />

abgehackt – wie ein Mensch auf uns zukommt, gibt uns erste<br />

Aufschlüsse darüber, um wen es sich dabei handelt. Einigen Auffälligkeiten<br />

beim Gehen lassen sich Eigenschaften zuordnen, sagen<br />

Psychologen der Universität von Portsmouth (GB), die unter<br />

der Leitung von Liam Satchell entsprechende Tests vorgenommen<br />

haben. Sie nahmen den Gang von 29 männlichen und weiblichen<br />

Versuchspersonen unter die Lupe.<br />

Dabei hatten die Probanden zunächst ausführliche Fragebogen<br />

auszufüllen, um Eigenschaften wie Aggressivität, Offenheit, Gewissenhaftigkeit,<br />

Extrovertiertheit, Freundlichkeit und emotionale<br />

Stabilität bzw. Labilität zu ermitteln. Anschliessend sollten<br />

die Teilnehmer auf einem Laufband in ihrer gewohnten Geschwindigkeit<br />

und so natürlich wie möglich gehen, während ihr Gang<br />

mittels Motion-Capture-Technik aufgezeichnet wurde. Dazu wurden<br />

auf Hüften, Schultern, Beinen und Füssen Marker befestigt,<br />

mit denen die Bewegungen einzelner Körperteile digital erfasst<br />

und analysiert wurden. Besonderen Fokus legten Forscher dabei<br />

auf die Bewegungen des Brustkorbes mit den Armen sowie auf<br />

die Hüften. Die Bewegungen wurden danach mit den zuvor ermittelten<br />

Persönlichkeitsmerkmalen verglichen.<br />

Das Ergebnis zeigt auf, dass aggressive Menschen beim Gehen<br />

auffällig stark mit ihrem Ober- und Unterkörper rotieren, wogegen<br />

eine auffällige Bewegung nur des Beckens auf Merkmale wie Offenheit<br />

und soziale Begabung hinweisen. Weniger ausgeprägte<br />

Bewegungen deuten gemäss den Forschern auf Ausgeglichenheit,<br />

Gewissenhaftigkeit und Kreativität hin.<br />

1<br />

18 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


2<br />

DEFINITION FRÜHER UND HEUTE<br />

Wie lange dauert ein Moment?<br />

Unter einem Moment verstehen wir heute<br />

eine kurze Zeitspanne, vergleichbar mit einem<br />

Augenblick. Doch als im europäischen<br />

Mittelalter die Zeit noch mit Sonnenuhren<br />

gemessen wurde, war der Moment eine definierte<br />

Zeiteinheit. Eine Stunde auf der Sonnenuhr<br />

wurde eingeteilt in vier «Puncta»,<br />

zehn «Minuta» und 40 «Momenta». Wie<br />

lange dauerte also ein Moment? Da Sonnenuhren<br />

sich an Sonnenaufgang und Sonnenuntergang<br />

orientieren, die Tage jedoch je<br />

nach Jahreszeit länger oder kürzer sind, war<br />

die Dauer der Stunden und damit die Zeitspanne<br />

eines Moments nicht immer exakt<br />

gleich lang. Der Moment dauerte mal etwas<br />

mehr, mal etwas weniger als 90 Sekunden.<br />

Ab dem 13. Jahrhundert kamen die ersten<br />

mechanischen Uhren auf und mit ihnen wurde<br />

die Zeit neu eingeteilt. Der Moment verlor<br />

seine ursprüngliche Bedeutung. Lediglich im<br />

angloamerikanischen Zeitsystem spielte er<br />

in der Seefahrt noch länger eine Rolle und<br />

wird bis heute angegeben mit 1,5 Minuten<br />

oder 90 Sekunden.<br />

Fotos: Shutterstock.com/PanicAttack/Laura Maeva/Vyntage Visuals<br />

DAS BAD IN DER SONNE<br />

Wie der braune Teint «in» wurde<br />

Coco Chanel (1883-1971) veränderte die<br />

Ansicht der Menschen darüber, was wir als<br />

schön empfinden, gleich mehrmals. Sie befreite<br />

die Frauen nicht nur aus unbequemen<br />

Kleiderformen, sondern lebte auch einen<br />

unbekümmerten Lebensstil vor. In den<br />

1920er-Jahren fuhr sie regelmässig zum<br />

Sonnenbaden in die Normandie und an die<br />

Côte d’Azur, sonnte sich dort und zeigte anschliessend<br />

ihre Bräune auf den Pariser Boulevards.<br />

Allerdings bezeichnete sie die Farbe<br />

nicht als Bräune, sondern als «Bronzage».<br />

Und zwar aus guten Gründen: Erstens zeigte<br />

Frau Chanel damit, dass sie es mit dem<br />

Sonnenbaden nicht übertrieb. Zweitens<br />

klingt diese Bezeichnung viel edler. Das<br />

musste sie auch. Denn zuvor galt blasse Haut<br />

als Schönheitsideal. Wohl vor allem deswegen,<br />

weil die begehrte Blässe verriet, dass<br />

man zu einer höheren Schicht gehörte, die<br />

nicht auf den Feldern arbeiten musste. Vor<br />

allem in der Romantik war eine weisse Gesichtshaut<br />

unverzichtbar. Sie unterstrich<br />

noch die «Zerbrechlichkeit» der Frau, die als<br />

höchst erotisch galt. Bis ins frühe 20. Jahrhundert<br />

hinein war das Sonnenschirmchen<br />

unverzichtbar für Damen aus dem Adel oder<br />

im Bürgertum.<br />

Doch wenn wir weiter in der Zeit zurückblicken,<br />

stos sen wir auf Epochen, in denen<br />

braune Haut als chic galt. Zum Beispiel in<br />

der römischen Antike. Von den reichen Römern<br />

ist bekannt, dass sie sich bei ihren Villen<br />

Terrassen fürs Sonnenbad anlegen liessen.<br />

Diese Terrassen heissen «Solaria» oder<br />

im Singular «Solarium».<br />

3<br />

s’Positive 8 / <strong>2017</strong> 19


NORDKOREA – TEIL 2<br />

ZWISCHEN<br />

ATOMBOMBEN<br />

UND HOLZVERGASERN<br />

Nordkorea bleibt in den Schlagzeilen. Wie tickt dieses<br />

geheimnisvolle, vermeintliche «Reich des Bösen»<br />

eigentlich? Vor Ort habe ich einen Versuch unternommen,<br />

Antworten auf diese Frage zu finden.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

Foto: Shutterstock.com/Attila JANDI<br />

20 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Ach, es ist nicht einfach, herauszufinden,<br />

