20.11.2017 Aufrufe

SchwabenAlpin417

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GRUPPEN<br />

Jährlingsschachten (1150 m), eine der weitläufigen Waldwiesen,<br />

die früher als Viehweiden genutzt wurden<br />

Beratung im Schilderwald über Schwarzenberg<br />

hofs „Pension zum Latschensee“ getestet.<br />

Den Latschensee allerdings sucht<br />

man in der Nachbarschaft vergeblich.<br />

Der sei in zwei Stunden Gehzeit zu erreichen,<br />

sagt die Wirtin wie selbstverständlich.<br />

Eine Ruhe liegt in der Ortschaft unter<br />

alten Eschen und Kastanien. Es<br />

leuchtet eine Villa in Weiß mit standesgemäßem<br />

Park, erbaut von einem Glasfabrikanten.<br />

In der Gaststube ist man<br />

umgeben von Sammlerstücken alter<br />

Wanduhren und Geweihen. Draußen auf<br />

dem Flur bedeckt eine Schmetterlingssammlung<br />

die Wände.<br />

Zum höchsten Berg – dem Rachel<br />

Am folgenden Montag verläuft der Weg<br />

entlang des Trinkwasserspeichers Frauenau<br />

zunächst ohne große Steigung<br />

durch einen Mischwald, der die aufkommende<br />

Wärme abschirmt. Es geht wieder<br />

hinauf zum Goldsteig und in das<br />

Kerngebiet des Nationalparks Bayerischer<br />

Wald. Dem Auge bietet sich nicht<br />

viel Abwechslung. Dafür begleitet ein<br />

Konzert aus Vogelstimmen den Weg. Alsbald<br />

geht es auf einem Pfad durch ein<br />

Blockfeld, wo die Wanderlust wieder<br />

Auftrieb bekommt. Im alpin anmutenden<br />

Steig ist das Werk des Borkenkäfers<br />

zu betrachten. Doch zwischen den Blöcken<br />

keimt Hoffnung. Kleine Fichten,<br />

Ebereschen und zarte Birken müssen<br />

sich ohne den Schutz größerer Bäume<br />

der Schneedecke erwehren und wachsen<br />

in trotziger Langsamkeit. Auf dem<br />

Gipfel des Großen Rachel (1452 m) angekommen,<br />

ist zu erkennen, dass alle<br />

Bergkämme von Nord nach Süd aufgrund<br />

des Waldsterbens ein trostloses<br />

Bild bieten. Am seit zwei Jahren nicht<br />

mehr bewirtschaften Waldschmidthaus<br />

wird im Schatten einer einsamen Fichte<br />

gerastet. Wir rappeln uns wieder auf, bevor<br />

es zu gemütlich wird, und machen<br />

uns an den Abstieg zur Rachel‐Diensthütte<br />

(876 m). Die Wandergruppe gerät<br />

in Hast. Da bleibt keine Zeit in das dunkle<br />

Wasser des Rachelsees zu steigen. Denn<br />

es gilt, den Bus für die letzten 5 km nach<br />

der Ortschaft Waldhäuser zu erreichen.<br />

Auf der Sonnenterasse des Berggasthofs<br />

Lusen hebt sich die Stimmung wieder.<br />

Die lange Tour mit 7 Stunden Gehzeit mit<br />

950 m auf, 750 m ab wurde gut gemeistert.<br />

Doch man ist sich einig: Gerannt<br />

werden soll nicht mehr.<br />

Himmelsleiter und ein<br />

rauschender Bach<br />

Am Dienstag steht der Aufstieg zum Lusen<br />

(1373 m) über die Himmelsleiter auf<br />

dem Programm. Der Ortsbus bringt uns<br />

zum Einstieg. Hoppla! Was ist denn das?<br />

Ein gestrandetes Boot mit rippenartigen<br />

Glaswänden ist im Wald zu bestaunen.<br />

Die „GlasArche“ wurde von deutschen<br />

Glasbläsern gemacht, die offene Hand<br />

von tschechischen Holzküns tlern geschnitzt.<br />

Der niedrige dichte Fichtenwald endet<br />

abrupt in einem Hang aus Verwitterungsblöcken.<br />

Darin ist als bequeme<br />

Treppe mit etwa 500 Tritten die Himmelsleiter<br />

angelegt. Ein schöner bis weit<br />

nach Tschechien reichender Blick ist der<br />

Lohn der Mühe. Kaum zu glauben, dass<br />

der Große Rachel bereits in so weiter<br />

Ferne liegt. Am Lusen wird die geologische<br />

Entstehung des Bayerischen Waldes<br />

aus dem Variszischen Gebirge mit<br />

dem harten blanken Fels aus aufgefal ‐<br />

tetem Vulkangestein deutlich. Das harte<br />

Granitgestein verwittert durch Frostsprengung<br />

in Form der Wollsackbildung<br />

(Plöckenstein, Dreisesselberg), bis nach<br />

Millionen von Jahren aus den Blöcken<br />

durchwurzelbarer Boden entsteht.<br />

Beim Lusenschutzhaus wird ausgiebig<br />

gerastet, bevor der Abstieg über den<br />

Tummelplatz (1139 m) zur Reschwasserbrücke<br />

(762 m) folgt. Hier läuft viel<br />

Schwaben Alpin 4|2017 41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!