medizinin salzburg - Dr. Dietmar Payrhuber
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medizin in <strong>salzburg</strong><br />
• Magen-Darm-Blutung innerhalb der<br />
letzten 4 Wochen<br />
• bekannte Blutungsdiathese<br />
• malignes Grundleiden<br />
• akute Aortendissektion<br />
In die Entscheidungsfindung mit einbezogen<br />
werden sollte das Risiko für<br />
eine intrazerebrale Blutung, welches bei<br />
Verwendung fibrinspezifischer Thrombolytika<br />
≤1 % beträgt.<br />
Neben dem Zeitfaktor hat auch die<br />
Güte der Reperfusion eine prognostische<br />
Bedeutung. Ziel ist die Wiederherstellung<br />
eines normalen Blutflsses im<br />
Infarktgefäß. Mit Thrombolytika der<br />
letzten Generation (Tenecteplase, Reteplase)<br />
lässt sich in ca. 60% der Fälle ein<br />
normaler Blutfluss (90 Minuten nach<br />
Therapiebeginn) erzielen.<br />
Primäre PCI<br />
Die mechanische Rekanalisation (Perkutane<br />
coronare Intervention= PCI) erreicht<br />
eine optimale Reperfusion (TIMI<br />
III Fluss) in >90 % der Fälle (Abb. 4)<br />
und ist somit deutlich effektiver als die<br />
Lysetherapie. Aufgrund der zunehmenden<br />
Organisation des verschließenden<br />
Thrombus spielt die Katheterintervention<br />
eine herausragende Rolle bei einem<br />
Infarktereignis nach der dritten<br />
Stunde. Weiters ist das Reinfarktrisiko,<br />
im Gegensatz zur Lysetherapie, insbe-<br />
sondere durch eine Stabilisierung der<br />
vulnerablen Plaque mittels Stenteinlage,<br />
niedriger.<br />
Die primäre PCI ist die bevorzugte Therapie<br />
beim Schock und Mittel der Wahl<br />
bei Kontraindikationen zur Lyse. Entscheidend<br />
bleibt auch eine zeitliche<br />
Vorgabe der Durchführung innerhalb<br />
von 60 Minuten (Abb. 5) nach Diagnosestellung<br />
durch ein erfahrenes Team.<br />
Nachteil der PCI ist, dass sie aus logistischen<br />
Gründen zurzeit nur höchstens<br />
20% aller Infarktpatienten in Österreich<br />
zur Verfügung steht.<br />
Lysetherapie plus Katheterintervention<br />
– „Facilitated“ PCI<br />
Zur optimalen Versorgung eines Infarktpatienten<br />
erscheint die Kombination<br />
von prähospitaler Lyse (Vorteil: Zeit,<br />
ubiquitär verfügbar) plus PCI (Vorteil:<br />
Effizienz) theoretisch sinnvoll. Diese<br />
Kombination aus Lysetherapie und unmittelbar<br />
im Anschluss durchgeführter<br />
Katheterintervention wird als „facilitated<br />
PCI“ bezeichnet. Allerdings kann nach<br />
erfolgter Lysetherapie dann auf eine sofortige<br />
PCI verzichtet werden, wenn eine<br />
(fast) vollständige Rückbildung der<br />
ST-Hebungen (>70%) einhergehend mit<br />
Beschwerdefreiheit und hämodynamischer<br />
Stabilität innerhalb von 60–90 Minuten<br />
zu beobachten ist. Die weitge-<br />
Abb. 3 ST-Streckenhebungsinfarkt („STEMI“) der Vorderwand: infarkttypische Hebungen<br />
in V2 – V6<br />
38<br />
Der Salzburger Arzt April 2008<br />
hende Rückbildung der akuten EKG-<br />
Veränderungen ist Ausdruck einer vollständig<br />
wiederhergestellten Perfusion im<br />
Infarktgefäß.<br />
Die ASSENT-4 Studie (Assessment of<br />
the Safety and Efficacy of a New Treatment<br />
Strategy with Percutaneous Coronary<br />
Intervention) verglich die Ergebnisse<br />
der primären PCI mit dem Kombinationskonzept<br />
Lyse und anschließende<br />
PCI und wurde vorzeitig abgebrochen<br />
nachdem die Zwischenauswertung gezeigt<br />
hatte, dass die Krankenhaussterblichkeit<br />
in der Gruppe der Patienten, die<br />
zusätzlich zur PCI vorher lysiert worden<br />
waren, tendenziell höher war als bei<br />
denen, die eine primäre PCI bekommen<br />
hatten. Somit relativiert sich die pharmakomechanische<br />
Reperfusion wenn<br />
innerhalb von 60–90 Minuten eine PCI<br />
möglich ist.<br />
Spät diagnostizierter Infarkt<br />
Bei spät diagnostiziertem Infarkt ist die<br />
primäre PCI Therapie der Wahl und<br />
eine Transportverzögerung vertretbar,<br />
weil ein schlechterer Lyseerfolg zu<br />
erwarten ist und der PCI-Erfolg mit<br />
zunehmender Zeitdauer zwischen<br />
Symptom und Therapiebeginn nicht abnimmt.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Nachdem nach wie vor etwa ein <strong>Dr</strong>ittel<br />
der Infarktpatienten keine Reperfusionstherapie<br />
erhalten sind permanente<br />
Schulungen erforderlich die sowohl Ärzte<br />
als auch Patienten auf die Vorgehensweise<br />
bei Infarktverdacht instruieren.<br />
Weiters sind auch Strukturverbesserungen<br />
notwendig die einerseits die 24<br />
Stunden Verfügbarkeit der 36 Herzkatheterlabore<br />
in Österreich (Stand<br />
2008) betreffen andererseits die Patienten<br />
rascher ins Labor schaffen können.<br />
Zusammenfassung der aktuellen<br />
Studienergebnisse zur primären<br />
Infarkt PCI<br />
Primäre PCI ist besser als Lysetherapie<br />
PAMI, GUSTO IIb<br />
Abciximab + primäre PCI ist besser<br />
als primäre PCI allein<br />
EPIC, RAPPORT