wie die Welt wirklich<br />

ist. Dafür ein Beispiel aus nächster<br />

Nähe. Die «Weltwoche» erstellt<br />

jedes Jahr ein Ranking der<br />

Gemeinden in unserem Land. Die Frage: Wo<br />

ist die Lebensqualität am höchsten? Und jedes<br />

Mal stehen Gemeinden aus dem Oberaargau<br />

(namentlich Huttwil) am Ende dieser<br />

Rangliste. Würde sich einer dieser Zürcher<br />

«Schreibtischtäter» einmal bemühen, vor Ort<br />

festzustellen, wie hoch die Lebensqualität<br />

gerade im Oberaargau ist – viel höher als in<br />

den hochgepriesenen Gemeinen im Grossraum<br />

Zürich – würde solcher Unsinn nicht<br />

in die Welt gesetzt werden.<br />

Wenn wir schon vor der eigenen Haustür<br />

so viel Mühe haben – wie schwierig ist es<br />

dann erst, verlässliche Informationen vom<br />

anderen Ende der Welt, beispielsweise aus<br />

Nordkorea, zu bekommen? Nordkorea interessiert<br />

offensichtlich. Soeben hat «Der Spiegel»,<br />

das wichtigste Nachrichtenmagazin im<br />

deutschen Sprachraum, eine Reportage zum<br />

Thema publiziert. Der Titel: «Im Schatten<br />

der Bombe – ein Besuch an der gefährlichsten<br />

Grenze der Welt.» Der Einfachheit halber<br />

ist es eine Reportage aus der Sicht der Südkoreaner.<br />

Denn von Norden her gibt es nicht<br />

so einfach Zutritt zu dieser gefährlichen<br />

Grenze.<br />

Aber eben: Wie ist es auf der anderen<br />

Seite dieser Grenze? Nordkorea hat eine<br />

ganz eigene Form des Sozialismus entwickelt.<br />

Die sogenannte «Dschutsche-Ideologie»<br />

(englische Schreibweise: Juche Ideology).<br />

Sie ist von Staats- und Parteigründer<br />

Kim Il-Sung auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus<br />

entwickelt worden. Sie hat<br />

eine ganz eigene, auf die nordkoreanische<br />

Kultur ausgerichtete Prägung mit der zentralen<br />

Botschaft, der Mensch sei Herr seines<br />

Schicksals. Ob zynisch oder nicht – es ist die<br />

offizielle Botschaft. Diese Art des Sozialismus<br />

ist nur in Nordkorea in die Wirklichkeit<br />

umgesetzt worden. Es gibt aber in mehr als<br />

100 Ländern Vereinigungen, die sich mit<br />

dieser Ideologie beschäftigen. Eine auch in<br />

der Schweiz.<br />

TRAUMA KOREAKRIEG<br />

Zentrale Prinzipien sind die politische, wirtschaftliche<br />

und militärische Selbstständigkeit.<br />

Sie entsprechen durchaus dem Charakter<br />

dieses stolzen Volkes mit einer über tausendjährigen<br />

Kultur und den Schlussfolgerungen<br />

der neueren Geschichte: Korea stand<br />

70 Jahre lang bis zum Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs unter grausamer japanischer<br />

Zwangsherrschaft. «Wir beugen uns nicht»<br />

ist eine Aussage, die ich in den Gesprächen<br />

oft gehört habe. Es ist keine Phrase. Diese<br />

Unbeugsamkeit gehört zur Kultur und –<br />

Die ehemaligen<br />

Führer Nordkoreas,<br />

verewigt in der<br />

Hauptstadt<br />

Pjöngjang.<br />

s’Positive 8 / <strong>2017</strong> 21


NORDKOREA – TEIL 2<br />

das sollten wir nicht unterschätzten – dieses<br />

Volk ist trotz seines Regimes stolz auf sein<br />

Land und seine Kultur. Daraus ergibt sich<br />

eine Tragödie, ein tragischer Irrtum der Geschichte.<br />

Aber auch eine Erklärung, wie es<br />

sein kann, dass ein Land eine Armee mit<br />

Atombomben, Raketen und Holzvergaser-<br />

Lastwagen unterhält, gleichzeitig aber das<br />

Volk hungern lässt.<br />

Der im Westen beinahe vergessene, grausame<br />

Korea-Krieg (1950 bis 1953) hat ein<br />

tiefes Trauma hinterlassen. Unbesehen davon,<br />

wer diesen Krieg letztlich begonnen hat<br />

(aus Sicht der Nordkoreaner die Amerikaner,<br />

aus westlicher Sicht die Nordkoreaner), war<br />

es im Verständnis der Nordkoreaner ein Befreiungskrieg<br />

gegen den US-Imperialismus<br />

(«grosser vaterländischer Befreiungskrieg»).<br />

Das heute noch spürbare Charisma von Präsident<br />

Kim Il-Sung nährt sich aus seiner Rolle<br />

erst als Widerstandskämpfer gegen die<br />

Japaner und dann als oberster Befehlshaber<br />

der nordkoreanischen Volksarmee. Er ist so<br />

etwas wie der «General Guisan der Nordkoreaner».<br />

Zu seinen Ehren ist ein grosser Triumphbogen<br />

errichtet worden, der in Dimensionen<br />

und Architektur durchaus an den «Arc<br />

de Triomphe» in Paris mahnt.<br />

Der nordkoreanische Sozialismus ist extremer<br />

und repressiver als jener der einstigen<br />

Sowjetunion. Die Geschichte lehrt uns, dass<br />

sich Sozialismus nie gewaltfrei durchsetzen<br />

lässt. Selbst der beaufsichtigte Besucher hat<br />

einst in der Sowjetunion immer Nischen des<br />

Kapitalismus gefunden. Schwarze Geldwechslerei<br />

war gang und gäbe und ich hatte<br />

ZUSATZINFOS<br />

«Das Reich des Bösen»?<br />

Ist Nordkorea eine Bedrohung<br />

für die Welt? Entspricht die<br />

nahezu permanente Präsenz<br />

in den Nachrichten tatsächlich<br />

seiner Bedeutung für die Sicherheit<br />

der Welt? Bei gesundem<br />

Menschenverstand ist die<br />

Antwort auf beide Fragen<br />

«nein». Wenn schon die riesige<br />

Sowjetunion, deren Reich<br />

sich von Berlin bis Wladiwostok<br />

erstreckte und die über<br />

riesige Mengen an Atomwaffen,<br />

Langstreckenbomber und<br />

Raketen verfügte, in ihrer Geschichte<br />

nie einen Angriff auf<br />

den Westen wagte – wie sollte<br />

dann ein Land auf einer Halbinsel<br />

im fernen Asien eine<br />

echte Bedrohung für die Welt<br />

sein? Wie sollte ein Land mit<br />

einer Armee, die viele ihrer<br />

Lastwagen wegen Treibstoffmangels<br />

mit Holzvergasern<br />

Die wohl dichteste Staatsgrenze der Welt.<br />

fahren lassen muss, einen Angriffskrieg<br />

führen? Wie soll<br />

ein Land ohne Rohstoffbasis<br />

(abgesehen von Kohle) einen<br />

Angriffskrieg führen? Von<br />

Nordkorea aus gibt es auch<br />

keine terroristische Bedrohung<br />

des Abendlandes. Nicht<br />

unbedingt ein Zyniker, wer in<br />

diesem Zusammenhang anmerkt:<br />

Wahrscheinlich sind die<br />

USA eine ebenso grosse Gefahr<br />

