Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
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man nicht so schnell baute wie heute, waren die r<strong>und</strong>en<br />
Säulen irgendwann einfach out. Man baute mit den „hippen“<br />
quadratischen Säulen weiter. Eine Kuriosität.<br />
Als ehemalige Dorfkirche ist sie natürlich nicht aus einem<br />
Guss entstanden. Man hat sie allmählich fertig gebaut.<br />
Fast wie den Kölner Dom. Nur ganz so lange hat<br />
man glücklicherweise nicht gebraucht.<br />
Die Kirche an sich ist ja relativ schmucklos. Typisch<br />
Romanisch eben.<br />
So schmucklos ist sie eigentlich nicht. Die ganze Kirche<br />
wird unter ihrem Putz total bunt sein.<br />
Sie meinen, so bemalt wie dort vorne mit den Fresken,<br />
die man vor einigen Jahren bei Restaurierungsarbeiten<br />
frei gelegt hat?<br />
Ja, wir nehmen an, dass besonders der Chor-Raum komplett<br />
ausgemalt war. Vorne an den Säulen kann man<br />
auch einiges der Ursprungs-Bemalung erkennen. Dort ist<br />
jedoch einfach nur Mauerwerk nachgemalt worden. Vorne<br />
im Chor-Raum sehen wir indes die zwölf Apostel. <strong>Das</strong><br />
Besondere: Die Apostel starben bis auf Johannes alle den<br />
Märtyrertot. Man hat sie so gemalt, dass man die Art<br />
ihres Todes erkennen kann. So sieht man zum Beispiel<br />
den Apostel Andreas. Er ist noch gut zu erkennen. Vor<br />
ihm steht das Andreas-Kreuz, an dem er gestorben ist.<br />
Die Malerei ist also bis heute unter dem weißen Putz<br />
verborgen? Ist geplant, die Ursprungs-Malerei irgendwann<br />
wieder sichtbar zu machen?<br />
<strong>Das</strong> wäre schön, aber das ist für uns unbezahlbar. <strong>Das</strong><br />
wäre richtig teuer. Leider.<br />
Die Malereien dürften übrigens so von 1704 sein. Vielleicht<br />
auch älter.<br />
den die Apostel dargestellt. Deshalb hat man sich wohl<br />
entschlossen, die Kirche 1971 neu zu benennen. Früher<br />
hieß die Kirche nämlich Sankt Cyriacus. Er ist ein Schutz-<br />
Heiliger. Er gehört zu den 14 Nothelfern, also zu den Heiligen,<br />
die man auch heute noch anruft, wenn es brenzlig<br />
wird. An den vielen unterschiedlichen Stil-Formen hier in<br />
der Kirche sieht man einfach, dass sich hier viele Menschen<br />
über viele Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg verewigt haben.<br />
Was hat es mit diesem besonderen Altar auf sich?<br />
Dem gotischen Altar, der jetzt in Altena steht <strong>und</strong> von<br />
kunsthistorisch großer Bedeutung ist?<br />
<strong>Das</strong> ist eine eher traurige Geschichte. Man hatte hier diesen<br />
besonderen Altar aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert. Den ursprünglichen<br />
gotischen Altar. Reich verziert mit ganz viel Gold. Der<br />
steht heute in Altena <strong>und</strong> ist dort ein ganz besonderes Museumsstück,<br />
das von vielen Gästen aus aller Welt bew<strong>und</strong>ert<br />
wird. Leider wusste man ihn hier nicht zu schätzen. Er<br />
war den Menschen schlichtweg zu altmodisch. Und man<br />
hat ihn daher einfach in die Ecke gestellt.<br />
Dafür hat man einen riesigen Barock-Altar im Chor aufgestellt.<br />
Ein wahres Ungetüm. Teile dieses Barock-Altars finden<br />
sich noch überall hier. Die bunten Säulen, die man hier<br />
vorne sehen kann, gehörten zu diesem Riesen, auf den die<br />
Menschen damals sehr stolz waren. Passiert ist das Anfang<br />
des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts. Teile dieses damals ultra-modernen<br />
Barock-Stücks findet man im ganzen Kirchenraum verteilt.<br />
Wieso ist der Ursprungsaltar dann nach Altena<br />
gewandert?<br />
Irgendwann kam jemand aus Altena vorbei, der wohl<br />
einen guten Geschmack hatte <strong>und</strong> ein Auge dafür, wie<br />
wertvoll der alte Altar wirklich war. Er hat einfach gefragt,<br />
ob er ihn wohl haben könnte. Die Herscheider haben<br />
„nimm mit“ gesagt, <strong>und</strong> seitdem steht dieses Original<br />
als Schmuckstück in Altena.<br />
Der wuchtige Barock-Altar ist dann übrigens im zweiten<br />
Weltkrieg zerstört worden. Der neue Holz-Altar, den man<br />
hier jetzt sehen kann ist von 1952. Also Nachkriegsware.<br />
Heißt die Kirche aufgr<strong>und</strong> dieser Fresken Apostel-<br />
Kirche?<br />
Ja, einmal wegen der Fresken, zum anderen wegen der<br />
vielen hier ausgestellten Apostel-Figuren, die eigentlich<br />
zum zerstörten barrocken Alter gehörten. Zudem<br />
hat man in den siebziger Jahren die Bilder gef<strong>und</strong>en,<br />
die Sie hier an den Wänden sehen. Auch auf ihnen wer-<br />
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