ImmoCompact 02/2017

gesamt ist Berlin aber im Vergleich zu
anderen Metropolen und europäischen
Hauptstädten immer noch sehr günstig.
Berlin hat gute Aussichten. Unser Vorteil
ist, dass wir vor Ort sind und den
Standort genau kennen. Dadurch können
wir Chancen sehen, die anderen
Investoren entgehen.
Die Preise in Berlin sind in den vergangenen
Jahren stark gestiegen. Wie
groß ist die Blasengefahr?
Dass die Preise gestiegen sind, ist erst
einmal eine ganz normale Entwicklung,
ebenso wie die Tatsache, dass sich der
Anstieg abgeschwächt hat. Das lässt sich
auch durch einen historischen Aufholprozess
nach der Wende erklären. Im
Vergleich zu anderen deutschen Städten
wie München oder Frankfurt am Main
oder gar internationalen Metropolen
wie Paris oder London ist Berlin sogar
noch günstig. Um die Gefahr einer Blase
einzuschätzen, muss man auch fragen,
wie Immobilieninvestitionen finanziert
werden. Und da zeigt sich, dass sehr viel
Eigenkapital im Markt ist. Die Banken
sind sehr zurückhaltend bei der Kreditvergabe,
die Beleihungswerte bewegen
sich in einem gesunden Bereich.
Dass es einzelne Ausreißer gibt, will ich
nicht leugnen. Manche Projekte in
B-Lagen sind tatsächlich überteuert.
Solche Projekte sind nur bei anhaltender
Preissteigerung auch in Zukunft
wirtschaftlich. Wenn dann noch teures
Mezzanine-Kapital involviert ist, das refinanziert
werden muss, kann das schon
mal nach hinten losgehen. Bei soliden
Investments mit verlässlichen Partnern
sehe ich keine Gefahr.
Immobilieninvestor muss man auf solche Entwicklungen
reagieren können.
Zum anderen wirken sich Mobilitätskonzepte stark auf den
Flächenverbrauch aus. Heute beansprucht der Individualverkehr
enorm viel Platz, für Parkraum, mehrspurige Straßen
selbst mitten in der Stadt und so weiter. Wenn sich das ändert,
wenn die Verschiebung
in Rich-
„Ich sehe deutliche Parallelen zwischen der Entwicklung
Berlins in den vergangenen Jahren und dem, was
jetzt gerade zum Beispiel in Leipzig passiert.“
tung intelligenterer
Konzepte weitergeht,
werden unter
Umständen große
Flächen frei. Davon
sind vor allem
Großstädte betroffen, in denen häufig ein Mangel an Baugrund
den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht. Ein veränderter
Nutzungsartenbesatz hat außerdem Auswirkungen auf
die Mikrolage. All das muss man ebenfalls im Blick behalten.
Neben Berlin investieren Sie auch in Mittel- und Ostdeutschland.
Warum?
Ich sehe deutliche Parallelen zwischen der Entwicklung Berlins
in den vergangenen Jahren und dem, was jetzt gerade
zum Beispiel in Leipzig passiert. Noch sind etliche attraktive
Objekte zu Kaufpreisfaktoren unter 20 erhältlich, gleichzeitig
steigt die Einwohnerzahl. Das erhöht die Nachfrage, die Mieten
und Kaufpreise klettern. Vor allem Universitätsstädte
sind interessant, solange sie nicht zu klein sind.
Ein wichtiger Faktor ist für uns zudem die Erreichbarkeit vom
Unternehmensstandort aus. Man ist von Berlin aus ganz
schnell in Städten wie Leipzig, Magdeburg oder Halle (Saale),
die Fahrt dauert nicht länger als so manche Strecke innerhalb
der Hauptstadt. Da bot sich die Expansion gerade in diese
Standorte für uns als Berliner Unternehmen an.
Bezüglich der Nutzungsarten setzen Sie vor allem auf Wohnimmobilien
wie klassische Miethäuser, Wohnanlagen oder
Immobilienportfolios. Was zeichnet diese im Vergleich zu
zum Beispiel Gewerbeimmobilien aus?
O
Gerade in großen Städten wie Berlin
spielen Mobilitätskonzepte eine immer
wichtigere Rolle. Wie wichtig ist es,
diese als Immobilieninvestor im Blick
zu haben?
Definitiv sehr wichtig, aus zwei Gründen:
Zum einen haben Mobilitätskonzepte
einen massiven Einfluss auf die
Bewertung von Standort und Lage.
Stellen Sie sich vor, ein Hyperloop von
Görlitz nach Berlin würde gebaut –
auf einmal wäre Görlitz im Berliner
Einzugsgebiet für Pendler. Das würde
den Standort enorm aufwerten. Als
Jakob Mähren investiert mit der Mähren AG mittlerweile über 150 Mio. Euro in deutsche
Wohnimmobilien, vorzugsweise in der Hauptstadt.
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