für den Weltfrieden. Der<br />

gesunde Menschenverstand<br />

sagt, dass Nordkoreas Raketen-<br />

und Atomprogramm defensiver<br />

Natur ist. Und ein<br />

grandioses PR-Instrument.<br />

Jeder Test sichert Nordkorea<br />

Schlagzeilen in den Weltmedien.<br />

Nordkorea wird ernst genommen.<br />

So festgefahren die<br />

Nordkoreaner in ihrer US-Paranoia<br />

auch sein mögen, so<br />

blockiert ist das westliche<br />

Denken über Nordkorea als<br />

«Reich des Bösen». Erst die<br />

Geschichte wird uns lehren, ob<br />

Nordkorea tatsächlich dieses<br />

«Reich des Bösen» war. Der<br />

verwirrte, bisweilen aufgewühlte<br />

Besucher fühlt nach<br />

seiner Rückkehr eine hilflose<br />

Traurigkeit. Wie kann es sein,<br />

dass ein stolzes Volk mit einer<br />

mehr als tausendjährigen Geschichte<br />

von der ganzen Welt<br />

geächtet wird?<br />

Fotos: Shutterstock.com/Matej Hudovernik/Mieszko9/Rex Wholster<br />

22 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Gegensätze in<br />

Nordkorea: Sicht<br />

über Pjöngjang (links)<br />

und die grünen<br />

Hügel des isolier ten<br />

Landes.<br />

genug Beziehungen, um einst in Moskau<br />

jeden Abend im Ausgang zu rocken und in<br />

feinen Restaurants zu speisen. Zugang durch<br />

die Hintertür. Das ist in Nordkorea völlig<br />

undenkbar.<br />

WEIT WEG VOM KAPITALISMUS<br />

Die Verfassung garantiert die Religionsfreiheit,<br />

und im Gespräch wird sogar stolz darauf<br />

hingewiesen. Aber ansonsten wird das Thema<br />

gemieden wie das geweihte Wasser vom<br />

Teufel. Es ist also besser, sich nicht auf diese<br />

Religionsfreiheit zu berufen. Denn die Staatsideologie<br />

ist atheistisch (gottlos). Ich habe<br />

vergeblich versucht, einen Gesprächspartner<br />

davon zu überzeugen, dass die Werte des<br />

Christentums mit den Werten eines menschlichen<br />

Sozialismus vereinbar sind. Das Problem:<br />

Der Staat toleriert keine andere Lehre<br />

als die eigene. Ja, es ist unvorstellbar, dass<br />

es neben der offiziellen Wahrheit noch eine<br />

andere geben könnte.<br />

In Nordkorea gibt es auf den ersten Blick<br />

keine Überreste des Kapitalismus. Zumindest<br />

nicht so offensichtlich wie einst in Osteuropa.<br />

Die Wohnungsmiete ist abgeschafft,<br />

der Staat teilt die Wohnungen zu. Bezahlt<br />

werden nur die Nebenkosten (Strom, Wasser).<br />

Daraus ergibt sich eine totale Abhängigkeit<br />

vom Wohlwollen der staatlichen<br />

Stellen. Es existieren, abgesehen von kleinen<br />

Kiosken, praktisch keine Läden. Geld wird<br />

nicht gewechselt, der Ausländer bekommt<br />

die einheimische Währung nicht zu Gesicht.<br />

Der Tourist zahlt an der Hotelbar, im Hotel-<br />

Shop oder an der Autobahnraststätte in Euro<br />

oder Dollar und kriegt sogar Euro-Münzen<br />

als Wechselgeld. Ein Bankensystem im westlichen<br />

Sinn gibt es nicht. Kreditkarten wer-<br />

Die Kriegsbedrohung wird auch<br />

heute noch im Alltag als real empfunden<br />

und durch die praktisch<br />

von allen Ländern mitgetragenen<br />

Sanktionen laufend bestätigt.<br />

den nicht akzeptiert. Die Genossen haben<br />

keine Bankkonten. Der Lohn wird Ende Monat<br />

bar auf die Hand bezahlt. Die Begründung<br />

dafür ist einleuchtend: Der Lohn reiche<br />

ja gerade fürs Allernotwendigste, und da<br />

brauche es kein Bankkonto. Was mich zur<br />

zynischen Bemerkung veranlasst hat, das<br />

komme mir bekannt vor: Das treffe bei uns<br />

auch auf viele zu – und auf dem Bankkonto<br />

gebe es ja keine Zinsen mehr. Nur noch Spesenabzüge.<br />

Der Krieg ist 1953 nur durch einen Waffenstillstand<br />

und nicht mit einem Friedensvertrag<br />

beendet worden. Die Nordkoreaner<br />

können sich aus diesem Trauma nicht lösen.<br />

Die Kriegsbedrohung wird auch heute noch<br />

im Alltag als real empfunden und durch die<br />

praktisch von allen Ländern mitgetragenen<br />

Sanktionen ja laufend bestätigt. Der Befreiungskampf<br />

ist nicht beendet.<br />

Die Demarkationslinie am 38. Breitengrad<br />

wird als Grenze nicht akzeptiert. Ob<br />

realistisch oder nicht, spielt keine Rolle: Das<br />

grosse Sehnsuchtsziel ist die Vereinigung des<br />

Vaterlandes, ein Ende der Präsenz der US-<br />

Imperialisten auf der koreanischen Halbinsel.<br />

In den in Nordkorea verkauften Landkarten<br />

ist diese Demarkationslinie nicht<br />

eingezeichnet. Die Argumentation, nur eine<br />

atomare Bewaffnung bewahre die Unabhängigkeit,<br />

ist für die Nordkoreaner keineswegs<br />

so absurd wie für uns. Es gilt die Ansicht, die<br />

Amerikaner hätten den Irak nicht zerstört,<br />

wenn Saddam Hussein im Besitze der Atomwaffe<br />

gewesen wäre. Für Raketen und Atombomben<br />

werden denn auch enorme Entbehrungen<br />

ertragen.<br />

Die Architekten des Regimes haben sich<br />

intensiv mit dem Zusammenbruch des Sozialismus<br />

in der Sowjetunion<br />

beschäftigt und sind zum<br />

Schluss gekommen, dass eine<br />

Vernachlässigung der Ideologie<br />

den Untergang herbeigeführt<br />

habe. Die Pflege der<br />

Ideologie, um sie auch der<br />

heranwachsenden neuen Generation<br />

«einzuimpfen», ist<br />

Programm – und wirkt unheimlich.<br />

Nicht eine Liberalisierung<br />

von Wirtschaft oder<br />

Gesellschaft, sondern eine Straffung der<br />

Planwirtschaft und der Bevormundung stehen<br />

im Zentrum der Innenpolitik. Die praktische<br />

Auswirkung ist eine völlige Abschottung<br />

gegenüber dem Ausland, die es in dieser<br />

extremen Form in der Geschichte noch<br />

nie gegeben hat und dem Land den wohl<br />

schlechtestmöglichen Ruf beschert.<br />

Während es etwa zwischen dem kapitalistischen<br />

West- und dem sozialistischen<br />

Ostdeutschland auch während des Kalten<br />

Krieges einen intensiven Nachrichtenaustausch<br />

gegeben hat, herrscht zwischen Nordund<br />

Südkorea absolute Funkstille. Südkoreaner<br />

können nicht nach Nordkorea einrei-<br />

s’Positive 8 / <strong>2017</strong> 23


