Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
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DAS SAUERLANDMAGAZIN<br />
Ein starkes Stück Sauerland<br />
3,80 Euro<br />
zwischen <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong><br />
DAS SAUERLANDMAGAZIN SEPTEMBER/OKTOBER <strong>2017</strong><br />
Plettenberg<br />
Sauerland<br />
Demenzfre<strong>und</strong>liche Kommunen<br />
Netzwerkarbeit zeigt erste Erfolge<br />
Kaugummiautomaten<br />
Es gibt sie noch <strong>und</strong> andere Exoten<br />
Werdohl<br />
Leben im Kloster<br />
Vier Mönche machen es vor<br />
ISSN 2363-6777<br />
www.<strong>Komplett</strong>-Magazin.de
Damit<br />
der Funke<br />
überspringt ...<br />
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VORWORT<br />
<strong>Komplett</strong>. . .<br />
… wird das gedeihliche Zusammenleben in unseren Städten <strong>und</strong> Gemeinden durch die Befriedigung der<br />
Bedürfnisse aller Altersgruppen. <strong>Das</strong> ist nicht nur Aufgabe von Politik <strong>und</strong> Verwaltung, daran arbeiten<br />
ganz viele mit: öffentliche Einrichtungen, Unternehmen, Vereine <strong>und</strong> Einzelpersonen. Kindergärten,<br />
schulische Einrichtungen, attraktive Freizeitangebote für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene, Best<br />
Ager <strong>und</strong> Senioren, zukunftssichere Arbeitsplätze - das sind Standortfaktoren, die unser starkes Stück<br />
Sauerland für die hier Geborenen, aber auch für Menschen von außerhalb interessant machen. Wichtig<br />
ist es auch, zu wissen: Hier kann ich alt werden, finde ich Strukturen vor, die mir helfen, wenn ich nicht<br />
mobil bin, gebrechlich werde, auf Hilfe angewiesen bin. Es geht um medizinische Versorgung, aber auch<br />
um Alltagshilfen.<br />
Insbesondere den älteren Menschen widmet sich das Demenz-Netzwerk Plettenberg/Herscheid. Darin<br />
haben sich Akteure verknüpft, die speziell auf die ältere Bevölkerung zugeschnittene Angebote machen.<br />
Ihr gemeinsames Ziel ist die demenzfre<strong>und</strong>liche Kommune. Den aktuellen Stand dieser Entwicklung<br />
präsentieren die Netzwerkmitglieder am Aktionstag „mit <strong>und</strong> ohne“ am 20. <strong>September</strong> in Plettenberg.<br />
KOMPLETT-Herausgeber Bernhard Schlütter stellt das Netzwerk vor <strong>und</strong> macht Lust auf den Besuch des<br />
Aktionstags, der sich an alle Altersgruppen wendet. Denn fast jeder von uns begegnet dem Thema<br />
Demenz: in der eigenen Familie, im Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Bekanntenkreis.<br />
Martin Droste<br />
Pia Kablau<br />
Detlef Schlüchtermann<br />
Bernhard Schlütter<br />
Cristin Schmelcher<br />
Ina Hoffmann<br />
Heiko Höfner<br />
Rüdiger Kahlke<br />
Martin Büdenbender<br />
Wolfgang Teipel<br />
Iris Kannenberg<br />
<strong>Das</strong> KOMPLETT-Magazin ist ein Spiegelbild des Lebens zwischen <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong>. Die KOMPLETT-Autorinnen<br />
<strong>und</strong> -Autoren greifen Themen auf, die mal für Jung, mal für Alt <strong>und</strong> mal für Jung <strong>und</strong> Alt von Interesse sind.<br />
Kennen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, schon die Selfie-Points in Werdohl? Martin Büdenbender hat sie<br />
aufgesucht <strong>und</strong> festgestellt: Eine gute Idee, die auch in anderen Städten funktionieren würde. Der <strong>Sorpe</strong>see<br />
ist ein beliebtes Ausflugsziel. Er ist aber auch ein Eldorado für junge Forscher. Rüdiger Kahlke stellt die<br />
Ökologische Station <strong>Sorpe</strong>see vor, in der Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler auf biologische Entdeckungstour gehen.<br />
Unserem Experten für lecker <strong>und</strong> gemütlich, Detlef Schlüchtermann, ist es aufgefallen: Dies ist bereits die<br />
25. KOMPLETT-<strong>Ausgabe</strong>! Auf dieses Jubiläum sind wir sehr stolz <strong>und</strong> wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber<br />
Leser, gute Unterhaltung beim Lesen <strong>und</strong> vor allem:<br />
Bleiben Sie komplett!<br />
Heiko Höfner, Bernhard Schlütter,<br />
<strong>und</strong> das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin<br />
3
Zukunft gestalten - <strong>Zwischen</strong>bilanz - 54<br />
Alles drin<br />
Zukunft gestalten<br />
Aufbruchstimmung in Südwestfalen.............................10<br />
Aktionstag: Mensch. Auch mit Demenz.........................22<br />
Werdohls neue Selfie-Points..........................................52<br />
<strong>Zwischen</strong>bilanz auf der Lenneschiene...................... 54<br />
Ein R<strong>und</strong>gang durch die Ayasofya-Moschee in<br />
Finnentrop.................................................................. 58<br />
Echte Sauerländer - Klosterleben - 18<br />
Heimat-Ministerin kommt ohne Geschenke............. 60<br />
Glücksdrachen für Kinder im Hospiz Balthasar......... 70<br />
Echte Sauerländer<br />
Katharina Vollmerhaus - Einladung zum T<strong>und</strong>eln.... 16<br />
Klosterleben in Werdohl.................................................18<br />
Tante Jo - der Laden mit Herz in Kleinhammer........ 51<br />
Petra Crone - Abschied einer Abgeordneten............ 76<br />
<strong>Komplett</strong> lecker <strong>und</strong> gemütlich<br />
<strong>Komplett</strong> lecker - Pizza vom Grill - 46<br />
Kolumne: Weißwürste <strong>und</strong> die Globalisierung ........ 45<br />
Pizza sorgt für Abwechslung auf dem Grill .............. 46<br />
Kultur komplett<br />
<strong>Das</strong> astreine Wörterbuch fürs Sauerland.................. 26<br />
Apostelkirche in Herscheid - eine 1000-jährige<br />
Geschichte.................................................................. 34<br />
Spurensuche zwischen Grabsteinen ......................... 72<br />
Der Märker erzählt vom Paradies Westphalens....... 75<br />
Kultur komplett - Spurensuche - 72
Titelfoto: Martin Büdenbender<br />
<strong>Komplett</strong> erleben<br />
Mein Lieblingsplatz: die Oestertalsperre.................... 6<br />
Kaugummiautomaten <strong>und</strong> andere Exoten................. 8<br />
Hülschotten heizt den Meiler an............................... 21<br />
R<strong>und</strong>flug über dem Lennetal.................................... 28<br />
<strong>Komplett</strong> erleben - R<strong>und</strong>flug - 28<br />
Kürbismarkt <strong>und</strong> Apfelfest......................................... 37<br />
Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! ...........42/43<br />
PleWo-Stadtfest im <strong>Oktober</strong>...................................... 75<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv<br />
Hier erleben Sie den P-Weg pur............................... 12<br />
<strong>Sorpe</strong>see ein Eldorado für junge Forscher................ 30<br />
Reiter-Paradies mit Nordhelle-Blick.......................... 38<br />
Rekordversuch am Mount Remmelshagen.............. 48<br />
Tauchgang in die Sauerländer Unterwelt................. 56<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv - Sauerländer Unterwelt - 56<br />
Ebbekamm - eine Tour für Wandergourmets........... 68<br />
Wenn die Zauberlehrlinge proben............................ 78<br />
<strong>Komplett</strong> beraten<br />
Innovative Augenanalyse im Sehzentrum................ 11<br />
Ältere Patienten haben besondere Bedürfnisse...... 24<br />
Schöner <strong>und</strong> gesünder älter werden........................ 27<br />
Service r<strong>und</strong> um die Immobilie................................. 44<br />
Kreativ mit Baumscheiben........................................ 62<br />
Berufswelt Sauerland<br />
<strong>Komplett</strong> beraten - Kreativ mit Baumscheiben - 62<br />
Radio Beier - Ära endet nach über 40 Jahren ......... 15<br />
Fuchsien-Vielfalt überm Lennetal............................. 64<br />
Umfrage: gute Stimmung in Unternehmen.............. 67<br />
<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />
Hubbi-Krimi ................................................................ 80<br />
Impressum ................................................................. 82<br />
Hankes Döneken ........................................................ 82<br />
Berufswelt - Gute Stimmung - 67
Text <strong>und</strong> Fotos<br />
Martin Büdenbender<br />
MEIN LIEBLINGSPLATZ IST AN DER OESTER<br />
Klaus Winter reist gerne <strong>und</strong> viel. Lange Jahre ging‘s<br />
nach Sylt. Auch Griechenland <strong>und</strong> Spanien waren <strong>und</strong><br />
sind beliebte Reiseziele. „Aber mein Lieblingsplatz ist<br />
an der Oester“, versichert er <strong>und</strong> lässt seinen Blick von<br />
der Terrasse seines Wohnwagens über das sonnenbeschienene<br />
Oestertal schweifen.<br />
Mit Camping hatte der Lüdenscheider früher nie was<br />
am Hut. Die Seefahrt hat da schon eher sein Leben bestimmt.<br />
Als junger Mann hat er vier Jahre bei der Marine<br />
gedient <strong>und</strong> später neben seinem Beruf<br />
bei einem Umzugsunternehmen in der Bergstadt<br />
die Szenekneipe „Kajüte“ geführt.<br />
Zum eigenen Wohnwagen ist er vor etwa<br />
zehn Jahren gekommen, wie die Jungfrau<br />
zum Kind.<br />
geantwortet: Klar, hast du einen zu verschenken? Und<br />
ich war völlig baff, als er entgegnete: Hab ich! Meinen<br />
kannst du haben.“<br />
Tatsächlich wechselte der Wohnwagen zum symbolischen<br />
Preis von einem Euro den Besitzer. <strong>Das</strong>s das Mobilheim<br />
an der Oestertalsperre inzwischen mehr einem<br />
Traumschiff als einem Traumwohnwagen gleicht, liegt<br />
auf der Hand. Klaus Winter hat einfach die Deko seiner<br />
früheren Kneipe „Kajüte“ zum Campingplatz gekarrt<br />
<strong>und</strong> dort seiner Kreativität freien Lauf gelassen.<br />
Zusammen mit seinem Fre<strong>und</strong> Friedhelm<br />
Kilsch ging er damals an der Oestertalsperre<br />
spazieren. Den beiden Männer gefiel der<br />
dort idyllisch im Grünen gelegene Campingplatz<br />
<strong>und</strong> so kamen sie mit einem der Camper<br />
ins Gespräch. „Sucht ihr einen Wohnwagen?“,<br />
fragte dieser. „Im Scherz habe ich<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie einen Lieblingsplatz? Schreiben Sie uns am besten mit einem Foto:<br />
<strong>Komplett</strong>-Verlag, Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg oder per E-Mail an redaktion@komplett-magazin.de.<br />
6
DRAGONSLAYER-FESTIVAL:<br />
EIN MUSS FÜR METAL-FANS<br />
Nach einigen Jahren Pause ist das<br />
Dragonslayer-Festival zurück im Sauerland.<br />
Am Samstag, 14. <strong>Oktober</strong>,<br />
wird die Oesterhalle in Plettenberg<br />
Herberge einer ausschweifenden Metal-Party.<br />
<strong>Das</strong> Line up umfasst die Metallfacharbeiter<br />
der Bands Different<br />
Steel (Heavy Metal aus Lennestadt-<br />
Maumke), Ivory Tower (Progressive<br />
Metal aus Hamburg), Mortal Peril<br />
(Thrash Metal aus Köln), AvatariA<br />
(Dark Thrash Metal aus Berlin), Dante<br />
(Progressive Metal aus München) <strong>und</strong><br />
die Lokalmatadoren von Stormage<br />
mit einer „Special Headliner Show“.<br />
Mit den Songs ihres Albums „Dead<br />
FOUR VALLEYS UND SPECIAL GUESTS<br />
Der Männerchor MGV<br />
Bremcke/Die Four Valleys<br />
kommt gar nicht mehr aus<br />
dem Feiern raus. Zum einen<br />
errang der Plettenberger<br />
Chor im Juni beim Leistungssingen<br />
in Neheim<br />
zum dritten Mal den Titel<br />
Meisterchor im Chorverband<br />
NRW, zum anderen wird der<br />
MGV Bremcke in diesem Jahr 130<br />
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WISSENSCHAFT MIT HUMOR: PHYSIK IN HOLLYWOOD<br />
Einen bissig-komischen Vortrag über<br />
alles, was in den größten Filmen<br />
schief läuft, hält Sascha Vogel am<br />
Freitag, 23. <strong>September</strong>, um 18.30<br />
Uhr in der Phänomenta Lüdenscheid.<br />
Funktionieren eigentlich Lichtschwerter?<br />
Wie kommt es eigentlich, dass<br />
James Bond immer gewinnt? Was hat<br />
Of Night“ geht die Plettenberger<br />
Formation Stormage auf Herbsttour.<br />
Termine: 7. <strong>Oktober</strong>, Cologne Metal<br />
Festival, Kulturbunker Köln; 14. <strong>Oktober</strong>,<br />
Dragonslayer Festival, Plettenberg;<br />
3. November, Garage Deluxe,<br />
München; 11. November, Metal<br />
Attack Festival, Slaughterhouse Berlin;<br />
25. November, Kick Ass Metal<br />
Festival IV, Pumpe Kiel.<br />
Dragonslayer-Festival, 14. <strong>Oktober</strong>,<br />
17 Uhr, Oesterhalle in Plettenberg,<br />
Kartenvorverkauf (12 Euro): Buchhandlung<br />
Plettendorff, Plettenberg;<br />
Rathaus Attendorn; tickets.attendorn.<br />
de; reservix.de; Abendkasse 15 Euro<br />
Jahre alt. Aus diesem Anlass veranstalten<br />
die Four Valleys<br />
am Samstag, 14. <strong>Oktober</strong>,<br />
um 19 Uhr in der evangelischen<br />
Johanniskirche<br />
in<br />
Plettenberg-Eiringhausen<br />
ein Festkonzert.<br />
Mitwirkende sind neben<br />
dem Jubiläumschor der<br />
Frauenchor FemmeVokal<br />
ebenfalls aus Plettenberg <strong>und</strong> als<br />
Special Guest das Duo „George Duchek<br />
<strong>und</strong> Co.“.<br />
Spiderman mit Physik zu tun <strong>und</strong> wie<br />
schafft es Iron Man eigentlich seinen<br />
Teilchen-Beschleuniger so schnell<br />
zu bauen? <strong>Das</strong>s Hollywood nicht der<br />
Gipfel des wissenschaftlichen Realismus‘<br />
ist, ist hinlänglich bekannt.<br />
Wie dick es allerdings kommt, zeigt<br />
Sascha Vogel mit seinem Programm<br />
“Physik in Hollywood” an originalen<br />
Filmausschnitten. Hier geht’s nicht<br />
um Formeln <strong>und</strong> Naturkonstanten<br />
- in Vogels R<strong>und</strong>umschlag durch die<br />
Filmwelt bleibt mit Sicherheit kein<br />
Auge trocken. Von Armageddon über<br />
Star Wars bis zum Zoolander - nichts<br />
Der Sänger <strong>und</strong> Gitarrist George<br />
Duchek ist im Sauerland kein Unbekannter.<br />
Früher tourte er mit der Coverband<br />
„Radspitz“ durch die Lande.<br />
Seit einigen Jahren konzentriert er<br />
sich auf eigene Projekte. Hörproben<br />
finden sich im Internet unter<br />
musikpur.com. Informationen zum<br />
Kartenvorverkauf: four-valleys.de<br />
ist vor ihm sicher!<br />
Eintrittskarten (12 Euro/ermäßigt 8<br />
Euro) sind bei der Phänomenta Lüdenscheid<br />
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7
SONDERBARE AUTOMATEN IM<br />
LENNETAL<br />
Elastische Leckereien <strong>und</strong> andere<br />
Überraschungen<br />
Kaugummiblasen: Leonie <strong>und</strong> Jolina zweigen wie.<br />
habe ich sie alle bewältigt.<br />
Tatsächlich habe ich dann irgendwann auch diesen Ring<br />
in meinen Händen gehalten. Er war aus auffallend leichtem<br />
Edelmetall gefertigt. Aber das war mir egal. Fortan<br />
habe ich viele Briefe geschrieben. Schließlich muss Post<br />
- <strong>und</strong> ganz besonders Kinderpost - fachmännisch versiegelt<br />
werden. So erhielt der Familien- <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
regelmäßig kleine Briefe, die mit einem Löwenkopf<br />
aus rotem Kerzenwachs versiegelt waren. Der Inhalt war<br />
eher belanglos. Aber die Verpackung …<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Fröhlich ploppende Kaugummi-Blasen<br />
8<br />
Nervt Sie auch der Anblick von klebrigen, grauen Kaugummi-Flecken<br />
auf den Pflastersteinen in der Einkaufsstraße?<br />
Oder denken Sie beim Stichwort Kaugummi viel<br />
lieber an die eigenen Kinder oder gar an die eigene<br />
Kindheit - an die Begeisterung für diese oft von zuckersüßem<br />
Guss umgebene weiße Masse, die man so herzhaft<br />
katschen <strong>und</strong> kauen kann <strong>und</strong> aus der die wahren<br />
Könner unter den kleinen <strong>und</strong> großen Genießern die allerschönsten<br />
Bubblegum-Blasen hervorzaubern?<br />
Als Steppke hab ich mich oft vor den kleinen, roten Automaten<br />
herumgetrieben, aus denen ich/man für einen<br />
Groschen nicht nur die allerschönsten elastischen Leckereien,<br />
sondern allerlei Überraschungen ziehen konnte.<br />
Mich hat damals besonders ein Siegelring fasziniert, der<br />
neben kleinen Plastiklupen, winzigen Figuren <strong>und</strong> anderen<br />
Kleinteilen zwischen all den roten, grünen, blauen<br />
<strong>und</strong> gelben Kaugummikugeln, die sich im Automaten<br />
türmten, auf einen neuen Besitzer wartete. Goldfarben<br />
hat er geglänzt, mit schwarzer Löwenprägung. „Ganz bestimmt<br />
ist der aus Gold“, habe ich gedacht. Den musste<br />
ich unbedingt haben. Über Wochen wanderte jeder<br />
Groschen, den ich mit kleinen Hilfeleistungen im Haushalt<br />
oder bei der Gartenarbeit auftreiben konnte, in diesen<br />
Automaten, der gut zwei Kilometer von meinem Zuhause<br />
entfernt direkt neben einem Zigarettenautomaten<br />
an eine Hauswand gedübelt war. Die Zahl der Kaugummis,<br />
in deren Besitz ich damals gelangte, war gewaltig.<br />
Mit meinen vom vielen Kauen gestärkten Beißmuskeln<br />
Kaugummi-Automaten haben irgendwann in meinem Leben<br />
an Bedeutung verloren. Und damit habe ich sie dann<br />
auch aus meinem Blick verloren. Bis vor kurzem. Für eine<br />
Geschichte über ungewöhnliche Automaten war ich unterwegs<br />
in Plettenberg. Beim Fahrradhändler in Holthausen,<br />
da hängt ein Schlauchautomat, hatte mir ein Kollege verraten.<br />
So etwas kann sehr praktisch sein, etwa wenn man<br />
sonntags mit dem Drahtesel unterwegs ist <strong>und</strong> plötzlich<br />
spürt, wie das Luftpolster zwischen Felge <strong>und</strong> Asphalt unaufhaltsam<br />
kleiner wird. Doch Achtung! Fahrrad Schröder<br />
hat zwar in seinem Laden reichlich Schläuche, aber besagten<br />
Automaten findet man an seiner Hauswand nicht.<br />
Stattdessen entdeckte ich, halb verdeckt vom Zigarettenautomaten,<br />
tatsächlich einen Kaugummi-Automaten. Ein<br />
längst ausgestorben geglaubtes Exemplar aus prähistorischer<br />
Zeit, das dann auch genauso aussah: rostrot, dreckig<br />
<strong>und</strong> irgendwie gar nicht appetitlich.<br />
Ich habe es mir trotzdem nicht nehmen lassen, diesen<br />
Automaten zu bedienen. Statt eines Groschens mussten<br />
20 Cent hinein. Einmal energisch am Knauf gedreht <strong>und</strong><br />
aus der schmuddeligen Klappe rollte mir eine quittengelbe<br />
Plastikkugel entgegen, die allerdings hygienisch<br />
einwandfrei das begehrte Kaugummi in ihrem Inneren<br />
Der Kaugummi-Automat in Holthausen
Nicht schlecht, wenn am Sonntag überraschend dünne<br />
Rheinländer zu Besuch kommen.<br />
Nicht unerwähnt möchte ich die Zigarettenautomaten lassen.<br />
Die sind nun wahrlich keine Exoten unter den Automaten.<br />
Doch das Exemplar, auf das ich da aufmerksam<br />
gemacht wurde, ist eine echte Rarität: In Plettenberg-Dingeringhausen,<br />
also dort, wo sich Hase <strong>und</strong> Igel Gute Nacht<br />
sagen, gibt es offensichtlich keine Raucher. Denn der einzige<br />
Glimmstengel-Automat in Ort muss seit mindestens<br />
18 Jahren unbenutzt geblieben sein. Die rostige Kiste in<br />
Dingeringhausen fordert nämlich nach wie vor zum Einwurf<br />
von der guten alten deutschen Mark auf. Trotzdem<br />
sollte man lieber keinen Heiermann einwerfen. Denn unten<br />
kommt, oder besser gesagt wächst nur Efeu raus...<br />
In Finnentrop gehts um die Wurst.<br />
verbarg. Es ist mir übrigens nicht gelungen, mit diesem<br />
Kaugummi fröhlich ploppende Blasen zu formen. Dafür<br />
fehlte nach Jahren der Abstinenz die Übung. Wie das<br />
mit den Kaugummi-Blasen geht, haben mir später Leonie<br />
<strong>und</strong> ihrer Fre<strong>und</strong>in Jolina gezeigt.<br />
Cigaretten-Automat in Dingeringhausen<br />
Dicke Sauerländer<br />
für dünne Rheinländer<br />
Doch zurück zum Thema. Schlauchautomaten gibt es<br />
tatsächlich. Aber nicht in Plettenberg <strong>und</strong> Herscheid,<br />
auch nicht in Werdohl, Neuenrade oder Balve. Gef<strong>und</strong>en<br />
habe ich einen zwischen Finnentrop <strong>und</strong> Lennestadt.<br />
Bike Shop Clemens hat ihn vor seinem Ladenlokal aufgebaut.<br />
Er steht passenderweise genau an der Lenneroute.<br />
Auf dem Weg nach Lennestadt ist mir eine andere Kuriosität<br />
aufgefallen. In Finnentrop gibt es den wohl einzigen<br />
„Wurst-o-mat“ des Kreis Olpe. 24 St<strong>und</strong>en am Tag kann<br />
man sich hier seine dicken Sauerländer ziehen.<br />
Schlauchautomat<br />
zwischen Finnentrop<br />
<strong>und</strong> Lennestadt<br />
Telefon: 02391/1755<br />
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Maeder + Kirchner GmbH<br />
Grafweg 27 · 58840 Plettenberg<br />
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9
„WIR SPÜREN DIE<br />
AUFBRUCHSTIMMUNG“<br />
Vorbereitungen für die<br />
Regionale 2025 laufen in<br />
Südwestfalen auf Hochtouren<br />
Interview mit Hubertus Winterberg, Geschäftsführer der Südwestfalen Agentur<br />
Mit dem erneuten<br />
Zuschlag für eine<br />
Regionale will Südwestfalen<br />
wichtige<br />
Projekte <strong>und</strong> Initiativen<br />
für die Zukunftsfähigkeit<br />
der<br />
Region realisieren. Die Südwestfalen Agentur GmbH in<br />
Olpe wird den Prozess moderieren, regionale Akteure beraten<br />
<strong>und</strong> die Verbindungen zu den Ministerien in Düsseldorf<br />
halten. Im Interview erläutert Hubertus Winterberg,<br />
Geschäftsführer der Südwestfalen Agentur, den Stand der<br />
Regionale-Vorbereitungen <strong>und</strong> die weiteren Schritte:<br />
Wann geht es dann so richtig los?<br />
Unsere Zeitplanung ist ambitioniert, aber realistisch. Die<br />
angesprochene fachliche Vertiefung werden wir im ersten<br />
Halbjahr nächsten Jahres vornehmen. Zeitgleich starten<br />
wir einen Coaching-Prozess zum Thema „Digitalisierung“.<br />
Er wird über die gesamte Regionale-Phase fortlaufen <strong>und</strong><br />
soll die Region mitnehmen. Nur wenn wir uns immer<br />
wieder mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung<br />
auseinandersetzen, können wir echt tragfähige Ideen für<br />
die Zukunft entwickeln. Im Herbst 2018 wird die Phase<br />
der Ideenfindung <strong>und</strong> -entwicklung offiziell eröffnet. Ab<br />
dann kann jedermann Projektideen einreichen. Wir sind<br />
gespannt <strong>und</strong> freuen uns schon auf die Sichtung der Ideen.<br />
Die Landesregierung hat Südwestfalen den Zuschlag<br />
für eine erneute Regionale gegeben. Viele waren<br />
überrascht, Sie auch?<br />
Wir wussten, dass für uns die Latte besonders hoch liegen<br />
würde. So kurz nach dem Ende der Regionale 2013 erneut<br />
in den Wettbewerb zu gehen, war schon ein Stück kühn.<br />
Ich glaube, es war entscheidend, ein auch für Nordrhein-<br />
Westfalen innovatives Konzept zu erarbeiten. Entstanden<br />
ist ein Weg, wie wir die Region gerade für die jungen<br />
Menschen attraktiv gestalten können. Es geht um Fragen<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung <strong>und</strong> Mobilität ebenso wie um<br />
die Zukunft der Arbeitsplätze <strong>und</strong> das Thema Bildung. Die<br />
Möglichkeiten der Digitalisierung spielen dabei eine zentrale<br />
Rolle. Wir haben die Fachjury <strong>und</strong> das Landeskabinett<br />
wohl auch deshalb überzeugt, weil die Bewerbung mit<br />
vielen Akteuren in der Region erarbeitet wurde.<br />
<strong>Das</strong> klingt nach Vorfreude ...<br />
Wir spüren die Aufbruchstimmung - <strong>und</strong> das nicht erst<br />
seitdem feststeht, dass wir eine neue Regionale ausrichten.<br />
Immer wieder werden wir nach dem Stand der<br />
Planungen gefragt: „Wann geht’s denn endlich los? Wir<br />
wollen mitmachen. Was ist zu tun?“. Diesen Rückenwind<br />
hatten wir schon in der Bewerbungsphase <strong>und</strong> bei den<br />
Arbeiten zur Vision „Südwestfalen 2030“. Auch die Anmeldezahlen<br />
für das Südwestfalen Forum am 14. <strong>September</strong><br />
in Olpe sind gut. Wir werden dort über die Planungen<br />
informieren <strong>und</strong> diskutieren. Es freut uns, dass<br />
die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen <strong>und</strong><br />
Gleichstellung, Ina Scharrenbach, ihre Teilnahme zugesagt<br />
hat. Für uns wichtig: Im Koalitionsvertrag haben sich<br />
CDU <strong>und</strong> FDP zur Zukunft der Regionalen bekannt. <strong>Das</strong><br />
ist ein wichtiges Signal.<br />
Wo stehen Sie mit den Planungen für die Regionale<br />
2025?<br />
Schon im Januar nächsten Jahres wird die Regionale<br />
in Südwestfalen offiziell starten. Wir sind derzeit in<br />
der wichtigen Phase, die Strukturen in der Südwestfalen<br />
Agentur vorzubereiten. Die notwendigen Beschlüsse<br />
der Gesellschafter sind in Vorbereitung. Die Kreistage<br />
werden in den nächsten Wochen eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Parallel wollen wir mit der Region gemeinsam erarbeiten,<br />
wo wir bei Schlüsselthemen für die Zukunft genau<br />
hinwollen. Es sollen Szenarien entstehen, die wir im Regionale-Prozess<br />
mit den besten Ideen <strong>und</strong> Konzepten<br />
Wirklichkeit werden lassen.<br />
Wie werden sich Regionale <strong>und</strong> das<br />
Regionalmarketing verbinden?<br />
Beides geht Hand in Hand. Mit der Regionale 2025 haben<br />
wir die große Chance, ein Zukunftsprogramm für<br />
Südwestfalen umzusetzen <strong>und</strong> die Region im Wettbewerb<br />
mit anderen Standorten nachhaltig zu stärken. Wir<br />
müssen gerade für die jungen Menschen attraktiver werden.<br />
Deshalb wollen wir die Regionale 2025 eng an ihren<br />
Vorstellungen ausrichten. <strong>Das</strong> mittlerweile von mehr<br />
als 280 Unternehmen getragene Regionalmarketing ist<br />
dafür sehr wichtig. Wir müssen klar <strong>und</strong> deutlich über<br />
unsere Qualitäten reden. Viele gute Argumente sprechen<br />
für uns.<br />
10
ADVERTORIAL<br />
INNOVATIVE AUGENANALYSE IM<br />
SEHZENTRUM BITZHENNER<br />
Augenoptiker <strong>und</strong> Optometrist Ingo Geck im Interview<br />
<strong>Das</strong> Sehzentrum Bitzhenner in Plettenberg<br />
setzt seit Jahrzehnten Maßstäbe in der<br />
K<strong>und</strong>enberatung mit modernster Technik.<br />
„Gutes Sehen ist ein Stück Lebensqualität”,<br />
weiß Inhaber Ingo Geck. „Viele<br />
Menschen lassen sich jedoch diese Lebensqualität<br />
nehmen, weil sie die schleichenden<br />
Veränderungen am Auge vielleicht<br />
nicht wahrnehmen.” Er erklärt:<br />
„Mit der Zertifizierung unseres Betriebes<br />
vor mehr als elf Jahren haben wir uns<br />
zum Ziel gesetzt, für unsere K<strong>und</strong>en immer<br />
auf dem aktuellsten Wissensstand<br />
r<strong>und</strong> um das Auge zu sein. <strong>Das</strong> beweist<br />
auch unsere neueste Errungenschaft, der<br />
WAVE ANALYZER aus dem Hause Essilor.”<br />
Im Interview erläutert Ingo Geck, Inhaber des Sehzentrums<br />
Bitzhenner, die Vorteile der neuen Technik.<br />
Herr Geck, was ist unter dem Wave Analyzer zu verstehen?<br />
Der Wave Analyzer ist ein optisches Instrument der Spitzenklasse,<br />
das eine individuelle Sehanalyse der Augen<br />
ermöglicht. Stellen Sie sich vor, Sie könnten nicht nur<br />
eine komplette Landschaft überblicken, sondern auch<br />
in die Tiefe sehen, quasi unter die Oberfläche. Die hochauflösenden<br />
Daten des Wave Analyzers erschließen uns<br />
die individuelle Architektur der Augen <strong>und</strong> mit personalisierten<br />
Brillengläsern setzen wir diese Kenntnis in die<br />
Optimierung des Sehens um.<br />
Was ist der Unterschied zu anderen Methoden?<br />
Ganz einfach die enorme Präzision: Im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Sehtestgeräten messen wir mit dem Wave<br />
Analyzer die Sehstärke in feineren Abstufungen, differenziert<br />
nach verschiedenen Lichtverhältnissen - für das<br />
Sehen am Tag <strong>und</strong> in der Nacht. Zudem können unter<br />
anderem die Beschaffenheit der Hornhaut sowie der Augeninnendruck<br />
gemessen werden. Daten, die für eine<br />
erste Analyse der Ges<strong>und</strong>heit der Augen wichtig sind.<br />
Was hat Ihre K<strong>und</strong>schaft von dieser neuen Technologie?<br />
Mit dem Wave Analyzer können wir eine noch detailliertere<br />
Sehanalyse erstellen als zuvor, die als Basis für<br />
die Brillenglasberatung dient. In wenigen Augenblicken<br />
bestimmt das moderne Gerät alle notwendigen Details,<br />
die wir neben weiteren persönlichen Angaben zum Sehverhalten<br />
benötigen, um das optimale Markenglas für<br />
Sie auszuwählen.<br />
Sie meinen also, dass der Wave Analyzer am Anfang jeder<br />
Beratung beim Augenoptiker stehen sollte?<br />
Ja, unbedingt! Wer sich nicht darum bemüht die Details<br />
der Augen zu kennen, kann meines Erachtens nicht wirklich<br />
eine seriöse Beratung anbieten. Und dabei sind alle<br />
Messungen mit dem Wave Analyzer schnell, einfach <strong>und</strong><br />
vollkommen unkompliziert.<br />
Gibt es bereits K<strong>und</strong>enreaktionen?<br />
Natürlich, <strong>und</strong> sie sind durchweg ausgesprochen positiv:<br />
Die Bedeutung einer derartigen individuellen <strong>und</strong> hochpräzisen<br />
Kenntnis der eigenen Sehleistungen spricht sich<br />
mehr <strong>und</strong> mehr herum.<br />
Bitzhenner<br />
Sehzentrum Plettenberg<br />
11
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P-WEG PUR<br />
Am Wochenende vom 8. bis zum 10. <strong>September</strong><br />
dreht sich in Plettenberg alles um den P-<br />
Weg-Marathon. Die komplette Stadt ist in Bewegung:<br />
als Sportler beim Wandern, Walking,<br />
Laufen <strong>und</strong> Biken, als Helfer an den Strecken<br />
<strong>und</strong> im Zielraum auf dem Alten Markt oder als<br />
Zuschauer. Die teilnehmenden Sportler kommen<br />
aus ganz Deutschland <strong>und</strong> sogar dem benachbarten<br />
Ausland - die Menschen in der Vier-<br />
Täler-Stadt heißen sie herzlich willkommen <strong>und</strong><br />
zeigen sich von ihrer besten Seite. <strong>Das</strong> <strong>Komplett</strong>-Magazin<br />
sagt Ihnen, liebe Leserin, lieber<br />
Leser, wann <strong>und</strong> wo Sie die P-Weg-Stimmung<br />
am besten genießen können, <strong>und</strong> informiert über Aktionen<br />
im Rahmenprogramm.<br />
Die Startzeiten<br />
<strong>Das</strong> P-Weg-Wochenende wird am Freitag, 8. <strong>September</strong>,<br />
um 18 Uhr offiziell eröffnet. Auf dem Alten Markt beginnt<br />
ab etwa 18.15 Uhr das Kidsrace für die Plettenberger<br />
Gr<strong>und</strong>schüler <strong>und</strong> gegen 20.30 Uhr der FunNightRun<br />
für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche (10 bis 16 Jahre). Auf dem Alten<br />
Markt steigt währenddessen <strong>und</strong> danach die Pastaparty.<br />
Der Samstag beginnt um 7 Uhr mit dem Start der Ultramarathonläufer.<br />
Es folgen um 8.30 Uhr die Marathonstrecken<br />
<strong>und</strong> um 10.30 Uhr die Halbmarathon. Die Siegerehrungen<br />
finden ab 13.30 Uhr statt. Die Siegerehrung für<br />
die Stadtmeister wird am Abend ab 20 Uhr umrahmt von<br />
Pastaparty <strong>und</strong> Musik durchgeführt.<br />
Die Starts der Mountainbiker am Sonntagmorgen sind ein<br />
besonderes Erlebnis auch für die Zuschauer. Um 9 Uhr<br />
Eine Perle der Natur.<br />
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12<br />
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starten die langen Strecken (78 <strong>und</strong> 93 km), um 10 Uhr<br />
dann das Riesenfeld der Marathonbiker. Hier finden die<br />
Siegerehrungen auf der Bühne unterm Stephansdachstuhl<br />
ab 14 Uhr bzw. für die Stadtmeister ab 17 Uhr statt.<br />
Hotspots für Zuschauer<br />
Je nach Strecke bieten sich für die Zuschauer einige Hotspots<br />
an, an denen sie die Teilnehmer anfeuern können.<br />
Die sind z.B. bei den Halbmarathonläufern in Landemert<br />
<strong>und</strong> an der Bracht. Die längeren Strecken führen z.B. entlang<br />
der Plettenberger Waterkant (neue Lennepromenade<br />
Bredde) <strong>und</strong> über die Junior-Brücke, die wieder eigens<br />
auf dem Gelände des Schulzentrums Böddinghausen aufgebaut<br />
wird. Alle Teilnehmer der MTB-Rennen am Sonntag<br />
können in Selscheid beobachtet werden. Dort findet<br />
auch die Bergsprintwertung statt. Zur Orientierung sei der<br />
P-Weg-Weiser empfohlen, den die Firma Schawag Technik<br />
<strong>und</strong> Service erstellt hat. Er ist an vielen Stellen im Bereich<br />
der Innenstadt<br />
kostenlos erhältlich.<br />
Wer nicht herumfahren<br />
möchte, nutzt<br />
das Rahmenprogramm<br />
in der Innenstadt<br />
mit Ausstellern,<br />
Musik, Aktionen <strong>und</strong><br />
erwartet am Ziel auf<br />
dem Alten Markt die<br />
Sportler, um sie gebührend<br />
zu begrüßen.<br />
Der soziale Zweck:<br />
Märkisches Kinderschutz-Zentrum<br />
Der durch Sponsoren, Startgeld <strong>und</strong> Standgeld erwirtschaftete<br />
Überschuss des P-Weg-Marathons wird traditionell<br />
für einen sozialen Zweck gespendet. Begünstigter in<br />
diesem Jahr ist MIKI, der Förderverein des Märkischen Kinderschutz-Zentrums.<br />
<strong>Das</strong> Märkische Kinderschutz-Zentrum<br />
am Klinikum Lüdenscheid ist seit 25 Jahren die Fachstelle<br />
r<strong>und</strong> um das Thema Kindeswohlgefährdung in der Region<br />
<strong>und</strong> unterstützt Kinder <strong>und</strong> Jugendliche bei der Aufarbeitung<br />
von herausfordernden Situationen. Es begleitet Mütter<br />
<strong>und</strong> Väter in Überforderungssituationen <strong>und</strong> entwickelt<br />
mit ihnen geeignete Wege zum Wohle ihrer Kinder. Es engagiert<br />
sich in den unterschiedlichen Netzwerken von Jugendhilfe,<br />
Schule, Ges<strong>und</strong>heitswesen, Polizei <strong>und</strong> Justiz,<br />
damit interdisziplinäre Kooperation gelingen kann <strong>und</strong><br />
passgenaue Hilfe dort ankommt, wo sie gebraucht wird.<br />
Am P-Weg-Wochenende stellt sich der Förderverein MIKI<br />
mit einem Infostand vor. Dort <strong>und</strong> in der gesamten Innenstadt<br />
werden auch die Lose für die P-Weg-Tombola verkauft.<br />
Als Hauptpreis winkt ein hochwertiges Mountainbike.<br />
Jedes Los trägt zur Unterstützung des Märkischen<br />
Kinderschutz-Zentrums bei.<br />
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13
Dagmar Freitag stiftet Bayern-Trikot<br />
Auf Dagmar Freitag ist Verlass!<br />
Auch in diesem Jahr unterstützt<br />
die B<strong>und</strong>estagsabgeordnete<br />
den guten Zweck des<br />
P-Wegs, indem sie ein Fußballtrikot<br />
des FC Bayern München<br />
aus der Saison 2016/17<br />
spendet. Dieses wurde von<br />
den Mitgliedern der Meistermannschaft<br />
persönlich unterschrieben, weshalb sich die<br />
Fans über eine echte Rarität freuen dürfen. Wie bereits in<br />
den vergangenen Jahren wird das Trikot nach dem P-Weg<br />
auf der Auktionsplattform Ebay versteigert <strong>und</strong> der Erlös<br />
direkt an das Märkische Kinderschutz-Zentrum weitergeleitet.<br />
„Besonders freuen wir uns darauf, dass Frau Freitag<br />
die Sachspende persönlich am P-Weg-Wochenende<br />
überreichen wird“, sagt P-Weg-Sprecher Michael Schröder.<br />
Goldmedaillen-Schuh von Asafa Powell<br />
<strong>Das</strong> dürfte nicht nur Leichtathletikfans interessieren: Der<br />
erfolgreiche Plettenberger Mittelstreckenläufer Niklas<br />
Bühner (u.a. 9. über 5000 m bei der DM 2014 <strong>und</strong> mehrfacher<br />
Westfalen- <strong>und</strong> Westdeutscher Meister über 1500<br />
m) steuert einen Laufschuh des Sprinters Asafa Powell zur<br />
Versteigerung für den sozialen Zweck bei. Diesen Schuh<br />
trug Powell beim Goldmedaillengewinn mit der 4x100-m-<br />
Staffel Jamaikas 2016 in Rio. Außer Powell liefen in dieser<br />
Staffel Yohan Blake, Nickel Ashmeade <strong>und</strong> Superstar<br />
Usain Bolt. Im Jahr 2007 lief Powell Weltrekord mit 9,74<br />
s über 100 m <strong>und</strong> ist damit der viertschnellste 100-m-<br />
Sprinter aller Zeiten hinter Usain Bolt, Tyson Gay <strong>und</strong> Yohan<br />
Blake. Niklas Bühner ist beruflich als Sportmanager<br />
bei Puma beschäftigt. Bei einer Promotionveranstaltung<br />
in Neu Delhi traf er Asafa Powell <strong>und</strong> bekam von ihm<br />
dessen im Olympiafinale getragenes Paar Spikes. Einen<br />
Schuh behält Niklas Bühner selbst, den anderen stiftet er<br />
für den P-Weg-Zweck <strong>2017</strong>. Besonders wertvoll wird das<br />
