Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
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Text Iris Kannenberg, Fotos Martin Büdenbender<br />
KLOSTERLEBEN IN WERDOHL –<br />
VIER MÖNCHE MACHEN ES VOR<br />
18<br />
Ein Kloster in Werdohl? Jeder, dem ich erzähle, dass<br />
ich zu einem Interview mit vier Mönchen ins Werdohler<br />
Kloster fahre, schaut mich erst einmal voller Unverständnis<br />
an. Ungläubiges Kopfschütteln ist eine durchgängige<br />
Reaktion. Aber die Vorstellung gewinnt auch<br />
sofortige ungeteilte Aufmerksamkeit, stößt auf Interesse.<br />
Zu recht. <strong>Das</strong> Kloster liegt tatsächlich mitten in Werdohl.<br />
Die vier Mönche, die dort leben, sind aus Polen <strong>und</strong><br />
gehören dem Orden der Franziskaner-Minoriten an. Ich<br />
habe sie kennengelernt bei einer Graffiti-Sprühaktion<br />
von Yves Thomé, der dort einen Workshop für die katholische<br />
Jugend leitete. Auch das schon recht ungewöhnlich.<br />
Seitdem prangt das große bunte Graffiti „St. Michael“<br />
an einer der Mauern des Klosters. „St. Michael“, so<br />
heißt die Pfarrgemeinde, die die Mönche leiten <strong>und</strong> zu<br />
der immerhin 4000 gläubige Katholiken gehören. Viele<br />
ganz junge Menschen sind dabei, die sich hier in vielen<br />
kirchlichen Projekten engagieren. Eine Gemeinde, die<br />
lebendig ist <strong>und</strong> keine Schwierigkeiten damit hat, ihre<br />
große Kirche voll zu bekommen.<br />
Schon bei dem Workshop hatte ich den Eindruck, dass<br />
diese Mönche etwas Besonderes sind <strong>und</strong> in so gar kein<br />
Schema passen wollen. Dieser Eindruck bestätigt sich<br />
spätestens, als sie uns die Tür aufmachen. Sie haben<br />
ohne Vorbehalte einem Interview zugestimmt. Fotograf<br />
Martin Büdenbender ist fasziniert von der Architektur der<br />
Klosteranlage <strong>und</strong> stürzt sich ohne Umwege auf die vielen<br />
schönen Fotomotive. Er kommt in der nächsten St<strong>und</strong>e<br />
immer nur sporadisch ins Wohnzimmer „geschneit“,<br />
um mit leuchtenden Augen von den vielen tollen Motive<br />
zu schwärmen.<br />
Meine Faszination gilt eher der Tatsache, dass ich hier<br />
zwei Männern in Mönchskutten gegenüber stehe. Mich<br />
erinnert das spontan an Filme wie „Der Name der Rose“<br />
oder „Sakrileg“. Irgendwie ist das alles ziemlich geheimnisvoll,<br />
ungewohnt <strong>und</strong> fremd. Pater Irenäus <strong>und</strong> sein<br />
Klosterbruder Kamil wirken jedoch geerdet. Und sympathisch.<br />
Sie bieten mir Kaffee <strong>und</strong> Plätzchen im Wohnzimmer<br />
an, dessen eine Wand vollständig bedeckt ist<br />
von Büchern. Vom ersten Moment an haben wir einen<br />
Draht zueinander. Sie sind so gradlinig <strong>und</strong> offen. Einfach