Grenze zwischen<br />

Nord- und Südkorea<br />

(links). Der gigantische<br />

Triumphbogen<br />

wurde zu Ehren Kim<br />

il-Sungs erbaut.<br />

sen – und umgekehrt. Durch die Demarkationslinie<br />

getrennte Familien wissen nicht,<br />

ob ihre Verwandten im Süden bzw. im Norden<br />

noch leben. Ausländische TV- und Radio-Programme<br />

sind nur in den Touristenhotels,<br />

und dort auch nur in den für Touristen<br />

reservierten Etagen empfangbar.<br />

Ausländische Zeitschriften und Zeitungen<br />

sind nicht erhältlich, und die Einführung von<br />

ausländischen DVDs, Büchern oder Zeitschriften<br />

ist eine der schwersten Straftaten.<br />

Sie führen in der Sprache der Nordkoreaner<br />

zur «Deportation ohne Wiederkehr». Das<br />

Internet existiert und wird Intranet genannt.<br />

Es funktioniert nur innerhalb des Landes.<br />

Smartphones sind in den Städten weit verbreitet,<br />

aber Verbindungen ins Ausland sind<br />

nicht möglich. Das führt dazu, dass die eigene<br />

Bevölkerung wie der Frosch im Brunnen<br />

keine Ahnung hat, was draussen in der Welt<br />

passiert. Wahrscheinlich deshalb gehen viele<br />

davon aus, in der Besten aller Welten zu<br />

leben. Die «kleinen Leute» in Nordkorea haben<br />

den Namen Roger Federer noch nie gehört.<br />

Aber umgekehrt sehen wir draussen in<br />

der Welt auch nicht, was im Brunnen passiert.<br />

Es gibt bei der totalen Abgrenzung<br />

eine Ausnahme: Nordkoreanische Arbeiter<br />

werden temporär nach China, Russland oder<br />

Katar «ausgemietet». Die Deviseneinnahmen<br />

gehen an die Regierung.<br />

gung durchgesetzt hat. Auch hier: Es ist unmöglich<br />

herauszufinden, wer das Abzeichen<br />

freiwillig trägt und wer widerwillig. Interessant<br />

ist, dass es nur Abzeichen vom Grossvater<br />

und Vater gibt, aber keine vom aktuellen<br />

Staatschef. Von ihm gibt es auch keine Statuen<br />

und Wandgemälde. Er ist bloss in den<br />

Medien allgegenwärtig. Die Begründung: Es<br />

sei eine Geste des Respektes der Arbeit und<br />

der Verdienste seines Vaters und Grossvaters.<br />

Es fällt auf, dass die Männer praktisch<br />

Einheitsfristuren tragen, geschnitten wie die<br />

des aktuellen Staatsoberhauptes. Mein Gesprächspartner<br />

sagt, das sei aus Verbundenheit<br />

mit der Obrigkeit so. Er reagiert entsetzt<br />

auf meine Entgegnung, gottseidank habe der<br />

Marschall keine Glatze. Enganliegende<br />

Shirts, Blusen oder enge Hosen sind nicht<br />

erlaubt, kurze Röcke und lange Haare sowieso<br />

nicht, und T-Shirts mit westlichen oder<br />

sonstigen Aufdrucken schon gar nicht. «Sittenwächter»<br />

in der Stadt schreiben die Namen<br />

allfälliger Sünder auf. Fehlbare Personen<br />

bekommen eine ernste Ermahnung.<br />

Es ist möglich, im Gespräch die Frage<br />

nach den Lagern zu stellen. Doch hat jeder<br />

ZUSATZINFOS<br />

Sanktionen als Allheilmittel?<br />

gut geschulte Ideologe darauf eine Antwort.<br />

Etwa die, dass beispielsweise die Amerikaner<br />

nicht nur die Todesstrafe haben, sondern<br />

darüber hinaus prozentual mehr Menschen<br />

in Gefängnisse eingesperrt haben als seinerzeit<br />

Stalin in seine Arbeitslager.<br />

HERMETISCH ABGERIEGELT<br />

Eine verlässliche Überprüfung der Berichte<br />

und Zeugnisse aus Arbeitslagern in Nordkorea<br />

ist bei dieser geschlossenen Gesellschaft<br />

selbst für Geheimdienste unmöglich. Auch<br />

die vielen Storys über allerlei illegale Tätigkeiten<br />

des Regimes zur Beschaffung von<br />

Devisen – die besten Hacker und Geldfälscher<br />

sollen in Nordkorea sitzen – sind<br />

schlicht und einfach nicht überprüfbar.<br />

Wie stark ist dieses Regime? Wie fest sitzt<br />

es im Sattel? Diese Frage kann nicht einmal<br />

der südkoreanische Geheimdienst beantworten.<br />

Eine wichtige Rolle spielt dabei - wie bei<br />

allen geschlossenen Gesellschaften - die<br />

Strahlkraft des Chefs. So viel erkennt selbst<br />

ein ausländischer Besucher: Kim Jong-un hat<br />

bei weitem nicht (oder noch nicht) das Charisma<br />

seines Grossvaters. <br />

WIE DER VATER, SO DER SOHN<br />

Die Verbundenheit zwischen Führung und<br />

Volk wird mit dem Parteiabzeichen demonstriert.<br />

Jeder – wirklich jeder – trägt an seiner<br />

Kleidung ein Abzeichen mit dem Portrait von<br />

Kim, dem Präsidenten oder dem General –<br />

oder von beiden. Und zwar möglichst nahe<br />

am Herzen. Abgelegt wird das Abzeichen nur<br />

bei schwerer Arbeit, bei der das Abzeichen<br />

beschmutzt werden könnte. Es gibt in der<br />

Geschichte wahrscheinlich kein Regime, dass<br />

eine so extreme optische Loyalitätsbezeu-<br />

Es ist – wie uns schon ein<br />

Blick in die Geschichte lehren<br />

müsste – ein tragischer<br />

Irrtum zu glauben,<br />

ein Regime lasse sich allein<br />

durch Sanktionen von<br />

aussen in die Knie zwingen.<br />

Eher das Gegenteil ist<br />

der Fall. Unter den Sanktionen<br />

leidet nicht die Elite.<br />

Der Hunger trifft die kleinen<br />

Leute, die als Folge<br />

davon nur noch mehr damit<br />

beschäftigt sind, zu<br />

überleben. Weil das Landleben<br />

elendiglich sein<br />

kann, bemüht sich in der<br />

Stadt wohl jeder um Anpassung,<br />

um nicht für immer<br />

aufs Land geschickt<br />

zu werden. Letztlich dürfte<br />

durch die Sanktionen die<br />

Position der Führung eher<br />

gestärkt werden. Denn die<br />

Sanktionen bestätigten ja<br />

die Bedrohung aus dem<br />

Ausland und liefern den<br />

Grund für alles, was nicht<br />

funktioniert, für alle Entbehrungen<br />

und Zwangsmassnahmen.<br />

Wenn schon,<br />

dann wäre das Regime<br />

wahrscheinlich am ehesten<br />

durch eine grosszügige<br />

Unterstützung und rege<br />

Handelsbeziehungen und<br />

den damit ins Land sickernden<br />

westlichen Einflüssen<br />

zu schwächen.<br />

Fotos: Shutterstock.com/Panu Kosonen/Attila JANDI<br />

24 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Die «Landbeiz» mit Charme und regionalem Charakter<br />

