Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017
Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl
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FUCHSIEN-VIELFALT:<br />
BREUCKMANNS REGENWALD<br />
LIEGT HOCH ÜBERM LENNETAL<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Kleine Gärtnerei gehört zu den größten Anbietern der Nachtkerzengewächse<br />
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„Rot-blau ist der Klassiker“, sagt<br />
Anselm Breuckmann. Aber: rotblau<br />
ist nicht gleich rot-blau. Mal<br />
ist die Blüte kräftiger, mal kleiner,<br />
mal größer, mal das Rot blasser.<br />
Oder das Blau driftet ab Richtung<br />
Lila. Und damit nähert sich der<br />
Klassiker dem aktuellen Trend,<br />
einem Aubergine-Ton. Der Gärtner<br />
aus Leinschede hat sie alle<br />
– Fuchsien in allen Formen <strong>und</strong><br />
Farben. <strong>Zwischen</strong> 600 <strong>und</strong> 700<br />
Sorten gehören zum Sortiment.<br />
Die kleine Gärtnerei am Hang<br />
über dem Lennetal ist in Sachen<br />
Fuchsien einer der größten Anbieter b<strong>und</strong>esweit, was<br />
die Sortenvielfalt angeht.<br />
Von oben, aus Richtung Allendorf kommend, leuchten<br />
zwischen Büschen <strong>und</strong> Bäumen helle Flecken: die Gewächshäuser<br />
reflektieren das Sonnenlicht. 3000 Quadratmeter<br />
unter Glas als Produktionsfläche für Pflanzen. Im<br />
von Industriebetrieben geprägten Lennetal ist die Leinscheder<br />
Gärtnerei ein Exot. Eine „klassische Endverkaufsgärtnerei<br />
mit eigener Produktion“, erklärt der Chef. Produziert<br />
wurde <strong>und</strong> wird Sommerbepflanzung: Blumen<br />
für Beete <strong>und</strong> Balkon. In der zweiten Hälfte der 1970er<br />
Jahre hatte Anselm Breuckmanns Vater begonnen, verschiedene<br />
Sorten der Fuchsien zu sammeln. Eine Erweiterung<br />
des Sortiments. Neue Sorten sorgten zu der Zeit<br />
für neue Sammlerleidenschaft bei Fuchsien-Fre<strong>und</strong>en.<br />
Mit dem anfänglichen Nischenprodukt hat sich die kleine<br />
Gärtnerei unter Kennern einen Namen gemacht.<br />
Aus Jugendhobby wurde eigener<br />
Geschäftszweig<br />
Anselm Breuckmann (51), der „immer Spaß an Pflanzen<br />
gehabt hatte“, fuhr auf die Fuchsien ab. Ihn faszinierte<br />
als Jugendlicher die Vielfalt an Formen <strong>und</strong> Farben der<br />
Nachtkerzengewächse. Von Fuchsien (lat. Fuchsia) gibt<br />
es etwa 200 Wildformen, die vorwiegend in Süd- <strong>und</strong><br />
Mittelamerika beheimatet sind. Aus diesem „reichen genetischen<br />
Potenzial“ sind tausende von Sorten hervorgegangen.<br />
Mit 15 Jahren hat er die ersten Hochstämme<br />
gezogen. „Eine der ersten Herausforderungen“, sagt der<br />
Gartenbau-Ingenieur rückblickend. Sein Jugendhobby hat<br />
er inzwischen zum eigenen Geschäftszweig entwickelt.<br />
Ein Drittel der Unter-Glas-Fläche nehmen die Fuchsien<br />
ein – zur Anzucht <strong>und</strong> zum Überwintern.<br />
In den Anden wachsen die Pflanzen im Regenwald bis<br />
auf 2.000 Metern Höhe. Der Breuckmannsche Regenwald<br />
liegt am Südhang über der Lenne. Reichen die<br />
sauerländer Niederschläge nicht aus, was diesmal im<br />
der ersten Jahreshälfte häufig der Fall war, ersetzt der<br />
Gartenschlauch den Guss von oben. Fuchsien brauchen<br />
Feuchtigkeit. Weiden, die passend gestutzt werden, sorgen<br />
für den Halbschatten, den die meisten Sorten bevorzugen.<br />
Ein Ort, der Ruhe ausstrahlt, für Vielfalt <strong>und</strong><br />
Artenreichtum steht. Von Mai bis <strong>Oktober</strong> stehen die<br />
Mutterpflanzen draußen, entfalten ihre Blütenvielfalt.<br />
Manche Sorten werden seit mehr als 150 Jahren kultiviert.<br />
Andere kommen neu hinzu.<br />
Heißer Draht zu Züchtern<br />
Was für die Industrie im Tal technische Innovationen sind,<br />
sind für den Gärtner am Hang neue Kreationen. Da ist<br />
Breuckmann nah dran. Er arbeitet mit zwei Züchtern zu-