Stück, weil es handsigniert <strong>und</strong> mit der Siegerzeit (37,27<br />
s) beschriftet ist.<br />
Spendentor des Lions-Clubs<br />
Es ist groß, gelb <strong>und</strong> nicht zu übersehen – das Lions-<br />
Spendentor im Innenstadtbereich des diesjährigen P-<br />
Weg-Marathons. Jeder Teilnehmer, der hindurchläuft<br />
bzw. hindurchfährt, spendet automatisch 5 Euro an das<br />
Lions-Hilfswerk e. V. Plettenberg – die Registrierung erfolgt<br />
durch den Startnummern-Chip. Und das Beste: Die<br />
Volksbank im Märkischen Kreis wird den Gesamtbetrag<br />
der Teilnehmerspenden verdoppeln <strong>und</strong> somit das Gesamtspendenaufkommen<br />
dieser Aktion entsprechend aufstocken.<br />
Der Gesamtbetrag kommt vollständig Plettenbergs<br />
Gr<strong>und</strong>schulkindern <strong>und</strong> dem Projekt Klasse2000 zu<br />
Gute - Deutschlands am weitesten verbreiteten Unterrichtsprogramm<br />
zur Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Sucht- <strong>und</strong><br />
Gewaltvorbeugung in der Gr<strong>und</strong>schule. Spenden werden<br />
dankbar begrüßt – auch Spenden ohne das Tor zu durchqueren<br />
sind herzlich willkommen.<br />
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Plettenberg<br />
14
RADIO BEIER SCHLIESST<br />
NACH ÜBER 40 JAHREN<br />
Fahrschule D. Martin zieht in die Geschäftsräume an der Lohmühle 2 in Plettenberg<br />
Foto Rüdiger Kahlke<br />
Im Plettenberger Einzelhandel endet<br />
eine Ära. Nach über 40 Jahren<br />
der Selbstständigkeit tritt Hans Beier<br />
in diesem Monat seinen wohlverdienten<br />
Ruhestand an, schließt<br />
sein Geschäft Radio Beier an der<br />
Lohmühle 2. Ein Leerstand entsteht<br />
dort nicht, denn in die Geschäftsräume<br />
zieht die Fahrschule<br />
D. Martin mit ihrer Plettenberger<br />
Dependance ein, die bisher in der<br />
Kaiserstraße 1 ihren Standort hatte.<br />
Am 1. <strong>Oktober</strong> 1976 gründete der Radio-<br />
<strong>und</strong> Fernsehtechniker Hans Beier<br />
seinen Meisterbetrieb in der Herscheider<br />
Straße 99. Schon bald wurde<br />
dort der Platz zu klein <strong>und</strong> im Jahr<br />
1980 Beier zog mit seinem Geschäft<br />
in die Herscheider Straße 2 (heute<br />
An der Lohmühle). Auf 120 Quadratmetern<br />
präsentierte er Radio, TV, Video<br />
<strong>und</strong> Hifi. Am 1. November erweiterte<br />
er das Geschäft um eine 50 qm<br />
große Fläche für Elektrohaushaltsgeräte.<br />
Unterstützt wurde Hans Beier von<br />
seiner Ehefrau Ruth, die ebenfalls<br />
eine Ausbildung zur Radio- <strong>und</strong> Fernsehtechnikerin<br />
absolvierte <strong>und</strong> im<br />
März 1990 Betriebswirtin im Handwerk<br />
wurde. In die Fußstapfen ihrer<br />
Eltern traten auch die Söhne Mario<br />
<strong>und</strong> Thomas. Mario Beier ist heute<br />
als Tontechniker tätig; Thomas wurde<br />
Informationstechniker (Meister) <strong>und</strong><br />
Betriebswirt im Handwerk.<br />
Hans Beiers K<strong>und</strong>en schätzen ihn als<br />
Handwerker alten Schlags. Entgegen<br />
dem Trend repariert der 76-Jährige<br />
alles, was mit der Branche zu tun<br />
hat. In seiner kleinen Werkstatt stapeln<br />
sich Messgeräte neben Werkzeugen<br />
<strong>und</strong> Regalen mit Dutzenden<br />
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von Schubladen. Hier ist fein sortiert,<br />
was alte Kisten zu neuem Leben erweckt:<br />
Kondensatoren, Widerstände,<br />
Spulen. Beier kann „fast alle Geräte<br />
reparieren“. Standardteile hat er<br />
auf Lager. Speziellere Artikel können<br />
kurzfristig beschafft werden, meist<br />
innerhalb von Tagen – auch für Röhrenfernseher.<br />
Nur selten muss selbst<br />
der alte Tüftler passen.<br />
Hans Beiers Fachwissen ist auch außerhalb<br />
seines Geschäfts gefragt. Bei<br />
unzähligen Biergerichten der Schützenvereine<br />
sorgt er mit seiner Beschallungstechnik<br />
für den guten Ton.<br />
Und auch bei den P-Weg-Marathon-<br />
Wochenenden sitzt er am Mischpult.<br />
Jetzt geht es ans Aufräumen, denn<br />
Ende <strong>September</strong> ist Schluss mit dem<br />
Geschäft Radio Beier. Hans Beier wird<br />
mit seiner Frau Ruth den Ruhestand<br />
genießen. Seinen treuen Stammk<strong>und</strong>en<br />
wird er aber auch weiterhin mit<br />
Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite stehen.<br />
Nach einer kurzen Umbauzeit wird<br />
dann die Fahrschule D. Martin ihre<br />
neue Zweigstelle in Plettenberg eröffnen.<br />
Inhaber Dieter Martin <strong>und</strong><br />
sein Team freuen sich schon auf das<br />
neue Domizil an der Lohmühle 2 in<br />
gut erreichbarer Innenstadtlage.<br />
15
EINLADUNG ZUM TUNDELN<br />
Katharina Vollmerhaus liebt kreative Handarbeit<br />
Kennen Sie T<strong>und</strong>eln? Noch nicht gehört? Früher wusste<br />
jedes Kind, was damit gemeint ist. T<strong>und</strong>eln ist eine in<br />
Vergessenheit geratene Flechttechnik, mit der Schnüre,<br />
Bänder oder Kordeln hergestellt werden.<br />
von Martin Büdenbender<br />
16<br />
Katharina Vollmerhaus hat das T<strong>und</strong>eln neu entdeckt. Sie<br />
demonstriert die erstaunlich einfache Technik. Die Enden<br />
von vier unterschiedlich gefärbten Wollfäden werden<br />
je an ein als Gewicht dienendes T<strong>und</strong>elholz geb<strong>und</strong>en,<br />
die anderen Enden zusammengeknotet <strong>und</strong> so hoch<br />
oben an einem Türrahmen oder Deckenbalken angebracht,<br />
dass die T<strong>und</strong>elhölzer auf Höhe der Hände hängen.<br />
Und schon kann das Spiel beginnen: Zwei Personen<br />
werfen sich in rhythmischer Folge einander die T<strong>und</strong>eln<br />
in einer abgesprochenen Reihenfolge zu, wodurch sich<br />
die Fäden miteinander verflechten <strong>und</strong> sich ein schönes<br />
Farbmuster ergibt.<br />
Von Ackerbau <strong>und</strong> Viehzucht <strong>und</strong> natürlich vom Eisengewerbe<br />
haben die Menschen früher im Lennetal gelebt.<br />
„Nicht nur“, weiß Katharina Vollmerhaus. „Plettenberg<br />
zum Beispiel war eine richtige Weberstadt“, betont die<br />
Herscheiderin. Webereien gab es dort zuhauf. <strong>Das</strong> änderte<br />
sich erst mit dem Stadtbrand von 1725, der 94 Prozent<br />
des Plettenberger Stadtgebietes vernichtete <strong>und</strong> dem<br />
auch die meisten Webstühle zum Opfer fielen. Heute erinnert<br />
rein gar nichts mehr in der Vier-Täler-Stadt daran, wie<br />
sehr die Herstellung von Textilien früher einmal das Leben<br />
bestimmt hat. Damals wurde nicht nur gewebt, sondern<br />
auch gestrickt, gehäkelt <strong>und</strong> genäht. Legendär war<br />
die Unterwäsche fürs Militär aus Plettenbergs Web- <strong>und</strong><br />
Nähstuben. Strapazierfähige Wolle von Sauerländer Schafen.<br />
„Unverwüstlich waren die Unterhosen“, lacht Katharina<br />
Vollmerhaus, „aber es gab Beschwerden. Die Unterwäsche<br />
soll ordentlich gekratzt <strong>und</strong> gejuckt haben.“<br />
R<strong>und</strong> ums Thema Weberei <strong>und</strong> Handarbeitskunst kennt<br />
die Herscheiderin viele Geschichten. Sie erinnert an ein<br />
altes Gedicht, in dem eine hübsche Magd drei stolze Ritter<br />
zugunsten eines schneeweißen Webers verschmähte.<br />
„Wissen Sie, was mit einem schneeweißem Weber gemeint<br />
ist? Schneeweiß war er, weil er die Schwindsucht<br />
hatte. Und die Schwíndsucht war insbesondere unter Leinenwebern<br />
weit verbreitet, weil die ganz unges<strong>und</strong> in<br />
dunklen Kellern in Lehmkuhlen hockten, um den Leinen<br />
feucht weben zu können. Damals war weiße Hautfarbe<br />
hoch angesehen. Sie zeugte von einem vornehmen<br />
Stand.“
Maßgeschneiderte Kleider gab‘s nur für Gutbetuchte<br />
Neben dem Musizieren <strong>und</strong> dem Malen sind Textilgestaltung<br />
<strong>und</strong> kreative Handarbeit die große Leidenschaft der Handarbeitstechniken auch am längsten gehalten. Kathanen<br />
<strong>und</strong> gewebt. Dort haben sich diese traditionellen<br />
Herscheiderin. In den 70er Jahren hat sie Textildesign studiert<br />
<strong>und</strong> sich von daher schon damals mit dem Weben, die das Weben in der Landwirtschaftsschule erlernt harina<br />
Vollmerhaus kannte <strong>und</strong> kennt noch etliche Frauen,<br />
Stricken <strong>und</strong> Nähen beschäftigt. <strong>Das</strong> waren Arbeiten, die ben. <strong>Das</strong> galt auch für die vor einigen Jahren verstorbene<br />
Renate Kellermann. Ihr schöner Webstuhl hat inzwi-<br />
man früher in jedem Haushalt konnte, weil sie schlicht<br />
von existenzieller Bedeutung waren. Gute Bekleidung, schen einen Ehrenplatz im Herscheider Heimatmuseum,<br />
angefertigt <strong>und</strong> gekauft beim Schneider, konnte sich damals<br />
nur erlauben, wer sprichwörtlich gut betucht war. Katharina Vollmerhaus. Am Webstuhl der Marke Kircher,<br />
dem Spieker, gef<strong>und</strong>en. „Ein Schmuckstück“, schwärmt<br />
Besonders auf den Bauernhöfen wurde selbst gespon-<br />
der mit vier Schäften ausgestattet ist, demonstriert sie<br />
einmal im Monat die traditionelle Webkunst. „Ich möchte<br />
die Erinnerung an die alten Handarbeitstechniken lebendig<br />
halten“, betont die Herscheiderin.<br />
Hier kann man Katahrina<br />
Vollmerhaus in Aktion erleben<br />
- an den offenen Tagen im Herscheider Spieker<br />
(letztes Wochenende im Monat)<br />
- in Breckerfeld (im Januar) vom Schaf zum Pullover<br />
- beim Neuenrader Gertrüdchen (im März)<br />
- im Museum Lennestadt (erster Sonntag im Monat)<br />
- beim Gartenfest von Holzschnitzerin Ute Weniger in<br />
Plettenberg-Ohle (im August)<br />
- beim Altstadtfest in Lüdenscheid (im Sommer)<br />
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17
Text Iris Kannenberg, Fotos Martin Büdenbender<br />
KLOSTERLEBEN IN WERDOHL –<br />
VIER MÖNCHE MACHEN ES VOR<br />
18<br />
Ein Kloster in Werdohl? Jeder, dem ich erzähle, dass<br />
ich zu einem Interview mit vier Mönchen ins Werdohler<br />
Kloster fahre, schaut mich erst einmal voller Unverständnis<br />
an. Ungläubiges Kopfschütteln ist eine durchgängige<br />
Reaktion. Aber die Vorstellung gewinnt auch<br />
sofortige ungeteilte Aufmerksamkeit, stößt auf Interesse.<br />
Zu recht. <strong>Das</strong> Kloster liegt tatsächlich mitten in Werdohl.<br />
Die vier Mönche, die dort leben, sind aus Polen <strong>und</strong><br />
gehören dem Orden der Franziskaner-Minoriten an. Ich<br />
habe sie kennengelernt bei einer Graffiti-Sprühaktion<br />
von Yves Thomé, der dort einen Workshop für die katholische<br />
Jugend leitete. Auch das schon recht ungewöhnlich.<br />
Seitdem prangt das große bunte Graffiti „St. Michael“<br />
an einer der Mauern des Klosters. „St. Michael“, so<br />
heißt die Pfarrgemeinde, die die Mönche leiten <strong>und</strong> zu<br />
der immerhin 4000 gläubige Katholiken gehören. Viele<br />
ganz junge Menschen sind dabei, die sich hier in vielen<br />
kirchlichen Projekten engagieren. Eine Gemeinde, die<br />
lebendig ist <strong>und</strong> keine Schwierigkeiten damit hat, ihre<br />
große Kirche voll zu bekommen.<br />
Schon bei dem Workshop hatte ich den Eindruck, dass<br />
diese Mönche etwas Besonderes sind <strong>und</strong> in so gar kein<br />
Schema passen wollen. Dieser Eindruck bestätigt sich<br />
spätestens, als sie uns die Tür aufmachen. Sie haben<br />
ohne Vorbehalte einem Interview zugestimmt. Fotograf<br />
Martin Büdenbender ist fasziniert von der Architektur der<br />
Klosteranlage <strong>und</strong> stürzt sich ohne Umwege auf die vielen<br />
schönen Fotomotive. Er kommt in der nächsten St<strong>und</strong>e<br />
immer nur sporadisch ins Wohnzimmer „geschneit“,<br />
um mit leuchtenden Augen von den vielen tollen Motive<br />
zu schwärmen.<br />
Meine Faszination gilt eher der Tatsache, dass ich hier<br />
zwei Männern in Mönchskutten gegenüber stehe. Mich<br />
erinnert das spontan an Filme wie „Der Name der Rose“<br />
oder „Sakrileg“. Irgendwie ist das alles ziemlich geheimnisvoll,<br />
ungewohnt <strong>und</strong> fremd. Pater Irenäus <strong>und</strong> sein<br />
Klosterbruder Kamil wirken jedoch geerdet. Und sympathisch.<br />
Sie bieten mir Kaffee <strong>und</strong> Plätzchen im Wohnzimmer<br />
an, dessen eine Wand vollständig bedeckt ist<br />
von Büchern. Vom ersten Moment an haben wir einen<br />
Draht zueinander. Sie sind so gradlinig <strong>und</strong> offen. Einfach
Blick ins Esszimmer<br />
zum Gebet. Ein Ort der Ruhe. Mit einer<br />
starken Ausstrahlung. Ich darf hier<br />
eine Weile alleine sein. Fast wie ein<br />
kleiner Urlaub fühlt sich das an. Ich<br />
genieße diesen besonderen Platz <strong>und</strong><br />
bedauere es, dass ich hier nicht länger<br />
bleiben kann.<br />
nett. Und beantworten in der nächsten St<strong>und</strong>e alle meine<br />
Fragen geradeaus <strong>und</strong> überhaupt nicht abgehoben.<br />
2003 kamen die Mönche nach Werdohl.<br />
Damals suchte man dringend Seelsorger.<br />
Und sandte von Werdohl einen<br />
„Ruf“ aus in die katholische Welt. In Polen<br />
wurde er gehört. Seitdem sind die<br />
Mönche ein nicht mehr wegzudenkender<br />
Bestandteil der Stadt. Und das ehemalige Pfarrhaus<br />
eben ein Kloster.<br />
Still ist es hier nicht, die untere Etage wird gerade umgebaut.<br />
Bislang muss einer der Mönche mangels Platz im<br />
benachbarten Neuenrade wohnen. Damit ist nach dem<br />
Umbau Schluss. Gemeinschaft ist wichtig, erklärt mir Pater<br />
Irenäus, der das Kloster leitet. Zur Inspiration, fürs gemeinsame<br />
Gebet <strong>und</strong> das Hören auf den „Chef“. Gott ist<br />
hier überall gegenwärtig. Und trotz Baustelle strahlt dieses<br />
Haus Ruhe <strong>und</strong> Frieden aus.<br />
Die katholische Kirche selbst, zu der das Kloster gehört,<br />
wurde um 1860 erbaut <strong>und</strong> ist etwas Besonderes, da sie<br />
die erste katholische Kirche ist, die nach 300 Jahren Reformation<br />
neu erbaut wurde. Im streng evangelischen Teil<br />
des Sauerlandes wohlgemerkt. <strong>Das</strong> will was heißen <strong>und</strong><br />
zeigt, dass die Werdohler schon immer offen waren dafür,<br />
in eine friedliche Gemeinschaft zu investieren. Man versteht<br />
sich auch heute noch richtig gut mit den „Evangelischen“.<br />
Da ist etwas sehr Tiefes gewachsen zwischen den<br />
beiden Glaubensgemeinschaften, etwas, das auch die immer<br />
wieder aufkeimenden Diskussionen um ein gemeinsames<br />
Abendmahl, den Sinn oder Unsinn des Zölibats etc.<br />
nicht zerstören kann. Ökumene kann funktionieren.<br />
<strong>Das</strong> Klostergebäude an sich ist eine Mischung aus Moderne<br />
<strong>und</strong> Tradition. Dicke Bruchsteinmauern sorgen für<br />
ein ausgeglichenes Raum-Klima im Inneren. Alles ist<br />
sehr sauber <strong>und</strong> gepflegt <strong>und</strong> strahlt trotzdem große<br />
Gemütlichkeit aus. Bunte Gegenstände aus Afrika, Südamerika<br />
<strong>und</strong> Asien harmonieren mit schlichten Statuen<br />
von Heiligen <strong>und</strong> sparsam eingesetztem Mobiliar.<br />
Eine hauseigene Kapelle befindet sich in der ersten<br />
Etage. Hier treffen sich die Brüder mehrmals täglich<br />
Ein zentrales Anliegen der kleinen Kommunität: das gemeinsame<br />
Leben. Für die Mönche ist es wichtig, zusammen<br />
zu beten, zu essen <strong>und</strong> zu arbeiten. <strong>Das</strong> stärkt den<br />
Glauben <strong>und</strong> die Gemeinschaft untereinander. Auf meine<br />
Frage, warum das Kloster so klein ist <strong>und</strong> nicht so wie<br />
man es sich vorstellt, riesig groß mit dicken Mauern, erklärt<br />
mir Pater Irenäus, dass der Auftrag der Franziskaner<br />
ganz klar der ist, unter die Menschen zu gehen. Sich<br />
nicht absondert, sondern mit ihnen lebt, ihre Sorgen <strong>und</strong><br />
Nöte teilt. Franziskus, der Gründer dieser Ordensbewegung,<br />
wollte, dass die Brüder mit der Bevölkerung le-<br />
Pater Irenäus Wojtko<br />
ben, wissen, was das alltägliche Leben der Menschen<br />
ausmacht. Die Franziskaner sind eine weltweite Bewegung,<br />
sie sind überall präsent, wo Hilfe gebraucht wird.<br />
Ich will wissen, wie sie, die beide relativ jung sind, Mönche<br />
geworden sind. Sie erzählen mir von dem Ruf, den<br />
sie gehört haben. Bei Irenäus hat es mehrere Jahre gedauert,<br />
eher er diesem Ruf gefolgt ist. Er beschreibt das,<br />
was er erlebt hat als beharrliches inneres Drängen. Ka-<br />
19
Stille Andacht in der Krypta von St. Michael<br />
mil brauchte nur fünf Monate, um sich für das Leben als<br />
Mönch zu entscheiden. Bei ihm war es eher ein innerer<br />
Paukenschlag. So unterschiedlich kann das gehen.<br />
nehmen es dankbar an. Man vertraut den vier Mönchen<br />
aus Polen ganz offensichtlich. Sonst ließe sich dieser stetige<br />
Zulauf in ihrer Kirche wohl nicht erklären.<br />
Ich löchere die zwei mit vielen Fragen - auch unbequemen.<br />
Ob sie das Gefühl haben, dass ihre Arbeit ankommt,<br />
die Menschen erreicht. Und sie erzählen mir,<br />
wie wichtig es ist, authentisch zu sein. Die Botschaft, die<br />
sie verkünden, auch zu leben. Man soll Jesus an ihnen<br />
erkennen können. <strong>Das</strong> ist ihr größter Wunsch, denn das<br />
schafft Vertrauen. Die Menschen hören ihnen zu<br />
<strong>und</strong> die Gemeinde wächst. Als drittgrößte Religionsgemeinschaft<br />
in Werdohl, nach evangelischer<br />
Kirche <strong>und</strong> dem Islam, ist ihnen daran gelegen,<br />
den Bürgern eine verlässliche Stütze zu<br />
sein. Sie haben ein offenes Ohr für die Sorgen<br />
der manchmal eher sperrigen Sauerländer. Die<br />
Wenn man einmal in dieser Klosteranlage mitten in Werdohl<br />
war <strong>und</strong> sich die Zeit genommen hat, diesen besonderen<br />
Ort mit allen Sinnen zu erfassen, will man hier<br />
nur ungern wieder weg. Obwohl r<strong>und</strong> um das Kloster zur<br />
Straße hin alles offen ist, macht der Ort den Eindruck, als<br />
wäre er herausgenommen aus dem hektischen Treiben<br />
Am Ende des Flures liegt die kleine Kapelle<br />
Pater Irenäus<br />
<strong>und</strong> Pater Kamil<br />
im Gespräch mit<br />
der Autorin<br />
der Welt. Ein Platz, der irgendwie verborgen ist.<br />
Und doch auch mittendrin. Die Mönche stehen<br />
mitten im Leben. Sind ganz modern <strong>und</strong> doch<br />
auch tief verwurzelt in ihrem Glauben. Sie haben<br />
uns wie ihre Fre<strong>und</strong>e behandelt <strong>und</strong> aufgenommen.<br />
Und für uns ist klar: Wir kommen wieder.<br />
20
HÜLSCHOTTEN HEIZT<br />
DEN MEILER AN<br />
<strong>Das</strong> Banner über dem Ortseingang von Hülschotten ist<br />
nicht zu übersehen. „Kommt vorbei“, lädt die Dorfgemeinschaft<br />
zu den Meilertagen in <strong>und</strong> an der Schützenhalle ein.<br />
Gefeiert wird bis zum 10. <strong>September</strong>.<br />
Der kleine Ort zwischen Heggen <strong>und</strong> Landemert zieht in<br />
Sachen „Meilertage“ an einem Strang. Nach 22 Jahren<br />
wird in dem Bergdorf an der Grenze zum Kreis Olpe wieder<br />
ein Kohlenmeiler aufgebaut, angezündet <strong>und</strong> abgebrannt.<br />
50 Raummeter Buchenholz hatten die fleißigen Helfer von<br />
Heimatschützenverein, Kapellenverein, Karnevalsfre<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Sportverein Blau-Weiß rings um den Meilerplatz oberhalb<br />
der Schützenhalle aufgeschichtet, bevor Köhler Georg<br />
Sasse aus Oberh<strong>und</strong>em mit dem kunstvollen <strong>und</strong> systematischen<br />
Aufbau des Meilers begann.<br />
„<strong>Das</strong> Buchenholz stammt aus der Umgebung. Wir haben<br />
es vor dem Schützenfest selber gespalten <strong>und</strong> auf Lager<br />
gelegt“, berichtet Benjamin Rüschenberg beim Ortstermin<br />
hoch oben über Hülschotten. <strong>Das</strong> Holz ist auf 1,10<br />
Meter Länge geschnitten. Der 1. Vorsitzende des Heimatschützenvereins<br />
freut sich auf die ersten Meilertage seit<br />
dem 625-jährigen Dorfjubiläum <strong>und</strong> hofft, dass die zehntägige<br />
Veranstaltung Treffpunkt für die Generationen <strong>und</strong><br />
ein Wiedersehen mit Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten wird, „die<br />
man viele Jahre nicht gesehen hat“.<br />
Zahlreiche auswärtige Vereine sind in das bunte Programm<br />
der Meilertage Hülschotten eingeb<strong>und</strong>en oder haben ihr<br />
Kommen zugesagt. Zudem werden 850 Kinder aus dem<br />
Raum Finnentrop, Plettenberg <strong>und</strong> Attendorn erwartet.<br />
Die Hauptarbeit am Meiler erledigen der erfahrene Köhler<br />
Georg Sasse <strong>und</strong> seine beiden Helfer. Aber auch die vier<br />
Text <strong>und</strong> Foto Martin Droste<br />
Für zehntägige Veranstaltung ziehen<br />
alle Dorfvereine an einem Strang<br />
Vereine aus Hülschotten sind gefordert, z.b. bei der Feuerwache.<br />
Die begehrte Holzkohle konnte bei Reinhard Teipel<br />
(2. Vorsitzender Heimatschützenverein)<br />
vorbestellt<br />
werden. Abgefüllt wird sie<br />
in 15-Kilogramm-Säcke. Der<br />
Verkaufserlös kommt der<br />
sehr aktiven Dorfgemeinschaft<br />
zu Gute, die seit zwei<br />
Jahren auch einen Weihnachtsmarkt<br />
veranstaltet.<br />
Für die Veranstaltungen<br />
„Bayerischer Gaudi“ (8. <strong>September</strong>),<br />
„Timbersports by<br />
Stihl“ <strong>und</strong> „Party-Evening by<br />
Offizierskorps“ (beide am 9. <strong>September</strong>) gibt es Karten im<br />
Vorverkauf (jeweils 6 Euro). Karten gibt es bei der Volksbank<br />
Plettenberg, Raiffeisen Heggen <strong>und</strong> Creativ-Studio<br />
Attendorn. An der Abendkasse kosten die Karten je 7 Euro.<br />
Programm Meilertage Hülschotten<br />
Donnerstag, 7. <strong>September</strong><br />
„Meiler vs. Bronkobeat – Wer heizt den Leuten mehr ein?“<br />
17 Uhr: Vorführungen der heimischen Feuerwehren <strong>und</strong><br />
des THW.<br />
19.30 Uhr: Livekonzert mit der Coverband „Bronkobeat“<br />
aus Plettenberg.<br />
Freitag, 8. <strong>September</strong><br />
„Großes Ritteressen“<br />
18 Uhr: Traditionelles Germanen-Essen.<br />
20 Uhr: Bayerischer Gaudi mit dem Musikverein Brachthausen<br />
<strong>und</strong> Wahl zur „Köhlerliesl“.<br />
Samstag, 9. <strong>September</strong><br />
„Heute fliegen die Fetzen“<br />
13 Uhr: Timbersports (Motorsäge) by Stihl.<br />
20 Uhr: Party-Evening by Offizierskorps mit der Coverband<br />
„In Between“.<br />
Sonntag, 10. <strong>September</strong><br />
„Alles hat ein Ende…”<br />
11 Uhr: Hülschotten Rustikal – mit dem Feuerwehr-Musikzug<br />
Attendorn.<br />
14 Uhr: Aufbruch des Meilers <strong>und</strong> Holzkohlenverkauf, anschließend<br />
gemütlicher Ausklang.<br />
21
22<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
MENSCH.<br />
AUCH MIT<br />
DEMENZ<br />
Demenz-Netzwerk<br />
Plettenberg/Herscheid arbeitet<br />
an Entwicklung zu<br />
demenzfre<strong>und</strong>lichen Kommunen<br />
<strong>Das</strong> Thema Demenz ist heute allgegenwärtig. In der Familie,<br />
im Fre<strong>und</strong>eskreis oder in der Bekanntschaft - fast<br />
jeder kennt Menschen, die von der Diagnose „Demenz“<br />
oder „Alzheimer“ betroffen sind. Der Anteil der älteren<br />
Frauen <strong>und</strong> Männer steigt <strong>und</strong> damit auch die Häufigkeit<br />
dieser Krankheitsbilder. Dennoch ist unsere Gesellschaft<br />
weit davon entfernt, angemessen mit Betroffenen umzugehen,<br />
ist vielmehr in vielerlei Hinsicht ausgesprochen<br />
demenzunfre<strong>und</strong>lich. Um diesen Missstand vor Ort zu<br />
beheben, hat sich im Sommer 2015 das Demenz-Netzwerk<br />
als Teil des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Pflegenetzwerks Plettenberg/Herscheid<br />
gegründet <strong>und</strong> zum Ziel gesetzt, die<br />
beiden benachbarten Orte Schritt für Schritt zu demenzfre<strong>und</strong>lichen<br />
Kommunen zu entwickeln.<br />
In den ersten zwei Jahren wurde das Netzwerk im Rahmen<br />
der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz vom<br />
Land NRW mit insgesamt 10.000 Euro gefördert. Diese<br />
Förderung lief bis August <strong>2017</strong>. Doch auch ohne weitere<br />
Förderung sind sich die Kommunen Herscheid <strong>und</strong> Plettenberg<br />
einig, das Projekt weiterzuführen. „Es ist etwas<br />
gewachsen“, berichtet Christiane Wilk, die zunächst als<br />
Demografiebeauftragte <strong>und</strong> jetzt als Fachgebietsleiterin<br />
Soziales <strong>und</strong> Wohnen in Plettenberg die Entwicklung des<br />
Netzwerks federführend begleitet. „Viele Beteiligte - Einrichtungen,<br />
Vereine <strong>und</strong> Einzelpersonen - haben sich zusammengef<strong>und</strong>en.<br />
Erfahrungen werden ausgetauscht <strong>und</strong><br />
Angebote koordiniert, auch über die Stadtgrenzen hinaus.“<br />
Eine wichtige Erfahrung ist: Es sind zum Teil einfach<br />
umzusetzende Maßnahmen, die die Kommune demenzfre<strong>und</strong>licher<br />
machen. So schult der Plettenberger<br />
Turnverein Übungsleiter, um Bewegungsangebote für<br />
Menschen mit beginnender Demenz machen zu können.<br />
Erste Einzelhandelsunternehmen in Plettenberg<br />
(Expert Weyand) <strong>und</strong> Herscheid (Schuhhaus Schöttler)<br />
haben sich als generationenfre<strong>und</strong>liche Unternehmen<br />
zertifizieren lassen. Es gibt Betreuungsgruppen in Herscheid<br />
<strong>und</strong> Plettenberg.<br />
Diese <strong>und</strong> andere Angebote r<strong>und</strong> um das Thema Demenz<br />
in Plettenberg <strong>und</strong> Herscheid sind in der Broschüre<br />
„Leben mit Demenz“ zusammengefasst, die kostenlos<br />
erhältlich ist. Sie gibt eine Übersicht über Angebote für<br />
Betroffene <strong>und</strong> Angehörige - von Beratung über Betreuung<br />
bis zu Geselligem. „Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiger<br />
Baustein der Netzwerkarbeit“, weiß Christiane Wilk.<br />
Neues Angebot:<br />
Leben mit Demenz im Frühstadium<br />
Auf ein noch im Entstehen<br />
befindliches Angebot macht<br />
Christiane Wilk besonders aufmerksam:<br />
„Leben mit Demenz<br />
im Frühstadium“. Die Diagnose<br />
„Demenz“ ist für Betroffene<br />
mit vielen Unsicherheiten<br />
<strong>und</strong> Fragen verb<strong>und</strong>en. Wie<br />
soll ich mit dieser Krankheit leben? Wer unterstützt mich<br />
im Alltag? Wie wird meine Familie reagieren? Die Kursreihe<br />
wendet sich an Menschen, die ihre Diagnose kennen<br />
<strong>und</strong> sich zusammen mit ebenfalls Betroffenen aktiv<br />
mit ihrer Erkrankung auseinandersetzen möchten.<br />
Die Treffen in der Cafeteria im Matthias-Claudius-Haus<br />
in Plettenberg werden von zwei erfahrenen Fachkräften<br />
begleitet. Die Teilnahme ist kostenfrei. Information <strong>und</strong><br />
Anmeldung bei Rita Pfeiffer unter Tel. 0151/40741186.<br />
Neu im Rathaus: Jonas Borgmann<br />
Seit dem 1. April dieses Jahres<br />
hat Christiane Wilk im Plettenberger<br />
Rathaus Unterstützung<br />
für die Themenbereiche Integration<br />
<strong>und</strong> Demographie bekommen.<br />
Jonas Borgmann<br />
(28) ist gebürtig aus Münster<br />
<strong>und</strong> hat sein Soziologiestudium<br />
in Tübingen <strong>und</strong> Frankfurt/Main absolviert. Verbindung<br />
zum Sauerland hat er durch seine Mutter, die aus
S<strong>und</strong>ern-Endorf stammt.<br />
Seine Tätigkeit im Plettenberger Sozialamt<br />
ist zunächst auf eine halbe Stelle<br />
begrenzt <strong>und</strong> auf ein Jahr befristet.<br />
„Ich finde es spannend, wie Plettenberg<br />
<strong>und</strong> Herscheid den Weg zur demenzfre<strong>und</strong>lichen<br />
Kommune beschreiten <strong>und</strong><br />
möchte den Prozess gerne mitgestalten“,<br />
wünscht er sich eine längerfristige Beschäftigung<br />
mit dem Thema in Plettenberg.<br />
Demenz-Tag „mit <strong>und</strong> ohne“<br />
Der Aktionstag am Mittwoch, 20. <strong>September</strong>, bildet den<br />
offiziellen Abschluss der Förderphase im Rahmen der Lokalen<br />
Allianz für Menschen mit Demenz. Gleichzeitig soll<br />
ein deutliches Signal gezeigt werden, dass Plettenberg<br />
<strong>und</strong> Herscheid den Weg zur demenzfre<strong>und</strong>lichen Kommune<br />
fortsetzen.<br />
Der Demenz-Tag „mit <strong>und</strong> ohne“ beginnt um 14 Uhr im<br />
Saal des Plettenberger Jugendzentrums Alte Feuerwache.<br />
Dr. Johannes W<strong>und</strong>erlich, Chefarzt der Geriatrie im<br />
St.-Elisabeth-Krankenhaus Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Vorstandsmitglied<br />
des Geriatrischen Versorgungsverb<strong>und</strong>es Westfalen,<br />
hält einen Impulsvortrag mit der Überschrift „Mutter,<br />
was machst du denn da?“. W<strong>und</strong>erlich war im November<br />
2016 auch Gast bei der Eröffnung der Integrierten Geriatrie<br />
im Plettenberger Krankenhaus <strong>und</strong> hatte die Zuhörer<br />
mit seinen ebenso f<strong>und</strong>ierten wie verständlichen Erläuterungen<br />
zur Altersmedizin förmlich gefesselt.<br />
Auf den offiziellen folgt der Aktionsteil, der bei gutem<br />
Wetter auf dem Vorplatz des Jugendzemtrums stattfindet.<br />
Etliche Netzwerkmitglieder werden sowohl informative<br />
als auch unterhaltsame<br />
Aktionen<br />
durchführen - für Alt<br />
<strong>und</strong> Jung, mit <strong>und</strong><br />
ohne. Es gibt Sportaktivitäten<br />
(z.B. Ü-<br />
60-Fitnesstest), Rollator-Training,<br />
eine<br />
Buchausstellung der<br />
Stadtbücherei <strong>und</strong><br />
vieles mehr.<br />
Mit von der Partie<br />
ist auch das Team<br />
des <strong>Komplett</strong>-Magazins.<br />
Mit einer Fotoaktion<br />
knüpfen wir<br />
an die Kampagne<br />
„Mensch. Auch mit Demenz“ der Landesinitiative<br />
Demenz-Service Nordrhein-Westfalen<br />
an. Lassen Sie sich von uns fotografieren<br />
<strong>und</strong> mit dem Kampagnen-Logo<br />
stempeln. Auf Wunsch erhalten Sie Ihr<br />
Foto anschließend per Mail zugesandt.<br />
Netzwerkpartner<br />
im Demenz-Netzwerk<br />
Demenz-Servicezentrum Region Dortm<strong>und</strong><br />
/ Kreissportb<strong>und</strong> Märkischer Kreis e.V. / Fachdienst<br />
Pflege des Märkischen Kreises / Gemeinde Herscheid<br />
/ Dienstleistungen Erika Glöckner, Herscheid / CMS<br />
Seniorenzentrum Herscheid GmbH / CDU Herscheid /<br />
Stadt Plettenberg / Krankenhaus Plettenberg GmbH /<br />
Therapiezentrum Plettenberg GmbH / Seniorenzentrum<br />
Krankenhaus Plettenberg / Ambulante Altenpflege<br />
Stahlschmidt, Plettenberg / Diakonie Mark-Ruhr,<br />
Diakoniestation Plettenberg / Märkische Sozialstation<br />
e. V., Plettenberg / Pflegedienst Kerstin Liebeskind,<br />
Plettenberg, Herscheid <strong>und</strong> Werdohl / Caritasverband<br />
für das Kreisdekanat Altena-Lüdenscheid, Altenzentrum<br />
St. Josef, Plettenberg / Seniorenvertretung Plettenberg<br />
/ Plettenberger Turnverein / Physiotherapie im<br />
Zentrum Julia Stute, Plettenberg / Stadtsportverband<br />
Plettenberg / Schwimmverein Plettenberg / Senior-<br />
Berater Hartmut Damschen, Plettenberg / Musikschule<br />
Lennetal e.V. / Matthias-Claudius-Haus Plettenberg,<br />
Altenhilfeeinrichtung im Ev. Perthes-Werk Münster<br />
/ Große Hörwelt Thorsten Faust GmbH Herscheid<br />
/ Diakonisches Werk Kirchenkreis Plettenberg/<br />
Lüdenscheid, Reisedienst / Stadtbücherei Plettenberg<br />
/ Pflegeteam König, Plettenberg<br />
23
ADVERTORIAL<br />
ÄLTERE PATIENTEN HABEN<br />
BESONDERE BEDÜRFNISSE<br />
Viele Schritte auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus<br />
24<br />
Mechthild Decker-Maruska ist<br />
Demenzbeauftragte der Krankenhaus<br />
Plettenberg GmbH.<br />
Es ist kein Geheimnis:<br />
Angesichts der steigenden<br />
Lebenserwartung<br />
steigt die Anzahl älterer<br />
<strong>und</strong> hochaltriger Patienten<br />
in den Krankenhäusern.<br />
Und: Immer mehr<br />
dieser<br />
Alterspatienten<br />
weisen eine kognitive<br />
Störung oder Demenz<br />
auf. Die bedarfsgerechte<br />
Versorgung dieser Patientengruppe<br />
erfordert von den Kliniken die Etablierung<br />
eines erhöhten Problembewusstseins sowie eine Kompetenzstärkung<br />
gefolgt von der bedürfnisorientierten<br />
Anpassung des Versorgungsprozesses. Wie viele Krankenhäuser<br />
b<strong>und</strong>esweit setzt sich auch das Plettenberger<br />
Krankenhaus intensiv mit der Thematik auseinander<br />
<strong>und</strong> hat sich auf den langen Weg in Richtung „demenzsensibles<br />
Krankenhaus“ gemacht.<br />
Einer der ersten Schritte war die Teilnahme am dritten<br />
Projekt des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes<br />
mit dem Motto „Blickwechsel Demenz“ in den<br />
Jahren 2013 bis 2016. Bei den regelmäßig stattfindenden<br />
Treffen bot sich die Möglichkeit des Austausches<br />
mit anderen teilnehmenden Kliniken. Zudem sorgten<br />
fachspezifische Vorträge für ein verstärktes Problembewusstsein<br />
<strong>und</strong> erste Ideen zur Anpassung des Versorgungsprozesses.<br />
Ein Beispiel hierfür ist das Bestreben,<br />
demenziell erkrankte Patienten innerhalb der Klinik<br />
nicht zu verlegen. Dieses Vorgehen fokussiert auf den<br />
Erhalt bekannter räumlicher <strong>und</strong> personeller Gegebenheiten,<br />
deren Veränderung durch eine Verlegung u. a.<br />
Verwirrtheitszustände begünstigt. Ein weiteres Beispiel:<br />
„Rooming in bei Demenz“. Dieses Angebot ermöglicht<br />
es Angehörigen, während des stationären Aufenthaltes<br />
ganztägig an der Seite des Patienten zu sein, wobei sich<br />
die Nähe einer vertrauten Person positiv auf das Verhalten<br />
der Erkrankten auswirkt, welche den Klinikalltag<br />
nicht selten als befremdlich oder bedrohlich erleben.<br />
Nicht unerwähnt bleiben darf ein drittes Beispiel: die<br />
Schulung der Grünen Damen unserer Klinik im Bezug<br />
auf den Umgang mit demenziell erkrankten Patienten.<br />
Integrierte Geriatrie<br />
Mit Einbindung der „Integrierten Geriatrie“ in das Versorgungskonzept<br />
des Krankenhauses erfolgt im Jahr<br />
2014 ein weiterer Schritt. Ein Schwerpunkt der altersmedizinischen<br />
Versorgung stellt die Abklärung <strong>und</strong> Behandlung<br />
akuter Verwirrtheitszustände <strong>und</strong> chronischer<br />
Hirnleistungsstörungen (z. B. bei Demenzverdacht) dar.<br />
Unter fachärztlicher Leitung von Chefarzt Dr. medic. O.<br />
Petcu agieren in diesem Bereich die Leitende Oberärztin<br />
Anh Truong sowie speziell geschulte Ergo- <strong>und</strong> Physiotherapeuten,<br />
Logopäden <strong>und</strong> Pflegefachkräfte. Nicht<br />
selten erfordert die Abklärung einer Demenz strukturell<br />
bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT)<br />
oder Magnetresonanztomographie (MRT). Vorteilhaft<br />
für die zeitnahe Durchführung <strong>und</strong> die fachkompetente<br />
Beurteilung von CT oder MRT ist hier die enge Zusammenarbeit<br />
mit der im Krankenhaus angesiedelten, radiologischen<br />
Praxis „radprax“.<br />
Doch wie sieht es mit den Patientenzimmern aus? Im<br />
Rahmen der offiziellen Eröffnung der Integrierten Geriatrie<br />
am 20. November 2016 wurden die ersten fünf auf<br />
die besonderen Bedürfnisse älterer Patienten mit <strong>und</strong><br />
ohne Demenz ausgerichteten Patientenzimmer der Öffentlichkeit<br />
vorgestellt. Neben lobenden Worten gab es<br />
auch fragende Blicke. Warum befindet sich rechts neben<br />
der Zimmertür ein Klingelknopf? Bislang wurde das von<br />
den Besuchern noch nie in einem Krankenhaus gesehen.<br />
Des Rätsels Lösung: Klingeln statt anklopfen, denn<br />
viele Alterspatienten ohne, aber auch mit demenziellen<br />
Störungen sind schwerhörig <strong>und</strong> nehmen das akustische<br />
Signal des Anklopfens nicht wahr. Die besondere<br />
Türklingel lässt Anklopfen sichtbar werden, denn sie aktiviert<br />
ein Lichtsignal an der Wand gegenüber den Patientenbetten<br />
sowie ein weiteres in der Nasszelle. Diese<br />
leuchten bei Betätigung des Klingelknopfes mehrfach<br />
auf. “Überhören“ ist somit ebenso ausgeschlossen wie<br />
die vielfältigen Reaktionen auf ein vermeintlich unangekündigtes<br />
Eintreten eines Klinikmitarbeiters.<br />
Doch es steckt mehr dahinter, aktuell nur so viel:<br />
Schwerhörigkeit findet in der Demenzabklärung bis<br />
heute kaum Berücksichtigung, da sie seitens der versorgenden<br />
Strukturen des Ges<strong>und</strong>heitswesens oftmals<br />
nicht als Versorgungsproblem wahrgenommen wird.