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MARC LÜTHI<br />

«Der Oberaargau ist<br />

SCB-Land»<br />

Marc Lüthi geht in seine 20. Saison als CEO<br />

beim SC Bern. Im Interview erzählt er, was<br />

er mit dem Oberaargau zu tun hat, wie man<br />

den Wert von Spielern bemisst und was er<br />

tun würde, wenn er Chefredaktor einer<br />

Boulevardzeitung wäre.<br />

INTERVIEW: KLAUS ZAUGG UND BRUNO WÜTHRICH, FOTOS: MARCEL BIERI<br />

Ohne Marc Lüthi wäre der SC Bern<br />

heute nicht das, was er ist. Wohl<br />

kein anderer Sportmanager<br />

prägte seinen Klub so wie er.<br />

1998 übernahm er als CEO das<br />

grosse, aber damals marode Sportunternehmen,<br />

und führte es seither zum sportlichen<br />

und kommerziellen Erfolg. Sechs Titelgewinne<br />

und mit einer Ausnahme tiefschwarze<br />

Zahlen sprechen eine deutliche Sprache.<br />

Deutlich spricht auch Marc Lüthi.<br />

s’Positive: Was verbindet Sie mit Jeremias<br />

Gotthelf?<br />

Marc Lüthi: Meine Herkunft.<br />

Richtig. Alle denken, Gotthelf sei ein Emmentaler.<br />

Aber er ist durch seinen Aufenthalt<br />

im Oberaargau geprägt worden. Alle<br />

denken, Sie seien Stadtberner. Aber auch<br />

Sie haben eine Vergangenheit im Oberaargau.<br />

Wie kommt das eigentlich?<br />

Mein Vater war Personalchef der Schuhfabrik<br />

Hug in Herzogenbuchsee. Er musste<br />

deren Schliessung organisieren. Aber das ist<br />

schon lange her.<br />

Was ist Ihre prägende Erinnerung aus<br />

Ihrer Zeit in Herzogenbuchsee?<br />

Meine erste Schlägerei.<br />

Wie bitte?<br />

Wie ich es sage. Meine erste Schlägerei. Ich<br />

war damals fünf oder sechs Jahre alt und<br />

prügelte mich mit Sepp. Er wurde danach<br />

mein bester Freund.<br />

Und was ist aus Sepp geworden?<br />

Das weiss ich nicht. Wir sind von Herzogenbuchsee<br />

nach Luzern gezogen, als ich sieben<br />

Jahre alt war.<br />

Haben Sie jetzt noch Kontakt zum<br />

Oberaargau?<br />

Ja, zum SC Langenthal. Und dann gibt es im<br />

Oberaargau ja auch noch Hockey-Chronisten.<br />

Sie haben noch etwas vergessen.<br />

Ja?<br />

Sie kommen mit Ihrem Wanderzirkus bald<br />

nach Huttwil.<br />

Ach ja, der Cup-Match gegen Brandis.<br />

Welchen SCB werden wir da sehen?<br />

Einen SCB, der unbedingt die erste Runde<br />

überstehen will.<br />

Kein «Gratis-Sieg» für Brandis wie vor einem<br />

Jahr für die Ticino Rockets?<br />

Nein. Die Idee des Cups ist, einem Team aus<br />

der Region Geld in die Kasse zu spielen. Aber<br />

wir hatten vor einem Jahr mit den Ticino<br />

Rockets nichts zu tun. Brandis ist hingegen<br />

ein Team aus unserer Region. Wir werden<br />

ganz sicher nicht mit den Junioren antreten.<br />

Der SCB investiert viel Geld in die Gastronomie.<br />

Warum eigentlich nicht auch in ein<br />

gemeinsames Farmteam mit Langnau in<br />

Huttwil? Der SCB ist ja in erster Linie ein<br />

Sport- und nicht ein Gastro-Unternehmen.<br />

Wir können uns ein Farmteam gar nicht leisten.<br />

Die zwei Millionen dafür haben wir<br />

nicht. Wir haben uns für eine andere Lö-<br />

26 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


Marc Lüthi<br />

übernahm den<br />

SC Bern 1998 und<br />

führte ihn als CEO<br />

zum Erfolg.


