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EGTA-Journal 11-2017

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Gerd-Michael Dausend<br />

hing contrast to the piece that has gone<br />

before, and yet not so out of context that<br />

it shatters the atmosphere you’ve struggled<br />

to create.” 31 Die beiden Programme vom<br />

31. März 1984 bzw. 5. März 1982 in der<br />

Tonhalle Düsseldorf zeigen diese Intention<br />

des Künstlers:<br />

Immer wieder konzipierte Bream zum<br />

Teil sehr anspruchsvolle Programme, für<br />

ein normales Abonnements-Konzert –<br />

wo die Gitarre in diesen Jahren noch regelmäßig<br />

vertreten war! – war sicher das<br />

folgende aus dem Jahr 1977 für das Publikum<br />

besonders anstrengend (die Pause<br />

war nach der Henze-Sonate):<br />

Der Gitarrist hatte für dieses Konzert in<br />

Düsseldorf die gerade erst fertig gestellte<br />

Sonate von Henze ungewöhnlicher-<br />

(Abb.: Sammlung G.-M. Dausend)<br />

weise noch nicht vollständig auswendig<br />

gelernt. Vor seinem breiten Klavierhocker<br />

war vor ihm in einem weiten Rund<br />

eine Menge Papier auf dem Bühnenparkett<br />

ausgebreitet. Bream arbeitetet<br />

sich allmählich vom äußersten linken<br />

Rand durch das ganze, knapp 30 Minuten<br />

dauernde Werk – nach und nach auf<br />

dem Hocker rutschend und sein Fußbänkchen<br />

nachschiebend – bis nach<br />

rechts außen vor und sah im Anschluss<br />

ein weitgehend ratloses, aber brav applaudierendes<br />

Auditorium vor sich. Die<br />

anschließenden Villa-Lobos-Etüden – in<br />

diesen Jahren auch noch keineswegs<br />

ein Repertoirestandard – sorgten nur für<br />

einen bedingt versöhnlichen Ausklang.<br />

Erst die Zugaben – wie so oft von Bach<br />

und Albéniz – lösten die Spannung im<br />

Auditorium.<br />

Das letzte ihm zumindest teilweise gewidmete<br />

Werk In the Woods von Toru Takemitsu<br />

führte Bream 1996 auf. Er führte<br />

selbst dazu 1995 aus: „Ich habe in meinem<br />

Leben eine Menge<br />

Uraufführungen gespielt,<br />

und es gibt viele gute<br />

Werke, die ich immer wieder<br />

gern spiele. Eigentlich<br />

brauche ich keine neuen<br />

Werke mehr, die jemand<br />

speziell für mich schreibt.<br />

Ich denke, nun sind jüngere<br />

Gitarristen an der<br />

Reihe, für die geschrieben<br />

werden sollte. Ich<br />

spiele jetzt professionell<br />

seit 48 Jahren. [...] Seitdem<br />

ist eine Menge Zeit<br />

vergangen, und ich habe<br />

sehr viele Kompositionen<br />

gespielt. Die letzte Uraufführung war vor<br />

zwei Jahren eine Sonate von Leo Brouwer.<br />

Ich denke auch, dass es heute nicht mehr<br />

so viele wirklich interessante Komponisten<br />

gibt. Vielleicht gibt es sie irgendwo, aber ich<br />

kenne sie nicht.“ 32<br />

Julian Bream in Lübeck beim<br />

Schleswig-Holstein-Festival im Sommer 1994<br />

(Foto: G.- M. Dausend)<br />

2001 führte Bream auch Leo Brouwers<br />

HIKA auf, das im Gedenken an den<br />

1996 verstorbenen japanischen Komponisten<br />

komponiert wurde. In den<br />

letzten Jahren seiner 55 Jahre dauernden<br />

Konzertkarriere, die Julian<br />

Bream wie oben erwähnt 2002<br />

beendete, nahm er für gelegentliche<br />

Auftritte noch<br />

einige früher im 20.<br />

Jahrhunderts komponierte<br />

Werke<br />

aus dem<br />

Nachlass<br />

31 Palmer, a. a. O., S. 38 32 Wollny, a. a. O. , S. 8<br />

Ausgabe 3 • <strong>11</strong>/<strong>2017</strong><br />

31

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