Die Auswirkungen auf den Versorgungsprozess sind<br />
vielfältig, allem voran wird die Schwerhörigkeit nicht<br />
selten mit einer demenziellen Störung verwechselt, gefolgt<br />
von unangemessenen ärztlichen, therapeutischen<br />
<strong>und</strong> pflegerischen Maßnahmen. Dem möchten die Mitarbeiter<br />
des Geriatrischen Teams unseres Krankenhauses<br />
u. a. durch die Teilnahme an einer entsprechenden<br />
Schulung entgegenwirken.<br />
Eine weitere Aktivität findet sich in einem Gottesdienst<br />
für Menschen mit <strong>und</strong> ohne Demenz, welchen unsere<br />
Krankenhausseelsorgerin Pfarrerin Marion Erbsch nach<br />
dem Beispiel der Vergissmeinicht-Gottesdienste noch<br />
für dieses Jahr plant.<br />
Auch die Tagespflege des Seniorenzentrums am Krankenhaus<br />
bietet Platz für Menschen mit Demenz <strong>und</strong><br />
trägt so zur Entlastung pflegender Angehöriger bei.<br />
Unterstützung nach Klinikaufenthalt<br />
Oftmals bedürfen die betroffenen Patienten sowie ihre<br />
pflegenden Angehörigen der Beratung hinsichtlich der<br />
Weiterversorgung nach dem Klinikaufenthalt. Sowohl<br />
die Mitarbeiterinnen des sozialen Dienstes als auch deren<br />
Kollegin im Geriatrischen Case-Management haben<br />
ein offenes Ohr für die Sorgen <strong>und</strong> Ängste. Gemeinsam<br />
mit den Patienten <strong>und</strong> deren Familien wird das Leben<br />
nach der Entlassung - bestenfalls in der angestammten<br />
Häuslichkeit <strong>und</strong> mit passgenauen Unterstützungsleistungen<br />
- geplant <strong>und</strong> organisiert. Die gute Vernetzung<br />
des Krankenhauses sowie die enge Zusammenarbeit<br />
mit den regionalen Leistungsanbietern erleichtert den<br />
Angehörigen den Zugang zu Unterstützungsangeboten.<br />
Darüber hinaus engagierte sich das Plettenberger Krankenhaus<br />
im Jahr 2015 im multinationalen Forschungsprojekt<br />
„Actifcare“ <strong>und</strong> unterstützte die Akteure der<br />
Universität Wittenberg/Halle bei der Suche nach Teilnehmern.<br />
Ziel der in diesem Jahr abgeschlossenen<br />
europäische Studie war es herauszufinden, was die<br />
Nutzung professioneller Hilfen für Familien erleichtert<br />
oder erschwert <strong>und</strong> wie sich die Unterstützung auf die<br />
Familien auswirkt.<br />
Zudem sind das Krankenhaus, das Seniorenzentrum am<br />
Krankenhaus <strong>und</strong> auch das Therapiezentrum Krankenhaus<br />
Plettenberg aktiv im 2015 gegründeten Demenz-<br />
Netzwerk Plettenberg-Herscheid tätig.<br />
So auch beim Demenztag am 20. <strong>September</strong> <strong>2017</strong> ab<br />
14 Uhr am <strong>und</strong> im Jugendzentrum Plettenberg, Im Wieden<br />
2 - wozu wir herzlich einladen.<br />
Krankenhaus Plettenberg<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Str. 17, 58840 Plettenberg<br />
Tel. 02391/63-0, info@krankenhaus-plettenberg.de<br />
www.krankenhaus-plettenberg.de<br />
25
DAS ASTREINE<br />
WÖRTERBUCH<br />
FÜRS GANZE<br />
SAUERLAND<br />
Michael Martin forscht nach neuen<br />
Wortschätzen in der Region<br />
Neu erschienen im WOLL-Verlag ist „Wem hörsse? <strong>Das</strong><br />
astreine Wörterbuch für das ganze Sauerland“. „Wem<br />
hörsse?“ bietet einen umfassenden <strong>und</strong> unterhaltsamen<br />
Überblick über den aktuellen<br />
Stand der Alltagssprache im Land der tausend<br />
Berge. Autor Michael Martin hat dafür<br />
sein Kultwörterbuch „Voll auffen Nürsel“<br />
komplett überarbeitet <strong>und</strong> zwei Jahre lang<br />
überall in der Region nach neuen Wortschätzen<br />
geforscht.<br />
Dazu erzählt Michael Martin: „Früher wurde<br />
in fast jedem Tal <strong>und</strong> hinter jedem<br />
Berg unserer Heimat anders geküert, wie<br />
wir Sauerländer sagen. Heute spürt man<br />
deutlich, dass die Region mehr <strong>und</strong> mehr<br />
zusammenwächst <strong>und</strong> wir Eingeborenen im Alltag <strong>und</strong><br />
anner Theke trotz lokaler Unterschiede doch alle eine gemeinsame<br />
Sprache sprechen: unser w<strong>und</strong>erbares Sauerländisch.<br />
Egal, ob wir aus Olpe, Altena, Brilon, Arnsberch<br />
oder Düdinghausen kommen.“<br />
„Wem hörsse“ erklärt auf 300 Seiten fast 1.600 Begriffe<br />
<strong>und</strong> zeigt den Lesern anhand lustiger Beispielsätze wie<br />
die Eingeborenen im Land der tausend Berge so quasseln<br />
tuhn. Hier einige Beispiele:<br />
Huilebemse<br />
die; Staubsauger; von huilen = heulen <strong>und</strong> bemse =<br />
Besen;<br />
gemeint ist also ein heulender Besen; auch: Hüllbessmen,<br />
Hüllbessem<br />
„Ersma fegich kurz durch <strong>und</strong> danach geh ich nomma<br />
mitte Huilebemse hinterher.“<br />
kackfidel<br />
vergnügt, keck<br />
„Gestern lag der Kurze noch anner Bleiche, heute hauter<br />
sich schonn widder kackfidel die Bratwurst inne Kiemen.“<br />
veräppeln<br />
jemand einen Streich spielen oder beschwindeln;<br />
auch: dabeikriegen, vergackeiern,<br />
verdummdeuveln, verkohlen<br />
„Wenner mich nomma veräppelt, dann<br />
werdich aber echt ösich.“<br />
„Wem hörsse?“ ist eine typisch sauerländische Frage.<br />
Wer sie stellt, möchte nicht wissen, welchem Musiker<br />
oder Sängerin der oder die Angesprochene gerade<br />
lauscht, sondern welcher Familie jemand angehört<br />
(„Ich hör bei Schultes“) oder zu welchem Familienmitglied<br />
sich ein kleines Kind besonders hingezogen fühlt<br />
(„Ich hör de Omma“). „Wem hörsse?“ fragt nach Zugehörigkeit<br />
<strong>und</strong> klingt dabei gleichzeitig nach muckeligem<br />
Zuhause <strong>und</strong> grüner Heimat. Einer Heimat, die<br />
man als Sauerländer stets fühlen, schmecken <strong>und</strong> riechen<br />
kann, egal, wie alt man ist oder wo man auf diesem<br />
Planeten gerade lebt.“<br />
„Wem hörsse?“ richtet sich an Sauerländisch-Anfänger<br />
<strong>und</strong> erfahrene Quaterköppe, Poahlbürger, Buiterlinge<br />
<strong>und</strong> neugierige Sauerland-Besucher.<br />
Michael Martin:<br />
Wem hörsse? – <strong>Das</strong> astreine Wörterbuch für das<br />
ganze Sauerland<br />
300 Seiten / A5<br />
ISBN: 978-3-943681-73-4<br />
LVP: 14,90 Euro<br />
Erhältlich im Buchhandel <strong>und</strong> im WOLL-Onlineshop<br />
26
Anti-Aging<br />
Good-Aging<br />
Heilpraktikerin Petra Hammecke gibt<br />
für <strong>Komplett</strong> Ges<strong>und</strong>heitstipps.<br />
Anti-Aging hat zum Ziel,<br />
den biologischen Alterungsprozess<br />
des Menschen hinauszuzögern,<br />
um die Lebensqualität<br />
möglichst<br />
lange auf hohem Niveau zu<br />
erhalten, das Leben insgesamt<br />
zu verlängern <strong>und</strong> das<br />
bei guter Ges<strong>und</strong>heit.<br />
Um unseren Organismus innerlich <strong>und</strong> äußerlich vor vorzeitiger<br />
Alterung zu schützen, hält die Natur wertvolle<br />
Stoffe bereit. Dazu gehören Vitamine, Mineralien, Spurenelemente,<br />
Antioxidantien, sek<strong>und</strong>äre Pflanzenstoffe<br />
<strong>und</strong> Aminosäuren. Alle diese Stoffe dienen zur optimalen<br />
Zellversorgung bis ins hohe Alter <strong>und</strong> das bei voller<br />
Vitalität.<br />
Unsere „unnatürliche“ Lebensweise lässt uns jedoch<br />
schneller altern, als wir müssten. Chronischer Stress, Bewegungsmangel,<br />
Nikotin, vermehrter Alkoholkonsum, unsachgemäßes<br />
Sonnenbaden, industriell stark verarbeitete<br />
Nahrungsmittel, einseitige <strong>und</strong> falsche Ernährungsweisen<br />
führen zu einer Anzahl von Symptomen <strong>und</strong> Erkrankungen.<br />
Die Folge können Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen,<br />
Herz-Kreislauferkrankungen, Gelenkschmerzen,<br />
Magen-Darm-Störungen, Pseudoallergien, Schlafstörungen,<br />
Haarausfall <strong>und</strong> ein schlechtes Hautbild sein; diese<br />
Liste könnte noch endlos fortgesetzt werden. Diesen äußeren<br />
Faktoren stehen die inneren Faktoren, wie genetisch<br />
bedingte Prozesse <strong>und</strong> altersbedingte Veränderungen<br />
der Hormonproduktion, gegenüber.<br />
Um aktiv <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> ein hohes Alter zu erreichen, können<br />
wir viele Faktoren selbst beeinflussen. Ein ges<strong>und</strong>er<br />
Lebensstil, der geprägt ist durch ausgewogene Ernährung,<br />
Bewegung <strong>und</strong> ausreichend Schlaf, hält unsere<br />
Zellen fit.<br />
In der Anti-Aging- Küche wird besonders auf Regionales,<br />
Saisonales <strong>und</strong> Bioprodukte gesetzt. Diese ehrliche<br />
Küche achtet auf möglichst naturbelassene <strong>und</strong> abwechslungsreiche<br />
Kost mit wenig Kohlenhydraten aus<br />
Brot, Nudeln, Reis, diese werden ausgetauscht durch<br />
viel saisonales Gemüse, Saaten, Kresse, Samen <strong>und</strong> Nüsse.<br />
Außerdem wird auf tierische Fette verzichtet, dafür<br />
kommen Öle mit einem hohen Omega-3-Fettsäure-Anteil<br />
zum Einsatz.<br />
Auch die Darmges<strong>und</strong>heit ist beim Anti-Aging von immenser<br />
Bedeutung, denn nur ein normales Darmmilieu<br />
<strong>und</strong> eine ges<strong>und</strong>e Darmschleimhaut sorgen für eine optimale<br />
Nährstoffaufnahme.<br />
Regelmäßige Bewegung von mindestens 30 Minuten<br />
mehrmals pro Woche, wie Nordic Walking, Jogging im<br />
Grünen, Fahrrad fahren, Schwimmen oder Pilates, aktivieren<br />
die Entgiftungsorgane, stärken die Muskeln, bauen<br />
Stress ab <strong>und</strong> beugen Übergewicht vor.<br />
Eine ganzheitliche Gesichts- <strong>und</strong> Körperpflege ist ebenso<br />
Teil des Anti-Agings. Geeignet sind Bürstenmassagen<br />
zur Anregung des Lymphflusses, Wechselduschen, Saunabesuche,<br />
Kräuter- <strong>und</strong> Entschlackungsbäder, Körperpeelings<br />
<strong>und</strong> Gesichtsbehandlungen.<br />
Mit zunehmenden Alter verlangsamt sich der Prozess der<br />
Hauterneuerung. Die Hautdurchblutung, der Wasser- <strong>und</strong><br />
Kollagengehalt der Haut nimmt ab, Elastizität <strong>und</strong> Spannkraft<br />
gehen verloren, es bilden sich Falten <strong>und</strong> Fältchen.<br />
Hinzu kommen Pigmentstörungen (Altersflecken). Haardichte<br />
<strong>und</strong> Haarwachstum lassen nach.<br />
Medizinische Anti-Aging-Therapien zielen darauf ab,<br />
dass körperliche Vitalität auch äußerlich zum Ausdruck<br />
kommt. Ein gezieltes Hautpflegeprogramm für zu Hause<br />
gehört ebenso dazu wie eine mögliche ästhetische Behandlung<br />
in einer dafür spezialisierten Praxis, die individuelle<br />
Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse im Bereich der Hautverjüngung<br />
realisieren kann.<br />
Wahre Schönheit kommt eben von innen <strong>und</strong> von außen.<br />
27
ÜBER DEN WOLKEN ...<br />
vergeht die Zeit wie im Fluge<br />
Von Martin Büdenbender<br />
„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.<br />
Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen.<br />
Und dann - würde was uns groß <strong>und</strong> wichtig erscheint,<br />
plötzlich nichtig <strong>und</strong> klein.“<br />
Liedermacher Reinhard May hat das Lied von der Schönheit<br />
des Fliegens schon 1974 komponiert <strong>und</strong> weiß,<br />
selbst begeisterter Freizeitpilot, wovon er spricht. Auch<br />
der Plettenberger Dieter Schauerte kann ein Lied davon<br />
singen. Schon als junger Mann hat ihn die Leidenschaft<br />
für das Fliegen gepackt. Mit Anfang 20 hat er zusammen<br />
mit einem Fre<strong>und</strong> vom ersten Ersparten für 15.000 Mark<br />
einen kleinen Motorflieger erstanden.<br />
Heute ist er stolzer Besitzer einer Cessna Baujahr 1978.<br />
Die Maschine ist topp gepflegt. Man hört es am sonoren<br />
Brummen des Motors. Von Küntrop startet Dieter Schauerte<br />
zum R<strong>und</strong>flug über das Lennetal <strong>und</strong> ich darf mitfliegen.<br />
Mit an Bord habe ich meine Fotoausrüstung. Nur<br />
zu gerne möchte ich etwas von der grenzenlosen Freiheit,<br />
die Reinhard May so schön besungen hat, einfangen<br />
<strong>und</strong> in Bildern festhalten.<br />
Es ist nicht mein erster Flug. Küntrop habe ich in nachhaltiger<br />
Erinnerung. Vor gut zwanzig Jahren habe ich hier<br />
Fotos für eine Reportage über den Luftsportverein Sauerland<br />
gemacht. Ein besonderes Erlebnis war vor allem<br />
der Flug in einem Segelflugzeug. <strong>Das</strong> war extremer als<br />
ein Offroad-Trip mit einem Geländewagen. Jedes Schlagloch<br />
ist harmlos im Vergleich zu den Luftlöchern <strong>und</strong> Turbulenzen,<br />
durch die sich so ein Segler kämpft. Ich wurde<br />
durchgeschüttelt <strong>und</strong> durchgerüttelt <strong>und</strong> bin dem Flieger<br />
damals ziemlich blass entstiegen. Die Fotos sind trotzdem<br />
schön geworden.<br />
<strong>Das</strong> Lennetal aus der Vogelperspektive<br />
Diesmal ist das etwas besser, aber nur etwas. Dieter<br />
Schauerte ist ein erfahrener Pilot <strong>und</strong> gibt sich alle Mühe,<br />
einen ruhigen Flug hinzulegen, damit ich ungestört fotografieren<br />
kann. Trotzdem ist das gar nicht so einfach.<br />
Die Kamera bekomme ich selten ruhig gehalten. Der Sucher<br />
wandert vor meinem Auge hin <strong>und</strong> her. Außerdem<br />
trennt mich die Plexiglasscheibe von der w<strong>und</strong>erbaren<br />
Aussicht auf das Sauerland, die man von hier oben hat.<br />
Wir überfliegen Neuenrade. Die Stadt spiegelt sich in der<br />
Tragfläche des Flugzeugs. Wenig später wird der Blick<br />
frei auf Werdohl. Unverkennbar windet sich die Lenne<br />
als blaues Band in einer doppelten Schleife durch die<br />
Stadt. Dieter Schauerte fliegt jetzt die Lenne abwärts.<br />
Altena mit der Burg taucht vor uns auf. - Wie schön das<br />
Lennetal ist!<br />
Eine elegante Kehrtwende <strong>und</strong> schon führt der Flug in<br />
Richtung Plettenberg. Vorne ist die Vier-Täler-Stadt <strong>und</strong><br />
dahinter die Biggesee-Talsperre zu erkennen. Sie scheint<br />
gar nicht weit weg zu sein, mit dem Flugzeug nur ein<br />
Katzensprung. Noch einmal überfliegen wir Werdohl<br />
<strong>und</strong> schon geht es zurück in Richtung Flughafen Küntrop.<br />
Schade. Die Zeit ist wie im Fluge vergangen....<br />
28
29
Von Rüdiger Kahlke<br />
EXPEDITION ZU DEN EINZELLERN –<br />
SORPESEE EIN ELDORADO FÜR<br />
JUNGE FORSCHER<br />
Text Rüdiger Kahlke<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Ökologische Station an der Jugendherberge Langscheid attraktiver Unterrichtsort –<br />
Roland Schettler: Neue Lernkanäle öffnen<br />
30<br />
Roland Schettler betreut<br />
die Ökologische Station.<br />
Foto: Rüdiger Kahlke<br />
„Moment, ich hab hier<br />
was.“ „Ich hab ein<br />
Schwebesternchen gef<strong>und</strong>en.“<br />
„Ich habe diesen<br />
grünen Knubbelhaufen<br />
gef<strong>und</strong>en.“ Im<br />
Schulungsraum „Amecke“<br />
der Jugendherberge<br />
S<strong>und</strong>ern-Langscheid<br />
wird Entdeckergeist<br />
spürbar. Zwei Tage forschen<br />
die Schüler des<br />
Märkischen Gymnasiums<br />
Hamm an der Ökologischen Station <strong>Sorpe</strong>see –<br />
eine Idee der Schulleitung. Ihr Camp, die Jugendherberge,<br />
bietet Equipment <strong>und</strong> Labore. Ein außerschulischer<br />
Lernort. Ein Aushängeschild für die Region.<br />
Wer eines der winzigen Organismen im Wassertropfen<br />
auf dem Objektträger unterm Mikroskop gesehen hat,<br />
jubelt. Während einige noch konzentriert durchs Okular<br />
schauen, ist Kristin Menke gefordert, die Entdeckungen<br />
zu begutachten. Sie hat für ihren Leistungskurs Biologie<br />
die Exkursion ins Sauerland organisiert. „So einen See<br />
haben wir zu hause nicht. Hier können sie praktische<br />
Sachen machen. <strong>Das</strong> können wir in der Schule so nicht<br />
leisten“, sagt die Pädagogin. An der <strong>Sorpe</strong> erwartet die<br />
Schüler ein strammes Programm. Sie müssen raus. Raus<br />
aufs Wasser oder raus in den Wald. „Erlebnispädagogik“<br />
nennt Roland Schettler das. Der Biologielehrer aus Halver<br />
betreut seit 12 Jahren die Ökologische Station an der<br />
<strong>Sorpe</strong>, wechselweise mit einem Kollegen.<br />
Die Suche nach außerschulischen Lernorten mit Bereich<br />
der ökologischen Freilandarbeit war vor mehr als 16 Jahren<br />
ein Gr<strong>und</strong> für die Einrichtung der Station. Zudem gab
es in Nordrhein-Westfalen bis dato keine biologische Station,<br />
die Untersuchungen an einem größeren stehenden<br />
Gewässer ermöglichte. Mit der Einrichtung an der<br />
<strong>Sorpe</strong> wurde Neuland betreten. Davon profitierten nicht<br />
nur Schulen <strong>und</strong> Schüler durch einen attraktiven außerschulischen<br />
Lernort, sondern auch das Deutsche Jugendherbergswerk.<br />
<strong>Das</strong> kann durch die Kurse seine Kapazitäten<br />
in der Jugendherberge Langscheid besser auslasten.<br />
Der Spaß fährt mit<br />
9.15 Uhr: Von der Terrasse der Jugendherberge in<br />
Langscheid zeigt Roland Schettler auf die in der Sonne<br />
grau-glitzernde Boje am gegenüberliegenden Ufer. –<br />
<strong>Das</strong> Ziel der Exkursion mit vier Booten. Die 17 Schüler<br />
packen sich das Equipment: Echolot für Tiefenmessungen,<br />
Glasgefäß zur Probenentnahme, Netz für Plankton,<br />
Kabeltrommel mit Mess-Sonde für Sauerstoff <strong>und</strong><br />
Temperatur. Einer schleppt den Elektromotor für eines<br />
der Boote. Die anderen müssen paddeln – nicht zum<br />
Vergnügen aller Teilnehmer. Kabbeliges Wasser. Einer<br />
blickt besorgt zum Himmel:<br />
„Wir haben hier gleich das große<br />
Plästern.“ Die Koordination<br />
beim Paddeln lässt noch<br />
Luft nach oben. Eine Schülerin<br />
gibt den Takt vor: „Eins, zwei.“<br />
<strong>Das</strong> Boot schiebt sich vor. Die<br />
Stimmung wird besser. Jetzt<br />
fährt auch Spaß mit.<br />
9.30 Uhr: Die Boote liegen<br />
im Pulk um die Boje. Roland<br />
Schettler ist für klare Ansagen,<br />
verteilt die Aufgaben. „Jeden<br />
Meter den O2-Gehalt <strong>und</strong> die<br />
Temperatur messen“, ist die<br />
Aufgabe in unserem Boot. Zwei Schüler lassen die Sonde<br />
ins Wasser gleiten. Cora (18) notiert auf Zuruf die<br />
Messwerte: „12,34 auf vier Meter, 12,6 auf sechs Meter“,<br />
gibt ihr Mitschüler durch. Im Boot nebenan nimmt Kristin<br />
Menke mit Schülerinnen Wasserproben aus verschiedenen<br />
Tiefen. Sie fischen in etwa fünf Metern Tiefe nach<br />
Plankton. „Am Tiefenprofil kann man sehen, ob Nährstoffe<br />
in den Organismen eingebaut sind“, erklärt Schettler,<br />
der zwischendurch auch als Bootsmann <strong>und</strong> Assistent<br />
gefragt ist, wenn die Technik irgendwo „klemmt“.<br />
Der Versuch ermöglicht Vergleiche mit Proben vom Vortag.<br />
Da stand das Vorbecken im Fokus. Der Unterschied:<br />
durch siedlungsnahe Einträge ist das Wasser bei Amecke<br />
deutlich nährstoff- <strong>und</strong> planktonreicher als im See,<br />
die Wasserqualität nicht so gut. Die Schüler finden das<br />
durch Vergleiche selber raus.<br />
10 Uhr: Ege (16) müht sich den Anker zu lichten. Ein<br />
Schüler hilft, bis die Metallplatte wieder auftaucht <strong>und</strong><br />
50 Meter Seil im Korb liegen. Skeptischer Blick auf die<br />
Finger. Blasen? <strong>Das</strong> Kabel der Mess-Sonde verdreht sich<br />
beim Einholen. „<strong>Das</strong> wird aufgerollt wie zu Hause bei<br />
Papa die Kabeltrommel“, hilft Schettler den Schülern<br />
praxisnah. 20 Minuten später sind die Boote wieder festgemacht.<br />
Wasser wird unterm Mikroskop lebendig<br />
10.30 Uhr: Hektik in „Amecke“. Jeder sucht sich einen<br />
Platz mit Mikroskop, träufelt mit der Pipette <strong>Sorpe</strong>-Wasser<br />
aufs Glasplättchen. Jetzt geht es darum, die Beute<br />
des Morgens auszuwerten. Beim Mikroskopieren ist<br />
die Lethargie des Morgens verflogen. Kristin Menke erklärt<br />
kurz das Prozedere. Schnell kommen die ersten<br />
Erfolgsmeldungen. „Frau Menke, gucken Sie mal.“ Wer<br />
identifiziert hat, was zu sehen ist, schreibt<br />
es an die Tafel. Andere suchen in den Bestimmungskarten<br />
oder blättern im Bestimmungsbuch<br />
„<strong>Das</strong> Leben im Wassertropfen“,<br />
um den F<strong>und</strong> zu identifizieren.<br />
11.15 Uhr: Die Tafel füllt sich mit Plankton-Namen:<br />
14 verschiedene Organismen,<br />
darunter Stabkieselalge, Hohlstern,<br />
Schwebe sternchen oder Viergeißel, haben<br />
die Schüler identifiziert, ihre Entdeckungen<br />
zum Teil mit dem Smartphone fotografiert.<br />
Bis zum Mittagessen ist das Soll erfüllt. Am<br />
Nachmittag geht es weiter. Dann steht Photosynthese<br />
auf dem St<strong>und</strong>enplan.<br />
Tunahan (17) hat unterm Mikroskop „verschiedene Arten<br />
gesehen, die man vorher nicht gesehen hat“. Er findet<br />
„es ganz schön hier mit dem See <strong>und</strong> der Landschaft“.<br />
„Man lernt, mit Mess-Daten umzugehen“, sagt<br />
einer. Und das, obwohl die Schüler schon am ersten Tag<br />
„geschockt waren, wie wenig Freizeit wir haben“. Aber:<br />
Die Verbindung von Theorie <strong>und</strong> Praxis bei der zweitägigen<br />
Exkursion kommt an. Verhaltenes Lob für den Kursleiter:<br />
„Herr Schettler erklärt gut.“<br />
Gute Übung fürs Abitur<br />
„Die Lebewesen kannten alle zunächst nicht. Die Schüler<br />
haben schnell gelernt <strong>und</strong> das umgesetzt. Man merkt,<br />
31
die können was“, ist auch Kristin Menke zufrieden. Daten<br />
zu erheben <strong>und</strong> auszuwerten, sind Fähigkeiten, die<br />
auch bei der Abitur-Prüfung gefragt sind. Einen Vorgeschmack<br />
bietet die Klausur nach der Exkursion.<br />
Am lebenden Objekt zu arbeiten, gefällt den Schülern,<br />
hat Roland Schettler in vielen Kursen beobachtet. Als<br />
Biologie-Lehrer weiß er, was gefordert wird. Für ihn<br />
kommt es auf die Balance an, Wissen zu vermitteln, aber<br />
den Schülern den Spaß am Entdecken nicht zu verderben.<br />
„Man muss sich schnell auf immer neue Lerngruppen<br />
einstellen <strong>und</strong> sie abholen, wo sie stehen“, sagt er.<br />
Stärken <strong>und</strong> Schwächen zu erkennen, schnell reagieren<br />
zu müssen, macht für ihn den Reiz der Arbeit in der Station<br />
aus. Ein Problem: Mit G 8, der Verkürzung der Schulzeit<br />
in der Oberstufe, sind die Kursteilnehmer jünger als<br />
früher. „<strong>Das</strong> Vorwissen ist geringer“, sagt Schettler. Darauf<br />
muss sich das Team an der Öko-Station einstellen.<br />
Aushängeschild fürs Sauerland<br />
Mittwochs bis freitags unterrichtet Schettler an der <strong>Sorpe</strong>,<br />
zum Wochenbeginn am Gymnasium in Halver. Er <strong>und</strong><br />
sein Kollege wollen den Gruppen helfen, „neue Lernkanäle<br />
zu öffnen“. Die können selbst etwas machen <strong>und</strong><br />
sich Stoff erarbeiten. <strong>Das</strong> Kursprogramm baut auf dem<br />
Lehrplan Biologie für die Oberstufe auf. <strong>Das</strong> wissen viele<br />
Schulen zu schätzen. Die Stammk<strong>und</strong>schaft in der Ökologischen<br />
Station in Langscheid ist groß.<br />
Seit Gründung der Station 2001 haben weit über 8.000<br />
Jungforscher die Möglichkeiten in <strong>und</strong> an der Jugendherberge<br />
genutzt. Kristin Menkes Fazit nach der ersten Exkursion<br />
mit Schülern zur <strong>Sorpe</strong>: „<strong>Das</strong> Sauerland hat viel<br />
zu bieten.“ <strong>Das</strong> ist wohl auch ein Gr<strong>und</strong>, warum Roland<br />
Schettler Anfragen aus Hessen, Rheinland-Pfalz <strong>und</strong> Berlin<br />
bekommt. Damit wird die Ökologische Station auch<br />
zum Aushängeschild <strong>und</strong> Werbeträger für das Sauerland.<br />
32
• Der <strong>Sorpe</strong>see ist mit 70 Mio. Kubikmetern Stauraum<br />
zwar nicht die größte Talsperre in der Region, mit 57<br />
Metern aber der tiefste See im Einzugsbereich der<br />
Ruhr. Damit gilt die Talsperre als idealer Ort für gewässerökologische<br />
Untersuchungen.<br />
• Etwa 600 Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler gehen pro Jahr<br />
in der Jugendherberge Langscheid auf Entdeckertour.<br />
Von März bis <strong>Oktober</strong> forschen sie auch auf<br />
dem See. Dazu stehen vier Boote zur Verfügung.<br />
• Daneben bieten Exkursionen im Wald (Kyrill-Flächen)<br />
Einblick in ökologische Zusammenhänge. Die umliegenden<br />
Wälder eignen sich gut für wald- <strong>und</strong> bodenökologische<br />
Untersuchungen.<br />
• Zwei Lehrkräfte, die dazu aus dem Schuldienst abgeordnet<br />
sind, betreuen die Station <strong>und</strong> leiten die Kurse.<br />
• Die Kursteilnehmer können alle Arbeitsschritte von der<br />
Probenentnahme über Analysen im Labor bis zur Auswertung<br />
<strong>und</strong> Dokumentation selbst vornehmen.<br />
• Die Ökologische Station an der <strong>Sorpe</strong> ist seit 2001 in<br />
Betrieb. Sie wird vom Deutschen Jugendherbergswerk<br />
<strong>und</strong> der Bezirksregierung Arnsberg getragen. Die NRW-<br />
Stiftung hat die Ausstattung mit Laborgeräten gefördert.<br />
Sie fördert auch die Kursteilnahme von Schülern,<br />
z. B. durch Übernahme von Fahrtkosten.<br />
• Anmeldungen laufen über die Jugendherberge,<br />
Tel. 02935-1776, Mail: jh-sorpesee@djh-wl.de<br />
• Die Jugendherberge bietet zudem viele Sportmöglichkeiten<br />
wie eine Multisportanlage mit Kunstrasen,<br />
eine hausinterne Surfschule <strong>und</strong> Stand-up-Paddling.<br />
• Information: www.oeko-sorpe.de, www.nrw-stiftung.<br />
de/projekte/projekt.php?pid=332<br />
Wir können nicht hexen, aber wir liefern die perfekten Gerüstsysteme!<br />
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33
DIE APOSTELKIRCHE<br />
ZU HERSCHEID<br />
Eine 1000-jährige Geschichte<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Weiß man etwas Genaueres über ihre Geschichte?<br />
Für den westfälischen Bereich gehörte diese Kirche zu<br />
den zwölf Ur-Pfarreien.<br />
Sie wurde von Karl dem Großen gegründet. Er strukturierte<br />
die Kirche in Deutschland damals neu.<br />
34<br />
Herscheid, auf den ersten Blick eine eher unscheinbare<br />
kleine Gemeinde zwischen Lüdenscheid <strong>und</strong> Plettenberg.<br />
Wie gesagt, auf den ersten Blick. Denn mitten<br />
im Dorf steht - selbst von vielen Herscheidern<br />
eher unbeachtet- eine Kirche, die es in sich hat. Mein<br />
Interviewpartner, Pastor Bodo Meier weiß eine Menge<br />
über dieses besondere Zeugnis einer vergangenen<br />
Zeit zu erzählen <strong>und</strong> teilt dieses Wissen gerne mit mir.<br />
Draußen sind es an diesem Nachmittag über 30 Grad,<br />
im Inneren der Kirche laden w<strong>und</strong>erbar kühle 20 Grad<br />
geradezu dazu ein, in dem Kirchenschiff umherzustreifen<br />
<strong>und</strong> all die Kostbarkeiten dort genauer unter die<br />
Lupe zu nehmen.<br />
Bei der Kirche handelt es sich um eine sogenannte<br />
Hallenkirche mit zweischiffigem Querhaus, Chor <strong>und</strong><br />
ungegliedertem Westturm. Romanische, gotische <strong>und</strong><br />
barocke Elemente treffen hier ungehindert auf die<br />
Moderne <strong>und</strong> gehen eine ganz besondere <strong>und</strong> dabei<br />
sehr anmutige Symbiose ein.<br />
Diese Kirche hat ja eine wirklich lange Geschichte.<br />
Erstaunlich lang finde ich. Die Anfänge reichen circa<br />