MARC LÜTHI<br />

«Wir können<br />

durchschnittlich<br />

pro Jahr ein<br />

Restaurant<br />

eröffnen.»<br />

sung entschieden. Für die individuelle Förderung<br />

von talentierten Spielern in Zusammenarbeit<br />

mit verschiedenen NLB-Teams.<br />

Hat Sportkoordinator Lars Leuenberger<br />

also den Auftrag, solche Talente zu entdecken?<br />

Nicht nur. Er kümmert sich auch um die Karriere<br />

von talentierten Spielern und organisiert<br />

auf den verschiedenen Stufen die gezielte<br />

Förderung. Durch Spezialtrainings, aber auch<br />

durch Einsätze bei den Junioren oder eben in<br />

einem NLB-Team wie Visp oder Langenthal.<br />

Also nie ein Farmteam in Huttwil?<br />

Nein, nie.<br />

Es ist schon erstaunlich, dass bei einem<br />

Gesamtumsatz von 50 Millionen pro Saison<br />

die zwei Millionen für ein Farmteam<br />

nicht drinliegen.<br />

Wir müssen eben jeden Franken verdienen.<br />

Und Umsatz ist ja gerade in der Gastronomie<br />

nicht gleich Gewinn. Oft geht auch vergessen,<br />

dass wir Infrastrukturkosten von vier<br />

Millionen pro Saison aufbringen müssen.<br />

Sie haben schon im August alle Saisonabonnemente<br />

verkauft. Wissen Sie, woher<br />

Ihre Kunden kommen?<br />

Ja, zu 50 Prozent aus dem SCB-Land, noch<br />

ohne Stadt Bern.<br />

Aus dem SCB-Land? Wo liegt das?<br />

Es erstreckt sich vom Oberwallis über das<br />

Berner Oberland, dann am Emmental und<br />

am Seeland vorbei bis zum Bareggtunnel.<br />

Weitere 15 Prozent kommen aus der Stadt<br />

Bern und der Rest aus der übrigen Schweiz.<br />

Dann geht das SCB-Land ja mitten durch<br />

den Oberaargau. Der Oberaargau als<br />

SCB-Land! Daran müssen wir uns erst gewöhnen.<br />

Ich sage damit ja nicht, dass im Oberaargau<br />

jeder ein SCB-Fan ist. Aber wir haben im<br />

Oberaargau von allen NLA-Klubs sicher am<br />

meisten Anhänger.<br />

Sie arbeiten bei den Zuschauern erfolgreicher<br />

als alle anderen. Wie kommt das?<br />

Als ich 1998 beim SCB angefangen habe,<br />

hatten wir im Schnitt 9600 Zuschauer pro<br />

Spiel. Letzte Saison waren es 16 400. 9600<br />

sind gottgegeben, die kommen immer. Den<br />

Rest haben wir uns erarbeitet.<br />

Wie haben Sie das gemacht?<br />

Wir tun sehr viel, damit unsere Spiele zum<br />

Begegnungsort werden, und wir investieren<br />

viel in den Zuschauer-Nachwuchs. Seit 18<br />

Jahren gibt es ein Kinder-Saisonabonnement<br />

für alle bis zum 16. Altersjahr zum<br />

Preis von 100 Franken. Wenn von 100 am<br />

Ende zwei oder drei Stammkunden werden,<br />

die vielleicht sogar in der VIP-Loge landen,<br />

dann hat sich die Investition schon bei Weitem<br />

bezahlt gemacht.<br />

Und dann natürlich die gute Show!<br />

In diesem Bereich sind wir etwas zurückgefahren<br />

und «Amerikanismen» wie die Cheerleaderinnen<br />

wieder abgeschafft.<br />

Warum?<br />

Zu viel Show ist inzwischen nicht mehr zeitgemäss.<br />

Unsere Zuschauer wollen in allererster<br />

Linie gutes Eishockey sehen und sich<br />

gut verpflegen können. Das Eishockey muss<br />

immer im Mittelpunkt stehen. Wir zelebrieren<br />

Hockey. Zudem dringt durch das Dach<br />

und die Seitenwände zu viel Licht in den<br />

Tempel. Da sind grossartige Lasershows gar<br />

nicht immer möglich.<br />

Es ist halt in Ihrem Hockeytempel wie bei<br />

einem normalen Tempel: Da muss Licht<br />

rein.<br />

So wird es sein ... (lacht)<br />

… und es zieht!<br />

Zwischen dem Dach und dem obersten Teil<br />

der Stehrampe gibt es eine drei Meter grosse<br />

Öffnung. So ist ein Luftaustausch möglich<br />

und wir brauchen keine Klimaanlage.<br />

Sozusagen ein Mikroklima mit eigenem<br />

SCB-Wetter.<br />

Sozusagen.<br />

Ist das energiepolitisch verantwortbar?<br />

Kein Problem. Die Kälte sinkt ab, es gibt über<br />

dem Eisfeld auch dann einen Kältesee, wenn<br />

es warm ist.<br />

Wie kommt es eigentlich, dass die besten<br />

Hockey-Manager Quereinsteiger ohne<br />

Hockey-Erfahrung sind wie Sie?<br />

So viel ich weiss, hat Peter Zahner (Manager<br />

ZSC Lions – die Red.) Hockey gespielt.<br />

Das stimmt, aber Sie sind erfolgreicher.<br />

Das ist Ihre Einschätzung. Ich mag diese Vergleiche<br />

nicht. Jeder Klub hat seine ganz spezielle<br />

Geschichte und ganz speziellen Anforderungen.<br />

Wir haben unseren Weg gefunden,<br />

wir machen unser Geschäft nach unseren<br />

Regeln und wir dürfen sagen, dass wir<br />

vorne dabei sind.<br />

Wie sind diese besonderen Voraussetzungen<br />

im Bernbiet?<br />

Wir wissen, dass wir im Eishockey<br />

alle im gleichen Boot sitzen. Wir wissen, dass<br />

wir auf dem Eis hitzig sein können, aber ne-<br />

28 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


«Das SCB-Land erstreckt<br />

sich vom Oberwallis über<br />

das Berner Oberland,<br />

dann am Emmental und<br />

am Seeland vorbei bis<br />

zum Bareggtunnel.»<br />

ben dem Eis zusammenarbeiten müssen. Mit<br />

Langnau haben wir eine spezielle, positive<br />

sportliche Rivalität, die aber bei Weitem nicht<br />

so gross ist wie die mit Biel oder gar mit Gottéron.<br />

Auf unternehmerischer Ebene haben<br />

wir mit allen eine gute Zusammenarbeit.<br />

Und wie sind die SCB-Geschäftsregeln?<br />

Die kann ich in einem Satz zusammenfassen:<br />

Nicht mehr Geld ausgeben als wir einnehmen.<br />

Das tönt gut. Aber entscheidend ist, wie<br />

Sie Geld einnehmen können.<br />

Dafür haben wir neue Geschäftsmodelle entwickelt.<br />

Wie die Gastronomie.<br />

Richtig.<br />

Warum gerade die Gastronomie in Zeiten<br />

des «Beizensterbens»?<br />

Mit den Restaurants alleine machen wir keine<br />

grossen Gewinne. Aber wir verpflichten<br />

jeden Lieferanten, etwas nach seinen Möglichkeiten<br />

für den SCB zu tun. Ein kleiner<br />

Lieferant kauft ein Saisonabi, aber wer für<br />

Millionen liefern darf, macht ein entsprechendes<br />

Sponsoring. Der Umsatz, den wir<br />

über die Gastronomie erzielen, ist inzwischen<br />

grösser als der Umsatz der Sportabteilung.<br />

Aber alles Geld, das wir verdienen,<br />

investieren wir ins Eishockey. Damit wir mit<br />

Zürich, Lugano oder Zug mithalten können.<br />

Je mehr Umsatz, desto mehr Lieferanten,<br />

desto mehr Sponsoring. Sie sind in der<br />

Gastronomie zum Wachstum verurteilt.<br />

Ja, das ist richtig. Ich sagte 1998, wenn wir<br />

mit dem SCB einmal 25 Millionen Umsatz<br />

machen, dann sind wir sehr gut. Inzwischen<br />

machen wir bald 60 Millionen Umsatz.<br />

Sie haben heute 18 Gastrobetriebe. Gibt<br />

es überhaupt noch Ausbaumöglichkeiten?<br />

Ja. Wir haben täglich ein bis zwei Angebote<br />

für die Übernahme einer Beiz auf dem Tisch.<br />

Auch aus dem Oberaargau?<br />

Nein, bisher nicht.<br />

Welche Beizen suchen Sie?<br />

Solche, die es uns erlauben, schwarze Zahlen<br />

zu schreiben. Unser Konzept beinhaltet<br />

Fleisch, italienische Küche und die Restauration<br />

von Sportanlagen. Wir prüfen alles sorgfältig<br />

und können durchschnittlich pro Jahr<br />

nicht mehr als ein Restaurant eröffnen.<br />

Warum noch keine Expansion in den<br />

Oberaargau?<br />

ZUR PERSON<br />

Marc Lüthi<br />

Marc Lüthi (geb.: 3. August 1961) ist seit<br />

1998 Geschäftsführer beim SC Bern. Im<br />

Rahmen der Nachlassstundung machte<br />

er damals als Mitinhaber einer Marketing-Agentur<br />

einen Deal: Verzicht auf<br />

Forderungen in sechsstelliger Höhe, dafür<br />

im Gegenzug den Job beim SCB. Mit<br />

Ausnahme des ersten Jahres hat der<br />

SCB unter Lüthis Führung immer<br />

schwarze Zahlen geschrieben und 2004,<br />

2010, 2013, 2016 und <strong>2017</strong> den Titel<br />

gewonnen. Nun steht der ehemalige Ruderer<br />

vor seiner 20. SCB-Saison. Von<br />

