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Komplett. Das Sauerlandmagazin. Zwischen Verse und Sorpe. Ausgabe September/Oktober 2017

Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl

Themen u.a. Plettenberg und Herscheid werden demenzfreundliche Kommunen; Sie hängen noch: Kaugummiautomaten und andere Exoten; Leben im Kloster: vier Mönche in Werdohl

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sammen. „Ich bekomme deren neue Sorten“, sagt er,<br />

„das ist der erste Weg, Neuerungen anzubieten.“ Die<br />

zweite Schiene sind Ausstellungen oder andere Gärtnereien,<br />

bei denen sich der Plettenberger umsieht. Inzwischen<br />

könne er beurteilen, welche vergleichbaren Sorten<br />

es gibt, welche Eigenschaften zudem wesentlich an<br />

den neuen Züchtungen sind. Immer aber gilt: „Der erste<br />

Einstieg ist die Blüte.“ Für den Fachmann heißt es<br />

dann: auswählen. „Man kann sich nicht unendlich viele<br />

Sorten hinstellen“, weist er auf Kapazitätsgrenzen hin.<br />

Froh ist der Gärtner, dass die Züchtungen noch zum Großteil<br />

in den Händen<br />

von Hobbyzüchtern<br />

liegen.<br />

Ihnen gehen es<br />

nicht um Abschottung,<br />

Lizenzen<br />

<strong>und</strong> Profit,<br />

sondern sie<br />

hätten Spaß daran,<br />

neue Sorten<br />

auszuprobieren,<br />

setzten<br />

sich bestimmte Ziele <strong>und</strong> freuen<br />

sich, wenn sich ihre Züchtung<br />

verbreitet. Dafür geben<br />

sie die Züchtung frei. „<strong>Das</strong><br />

gibt mir die Möglichkeit, Sorten<br />

mit nur wenigen Stecklingen<br />

vorzuhalten. <strong>Das</strong> wäre mit<br />

Lizenzen <strong>und</strong> Verträgen nicht<br />

mehr lohnend“, sagt Breuckmann.<br />

Bei neuen Sorten nimmt er mit Züchtern eine Bewertung<br />

vor. Erscheinen sie erfolgversprechend, bekommen<br />

sie einen Namen. „Ohne Sortennamen geht gar nichts“,<br />

weiß der Fachmann. Damit werden die Eigenschaften<br />

der Pflanze fixiert <strong>und</strong> die Information transportiert, die<br />

für die Zielgruppe wichtig ist. Nur etwa zwei Prozent der<br />

Neuzüchtungen schaffen es bis zur Vermarktung. Dazwischen<br />

liegen dann etwa fünf Jahre. Fuchsien-Fre<strong>und</strong>e<br />

brauchen Geduld. Derzeit ist ein Aubergine-Ton „in“.<br />

„Die erste Züchtung in dieser Richtung erfolgte vor etwa<br />

20 Jahren“, sagt Breuckmann. <strong>Das</strong> Geschäft unterliegt<br />

keinen kurzfristigen Trends. „Es hängt ab von den Leuten,<br />

was sie wollen. <strong>Das</strong> macht auch die Breite im Angebot<br />

erforderlich“, weiß der Gärtner. Die K<strong>und</strong>en seien<br />

eher älter. Aber auf den Ausstellungen treffe man auch<br />

viele Familien, bei denen die Kinder an das Hobby herangeführt<br />

werden.<br />

Fuchsien-Zucht ist Handwerk<br />

Neueinsteiger, hat Breuckmann beobachtet, entscheiden<br />

sich eher für große, gefüllte Blüten. Ältere Fuchsien-Liebhaber<br />

tendieren zu einfacheren Formen. Dauerbrenner<br />

sind Blüten in Weiß <strong>und</strong> kräftigem Orange. Etwa<br />

fünf Prozent der bis zu 700 Sorten wechseln im Jahresverlauf,<br />

kommen neu hinzu oder werden aus dem Sortiment<br />

genommen. Von jeder Sorten gibt es eine Mutterpflanze.<br />

Aus deren Stecklingen zieht der Gärtner die<br />

neuen Pflanzen. Bis zum Verkauf hat er jede Pflanze<br />

mindestens siebenmal in der Hand gehabt. Fuchsien-<br />

Zucht ist Handwerk. Was gerade<br />

geht oder was nicht „bleibt ein<br />

Lotteriespiel“, sagt Breuckmann.<br />

Wenn sich K<strong>und</strong>en auf eine bestimmte<br />

Sorte „einschießen“,<br />

muss er bald passen. Denn: der<br />

Stecklingsertrag ist abhängig<br />

von Alter <strong>und</strong> Wuchs der Mutterpflanze.<br />

Beliebig mehr zu produzieren<br />

geht eben nicht.<br />

Sammler müssen dann auf andere<br />

Sorten ausweichen.<br />

Im Gewächshaus hängt<br />

eine Bilder-Galerie, an<br />

der K<strong>und</strong>en sich orientieren,<br />

ihre Farb-, Form- oder<br />

Wuchsfavoriten auswählen<br />

können. ´Bunter H<strong>und</strong>´,<br />

´Bürgermeister Reinhard<br />

Grieneisen´, ´California<br />

Saga´ oder schlicht ´Mary´ sind einige der vielen h<strong>und</strong>ert<br />

Sortenbezeichnungen. Früher standen nur die Sortennamen<br />

auf den Etiketten. „Durch die EDV sind viel mehr<br />

Informationen möglich <strong>und</strong> die Zucht ist besser zu verwalten“,<br />

sagt Breuckmann. Kistenweise Steck-Etiketten<br />

zeugen von der Sortenvielfalt.<br />

Die K<strong>und</strong>en der Gärtnerei in Leinschede kommen aus der<br />

Region, aber auch aus Bielefeld, Münster <strong>und</strong> Köln. Wer<br />

seine Fuchsie nicht selbst bei Breuckmanns aussuchen<br />

will, wird auf dem Versandweg bedient. Den Kennern<br />

reicht eine Sortenliste. Danach entscheiden sie, was sie<br />

wollen. Sie brauchen keine Inspiration durch blühende<br />

Pflanzen oder die Bilder-Galerie. Einmal im Haus halten<br />

„die Leute die Pflanzen über viele Jahre“, weiß der Fachmann.<br />

Teilweise werden Fuchsien 70 Jahre alt. Sie über<br />

den Winter zu bringen ist einfach. „Ein frostfreier Raum<br />

reicht“, weiß der Züchter. Je wärmer er ist, desto heller<br />

muss er sein. Auch wenn Fuchsien als typische Pflanze<br />

für den Halbschatten gelten – ohne Licht geht’s nicht.<br />

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