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EGTA-Journal 11-2017

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Douglas Back<br />

Er war jüngstes von fünf Kindern eines<br />

wohlhabenden spanischen Aristokraten,<br />

der seinen Titel und sein Familienwappen<br />

vom König von Spanien erhalten<br />

hatte.<br />

In früher Jugend bekam Jose eine Flöte<br />

geschenkt und diese wurde das erste<br />

von vielen Instrumenten, das er schließlich<br />

meisterte. Er wurde in Barcelona ausgebildet,<br />

was ca. <strong>11</strong>0 Kilometer von Reus<br />

entfernt lag. Als er das Alter der Berufswahl<br />

erreicht hatte entdeckte er, dass<br />

seine Eltern ihn in ein Kloster schicken<br />

wollten, um Priester zu werden. Das bekümmerte<br />

den jungen De Anguera und<br />

er schwor sich wegzulaufen. 1829 schloss<br />

sich De Anguera im Alter von 19 Jahren<br />

zusammen mit zwei Freunden der spanischen<br />

Armee an, die gerade nach Mexiko<br />

geschickt werden sollte. Mexiko hatte<br />

seine Unabhängigkeit von Spanien 1824<br />

erklärt, war jedoch noch bei Spanien<br />

verschuldet. Um diese Schulden einzureiben<br />

und den mexikanischen General<br />

Santa Anna – der so etwas wie ein Rebell<br />

geworden war – zu stellen, wurde<br />

die spanische Armee nach Vera Cruz geschickt,<br />

wo sie sich mit Santa Annas Armee<br />

Gefechte lieferte. De Anguera wurde<br />

in zwei Gefechten verwundet. Er und<br />

seine Freunde wurden schließlich gefangen<br />

genommen und saßen neun Monate<br />

in mexikanischen Gefängnissen. In<br />

einem Gefangenenaustausch mit den<br />

Spaniern wurden sie schließlich frei gelassen<br />

mit der Auflage, niemals mehr gegen<br />

mexikanische Soldaten zu kämpfen.<br />

Innerhalb einer Woche waren De Anguera<br />

und seine beiden Freunde jedenfalls<br />

wieder im Gefecht und wurden erneut<br />

gefangen genommen. Dieses Mal wurden<br />

sie zum Tode durch Erschießen verurteilt.<br />

In der Nacht vor ihrer Hinrichtung<br />

ritt ein Mann galoppierend und Hände<br />

ringend in das Lager, um die Aufmerksamkeit<br />

des Generals zu erhalten. In seinen<br />

Händen hielt er einen Befehl, in welchem<br />

die drei Gefangenen gegen drei<br />

mexikanische Generäle ausgetauscht<br />

werden sollten, die von der spanischen<br />

Armee gefangen genommen wurden.<br />

Der Austausch wurde mit Sicherheit beeinflusst<br />

durch die Prominenz der Familie<br />

des Jungen, welche von der Notlage<br />

erfahren haben musste.<br />

Jose De Anguera<br />

De Anguera und seine beiden Freunde<br />

wurden in den Gewahrsam ihres kommandierenden<br />

Offiziers zurückgegeben<br />

und sollten nach Spanien abrücken. Um<br />

die Sicherheit der Jungen zu gewährleisten,<br />

wurden sie unter strikter Bewachung<br />

in der Festung El Morro in Havanna,<br />

Kuba gehalten. Nichtsdestotrotz<br />

schafften es die Jungs, sich im Geiste des<br />

Abenteuers an Bord des US-Fregattenschiffs<br />

Brandywine zu stehlen, das im Hafen<br />

von Havanna vor Anker lag. Dies war<br />

extrem gefährlich, da immer noch Krieg<br />

herrschte und sie wegen Desertierens<br />

hätten erschossen werden können.<br />

Als das amerikanische Schiff schließlich<br />

in Fortress Monroe, Virginia anlegte, wurden<br />

die drei Jungen zu George Hooper,<br />

dem Hafenmeister gebracht. Mr. Hooper<br />

war von der Situation der Jungen bewegt<br />

und nahm sie bei sich zuhause auf.<br />

Da sie kein Englisch konnten, wurden die<br />

Jungen schließlich zum italienischen Kapellmeister<br />

des Forts gebracht, welcher<br />

sie verstehen konnte. Der Kapellmeister,<br />

welcher Rekruten brauchte, gab jedem<br />

von ihnen ein Instrument und brachte<br />

es ihnen bei. Jose erhielt eine Zugposaune,<br />

welche in dieser Zeit noch so etwas<br />

wie eine Neuheit unter den Ensembles<br />

und Orchestern war. Jose übte fleißig<br />

und trat der Kapelle des Forts nach kurzer<br />

Zeit als bezahltes Mitglied bei.<br />

Jose etablierte sich innerhalb der Kapelle<br />

und wurde bald einer ihrer Solisten. In<br />

dieser Zeit verliebte er sich in Julia Hooper,<br />

die die Tochter von Mr. Hooper<br />

war, und heiratete sie. Sie begannen ihr<br />

Leben als verheiratetes Ehepaar in Philadelphia<br />

und Jose wurde Posaunist des<br />

Chestnut Street Theatre Orchestra. Er<br />

war nun ein vollendeter Posaunist<br />

und wurde bald engagiert, dem<br />

Park Theatre Orchestra in New<br />

York City beizutreten, das<br />

zu dieser Zeit das größte<br />

und angesehendste Theater<br />

des Landes war. Irgendwann<br />

um 1839<br />

verließ er New York<br />

und zog nach Boston,<br />

um sich dem Boston<br />

Theatre Orchestra anzuschließen.<br />

Er war anscheinend<br />

so versiert<br />

im Blattlesen, dass er als<br />

54 <strong>EGTA</strong>-<strong>Journal</strong>

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