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RE KW 47

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Das Herz muss Hände haben, die Hände ein Herz<br />

Mutige Außerferner helfen Kindern in Nepal<br />

Nepal, im Süden Asiens, ist bekannt als beliebtes Reiseziel für<br />

Trekkingtouristen und Bergsteiger. Das dünn besiedelte Land<br />

fasziniert durch einzigartige Naturlandschaften. Schlechte Regierungsführung,<br />

Korruption und eine isolierte geographische Lage<br />

machen aus Nepal aber eines der ärmsten Länder Asiens.<br />

Von Sabine Schretter<br />

Die Kinder in krisengeschüttelten<br />

Regionen triff es immer besonders<br />

hart. Die Grundversorgung ist mangelhaft,<br />

der Zugang zu Bildung oft<br />

nur unter schwierigen Bedingungen<br />

möglich. Vier mutige Außerferner<br />

haben sich zum Ziel gesetzt, zu helfen<br />

und mitanzupacken. Die Gesellschaft<br />

Nepals ist auch heute noch<br />

durch das brahmanische Kastensystem<br />

und dessen Sozialkodex beeinflusst.<br />

Kinder haben – ebenso wie<br />

Frauen – eine untergeordnete Stellung.<br />

Kinderarbeit stellt ein Problem<br />

dar und vor allem Mädchen wird die<br />

wichtige Schulbildung oft vorenthalten.<br />

EINSATZ VOR ORT. Herbert<br />

und Daniel Wachter sowie Marion<br />

und Thomas Möbius haben sich<br />

die tibetische Weisheit „Das Herz<br />

muss Hände habe, die Hände ein<br />

Herz“ zum Programm gemacht. Im<br />

Gespräch mit der RUNDSCHAU<br />

erzählt Herbert Wachter: „Uns ist es<br />

besonders wichtig, dass die Gelder<br />

eins zu eins dort ankommen, wo sie<br />

dringend gebraucht werden.“ Marion<br />

und Thomas Möbius bewirtschaften<br />

die Ehenbichler Alm. Deepak, ein<br />

Freund aus Nepal, hilft seit geraumer<br />

Zeit auf der Hütte mit. Durch ihn<br />

konnten Marion und Thomas vieles<br />

über Nepal und die Probleme der Bevölkerung<br />

erfahren. Der Gedanke,<br />

hier Hilfe zu leisten, war geboren.<br />

Gemeinsam mit Herbert Wachter<br />

und dessen Familie wurde mit dem<br />

Spenden sammeln begonnen.<br />

RUNDSCHAU Seite 6<br />

WASSER UND SCHULEN.<br />

Seit zwei Jahren gibt es nun die<br />

Privatinitiative „Vergessene Kinder<br />

Nepal“, die beim Ausbau der Wasserversorgung<br />

mithilft und Schulen<br />

restauriert und mit dem Wichtigsten<br />

ausstattet.<br />

Am 21. November geht die Reise<br />

wieder los. Die vier Außerferner<br />

haben jede Menge Spenden und<br />

Hilfsgüter lukriert und fliegen bereits<br />

zum zweiten Mal nach Nepal,<br />

um damit während drei Wochen vor<br />

Ort Hilfe zu leisten.<br />

Herbert Wachter erklärt dazu:<br />

„Mit den Spendengeldern besorgen<br />

wir das notwendige Material hier<br />

in Reutte. Dank der Großzügigkeit<br />

der Firma Bouvier, die uns Tanks,<br />

Schläuche und vieles mehr für den<br />

Wasserleitungsbau zur Verfügung<br />

stellte, konnten wir vieles schon<br />

vorab nach Nepal schicken. Kleinmaterial<br />

besorgen wir dann drüben<br />

vor Ort. Auch viele Sachspenden<br />

konnten wir schon nach Nepal liefern.<br />

Damit können wir vor allem<br />

den Schulkindern und Lehrpersonen<br />

helfen. Hier gilt mein Dank<br />

ebenfalls den Spendern, auch den<br />

vielen Privatpersonen, ohne die wir<br />

unsere Anliegen nicht so gut umsetzen<br />

könnten.“<br />

Nepal zählt zu den am wenigsten<br />

entwickelten Ländern der Welt. Jedes<br />

zweite Kind leidet an Mangelernährung.<br />

Die hygienischen Bedingungen<br />

sind unzureichend, Kinder<br />

– auch Erwachsene – leiden an<br />

Durchfallerkrankungen. Sauberes<br />

Trinkwasser und Toiletten stehen<br />

nicht überall und ausreichend zur<br />

Thomas Möbius, Herbert Wachter, Marion Möbius freuen sich mit Deepak (v.l.),<br />

dass sie schon bei ihrer ersten Nepalreise vieles bewegen konnten. Ein Herzensanliegen<br />

ist es, sich um die Kinder von Nepal zu kümmern.<br />

AUSSERFERNER<br />

SEIT 1922<br />

NACHRICHTEN<br />

Herbert Wachter und Marion Möbius (2. v.l.) zaubern mit ihren Mitbringseln ein<br />

