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Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017

Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl

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TAUCHGANG IN DIE<br />

SAUERLÄNDER UNTERWELT<br />

Text Martin Droste / Fotos Martin Droste,<br />

Stephan Schild <strong>und</strong> Speläogruppe Letmathe<br />

Mitglieder der Speläogruppe Letmathe erk<strong>und</strong>en die Wasserhöhle Frettertal<br />

Zugang zum Hauptsystem der Wasserhöhle sichern,<br />

deren Gänge sich 30 Meter unter der Erdoberfläche über<br />

mindestens 528 Meter erstrecken.<br />

Damit ist die bereits 1982 entdeckte, aber nie ernsthaft<br />

erforschte Wasserhöhle eine Großhöhle. Die Nummer 1<br />

in der Attendorn-Elsper-Doppelkalkmulde bleibt natürlich<br />

die berühmte <strong>und</strong> wesentlich größere Attahöhle. Aber<br />

zumindest in einem Punkt hat die Attahöhle Konkurrenz<br />

bekommen. Denn die große Schwester aus Attendorn<br />

war bislang die einzige Unterwelt weit <strong>und</strong> breit<br />

mit einem fließenden Gewässer. Im nicht öffentlich<br />

zugänglichen Bereich fließt dort ein kleiner Bach, der<br />

in einem Siphon verschwindet. Ein Siphon ist ein unter<br />

Wasser stehender Höhlenbereich.<br />

Sicherungsleine als Lebensversicherung<br />

56<br />

Es ist Samstagmorgen, irgendwo im Frettertal. Die genaue<br />

Ortslage soll aus guten Gründen geheim gehalten werden.<br />

Die Sonne scheint, ein warmer Sommertag kündigt<br />

sich an. Doch Stephan Schild <strong>und</strong> Stephanie Krause<br />

bereiten sich auf ein eiskaltes Abenteuer vor. Die beiden<br />

Höhentaucher aus Schwelm <strong>und</strong> Dortm<strong>und</strong> zwängen<br />

sich in ihre dicken Schutzanzüge. Vom Parkplatz sind<br />

es nur wenige Meter bis zum Einstieg in die Unterwelt.<br />

Mitnehmen können die beiden erfahrenen Taucher<br />

vom Arbeitskreis Kluterthöhle nur leichtes Gepäck, die<br />

Ausrüstung wiegt immerhin noch 18 Kilogramm.<br />

Mehr ist nicht drin. Schon die ersten 14 Meter haben es<br />

in sich. Stephan Schild <strong>und</strong> Stephanie Krause müssen<br />

durch ein enges Bachrohr kriechen, das den Eingang<br />

in die „Wasserhöhle Frettertal“ markiert. Was folgt,<br />

ist nichts für Leute mit Platzangst. Auch nicht für den<br />

erfahrenen Höhlenforscher Alexander Platte. Der 1.<br />

Vorsitzende der Speläogruppe Letmathe (Speläologie ist<br />

der Fachbegriff für Höhlenk<strong>und</strong>e) bleibt lieber draußen.<br />

Platte will an diesem Tag weiter oben einen trockenen<br />

Neben dem Iserlohner Alexander Platte steht Henry<br />

Kamps am Bachlauf. Der 16-Jährige ist begeisterter<br />

Hobby-Höhlenforscher <strong>und</strong> ebenfalls Mitglied der<br />

Speläogruppe Letmathe. Platte <strong>und</strong> der junge<br />

Ostentroper sehen, wie die beiden Höhlentaucher das<br />

Tor zum Zugangsrohr öffnen <strong>und</strong> darin verschwinden.<br />

Vor dem erfahrenen Duo Stephan Schild <strong>und</strong> Stephanie<br />

Krause liegen einige „ekelige Engstellen“, lehmiger<br />

Boden <strong>und</strong> teilweise eine Sichtweite von nur fünf bis<br />

zehn Zentimetern. Ohne die Sicherungsleine wäre der<br />

Tauchgang ein Himmelfahrtskommando.<br />

Der unterirdische Bachlauf, dem die beiden<br />

Höhlentaucher folgen, konnte bislang auf einer Strecke<br />

von 160 Metern in den Berg erforscht werden. Immer<br />

wieder müssen die Fachleute des Arbeitskreises<br />

Kluterthöhle im oft nur hüfthoch fließenden Wasser<br />

extreme Engstellen <strong>und</strong> insgesamt 13 Siphone<br />

überwinden – <strong>und</strong> das bei jetzt im Sommer noch<br />

„angenehmen“ 9 Grad.<br />

Nach <strong>und</strong> nach erweitert sich die Decke über den<br />

Höhlentauchern. Nach r<strong>und</strong> 160 Metern tauchen die<br />

unterirdischen Besucher in einer Art „Pool-Halle“ auf.<br />

Hier ist Endstation, denn es wartet ein mindestens neun<br />

Meter tiefer Siphon auf die Taucher, der bisher nicht<br />

bezwungen werden konnte. Über eine Lehmrutsche<br />

geht es aus dem Wasser steil nach oben. Etwa sechs<br />

Meter Fels <strong>und</strong> Stein trennen die Höhlentaucher von der<br />

Oberfläche. Die Forscher berichten von „beeindruckenden

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