1000 Jahre zurück.<br />
1000 Jahre? Also gab es sie schon im tiefsten Mittelalter?<br />
Ja, ihre Anfänge reichen tatsächlich so weit zurück. Seit<br />
1000 Jahren haben hier Menschen Gott angebetet, ihre<br />
Sorgen vorgetragen, geklagt, aber auch ihrem Schöpfer<br />
gedankt. <strong>Das</strong> ist eine lange Zeit. Die F<strong>und</strong>amente im Bereich<br />
der Sakristei sind der älteste Teil der Kirche.<br />
Was bedeutet das genau, „Ur-Pfarrei“?<br />
Wenn Sie so wollen, bedeutet das ganz schlicht „Hauptkirche“.<br />
Von dort aus wurden feste Gebiete gegründet,<br />
denen wiederum neue Pfarrkirchen vorstanden. Im Prinzip<br />
kann man sagen, dass es Karl dem Großen daran gelegen<br />
war, Strukturen zu schaffen, die sein Reich übersichtlicher<br />
machten.<br />
Karl dem Großen war zudem sehr daran gelegen, neue<br />
Bildungszentren zu gründen, seinem Reich eine feste<br />
Ordnung zu geben. Und damit sich selbst <strong>und</strong> seinen<br />
Untertan auch Sicherheit. Sie wussten, sie gehörten zu<br />
ihm. Standen unter seinem Schutz. Ohne wenn <strong>und</strong> aber.<br />
Dafür waren sie ihm dann verpflichtet. Ebenfalls ohne<br />
wenn <strong>und</strong> aber.<br />
Man konnte einem Pfarrer dann sagen: „Du bist jetzt hier<br />
das Oberhaupt <strong>und</strong> verantwortlich für genau dieses Gebiet.“<br />
Ab diesem Zeitpunkt wurde das Ganze auch kartographisch<br />
festgelegt. Wenn man will, schuf Karl mit<br />
solchen Gründungen die Voraussetzungen zur Manifestierung<br />
des späteren Deutschen Reiches.<br />
Im Prinzip gab es tatsächlich so das erste Mal eine<br />
durchdachte feste Struktur aus der Hand eines deutschen<br />
Herrschers.<br />
Die waren damals ja sehr viel unterwegs, die deutschen<br />
Kaiser ...<br />
Ja eigentlich nur. Es gab ja keine festen Städte für die<br />
Herrscher. Um ein Reich wirklich zu regieren, musste<br />
man sich dauernd quer durchs Land bewegen.<br />
Ist diese Kirche denn romanisch zu nennen? Zumindest<br />
vom F<strong>und</strong>ament her?<br />
<strong>Das</strong> F<strong>und</strong>ament auf jeden Fall. Baulich haben ja ganz<br />
viele daran mitgewirkt. Es handelt sich hier um eine frühere<br />
Wehrkirche, die dem Schutz der Bevölkerung diente.<br />
<strong>Das</strong> älteste, was baulich noch vorhanden ist, sind diese<br />
beiden r<strong>und</strong>en Säulen dort, die Sie dahinten sehen können.<br />
Die stammen tatsächlich noch aus dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />
also der Blütenzeit der Romanik. Peu à peu sind<br />
andere bauliche Maßnahmen dazu gekommen. Und da
man nicht so schnell baute wie heute, waren die r<strong>und</strong>en<br />
Säulen irgendwann einfach out. Man baute mit den „hippen“<br />
quadratischen Säulen weiter. Eine Kuriosität.<br />
Als ehemalige Dorfkirche ist sie natürlich nicht aus einem<br />
Guss entstanden. Man hat sie allmählich fertig gebaut.<br />
Fast wie den Kölner Dom. Nur ganz so lange hat<br />
man glücklicherweise nicht gebraucht.<br />
Die Kirche an sich ist ja relativ schmucklos. Typisch<br />
Romanisch eben.<br />
So schmucklos ist sie eigentlich nicht. Die ganze Kirche<br />
wird unter ihrem Putz total bunt sein.<br />
Sie meinen, so bemalt wie dort vorne mit den Fresken,<br />
die man vor einigen Jahren bei Restaurierungsarbeiten<br />
frei gelegt hat?<br />
Ja, wir nehmen an, dass besonders der Chor-Raum komplett<br />
ausgemalt war. Vorne an den Säulen kann man<br />
auch einiges der Ursprungs-Bemalung erkennen. Dort ist<br />
jedoch einfach nur Mauerwerk nachgemalt worden. Vorne<br />
im Chor-Raum sehen wir indes die zwölf Apostel. <strong>Das</strong><br />
Besondere: Die Apostel starben bis auf Johannes alle den<br />
Märtyrertot. Man hat sie so gemalt, dass man die Art<br />
ihres Todes erkennen kann. So sieht man zum Beispiel<br />
den Apostel Andreas. Er ist noch gut zu erkennen. Vor<br />
ihm steht das Andreas-Kreuz, an dem er gestorben ist.<br />
Die Malerei ist also bis heute unter dem weißen Putz<br />
verborgen? Ist geplant, die Ursprungs-Malerei irgendwann<br />
wieder sichtbar zu machen?<br />
<strong>Das</strong> wäre schön, aber das ist für uns unbezahlbar. <strong>Das</strong><br />
wäre richtig teuer. Leider.<br />
Die Malereien dürften übrigens so von 1704 sein. Vielleicht<br />
auch älter.<br />
den die Apostel dargestellt. Deshalb hat man sich wohl<br />
entschlossen, die Kirche 1971 neu zu benennen. Früher<br />
hieß die Kirche nämlich Sankt Cyriacus. Er ist ein Schutz-<br />
Heiliger. Er gehört zu den 14 Nothelfern, also zu den Heiligen,<br />
die man auch heute noch anruft, wenn es brenzlig<br />
wird. An den vielen unterschiedlichen Stil-Formen hier in<br />
der Kirche sieht man einfach, dass sich hier viele Menschen<br />
über viele Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg verewigt haben.<br />
Was hat es mit diesem besonderen Altar auf sich?<br />
Dem gotischen Altar, der jetzt in Altena steht <strong>und</strong> von<br />
kunsthistorisch großer Bedeutung ist?<br />
<strong>Das</strong> ist eine eher traurige Geschichte. Man hatte hier diesen<br />
besonderen Altar aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert. Den ursprünglichen<br />
gotischen Altar. Reich verziert mit ganz viel Gold. Der<br />
steht heute in Altena <strong>und</strong> ist dort ein ganz besonderes Museumsstück,<br />
das von vielen Gästen aus aller Welt bew<strong>und</strong>ert<br />
wird. Leider wusste man ihn hier nicht zu schätzen. Er<br />
war den Menschen schlichtweg zu altmodisch. Und man<br />
hat ihn daher einfach in die Ecke gestellt.<br />
Dafür hat man einen riesigen Barock-Altar im Chor aufgestellt.<br />
Ein wahres Ungetüm. Teile dieses Barock-Altars finden<br />
sich noch überall hier. Die bunten Säulen, die man hier<br />
vorne sehen kann, gehörten zu diesem Riesen, auf den die<br />
Menschen damals sehr stolz waren. Passiert ist das Anfang<br />
des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. Teile dieses damals ultra-modernen<br />
Barock-Stücks findet man im ganzen Kirchenraum verteilt.<br />
Wieso ist der Ursprungsaltar dann nach Altena<br />
gewandert?<br />
Irgendwann kam jemand aus Altena vorbei, der wohl<br />
einen guten Geschmack hatte <strong>und</strong> ein Auge dafür, wie<br />
wertvoll der alte Altar wirklich war. Er hat einfach gefragt,<br />
ob er ihn wohl haben könnte. Die Herscheider haben<br />
„nimm mit“ gesagt, <strong>und</strong> seitdem steht dieses Original<br />
als Schmuckstück in Altena.<br />
Der wuchtige Barock-Altar ist dann übrigens im zweiten<br />
Weltkrieg zerstört worden. Der neue Holz-Altar, den man<br />
hier jetzt sehen kann ist von 1952. Also Nachkriegsware.<br />
Heißt die Kirche aufgr<strong>und</strong> dieser Fresken Apostel-<br />
Kirche?<br />
Ja, einmal wegen der Fresken, zum anderen wegen der<br />
vielen hier ausgestellten Apostel-Figuren, die eigentlich<br />
zum zerstörten barrocken Alter gehörten. Zudem<br />
hat man in den siebziger Jahren die Bilder gef<strong>und</strong>en,<br />
die Sie hier an den Wänden sehen. Auch auf ihnen wer-<br />
35
In seiner Schlichtheit hat er auch etwas.<br />
Ja, er hat etwas, aber er ist natürlich nicht zu vergleichen<br />
mit dem Ursprungs-Altar. Leider. Etwas ganz ausgefallenes,<br />
sehr altes ist aber auch das Chorgestühl hier.<br />
Man sieht die Jahreszahl 1548. Eingeschnitzt sind die damaligen<br />
Stände. Man kann den Bauern, den Ritter <strong>und</strong><br />
auch den König erkennen. Besonders anzumerken ist<br />
übrigens die Dame des Ritters, die ihm die Zunge herausstreckt.<br />
Auch das ist etwas sehr Außergewöhnliches<br />
in unserer Kirche hier, das bisher nicht erklärt werden<br />
konnte. Man geht aber davon aus, dass die Damen hier<br />
schon sehr früh die Hosen anhatten.<br />
Ein durchgängiges Motiv ist der Drachen, der mit Sankt<br />
Cyriacus in Verbindung gebracht wird. Den man wiederum<br />
dafür verantwortlich macht, dass er nicht nur böse<br />
Geister austreiben konnte, sondern eben auch ein Bezwinger<br />
der Drachen war.<br />
Hier sind auch über all noch Namen in die Bänke<br />
eingeritzt.<br />
Auch das gehört zu den Überbleibseln der vergangenen<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte. Zusammen z.B. mit Grabplatten, die jetzt<br />
an den Wänden hängen. Die man bei Restaurierungsarbeiten<br />
im Boden fand. Dazu gibt es auch noch eine kuriose<br />
Geschichte. Die Sakristei nebenan, ist ja der älteste<br />
Teil der Kirche.<br />
Am Anfang des vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erts standen Konfirmanden<br />
aufgeregt in dieser Sakristei. Eines der Mädchen<br />
zappelte wohl besonders heftig mit den Füßen hin<br />
<strong>und</strong> her. Für alle völlig unerwartet, brach der Boden zusammen,<br />
<strong>und</strong> sie stand inmitten von Gebeinen <strong>und</strong> Totenschädeln.<br />
Man hatte einen alten Friedhof gef<strong>und</strong>en.<br />
Die Konfirmation war dann wohl erst einmal gelaufen.<br />
<strong>Das</strong> Mädchen hatte einen echten Schock.<br />
Tatsache ist, dass um die Kirchen herum früher immer<br />
Friedhöfe waren. Und da die Kirche ständig erweitert<br />
wurde, hat man sie wohl über den Friedhof gebaut. Eine<br />
recht unheimliche Erfahrung für ein 14-jähriges Mädchen,<br />
dass eigentlich nur konfirmiert werden wollte.<br />
Wie sieht es jetzt aus mit der Kirche? Steht sie nach<br />
1000 Jahren jetzt möglicherweise genauso auf der Abschussliste<br />
wie so manch anderes Kirchengebäude?<br />
Nein, das ist wirklich das letzte, was wir tun werden, uns<br />
von dieser Kirche zu trennen. Sie ist gut besucht, gerade<br />
auch sonntags in den Gottesdiensten, die Gemeinde<br />
ist lebendig. Die Kirche ist denkmalgeschützt. Und wir<br />
planen gerade, die sie noch weiter zu restaurieren. Zudem<br />
muss dringend einiges erneuert werden. Zum Beispiel<br />
die Heizung.<br />
Aber dabei wird die ursprüngliche Bausubstanz erhalten<br />
bleiben, oder?<br />
Natürlich! Und wer weiß, was wir noch so finden werden.<br />
Spannend ist <strong>und</strong> bleibt es auf jeden Fall.<br />
Bemerkenswert ist ja auch die barocke Orgel, die wir<br />
hier noch haben. Und natürlich die Kanzel.<br />
Ja, diese beiden sind auch eine Attraktion. Und sehr gut<br />
erhalten. Alles in allem gibt es in dieser Kirche für den<br />
Besucher viel zu entdecken. Geschichtsträchtiges <strong>und</strong><br />
auch weniger rühmliches. Im zweiten Weltkrieg gab es<br />
hier einmal einen Pastor, der sich den Nationalsozialisten<br />
sehr verpflichtet fühlte. Die Herscheider an sich<br />
konnte das aber nicht lange überzeugen, es gab viel<br />
Wiederstand dagegen. Besonders von der Frauenhilfe.<br />
Viele Herscheider wurden dann auch zwangsrekrutiert.<br />
Mussten zum Beispiel am Bau der <strong>Verse</strong>talsperre mitarbeiten.<br />
Auch das gehört zu einer fast 1000-jährigen Geschichte<br />
dazu. Rühmliches, aber auch unrühmliches. All<br />
das hat diese Kirche bereits gesehen <strong>und</strong> überstanden.<br />
Was mich einfach immer wieder berührt <strong>und</strong> andächtig<br />
macht, ist die Vorstellung, wie viele Menschen hier gehofft,<br />
gelitten, gelebt <strong>und</strong> gebetet haben. So eine lange<br />
Reihe von Menschen, die dieses Gotteshaus getragen<br />
haben. Und das Haus sie. Man kann manchmal fast ein<br />
Echo aus diesen 1000 Jahren hören. So etwas nicht zu<br />
erhalten, wäre schon so etwas wie ein Sakrileg.<br />
Sind Sie glücklich hier?<br />
Ja, ich bin glücklich <strong>und</strong> stolz, hier zu arbeiten. Diese Kirche<br />
ist ein echter Schatz, der gar nicht so richtig wahrgenommen<br />
wird. Noch nicht. Aber wir arbeiten dran. Auch,<br />
um diesen Schatz zu erhalten. Vielleicht die nächsten<br />
1000 Jahre. Wer weiß ...<br />
36
3. OKTOBER: KÜRBISMARKT IN RÄRIN<br />
812,5 Kilogramm hat ein Riesenkürbis der Sorte Atlantic<br />
Giant aus Bayern vor zwei Jahren auf die Waage gebracht<br />
<strong>und</strong> damit den deutschen Rekord geknackt. Derart<br />
gigantische Kürbisse gibt es in Rärin zwar nicht zu sehen.<br />
Dennoch dreht sich jedes Jahr am 3. <strong>Oktober</strong> im kleinen<br />
Bergdorf Rärin alles um die große Frucht.<br />
Der Kürbismarkt, der vor 16 Jahren einmal ganz bescheiden<br />
gestartet ist, hat sich inzwischen zum größten seiner<br />
Art im ganzen Sauerland gemausert. Für viele ist ein Besuch<br />
in Rärin längst ein Muss geworden. Aus allen Himmelrichtungen<br />
strömen die Massen an diesem Tag in das<br />
Bergdorf. Auch diesmal wird es am 3. <strong>Oktober</strong> zwischen<br />
11 <strong>und</strong> 18 Uhr kaum anders sein.<br />
Der Veranstalter, die „Interessengemeinschaft Räriner<br />
Kürbismarkt“, hat daher alle Hände voll zu tun, um diesen<br />
Ansturm zu handhaben. Gut, dass man auf die Unterstützung<br />
durch die Feuerwehr bauen kann. R<strong>und</strong> um<br />
das Feuerwehrgerätehaus werden r<strong>und</strong> 80 Stände aufgebaut.<br />
Berge von Kürbisse - in allen Größen, Formen<br />
<strong>und</strong> Farben - bieten schon von weitem einen farbenfrohen<br />
Anblick. Die Besucher können aus einer Sortenvielfalt<br />
von über 50 Kürbissorten wählen <strong>und</strong> sich<br />
dazu Anregungen mit nach Hause nehmen, was man<br />
aus <strong>und</strong> mit Kürbissen alles machen kann. Wer möchte,<br />
darf auch gleich vor Ort kosten, welche Leckereien<br />
sich aus Kürbissen zubereiten lassen. Kürbissuppen, Kürbiseintopf,<br />
Kürbis-Kuchen, Kürbis mit Beilagen <strong>und</strong> andere<br />
Spezialitäten werden angeboten. Natürlich fehlen<br />
auch traditionelle oder internationale Speisen, wie Bratwurst<br />
<strong>und</strong> Steaks, Kuchen <strong>und</strong> Waffeln, Brot <strong>und</strong> Suppen,<br />
Crêpes <strong>und</strong> Reibeplätzchen nicht. Dazu werden Öle,<br />
Punsch, Marmelade, Wild <strong>und</strong> Pferdefleisch, Käsereiprodukte,<br />
Gewürze, Honigprodukte, Obst <strong>und</strong> Gemüse <strong>und</strong><br />
viele andere Delikatessen angeboten. Beliebt ist bei den<br />
Marktbesuchern auch das Angebot an Bastelarbeiten,<br />
handgemachten Seifen, Holz- <strong>und</strong> Töpferarbeiten, Webwaren,<br />
Stickereien, Wärmekissen, Filzwaren sowie Korb<br />
– <strong>und</strong> Flechtwaren. Parkmöglichkeiten bestehen auf der<br />
Weide neben dem Feuerwehrgerätehaus.<br />
Was: Kürbismarkt Rärin<br />
Wo: Herscheid-Rärin<br />
Wann: am 03.10.<strong>2017</strong> von 11 bis 18 Uhr<br />
Veranstalter: Interessengemeinschaft Kürbismarkt<br />
Eintritt: frei<br />
15. OKTOBER: APFELFEST AUF HOF CRONE<br />
Wer Gefallen am Kürbismarkt in Rärin findet, wird sich winnspielen (zum Beispiel Kartoffelschälwettbewerb),<br />
auch für einen weiteren Veranstaltungstipp interessieren: mit stimmungsvoller Musik <strong>und</strong> vielem mehr sorgt für<br />
Keine zwei Wochen später, am 15. <strong>Oktober</strong>, findet das traditionelle<br />
Apfelfest auf Hof Crone am Höhenweg zwischen Parkplätze stehen für Besucher in unmittelbarer Nähe<br />
Abwechslung <strong>und</strong> Unterhaltung.<br />
Werdohl <strong>und</strong> Lüdenscheid statt. Familie Crone <strong>und</strong> das Naturschutzzentrum<br />
MK laden hierzu bereits zum 22. Mal ein. feuerwehr Werdohl zugewiesen <strong>und</strong> können gegen eine<br />
des Hofes zur Verfügung. Sie werden von der Jugend-<br />
An mehr als 60 Ständen werden kulinarische Verlockungen<br />
für den kleinen <strong>und</strong> für den großen Hunger angeboaussichtlich<br />
auch der Bürgerbus zwischen dem Werdoh-<br />
kleine Gebühr genutzt werden. Ab 9.45 Uhr pendelt vorten.<br />
Natürlich stehen dabei die Äpfel besonders hoch im ler Bahnhof <strong>und</strong> Hof Crone.<br />
Kurs. Wie wäre es zum Beispiel mit Reibeplätzchen <strong>und</strong><br />
Apfelmus oder mit frisch gepresstem Apfelsaft?<br />
Was: Apfelfest Hof Crone<br />
Daneben gibt es viele Informations-Angebote, etwa die Wo: Werdohl Dösseln<br />
große Obstsortenausstellung, <strong>und</strong> es werden alte Handwerkstechniken<br />
von der Bürstenherstellung bis zur Holz-<br />
Veranstalter: Familie Crone <strong>und</strong> Naturschutzzentrum<br />
Wann: am 15.10.<strong>2017</strong> von 10 bis 18 Uhr<br />
schnitzerei vorgestellt. Ein Rahmenprogramm mit einer Eintritt: frei<br />
ökumenischen Andacht um 10 Uhr, mit originellen Ge-<br />
37
REITER-PARADIES MIT<br />
NORDHELLE-BLICK<br />
Zu Besuch auf der Reitanlage Middelhoff in Herscheid.<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Herscheid ist bekannt als „Pferdeland“. In der Sauerländer<br />
Gemeinde mit gerade einmal 8000 Einwohnern gibt<br />
es pro Kopf mehr Pferde, als das in allen benachbarten<br />
Städten <strong>und</strong> Gemeinden r<strong>und</strong>herum der Fall ist.<br />
Woran das liegt? Vielleicht daran, dass die Herscheider<br />
den Umgang mit dem Pferd einfach in die Wiege gelegt<br />
bekommen. Pferdeverstand nennt man das. Ein<br />
Gr<strong>und</strong> ist jedoch auch sicherlich der, dass es r<strong>und</strong> um<br />
Herscheid herum noch viele unbebaute, weite Gras-Flächen<br />
gibt, die sich hervorragend für die Pferdehaltung<br />
eignen. Überall haben sich deshalb kleinere <strong>und</strong> größere<br />
Ställe angesiedelt, in denen Pferdefre<strong>und</strong>e ihre geliebten<br />
Vierbeiner unterstellen können.<br />
Eine der ältesten <strong>und</strong> bekanntesten Herscheider Reitanlagen<br />
ist die von Klaus Middelhoff <strong>und</strong> seiner Familie. Er<br />
ist in Herscheid-Reblin aufgewachsen <strong>und</strong> hat den Beruf<br />
des Landwirtes von der Pike auf gelernt. Bis zum heutigen<br />
Tag bewirtschaftet er den Hof, der schon seit mehreren<br />
Generationen in Familienbesitz ist. Allerdings hat er<br />
schon früh damit begonnen, vom Kuhbauern <strong>und</strong> Milchproduzenten<br />
peu á peu auf Pferdehaltung umzusatteln.<br />
So baute er bereits in den 90er Jahren recht weitsichtig<br />
eine Reithalle, die genug Platz bietet, um ein Pferd auch<br />
im Winter hinreichend trainieren zu können. Dazu kam<br />
ein großer Reitplatz <strong>und</strong> mit dem Umbau einiger Ställe<br />
wurden Einstellmöglichkeiten für Pferde geschaffen.<br />
Weite Wiesen, durch die kleine Bäche fließen <strong>und</strong> moderne<br />
Winterpaddocks r<strong>und</strong>en das Angebot ab. Für die<br />
Einsteller bietet der Stall zudem ein gemütliches „Reiterstübchen“,<br />
das auch für Feiern genutzt werden kann,<br />
sowie große Spinde, die genug Platz bieten für Sattel,<br />
Putzbox <strong>und</strong> sonstiges „Gewerk“, das ein Reiter eben<br />
so braucht.<br />
Was dem Besucher sofort ins Auge fällt: Die Anlage ist<br />
nicht nur sehr gepflegt, sondern liegt landschaftlich geradezu<br />
spektakulär direkt am Fuß der Nordhelle. Im Winter<br />
schaut man auf den oft schneebedeckten Berg, der<br />
über eine Rodelbahn <strong>und</strong> gespurte Loipen verfügt. Wanderparkplätze<br />
locken zudem viele Wanderfre<strong>und</strong>e auf<br />
38
die Nordhelle, die mit ihren knapp 700 Metern tatsächlich<br />
ein echter Berg ist <strong>und</strong> nicht etwa ein Hügel. Im<br />
Sommer starten von dort aus fast täglich Paraglider mit<br />
ihren bunten Schirmen in den Himmel. Selbst Stefan<br />
Raab war mit seinem Filmteam schon vor Ort <strong>und</strong> hat<br />
sich aus luftigen Höhen mutig in die Tiefe gestürzt.<br />
Ein Anblick, an den Pferde <strong>und</strong> Reiter mittlerweile gewöhnt<br />
sind <strong>und</strong> der niemanden mehr aus der Ruhe<br />
bringt. Auch dann nicht, wenn mal wieder einer der Paraglider<br />
in einer Tanne gelandet ist <strong>und</strong> von der Feuerwehr<br />
gerettet werden muss.<br />
Vor ein paar Jahren landete auch einmal ein echter Heißluftballon<br />
auf einer der Weiden. Eine Notlandung. <strong>Das</strong><br />
hat dann die Pferde <strong>und</strong> ihre Besitzer zumindest kurzzeitig<br />
irritiert. Passiert ist niemandem etwas, aber die Ballonmannschaft<br />
staunte nicht schlecht, als sie nach einer<br />
etwas holprigen Landung von einer neugierigen Pferdeherde<br />
begrüßt wurde.<br />
Die Reitanlage Middelhoff beherbergt nicht nur Pferde,<br />
die das Glück haben, so artgerecht, wie es nur möglich<br />
ist, gehalten zu werden, sie bietet auch dem Reiter viele<br />
Angebote, seinem Sport nachzugehen. Besonders die<br />
jungen ReiterInnen üben sich hier in der „Hohen Schule“<br />
des Dressurreitens. Praktisch, wenn eine Reitlehrerin<br />
ihr Pferd im gleichen Stall stehen hat <strong>und</strong> nach Absprache<br />
Unterricht gibt. Lisa Krieger macht das richtig<br />
gut, die jungen Frauen sind begeistert <strong>und</strong> lernen viel<br />
bei ihr, auch wenn sie sie oft ganz schön „ran nimmt“.<br />
Es gibt aber auch die Möglichkeit für Springreiter, mit<br />
dem Pferd zu trainieren, der Reitplatz ist dafür ideal. Einfach<br />
mal einen kleinen Parcours aufbauen ist im Sommer<br />
kein Problem.<br />
Ihr Fachmann für<br />
• Fassadensanierung<br />
• Verlegung von Fußböden<br />
• Schimmelpilzsanierung<br />
• Vollwärmeschutz<br />
58840 Plettenberg - Tel. 0 23 91/5 01 28<br />
39
Einige der „Einsteller“ sind eher Westernreiter , die meisten<br />
domestizieren ihre Pferde auch gern einmal mit Bodenarbeit<br />
<strong>und</strong> dem angesagten „Horsemanship“. Eine<br />
ganz natürliche, auf das Pferd <strong>und</strong> seine Bedürfnisse angepasste<br />
Art des Trainings mit dem Vierbeiner.<br />
Unbegrenzte Möglichkeiten<br />
für Freizeitreiter<br />
Man merkt den Pferden auf diesem Hof an, dass ihren<br />
Menschen ihr Wohl wichtig ist. In so einer entspannten<br />
Umgebung lernen<br />
die Pferde am ehesten,<br />
dass sie Vertrauen haben<br />
können zu ihren Menschen.<br />
<strong>Das</strong> zahlt sich aus,<br />
das Pferd wird so zu einem<br />
noch verlässlicheren<br />
Partner.<br />
Richtung Herscheid, das mit gut gepflegten Waldwegen<br />
den Reitern alle Möglichkeit für einen schönen Ausflug<br />
zu Pferd bietet.<br />
Die Reitanlage Middelhoff ist ein Privatstall, in dem man<br />
mit seinem eigenen Pferd bestens aufgehoben ist. Besonders<br />
interessant für die sogenannten „Selbstversorger“,<br />
also diejenigen, die selber misten <strong>und</strong> füttern wollen.<br />
Klaus Middelhoff bietet aber auch auf individuelle<br />
Absprache regelmäßige Boxenpflege an. Auch wenn<br />
Überhaupt Vertrauen.<br />
<strong>Das</strong> ist den Reitern auf<br />
dieser Anlage offenbar<br />
ein echtes Anliegen.<br />
Die Haltung ist so artgerecht,<br />
dass man die Pferde<br />
durchaus als „gechillt“<br />
bezeichnen könnte. Ausgedehnter<br />
Weidegang,<br />
dazu Heu von hoher<br />
Qualität, das Klaus Middelhoff<br />
noch selbst jedes<br />
Jahr von seinen Wiesen erntet <strong>und</strong> zu großen Ballen<br />
presst, tun dazu ihr Übriges.<br />
Ausreitmöglichkeiten gibt es unbegrenzt. Was besonders<br />
die sogenannten „Freizeit-Reiter“ in den Stall lockt.<br />
Also diejenigen, die nicht unbedingt Turniere reiten wollen,<br />
sondern einfach gerne auch einmal durchs Gelände<br />
„zockeln“.<br />
Auf der gegenüberliegenden Seite des Stalles warten die<br />
Nordhelle <strong>und</strong> das Ebbegebirge. Einmal dort, kann man<br />
tagelang reiten. Wenn man will bis runter nach Marburg,<br />
einmal quer durch das Rothaargebirge. Daher wird<br />
der Stall auch gelegentlich von Fremdreitern als Wanderreitstation<br />
genutzt. <strong>Das</strong> nahegelegene Hotel macht<br />
die Übernachtung für sie zudem einfach <strong>und</strong> angenehm.<br />
Richtung Lüdenscheid kann man den „Märzenbecher “<br />
entlangreiten. Wenn man will bis an die <strong>Verse</strong>talsperre.<br />
Auch sehr beliebt: Die „Nümmert“, ein Waldgebiet<br />
man mal in den Urlaub fahren will oder krank ist, springt<br />
er ein. Morgens übernimmt er selbst das Füttern <strong>und</strong> das<br />
Rausstellen der Pferde.<br />
Hier fühlen sich Reiter <strong>und</strong> Pferd wohl<br />
Ansonsten sind die Reiter untereinander gut organisiert<br />
<strong>und</strong> wechseln sich ab, was das nachmittägliche Reinholen<br />
<strong>und</strong> abendliche Füttern der Pferde betrifft. Alles in<br />
allem: Ein traditionsreicher, gut geführter Stall, sehr gediegen<br />
<strong>und</strong> mitten in einer traumhaften Landschaft gelegen.<br />
Mit einem vielfältigen Angebot für Pferd <strong>und</strong> Reiter<br />
<strong>und</strong> - im Sauerland wichtig – einer Halle, die täglich genutzt<br />
werden kann. Ein Ort, an dem sich Pferd <strong>und</strong> Reiter<br />
r<strong>und</strong>um wohl fühlen dürfen <strong>und</strong> jeder gleichermaßen<br />
auf seine Kosten kommt.<br />
40
Tipp des Monats<br />
30.9., 20 Uhr, Eurogig<br />
Bandcontest in der Alten Molkerei<br />
in S<strong>und</strong>ern-Allendorf, vier ausgewählte<br />
Newcomerbands spielen<br />
um Konzertreisen nach Schottland,<br />
Frankreich <strong>und</strong> Holland<br />
www.festival-irock.de<br />
Fr., 8.9., bis So., 10.9.<br />
P-Weg-Marathon, das große Sportereignis in<br />
Plettenberg für Wanderer, Walker, Läufer <strong>und</strong><br />
Biker; Rahmenprogramm in der Plettenberger<br />
Innenstadt,www.p-weg.de<br />
Sa., 9.9. & So., 10.9.<br />
125 Jahre Feuerwehr Herscheid<br />
Zwei Tage Jubiläumsprogramm u.a. Festumzug am Samstag<br />
um 14 Uhr <strong>und</strong> Frühschoppen am Sonntag mit dem<br />
Feuerwehr-Musikzug, awww.herscheid.de<br />
Sa., 9.9., 18 - 22 Uhr<br />
LichterGARTEN im Rahmen der Offenen Gärten<br />
im Ruhrbogen<br />
Baumschulen Wiesemann, Wemensiepen 20,<br />
Neuenrade, ww.neuenrade.de<br />
So., 10.9., 13 - 18 Uhr<br />
Tag des offenen Denkmals, kostenloser Eintritt in<br />
die Luisenhütte <strong>und</strong> das Museum<br />
Balve-Wocklum<br />
www.balve.de, www.maerkischer-kreis.de<br />
23. & 24.9., jew. 11 - 18 Uhr<br />
H<strong>und</strong>stage im Freibad Neuenrade, alle H<strong>und</strong>e<br />
mit Impfausweis <strong>und</strong> Versicherungsschutz<br />
dürfen ins Wasser<br />
Freibad Neuenrade, www.neuenrade.de<br />
Fr., 29.9., ab 10 Uhr<br />
Bauernmarkt in der Werdohler Innenstadt,<br />
Veranstalter ist Werdohl Marketing GmbH<br />
www.werdohl.de<br />
Sa., 30.9., 19.30 Uhr<br />
Neuenrader Kulturprogramm: „Halbgott in<br />
Nöten“, Komödie u.a. mit Kalle Pohl<br />
Saal im Hotel Kaisergarten, Neuenrade<br />
www.neuenrade.de<br />
Sa., 30.9., 20 Uhr<br />
Konzert mit dem Anke-Angel-Boogie-Trio im<br />
Kleinen Kulturforum<br />
Bahnhof Werdohl<br />
www.werdohl.de<br />
<strong>September</strong> <strong>2017</strong><br />
1 Fr<br />
2 Sa<br />
3 So<br />
4 Mo<br />
5 Di<br />
6 Mi<br />
7 Do<br />
8 Fr<br />
9 Sa<br />
10 So<br />
11 Mo<br />
12 Di<br />
13 Mi<br />
14 Do<br />
15 Fr<br />
16 Sa<br />
17 So<br />
18 Mo<br />
19 Di<br />
20 Mi<br />
21 Do<br />
22 Fr<br />
23 Sa<br />
24 So<br />
25 Mo<br />
26 Di<br />
27 Mi<br />
28 Do<br />
29 Fr<br />
30 Sa<br />
31<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
VERANSTALTUNGEN ### NICHTS WIE HIN!
<strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />
Sa., 7.10., ab 13 Uhr<br />
Aktives Herscheid - nix los is woanders woll!<br />
Aktionstag der Herscheider Vereine<br />
Gemeinschaftshalle Herscheid<br />
www.herscheid.de<br />
1<br />
2<br />
3<br />
So<br />
Mo<br />
Di<br />
40<br />
Sa., 14.10., ab 9 Uhr<br />
Plettenberger Familienflohmarkt<br />
<strong>und</strong> Bücherflohmarkt<br />
Alter Markt / Stadtbücherei<br />
www.plettenberg.de<br />
4<br />
Mi<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Do<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
Sa., 14.10., 15 Uhr<br />
Kulturprogramm Neuenrade „Bibi Blocksberg<br />
- Hexen hexen überall“, Musical für die ganze<br />
Familie, Saal Hotel Kaisergarten<br />
www.neuenrade.de<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
41<br />
Sa., 14.10., 20 Uhr<br />
Rock Club, DJ Oliver Schubert präsentiert<br />
die besten Hits der 80er <strong>und</strong> 90er<br />
Schützenhalle Garbeck<br />
www.rockclub-point.com<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
Do<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
Sa., 21.10., 19.30 Uhr<br />
Chor populär mit den vier A-Cappella-Ensembles<br />
Quartett Plus, VoiceBoys, Alem<strong>und</strong>o <strong>und</strong> Rohrspatzen,<br />
Alte Molkerei, S<strong>und</strong>ern-Allendorf<br />
www.kulturtrichter.de<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
42<br />
Sa., 21.10., 19 Uhr<br />
<strong>Oktober</strong>festparty des TuS Neuenrade<br />
Fußball mit den Fetzentalern<br />
Schützenhalle Küntrop<br />
www.neuenrade.de<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
Fr<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
43<br />
Sa., 28.10., 20 Uhr<br />
Christina Rommel, „Schokolade - das Konzert“,<br />
ein Event für Ohren, Gaumen, Nase, Augen<br />
<strong>und</strong> Seele, Bürgersaal Rathaus Herscheid<br />
www.herscheid.de<br />
So., 29.10., 19 Uhr<br />
Kunstgemeinde Plettenberg: „Tod eines Handlungsreisenden“,<br />
Drama von Arthur Miller, u.a.<br />
mit Helmut Zierl <strong>und</strong> Stephanie Theiß<br />
Aula Böddinghausen, www.plettenberg.de<br />
27<br />
28<br />
Fr<br />
Sa<br />
Tipp des Monats<br />
29<br />
30<br />
31<br />
So<br />
Mo<br />
Di<br />
44<br />
14.10., 19 Uhr, <strong>Das</strong> besondere<br />
Konzert<br />
Der MGV Bremcke feiert 130.<br />
Geburtstag. <strong>Das</strong> Jubiläumskonzert<br />
gestalten neben den Four Valleys, der Frauenchor Femme-<br />
Vokal <strong>und</strong> Special Guest George Duchek.<br />
Johanniskirche Plbg.-Eiringhausen, www.four-valleys.de
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der Welt – 7 Tage auf der AIDA.<br />
Wir drücken die Daumen!<br />
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44<br />
*Gültig für Immobilien in Plettenberg, Herscheid, Werdohl <strong>und</strong> Neuenrade
<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />
ÜBER WEISSWÜRSTE UND DEN<br />
FLUCH DER GLOBALISIERUNG<br />
Wow, das ist jetzt schon<br />
die 25. komplett-lecker-<br />
Kolummne! Musste nämlich<br />
gerade mal kurz<br />
nachschauen, womit ich<br />
Sie in den letzten vier<br />
Jahren hoffentlich mehr<br />
unterhalten, angeregt<br />
<strong>und</strong> erfreut als verärgert<br />
habe. Konkret wollte ich wissen: War die Globalisierung<br />
in der Gastronomie <strong>und</strong> im Lebensmittelhandel schon<br />
einmal Thema?<br />
Ja, in Ansätzen hatte ich darüber geschrieben, dass bei<br />
uns im Winter keine frischen Erdbeeren, Kirschen <strong>und</strong><br />
kein Spargel auf den Tisch kommen. Auch wenn das<br />
Angebot vom anderen Ende der Welt immer leichter<br />
verfügbar wird. Ist alles zu jeder<br />
Zeit zu haben, verliert es aber<br />
auch seinen Reiz. Die Vorfreude,<br />
<strong>und</strong> die ist bekanntlich die<br />
schönste, verschwindet. Was<br />
übrig bleibt, ist das schlechte<br />
Gewissen, wenn man sich<br />
die Energieverschwendung vor<br />
Augen führt, die nötig ist, um<br />
beispielsweise ein Kotelett vom<br />
neuseeländischen Lamm auf<br />
den heimischen Teller zu zaubern.<br />
Die Alternative: Gute Produkte<br />
aus der Region, aus dem<br />
heimischen Sauerland, so kreativ<br />
zubereitet, dass unterschiedliche Varianten für neue<br />
Geschmackserlebnisse sorgen.<br />
Und im Urlaub? Ja, da kann man sich dann richtig auf<br />
Spezialitäten anderer Landstriche freuen. Als unsere<br />
Kinder klein waren, haben sie sich schon im Frühling<br />
auf die Ferien in Österreich gefreut, weil dort der<br />
„Almdudler“ für Erfrischung sorgte. Später nahm die<br />
Orangina in Frankreich dessen Rolle ein. Eine stark<br />
zuckerhaltige künstliche Brause, mögen Sie kritisch<br />
einwenden.<br />
Ja, Sie haben Recht. Doch trotzdem kann es, in Maßen<br />
genossen, einen Urlaub versüßen. Damals gab’s diese<br />
Getränke nur im jeweiligen Land. Und heute? Schauen<br />
Sie sich im gut sortierten Supermarkt um. Dort gibt’s<br />
Almdudler <strong>und</strong> Orangina in Massen. Eine Art der Globalisierung,<br />
der ich wenig Positives abgewinnen kann.<br />
Eine Reise führte uns jetzt in den Süden Deutschlands.<br />
Was schimpfen wir nicht ständig über die Bayern. Aber<br />
landschaftlich <strong>und</strong> auch kulinarisch stehen die Alpenländler<br />
gar nicht so schlecht da. Auch wenn mich im<br />
heimischen Supermarkt in Plettenberg <strong>und</strong> Werdohl<br />
mittlerweile tagtäglich Leberkäs’ <strong>und</strong> Weißwurst, Obazda<br />
<strong>und</strong> Brezen anlachen, geht nichts über eine zünftige<br />
Brotzeit im blauweißen Ländle. Die Weißwurst frisch<br />
aus dem Wurstkessel mit süßem Senf <strong>und</strong> einer Brezen,<br />
die noch warm ist, dazu ein frisch gebrautes Sommerbier<br />
<strong>und</strong> alles vor einer Bergkulisse mit satten Wiesen,<br />
auf denen die glücklichen Kühe grasen. Echt kitschig,<br />
aber zum Genießen schön.<br />
Wohl bekomm‘s!<br />
Anregungen <strong>und</strong> Kritik wie immer unter<br />
schluechtermann@komplett-magazin.de<br />
45
PIZZA SORGT FÜR KREATIVITÄT<br />
UND ABWECHSLUNG AUF DEM GRILL<br />
Text <strong>und</strong> Fotos: Cristin Schmelcher<br />
Von Cristin Schmelcher<br />
Jetzt müssen Grillmeister nicht mehr alleine am Grill<br />
stehen während der Rest der Grillgemeinschaft es sich<br />
schon am Tisch gemütlich gemacht hat: Beim Pizzagrillen<br />
kommen alle Beteiligten in Bewegung. Kathrin <strong>und</strong><br />
Ingo Geck aus Plettenberg haben es mit ihren drei Kindern<br />
für das KomPlett-Magazin ausprobiert.<br />
Pizzateig-Gr<strong>und</strong>rezept für<br />
zwölf kleine Mini-Pizzen:<br />
Einen halben Würfel Hefe mit 50 ml lauwarmen Wasser<br />
verrühren. 450 g Mehl mit 1 TL Salz in einer Schüssel<br />
mischen <strong>und</strong> in eine Mulde die aufgelöste Hefe gießen.<br />
Mit Mehl bestäuben <strong>und</strong> 15 Minuten abgedeckt ruhen<br />
lassen. Danach 200 ml lauwarmes Wasser <strong>und</strong> 2 EL Olivenöl<br />
zugeben <strong>und</strong> alles zu einem geschmeidigen Teig<br />
verkneten. Weitere 45 Minuten abgedeckt gehen lassen.<br />
Den Teig nochmals gut durchkneten, in Frischhaltefolie<br />
wickeln <strong>und</strong> mindestens zwei St<strong>und</strong>en kühl stellen. Den<br />
Teig in zwölf gleich große Stücke teilen <strong>und</strong> diese jeweils<br />
r<strong>und</strong> ausrollen oder z.B. mit einer Müslischale oder einem<br />
Minitortenring ausstechen. Der Durchmesser sollte<br />
etwa zehn bis zwölf Zentimeter groß sein.<br />
Tipp: In italienischen Lebensmittelmärkten oder gut sortierten<br />
Supermärkten gibt es übrigens auch spezielles<br />
Pizza-Mehl.<br />
Pizza mal anders<br />
mit vielen ausgefallenen Zutaten<br />
Mit viel Kreativität geht es nun an das Belegen der Pizzen.<br />
Während sich der siebenjährige Luke zunächst für eine klassische<br />
Variante mit Tomatensoße, Salami, frischen Champignons,<br />
geriebenem Emmentaler <strong>und</strong> Oregano entscheidet,<br />
bestreicht die neunjährige Jule ihre Pizza mit Kräuterquark<br />
<strong>und</strong> belegt sie mit Lachs, Lauchzwiebeln <strong>und</strong> Parmesan.<br />
Der zweijährige Ole kreiert sich unter den wachsamen Augen<br />
seiner großen Schwester einen Belag aus Tomatensoße,<br />
Blattspinat, Schafskäse, gelber Paprika <strong>und</strong> Pinienkernen.<br />
Auch hier darf natürlich ein bisschen Oregano nicht<br />
fehlen. Naschen ist selbstverständlich erlaubt.<br />
Die drei haben so viel Spaß, dass direkt noch ein paar<br />
neue Zusammenstellungen für Papa <strong>und</strong> Mama erf<strong>und</strong>en<br />
werden. Während Papa Ingo eine Kombination aus<br />
Tomatensoße, rohem Schinken, Oliven, Basilikum, geriebenem<br />
Mozzarella <strong>und</strong> Oregano erhält, kommt Mama Kathrin<br />
in den Genuss, eine Pizza ohne Soße mit geriebenem<br />
Mozzarella, Birnen, roten Zwiebeln, Cranberrys <strong>und</strong><br />
Blauschimmelkäse probieren zu dürfen. Ein bisschen Zitronensaft,<br />
Salz <strong>und</strong> Pfeffer r<strong>und</strong>en hier den Geschmack ab.<br />
Ich selbst lasse mir von den Dreien ebenfalls eine ohne<br />
Soße mit geriebenem Mozzarella, frischen Kirschen, Walnüssen<br />
<strong>und</strong> Ziegenkäse belegen.<br />
Tipps für die perfekte Grill-Pizza<br />
Mit den fertig belegten Pizzen geht es schnell zu Papa<br />
an den Grill, der darauf achtet, dass dieser eine möglichst<br />
hohe Temperatur erreicht hat. Hierfür verwendet<br />
Ingo Eierkohlen, da sie länger die Wärme speichern <strong>und</strong><br />
heizt den Pizzastein bei geschlossenem Deckel vor. Wer<br />
nicht so lange warten möchte, kann den Stein auch im<br />
46
Backofen vorerwärmen. Je nach Temperatur sind die Pizzen<br />
dann in fünf bis acht Minuten fertig.<br />
Ein Grill eignet sich zum Pizzabacken sogar besser als ein<br />
Haushaltsbackofen, da höhere Temperaturen erreicht werden.<br />
Zu empfehlen ist hier eine Temperatur zwischen 250<br />
<strong>und</strong> 300 Grad. Durch das kürzere, belagschonende Backen<br />
bleibt der Teig innen weich <strong>und</strong> wird außen knusprig. Sie<br />
benötigen hierfür einen Kugelgrill mit Deckel, da dieser<br />
die Hitze reflektiert. Ein Holzkohlegrill sorgt für ein schönes<br />
Röstaroma wie im Steinbackofen. Der Teig <strong>und</strong> die Temperatur<br />
müssen gut beobachtet <strong>und</strong> bei Bedarf Kohlen nachgelegt<br />
werden. Einen Pizzastein, der auch im Backofen<br />
verwendet werden kann, erhalten Sie im Haushaltswarengeschäft<br />
oder in Supermärkten mit Haushaltswarenabteilung.<br />
Um den Stein herum sollte auf dem Grill etwa zwei<br />
Zentimeter Luft sein, damit kein Hitzestau entstehen kann.<br />
Der süße Abschluss<br />
Natürlich darf auch ein Dessert nicht fehlen <strong>und</strong> so haben<br />
wir auch einen süßen Pizzateig vorbereitet. Hierfür geben<br />
Sie 450 g in eine Schüssel <strong>und</strong> drücken eine Mulde hinein,<br />
in die ein Würfel Hefe hineingebröselt wird. Circa 200<br />
ml lauwarme Milch zugießen <strong>und</strong> mit 1 EL Zucker <strong>und</strong> ein<br />
wenig Mehl verrühren. Den Vorteig abgedeckt etwa 30<br />
Minuten gehen lassen. 2 Eier mit etwa 50 g Zucker, 125 g<br />
Butter in Stücken <strong>und</strong> einer Prise Salz zugeben <strong>und</strong> alles<br />
zu einem glatten Teig verkneten. Nach Bedarf die Mehlmenge<br />
leicht variieren <strong>und</strong> dann nochmal zugedeckt 30<br />
Minuten gehen lassen. Den Teig in Frischhaltefolie wickeln<br />
<strong>und</strong> kurz kühlen. Danach nochmals durchkneten <strong>und</strong><br />
auf einer bemehlten Arbeitsfläche etwa 1 cm dick ausrollen<br />
<strong>und</strong> in sechs Rechtecke schneiden. Diese diagonal<br />
halbieren, so dass zwölf Dreiecke entstehen.<br />
Für die Creme 300 g Ricotta, 1 Eigelb, 2 EL Honig <strong>und</strong> 1<br />
Messerspitze Vanillemark verrühren <strong>und</strong> die Pizzaecken<br />
damit bestreichen.<br />
Dann sind der Kreativität wieder keine Grenzen gesetzt<br />
<strong>und</strong> Jule, Luke <strong>und</strong> Ole verwenden für den Belag wieder<br />
alles, was noch so an Früchten, Beeren <strong>und</strong> Nüssen<br />
auf dem Tisch <strong>und</strong> bei Mama in den Küchenschränken<br />
steht. Neben einer Kombination aus Orangen, Pistazien<br />
<strong>und</strong> Honig lassen wir uns die Pizzaecken mit Kirschen,<br />
Walnüssen <strong>und</strong> Schokodrops schmecken.<strong>Das</strong> KomPlett-<br />
Team wünscht Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren <strong>und</strong><br />
guten Appetit!<br />
47
REKORDVERSUCH AM<br />
„MOUNT REMMELSHAGEN“<br />
1. Werdohler Everest-Lauf: 8848 Höhenmeter in 24 St<strong>und</strong>en<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Fred Lange, gestützt von seinen Helfern,<br />
die zum Gelingen des Rekordversuchs beitragen<br />
48<br />
Bekommt der P-Weg in Plettenberg jetzt Konkurrenz aus<br />
Werdohl? Sicherlich nicht, was die Teilnehmerzahlen angeht,<br />
aber durchaus, wenn man nur die sportliche Extremleistung<br />
betrachtet. 109 Kilometer <strong>und</strong> 8848 Höhenmeter<br />
stehen für den 1. „Werdohler Everest-Lauf“ <strong>und</strong><br />
sprechen für sich.<br />
Ist der P-Weg-Ultramarathon mit seinen 73 Kilometern<br />
über Stock <strong>und</strong> Stein schon eine knallharte Herausforderung,<br />
so ist die Leistung, die der Werdohler Extremsportler<br />
Fred Lange <strong>und</strong> sein Trainings- <strong>und</strong> Wettkampfpartner<br />
Sebastian Tengler vorhaben, kaum vorstellbar. Am 7.<br />
<strong>und</strong> 8. <strong>Oktober</strong> wollen die beiden Ausdauersportler einen<br />
Rekord im Berglaufen aufstellen.<br />
<strong>Das</strong> Ziel: 42 Mal innerhalb von 24 St<strong>und</strong>en von der Lenne<br />
hinauf zum Remmelshagen <strong>und</strong> zurück. Dabei sind<br />
insgesamt 8848 Höhenmeter zu überwinden. 8848 Meter,<br />
das ist exakt der Höhe des Mount Everest, des höchsten<br />
Bergs der Erde. Insgesamt müssen sie dazu auf ihren<br />
R<strong>und</strong>en, die jede etwa 2,6 Kilometer lang ist, 109 Kilometer<br />
zurücklegen.<br />
Wahnwitzige Idee von Fred Lange<br />
wird wahr<br />
Wie kommt man auf eine solche wahnwitzige Idee? Der<br />
Werdohler Fred Lange ist in der Berglaufszene kein unbeschriebenes<br />
Blatt. Auf seiner Facebook-Seite wimmelt<br />
es von Fotos, die alpine Klettertouren oder Bergläufe dokumentieren.<br />
„Running Fred“, ganze 59 Lenze jung, hat<br />
schon so manchen Gipfel bezwungen <strong>und</strong> eine Vielzahl<br />
von Alpenmarathons absolviert. Begleitet wird er bei<br />
seinen abenteuerlichen Wettkämpfen oft von Sebastian<br />
Tengler. Der Herscheider ist aus beruflichen Gründen<br />
vor zwei Jahren nach Süddeutschland gezogen, startet<br />
aber weiterhin für das Plettenberger P-Weg-Team. Bergläufe<br />
mit Streckenlängen von bis zu 100 Kilometern <strong>und</strong><br />
bis zu 6000 Höhenmetern haben die beiden schon etliche<br />
in den Beinen. <strong>Das</strong> Angebot an solchen Wettbewerben<br />
ist groß: Andorra Ultra Trail, Großglockner Berglauf,<br />
Zugspitz Trailrun Challenge, Südtirol Ultra Skyrace, Jungfrau<br />
Marathon sind nur ein halbes Dutzend aus der langen<br />
Liste der Events, aus denen Laufbegeisterte wählen<br />
können. Wer möchte, kann so die komplette Alpenwelt<br />
im Dauerlauf durcheilen.<br />
Und wer ein wahrer Gipfelstürmer ist, der träumt na-
türlich davon, einmal im Leben den höchsten Berg der<br />
Welt zu bezwingen. Bis nach Nepal wollen Fred Lange<br />
<strong>und</strong> Sebastian Tengler dazu nicht reisen. Sie holen den<br />
Mount Everest kurzerhand an die Lenne. Bereits vor zwei<br />
Jahren hatten die beiden Extremsportler den Werdohler<br />
Everest-Lauf geplant. Aber solche Abenteuer lassen sich<br />
nicht mal so eben nebenher realisieren. Der berufliche<br />
Wechsel von Sebastian Tengler <strong>und</strong> private Verpflichtungen<br />
von Fred Lange ließen damals nicht genug Zeit für<br />
das aufwändige Training. Doch „in diesem Jahr wird es<br />
ernst“, ist Fred Lange felsenfest vom Gelingen des Gipfelsturms<br />
zum Remmelshagen überzeugt. Seit Wochen<br />
trainieren er <strong>und</strong> Sebastian Tengler für diese Herausforderung.<br />
Ärztlich betreut werden sie von Prof. Dr. Höltke<br />
vom Sportklinikum Hellersen. Er schreibt auch die<br />
Trainingspläne. Die fallen in Anbetracht des Vorhabens<br />
schon fast bescheiden aus. Im Schnitt müssen die Männer<br />
„nur“ acht St<strong>und</strong>en in der Woche laufen, das allerdings<br />
mit hohen Belastungen.<br />
Viele ehrenamtliche Helfer<br />
machen es möglich<br />
Dafür, dass es nun tatsächlich zum 1. „Werdohler Everestlauf“<br />
kommen wird, dürfen sich die beiden bei den<br />
vielen ehrenamtlichen Helfern bedanken. Die beiden<br />
Radsportvereine aus Werdohl <strong>und</strong> Neuenrade, die Feuerwehren<br />
Stadtmitte <strong>und</strong> Kleinhammer, die Leichtathletik-<br />
<strong>und</strong> die Ski-Abteilung des TuS Jahn, die 2. <strong>und</strong> 4. Kompanie<br />
des Schützenvereins, Bürgermeisterin Silvia Voßloh,<br />
Stadtplanerin Kathrin Hartwig, <strong>und</strong> viele andere mehr<br />
stehen auf der Liste der Förderer <strong>und</strong> Helfer. Von Anfang<br />
an war der Bürgerstammtisch um Manfred Hoh <strong>und</strong> Ralf<br />
Kronfeld von der Idee begeistert <strong>und</strong> hat das Projekt vorangebracht.<br />
Reichlich Behördengänge waren notwendig,<br />
bis alle Genehmigungen vorlagen. Sponsoren mussten<br />
aufgetrieben, Streckenführung <strong>und</strong> Streckensicherung<br />
festgelegt <strong>und</strong> Helfer für die Durchführung gef<strong>und</strong>en<br />
werden. Der TuS Jahn Werdohl mit seinen erfahrenen<br />
Sportfunktionären ist der Ausrichter des Wettbewerbs.<br />
Wolfgang Rummeld hat die Ausschreibung des Rekordversuchs<br />
verfasst (http://www.tusjahnwerdohl.de/everest-lauf.html)<br />
<strong>und</strong> lädt Ausdauersportler aus der ganzen<br />
Kreis zur Teilnahme ein. Denn der Werdohler Everestlauf<br />
soll nicht nur ein Lauf für zwei Extremsportler werden.<br />
Sportbegeisterte dürfen gegen Entrichtung einer Startgebühr<br />
einzelne R<strong>und</strong>en mitlaufen. Maximal 210 werden<br />
verteilt auf die 42 R<strong>und</strong>en. Die Einnahmen dienen<br />
der Finanzierung der Veranstaltung <strong>und</strong> darüber hinaus<br />
dem guten Zweck.<br />
Großes Rahmenprogramm<br />
für die Zuschauer<br />
Ein großes Rahmenprogramm wird für den 7. <strong>und</strong><br />
8. <strong>Oktober</strong> vorbereitet. Der Startbereich, passenderweise<br />
direkt unter den Werdohler Kletterfelsen<br />
an der Lenne (Altenaer Straße) gelegen, ist<br />
für 24 St<strong>und</strong>en das Basiscamp der Gipfelstürmer.<br />
Fred Lange <strong>und</strong> Sebastian Tengler beim Training: über die<br />
Himmelsleiter geht es hoch zum Remmelshagen<br />
Dabei geht es dort nicht nur um<br />
die Betreuung der Aktiven, sondern<br />
auch um die Unterhaltung<br />
<strong>und</strong> Versorgung der vielen Zuschauer,<br />
auf deren Kommen man<br />
hofft.<br />
49
24 St<strong>und</strong>en sind eine lange<br />
Zeit. Trotzdem hat sich Werdohls<br />
Ex-Bürgermeister Jörg<br />
Bora bereit erklärt die Veranstaltung<br />
komplett von der Aktionsbühne<br />
aus zu kommentieren.<br />
Prof. Dr. Höltke wird<br />
einen kurzweiligen Vortrag<br />
zum Thema Ausdauersport<br />
halten. Dazu gibt es reichlich<br />
Spiel <strong>und</strong> Spaß <strong>und</strong> Musik.<br />
Pünktlich um 12 Uhr fällt am 7. <strong>Oktober</strong> in Höhe der Aktionsbühne<br />
der Startschuss, abgefeuert durch die B<strong>und</strong>estagsabgeordnete<br />
Dagmar Freitag.<br />
Ein großes Teilnehmerfeld, etwa wie bei den City-Läufen,<br />
wird nicht auf die Strecke geschickt. Fred Lange <strong>und</strong> Sebastian<br />
Tengler werden nur r<strong>und</strong>enweise von maximal<br />
einer handvoll Läufern begleitet.<br />
Der Rekordversuch wird kein Wettstreit gegen andere<br />
werden, sondern für die beiden Hauptakteure ein Kampf<br />
gegen sich selbst sein. Zunächst führt sie die Strecke<br />
über Asphalt <strong>und</strong> schon bald über Fuß- <strong>und</strong> Wanderwege<br />
mit einer zunächst leichten Steigung hinauf zum<br />
Die Kletterfelsen an der Lenne sind beim Rekordlauf immer<br />
im Blick, werden aber nicht zum Aufstieg genutzt<br />
Scherl. Dort haben die Anwohner eine <strong>Zwischen</strong>station<br />
aufgebaut, an der sich nicht nur die Sportler stärken<br />
können, sondern auch für<br />
Stimmung unter den Zuschauern<br />
gesorgt wird. Dann folgt<br />
schon bald die sogenannte<br />
Himmelsleiter mit dem letzten<br />
<strong>und</strong> weitaus steilsten Abschnitt<br />
des Aufstiegs. 29 Grad<br />
Steigung haben die Sportler zu<br />
meistern. Am Gipfel des Remmelshagen<br />
werden sie eine<br />
Kontrollstation passieren, ehe<br />
die Strecke über einen extrem steilen, aber mit Seilen<br />
gesicherten Abstieg zurück zum Ausgangspunkt führt.<br />
Der gesamte Streckenverlauf ist durch Markierungen gekennzeichnet<br />
<strong>und</strong> wird in den Nachtst<strong>und</strong>en mit Flutlicht<br />
beleuchtet. Die Nachtst<strong>und</strong>en sind dann auch die größte<br />
Herausforderung für die zwei Extremsportler. Ganz auf<br />
sich gestellt, müssen sie gegen die zunehmende Müdigkeit<br />
ankämpfen. Vielleicht haben sie aber auch Glück,<br />
<strong>und</strong> einige Lauffre<strong>und</strong>e haben sich für eine Mitlaufr<strong>und</strong>e<br />
zur Nachtzeit angemeldet.<br />
Erst am nächsten Morgen wird sich dann im Laufe des<br />
Vormittags entscheiden, ob der Rekordversuch gelingt.<br />
Spätestens um 12 Uhr mittags müssen Fred Lange <strong>und</strong><br />
Sebastian Tengler das Ziel erreichen.<br />
137 Buslinien für 2.300 Haltestellen<br />
50<br />
AZ Image 2x_168x124_4c_iO.indd 2 08.02.16 15:16
WILLKOMMEN<br />
BEI TANTE JO<br />
Der „Laden mit Herz“ in Kleinhammer<br />
Ganz schön mutig von Johanna Trautmann-Stuberg,<br />
in Kleinhammer ein<br />
Geschäft zu eröffnen. Dort, im unteren<br />
<strong>Verse</strong>tal, ist man im meist nur auf der<br />
Durchreise - nach Plettenberg, Lüdenscheid<br />
oder ins Werdohler Stadtzentrum.<br />
Aber ihr „Laden mit Herz“, den<br />
sie am 1. April eröffnete, ist alles andere<br />
als ein Aprilscherz. Er wird „bestens<br />
angenommen“, freut sich Johanna<br />
Trautmann-Stuberg, <strong>und</strong> das nicht nur<br />
von den <strong>Verse</strong>talern, sondern gerade<br />
auch von den Durchreisenden, die am<br />
Brauck 3 gerne einen <strong>Zwischen</strong>stopp<br />
einlegen. Tante Jo hält nämlich neben<br />
einem ausgewählten Sortiment an regionalen<br />
Produkten auch kleine Snacks,<br />
belegte Brötchen oder heiße Fleischwurst<br />
bereit.<br />
Ob man ihren Laden nun Dorfladen,<br />
Lebensmittelgeschäft oder Tante-Emma-Laden<br />
nennen<br />
möchte, bleibt der<br />
Einschätzung der<br />
K<strong>und</strong>en überlassen.<br />
Jedenfalls lautet Johanna<br />
Trautmann-<br />
Stubergs Devise:<br />
Klasse statt Masse.<br />
So stammen die<br />
Brotwaren von Werdohls<br />
Holzofenbäcker<br />
Deitmerg, kommen<br />
die Fleisch- <strong>und</strong> Wurstwaren<br />
vom Küntroper Hof Stork,<br />
die Kartoffeln vom Balver<br />
Hof Gödde, die Forellen (auf<br />
Bestellung) aus der <strong>Verse</strong>taler<br />
Forellenzucht von Michael<br />
Kaiser <strong>und</strong> der Honig<br />
vom Werdohler Imker Pohl.<br />
Überschwänglich lobt Tante<br />
Jo die hausgemachte Marmelade<br />
von Dagmar Schwerte.<br />
Die aus Fröndenberg, ebenso wie<br />
Käse, Joghurt <strong>und</strong> andere Milchprodukte<br />
der Hofkäserei Wellie. Die Senfmühlen<br />
Iserlohn <strong>und</strong> Attendorn sind mit ihren<br />
Produkten vertreten <strong>und</strong> der Kaffee<br />
kommt aus der Lüdenscheider Rösterei<br />
„Kaffee Kultur“.<br />
Zu Tante Jos Sortiment gehören aber<br />
auch nette Artikel für die Dekoration<br />
<strong>und</strong> Einrichtung, alle made in Kleinhammer,<br />
genau gesagt vom Ehepaar<br />
Jakoby, oder die KlönArt Postkarten der<br />
Neuenrader Künstlerin Jutta Beißner.<br />
Johanna Trautmann-Stubergs „Laden<br />
mit Herz“ (Brauck 3, 58791 Werdohl)<br />
hat montags, dienstags <strong>und</strong> freitags<br />
von 7 bis 10 Uhr <strong>und</strong> von 12 bis 16.30<br />
Uhr, mittwochs von 7 bis 10 Uhr, donnerstags<br />
durchgehend von 7 bis 16<br />
Uhr <strong>und</strong> samstags von 7 bis 12 Uhr<br />
geöffnet.<br />
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Kupfer · Bronze<br />
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Im Ohl 7 . 58791 Werdohl<br />
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51
WERDOHLS NEUE SELFIE-POINTS<br />
zur Nachahmung empfohlen<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Ihre Sehenswürdigkeiten hat die Stadt Werdohl schon<br />
seit langem in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt.<br />
Sei es durch Informationstafeln an den Hauswänden<br />
historischer Gebäude oder durch die einem Fernrohr<br />
ähnelnden Hingucker, die den Blick hin zu markanten<br />
Stellen im Stadtbild lenken.<br />
Dank Heiner Burkhardt, dem Vorsitzenden des Heimat-<br />
<strong>und</strong> Geschichtsvereins, <strong>und</strong> mit Unterstützung von Malermeister<br />
Christian Maus gibt es jetzt noch eine dritte<br />
Variante dieser Form von Werbung für die kleine Stadt<br />
an der Lenne. Sogenannte Selfie-Points laden die Bürger<br />
<strong>und</strong> Besucher der Stadt ein, sich selbst mit Hilfe ihres<br />
Handys vor Sehenswürdigkeiten wie dem Kulturbahnhof,<br />
dem Lenneken, der Lennefontäne, der evangelischen<br />
„Darauf ist Verlass!“<br />
Und zwar Tag <strong>und</strong> Nacht! Ob kleine Reparaturen oder<br />
in Notfällen – das gwu-Serviceteam steht allen Mietern<br />
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52
Kirche oder den Kletterfelsen zu fotografieren <strong>und</strong> die<br />
Bilder gleich als Gruß aus Werdohl an Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte<br />
zu verschicken. Die in weißer Farbe auf den Boden<br />
gemalten Fußabdrücke fallen schon von weitem auf.<br />
Heiner Burckhardt hat die originelle Idee aus Norddeutschland<br />
<strong>und</strong> vom Niederrhein mitgebracht. In Bremerhaven<br />
<strong>und</strong> Xanten gibt es bereits Selfie-Points: „Wir<br />
wollen mit dieser Aktion die Menschen animieren, Fotos<br />
von ihrer Stadt zu machen. Außerdem sollen sie feststellen:<br />
‘Wir haben doch viele schöne Ecken in Werdohl’“.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Komplett</strong>-Magazin findet: Eine gute Idee, die sich<br />
zur Nachahmung empfiehlt. Warum nicht auch Selfie-<br />
Points in Plettenberg, Herscheid, Neuenrade, Balve,<br />
S<strong>und</strong>ern oder Finnentrop?<br />
Wir machen Träume reisefertig<br />
Wir schaffen’s weg.<br />
Alles!<br />
Traumurlaub gefällig?<br />
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53
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Die Weichen für die Belebung der Region sind gestellt<br />
Zweite Station des Sommerausflugs:<br />
<strong>Das</strong> Stadtmuseum Werdohl<br />
LEADER feiert Bergfest. Anlässlich der Halbzeit für das<br />
von 2014 bis 2020 laufende europäische Förderprojekt<br />
hatten die beiden Regionalmanagerinnen der LEADER-<br />
Region LenneSchiene, Silke Erdmann <strong>und</strong> Kathrin Hartwig,<br />
zu einer Exkursion ins Lennetal eingeladen.<br />
Ernster Zweck des launigen „Sommerausflugs“ war eine<br />
<strong>Zwischen</strong>bilanz nach 3,5 Jahren LEADER zu ziehen, wobei<br />
die Arbeit in der LEADER-Region LenneSchiene erst<br />
vor anderthalb Jahren aufgenommen worden ist. An<br />
der Exkursion zu drei ausgewählten Projekten in Altena,<br />
Werdohl <strong>und</strong> Plettenberg <strong>und</strong> der anschließenden Diskussion<br />
im Wasserwerk Siesel nahmen neben den Bürgermeistern<br />
der beteiligten Kommunen <strong>und</strong> etlichen<br />
interessierten Projektträgern mit dem Dezernenten Andreas<br />
Pletziger <strong>und</strong> der Sachbearbeiterin<br />
Nina Dodt auch zwei Vertreter der<br />
Bezirksregierung Arnsberg teil.<br />
Bereits elf Projekte auf den<br />
Weg gebracht<br />
LEADER bietet der Region viele gute<br />
Chancen. Die Weichen für eine Belebung<br />
des Lennetals sind gestellt. Aber<br />
die Umsetzung der Projektideen ist<br />
nicht immer einfach. So lautete der Tenor<br />
der Gesprächsr<strong>und</strong>e.<br />
Von Martin Büdenbender<br />
„Elf Projekte haben bereits das positive<br />
Votum aus der Region erhalten“, lobten<br />
Silke Erdmann <strong>und</strong> Kathrin Hartwig,<br />
räumten aber ein, „es könnten mehr sein“. Als Schuldiger<br />
wurde der mit der Antragsstellung verb<strong>und</strong>ene<br />
bürokratische Aufwand ausgemacht. Dieser Aufwand<br />
hält viele davon ab, aus guten Ideen gute Projekte werden<br />
zu lassen. Entsprechend voll sind nach wie vor die<br />
Fördertöpfe. Heiner Burkhardt, Vorsitzender des Heimat-<br />
<strong>und</strong> Geschichtsvereins Werdohl, der mit Hilfe der<br />
LEADER-Gelder eine Industrie-Ausstellung vorbereitet,<br />
sprach aus eigener leidvoller Erfahrung: Der Bürokratismus<br />
bis zu Genehmigung des Werdohler Projektes sei<br />
so aufwändig gewesen, dass er kurz davor gestanden<br />
habe, die Flinte ins Korn zu werfen. Dezernent Andreas<br />
Pletziger gab zu bedenken, dass sich in Anbetracht der<br />
Höhe des Förderbeitrages die Schreibtischarbeit, auch<br />
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54
wenn sie mühsam sei, durchaus lohne. Immerhin 65<br />
Prozent der Kosten eines Förderprojektes trägt LEADER.<br />
Im Falle des Projektes Industrieausstellung sind das<br />
21.285,00 Euro an Fördergeldern.<br />
Kritisch bewertete Dr. Andreas Hollstein die bisher in<br />
Angriff genommenen Förderprojekte, die größtenteils<br />
nicht dem Anspruch von Projekten für eine ganze Region<br />
gerecht würden, sondern zu sehr den jeweiligen<br />
lokalen Aspekt im Auge hätten. Selbstverständlich gab<br />
es viel Lob für die geplante Werdohler Industrieausstellung<br />
<strong>und</strong> das vom Förderverein Burggymnasium Altena<br />
in Angriff genommene <strong>und</strong> von Architektin Caroline<br />
Ossenberg-Engels vorgestellte Projekt des Baus einer<br />
Waldbühne nach dem Vorbild eines griechischen Theaters.<br />
Bis zu 200 Personen soll die am steilen Waldhang<br />
oberhalb des Altenaer Burggymnasiums gelegene Bühne<br />
einmal Platz bieten. Fördersumme hierfür: 41.320,50<br />
Euro. Aber auch mit diesen Projekten schaut man nach<br />
Ansicht von Dr. Hollstein nur zaghaft über den lokalen<br />
Tellerrand.<br />
Projektidee<br />
„Wassersport auf der Lenne“<br />
Der Fluss Lenne würde so noch mehr in den Fokus rücken<br />
<strong>und</strong> besser erlebbar werden. Mit dem Mountainbike-<br />
<strong>und</strong> dem Wanderprojekt gibt es durchaus schon<br />
jetzt vielversprechende Vorhaben, die den regionalen<br />
Aspekt berücksichtigen. An beiden Projekten beteiligen<br />
sich alle Kommunen.<br />
Klar wurde: ein Mangel an guten Ideen ist nicht das<br />
Problem der LEADER-Region. Woran es bislang fehlt,<br />
das sind die Projektträger - Personen, Institutionen<br />
<strong>und</strong> Vereine, die sich vor den Karren spannen lassen,<br />
die anpacken <strong>und</strong> ein Projekt durchziehen, so wie der<br />
Werdohler Heimat- <strong>und</strong> Geschichtsverein oder der Förderverein<br />
Burggymnasium. Wenn die ersten markanten<br />
Projekte umgesetzt sind, <strong>und</strong> wenn damit deutlich<br />
wird, dass das Förderprinzip funktioniert, werden diese<br />
Beispiele viele weitere Personenkreise ermutigen, es<br />
auch zu versuchen, war Dezernent Andreas Pletziger<br />
für die zweite Hälfte der Förderperiode zuversichtlich.<br />
Dritte Station:<br />
Die Lenneterrassen in Plettenberg<br />
„Wir müssen uns nach vorne entwickeln“,<br />
forderte Finnentrops Bürgermeister Dietmar<br />
Heß, der zugleich zweiter Vorsitzender des<br />
LEADER-Vereins LenneSchiene ist. Es gehe um<br />
das gemeinsame Image. Man müsse sich mit<br />
gemeinsamen Projekten profilieren, etwa<br />
indem man die Lenne als „Paradies für den<br />
Wassersport“ nutzbar gestalte. Ein schlagzeilenträchtiges<br />
Projekt wäre das allemal.<br />
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55
TAUCHGANG IN DIE<br />
SAUERLÄNDER UNTERWELT<br />
Text Martin Droste / Fotos Martin Droste,<br />
Stephan Schild <strong>und</strong> Speläogruppe Letmathe<br />
