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Seite 32<br />
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MINDEN<br />
Zwischen den Kulturen<br />
Niesen in der Öffentlichkeit<br />
Kennen Sie Jasur Mammadov?<br />
Der Journalist aus Aserbaidschan<br />
hat sich in Deutschland mit seiner<br />
Familie nach der Flucht gut<br />
eingelebt – trotzdem überrascht<br />
ihn hier noch so manches. In der<br />
Serie: „Mammadov wundert<br />
sich“ im WDR beschäftigt er sich<br />
mit den Unterschieden unserer<br />
Kulturen und hat mich zum Thema<br />
interviewt.<br />
So staunt Jasur Mammadov, als<br />
er in Deutschland Menschen auf<br />
öffentlichen Plätzen, in Bus und<br />
Bahn und auch im Restaurant<br />
Niesen und Naseputzen sieht. So<br />
etwas würde es in seiner Heimat<br />
nicht geben, es gelte als höchst<br />
unhöflich und respektlos.<br />
„In der Tat sieht unsere Kultur<br />
dieses Thema recht entspannt“,<br />
kann ich ihm antworten. „Wir<br />
müssen uns nicht verstecken<br />
oder aus dem Raum begeben,<br />
wenn wir niesen müssen. Während<br />
wir auf das Niesen an sich<br />
ohnehin keinen großen Einfluss<br />
haben (aber wenn, dann bitte<br />
nicht in die Handfläche, sondern<br />
in die linke Ellenbeuge),<br />
ist und bleibt das Naseputzen<br />
eine Privatsache, die so diskret<br />
wie möglich gehandhabt werden<br />
sollte. Am einfachsten ist es,<br />
wenn man sich hier einmal in die<br />
Rolle des Gegenübers versetzt.<br />
Lautes Trompeten, direkte Nähe<br />
ohne sich wegzudrehen oder<br />
gar das anschließende Ansehen<br />
des Resultates ist wohl für niemanden<br />
appetitlich.“ „Aber warum“,<br />
fragt Jasur „halten sich so<br />
wenige Deutsch daran? Warum<br />
putzen sie sich die Nase sogar<br />
am Tisch?“<br />
Für viele ist der diskrete Umgang<br />
mit einem Schnupfen eine<br />
Selbstverständlichkeit. Für viele<br />
andere stellt er aber bereits einen<br />
Balanceakt des guten Tons<br />
dar. Wie so oft kommt uns hier<br />
die Einstellung „Erlaubt ist, was<br />
gefällt“ in die Quere. Denn so<br />
kann man es sich besonders einfach<br />
machen. Und dabei bleiben<br />
die so wertvollen Tugenden wie<br />
Respekt und Höflichkeit, Rücksichtnahme<br />
und Aufmerksamkeit<br />
schnell auf der Strecke.<br />
Ich bin davon überzeugt, dass es<br />
ein Leichtes ist, Rücksicht zu nehmen,<br />
ohne sich – wie in Aserbaidschan<br />
üblich – für jedes Naseputzen<br />
auf die Toilette zurückziehen<br />
zu müssen. Ist dies nicht möglich,<br />
so raten wir als Vorstand der<br />
Dt.-Knigge-Gesellschaft dazu,<br />
sich zum Schnäuzen mindestens<br />
wegzudrehen, wenn möglich<br />
aber sogar ein paar Schritte zu<br />
entfernen. Außerdem sollte man<br />
unbedingt ein Papiertaschentuch<br />
verwenden, das nach dem<br />
Gebrauch entsorgt wird. Das<br />
Hervorzaubern eines bereits benutzten<br />
Taschentuches kann für<br />
andere unangenehm sein und<br />
ein Stofftaschentuch ist nur für<br />
Tränen bestimmt. Vermeiden<br />
Sie übertrieben laute Geräusche<br />
oder regelmäßiges „Hochziehen“<br />
und schauen Sie sich das<br />
Ergebnis im Anschluss keinesfalls<br />
an. Dem Sitznachbarn zu Tisch,<br />
im Kino oder im Bus sollte man<br />
sein Naseputzen am besten gar<br />
nicht zumuten. Ist abzusehen,<br />
dass man andere mit ständigem<br />
Niesen, Husten oder Naseputzen<br />
stören könnte, bleibt man<br />
am besten daheim oder verlässt<br />
den Raum. Und was braucht es<br />
dafür, hier zu wissen, wann was<br />
angebracht ist? Einfach ein wenig<br />
mehr Aufmerksamkeit dafür,<br />
wie wir selbst und unser Verhalten<br />
auf andere wirken. Und was<br />
sagt Jasur Mammadov zu „unserem“<br />
Umgang mit der Nase?<br />
Den vollständigen Bericht sehen<br />
Sie im November im WDR in der<br />
„Lokalzeit OWL“ (die genaue<br />
Sendezeit steht zum Redaktionsschluss<br />
noch nicht fest).<br />
Stilvolle Grüße,<br />
Ihre Birte Steinkamp<br />
Zert. Trainerin für Business-Etikette<br />
| www.die-kniggetrainerin.<br />
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