1998 bis 2005 war er zudem Nachrichtenmoderator<br />

bei TeleBärn. Seit 2016<br />

ist er Präsident der europäischen Vereinigung<br />

der Profi-Hockeyklubs.<br />

Weil das Konzept einer klassischen Landbeiz<br />

nicht in unsere Linie passt und sehr schwierig<br />

geworden ist.<br />

Also ist Marc Lüthi heute nicht nur ein<br />

Hockey-, sondern auch ein Gastrogott.<br />

Nein, weder das eine noch das andere. Wir<br />

sind auch nicht eine Gastro-Kette, die einfach<br />

expandieren kann. Wir müssen grundsätzlich<br />

rechnen, rechnen, rechnen.<br />

Was macht gute Gastronomie aus?<br />

Gut rechnen, ein guter Gastgeber sein und<br />

hohe Qualität beim Service und beim Angebot.<br />

Der Gast, der den Service als unfreundlich<br />

oder die Qualität als mangelhaft taxiert,<br />

kommt nicht mehr.<br />

Also sehr anspruchsvoll.<br />

Ja, sehr.<br />

Der SCB bewegt mehr Menschen als jeder<br />

andere Hockeyklub. Warum haben Sie<br />

heute keinen Mäzen wie die ZSC Lions mit<br />

Walter Frey oder Lugano mit der Familie<br />

Mantegazza?<br />

Wir wollen keinen Mäzen.<br />

Wie bitte?<br />

Wir wollen keinen Mäzen. Als wir 1998 in die<br />

Nachlassstundung mussten, hätten wir gerne<br />

einen Mäzen gehabt. Wir mussten uns selber<br />

helfen und nun sind wir mit unserem Konzept<br />

sehr glücklich. Wir müssen keinem unberechenbaren<br />

Geldgeber Rechenschaft ablegen.<br />

Wir müssen unsere Kunden zufriedenstellen<br />

und uns im freien Markt bewähren. Warum<br />

haben wir seinerzeit Larry Huras entlassen?<br />

Weil wir feststellten, dass pro Spiel im Schnitt<br />

5000 Inhaber von Saisonabonnenten nicht<br />

mehr ins Stadion kamen. Ein unhaltbarer<br />

s’Positive 8 / <strong>2017</strong> 29


MARC LÜTHI<br />

Marc Lüthi<br />

will keinen Mäzen<br />

für den SCB.<br />

Er setzt auf sein<br />

Geschäftsmodell.<br />

Zustand, wir müssen ja im nächsten Jahr wieder<br />

Saisonabis verkaufen. Unsere Zuschauer<br />

sind unsere Kunden und waren mit unserem<br />

Produkt, mit dem Eishockey, das wir unter<br />

Larry Huras spielten, nicht mehr zufrieden.<br />

Also mussten wir handeln.<br />

Langnau schreibt jetzt auch schwarze<br />

Zahlen. Haben die Langnauer bei Ihnen<br />

Rat geholt?<br />

Nein, die machen es einfach gut.<br />

Sie haben bei Ihnen gut hingeschaut?<br />

Vielleicht.<br />

Nochmals zurück zu den Mäzenen: Sie<br />

verfälschen doch den Markt. Sie bringen<br />

Geld ins Eishockey, das nicht mit Eishockey<br />

erwirtschaftet worden ist und treiben<br />

so die Löhne in die Höhe.<br />

Dann muss ich eben fantasievoller und besser<br />

sein. Doch wir erleben immer wieder,<br />

dass wir einen Spieler nicht haben können,<br />

weil wir mit dem Salär nicht mithalten können.<br />

Dann bieten wir eben nicht mit. Doch<br />

wir sind froh und dankbar, dass Walter Frey<br />

oder Vicky Mantegazza unser Hockey fördern.<br />

Um wie viel sind die Löhne gestiegen, seit<br />

Sie 1998 beim SCB angefangen haben?<br />

Um 50 Prozent<br />

Wie hoch ist heute der Durchschnittslohn<br />

eines Eishockeyspielers in der Schweiz?<br />

«Beat Gerber spielt unspektakulär<br />

und macht<br />

nie grosse Sprüche, aber<br />

er ist ein Arbeiter par<br />

excellence, hält seine<br />

Knochen hin und ist so<br />

für die Mannschaft von<br />

unschätzbarem Wert.»<br />

Zwischen 150 000 und 200 000 bei den Profis,<br />

die Junioren, die noch mit einem Ausbildungsvertrag<br />

spielen, nicht eingerechnet.<br />

Und wie hoch sind die höchsten Saläre der<br />

Liga?<br />

Es gibt mindestens einen Spieler, der etwas<br />

mehr als 900 000 Franken brutto verdient.<br />

Wer?<br />

Wir reden nicht über Löhne.<br />

Doch, das tun wir gerade.<br />

Sie kennen die Löhne sowieso. Was fragen<br />

Sie also?<br />

Wir haben keine Ahnung. Verdient Luganos<br />

Damien Brunner über 900 000 Franken<br />

brutto?<br />

Wir reden nicht über Zahlen und Namen.<br />

Eine andere Frage: Verdienen die Spieler<br />

zu viel?<br />

Ja, die Spieler der dritten und vierten Linie<br />

sind zu teuer geworden. Aber Spieler, die ihr<br />

Geld wert sind, verdienen nie zu viel.<br />

Wann ist ein Spieler das Geld wert, das er<br />

verdient?<br />

Der Wert eines Spielers lässt sich nicht in<br />

Toren und Assists messen. Er setzt sich aus<br />

vielen Faktoren zusammen. Welche Wirkung<br />

hat er auf die Fans? Welchen Wert hat er in<br />

der Garderobe? Was kann er für unser Unternehmen<br />

tun?<br />

Wie misst man diesen Wert eines Spielers?<br />

Wir sehen beispielsweise, wie die Leute im<br />

Stadion oder bei Autogrammstunden auf<br />

einen Spieler reagieren. Es sind emotionale<br />

Werte.<br />

Können Sie das näher ausführen?<br />

Wir betreiben einen Mannschaftssport. Da<br />

möchte ich nicht einzelne Spieler herausheben.<br />

Es geht ja nicht um eine Wertung, sondern<br />

um das Verständnis.<br />

Nehmen wir zum Beispiel Beat Gerber und<br />

Tristan Scherwey. Beat Gerber spielt unspektakulär<br />

und macht nie grosse Sprüche, aber<br />

er ist ein Arbeiter par excellence, hält seine<br />

Knochen hin und ist so für die Mannschaft<br />

30 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


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MARC LÜTHI<br />

Im Interview mit<br />

den Redaktoren<br />

von s’Positive<br />

spricht Marc Lüthi<br />

über seinen Job.<br />

von unschätzbarem Wert. Oder Tristan<br />

Scherwey: Er fährt in die Gegenspieler hinein<br />

und weckt Emotionen, bringt so zusammen<br />

mit Thomas Rüfenacht etwas Diabolisches<br />

in die Mannschaft. Fans lieben ja nicht<br />

nur die Götter, sondern auch deren Gegenparts.<br />

Scherwey ist jedoch neben dem Eis<br />

der netteste Kerl, den es gibt. Wenn er beim<br />

Einkaufen sieht, dass eine Frau zwei schwere<br />

Taschen schleppen muss, dann geht er<br />

spontan hin und trägt ihr eine davon zum<br />

Auto. So ist der gestrickt.<br />

Er ist eben einer von Gottéron.<br />

Schon lange nicht mehr. Er ist einer vom<br />

SCB! Aber bei der Bemessung des Werts<br />

spielt eben auch eine Rolle, welchen Wert<br />

ein Spieler für das Unternehmen, und nicht<br />

nur für die Mannschaft, hat. Spieler mit Charisma<br />

lassen sich besser verkaufen.<br />

Showbusiness halt.<br />

Wir sind Showbusiness! Showbusiness, Untergruppe<br />

Sport, Abteilung Eishockey. Das<br />

dürfen wir nicht vergessen.<br />

Dazu gehört Polemik in den Medien.<br />

Aber sicher. So lange Kritik nicht unter die<br />

Gürtellinie geht, habe ich nie ein Problem<br />

mit Kritik. Das gehört dazu.<br />

Sie ärgern sich nicht über das, was über<br />

den SCB oder über Sie geschrieben wird?<br />

Nein. Über mich darf man schreiben, was<br />

man will, wenn es nicht persönlich ist und<br />

unter die Gürtellinie geht. Wir leben im<br />

Showgeschäft Eishockey in der Öffentlichkeit<br />

und von der Öffentlichkeit. Wenn etwas<br />

über den SCB geschrieben, gesagt oder gefilmt<br />

wird, ist das Werbung für das nächste<br />

Spiel. Wenn man damit nicht leben kann,<br />

hat man in unserem Business nichts verloren.<br />

Es ist doch nichts älter als die Zeitung von<br />

gestern und auch negative Emotionen nach<br />

Niederlagen sind Emotionen.<br />

Gibt es einen Marc Lüthi ohne Eishockey?<br />

Irgendeinmal schon. Ich werde nicht mit<br />

dem Rollator ins Stadion kommen.<br />

Hatten Sie schon Angebote aus anderen<br />

Branchen?<br />

Früher schon. Doch das ist lange her.<br />

Wann das letzte Mal?<br />

Vor fünf Jahren.<br />

Vom wem?<br />

Das weiss ich nicht mehr und wenn ich es<br />

wüsste, würde ich es nicht sagen. Ich will ja<br />

nicht wechseln. Ich habe den geilsten Job,<br />

den es gibt. Mit allen Facetten und Herausforderungen:<br />