Mitglieder der Speläogruppe Letmathe erk<strong>und</strong>en die Wasserhöhle Frettertal<br />
Zugang zum Hauptsystem der Wasserhöhle sichern,<br />
deren Gänge sich 30 Meter unter der Erdoberfläche über<br />
mindestens 528 Meter erstrecken.<br />
Damit ist die bereits 1982 entdeckte, aber nie ernsthaft<br />
erforschte Wasserhöhle eine Großhöhle. Die Nummer 1<br />
in der Attendorn-Elsper-Doppelkalkmulde bleibt natürlich<br />
die berühmte <strong>und</strong> wesentlich größere Attahöhle. Aber<br />
zumindest in einem Punkt hat die Attahöhle Konkurrenz<br />
bekommen. Denn die große Schwester aus Attendorn<br />
war bislang die einzige Unterwelt weit <strong>und</strong> breit<br />
mit einem fließenden Gewässer. Im nicht öffentlich<br />
zugänglichen Bereich fließt dort ein kleiner Bach, der<br />
in einem Siphon verschwindet. Ein Siphon ist ein unter<br />
Wasser stehender Höhlenbereich.<br />
Sicherungsleine als Lebensversicherung<br />
56<br />
Es ist Samstagmorgen, irgendwo im Frettertal. Die genaue<br />
Ortslage soll aus guten Gründen geheim gehalten werden.<br />
Die Sonne scheint, ein warmer Sommertag kündigt<br />
sich an. Doch Stephan Schild <strong>und</strong> Stephanie Krause<br />
bereiten sich auf ein eiskaltes Abenteuer vor. Die beiden<br />
Höhentaucher aus Schwelm <strong>und</strong> Dortm<strong>und</strong> zwängen<br />
sich in ihre dicken Schutzanzüge. Vom Parkplatz sind<br />
es nur wenige Meter bis zum Einstieg in die Unterwelt.<br />
Mitnehmen können die beiden erfahrenen Taucher<br />
vom Arbeitskreis Kluterthöhle nur leichtes Gepäck, die<br />
Ausrüstung wiegt immerhin noch 18 Kilogramm.<br />
Mehr ist nicht drin. Schon die ersten 14 Meter haben es<br />
in sich. Stephan Schild <strong>und</strong> Stephanie Krause müssen<br />
durch ein enges Bachrohr kriechen, das den Eingang<br />
in die „Wasserhöhle Frettertal“ markiert. Was folgt,<br />
ist nichts für Leute mit Platzangst. Auch nicht für den<br />
erfahrenen Höhlenforscher Alexander Platte. Der 1.<br />
Vorsitzende der Speläogruppe Letmathe (Speläologie ist<br />
der Fachbegriff für Höhlenk<strong>und</strong>e) bleibt lieber draußen.<br />
Platte will an diesem Tag weiter oben einen trockenen<br />
Neben dem Iserlohner Alexander Platte steht Henry<br />
Kamps am Bachlauf. Der 16-Jährige ist begeisterter<br />
Hobby-Höhlenforscher <strong>und</strong> ebenfalls Mitglied der<br />
Speläogruppe Letmathe. Platte <strong>und</strong> der junge<br />
Ostentroper sehen, wie die beiden Höhlentaucher das<br />
Tor zum Zugangsrohr öffnen <strong>und</strong> darin verschwinden.<br />
Vor dem erfahrenen Duo Stephan Schild <strong>und</strong> Stephanie<br />
Krause liegen einige „ekelige Engstellen“, lehmiger<br />
Boden <strong>und</strong> teilweise eine Sichtweite von nur fünf bis<br />
zehn Zentimetern. Ohne die Sicherungsleine wäre der<br />
Tauchgang ein Himmelfahrtskommando.<br />
Der unterirdische Bachlauf, dem die beiden<br />
Höhlentaucher folgen, konnte bislang auf einer Strecke<br />
von 160 Metern in den Berg erforscht werden. Immer<br />
wieder müssen die Fachleute des Arbeitskreises<br />
Kluterthöhle im oft nur hüfthoch fließenden Wasser<br />
extreme Engstellen <strong>und</strong> insgesamt 13 Siphone<br />
überwinden – <strong>und</strong> das bei jetzt im Sommer noch<br />
„angenehmen“ 9 Grad.<br />
Nach <strong>und</strong> nach erweitert sich die Decke über den<br />
Höhlentauchern. Nach r<strong>und</strong> 160 Metern tauchen die<br />
unterirdischen Besucher in einer Art „Pool-Halle“ auf.<br />
Hier ist Endstation, denn es wartet ein mindestens neun<br />
Meter tiefer Siphon auf die Taucher, der bisher nicht<br />
bezwungen werden konnte. Über eine Lehmrutsche<br />
geht es aus dem Wasser steil nach oben. Etwa sechs<br />
Meter Fels <strong>und</strong> Stein trennen die Höhlentaucher von der<br />
Oberfläche. Die Forscher berichten von „beeindruckenden
Tropfsteinbereichen <strong>und</strong> Sinterformationen“. Zum<br />
Staunen bleibt aber nicht viel Zeit. Schon bald müssen<br />
Stephan Schild <strong>und</strong> Stephanie Krause wieder an die<br />
Rückkehr denken.<br />
Die dünne Leine im trüben Wasser ist ihre<br />
Lebensversicherung. „<strong>Das</strong> ist der Ariadne-Faden, an dem<br />
wir durch die Tauchstellen wieder nach draußen finden“,<br />
sagt der Schwelmer Schild. Laut griechischer Mythologie<br />
fand der antike Held Theseus mit Hilfe dieses Fadens<br />
den Weg durch das Labyrinth, in dem das Ungeheuer<br />
Minotauros hauste.<br />
bislang gemessenen 528 Meter. Mit dieser Vermessung<br />
ist die Höhle schon jetzt offiziell eine Großhöhle – im<br />
Gegensatz zu den anderen Höhlen im Frettertal.<br />
Raumfahrt des kleinen Mannes<br />
Henry Kamps (16) sorgt für<br />
Wiederentdeckung<br />
Die „Wasserhöhle Frettertal“ wurde schon 1982 zum<br />
ersten Mal „befahren“, wie es in der Fachsprache heißt.<br />
Der Eingang führte durch ein kleines Loch hinter einem<br />
Haus. Weit kamen die Höhlenforscher damals aber nicht.<br />
„Die Leute sind mit einem Seil in den Schacht eingestiegen“,<br />
erinnert sich ein Anlieger noch genau. Auf die Idee, selbst<br />
die Höhle zu erforschen, sind die Einheimischen nie<br />
gekommen. <strong>Das</strong> war ihnen zu gefährlich.<br />
Für die Wiederentdeckung sorgte Henry Kamps. Der<br />
16-Jährige hatte im letzten Jahr gelesen, dass der<br />
Fretterbach hinter Deutmecke plötzlich in einem Loch<br />
verschwindet. Der junge Forscher informierte die<br />
Speläogruppe Letmathe von Alexander Platte. Die hat<br />
aber keine eigenen aktiven Höhlentaucher. Und so<br />
entstand die Zusammenarbeit mit den Spezialisten<br />
vom Arbeitskreis Kluterthöhle. Seit dem 3. Dezember<br />
2016 sind Stephanie Krause, Stephan Schild sowie ihre<br />
Kollegen Thomas „Tom“ Schäder <strong>und</strong> Hubertus Fenske<br />
mehrfach in die Wasserhöhle abgetaucht.<br />
Alexander Platte ist überzeugt, dass es hier im Frettertal<br />
noch einiges zu entdecken gibt. „Alles was wir bisher<br />
gef<strong>und</strong>en haben, ist für diese Gegend schon sehr<br />
groß“, berichtet der Iserlohner. „<strong>Das</strong> ist ein großes<br />
Höhlensystem“, kann sich der 1. Vorsitzende der<br />
Speläogruppe Letmathe vorstellen, dass die Gänge<br />
tief unter der Erdoberfläche viel weiter führen, als die<br />
Was treibt Höhlenforscher wie Alexander Platte in fast<br />
jeder freien Minute <strong>und</strong> mit unendlicher Geduld Höhlen<br />
zu erforschen, Eingänge zu entdecken <strong>und</strong> zu sichern?<br />
„<strong>Das</strong> ist die Raumfahrt des kleinen Mannes“, schmunzelt<br />
der Iserlohner. „Es ist völlig offen, was uns noch<br />
erwartet“, fühlt sich auch Taucher Schild ein bisschen<br />
wie der Entdecker neuer unterirdischer Welten.<br />
Stephan Schild aus Schwelm taucht seit 1998.<br />
Angefangen hat er als Sporttaucher, Höhlentaucher ist er<br />
seit 2002. „Ein Fre<strong>und</strong> hat mich gefragt, ob ich nicht mit<br />
in einer Höhle tauchen will“, erzählt Schild. Sein erstes<br />
spannendes unterirdisches Erlebnis war die Bismarckhöhle<br />
in Ennepetal. Zum Höhlentauchen fährt der Experte<br />
auch nach Frankreich. Bei ihren Expeditionen in die<br />
Unterwelt sammeln Schild <strong>und</strong> Stephanie Krause kleine<br />
Höhlenbewohner wie Zwergfüßer <strong>und</strong> Höhlenflohkrebse<br />
ein <strong>und</strong> schicken sie weiter an Biologen.<br />
Attendorn-Elsper-Doppelmulde<br />
Die Attendorn-Elsper-Doppelmulde liegt zwischen Attendorn<br />
<strong>und</strong> Elspe. Die nördliche <strong>und</strong> größere Mulde<br />
beginnt westlich in Attendorn, zieht sich über Heggen<br />
<strong>und</strong> Finnentrop bis nach Fretter. Etwas südlich davon<br />
befindet sich die zweite Mulde, westlich gebildet<br />
durch das Repetal <strong>und</strong> östlich streichend bis Elspe.<br />
Die längste <strong>und</strong> bekannteste Höhle dieses Gebiets<br />
ist die Attahöhle mit rd. 6500 m Gesamtganglänge.<br />
2016 wurde eine weitere Großhöhle bei Frettermühle<br />
wiederentdeckt. Die Tauchstrecke ist dort 160 m<br />
lang. Dazu wurden über Wasser liegende Höhlenteile<br />
gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Höhle gehört mit inzwischen 530<br />
m Gesamtganglänge zu den Großhöhlen. Eine weitere<br />
Forschung verspricht hier noch einige Überraschungen.<br />
Quelle: Speläogruppe Letmathe<br />
57
AYASOFYA-MOSCHEE<br />
IN FINNENTROP NACH<br />
VIER JAHREN UMBAU<br />
ERÖFFNET<br />
Ein R<strong>und</strong>gang durch die neuen Räumlichkeiten<br />
Ina Hoffmann<br />
Nach vier Jahren Umbau erstrahlt das ehemalige Postgebäude<br />
an der Bamenohler Straße in Finnentrop in<br />
neuem Glanz: Hier entstanden in mühevoller Arbeit die<br />
neuen Räumlichkeiten für die Ayasofya-Moschee. Ramazan<br />
Olmaz, Vorsitzender des Finnentroper Moschee<strong>und</strong><br />
Kulturvereins, führte KOMPLETT durch die im Juli<br />
eingeweihte Moschee.<br />
Bereits im Jahr 1981 wurde das Finnentroper Moschee<strong>und</strong><br />
Kulturzentrum gegründet <strong>und</strong> war damit das erste<br />
seiner Art im Kreis Olpe. Ramazan Olmaz, selbst 1980<br />
im Alter von 12 Jahren nach Deutschland gekommen,<br />
hat die stetige Vergrößerung des Vereins miterlebt. Seit<br />
der Gründung ist der Moscheeverein bereits vier Mal<br />
umgezogen. Bei stetig wachsenden Mitgliederzahlen<br />
mussten die Räumlichkeiten immer größer werden.<br />
Eine Wohnung, verschiedene Wohnhäuser <strong>und</strong> das<br />
ehemalige Hotel Biggemann waren in den letzten 36<br />
Jahren Gebetsort für die Finnentroper Muslime. Bereits<br />
im Jahr 2013 beschloss man die Ayasofya-Moschee in<br />
das ehemalige Postgebäude an der Hauptstraße zu verlegen.<br />
„<strong>Das</strong> Gebäude gehört der Gemeinde Finnentrop.<br />
Wir haben uns auf einen Mietkauf geeinigt. So zahlen<br />
wir derzeit Miete an die Gemeinde <strong>und</strong> nach Ablauf von<br />
14 Jahren wird das Gebäude in unseren Besitz übergehen.<br />
Vier Jahre lang bauten die Vereinsmitglieder das<br />
Gebäude nach ihren Bedürfnissen um, bevor es Anfang<br />
Juli mit einem großen Eröffnungswochenende eingeweiht<br />
wurde. Drei Tage lang wurde r<strong>und</strong> um die Moschee<br />
<strong>und</strong> auf dem nahe gelegenen Schützenplatz mit<br />
türkischen Sängern, tanzenden Derwischen <strong>und</strong> vielen<br />
Attraktionen für die Kinder gefeiert.<br />
Mittelpunkt der Moschee sind die Gebetsräume. Im Erdgeschoss<br />
befindet sich ein 120 qm großer Raum für die<br />
Männer, während die Frauen in einem halb so großen<br />
Raum direkt darüber in der ersten Etage beten. Über<br />
Lautsprecher können sie dort das Gebet des Imam, des<br />
Vorbeters, hören. Beide Räume sind identisch gestaltet:<br />
goldene Koran-Schriften mit den 99 Namen für Allah<br />
zieren die weißen Wände. Die Räume sind ausgelegt<br />
mit einem türkisfarbenen Teppich, der reich mit Ornamenten<br />
verziert ist. Von der Gebetsnische aus, die natürlich<br />
nach Mekka ausgerichtet ist, richtet der Imam<br />
sein Gebet an die Gläubigen. Im Gebetsraum der Männer<br />
befindet sich zudem eine Minbar, eine Kanzel, von<br />
der nur freitags die Predigt gehalten wird. Alle Materialien,<br />
die hier verbaut wurden, sind extra aus der Türkei<br />
angeliefert worden. Einen Kronleuchter, wie in vielen<br />
Moscheen in den Gebetsräumen zu finden, gibt es in<br />
der Ayasofya-Moschee nicht. „Wir haben die Gebetsräume<br />
bewusst ein wenig anders gestaltet“, erklärt Ramazan<br />
Olmaz.<br />
Auf knapp 1200 Quadratmetern bieten die neuen<br />
Räumlichkeiten auch Platz für Teestuben, eine Küche,<br />
einen Gästeraum für Durchreisende, ein Vorstandszimmer<br />
für Besprechungen <strong>und</strong> Klassenräume für die<br />
Bildungsarbeit, die dem Verein besonders wichtig ist.<br />
In sechs modern eingerichteten Klassenzimmern mit<br />
interaktiven Touchscreens als Tafeln werden an jedem<br />
Wochenende bis zu 120 Kinder unterrichtet. Neben<br />
dem Koran-Unterricht finden dort auch Deutschunterricht,<br />
Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe <strong>und</strong> Kochkurse<br />
statt. Der Großteil des Unterrichts wird auf Deutsch<br />
erteilt, denn nicht alle Kinder, die dort lernen, sind türkische<br />
Muttersprachler.<br />
Der Imam bekommt in der neuen Moschee eine eigene<br />
Wohnung, die er während der Zeit, die er in Deutschland<br />
verbringt, bewohnt. Anders als in vielen Moscheevereinen<br />
bleibt der Vorbeter hier nicht für mehrere Jahre,<br />
sondern nur für drei Monate. „Da wir nicht so viele<br />
Mitglieder haben, muss der Verein den Imam selbst bezahlen.<br />
Oft kommen Rentner zu uns“, erklärte Ramazan<br />
Olmaz.<br />
Die Ayasofya-Moschee hat auch ein eigenes Minarett an<br />
der zur Straße gewandten Seite, das rein symbolischen<br />
Charakter für die Muslime hat. „Wenn ein Gläubiger vorbeifährt,<br />
sieht er gleich, dass es sich bei dem Gebäude<br />
um eine Moschee handelt. So kann ein Durchreisender<br />
bei uns anhalten <strong>und</strong> an dem Gebet teilnehmen“, erklärte<br />
der Vorsitzende.<br />
58
Interview<br />
Herr Olmaz, wie waren die Reaktionen<br />
darauf, dass die neue<br />
Moschee mit ihrem neuen Sitz<br />
an der Hauptstraße mehr in<br />
den Blickpunkt rückt?<br />
Olmaz: Die vorherige Moschee an der Lennestraße wurde<br />
vorher von den Menschen nicht so wahrgenommen.<br />
Da haben anfangs schon einige Menschen Bedenken<br />
geäußert, als klar wurde, dass wir in die ehemalige Post<br />
ziehen werden. Vor allem, als wir bekannt gegeben haben,<br />
dass wir ein Minarett bauen werden, haben viele<br />
gedacht, dass von dort aus jetzt fünf Mal am Tag zum<br />
Gebet gerufen wird. Aber da es ja ein rein symbolisches<br />
Minarett ist, konnten wir diese Bedenken schnell aus<br />
dem Weg räumen.<br />
Wie waren die Reaktionen bei der Eröffnungsfeier?<br />
Waren viele Deutsche anwesend?<br />
Olmaz: Es war ein tolles Eröffnungswochenende. Insgesamt<br />
waren etwa 3000 Menschen zu Gast an den drei<br />
Tagen. Darunter waren auch mehr als 500 Deutsche.<br />
Meist waren so viele Besucher in der Moschee, dass die<br />
vier Moscheeführer gar nicht ausreichten, um alle Menschen<br />
gleichzeitig durch die Räume zu führen. Es freut<br />
mich sehr, dass so viele gekommen sind, um gemeinsam<br />
mit uns zu feiern <strong>und</strong> sich ein eigenes Bild von<br />
dem abgeschlossenen Umbau zu machen. Die Reaktionen<br />
der Menschen waren sehr positiv. Wer das Gebäude<br />
vorher kannte <strong>und</strong> jetzt sieht, was daraus geworden ist,<br />
ist überrascht.<br />
Wie schätzen Sie den Zusammenhalt der<br />
Vereinsmitglieder ein?<br />
Olmaz: Ohne den starken Zusammenhalt unserer Mitglieder<br />
hätten wir den Umbau nicht schaffen können.<br />
Die Männer haben Urlaub genommen, um helfen zu<br />
können, teils bis spät in die Nacht. Wer nicht selbst bei<br />
den Bauarbeiten anpacken konnte, hat bei Verwandten<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en Spenden gesammelt. Viele unserer Frauen<br />
haben geerbten Schmuck gespendet, damit wir so<br />
einen Teil des Umbaus bezahlen konnten. Alle haben<br />
großen Einsatz für die Gemeinschaft gezeigt.<br />
Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit den<br />
christlichen Kirchen?<br />
Olmaz: Ich halte den Austausch der Religionen für sehr<br />
wichtig. Wir stehen oft in Kontakt zu den Vertretern der<br />
evangelischen <strong>und</strong> katholischen Kirche in Finnentrop.<br />
Herr Pastor Kinold <strong>und</strong> Frau Pastorin Warns haben bei<br />
der Einweihung Grußworte gesprochen. Jedes Jahr gibt<br />
es ein gemeinsames Projekt von Christen <strong>und</strong> Muslimen<br />
in Finnentrop. Im Moment planen wir für das kommende<br />
Jahr die Aktion „Fastenbrechen unter Nachbarn“.<br />
Dazu werden alle Menschen, egal welcher Religion,<br />
herzlich eingeladen mit uns gemeinsam an der Moschee<br />
zu essen. Wer möchte, kann sich darüber informieren,<br />
warum wir fasten, warum das Fastenbrechen<br />
wichtig ist <strong>und</strong> vieles mehr.<br />
Wie wurde der Umbau des Gebäudes bezahlt?<br />
Olmaz: Die gesamten Kosten für den Umbau, insgesamt<br />
520.000 Euro, wurden durch Spenden <strong>und</strong> Mitgliedsbeiträge<br />
bezahlt. 40.000 Euro haben wir bei Mitgliedern<br />
zinslos geliehen. Wir sind stolz, dass wir keinen Kredit<br />
bei einer Bank aufnehmen mussten, sondern alles aus<br />
eigener Kraft gestemmt haben. Etwa 90 Prozent der<br />
ausgeführten handwerklichen Arbeiten, vom Tragen der<br />
Dachziegel über Verlegen der Teppiche bis zum Pflastern<br />
des Parkplatzes, haben die gut 100 Mitglieder des<br />
Moscheevereins selbst ausgeführt. Viele Firmen haben<br />
Baumaterialien <strong>und</strong> Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt,<br />
die mehrere Tage für unseren Verein kostenfrei auf der<br />
Baustelle gearbeitet haben. Dabei handelt es sich nicht<br />
nur um Türkischstämmige, sondern auch um viele Deutsche.<br />
Wir sind berührt von der Hilfe <strong>und</strong> dem Engagement<br />
der Menschen. Und da die Frage immer wieder<br />
kommt: Nein, wir bekommen kein Geld aus der Türkei.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft in Hinblick auf<br />
das Verhältnis zwischen Muslimen <strong>und</strong> Christen?<br />
Olmaz: Ich weiß, dass viele Menschen Vorurteile haben,<br />
da sie im Fernsehen über die Konflikte in der Türkei hören.<br />
Da werden schnell alle Menschen in einen Topf geworfen.<br />
Aber nicht alle Menschen sind gleich <strong>und</strong> nicht alle teilen<br />
dieselben Ansichten. Muslime sind keine Terroristen.<br />
Wenn man ein Beispiel für einen Muslim anführen möchte,<br />
dann lieber mich, nicht diejenigen, die ISIS folgen. Ich<br />
wünsche mir, dass die Menschen mehr miteinander sprechen,<br />
friedlich miteinander leben können <strong>und</strong> Respekt<br />
füreinander zeigen. Wir möchten gerne dazu beitragen,<br />
Vorurteile gegenüber Muslimen abzubauen.<br />
59
EINE MENGE BAUSTELLEN<br />
Text <strong>und</strong> Fotos<br />
Martin Droste<br />
UND EINIGE FORTSCHRITTE<br />
Heimat-Ministerin Ina Scharrenbach kommt ohne Geschenke nach Finnentrop<br />
Die fast 60 Jahre alte Festhalle Finnentrop muss dringend saniert werden.<br />
Jochen Ritter ist in Ostentrop aufgewachsen, einem kleinen<br />
Ort in der Gemeinde Finnentrop. Und deshalb weiß<br />
der neue CDU-Landtagsabgeordnete, wie „wichtig die-<br />
Lenhausen, Erfolgreicher Foto Carsten Engel war die Gemeinde Finnentrop bei der För-<br />
ses Vorhaben für den Zusammenhalt im Dorf“ ist. Gemeint<br />
ist das „Duarphius“. Aus dem Saal der ehemaligen<br />
Gaststätte Melcher in Ostentrop ist ein Dorfhaus<br />
geworden, das allen Vereinen <strong>und</strong> Gruppen des Ortes<br />
zur Verfügung steht.<br />
Der 2015 gegründete Verein Duarphius Ostentrop würde<br />
das Gebäude gerne sanieren sowie um- <strong>und</strong> anbauen.<br />
Zweimal hat die Gemeinde Finnentrop schon versucht,<br />
entsprechende Fördertöpfe anzuzapfen. Zuletzt<br />
wurden 470.000 Euro aus einem Städtebauförderungsprogramm<br />
beantragt. Vergeblich. „<strong>Das</strong> Programm ist völlig<br />
überzeichnet“, konnte die neue Heimat-Ministerin Ina<br />
Scharrenbach Finnentrops Bürgermeister Dietmar Heß<br />
bei ihrem Besuch in der Lenne-Kommune wenig Hoffnung<br />
machen. Heß nahm die für ihn keineswegs neue<br />
Info gelassen hin: „Finnentrop ist in den letzten Jahren<br />
ganz gut bedient worden. Ich habe Verständnis, dass wir<br />
etwas Luft holen müssen.“<br />
Hürden <strong>und</strong> langen Wartezeiten so langsam die Geduld<br />
verlieren. Aber vielleicht gibt es noch einen Hoffnungsschimmer.<br />
So berichtete Bürgermeister Heß beim Besuch<br />
der NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau <strong>und</strong><br />
Gleichstellung von der Möglichkeit einer eventuellen Förderung<br />
im Rahmen des Dorfentwicklungsprogramm IKEK.<br />
Lange Gesichter gab es ebenfalls beim Bürgerschützenverein<br />
Finnentrop <strong>und</strong> beim Sportverein Rot-Weiß Ostentrop/Schönholthausen.<br />
Auch sie gingen beim Städtebauförderungsprogramm<br />
„Investitionspakt Soziale<br />
Integration im Quartier NRW <strong>2017</strong>“ leer aus. Dabei ist<br />
der Sanierungsstau bei der fast 60 Jahre alten Festhalle<br />
Finnentrop <strong>und</strong> dem Vereinsheim von RW Ostentrop/<br />
Schönholthausen, das auch schon ein halbes Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
auf dem Buckel hat, erheblich. Die Förderanträge sahen<br />
Investitionen für beide Gebäude in Höhe von r<strong>und</strong> 2,5<br />
Millionen bzw. 750.000 Euro vor.<br />
derung des neuen Begegnungszentrums im ehemaligen<br />
Hotel Cordes in Bamenohl. <strong>Das</strong> Gebäude steht allen örtlichen<br />
Verbänden <strong>und</strong> Vereinen offen <strong>und</strong> wird für Sprachkurse<br />
<strong>und</strong> Integrationsarbeit genutzt. Der Bamenohler<br />
Männerchor kann weiter hier proben. Von Ehrenamtlichen<br />
wird eine Fahrradwerkstatt betrieben.<br />
„<strong>Das</strong> ist gut angelegtes Geld“, verwies Bürgermeister<br />
Dietmar Heß beim Besuch von NRW-Ministerin Ina Scharrenbach<br />
auf den Landeszuschuss von 275.000 Euro für<br />
den Umbau <strong>und</strong> die Personalkosten - noch unter der alten<br />
Regierung.<br />
Der Gast aus Düsseldorf hatte nicht nur an diesem Tag<br />
ein strammes Programm zu bewältigen. Für die aus<br />
Unna stammende Ministerin war der Besuch in Finnentrop<br />
eine weitere Station ihrer Heimat-Tour durch die<br />
fünf Regierungsbezirke des Landes Nordrhein-Westfalen.<br />
Nach Finnentrop ging es weiter in Richtung Gummersbach.<br />
Sanierungsstau bei Vereinsgebäuden<br />
Jochen Ritter hätte sich eine andere Nachricht aus Düsseldorf<br />
gewünscht. Der CDU-Politiker aus dem Kreis Olpe<br />
weiß, dass die Ehrenamtlichen in Ostentrop seit „gut<br />
zwei Jahren versuchen, etwas zu entwickeln“. Nach der<br />
erneuten Enttäuschung befürchtet der Landtagsabgeordnete,<br />
dass die Menschen angesichts der bürokratischen<br />
Radwege-Knotenpunkt im Lennetal<br />
Zuvor konnte die Christdemokratin aber noch einen Blick<br />
auf den neuen Lennepark werfen. Mit dem Fahrrad radelten<br />
Ina Scharrenbach, Jochen Ritter, Bürgermeister<br />
Dietmar Heß <strong>und</strong> Finnentrops Beigeordneter Ludwig Rasche<br />
ein kurzes Stück auf dem Radweg entlang der Lenne.<br />
Wenige Meter vom neuen Lenne-Balkon entfernt,
der einmal eine attraktive Aussichtsplattform am Ende<br />
der neuen Fußgängerbrücke über die L 539 werden soll,<br />
war aber Endstation. Die Bauarbeiten waren zu diesem<br />
Zeitpunkt noch nicht fertig.<br />
Für die Ministerin, den CDU-Landtagsabgeordneten <strong>und</strong><br />
den Bürgermeister bedeutete das aber kein Problem. <strong>Das</strong><br />
Trio stellte sich zum obligatorischen Pressefoto auf die<br />
neue Brücke, die den Park an der Lenne mit dem Bahnhof<br />
auf der gegenüberliegenden Seite verbindet. Von der<br />
Fußgängerbrücke sind es Luftlinie nur wenige Meter bis<br />
zur einstigen „Glückauf-Schranke“, die jahrzehntelang<br />
nicht nur Autofahrer zur Verzweiflung gebracht hat.<br />
Negative Erfahrungen mit dem ehemaligen Bahnübergang<br />
in Finnentrop blieben Ina Scharrenbach bei ihrem<br />
letzten Besuch in Finnentrop allerdings erspart. Vor Jahren<br />
hatte sie beruflich für eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
in der Lenne-Kommune zu tun. Damals war<br />
die heutige NRW-Ministerin aber „von unten“ gekommen,<br />
aus Richtung Lenhausen <strong>und</strong> musste nicht vor den<br />
geschlossenen Schranken warten.<br />
<strong>Das</strong> riesige Metten-Gelände gegenüber dem Bahnhof bestimmt die<br />
Tallage in Finnentrop.<br />
Am Metten-Gelände gegenüber dem Bahnhof wird<br />
Scharrenbach aber vorbeigefahren sein. „<strong>Das</strong> sieht nicht<br />
toll aus“, lenkte Bürgermeister Heß am Ende des Ministerinnen-Besuchs<br />
den Blick auf den riesigen Gebäudekomplex,<br />
in dem schon lange keine Produktion mehr<br />
untergebracht ist. Zurzeit sei Metten selbst dabei, das<br />
Gr<strong>und</strong>stück zu überplanen. „Eines Tages brauchen wir<br />
vielleicht ihre Hilfe“, gab Dieter Heß dem Gast aus Düsseldorf<br />
mit auf den Weg.<br />
„Wir lassen Finnentrop <strong>und</strong> das Lennetal nicht im Regen<br />
stehen“, hatte der damalige Landesminister Michael<br />
Groschek im <strong>September</strong> 2016 beim „Lenne-lebt“-Fest<br />
über die Nutzung der ehemaligen Produktionsstätte von<br />
Metten gesagt.<br />
Finnentrop, Foto Carsten Engel<br />
Neue Heimat-Ministerin Ina Scharrenbach, Bürgermeister Dietmar Heß<br />
(rechts) <strong>und</strong> dem CDU-Landtagsabgeordneten Jochen Ritter (links)<br />
In punkto Radwegebau hat sich in der Gemeinde auch<br />
dank öffentlicher Zuschüsse schon eine Menge getan.<br />
„Finnentrop hat sich als Radwege-Knotenpunkt im Lennetal<br />
<strong>und</strong> in der gesamten Region profiliert“, freut sich<br />
der Bürgermeister. Allerdings weiß Dietmar Heß, dass es<br />
noch „eine Menge Baustellen gibt“. Siehe oben.<br />
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61
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Dekorationen mit Naturmaterialien liegen voll im Trend<br />
<strong>und</strong> sind leicht <strong>und</strong> günstig zu beschaffen, wenn man<br />
die Augen aufhält <strong>und</strong> die richtigen Ansprechpartner<br />
findet. Sollte zum Beispiel der Nachbar in nächster Zeit<br />
zufällig wieder seinen Vorrat an Brennholz für den Winter<br />
aufstocken, fragen Sie ihn doch einfach, ob er Ihnen<br />
nicht drei Baumscheiben abgeben kann. Diese sollten<br />
einen Durchmesser von etwa 20 cm haben, mindestens<br />
2,5 cm dick sein <strong>und</strong> vor der Verarbeitung einige Tage<br />
gut durchtrocknen. Halten Sie im Idealfall nach weichen<br />
Holzarten wie Fichte, Kiefer oder Erle Ausschau,<br />
da die Gefahr, dass diese einreißen könnten, geringer<br />
ist <strong>und</strong> sie sich besser bearbeiten lassen als<br />
z. B. eine harte Buche oder Eiche. <strong>Das</strong> Holz eignet sich<br />
nicht nur als kreativer Untersetzer für eine Vase oder<br />
eine Kerze. Mit ein bisschen Fantasie können sie u. a.<br />
ein Türschild, eine Teelichtfassung oder sogar eine Garderobe<br />
daraus bauen. <strong>Komplett</strong> zeigt Ihnen wie es geht.<br />
Türschild<br />
Dazu benötigen Sie: Eine Baumscheibe, zwei kleine<br />
Schraubringe, ein Stück Draht, gut deckende Filzstifte,<br />
einen Gliedermaßstab, einen Hammer, ggf. eine Spitzzange.<br />
So geht’s: Beschriften <strong>und</strong> bemalen Sie das Schild mit<br />
ihrem Lieblingsspruch oder -motiv <strong>und</strong> lassen Sie die<br />
Farben trocknen. Ermitteln Sie mit einem Gliedermaßstab<br />
die Mitte <strong>und</strong> schrauben Sie die Schraubringe<br />
etwas oberhalb der Mitte parallel gegenüber<br />
rechts <strong>und</strong> links von außen in die Baumrinde. Für<br />
den Anfang der Löcher eignet sich hier ein Hammer,<br />
da die Schraubringe sich dann leichter in die Rinde<br />
eindrehen lassen. Nun knicken Sie den Draht leicht<br />
in der Mitte <strong>und</strong> ziehen die Enden jeweils etwa 2<br />
cm durch die Schraubringe. Drehen Sie die Enden<br />
mehrmals um den Draht herum <strong>und</strong> kneifen Sie<br />
ggf. Überstehendes mit der Spitzzange ab.<br />
Tipp: Statt mit Filzstiften<br />
kann die Baumscheibe<br />
auch mit Acryl- oder<br />
Wandfarben bemalt<br />
werden. Neben Draht<br />
können Sie auch andere<br />
Bänder verwenden,<br />
wie z. B. Paketschnur.<br />
62
Teelichtfassung<br />
Dazu benötigen Sie: Eine Baumscheibe,<br />
eine Bohrmaschine, einen Forstnerbohrer<br />
mit 40 mm Durchmesser, Tusche, Zeichenfeder.<br />
So geht’s: Bohren Sie mit dem Forstnerbohrer<br />
in die Mitte der Baumscheibe<br />
ein so tiefes Loch, dass ein Teelicht<br />
hinein passt. Die Baumscheibe sollte<br />
ausreichend dick dafür sein. Halten Sie<br />
dabei die Baumscheibe gut fest, da<br />
diese sich sonst dreht. Entfernen Sie<br />
den Staub vom Sägen mit einer Bürste<br />
<strong>und</strong> dann mit einem feuchten Tuch von<br />
dem Holz. Nun beschriften Sie die Baumscheibe<br />
nach Belieben, wofür Sie z. B.<br />
eine (Glas-) Zeichenfeder <strong>und</strong> schwarze<br />
Tusche, aber auch Filzstifte oder Acrylfarben<br />
verwenden können. Setzen Sie ein<br />
Teelicht in das gebohrte Loch.<br />
Garderobe<br />
Tipp: Wenn Sie die Baumscheibe vorher<br />
mit Speiseöl einpinseln <strong>und</strong> dieses einziehen<br />
lassen, verleihen Sie dem Holz ein wenig<br />
Glanz.<br />
Dazu benötigen Sie: Eine Baumscheibe, einen<br />
alten Teller, einen Schwamm, weiße Acrylfarbe,<br />
etwas Wasser, einen Bildaufhänger, einen Kleiderhaken,<br />
Dekorationsobjekte, starken Flüssigkleber,<br />
ein Lineal, einen Bleistift, einen Schraubendreher.<br />
So geht’s: Vermischen Sie etwas Acrylfarbe mit<br />
dem Wasser <strong>und</strong> färben Sie mit einem Schwamm<br />
die Vorderseite der Baumscheibe <strong>und</strong> die Rinde<br />
ein. Lassen Sie die Farbe trocknen <strong>und</strong> bringen Sie<br />
mit Hilfe eines Lineals <strong>und</strong> eines Bleistiftes auf der<br />
Rückseite mittig in Nähe des Randes einen<br />
Bildaufhänger an. Drehen Sie die Baumscheibe<br />
um <strong>und</strong> befestigen Sie unten mittig in<br />
Nähe des Randes den Kleiderhaken mit dem<br />
Schraubendreher. Hängen Sie hierfür zuvor<br />
ggf. die Baumscheibe auf <strong>und</strong> markieren<br />
Sie sich die gewünschte Position des Hakens.<br />
Kleben Sie nun mit dem Kleber ein<br />
beliebiges Dekorationsobjekt auf das Holz.<br />
Tipp: Achten Sie auf die Länge der Schrauben<br />
<strong>und</strong> die Dicke der Baumscheibe.<br />
63
FUCHSIEN-VIELFALT:<br />
BREUCKMANNS REGENWALD<br />
LIEGT HOCH ÜBERM LENNETAL<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Kleine Gärtnerei gehört zu den größten Anbietern der Nachtkerzengewächse<br />
64<br />
„Rot-blau ist der Klassiker“, sagt<br />
Anselm Breuckmann. Aber: rotblau<br />
ist nicht gleich rot-blau. Mal<br />
ist die Blüte kräftiger, mal kleiner,<br />
mal größer, mal das Rot blasser.<br />
Oder das Blau driftet ab Richtung<br />
Lila. Und damit nähert sich der<br />
Klassiker dem aktuellen Trend,<br />
einem Aubergine-Ton. Der Gärtner<br />
aus Leinschede hat sie alle<br />
– Fuchsien in allen Formen <strong>und</strong><br />
Farben. <strong>Zwischen</strong> 600 <strong>und</strong> 700<br />
Sorten gehören zum Sortiment.<br />
Die kleine Gärtnerei am Hang<br />
über dem Lennetal ist in Sachen<br />
Fuchsien einer der größten Anbieter b<strong>und</strong>esweit, was<br />
die Sortenvielfalt angeht.<br />
Von oben, aus Richtung Allendorf kommend, leuchten<br />
zwischen Büschen <strong>und</strong> Bäumen helle Flecken: die Gewächshäuser<br />
reflektieren das Sonnenlicht. 3000 Quadratmeter<br />
unter Glas als Produktionsfläche für Pflanzen. Im<br />
von Industriebetrieben geprägten Lennetal ist die Leinscheder<br />
Gärtnerei ein Exot. Eine „klassische Endverkaufsgärtnerei<br />
mit eigener Produktion“, erklärt der Chef. Produziert<br />
wurde <strong>und</strong> wird Sommerbepflanzung: Blumen<br />
für Beete <strong>und</strong> Balkon. In der zweiten Hälfte der 1970er<br />
Jahre hatte Anselm Breuckmanns Vater begonnen, verschiedene<br />
Sorten der Fuchsien zu sammeln. Eine Erweiterung<br />
des Sortiments. Neue Sorten sorgten zu der Zeit<br />
für neue Sammlerleidenschaft bei Fuchsien-Fre<strong>und</strong>en.<br />
Mit dem anfänglichen Nischenprodukt hat sich die kleine<br />
Gärtnerei unter Kennern einen Namen gemacht.<br />
Aus Jugendhobby wurde eigener<br />
Geschäftszweig<br />
Anselm Breuckmann (51), der „immer Spaß an Pflanzen<br />
gehabt hatte“, fuhr auf die Fuchsien ab. Ihn faszinierte<br />
als Jugendlicher die Vielfalt an Formen <strong>und</strong> Farben der<br />
Nachtkerzengewächse. Von Fuchsien (lat. Fuchsia) gibt<br />
es etwa 200 Wildformen, die vorwiegend in Süd- <strong>und</strong><br />
Mittelamerika beheimatet sind. Aus diesem „reichen genetischen<br />
Potenzial“ sind tausende von Sorten hervorgegangen.<br />
Mit 15 Jahren hat er die ersten Hochstämme<br />
gezogen. „Eine der ersten Herausforderungen“, sagt der<br />
Gartenbau-Ingenieur rückblickend. Sein Jugendhobby hat<br />
er inzwischen zum eigenen Geschäftszweig entwickelt.<br />
Ein Drittel der Unter-Glas-Fläche nehmen die Fuchsien<br />
ein – zur Anzucht <strong>und</strong> zum Überwintern.<br />
In den Anden wachsen die Pflanzen im Regenwald bis<br />
auf 2.000 Metern Höhe. Der Breuckmannsche Regenwald<br />
