Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
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SONDERBARE AUTOMATEN IM<br />
LENNETAL<br />
Elastische Leckereien <strong>und</strong> andere<br />
Überraschungen<br />
Kaugummiblasen: Leonie <strong>und</strong> Jolina zweigen wie.<br />
habe ich sie alle bewältigt.<br />
Tatsächlich habe ich dann irgendwann auch diesen Ring<br />
in meinen Händen gehalten. Er war aus auffallend leichtem<br />
Edelmetall gefertigt. Aber das war mir egal. Fortan<br />
habe ich viele Briefe geschrieben. Schließlich muss Post<br />
- <strong>und</strong> ganz besonders Kinderpost - fachmännisch versiegelt<br />
werden. So erhielt der Familien- <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
regelmäßig kleine Briefe, die mit einem Löwenkopf<br />
aus rotem Kerzenwachs versiegelt waren. Der Inhalt war<br />
eher belanglos. Aber die Verpackung …<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Fröhlich ploppende Kaugummi-Blasen<br />
8<br />
Nervt Sie auch der Anblick von klebrigen, grauen Kaugummi-Flecken<br />
auf den Pflastersteinen in der Einkaufsstraße?<br />
Oder denken Sie beim Stichwort Kaugummi viel<br />
lieber an die eigenen Kinder oder gar an die eigene<br />
Kindheit - an die Begeisterung für diese oft von zuckersüßem<br />
Guss umgebene weiße Masse, die man so herzhaft<br />
katschen <strong>und</strong> kauen kann <strong>und</strong> aus der die wahren<br />
Könner unter den kleinen <strong>und</strong> großen Genießern die allerschönsten<br />
Bubblegum-Blasen hervorzaubern?<br />
Als Steppke hab ich mich oft vor den kleinen, roten Automaten<br />
herumgetrieben, aus denen ich/man für einen<br />
Groschen nicht nur die allerschönsten elastischen Leckereien,<br />
sondern allerlei Überraschungen ziehen konnte.<br />
Mich hat damals besonders ein Siegelring fasziniert, der<br />
neben kleinen Plastiklupen, winzigen Figuren <strong>und</strong> anderen<br />
Kleinteilen zwischen all den roten, grünen, blauen<br />
<strong>und</strong> gelben Kaugummikugeln, die sich im Automaten<br />
türmten, auf einen neuen Besitzer wartete. Goldfarben<br />
hat er geglänzt, mit schwarzer Löwenprägung. „Ganz bestimmt<br />
ist der aus Gold“, habe ich gedacht. Den musste<br />
ich unbedingt haben. Über Wochen wanderte jeder<br />
Groschen, den ich mit kleinen Hilfeleistungen im Haushalt<br />
oder bei der Gartenarbeit auftreiben konnte, in diesen<br />
Automaten, der gut zwei Kilometer von meinem Zuhause<br />
entfernt direkt neben einem Zigarettenautomaten<br />
an eine Hauswand gedübelt war. Die Zahl der Kaugummis,<br />
in deren Besitz ich damals gelangte, war gewaltig.<br />
Mit meinen vom vielen Kauen gestärkten Beißmuskeln<br />
Kaugummi-Automaten haben irgendwann in meinem Leben<br />
an Bedeutung verloren. Und damit habe ich sie dann<br />
auch aus meinem Blick verloren. Bis vor kurzem. Für eine<br />
Geschichte über ungewöhnliche Automaten war ich unterwegs<br />
in Plettenberg. Beim Fahrradhändler in Holthausen,<br />
da hängt ein Schlauchautomat, hatte mir ein Kollege verraten.<br />
So etwas kann sehr praktisch sein, etwa wenn man<br />
sonntags mit dem Drahtesel unterwegs ist <strong>und</strong> plötzlich<br />
spürt, wie das Luftpolster zwischen Felge <strong>und</strong> Asphalt unaufhaltsam<br />
kleiner wird. Doch Achtung! Fahrrad Schröder<br />
hat zwar in seinem Laden reichlich Schläuche, aber besagten<br />
Automaten findet man an seiner Hauswand nicht.<br />
Stattdessen entdeckte ich, halb verdeckt vom Zigarettenautomaten,<br />
tatsächlich einen Kaugummi-Automaten. Ein<br />
längst ausgestorben geglaubtes Exemplar aus prähistorischer<br />
Zeit, das dann auch genauso aussah: rostrot, dreckig<br />
<strong>und</strong> irgendwie gar nicht appetitlich.<br />
Ich habe es mir trotzdem nicht nehmen lassen, diesen<br />
Automaten zu bedienen. Statt eines Groschens mussten<br />
20 Cent hinein. Einmal energisch am Knauf gedreht <strong>und</strong><br />
aus der schmuddeligen Klappe rollte mir eine quittengelbe<br />
Plastikkugel entgegen, die allerdings hygienisch<br />
einwandfrei das begehrte Kaugummi in ihrem Inneren<br />
Der Kaugummi-Automat in Holthausen