EGTA-Journal 11-2017
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Gerd-Michael Dausend<br />
zeit wie Serieller Musik, Aleatorik, Einbeziehung<br />
neuer Klangerzeugungen und<br />
Spieltechniken oder auch Präparationen<br />
des Instrumentes nebst entsprechender<br />
– z.B. grafischer – Notation zurück. Selbst<br />
Scordaturen sind in den für Bream geschriebenen<br />
Stücken nur sehr selten anzutreffen!<br />
Man muss aber einräumen, dass sich nur<br />
wenige dieser zahlreichen und oft auch<br />
qualitativ bemerkenswerten avantgardistischeren<br />
Werke einen festen Platz im<br />
Konzertrepertoire sichern konnten.<br />
Werke für Julian Bream<br />
Schon früh waren bei Bream in den<br />
1940er Jahren vereinzelt Stücke in<br />
gemäßigt moderner Tonsprache<br />
vertreten. „The first piece that was written<br />
especially for me was composed by Reginald<br />
Smith Brindle who wrote a Nocturne<br />
for me as early as 1947. And while I was<br />
still at the Royal College Stephen Dodgson,<br />
who was a fellow student, wrote a Suite<br />
of three pieces for me, which were among<br />
the earliest post-war pieces written for the<br />
guitar.“ ¹<br />
Neben seiner Vorliebe für Werke britischer<br />
Komponisten gelang es Bream in<br />
späteren Jahren, auch nicht von der Insel<br />
stammende Tonsetzer wie Hans Werner<br />
Henze oder Toru Takemitsu dauerhaft<br />
für die Gitarre zu interessieren. Er<br />
war im Lauf seiner Karriere u. a. auch mit<br />
Igor Strawinsky, Witold Lutoslawski, Paul<br />
Hindemith oder Dimitri Shostakovich<br />
wegen neuer Kompositionen in Kontakt<br />
getreten, was aber aus verschiedenen<br />
Gründen leider nicht zu neuen Gitarrenwerken<br />
führte.²<br />
Bream mit Igor Strawinsky in Kanada 1963 (Foto: YouTube)<br />
Julian Bream konnte schon in jungen trich Fischer-Dieskau, Yehudi Menuhin,<br />
Jahren auf eine sehr erfolgreiche nationale<br />
und auch internationale Karriepovich<br />
auf, aber auch Nachwuchsmu-<br />
Svjatoslav Richter oder Mstislav Rostrore<br />
zurückblicken. Er war auf zahlreichen siker wie Murray Perahia oder Julian<br />
Konzertbühnen in ganz England und Bream wurden immer wieder dorthin<br />
auch oft live im Radio zu hören (Livesendungen<br />
waren in dieser Zeit eher der<br />
eingeladen.<br />
Normalfall denn die Ausnahme!). Bereits Bream besuchte in den späten 1950er<br />
1952 hatte er einen ersten Auftritt beim Jahren (wohl ab 1956) häufiger einen<br />
jährlich stattfindenden Aldeburgh-Festival<br />
in der nordöstlich von London gelefair,<br />
der unter dem Namen International<br />
kleinen Klub im Londoner Stadtteil Maygenen<br />
Grafschaft Suffolk, das Benjamin Music Association betrieben wurde. Der<br />
Britten 1948 an seinem Wohnort initiiert Treffpunkt für Musiker vieler Nationen<br />
hatte. Dort traten seit diesen Jahren u. a. verfügte neben Bar und Restaurant über<br />
den Veranstaltern befreundete – damals einen Konzertraum. Auch eine eigene<br />
ebenfalls noch junge – Künstler wie Die-<br />
Zeitschrift, The Score genannt, wurde<br />
vom Konzertpianisten William<br />
Glock für diese Association herausgegeben.<br />
Anlässlich eines<br />
Konzertes von Julian Bream im<br />
Klub fragte Glock den Gitarristen,<br />
warum seine Programme<br />
so konservativ seien, so wenig<br />
zeitgenössische und keinerlei<br />
britische Musik enthielten.³<br />
1 Palmer, a. a. O., S. 80<br />
2 Palmer, a. a. O., S. 92<br />
Peter Pears und Benjamin Britten (Foto: wn.com)<br />
3 <strong>EGTA</strong> D, a. a. O.<br />
Ausgabe 3 • <strong>11</strong>/<strong>2017</strong><br />
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