liegt am Südhang über der Lenne. Reichen die<br />
sauerländer Niederschläge nicht aus, was diesmal im<br />
der ersten Jahreshälfte häufig der Fall war, ersetzt der<br />
Gartenschlauch den Guss von oben. Fuchsien brauchen<br />
Feuchtigkeit. Weiden, die passend gestutzt werden, sorgen<br />
für den Halbschatten, den die meisten Sorten bevorzugen.<br />
Ein Ort, der Ruhe ausstrahlt, für Vielfalt <strong>und</strong><br />
Artenreichtum steht. Von Mai bis <strong>Oktober</strong> stehen die<br />
Mutterpflanzen draußen, entfalten ihre Blütenvielfalt.<br />
Manche Sorten werden seit mehr als 150 Jahren kultiviert.<br />
Andere kommen neu hinzu.<br />
Heißer Draht zu Züchtern<br />
Was für die Industrie im Tal technische Innovationen sind,<br />
sind für den Gärtner am Hang neue Kreationen. Da ist<br />
Breuckmann nah dran. Er arbeitet mit zwei Züchtern zu-
sammen. „Ich bekomme deren neue Sorten“, sagt er,<br />
„das ist der erste Weg, Neuerungen anzubieten.“ Die<br />
zweite Schiene sind Ausstellungen oder andere Gärtnereien,<br />
bei denen sich der Plettenberger umsieht. Inzwischen<br />
könne er beurteilen, welche vergleichbaren Sorten<br />
es gibt, welche Eigenschaften zudem wesentlich an<br />
den neuen Züchtungen sind. Immer aber gilt: „Der erste<br />
Einstieg ist die Blüte.“ Für den Fachmann heißt es<br />
dann: auswählen. „Man kann sich nicht unendlich viele<br />
Sorten hinstellen“, weist er auf Kapazitätsgrenzen hin.<br />
Froh ist der Gärtner, dass die Züchtungen noch zum Großteil<br />
in den Händen<br />
von Hobbyzüchtern<br />
liegen.<br />
Ihnen gehen es<br />
nicht um Abschottung,<br />
Lizenzen<br />
<strong>und</strong> Profit,<br />
sondern sie<br />
hätten Spaß daran,<br />
neue Sorten<br />
auszuprobieren,<br />
setzten<br />
sich bestimmte Ziele <strong>und</strong> freuen<br />
sich, wenn sich ihre Züchtung<br />
verbreitet. Dafür geben<br />
sie die Züchtung frei. „<strong>Das</strong><br />
gibt mir die Möglichkeit, Sorten<br />
mit nur wenigen Stecklingen<br />
vorzuhalten. <strong>Das</strong> wäre mit<br />
Lizenzen <strong>und</strong> Verträgen nicht<br />
mehr lohnend“, sagt Breuckmann.<br />
Bei neuen Sorten nimmt er mit Züchtern eine Bewertung<br />
vor. Erscheinen sie erfolgversprechend, bekommen<br />
sie einen Namen. „Ohne Sortennamen geht gar nichts“,<br />
weiß der Fachmann. Damit werden die Eigenschaften<br />
der Pflanze fixiert <strong>und</strong> die Information transportiert, die<br />
für die Zielgruppe wichtig ist. Nur etwa zwei Prozent der<br />
Neuzüchtungen schaffen es bis zur Vermarktung. Dazwischen<br />
liegen dann etwa fünf Jahre. Fuchsien-Fre<strong>und</strong>e<br />
brauchen Geduld. Derzeit ist ein Aubergine-Ton „in“.<br />
„Die erste Züchtung in dieser Richtung erfolgte vor etwa<br />
20 Jahren“, sagt Breuckmann. <strong>Das</strong> Geschäft unterliegt<br />
keinen kurzfristigen Trends. „Es hängt ab von den Leuten,<br />
was sie wollen. <strong>Das</strong> macht auch die Breite im Angebot<br />
erforderlich“, weiß der Gärtner. Die K<strong>und</strong>en seien<br />
eher älter. Aber auf den Ausstellungen treffe man auch<br />
viele Familien, bei denen die Kinder an das Hobby herangeführt<br />
werden.<br />
Fuchsien-Zucht ist Handwerk<br />
Neueinsteiger, hat Breuckmann beobachtet, entscheiden<br />
sich eher für große, gefüllte Blüten. Ältere Fuchsien-Liebhaber<br />
tendieren zu einfacheren Formen. Dauerbrenner<br />
sind Blüten in Weiß <strong>und</strong> kräftigem Orange. Etwa<br />
fünf Prozent der bis zu 700 Sorten wechseln im Jahresverlauf,<br />
kommen neu hinzu oder werden aus dem Sortiment<br />
genommen. Von jeder Sorten gibt es eine Mutterpflanze.<br />
Aus deren Stecklingen zieht der Gärtner die<br />
neuen Pflanzen. Bis zum Verkauf hat er jede Pflanze<br />
mindestens siebenmal in der Hand gehabt. Fuchsien-<br />
Zucht ist Handwerk. Was gerade<br />
geht oder was nicht „bleibt ein<br />
Lotteriespiel“, sagt Breuckmann.<br />
Wenn sich K<strong>und</strong>en auf eine bestimmte<br />
Sorte „einschießen“,<br />
muss er bald passen. Denn: der<br />
Stecklingsertrag ist abhängig<br />
von Alter <strong>und</strong> Wuchs der Mutterpflanze.<br />
Beliebig mehr zu produzieren<br />
geht eben nicht.<br />
Sammler müssen dann auf andere<br />
Sorten ausweichen.<br />
Im Gewächshaus hängt<br />
eine Bilder-Galerie, an<br />
der K<strong>und</strong>en sich orientieren,<br />
ihre Farb-, Form- oder<br />
Wuchsfavoriten auswählen<br />
können. ´Bunter H<strong>und</strong>´,<br />
´Bürgermeister Reinhard<br />
Grieneisen´, ´California<br />
Saga´ oder schlicht ´Mary´ sind einige der vielen h<strong>und</strong>ert<br />
Sortenbezeichnungen. Früher standen nur die Sortennamen<br />
auf den Etiketten. „Durch die EDV sind viel mehr<br />
Informationen möglich <strong>und</strong> die Zucht ist besser zu verwalten“,<br />
sagt Breuckmann. Kistenweise Steck-Etiketten<br />
zeugen von der Sortenvielfalt.<br />
Die K<strong>und</strong>en der Gärtnerei in Leinschede kommen aus der<br />
Region, aber auch aus Bielefeld, Münster <strong>und</strong> Köln. Wer<br />
seine Fuchsie nicht selbst bei Breuckmanns aussuchen<br />
will, wird auf dem Versandweg bedient. Den Kennern<br />
reicht eine Sortenliste. Danach entscheiden sie, was sie<br />
wollen. Sie brauchen keine Inspiration durch blühende<br />
Pflanzen oder die Bilder-Galerie. Einmal im Haus halten<br />
„die Leute die Pflanzen über viele Jahre“, weiß der Fachmann.<br />
Teilweise werden Fuchsien 70 Jahre alt. Sie über<br />
den Winter zu bringen ist einfach. „Ein frostfreier Raum<br />
reicht“, weiß der Züchter. Je wärmer er ist, desto heller<br />
muss er sein. Auch wenn Fuchsien als typische Pflanze<br />
für den Halbschatten gelten – ohne Licht geht’s nicht.<br />
65
Service<br />
• Fuchsien bevorzugen Halbschatten. Einige Sorten<br />
vertragen auch Sonne.<br />
• Die Pflanzen brauchen viel Wasser.<br />
• Während der Blütezeit sollte dem Gießwasser wöchentlich<br />
Dünger zugesetzt werden, besser noch<br />
bei jedem zweiten Gießen.<br />
• Abgestorbene Pflanzenteile sollten entfernt werden,<br />
um keinen Närhboden für Pilz-Erkrankungen zu bieten.<br />
• Bis zur Überwinterung soll weiter gedüngt werden.<br />
• Vorm ersten Frost sollten die Fuchsien kühl in einem<br />
dunklen Raum gelagert werden. Raus, auf den Balkon<br />
oder ins Beet, geht es dann wieder nach dem<br />
letzten Frost (Eisheiligen).<br />
Tipp:<br />
Der Erde misst Anselm Breuckmann eine große Bedeutung<br />
zu. Sie soll Wasser <strong>und</strong> Nährstoffe speichern,<br />
aber auch Sauerstoff an die Wurzeln lassen. Für „Unsinn“<br />
hält er die Praxis, für fast jede Pflanze eigene<br />
Erde oder Dünger anzubieten. Rezepte für gute Pflanzerden<br />
seien seit 40 Jahren unverändert. Auch hier sei<br />
der Preis eine Richtschnur <strong>und</strong> ein Indiz für Qualität.<br />
Zudem helfe ein Blick auf die Warendeklaration, auf<br />
der auch der Zersetzungsgrad angegeben sein sollte.<br />
Stärker zersetzte Erde eigene sich weniger gut für die<br />
Fuchsien-Anzucht. <strong>Das</strong> Substrat sollte einen gewissen<br />
Ton-Anteil enthalten, da dieser als guter Speicher fungiere.<br />
Reiner Torf oder Kompost trockne leicht aus <strong>und</strong><br />
nehme Wasser schlecht auf.<br />
INFO<br />
• Fuchsien sind verholzende Pflanzen, die es in verschiedenen<br />
Wuchsformen gibt (von aufrecht bis<br />
hängend wachsend, als Busch, Hochstamm oder<br />
Ampel).<br />
• Es gibt flach wachsende Arten, die nur wenige Zentimeter<br />
groß werden <strong>und</strong> in Steingärten kultiviert<br />
werden. Andere wachsen wie Bäume können an ihrem<br />
Naturstandort mehrere Meter hoch werden.<br />
• Die Pflanzen sind nach dem deutschen Mediziner<br />
<strong>und</strong> Botaniker Leonhart Fuchs benannt, der im 16.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert lebte.<br />
• In Europa wurden Fuchsien im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert zu<br />
einer gefragten Zierpflanze.<br />
• In der freien Natur vermehren sich die Pflanzen<br />
über Samen. Im Gartenbau dominiert die Vermehrung<br />
durch Stecklinge, da nur so die Sorteneigenschaften<br />
exakt erhalten bleiben.<br />
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66
GUTE STIMMUNG IN DEN<br />
UNTERNEHMEN<br />
Volksbank-Umfrage im heimischen Mittelstand<br />
Text <strong>und</strong> Foto Wolfgang Teipel<br />
Die Sorgen der märkischen Unternehmen aus dem Jahr<br />
2009 sind passé. Nach der Finanzkrise hatten einige<br />
Umsatzeinbrüche von bis zu 40 Prozent zu verzeichnen.<br />
Wie sollte es weitergehen? Nach oben. „Die Wirtschaft<br />
hat sich schnell erholt“, sagt Karl-Michael Dommes,<br />
Vorstandssprecher der Volksbank im Märkischen Kreis.<br />
Im Juni <strong>2017</strong> war die Stimmung so gut wie selten.<br />
Die Unternehmerschaft blickt zuversichtlich in die<br />
Zukunft, viele wollen investieren <strong>und</strong> neue Mitarbeiter<br />
einstellen. <strong>Das</strong> belegt die jährliche Umfrage im<br />
heimischen Mittelstand. Aber eine Sorge wächst. Der<br />
Fachkräftemangel wird immer mehr zum Problem.<br />
„2011 spielte die Sorge um geeigneten Nachwuchs bei den<br />
Unternehmen kaum eine Rolle“, sagt Dommes. Inzwischen<br />
ist sie als aktuelles Problemfeld an die erste Stelle gerückt.<br />
2016 äußerten sich r<strong>und</strong> 50 Prozent der Unternehmen<br />
besorgt. Inzwischen sind es bereits 60 Prozent.<br />
Wirtschaftliche Lage gut bis sehr gut<br />
Zur Umfrage: Elf Prozent der 95 Unternehmen, die an der<br />
Umfrage teilgenommen haben, bewerten ihre aktuelle<br />
wirtschaftliche Lage mit „sehr gut“. 73 Prozent sehen<br />
sich in einer guten Lage. In einer schlechten Position<br />
befinden sich nach eigenen Angaben nur drei Prozent.<br />
Die überwiegend gute Beurteilung der Geschäftslage ist<br />
zwar in allen Wirtschaftsbereichen <strong>und</strong> Größenklassen<br />
zu finden. Aber wie schon vor einem Jahr schätzen<br />
Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern ihre Lage<br />
tendenziell etwas trüber ein.<br />
Für den weiteren Jahresverlauf sind die<br />
Unternehmen aus dem Geschäftsgebiet der<br />
Volksbank im Märkischen Kreis gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
zuversichtlich gestimmt. Im Vergleich zum<br />
Vorjahr nahm der Anteil der Unternehmen,<br />
die eine Verschlechterung befürchten, sogar<br />
von zehn auf sieben Prozent ab. Die Mehrheit,<br />
immerhin 52 Prozent, erwartet einen<br />
weitgehend gleichbleibenden Geschäftsgang<br />
auf dem derzeitig hohen Niveau. 38 Prozent<br />
setzen auf eine etwas verbesserte <strong>und</strong> drei<br />
Prozent sogar auf eine starke Aufhellung der<br />
Geschäftslage.<br />
Allerdings: 58 Prozent der Befragten mussten<br />
Kostensteigerungen hinnehmen. Besonders betroffen<br />
war das Baugewerbe. Die Unternehmen erwarten<br />
zudem, dass sich der Kostenanstieg im Laufe des Jahres<br />
nur leicht abschwächen wird. <strong>Das</strong> schlägt sich auf die<br />
Preise nieder. Mit 24 Prozent wollen mehr Unternehmen<br />
die Preise anheben als das noch vor einem Jahr der Fall<br />
war (13 Prozent). 67 Prozent gehen mit unveränderten<br />
Preisplanungen in die nächsten Monate.<br />
Keine Angst vor Dieselgate<br />
<strong>und</strong> E-Mobilität<br />
Nur leichte Verschiebungen gab es gegenüber der letzten<br />
Befragung bei der Entwicklung der Investitionsausgaben.<br />
R<strong>und</strong> die Hälfte der Mittelständler hielten ihre <strong>Ausgabe</strong>n<br />
im letzten Halbjahr stabil. Der Anteil der Unternehmen<br />
mit steigender Investitionstätigkeit überwog mit 35<br />
Prozent aber weiterhin spürbar die 15 Prozent der<br />
Unternehmen, die ihre Investitionen gekürzt haben.<br />
Aktuelle Entwicklungen in der Autoindustrie, Stichworte<br />
Dieselgate <strong>und</strong> E-Mobilität, spielen für die heimischen<br />
Automobilzulieferer nach Einschätzung der Volksbank<br />
eine eher untergeordnete Rolle. „Sie produzieren bei<br />
weitem nicht nur Komponenten für Motoren, sondern<br />
auch jede Menge Teile, die auch in E-Autos verbaut<br />
werden können“, sagt Karl-Michael Dommes.<br />
67
EBBEKAMM - VON<br />
SOMMER BIS HERBST EINE<br />
TOUR FÜR WANDER-GOURMETS<br />
NahTourBus sorgt für bequeme An- <strong>und</strong> Abreise –<br />
Einkehrmöglichkeiten bodenständig <strong>und</strong> preiswert<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Gut acht Kilometer Strecke mit 90 Höhenmetern. Reine<br />
Gehzeit 2:09 St<strong>und</strong>en. Soweit die Angaben der Wander-App,<br />
die die Tour als „mittelschwer“ ausweist. Okay.<br />
<strong>Das</strong> ist machbar, wenn… – Ja, wenn man geht <strong>und</strong> nicht<br />
steht. Gelegenheiten inne zu halten gibt es auf dem Ebbe-Kamm<br />
reichlich. Der Wanderbus der MVG, Linie 252,<br />
der jetzt NahTourBus heißt, bringt uns hin.<br />
Von der Haltestelle Nordhelle, geht es erstmal auf asphaltierter<br />
Piste gut 500 Meter leicht bergauf. Sattes<br />
Grün säumt den Weg. Die Wegmarkierungen bieten eine<br />
gute Orientierung. Rechts leuchten blau <strong>und</strong> rosa Shirts<br />
<strong>und</strong> Jacken durchs Gebüsch. Ein Trupp älterer Damen<br />
zupft Waldbeeren von den Sträuchern. R<strong>und</strong> um den Robert-Kolb-Turm,<br />
dessen Gaststätte schon zur ersten Rast<br />
einlädt, öffnet sich der Blick gen Norden in Richtung Herscheid.<br />
Nach oben schweift der Blick zum Turm <strong>und</strong> zum<br />
Sendemasten des WDR. Eine grandiose Aussicht, wenn<br />
das Wetter mitspielt.<br />
Unterwegs informieren Tafeln, die den Weg entlang des<br />
Robert-Kolb-Turms bis zur Spinne säumen. Mal geht es<br />
um die Bedeutung der Nordhelle für die Landvermessung.<br />
Es wird erklärt, wie Karten entstanden. Ein Stück<br />
weiter ist nachzulesen, unter welchen Bedingungen Köhler,<br />
von der Gesellschaft geächtet, Holzkohle produziert<br />
haben. Eine Köhlerhütte <strong>und</strong> ein schematischer Meiler<br />
geben die Größenverhältnisse wieder.<br />
Zeit für Nasch-Stopps einplanen<br />
Noch mehr Zeit als die Fernsicht <strong>und</strong> die Info-Tafeln kosten<br />
die Nasch-Stopps. Jetzt, Mitte Juli, sind die Waldbeeren<br />
reif. Die Himbeeren auch, jedenfalls dort, wo die<br />
Sonne freie Bahn hat, die Früchte dunkelrot „anzumalen“<br />
<strong>und</strong> Fruchtzucker einzulagern. Kaum haben wir den<br />
Robert-Kolb-Turm mit dem benachbarten Sendeturm des<br />
WDR hinter uns gelassen, sind Hände, Lippen <strong>und</strong> Zunge<br />
blau-violett. Den Waldbeeren am Wegesrand kann<br />
man kaum widerstehen. Genuss pur. Die leckeren <strong>und</strong><br />
ges<strong>und</strong>en Früchte gibt es reichlich r<strong>und</strong> um die Nordhelle.<br />
Sträucher am Wegesrand sind schon weitgehend<br />
geplündert, aber ein paar Schritte rein in die Botanik,<br />
finden sich die kleinen Verlockungen. Schnell lernt der<br />
Wander-Gourmet zu unterscheiden, wo es lohnt hinzulangen.<br />
Die jungen Sträucher, die mit dem frischeren<br />
Grün tragen die größeren Früchte. Zeitlich etwas später<br />
folgen Himbeeren <strong>und</strong> Brombeeren. Im Spätsommer <strong>und</strong><br />
Herbst werden Pilzsammler in den Mischwäldern auf<br />
dem Dach des Märkischen Kreises fündig. Aber das ist<br />
eher was für Kenner. Verwechslungen können hier unangenehme<br />
Folgen haben.<br />
Nach dem Kolb-Turm auf 663 Metern Höhe geht es weiter<br />
auf dem Wirtschaftsweg, der gut zu begehen ist –<br />
<strong>und</strong> zudem mit einem Dreieck auf schwarzen Gr<strong>und</strong> markiert<br />
ist – bis zur Spinne. Hier laufen ein halbes Dutzend<br />
Wege zusammen. Schilder weisen auf die vielfältigen<br />
Ziele hin, die von hier aus angesteuert werden können.<br />
Entfernungsangaben erleichtern die Auswahl, motivieren<br />
– oder eben manchmal auch nicht.<br />
Abzweig nicht verpassen<br />
Wir zweigen kurz vor der Schutzhütte rechts ab. Eine<br />
weiße Raute auf schwarzem Gr<strong>und</strong> ist nun unsere Orientierungsmarke.<br />
Jetzt geht es fast nur noch talwärts. 290<br />
68
Höhenmeter runter Richtung Echternhagen. Lohnendes<br />
Ziel: die Jause. – Kleine Karte, große Qualität. Hier kommt<br />
das Schnitzel oder Krüstchen noch aus Pfanne, nicht aus<br />
der Fritteuse. <strong>Das</strong> Essen: rustikal-deftig. Gerade richtig<br />
für Wanderer. Die Preise: zivil.<br />
Wo der Weg von der Spinne talwärts auf den Königsfarnweg<br />
trifft, geht es ein paar Schritte nach rechts, dann<br />
weiter runter Richtung Echternhagen. Hier heißt es aufpassen,<br />
um den Abzweig nicht zu verpassen, zumal der<br />
Wirtschaftsweg hier in einen schmaleren Hohlweg übergeht<br />
mit Stolperfallen aus Baumwurzeln <strong>und</strong> Steinen.<br />
Aber auch mit abwechslungsreichem Unterwuchs. Unter<br />
hochgewachsenen Nadelbäumen breitet sich ein Moos<strong>und</strong><br />
Farnteppich aus. Dazwischen lichter Mischwald.<br />
Nach gut zwei St<strong>und</strong>en ist die Jause erreicht. Der knapp<br />
halbstündige Weg zurück entlang der Straße nach Valbert<br />
ist wenig spektakulär. Zurück geht’s wieder mit dem<br />
NahTourBus in Richtung Meinerzhagen oder nach Herscheid<br />
- Lüdenscheid, viermal sonntags in jede Richtung.<br />
Wer die Linie 252 verpasst hat, hat noch die Chance, 15<br />
Minuten später mit einem Kleinbus der Linie R 61 weiter<br />
bis Meinerzhagen zu fahren. Eine r<strong>und</strong>e Sache <strong>und</strong><br />
eine Tour, die auch mit Kindern gut zu bewältigen ist.<br />
Info<br />
• Anfahrt:<br />
Der NahTourBus, Linie 252 bringt Wanderer sonntags<br />
ins Ebbe. Information über Aktionstage <strong>und</strong><br />
Fahrplan unter:<br />
www.mvg-online.de/wir-ueber-uns/produktpalette/<br />
nahtourbus-linie-252<br />
• Einkehrmöglichkeiten:<br />
Gaststätte Nordhelle am Robert_Kolb-<br />
Turm. Montags <strong>und</strong> donnerstags Ruhetag.<br />
Öffnungszeiten <strong>und</strong> Speisekarte unter:<br />
http://gaststaette-nordhelle.de<br />
Jause Echternhagen, geöffnet freitags ab 15 Uhr,<br />
samstags <strong>und</strong> sonntags sowie an Feiertagen:<br />
www.die-jause.de<br />
• Orientierung:<br />
Eine gute Übersicht <strong>und</strong> Orientierung bietet die<br />
Wanderkarte „Ferienregion Naturpark Ebbegebirge“,<br />
Maßstab 1:25.000, Herausgeber: SGV Herscheid. Die<br />
Karte gibt es im Buchhandel, Rathäusern <strong>und</strong> Bürgerbüros,<br />
Preis: 7,50 Euro.<br />
69
GLÜCKSDRACHEN HELFEN<br />
KINDERN IM HOSPIZ BALTHASAR<br />
Plettenbergerin Ulrike Tripp startet Spendenaktion<br />
für das Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz in Olpe<br />
Bürokratiehürde Spielzeugnorm<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
70<br />
„Ich möchte etwas Gutes tun“, hatte sich Ulrike Tripp vorgenommen.<br />
Dankbar, dass sie nach wiederholten ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Problemen endlich wieder ges<strong>und</strong> war,<br />
suchte sie nach einer Möglichkeit, diese Dankbarkeit<br />
auszudrücken <strong>und</strong> anderen Menschen zu helfen, denen<br />
es eben nicht gut geht. Bei ihren Recherchen stieß sie<br />
auf das Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz Balthasar in Olpe.<br />
„Ich war entsetzt, als ich erfuhr, dass solche Hospize gerade<br />
mal r<strong>und</strong> 30 Prozent ihrer Kosten von den Krankenkassen<br />
erstattet bekommen“, erzählt Ulrike Tripp. „Sie<br />
sind jedes Jahr auf Spenden in Millionenhöhe angewiesen,<br />
um ihre wichtige Arbeit leisten zu können.“ Ihr Entschluss<br />
steht fest: „Ich starte eine Spendenaktion für das<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz Balthasar.“<br />
Mit verschiedenen Projekten wie „Werbeidee Sauerland“<br />
sowie der Organisation von Partyveranstaltungen<br />
im Saal Ochtendung <strong>und</strong> des Holthauser Dorfzaubers hat<br />
Ulrike Tripp einschlägige Erfahrungen gesammelt. Die<br />
nutzt sie nun, erstellt Internet- <strong>und</strong> Facebookseiten, mit<br />
denen sie für die Spendenaktion wirbt. Unterstützung erhält<br />
sie auch von der Volksbank im Märkischen Kreis, die<br />
das Spendenkonto kostenlos führt. Carolin Studte entwirft<br />
einen Werbeflyer für die Spendenaktion, der in Umlauf<br />
gebracht wird.<br />
Ulrike Tripp hat die Idee, einen knuddeligen Glücksdrachen<br />
zum Maskottchen der Aktion zu machen. In Elke<br />
Rothenpieler trifft sie eine kreative Mitstreiterin, die ihr<br />
bei der Gestaltung des Drachens hilft. Kaum präsentiert,<br />
steigt die Nachfrage nach den gehäkelten Glücksdrachen<br />
rasant. Immer öfter wird Ulrike Tripp gefragt: „Wo<br />
kann ich denn einen kaufen?“ Im März <strong>2017</strong> gestartet,<br />
nimmt die Initiative zur Unterstützung des Hospiz’ Balthasar<br />
schnell Fahrt auf.<br />
Doch dann droht die Spendenaktion zu scheitern, bevor<br />
sie richtig in Gang gekommen ist. Der gehäkelte Glücksdrache<br />
darf ohne Spielzeugzulassung nicht in Umlauf gebracht<br />
werden, auch nicht für einen guten Zweck. „Wir<br />
brauchen die Zulassung nach DIN EN 71 <strong>und</strong> die CE-Kennzeichnung“,<br />
erfährt Ulrike Tripp. Vielfältige Normen müssen<br />
bei der Herstellung des Drachens beachtet <strong>und</strong> dokumentiert<br />
werden. <strong>Das</strong> erfordert einen riesigen Aufwand.<br />
Sie steht vor der Entscheidung: „Idee verwerfen oder Zulassung?“<br />
Die engagierte Frau fackelt nicht lange: „Zulassung<br />
natürlich!“ In wochenlanger Fleißarbeit erfüllt<br />
sie alle Voraussetzungen, um die Norm zu erfüllen. Mit<br />
Erfolg: Der Drache bekommt seine Spielzeugzulassung.<br />
Frauen aus ganz Deutschland häkeln mit<br />
Mittlerweile werden ihr die schnuckeligen kleinen Drachen<br />
förmlich aus den Händen gerissen. Ihr wird klar:<br />
„Wir brauchen Verstärkung zum Häkeln.“ Ulrike Tripp<br />
postet einen Aufruf auf Facebook, dessen Resonanz sie<br />
überwältigt. „Innerhalb kürzester Zeit meldeten sich<br />
über 150 Damen aus ganz Deutschland!“ Aktuell sind<br />
es 33 Frauen, die Glücksdrachen herstellen. Jede von ihnen<br />
muss zunächst einen Test-Drachen anfertigen. Nur<br />
wenn dieser dem geforderten Standard entspricht, wird<br />
die Herstellerin in den Kreis der Drachen-Mütter aufgenommen.<br />
Verpackt <strong>und</strong> versendet wird jeder einzelne Drache von<br />
Ulrike Tripp. „Sie sind in verschiedenen Größen <strong>und</strong> Farben<br />
erhältlich <strong>und</strong> kosten je nach Größe zwischen 22
<strong>und</strong> 26 Euro, wovon 10 bis 15 Euro ans Hospiz gehen“,<br />
erklärt Ulrike Tripp. Gerne möchte sie die Glücksdrachen<br />
auch in Geschäften in Plettenberg <strong>und</strong> Umgebung präsentieren.<br />
<strong>Das</strong> Interesse seitens der Geschäftsleute ist<br />
da, aber die Herstellung kommt kaum nach. „Wer Interesse<br />
hat, Glücksdrachen für den guten Zweck zu häkeln,<br />
kann sich gerne bei mir melden. Ich suche händeringend<br />
Verstärkung“, appelliert Ulrike Tripp an weitere<br />
hilfsbereite Handarbeiterinnen.<br />
Lisa-Marie Vetter, Referentin für Öffentlichkeitarbeit im<br />
Hospiz Balthasar, betont, wie wichtig solche Aktionen<br />
für die Einrichtung sind: „Es wird immer schwieriger, die<br />
für unsere Arbeit unbedingt erforderliche Summe durch<br />
Spenden aufzubringen. Daher gilt unser herzlicher Dank<br />
allen Helferinnen <strong>und</strong> Helfern der Plettenberger Aktion!“<br />
Die Spendenaktion Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz wird auch<br />
noch auf folgenden Veranstaltungen vertreten sein <strong>und</strong><br />
fleißig Spenden sammeln:<br />
• 4./5. November, Martinimarkt in Neuenrade<br />
• 18. November, Holthauser Dorfzauber in Plettenberg-<br />
Holthausen<br />
• 8. - 10. Dezember, Weihnachtsmarkt auf der Burg<br />
Holtzbrinck in Altena<br />
• 4. Februar 2018, Kreativmarkt in Plettenberg-<br />
Holthausen<br />
Kontakt: Spendenaktion Kinderhospiz M. Tripp<br />
e.K., Spitzwegstr. 17a, 58840 Plettenberg, Tel.<br />
0151/11662014, spendenaktion-kinderhospiz.de<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospiz Balthasar<br />
Bilder von Karin Rothenpieler<br />
werden für guten Zweck versteigert<br />
Ulrike Tripp <strong>und</strong> ihre Mitstreiterinnen haben sich ein ehrgeiziges<br />
Ziel gesteckt: „Wir wollen den Spendenbedarf<br />
des Kinder- <strong>und</strong> Jugendhospizes für ein Jahr decken.“ <strong>Das</strong><br />
heißt es sollen 1,2 Millionen Euro zusammenkommen.<br />
„<strong>Das</strong> Sauerland ist eine starke Region. Da sollte das doch<br />
möglich sein.“<br />
Um das Ziel zu erreichen, werden neben dem Drachenverkauf<br />
weitere Aktionen durchgeführt. So stellt Elke Rothenpieler<br />
Bilder ihrer Mutter, der im November 2016<br />
verstorbenen Künstlerin Karin Rothenpieler, für eine Versteigerung<br />
zur Verfügung. Diese findet im Rahmen des<br />
PleWo-Stadtfestes am 7. <strong>Oktober</strong> im Plettenberger Heimathaus<br />
am Kirchplatz statt. Bereits ab dem 4. <strong>Oktober</strong><br />
können die Bilder dort in einer Ausstellung besichtigt<br />
werden.<br />
Karin Rothenpieler gehörte der Künstlergruppe „Querschnitt“<br />
an. Bei ihren Kunstwerken wendete sie vielfältige<br />
Techniken an: Aquarellmalerei, Kohlezeichnungen,<br />
Radierungen. „Wir haben noch etwa 100 Bilder aus dem<br />
Nachlass meiner Mutter. Sie hätte nicht gewollt, dass sie<br />
bei uns im Keller stehen bleiben. Daher möchten wir sie<br />
für den guten Zweck verkaufen“, sagt Elke Rothenpieler.<br />
„Der Erlös geht zu 100 Prozent ans Hospiz Balthasar.“<br />
• „Ihr Kind ist unheilbar krank, wir können nichts mehr<br />
für Ihr Kind tun!“ Dieser Satz bringt die Familien aus<br />
den Fugen. Jedes Jahr erkranken über 4000 Kinder<br />
in Deutschland unheilbar.<br />
• Für die Familien bricht alles zusammen, nichts ist<br />
mehr, wie es war. Die Pflege <strong>und</strong> Versorgung des<br />
unheilbar kranken Kindes steht im Vordergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />
damit rückt zwangsläufig alles andere in den Hintergr<strong>und</strong>.<br />
• Der Weg von der Diagnose bis zum Tode des Kindes<br />
zieht sich oft über Monate, manchmal Jahre hin <strong>und</strong><br />
verlangt von Eltern <strong>und</strong> Geschwistern das Äußerste.<br />
Damit die Familien auf dem schweren Weg nicht alleine<br />
sind, wurde im <strong>September</strong> 1998 das erste Kinderhospiz<br />
in Deutschland eröffnet: das Kinderhospiz<br />
Balthasar.<br />
• 2009 eröffnete das Jugendhospiz Balthasar als erstes<br />
Hospiz für Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene in<br />
Deutschland.<br />
• <strong>Das</strong> Jugendhospiz Balthasar ist ab der Diagnose der<br />
unheilbaren Krankheit für die Jugendlichen da <strong>und</strong><br />
hilft ihnen, trotz aller Einschränkungen ein Stück<br />
Normalität zu bewahren.<br />
• Die Lebensqualität der Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen<br />
aufrechtzuerhalten, ist das wichtigste<br />
Ziel.<br />
71
SPURENSUCHE<br />
ZWISCHEN<br />
GRABSTEINEN<br />
Jüdische Friedhöfe im Sauerland<br />
<strong>und</strong> was das mit uns zu tun hat<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Jüdisches<br />
Leben im Sauerland.<br />
Gibt es das überhaupt<br />
noch? Eigentlich nicht. Vor<br />
dem Holocaust waren Städte wie Finnentrop, Plettenberg,<br />
Lüdenscheid oder Meinerzhagen voll mit jüdischem<br />
Leben. Es gab viele jüdische Mitbürger. Sehr viele<br />
von ihnen angesehen <strong>und</strong> geachtet. Sie waren mitten<br />
drin im Leben. Sauerländer eben. Nachbarn. Fre<strong>und</strong>e.<br />
Was ist passiert? Wie konnte so etwas überhaupt passieren?<br />
<strong>Das</strong>s ein Teil der Bevölkerung einfach verschwindet.<br />
Für „lebensunwert“ erklärt wird. Ausgelöscht ist. Wie<br />
würde das sein, wenn heute jemand meine Nachbarin<br />
einfach abholen würde? Meinen Friseur, meine beste<br />
Fre<strong>und</strong>in, meinen Banker, meinen Arbeitskollegen. Und<br />
keiner von ihnen käme jemals zurück. Einfach weg. Für<br />
immer.<br />
Wie würde ich damit umgehen, mich fühlen, um sie<br />
trauern? Würde ich mich dagegen wehren? So, wie<br />
manche es getan haben zwischen 1933 <strong>und</strong> 1945? Mein<br />
Leben riskieren? Was blieb hier im Sauerland übrig von<br />
der großen jüdischen Gemeinschaft, die so lange zum<br />
Leben dazu gehörte? Wie kann so etwas überhaupt passieren,<br />
dass ein wichtiger Teil der Bevölkerung einfach<br />
nicht mehr existiert?<br />
Es gibt nicht mehr viele Zeugen jüdischen Lebens im<br />
Lenne- oder Volmetal. Vieles ist vergessen, verdrängt,<br />
nicht mehr existent. Es gibt nur wenige Denkmäler, die<br />
uns aus der Zeit berichten, in der Menschen einer<br />
anderen Religionsgemeinschaft mitten unter uns<br />
wohnten, lebten <strong>und</strong> arbeiteten. Bei uns Zuflucht fanden.<br />
Nach Jahrh<strong>und</strong>erten der Diaspora, der Zerstreuung<br />
des jüdischen Volkes unter die Nationen, erhielten die<br />
deutschen Juden im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert endlich schrittweise<br />
staatsbürgerliche Rechte. In Deutschland erlebten die<br />
Juden, die in Europa durch die schrecklichsten Progrome<br />
gegangen waren <strong>und</strong> eigentlich überall verfolgt wurden,<br />
ein sogenanntes „Goldenes Zeitalter“. Sie fühlten sich<br />
angekommen <strong>und</strong> akzeptiert. Als Teil der Gesellschaft.<br />
Was genau war es, das Deutsche dazu brachte, ihre<br />
ebenfalls deutschen Nachbarn nur wegen ihrer Zugehörigkeit<br />
zu einer anderen Religionsgemeinschaft ohne<br />
Widerstand nach Auschwitz gehen zu lassen? Und was<br />
blieb von den Deportierten zurück?<br />
Diese Fragen zu beantworten ist nicht leicht. Neid, Missgunst,<br />
Gleichgültigkeit, Angst? Was bewegt Menschen<br />
dazu, einfach wegzuschauen? Was erinnert uns überhaupt<br />
noch an diese Zeit? Nun, sicher die Mahnmale <strong>und</strong><br />
Tafeln an ehemaligen jüdischen Gebäuden.<br />
So war die Stadtbibliothek Lüdenscheid, die im Haus der<br />
jüdischen Kultusgemeinde sitzt, also eigentlich einmal<br />
eine Synagoge. Daran erinnert eine Tafel auf der Rückseite<br />
des Gebäudes. In Meinerzhagen, der Volme-Stadt,<br />
in der die meisten Juden in diesem Teil des Sauerlandes<br />
gelebt haben, erinnern „Stolpersteine“ an die Juden,<br />
die deportiert wurden. Eine gute Aktion, deren Weiterführung<br />
jedoch leider 2016 vom Stadtrat gestoppt wurde.<br />
Man befürchtete etwaige Regressforderungen gegenüber<br />
der Stadt ....<br />
Bewegende Gedenktafel<br />
in Plettenberg<br />
Was tatsächlich übrigblieb, sind die jüdischen Friedhöfe.<br />
Überall gibt es sie. In Plettenberg, Finnentrop, Meinerzhagen,<br />
Lüdenscheid, Altena. Einige davon habe ich besucht.<br />
Ich wollte wissen, ob mich das, was sie repräsentieren,<br />
nämlich einen Teil unserer Bevölkerung, der niemals<br />
72
wiederkommen<br />
wird, der einfach ausgestorben ist, ob mich dieser Schatten<br />
der Vergangenheit heute noch berühren kann. Ich<br />
besuchte daher zuerst den jüdischen Friedhof mitten in<br />
Plettenberg. Eine bewegende Gedenk-Tafel am Eingang<br />
zum Friedhof informiert dort darüber, um welche Art von<br />
Friedhof es sich handelt.<br />
Der Friedhof ist abgeschlossen, aber dennoch gut zu überblicken.<br />
„Wegen der Ewig Gestrigen“, informiert mich ein<br />
alter Mann, den ich vor dem Friedhof treffe. Solche Worte<br />
hat auch mein eigener Großvater schon benutzt, wenn<br />
er über die sprach, die jüdische Friedhöfe mit Hakenkreuzen<br />
besprühen oder sonstwie beschädigen.<br />
Dieser Ort berührt. Wer sich aufmacht <strong>und</strong> diesen Friedhof<br />
besucht, der wird feststellen: Dieser Platz hat etwas<br />
sehr Sakrales. Man liest die deutschen Namen auf den<br />
Grabsteinen <strong>und</strong> kann es eigentlich nicht wirklich begreifen.<br />
Auf der Stele in der Mitte des Friedhofes sind die<br />
Namen der Plettenberger eingraviert, die dem Holocaust<br />
zum Opfer fielen. Da stehen Namen, die sich in nichts<br />
von anderen deutschen Namen unterscheiden. Könnte<br />
auch ich sein, geht mir dabei durch den Kopf.<br />
Die ganze Anlage ist gepflegt, wirkt wahrgenommen<br />
<strong>und</strong> man spürt, dass es in Plettenberg Menschen gibt,<br />
denen dieses unrühmliche Kapitel deutscher Geschichte<br />
alles andere als gleichgültig ist. In Plettenberg wurde<br />
der jüdische Friedhof niemals zerstört. Die Grabsteine<br />
sind immer noch da. Die Plettenberger konnten die<br />
Deportation ihrer Juden nicht verhindern. Aber sie haben<br />
zumindest die Erinnerung an sie beschützt. Und erhalten<br />
