Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
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AYASOFYA-MOSCHEE<br />
IN FINNENTROP NACH<br />
VIER JAHREN UMBAU<br />
ERÖFFNET<br />
Ein R<strong>und</strong>gang durch die neuen Räumlichkeiten<br />
Ina Hoffmann<br />
Nach vier Jahren Umbau erstrahlt das ehemalige Postgebäude<br />
an der Bamenohler Straße in Finnentrop in<br />
neuem Glanz: Hier entstanden in mühevoller Arbeit die<br />
neuen Räumlichkeiten für die Ayasofya-Moschee. Ramazan<br />
Olmaz, Vorsitzender des Finnentroper Moschee<strong>und</strong><br />
Kulturvereins, führte KOMPLETT durch die im Juli<br />
eingeweihte Moschee.<br />
Bereits im Jahr 1981 wurde das Finnentroper Moschee<strong>und</strong><br />
Kulturzentrum gegründet <strong>und</strong> war damit das erste<br />
seiner Art im Kreis Olpe. Ramazan Olmaz, selbst 1980<br />
im Alter von 12 Jahren nach Deutschland gekommen,<br />
hat die stetige Vergrößerung des Vereins miterlebt. Seit<br />
der Gründung ist der Moscheeverein bereits vier Mal<br />
umgezogen. Bei stetig wachsenden Mitgliederzahlen<br />
mussten die Räumlichkeiten immer größer werden.<br />
Eine Wohnung, verschiedene Wohnhäuser <strong>und</strong> das<br />
ehemalige Hotel Biggemann waren in den letzten 36<br />
Jahren Gebetsort für die Finnentroper Muslime. Bereits<br />
im Jahr 2013 beschloss man die Ayasofya-Moschee in<br />
das ehemalige Postgebäude an der Hauptstraße zu verlegen.<br />
„<strong>Das</strong> Gebäude gehört der Gemeinde Finnentrop.<br />
Wir haben uns auf einen Mietkauf geeinigt. So zahlen<br />
wir derzeit Miete an die Gemeinde <strong>und</strong> nach Ablauf von<br />
14 Jahren wird das Gebäude in unseren Besitz übergehen.<br />
Vier Jahre lang bauten die Vereinsmitglieder das<br />
Gebäude nach ihren Bedürfnissen um, bevor es Anfang<br />
Juli mit einem großen Eröffnungswochenende eingeweiht<br />
wurde. Drei Tage lang wurde r<strong>und</strong> um die Moschee<br />
<strong>und</strong> auf dem nahe gelegenen Schützenplatz mit<br />
türkischen Sängern, tanzenden Derwischen <strong>und</strong> vielen<br />
Attraktionen für die Kinder gefeiert.<br />
Mittelpunkt der Moschee sind die Gebetsräume. Im Erdgeschoss<br />
befindet sich ein 120 qm großer Raum für die<br />
Männer, während die Frauen in einem halb so großen<br />
Raum direkt darüber in der ersten Etage beten. Über<br />
Lautsprecher können sie dort das Gebet des Imam, des<br />
Vorbeters, hören. Beide Räume sind identisch gestaltet:<br />
goldene Koran-Schriften mit den 99 Namen für Allah<br />
zieren die weißen Wände. Die Räume sind ausgelegt<br />
mit einem türkisfarbenen Teppich, der reich mit Ornamenten<br />
verziert ist. Von der Gebetsnische aus, die natürlich<br />
nach Mekka ausgerichtet ist, richtet der Imam<br />
sein Gebet an die Gläubigen. Im Gebetsraum der Männer<br />
befindet sich zudem eine Minbar, eine Kanzel, von<br />
der nur freitags die Predigt gehalten wird. Alle Materialien,<br />
die hier verbaut wurden, sind extra aus der Türkei<br />
angeliefert worden. Einen Kronleuchter, wie in vielen<br />
Moscheen in den Gebetsräumen zu finden, gibt es in<br />
der Ayasofya-Moschee nicht. „Wir haben die Gebetsräume<br />
bewusst ein wenig anders gestaltet“, erklärt Ramazan<br />
Olmaz.<br />
Auf knapp 1200 Quadratmetern bieten die neuen<br />
Räumlichkeiten auch Platz für Teestuben, eine Küche,<br />
einen Gästeraum für Durchreisende, ein Vorstandszimmer<br />
für Besprechungen <strong>und</strong> Klassenräume für die<br />
Bildungsarbeit, die dem Verein besonders wichtig ist.<br />
In sechs modern eingerichteten Klassenzimmern mit<br />
interaktiven Touchscreens als Tafeln werden an jedem<br />
Wochenende bis zu 120 Kinder unterrichtet. Neben<br />
dem Koran-Unterricht finden dort auch Deutschunterricht,<br />
Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe <strong>und</strong> Kochkurse<br />
statt. Der Großteil des Unterrichts wird auf Deutsch<br />
erteilt, denn nicht alle Kinder, die dort lernen, sind türkische<br />
Muttersprachler.<br />
Der Imam bekommt in der neuen Moschee eine eigene<br />
Wohnung, die er während der Zeit, die er in Deutschland<br />
verbringt, bewohnt. Anders als in vielen Moscheevereinen<br />
bleibt der Vorbeter hier nicht für mehrere Jahre,<br />
sondern nur für drei Monate. „Da wir nicht so viele<br />
Mitglieder haben, muss der Verein den Imam selbst bezahlen.<br />
Oft kommen Rentner zu uns“, erklärte Ramazan<br />
Olmaz.<br />
Die Ayasofya-Moschee hat auch ein eigenes Minarett an<br />
der zur Straße gewandten Seite, das rein symbolischen<br />
Charakter für die Muslime hat. „Wenn ein Gläubiger vorbeifährt,<br />
sieht er gleich, dass es sich bei dem Gebäude<br />
um eine Moschee handelt. So kann ein Durchreisender<br />
bei uns anhalten <strong>und</strong> an dem Gebet teilnehmen“, erklärte<br />
der Vorsitzende.<br />
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