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Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017

Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl

Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl

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Schon von weitem sah sie den Altglascontainer, der in<br />

der Zeitung erwähnt wurde. Auf einmal bemerkte sie im<br />

Augenwinkel eine Bewegung. Schnell sprang sie hinter<br />

einen Strohballen am Wegesrand. Da war jemand. Jetzt<br />

sah sie auch, wer: Der junge Mann, der vor kurzem in<br />

die Wohnung in Edeltrauds Nachbarhaus gezogen war.<br />

Edeltraud beschwerte sich ständig bei Hannelore darüber,<br />

dass ihr neuer Nachbar zu laut Musik hörte <strong>und</strong> seine<br />

Zigarettenkippen einfach auf den Bürgersteig warf.<br />

Der Mann stopfte gerade eine prall gefüllte blaue Plastiktüte<br />

in die r<strong>und</strong>e Öffnung des Containers. Dabei kam<br />

er richtig ins Schwitzen, er schnaufte <strong>und</strong> ächzte. Endlich<br />

hatte er es geschafft. Als er an Hubbi vorbei zurück<br />

ins Dorf lief, duckte sie sich.<br />

Er war weg, <strong>und</strong> Hubbis Neugier geweckt. Sie ging zu<br />

dem Container <strong>und</strong> griff in die Öffnung. Sofort bekam sie<br />

die Tüte zu fassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit vorsichtigen<br />

Gezerres lag der Sack endlich vor ihr auf dem<br />

Boden. Er war fest zugeklebt. Sie knibbelte ein Loch in<br />

das Plastik <strong>und</strong> stieß einen entsetzten Schrei aus.<br />

Sie fand die beiden Polizisten am Dorfplatz, wo sie gerade<br />

heißen Kaffee aus einer Thermoskanne tranken.<br />

Kevin wurde rot, als er Hubbi kommen sah. Doch die<br />

konnte auf die Befindlichkeiten ihres Bekannten keine<br />

Rücksicht nehmen. Der Müllsack in ihrer Hand wurde<br />

mit jedem Schritt schwerer.<br />

„Seid ihr vielleicht auf der Suche nach dem hier?“, fragte<br />

sie <strong>und</strong> knallte Kevin <strong>und</strong> seinem Kollegen die Tüte vor<br />

die Füße. Die schauten sich erst gegenseitig an, doch<br />

dann überwand sich Kevin endlich <strong>und</strong> warf einen Blick<br />

hinein. „<strong>Das</strong> gibt es doch nicht“, flüsterte er.<br />

Sehr zufrieden kochte sich Hubbi am späten Nachmittag<br />

einen Cappuccino <strong>und</strong> setzte sich damit auf die Couch.<br />

Gleich begann ihre Lieblingsserie. Sie hatte den Fernseher<br />

gerade eingeschaltet, als die Haustür aufging<br />

<strong>und</strong> Hannelore hineinspazierte. In jeder Hand trug sie<br />

mindestens drei Einkaufstüten, die sie im Wohnzimmer<br />

ablud. Sie kramte in einer der Taschen <strong>und</strong> zog eine<br />

Bluse mit rosa Blümchen heraus. „Guck mal, was ich<br />

alles erstanden habe. Und das für nen Appel <strong>und</strong> ein Ei.<br />

Es gab auch ganz viele Dinge für Leute in deinem Alter.“<br />

„Hübsch“, sagte Hubbi grinsend <strong>und</strong> wandte sich wieder<br />

dem Fernseher zu.<br />

Abschätzig schaute Hannelore ihre Tochter an. „Hast du<br />

etwa den ganzen Tag nur rumgesessen?“<br />

„Ich war spazieren.“<br />

„Tsss!“, sagte Hannelore <strong>und</strong> warf die Hände in die Luft.<br />

„Du versauerst noch hier. Was du da draußen alles verpasst!“<br />

Hubbi grinste, drehte sich zu Hannelore <strong>und</strong> beobachtete<br />

genüsslich, wie sich deren Augen weiteten. „Wo hast<br />

du das denn her?“<br />

Hubbi strich über die Goldkette, die ihr der Juwelier<br />

zum Dank dafür geschenkt hatte, dass sie den Dieb<br />

überführt hatte. In der vergangenen Nacht war in dem<br />

Juwelierladen eingebrochen worden, vom Täter keine<br />

Spur. Er hatte nur die kostbarsten Stücke mitgenommen.<br />

Hubbi wurde noch immer ganz warm, wenn sie<br />

daran zurückdachte, wie der junge, ziemlich attraktive<br />

Juwelier am Mittag vor ihrer Tür gestanden hatte. Sie<br />

hatten zusammen einen Kaffee getrunken <strong>und</strong> danach<br />

hatte er ihr die Kette überreicht.<br />

„Mein Tag war ganz schön aufregend“, sagte Hubbi ihrer<br />

noch immer sprachlosen Mutter. „Und deshalb muss<br />

ich mich jetzt ein bisschen ausruhen.“ Sie schaute zum<br />

Fernseher <strong>und</strong> dachte, dass ruhig jeder Samstag so aussehen<br />

dürfte.<br />

Mehr über Hubbi <strong>und</strong> ihre Fälle gibt es auf<br />

www.hubbi-ermittelt.de. Oder in ihren<br />

Büchern: „Kassensturz - Hubbis erster Fall“ <strong>und</strong><br />

„Fingerspitzengefühl - Hubbis zweiter Fall“.<br />

Zeichnung<br />

Arnd Hawlina<br />

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