sie bis heute mit viel Liebe <strong>und</strong> Engagement.<br />
Eine Stele erinnert an das,<br />
was hier einmal war. Die<br />
größte Kultusgemeinde<br />
des Sauerlandes. Kultusgemeinde<br />
nennt man auch<br />
heute noch die Synagogengemeinschaften<br />
deutscher Juden.<br />
Also so etwas ähnliches<br />
wie eine evangelische oder katholische<br />
Gemeinde. Es gibt keine Grabsteine<br />
mehr. Man weiß nicht genau, ob<br />
der Friedhof von der Hitlerjugend zerstört<br />
wurde oder erst später in den 50er Jahren als<br />
Steinbruch genutzt wurde. Was noch schlimmer wäre.<br />
Ich gehe über ein namenloses Gräberfeld. Es fällt mir<br />
schwer, an diesem Ort zu sein. Zu symbolhaft scheint<br />
mir das. Sie sind nicht mehr da <strong>und</strong> doch nimmt man<br />
an solchen Orten diese Menschen wahr. Sechs Millionen<br />
Tote. <strong>Das</strong> ist mehr, als ich gerade begreifen kann.<br />
Ich fahre weiter. Diesmal nach Lüdenscheid. Hier gibt es<br />
kein Schild, keinen Wegweiser, der auf den Friedhof hinweist.<br />
Ich finde ihn trotzdem, Google sei dank. Auch er<br />
ist abgeschlossen. Vielleicht ebenfalls wegen der „Ewig<br />
Gestrigen“. 2012 haben junge Leute den Friedhof aufgeräumt,<br />
das Tor gestrichen, die Grabsteine vom Moos<br />
befreit.<br />
Ich mache Fotos von einem Ort, der ebenfalls eine Stille<br />
ausstrahlt, die beunruhigend ist, wenn man sich ihr<br />
bewusst aussetzt. Auch hier die Grabsteine von Familien,<br />
die es nicht mehr gibt. Überhaupt: Lüdenscheider,<br />
Plettenberger, Finnentroper, die bei uns gelebt haben.<br />
Und deren einziges Vermächtnis ihre Grabsteine sind.<br />
Eigentlich sollten ihre Ur-Enkel mitten unter uns leben<br />
<strong>und</strong> spielen.<br />
Ihre Namen sollten über unseren Geschäften stehen.<br />
Oder auf den Namensschildern unserer Wohnhäuser. Sie<br />
sollten unsere Nachbarn sein. Unsere Fre<strong>und</strong>e. Aber: Es<br />
gibt sie nicht mehr. Von ehemals ganzen Familien bleiben<br />
nur diese stillen Zeugen. Die wenigen Überlebenden<br />
sind heute Amerikaner, Engländer, Argentinier oder<br />
Israelis. Nur selten schaffen sie es, den weiten Weg ins<br />
Sauerland zu bewältigen <strong>und</strong> die Gräber ihrer Familien<br />
zu besuchen.<br />
Mahnmal in Finnentrop<br />
Ich fahre weiter nach Finnentrop. Hier gibt es viele<br />
Schilder in Richtung „Jüdischer Friedhof“. Was<br />
ich vorfinde, ist jedoch lediglich ein Mahnmal.<br />
73
Gutes Hören<br />
hält geistig fit<br />
74<br />
Was man daran erkennt, dass es keine Steine gibt, die<br />
auf den Grabsteinen liegen. Juden bringen nämlich ihren<br />
Vorfahren immer ein Stück der Landschaft mit, in<br />
der sie gerade leben. Man bringt einen Stein mit, legt<br />
ihn auf den Grabstein <strong>und</strong> spricht einen Gruß aus, verbindet<br />
seinen Lebensort mit dem, der da liegt. Da muss<br />
sich dann niemand mehr alleine fühlen. Alles ist irgendwie<br />
verb<strong>und</strong>en durch ein kleines Stück Erde. Eine schöne<br />
Tradition.<br />
Viele Fragen<br />
<strong>und</strong> ein Stück Hoffnung<br />
Wer sich auf die Suche nach seinen Wurzeln begeben<br />
will, nach einem Teil unserer Bevölkerung, der eines Tages<br />
einfach verschwand, der sollte sich aufmachen <strong>und</strong><br />
diese Friedhöfe besuchen. Und vielleicht an die denken,<br />
die nicht mehr sind. Und daraus seine eigenen Schlüsse<br />
ziehen <strong>und</strong> sich derer bewusst werden, die wir heute<br />
oft so leichtfertig wegwünschen. Derjenigen, die bei<br />
uns Schutz suchen. Derjenigen, die bei uns Schutz gef<strong>und</strong>en<br />
haben. Wie wäre es, wenn unsere Nachbarn<br />
morgen einfach verschwinden? Und niemals zurückkommen?<br />
Wie?<br />
Glücklicherweise kommt das jüdische Leben langsam<br />
zurück nach Deutschland. Viele Juden mit deutschen<br />
Wurzeln zieht es zurück in unser Land. Um hier zu studieren,<br />
hier zu leben, hier mit uns zu sein, als hätte es<br />
den Holocaust nie gegeben. Eine Generation überwiegend<br />
junger Menschen, die sich einfach als Menschen<br />
fühlen. Mit deutschen Nachnamen. Die Überlebenden.<br />
Die uns vergeben. Einfach so. Ich wünschte mir, dass wir<br />
es diesmal besser machen. Einfach besser ...<br />
NEU: Hörgeräte mit BrainHearing Technologie!<br />
Wer geistig fit ist, kann das Leben in vollen<br />
Zügen genießen. Dennoch ist es kein<br />
Geheimnis, dass im Laufe unseres Lebens<br />
die geistige Fitness nachlässt, <strong>und</strong> es<br />
sogar in eine Demenz übergehen kann.<br />
Zusammen mit einer Hörminderung wird<br />
dieses Risiko meist verstärkt.<br />
Die neuen, winzig kleinen Hörgeräte von<br />
Oticon mit einzigartiger BrainHearing<br />
Technologie erleichtern das Hören <strong>und</strong><br />
helfen, geistig fit zu bleiben.<br />
Oticon_B2C_AZ_90x260_Brainhearing_NEUE CI_06_<strong>2017</strong>_Schach_ISO_Grosse Hoerwelt_Lay.indd 24.08.17 3 16:36
DAS PARADIES WESTPHALENS<br />
Neue <strong>Ausgabe</strong> Der Märker erschienen<br />
„<strong>Das</strong> Ruhrtal <strong>und</strong> das<br />
untere Lennetal, dieser<br />
Landstrich zwischen<br />
Hohenlimburg<br />
<strong>und</strong> der Lennemündung<br />
in die Ruhr unterhalb<br />
der Hohensyburg,<br />
galt vor der Industriealisierung als das ‚Paradies<br />
Westphalens’.“ <strong>Das</strong> schreibt Landrat Thomas Gemke in<br />
seinem Vorwort der neuen <strong>Ausgabe</strong> „Der Märker“, der<br />
landesk<strong>und</strong>lichen Zeitschrift für den Bereich der ehemaligen<br />
Grafschaft Mark <strong>und</strong> den Märkischen Kreis. Die Region<br />
wurde wegen ihrer landschaftlichen Schönheiten<br />
bew<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> weil hier die Wiege der Industriealisierung<br />
stand. Darüber geben lesenswerte Aufsätze einen<br />
guten Überblick.<br />
An den Bächen <strong>und</strong> Flüssen im Märkischen Sauerland<br />
<strong>und</strong> Bergischen Land trieb die Wasserkraft zahlreiche<br />
kleine Drahtrollen, Schleifkotten <strong>und</strong> Hammerwerke an.<br />
Gepaart mit dem Fleiß der arbeitenden Menschen schlug<br />
hier das Herz der Drahtindustrie. Davon kann sich jeder<br />
im Deutschen Drahtmuseum in Altena <strong>und</strong> auf den „Eisenstraßen<br />
in Südwestfalen“ überzeugen.<br />
Beiträge von sieben Autoren<br />
Sieben Autoren leisten mit ihren Aufsätzen Beiträge für<br />
die 160 Seiten umfassende Märker-<strong>Ausgabe</strong>, die wieder<br />
unter der Schriftleitung von Kreisarchivarin Dr. Christiane<br />
Todrowski entstand. „Dahle <strong>und</strong> Neuenrade. Eine<br />
Beziehung im Wandel der Jahrh<strong>und</strong>erte“ betitelt Prof.<br />
Dr. Dieter Stievermann seinen Beitrag. Dr. Rolf Dieter<br />
Kohl beschreibt „<strong>Das</strong> Bürgermeister-Diepmann-Haus in<br />
Neuenrade <strong>und</strong> seine Geschichte“. Mit dem „Leben <strong>und</strong><br />
Werk des Fabrikenkommissars Friedrich August Alexander<br />
Eversmann“ befasst sich Hans-Hermann Stopsack in<br />
seinem Aufsatz, Hans Ludwig Knau lädt ein zur Erk<strong>und</strong>ung<br />
der „Eisenstraßen in Südwestfalen“. Dr. Gerd Dethlefs<br />
schreibt zum Thema „<strong>Das</strong> Paradies Westfalens – ein<br />
Erinnerungsort? <strong>Das</strong> untere Lennetal als romantische<br />
Landschaft <strong>und</strong> der Aussichtsturm der Hohensyburg“.<br />
Dr. Maria Perrefort gibt Einblicke unter dem Thema „Leben<br />
in der Fremde. Polnische Zuwanderung in der Region<br />
Hamm“ <strong>und</strong> Dr. des. Christian Zumbrägel macht sich<br />
Gedanken über „Die Grüne Kohle. Standortfaktor <strong>und</strong><br />
ökonomisches Rückgrat des südwestfälischen Gewerbelebens<br />
(1800 – 2015)“. <strong>Komplett</strong>iert wird die neue <strong>Ausgabe</strong><br />
„Der Märker“ durch einige Buchbesprechungen.<br />
Der Märker“ erscheint einmal jährlich, kostet zehn Euro<br />
plus 2,50 Euro Porto <strong>und</strong> ist erhältlich beim Kreisarchiv<br />
des Märkischen Kreises, Bismarckstraße 15, 58762 Altena,<br />
E-Mail: archiv<strong>und</strong>bibliothek@maerkischer-kreis.de,<br />
Telefon: 02352/966-7055, in den Bürgerbüros des Märkischen<br />
Kreises im Kreishaus Lüdenscheid <strong>und</strong> am Griesenbrauck<br />
in Iserlohn sowie im örtlichen Buchhandel.<br />
Weitere Informationen unter www.maerkischer-kreis.de<br />
(Stichwort: Der Märker) (pmk)<br />
UNTERHALTUNG FÜR<br />
JUNG UND ALT:<br />
PLEWO-STADTFEST<br />
Auch der Herbst hat schöne Tage. Darauf hoffen die Organisatoren<br />
des PleWo-Stadtfestes in Plettenberg vom<br />
6. bis zum 8. <strong>Oktober</strong>.<br />
Programm wird in der kompletten Innenstadt geboten.<br />
<strong>Das</strong> reicht von Kleinkunst mit dem Matz-Theater<br />
über das Lager des „Kelten- <strong>und</strong> Germanenstamms<br />
Sugambrer e.V.“ r<strong>und</strong> um die Christuskirche bis hin<br />
zum Oldtimer-Frühschoppen der Motorsportfre<strong>und</strong>e<br />
Plettenberg am Sonntag im Rathausinnenhof. Auf die<br />
jüngeren Stadtfestbesucher warten auf dem Maiplatz<br />
eine Crazy-Fotoaktion <strong>und</strong> die Drift Zone. Zudem können<br />
die Jüngsten am Samstag von 10 bis 18 Uhr die<br />
Kinderfahrschule auf dem Rathausparkplatz <strong>und</strong> die<br />
Kindermusikshow mit Cowboy Jim <strong>und</strong> dem mobilen<br />
Kinder-Indianerdorf auf dem Graf-Engelbert-Platz besuchen.<br />
MATZ - Theater<br />
Soul Bros<br />
Auf der Bühne auf dem Alten Markt reihen sich heimische<br />
<strong>und</strong> nationale Musikacts aneinander. Da spielt<br />
die ASG-Bigband, singen Jessika Rehner, Christopher<br />
Mathis, Fabienne Drepper, Ergin Hamdi <strong>und</strong> Christina<br />
Toulas. Am Freitagabend sorgen die Coverband „Lecker<br />
Nudelsalat“ aus Köln <strong>und</strong> die „Soul Bros“ für Partystimmung.<br />
Am Samstagabend gehört die Bühne den<br />
Lokalmatadoren Acoustic Hats <strong>und</strong> Finest Fathers. Für<br />
zünftige Klänge sorgen am Sonntag die Schmalzler.<br />
75
DEMOKRATIE UNTER DEM DIKTAT<br />
Abschied einer Abgeordneten -<br />
DER TERMINE Petra Crone zieht Bilanz<br />
Foto Achim Melde<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
hat sie dazu einen eigenen Arbeitskreis eingerichtet. In<br />
der Arbeitsgemeinschaft Ernährung <strong>und</strong> Landwirtschaft<br />
ist sie Berichterstatterin für Wald <strong>und</strong> Forst sowie für die<br />
Gr<strong>und</strong>lagen der Ernährung.<br />
Arbeitswoche beginnt am Sonntag<br />
630 frei gewählte Abgeordnete hat der 18. Deutsche<br />
B<strong>und</strong>estag. Sie sind ein Gr<strong>und</strong>pfeiler unserer Demokratie<br />
– <strong>und</strong> unterliegen einem Zwang, dem Diktat der Termine.<br />
„Wir sind ein Arbeitsparlament <strong>und</strong> machen die<br />
Gesetze“, sagt Petra Crone (SPD), die zum Ende der Legislaturperiode<br />
im <strong>September</strong> aus dem B<strong>und</strong>estag ausscheidet.<br />
Die Sitzungswochen in Berlin sind eng getaktet,<br />
arbeitsintensiv. Feierabend ist, wenn die Beratungen<br />
abgeschlossen sind, hatte ihr Wahlkreis-Kollege Dr. Matthias<br />
Heider (CDU) bereits nach seinen ersten 100 Tagen<br />
im Parlament bilanziert. Und das kann 12, aber auch<br />
mal 16 St<strong>und</strong>en dauern.<br />
Die Arbeitswoche beginnt für die Abgeordnete bereits<br />
am Sonntag – mit der Anreise nach Berlin. Denn: Montags<br />
um 7.30 Uhr stehen die ersten Termine an. Arbeitsgemeinschaften<br />
der Fraktion, Parteivorstand, abends<br />
Treffen in der NRW-Landesgruppe, wo Themen auch mit<br />
Ministern oder Experten aufgearbeitet werden. Dienstags<br />
wieder Arbeitsgruppen, nachmittags Fraktionssitzung,<br />
abends Einladungen zu Diskussionen oder parlamentarischen<br />
Abenden. Mittwochs beginnen schon früh<br />
die Ausschuss-Sitzungen, nachmittags geht’s ins Plenum.<br />
Donnerstags steht wieder Plenum auf der Tagesordnung.<br />
„Neun Uhr ist die Kernzeit, wo alle da sein sollten“, schildert<br />
Petra Crone die Erwartungen an die Abgeordneten.<br />
Manchmal dauern die Sitzungen im Reichstag bis in die<br />
Nacht. „Viel läuft im Hintergr<strong>und</strong>“, sagt sie.<br />
Termine überschneiden sich. „Vieles findet gleichzeitig<br />
statt“, hatte Matthias Heider mal die oft auffällige Leere<br />
im Plenum erklärt. Fehlende Abgeordnete sind kein<br />
Indiz für Faulheit.<br />
76<br />
Akten lesen, Experten anhören, Fachgespräche führen,<br />
Diskussionen untereinander, Formulierungen finden. So<br />
schildert Petra Crone den Arbeitstag in den Sitzungswochen.<br />
Zur Arbeit in den Ausschüssen für Ernährung <strong>und</strong><br />
Landwirtschaft sowie für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong><br />
Jugend kommen noch Aufgaben in den Arbeitsgemeinschaften<br />
der SPD-Fraktion. Die Kiersperin, die den Wahlkreis<br />
149 (südlicher Märkischer Kreis <strong>und</strong> Kreis Olpe) vertritt,<br />
ist Berichterstatterin für Seniorenpolitik, speziell für<br />
die Arbeitsgruppe „Demografischer Wandel“. „Eine Querschnittsaufgabe“,<br />
sagt sie. Hier laufen Fachgebiete aus<br />
verschiedenen Ressorts zusammen. In ihrem Wahlkreis<br />
Gespräche sind wichtig<br />
Freitags sind wieder Sitzungen <strong>und</strong> Abreise. „Es ist schon<br />
heftig“, schildert Petra Crone die zeitliche Belastung.<br />
Denn: <strong>Zwischen</strong>durch müssen noch Besuchergruppen betreut,<br />
Texte abgestimmt, das Büro mit drei Mitarbeiterinnen<br />
organisiert <strong>und</strong> Fachgespräche geführt werden.<br />
Dabei muss man im Hinterkopf haben, mit wem man<br />
redet, welche Interessen der jeweilige Gesprächspartner<br />
vertritt. Aber: „Gespräche sind wichtig“, sagt sie. Sie<br />
helfen Dinge einzuordnen, Positionen zu finden <strong>und</strong> zu<br />
formulieren.
Spaß am Job macht Stress<br />
erträglicher<br />
Petra Crone bei einer Veranstaltung mit dem ehemaligen Arbeitsminister <strong>und</strong><br />
SPD-Parteivorsitzenden Franz Müntefering (2. von rechts) in der Stadthalle Meinerzhagen<br />
Wie bewältigt man die Terminflut?<br />
„Mit viel Kaffee“, schmunzelt die<br />
Abgeordnete, die zeitweise auch<br />
im Präsidium des B<strong>und</strong>estages saß.<br />
„Wenn man es gerne macht, ist der<br />
Stress auch nicht so groß“, ist ihr Rezept.<br />
Im Wahlkreis werden die Fachpolitiker<br />
zur Generalisten. Auch hier<br />
werden sie oft eingeladen, müssen<br />
Erwartungen erfüllen, organisieren<br />
selbst Veranstaltungen, kommen<br />
mit vielen Leuten ins Gespräch.<br />
„<strong>Das</strong> ist das Schöne daran“, sagt Petra Crone. Es sei eine<br />
„gute Möglichkeit, nicht im eigenen Saft zu schmoren“.<br />
In der Reihe „Fraktion vor Ort“ war sie auch in anderen<br />
Wahlkreisen unterwegs, um ihre Fachgebiete vorzustellen.<br />
Umgekehrt lud sie andere Politiker ein, um<br />
Themen abzudecken, die nicht ihr Spezialgebiet sind.<br />
Damit - <strong>und</strong> mit dem Arbeitskreis Demografie, in dem<br />
inzwischen über 50 Akteure aus allen gesellschaftlichen<br />
Gruppen mitarbeiten - hat sie sich vor acht Jahren<br />
als Newcomerin im Wahlkreis einen Namen gemacht.<br />
Im Wahlkreis kann sie das Thema Demografie auf den<br />
„ländlichen Raum runterbrechen“.<br />
Mehr Zeit für Privates <strong>und</strong> Ehrenamt<br />
wenn Ende <strong>September</strong> das Büro Crone im Paul-Löbe-<br />
Haus nahe des Reichstags aufgelöst wird. Soziales – das<br />
hat die Sozialdemokratin immer ganz groß geschrieben.<br />
Für die nächste Legislaturperiode drückt sie Nezahat<br />
Baradari die Daumen, die ihre Nachfolge antreten will.<br />
Die Attendornerin steht auf Platz 18 der Landesliste.<br />
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„<strong>Das</strong> möchte ich auf jeden Fall weitermachen“, sagt<br />
sie <strong>und</strong> freut sich auf die neue Freiheit, auf mehr<br />
Zeit für die Familie, für Fre<strong>und</strong>e, aber auch fürs<br />
Ehrenamt. „Ich bin froh, dass ich mich entschieden<br />
habe, freiwillig aufzuhören, zum richtigen Zeitpunkt“,<br />
sagt sie. Was bleibt? „Diese Zeit hat meinen Horizont<br />
unglaublich erweitert“, sagt sie <strong>und</strong> erinnert sich „an<br />
viele Gespräche mit hochinteressanten Menschen“. Auf<br />
ihrer Positiv-Liste steht die Weichenstellung für eine<br />
Reform der Pflegeberufe <strong>und</strong> das Lohntransparenz-<br />
Gesetz, als Türöffner für mehr Lohngerechtigkeit<br />
zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen. Besonders belastend<br />
fand sie die Entscheidungen über Auslandseinsätze der<br />
B<strong>und</strong>eswehr, die Zwickmühle zwischen eigener Position<br />
<strong>und</strong> Koalitions-Räson.<br />
Ein bisschen Wehmut klingt aber auch an. Vermissen<br />
wird Petra Crone „auf jeden Fall die Zusammenarbeit<br />
mit den Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen <strong>und</strong> den<br />
Mitarbeiterinnen.“ Ihnen hilft sie, einen Job zu finden,<br />
77
WENN DIE ZAUBERLEHRLINGE<br />
PROBEN...<br />
Mit Geduld <strong>und</strong> Fleiß<br />
zum perfekten Musiker<br />
von Martin Büdenbender<br />
Ein Zauber liegt in der Luft, wenn freitags in der Aula<br />
der Musikschule Lennetal in Werdohl die Instrumente<br />
ausgepackt werden. Dann richten die Zauberlehrlinge<br />
erwartungsfroh ihre Blicke auf ihren Musikschullehrer.<br />
Was wird wohl in dieser Unterrichtsst<strong>und</strong>e musiziert <strong>und</strong><br />
ausprobiert?<br />
Nein, Hexenwerk ist es nicht, was Sebastian Hoffmann<br />
seinen Schützlingen da Woche für Woche vermittelt.<br />
Auch wenn man manchmal glauben möchte, seine<br />
Geige werde gerade von Geisterhand geführt, wenn<br />
er vorspielt <strong>und</strong> der Bogen so federleicht über die Saiten<br />
streicht. So möchten die Zauberlehrlinge irgendwann<br />
auch einmal spielen können. Einige sind schon fast so<br />
weit, für andere ist es noch ein langer Weg. Es ist noch<br />
kein Meister vom Himmel gefallen. Da muss man geduldig<br />
sein.<br />
Und Geduld hat Sebastian Hoffmann mit den jungen Musikanten,<br />
Geduld haben sie auch untereinander <strong>und</strong> Geduld<br />
haben sie mit sich selbst. So mancher schiefe Ton<br />
schwebt durch den Raum, so mancher Einsatz wird vergeigt.<br />
Und dennoch liegt ein Zauber in der Luft. <strong>Das</strong> liegt<br />
wohl besonders am Teamgeist, der sich unter den Musikern<br />
gebildet hat, aber auch an der lockeren Art, wie<br />
Sebastian Hoffmann sein Wissen <strong>und</strong> Können vermittelt.<br />
Er versteht die Probleme der Anfänger. Die jüngsten<br />
sind gerade einmal sechs Jahre alt. Schließlich hat der<br />
Fünfzigjährige selbst einmal klein angefangen. Immer<br />
wieder garniert er seinen Unterricht mit unterhaltsamen<br />
Geschichten über die Komponisten, deren Musik die Zau-<br />
78
erlehrlinge gerade spielen. So macht das Lernen Spaß.<br />
Ausbildungsensemble<br />
für das Jugendsinfonieorchester<br />
1994 wurde das Kinderorchester an der Musikschule<br />
Lennetal von Stefan Köhler gegründet, da nach Aufbau<br />
des Jugendsinfonieorchesters ein Jahr zuvor absehbar<br />
war, dass die Alters- <strong>und</strong> Niveauspanne zwischen<br />
den Schülern zu groß wurde. „Die Zauberlehrlinge“ bilden<br />
seitdem den sinfonischen Unterbau des sogenannten<br />
„großen Orchesters“ mit Streichern, Bläsern <strong>und</strong><br />
Schlagwerkbesetzung. Gelernt werden in den Proben<br />
elementare Orchestertechniken, das Zusammenspiel in<br />
der großen Gruppe sowie das Verhalten im Konzert. Die<br />
„Zauberlehrlinge“ umfassen heute etwa 40 Streicher im<br />
Alter von sechs bis 14 Jahren sowie einige Erwachsene<br />
„Unterstützer“. Zum „Mehrgenerationenorchester“ zählen<br />
diverse Mutter-Kind-Teams <strong>und</strong> sogar eine Familie,<br />
wo Oma, Mutter <strong>und</strong> Enkel mitspielen.<br />
Orchesterausflug ist<br />
das Highlight des Jahres<br />
Öffentlichkeitsarbeit ist für die Zauberlehrlinge - <strong>und</strong> natürlich<br />
für die Musikschule – überlebenswichtig. Deshalb<br />
treten sie mehrmals im Jahr öffentlich auf. Feste Termine<br />
sind das Gemeinschaftskonzert in Werdohl, das Offene<br />
Singen <strong>und</strong> Weihnachtskonzert in Werdohl, Auftritte<br />
beim „Wir sind Kultur <strong>und</strong> Generationentag“ in Plettenberg<br />
sowie bei diversen Musikschulfesten. Pro Jahr kommen<br />
so mindestens acht Auftritte zusammen.<br />
Highlight des Jahres ist das Orchesterwochenende in<br />
Werl-Büderich mit Übernachtung <strong>und</strong> Schwimmbad-<br />
Nachmittag.<br />
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Wer? Sebastian Hoffmann (Telefon 02392-14880)<br />
Wann? freitags, 17:15 bis 18:45 Uhr<br />
Wo? Aula der Musikschule Lennetal, Werdohl<br />
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79
AUF SCHNÄPPCHENJAGD<br />
EIN HUBBI-KURZKRIMI Von Pia Mester<br />
„Hubbi! Frühstück ist fertig!“<br />
Hannelores markerschütterndes Brüllen riss Hubbi aus<br />
dem Tiefschlaf. Auch ihr Rauhhaardackel Meter hatte<br />
sich erschrocken <strong>und</strong> sprang auf ihr Bett, um seinem<br />
Frauchen erstmal ausgiebig das Gesicht zu schlecken.<br />
Sie schaute auf den Minnie-Maus-Wecker auf ihrem<br />
Nachttisch: 8.20 Uhr. An einem Samstag!<br />
Aber da sie nun schon mal wach war <strong>und</strong> sie wusste,<br />
dass ihre Mutter keine Ruhe geben würde, bis sie<br />
sich an den familiären Frühstückstisch bequemt hatte,<br />
schlüpfte Hubbi in ihre Plüsch-Hauslatschen <strong>und</strong> schlurfte<br />
nach unten.<br />
Ihr Vater Hermann murmelte ein knappes „Guten Morgen“<br />
<strong>und</strong> versteckte sich wieder hinter der Tageszeitung.<br />
Sobald er einen Teil fertig gelesen hatte, reichte er<br />
die Seiten an seine Frau weiter. Die schaute Hubbi vorwurfsvoll<br />
an. „Du verschläfst noch dein ganzes Leben“,<br />
sagte sie <strong>und</strong> biss in ihr Marmeladenbrötchen.<br />
Hubbi erwiderte nichts. Stattdessen setzte sie sich <strong>und</strong><br />
begann damit, eine Brötchenhälfte dick mit Nutella zu<br />
beschmieren.<br />
„Da stopft jemand immer wieder Restmüll in den Glascontainer“,<br />
murmelte Hermann in die Stille. „Die Stadtverwaltung<br />
droht damit, den Container abzubauen,<br />
wenn das nicht aufhört.“<br />
„Unverschämt sowas“, ereiferte sich Hannelore kurz <strong>und</strong><br />
schaute dann wieder in den Stapel Werbeprospekte vor<br />
ihr.<br />
Hubbi kannte den Container, er lag genau auf ihrem alltäglichen<br />
Gassi-Weg. Gar nicht so doof, dachte sie. Der<br />
Glascontainer befand sich nicht direkt in einem Wohngebiet.<br />
Niemand bekam mit, wenn dort jemand seinen<br />
Müll ablud.<br />
„Oh, heute startet im Sterncenter der Sommerschlussverkauf“,<br />
sagte Hannelore aufgeregt <strong>und</strong> griff nach<br />
dem schnurlosen Telefon. „Hallo, Edeltraud“, hörte Hubbi<br />
ihre Mutter sagen. „Ja, hast du schon gesehen, im<br />
Sterncenter gibt es in allen Läden Prozente. Ja, hm, ja,<br />
in Ordnung, ich hole dich um zehn ab. Hm“, ihr Blick<br />
flog zu Hubbi. „Ich frag sie mal.“<br />
Hubbi schwante Böses. Wenn ihre Mutter <strong>und</strong> deren<br />
beste Fre<strong>und</strong>in, die dummerweise auch Hubbis Patentante<br />
war, etwas ausheckten, endete das für Hubbi<br />
meist übel.<br />
Hannelore legte auf <strong>und</strong> räusperte sich. „Edeltraud<br />
meinte du solltest mitkommen zum Einkaufsbummel.<br />
Sie findet, du könntest mal wieder ein paar neue Klamotten<br />
gebrauchen <strong>und</strong> vielleicht machst du ja ein<br />
Schnäppchen.“<br />
Hubbi würde lieber im Januar einmal quer durch die<br />
<strong>Sorpe</strong> schwimmen, als sich mit Edeltraud <strong>und</strong> ihrer Mutter<br />
ins Sommerschlussverkauf-Getümmel zu stürzen.<br />
„Ach was, geht ihr mal ohne mich, ich störe doch nur.“<br />
Sie hoffte, dass Hannelore sich damit zufrieden gab.<br />
Tat die aber nicht. „Und was hast du stattdessen vor?<br />
Eine R<strong>und</strong>e mit Meter drehen <strong>und</strong> dich wieder auf die<br />
faule Haut legen, so wie jeden Tag?“<br />
Hubbi wollte einwenden, dass sie abends ja noch arbeiten<br />
musste. Ihre Kneipe, die Nuckelpinne, betrieb sich<br />
schließlich nicht von alleine. Doch ihre Mutter bombardierte<br />
sie weiter mit Vorwürfen.<br />
„Eine junge Frau wie du muss doch mal raus. Also, als ich<br />
in deinem Alter war habe ich jede Gelegenheit wahrgenommen,<br />
einen netten jungen Mann kennen zu lernen.“<br />
Sie schielte rüber zu Hermann. Hubbi wusste, dass die<br />
beiden sich nicht zufällig über den Weg gelaufen waren,<br />
sondern einander von wohlwollenden Verwandten vorgestellt<br />
wurden.<br />
„Und du brauchst wirklich neue Sachen“, setzte Hannelore<br />
ihre Tirade fort, „Allein diese verwaschenen Jeans-<br />
Hosen, in denen du immer rumläufst. Und diese glitzernden<br />
T-Shirts, sowas tragen doch eher Kinder <strong>und</strong><br />
keine erwachsenen Frauen.“<br />
Hubbi öffnete den M<strong>und</strong>, doch ehe sie sich verteidigen<br />
konnte, sprang Hermann für sie in die Bresche. „Jetzt<br />
lass das arme Kind doch mal in Ruhe. Wenn sie nicht<br />
mitkommen will, dann will sie halt nicht.“<br />
Hannelore schaute beleidigt von ihrem Ehemann zu ihrer<br />
Tochter, klappte die Prospekte zu, kippte den Rest<br />
ihres Kaffees herunter <strong>und</strong> verschwand ohne ein Wort.<br />
Hubbi hörte ihren Vater hinter seiner Zeitung erleichtert<br />
aufatmen.<br />
Eine St<strong>und</strong>e später machte sich Hubbi mit Meter auf<br />
den Weg. Sie genoss die Ruhe <strong>und</strong> freute sich auf den<br />
einsamen Waldweg. Als sie an der Affelner Kirche vorbei<br />
kam, sah sie, dass die Blätter der Bäume sich bereits<br />
rot <strong>und</strong> gelb färbten. Ein Streifenwagen fuhr an ihr<br />
vorbei <strong>und</strong> bog in eine Nebenstraße ein. Sie erkannte<br />
ihren Schulfre<strong>und</strong> Kevin hinter dem Steuer. Er sah sie<br />
auch <strong>und</strong> grüßte unauffällig. Eigentlich konnte Hubbi<br />
Kevin nicht leiden, doch bei ihren Ermittlungen war er<br />
ihr oft eine Hilfe, also wollte sie es sich nicht mit ihm<br />
verscherzen.<br />
80
Schon von weitem sah sie den Altglascontainer, der in<br />
der Zeitung erwähnt wurde. Auf einmal bemerkte sie im<br />
Augenwinkel eine Bewegung. Schnell sprang sie hinter<br />
einen Strohballen am Wegesrand. Da war jemand. Jetzt<br />
sah sie auch, wer: Der junge Mann, der vor kurzem in<br />
die Wohnung in Edeltrauds Nachbarhaus gezogen war.<br />
Edeltraud beschwerte sich ständig bei Hannelore darüber,<br />
dass ihr neuer Nachbar zu laut Musik hörte <strong>und</strong> seine<br />
Zigarettenkippen einfach auf den Bürgersteig warf.<br />
Der Mann stopfte gerade eine prall gefüllte blaue Plastiktüte<br />
in die r<strong>und</strong>e Öffnung des Containers. Dabei kam<br />
er richtig ins Schwitzen, er schnaufte <strong>und</strong> ächzte. Endlich<br />
hatte er es geschafft. Als er an Hubbi vorbei zurück<br />
ins Dorf lief, duckte sie sich.<br />
Er war weg, <strong>und</strong> Hubbis Neugier geweckt. Sie ging zu<br />
dem Container <strong>und</strong> griff in die Öffnung. Sofort bekam sie<br />
die Tüte zu fassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit vorsichtigen<br />
Gezerres lag der Sack endlich vor ihr auf dem<br />
Boden. Er war fest zugeklebt. Sie knibbelte ein Loch in<br />
das Plastik <strong>und</strong> stieß einen entsetzten Schrei aus.<br />
Sie fand die beiden Polizisten am Dorfplatz, wo sie gerade<br />
heißen Kaffee aus einer Thermoskanne tranken.<br />
Kevin wurde rot, als er Hubbi kommen sah. Doch die<br />
konnte auf die Befindlichkeiten ihres Bekannten keine<br />
Rücksicht nehmen. Der Müllsack in ihrer Hand wurde<br />
mit jedem Schritt schwerer.<br />
„Seid ihr vielleicht auf der Suche nach dem hier?“, fragte<br />
sie <strong>und</strong> knallte Kevin <strong>und</strong> seinem Kollegen die Tüte vor<br />
die Füße. Die schauten sich erst gegenseitig an, doch<br />
dann überwand sich Kevin endlich <strong>und</strong> warf einen Blick<br />
hinein. „<strong>Das</strong> gibt es doch nicht“, flüsterte er.<br />
Sehr zufrieden kochte sich Hubbi am späten Nachmittag<br />
einen Cappuccino <strong>und</strong> setzte sich damit auf die Couch.<br />
Gleich begann ihre Lieblingsserie. Sie hatte den Fernseher<br />
gerade eingeschaltet, als die Haustür aufging<br />
<strong>und</strong> Hannelore hineinspazierte. In jeder Hand trug sie<br />
mindestens drei Einkaufstüten, die sie im Wohnzimmer<br />
ablud. Sie kramte in einer der Taschen <strong>und</strong> zog eine<br />
Bluse mit rosa Blümchen heraus. „Guck mal, was ich<br />
alles erstanden habe. Und das für nen Appel <strong>und</strong> ein Ei.<br />
Es gab auch ganz viele Dinge für Leute in deinem Alter.“<br />
„Hübsch“, sagte Hubbi grinsend <strong>und</strong> wandte sich wieder<br />
dem Fernseher zu.<br />
Abschätzig schaute Hannelore ihre Tochter an. „Hast du<br />
etwa den ganzen Tag nur rumgesessen?“<br />
„Ich war spazieren.“<br />
„Tsss!“, sagte Hannelore <strong>und</strong> warf die Hände in die Luft.<br />
„Du versauerst noch hier. Was du da draußen alles verpasst!“<br />
Hubbi grinste, drehte sich zu Hannelore <strong>und</strong> beobachtete<br />
genüsslich, wie sich deren Augen weiteten. „Wo hast<br />
du das denn her?“<br />
Hubbi strich über die Goldkette, die ihr der Juwelier<br />
zum Dank dafür geschenkt hatte, dass sie den Dieb<br />
überführt hatte. In der vergangenen Nacht war in dem<br />
Juwelierladen eingebrochen worden, vom Täter keine<br />
Spur. Er hatte nur die kostbarsten Stücke mitgenommen.<br />
Hubbi wurde noch immer ganz warm, wenn sie<br />
daran zurückdachte, wie der junge, ziemlich attraktive<br />
Juwelier am Mittag vor ihrer Tür gestanden hatte. Sie<br />
hatten zusammen einen Kaffee getrunken <strong>und</strong> danach<br />
hatte er ihr die Kette überreicht.<br />
„Mein Tag war ganz schön aufregend“, sagte Hubbi ihrer<br />
noch immer sprachlosen Mutter. „Und deshalb muss<br />
ich mich jetzt ein bisschen ausruhen.“ Sie schaute zum<br />
Fernseher <strong>und</strong> dachte, dass ruhig jeder Samstag so aussehen<br />
dürfte.<br />
Mehr über Hubbi <strong>und</strong> ihre Fälle gibt es auf<br />
www.hubbi-ermittelt.de. Oder in ihren<br />
Büchern: „Kassensturz - Hubbis erster Fall“ <strong>und</strong><br />
„Fingerspitzengefühl - Hubbis zweiter Fall“.<br />
Zeichnung<br />
Arnd Hawlina<br />
81
BEIM ORTHOPÄDEN<br />
Nach Sportaktivitäten verspüre<br />
ich seit einiger Zeit starke<br />
Schmerzen im Leistenbereich.<br />
<strong>Das</strong> zieht sich jetzt schon zwei<br />
Tage hin, ohne besser zu werden,<br />
<strong>und</strong> so beschließe ich, einen<br />
Orthopäden zu konsultieren.<br />
nach rechts <strong>und</strong> eine Kniebeuge machen muss <strong>und</strong> die<br />
Diagnose „Schleimbeutelentzündung“ lautet.<br />
<strong>Das</strong> Salbenrezept nehme ich dankend an <strong>und</strong> schleiche<br />
fast demütig nach Hause. Ich schäme mich ehrlich, weil<br />
ich in der ersten Praxis geglaubt hatte, man müsste mir<br />
mehr Beachtung schenken <strong>und</strong> ich sogar an der Kompetenz<br />
des Arztes zweifelte.<br />
Von<br />
Horst Hanke<br />
Nach einer knappen Begrüßung durch den Herrn Doktor<br />
in seiner Praxis soll ich einen Schritt nach links, einen<br />
Schritt nach rechts <strong>und</strong> eine Kniebeuge machen. Der<br />
Arzt diagnostiziert eine Schleimbeutelentzündung, sagt<br />
mir „Auf Wiedersehen“ <strong>und</strong> verlässt den Raum.<br />
<strong>Das</strong> war es? Ich fühle mich falsch, oberflächlich, unpersönlich<br />
behandelt, bin beleidigt <strong>und</strong> will diese Praxis nie<br />
wieder betreten. Ein Salbenrezept lehne ich trotzig ab,<br />
mit der Begründung, zu Hause eimerweise davon zu<br />
haben. Ich bin drauf <strong>und</strong> dran, eine große Glaskugel zu<br />
kaufen <strong>und</strong> sie in die Orthopädiepraxis zu bringen, mit<br />
der Begründung, dass Hellseher doch eine Glaskugel haben<br />
müssten.<br />
Vor Schmerzen stöhnend bekomme ich in einer anderen<br />
Arztpraxis noch am selben Tag einen Termin. Hier werde<br />
ich ausgiebig, bestimmt 20 Minuten lang, untersucht<br />
<strong>und</strong> es fallen sogar einige persönliche Worte, was ich<br />
als sehr angenehm empfinde. Ich bin r<strong>und</strong>um zufrieden.<br />
Bis ich zum Schluss einen Schritt nach links, einen Schritt<br />
Eines aber beweist die Geschichte ganz deutlich: Wenn<br />
man sich einbildet, mehr zu sein als man ist, dann ist<br />
<strong>und</strong> bleibt das nur ...<br />
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