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EGTA-Journal 11-2017

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Gerd-Michael Dausend<br />

erste Titel des Werkes lautete<br />

im Manuskript im übrigen<br />

Guitar Piece (Untertitel: Night<br />

Fancy).⁸<br />

Zur Entstehung weiterer Werke<br />

Die 1933 geschriebenen<br />

Quatre pièces brèves von<br />

Frank Martin gehören vom<br />

Kompositionsdatum her eigentlich<br />

nicht zu unserem Thema, zeigen<br />

aber die Wirkung von Breams<br />

fast immer Maßstäbe setzenden<br />

und das Repertoire prägenden<br />

Einspielungen. Diese wie erwähnt<br />

ursprünglich für Segovia<br />

geschriebenen Stücke<br />

avancierten erst nach<br />

Breams Einspielung auf 20th<br />

Century Guitar (1966) allmählich<br />

zu einem Standardwerk im<br />

Gitarrenrepertoire, nachdem sie<br />

bereits mehr als 20 Jahre auf ihre<br />

Drucklegung gewartet hatten.<br />

Bream wurde in einem Interview im<br />

Jahr 2014 zum Werk gefragt: „Was Frank<br />

Martin excited that you would be playing<br />

them? I think so, because nobody played<br />

these pieces at all and I actually saw the<br />

pieces in 1957; Karl Scheit had the manuscript<br />

to edit for publication and he showed<br />

me the work before he had edited it.<br />

So I played them through at his place in<br />

Vienna. In those days I used to sight- read<br />

almost better than I could play. So I could<br />

almost sight-read those pieces.”⁹<br />

Bream spielte das Opus in<br />

der gedruckten UE-Fassung<br />

ein, es existieren weitere inzwischen<br />

ans Licht gekommene<br />

– vom Komponisten<br />

erstellte – Gitarrenfassungen<br />

sowie eine Klavier- und eine<br />

Orchesterversion (s. hierzu<br />

auch Dausend, a. a. O.).<br />

Bream mit Frank Martin im Jahre 1973<br />

(Foto: internationalclassicalguitar.com)<br />

Mit seinem Wunsch nach einem<br />

neuen Stück Martins<br />

war der Gitarrist in den 1970er Jahren<br />

schon weiter gekommen, so besuchte<br />

er den Komponisten in Amsterdam<br />

und traf ihn später auch in Luzern, um<br />

ein neues Gitarrenwerk zu besprechen,<br />

das für ihn geschrieben werden sollte. 10<br />

Bream schilderte einen weiteren Kontakt<br />

mit ihm: „Previously I had visited him<br />

in Holland and I had the opportunity to<br />

look over a piece he had written for a New<br />

York commission, which was for voice and<br />

several instruments, and one of those instruments<br />

was the electric guitar. He asked<br />

me to examine the part for its playability,<br />

which I did; it was very well written and he<br />

understood the electric guitar as a musical<br />

instrument very well indeed. It was marvellous<br />

that someone of his age – he must<br />

have been 80 – was writing for the first time<br />

in his life for the electric guitar. It shows a<br />

bit of spunk, doesn’t it.” <strong>11</strong><br />

Martins Tod im Jahr 1974 verhinderte die<br />

Entstehung eines weiteren Gitarrenstückes,<br />

aber er war wohl in seinem fortgeschrittenen<br />

Alter auch mit der Erfüllung<br />

anderer Kompositionsaufträge beschäftigt,<br />

wie eine zitierte Aussage nahe legt:<br />

„Ich habe schon einmal für die Gitarre geschrieben,<br />

und ich habe so viele Aufträge,<br />

dass ich jetzt lieber etwas anderes machen<br />

möchte.“ 12 Es entstanden aber unabhängig<br />

von Breams Bemühungen in den<br />

Jahren zuvor noch einige – wenn auch<br />

weniger bedeutende – Werke mit Gitarre,<br />

die inzwischen auch sämtlich publiziert<br />

wurden. 13<br />

Die Zusammenarbeit mit Hans<br />

Werner Henze<br />

Julian Bream hatte den Komponisten,<br />

der seit 1953 in Italien, darunter<br />

von 1953 bis 1955 auf Ischia lebte,<br />

über dessen Bekanntschaft mit William<br />

Walton kennen gelernt, der ebenfalls<br />

auf der Insel lebte. Eine erste Kooperation<br />

mit Henze entstand über die Benjamin<br />

Britten gewidmete Kammermusik<br />

`58, bei der Bream den Gitarrenpart und<br />

Peter Pears die Tenorstimme übernahm.<br />

Die Uraufführung fand im November<br />

1958 unter Henzes Leitung in Hamburg<br />

statt.<br />

Das bedeutendste Solowerk Henzes sind<br />

die die 1976 bzw. 1979 entstandenen<br />

beiden Sonaten der Royal Winter Music.<br />

Auch sie entstanden nach langjährigem<br />

8 ebda.<br />

9 classicalguitar…, a. a. O.<br />

10 Dausend, a .a. O.<br />

<strong>11</strong> classicalguitar..., a. a. O., es handelt sich um die<br />

Poèmes de la mort für 3 Singstimmen und 3<br />

E-Gitarren von 1970<br />

12 zitiert nach Brill, a. a. O., S. 53<br />

13 s. Dausend, a. a. O.<br />

Ausgabe 3 • <strong>11</strong>/<strong>2017</strong><br />

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