Lächeln in die Gesichter der Kinder und der Erwachsenen.<br />

Fotos: Wachter<br />

Verfügung. Nicht nur die Abwässer<br />

aus Industrie und Haushalten, die<br />

sehr oft ungereinigt in die Flüsse<br />

geleitet werden und die Mülldeponien<br />

an den Ufern setzen der Wasserqualität<br />

zu. Auch der Einsatz von<br />

Pestiziden und Düngemitteln beeinträchtigt<br />

die Wasserqualität. Oft<br />

kommt es zu ernsthaften Engpässen<br />

in der Wasserversorgung.<br />

Daniel und Herbert Wachter<br />

führt der Weg nun gemeinsam mit<br />

Marion und Thomas Möbius nach<br />

Gulmi Tamghas. Der Distrikt Gulmi<br />

ist einer der 75 Distrikte Nepals und<br />

die Reise dorthin ist nicht gerade<br />

einfach. „Wir fliegen von München<br />

nach Kathmandu und fahren von<br />

dort aus ca. 15 Stunden bis Gulmi.<br />

Weitere drei Stunden brauchen wir<br />

dann noch, bis wir in Gulmi Tamghas<br />

angelangt sind. Gulmi Tamghas<br />

liegt auf 1800m Seehöhe. Die Akklimatisierung<br />

ist relativ einfach. Wir<br />

können also recht zügig mit unseren<br />

Arbeiten beginnen und hoffen, dass<br />

wir in den drei Wochen gut vorwärts<br />

kommen.“<br />

Neben dem Bau von Wasserleitungen<br />

kümmern sich die Außerferner<br />

auch um den Ausbau bzw.<br />

die Renovierung von Schulen. Die<br />

Schulen sind veraltet und in desolatem<br />

Zustand, Unterrichtsmaterial<br />

nicht ausreichend. Die Kinder Nepals<br />

haben gelernt, das Beste daraus<br />

zu machen. „Wir kümmern uns<br />

nicht nur um Schulen, wir bemühen<br />

uns auch, für Waisenkinder eine geeignete<br />

Unterkunft zu finden. Wir<br />

suchen immer auch Gebäude, in denen<br />

eine Einrichtung dieser Art untergebracht<br />

werden kann. Daneben<br />

kümmern wir uns auch um die vergessenen<br />

Waldkinder von Nepal”,<br />

so Herbert Wachter dazu.<br />

Die Grundschulausbildung wurde<br />

zwar ab 1975 zur Pflicht und ist<br />

kostenlos. Dennoch sind heute nur<br />

rund 89 Prozent der Kinder an einer<br />

Grundschule angemeldet und<br />

die Alphabetisierungsquote liegt bei<br />

etwa 57 Prozent. Der Unterschied<br />

zwischen Stadt und Land ist ebenfalls<br />

von Bedeutung. Kathmandu<br />

und die unmittelbare Umgebung<br />

haben im Bildungsbereich einen<br />

enormen Vorsprung gegenüber dem<br />

Landesdurchschnitt. Umso wichtiger<br />

ist es, in den Bergdörfern und<br />

Landregionen anzusetzen und dort<br />

an einer Verbesserung der Bedingungen<br />

mitzuhelfen.<br />

20 JACKEN. „Wir haben noch<br />

einen ganz besonderen ,Spendenschatz’<br />

mit im Gepäck“, erzählt<br />

Herbert Wachter abschließend.<br />

„Meine 96-jährige Mutter hat 20<br />

Kinderjacken gestrickt, die wir mit<br />

nach Nepal nehmen und die dort<br />

bestimmt große Freude bereiten<br />

werden“, freut er sich ganz besonders<br />

darüber.<br />

Im Namen seines Sohnes Daniel<br />

und seiner Gleichgesinnten, Marion<br />

und Thomas Möbius, bedankt sich<br />

Herbert Wachter an dieser Stelle bei<br />

den Firmen Linzgieseder, Speckbacher,<br />

Tyrolia, Sport Paulweber, Bouvier<br />

und allen, die mit Geld- oder<br />

Sachspenden die Initiative „Vergessene<br />

Kinder Nepal“ unterstützen.<br />

DIE ETWAS ANDE<strong>RE</strong> SPEN-<br />

DENBOX. Im Büro der RUND-<br />

SCHAU in Reutte ist eine „Woll-<br />

Sammelbox“ aufgestellt. Hier<br />

können Wollreste oder übrig gebliebene<br />

Wollknäuel abgegeben werden,<br />

mit denen die Mutter von Herbert<br />

Wachter dann wieder für die<br />

Kinder von Nepal stricken möchte.<br />

WO. RUNDSCHAU-Büro,<br />

FMZ Lechpark, Lindenstraße 35.<br />

22./23. November 2017

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