Showbusiness, Emotionen,<br />

aber auch anspruchsvolles Management. Wir<br />

müssen kalkulieren und rechnen.<br />

Gibt es etwas, das Sie noch herausfordern<br />

könnte?<br />

Nur eines hätte mich gereizt: Einmal Chefredaktor<br />

einer Boulevardzeitung zu sein.<br />

Weil ich nach wie vor der Meinung bin, dass<br />

geiler Boulevard das Beste ist, was es in der<br />

Medienwelt gibt.<br />

Was verstehen Sie unter gutem Boulevard?<br />

Guter Boulevard muss nicht die Politik verändern<br />

wollen, sondern unterhalten. Und<br />

«Der Umsatz, den wir<br />

über die Gastronomie<br />

erzielen, ist inzwischen<br />

grösser als der Umsatz<br />

der Sportabteilung.<br />

Aber das verdiente<br />

Geld investieren wir<br />

ins Eishockey.»<br />

zwar so, dass die Leute am Morgen, wenn<br />

sie die Zeitung lesen, ein Lächeln auf den<br />

Lippen haben und sagen: «Das ist cool».<br />

Und wie würden sie das machen?<br />

Indem ich in allen wichtigen Ressorts, im<br />

Bundeshaus, im People-Ressort, in der Wirtschaft,<br />

im Eishockey, im Fussball und vielleicht<br />

noch im Ski, die besten Journalisten<br />

beschäftige. Journalisten, die nicht nur<br />

schreiben können, sondern auch über die<br />

Nasenspitze hinausdenken können und zudem<br />

ein unternehmerisches Denken haben.<br />

Das ist nicht zu finanzieren.<br />

Doch, das geht. Sie brauchen in jedem Ressort<br />

nur den jeweils Besten. Der braucht<br />

nicht pflegeleicht zu sein. Um ihn herum<br />

bauen Sie mit Volontären, die es cool finden,<br />

mit den Besten zu arbeiten und von<br />

den Besten zu lernen, ein Team auf. Ich bin<br />

überzeugt, dass heute mit einem Kernteam<br />

aus den besten Journalisten, unterstützt<br />

von Volontären, sehr guter Boulevard gemacht<br />

werden kann. Es ist ja nicht wie bei<br />

der NZZ, wo einer fast Schriftsteller sein<br />

muss, um eine Einschätzung der politischen<br />

Lage in Südostasien schreiben zu dürfen.<br />

Meldungen über Kim Jong-un kann ich<br />

von der Agentur übernehmen. Ob dies so<br />

funktionieren würde? Es ist einfach meine<br />

Meinung.<br />

Wie ist denn Ihr Verhältnis zum Schweizer<br />

Fernsehen?<br />

Ich hätte mir die Fernsehrechte für Fussball<br />

und Eishockey nicht entgehen lassen. Dies<br />

hätte mich zwar ein Vermögen gekostet.<br />

Aber die No-Billag-Initiative wäre vom Tisch<br />

gewesen bzw. sie würde vermutlich mit 80<br />

Prozent Stimmanteilen abgelehnt.<br />

Eigentlich ist es fast wie beim Aufbau<br />

einer Meistermannschaft.<br />

Sie sagen es. <br />

32 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


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Freitag & Samstag 14:00 – 24:00 Uhr | Sonntag 12 :00 – 22:00 Uhr<br />

Lotzwilstrasse 66 | 4900 Langenthal | Tel. 062 919 01 16


IN EIGENER SACHE<br />

Leserbriefe<br />

Spannende Themen<br />

Wieder blättere ich dieses nach Werbung<br />

aussehende Blatt durch und stolpere über<br />

spannende Themen – und frage mich, wie<br />

es kommt, dass so ein Blatt solche guten<br />

Artikel verfasst.<br />

Endlich habe ich mal nachgeschaut, woher<br />

die Zeitung kommt, was der Sinn und<br />

Zweck ist, und ich bin erfreut!<br />

DANKE, das nächste Mal werde ich<br />

endlich wissend die Gratiszeitung aufs<br />

«Unbedingt-lesen-Bigeli» legen.<br />

Monika Neuenschwander<br />

Grosse Relevanz<br />

Mit grosser Relevanz für unseren<br />

Oberaargau sind Ihre sehr informativen<br />

Beiträge «Der Chronist, Simon Kuert» und<br />

«Die Hexenverfolgung» ausserordentlich<br />

gut gelungen. Ich danke der Redaktion für<br />

diese wesentlichen und sehr geschätzten<br />

kulturgeschichtlichen Beiträge.<br />

Jean-Pierre Masson, Langenthal<br />

Das Gegenteil<br />

Gerne lese ich jeweils s’Positive mit<br />

seinen zum Teil recht umfangreichen und<br />

guten Beiträgen. In der letzten Nummer<br />

hat es einen super Bericht von Herrn<br />

Kuert, sowie genau das Gegenteil über<br />

Nordkorea.<br />

Ich würde Ihnen empfehlen, das Buch<br />

«Flucht aus dem Lager 14» von Blaine<br />

Harden, Spiegel Buchverlag 2012, zu<br />

lesen. Dann erübrigt sich jeder weitere<br />

Kommentar über das menschenverachtende<br />

Regime in Nordkorea.<br />

Anton Bucher, Oftringen<br />

Ihre Meinung<br />

interessiert uns<br />

Gratulation<br />

Ganz, ganz herzliche Gratulation zu diesem<br />

Bericht. Lese auch immer die Sportberichte<br />

und die sonstigen Geschichten von Klaus<br />

Zaugg. Ich habe zu meiner Frau gesagt:<br />

«Klaus Zaugg ist der Gotthelf aus Wyssachen.»<br />

Als ehemaliger Wyssacher kenne ich<br />

natürlich Klaus Zaugg.<br />

Dieser Bericht wird vorläufig den Papierkorb<br />

nicht sehen. Freue mich schon auf die nächste<br />

Ausgabe vom s’Positive.<br />

Hans Zaugg-Kurth, Rohrbach<br />

Verändertes Nordkorea<br />

Ich gratuliere dem Redaktor und dem<br />

Herausgeber zu jeder Ausgabe von<br />

s’Positive. Zwei Punkte der Ausgabe 7,<br />

<strong>2017</strong>, sind für mich wichtig:<br />

1. Die Bemerkung von Simon Kuert «Ich<br />

stelle fest, dass die Berner Zeitung und<br />

‹Der Bund› das Langenthal zunehmend<br />

vernachlässigen». Das ist für uns nach<br />

über 60 Jahren Wohnsitz und Berufstätigkeit<br />

auf 4 verschiedenen Kontinenten<br />

besonders schmerzend, um wieder hier<br />

heimisch zu werden. Wir begrüssen diese<br />

Kritik.<br />

2. Nordkorea: Die Schilderung «Ein<br />

freundliches Reich des Bösen» hat mich<br />

als Mitglied (1954/1955) der Neutralen<br />

Überwachungskommission des Waffenstillstandes<br />

höchst interessiert. Der Bericht<br />

scheint sehr sachlich und neutral<br />

zu sein. Vieles hat sich offensichtlich<br />

seit meiner Zeit in Korea verändert. Z. B.<br />

Pjöngjang, das ich als Trümmerhaufen,<br />

aber mit einem grossen Fest-/Paradeplatz<br />

in Erinnerung habe. Anderes auf<br />

dem Land scheint aber noch immer hinterherzuhinken.<br />

Roland F. Schwab, Roggwil<br />

Veranstaltungshinweis<br />

Roller Disco<br />

23. September <strong>2017</strong>, ab 21.00 Uhr<br />

Bereits ab 18.00 Uhr: Kids Disco<br />

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Möchten Sie Ihre Veranstaltung<br />

bei uns publizieren?<br />

Dann teilen Sie uns dies<br />

doch bitte mit.<br />

Sind Sie mit etwas nicht einverstanden?<br />

Haben Sie Fragen, die auch andere Leser<br />

interessieren könnten? Oder haben Sie eine<br />

Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben<br />

Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe<br />

reservieren wir Platz für Sie. Oder möchten<br />

Sie über ein Thema, das wir noch nicht gebracht<br />

haben, mehr erfahren? Wir können<br />

Ihnen zwar keinen Artikel darüber garantieren.<br />

Aber prüfen werden wir Ihren Vorschlag<br />

ganz bestimmt. Wir wissen noch<br />

nicht, was auf uns zukommt, wenn wir die<br />

Möglichkeit zu Leserreaktionen bieten.<br />

Möglich, dass keine einzige kommt. Ebenfalls<br />

möglich, dass wir nicht alle Ihre E-<br />

Mails und Briefe publizieren können, und<br />

deshalb eine Auswahl treffen müssen. Werden<br />

Sie bitte nicht zu lang. Sonst müssten<br />

wir Ihren Beitrag eventuell kürzen.<br />

Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden,<br />

rassistischen und sexistischen Inhalt werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />

SCHREIBEN SIE UNS<br />

E-Mail:<br />

redaktor@spositive.ch<br />

Postadresse:<br />

Redaktion «s’Positive»<br />

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Lotzwilstrasse 67<br />

4900 Langenthal<br />

s’Positive finden Sie jetzt auch online: www.spositive.ch<br />

34 s’Positive 8 / <strong>2017</strong>


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