Landkreis Enzkreis Leidenschaft fürs Museale Bei der Firma Kummer prägt Kunst, wie hier die Dantes-Plastik „Natura“, das gesamte Arbeitsumfeld Foto: Peter Sonnabend 42
Die handwerkliche Qualität muss stimmen Kummer-Geschäftsführer wollen mit Kunst die Gefühlswelt der Mitarbeiter positiv beeinflussen Von Gerd Lache Corporate Collections ist kein neumodischer Begriff. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts entstand die Idee, Kunst in Unternehmen einzubinden. Die Ziele sind vielfältig: als Darstellung der Firmenphilosophie, um Botschaften zu vermitteln, als Marketinginstrument, als Geldanlage (Stichwort: Wand-Aktie) und nicht zuletzt um Kunden ein beeindruckendes Ambiente zu bieten. Der Chemiekonzern Bayer brachte bereits 1912 diesen Trend aus den USA nach Deutschland. Seither sind es nicht nur die Großen und Bekannten der Wirtschaft – vom Automobilhersteller über den Versicherungskonzern bis hin zum international agierenden Bankhaus –, die sich als Mäzene betätigen, die beeindruckende Sammlungen anhäufen und Kunst in all ihren Facetten fördern. Bei der Firma Kummer in Ötisheim (Enzkreis) mit insgesamt rund 250 Beschäftigten hängen, stehen und liegen mehr als 100 Exponate – nicht nur repräsentativ für Besucher in den Empfangsräumen, sondern auf Fluren, in der Produktion sowie auf Dächern und auf dem Gelände des Betriebs. Das Unternehmen ist Komplettanbieter von Werkzeug-, Stanz-, Kunststoff- und Montagetechnik. Die Kunden: namhafte Firmen der Elektro-, Automobilund Luftfahrtindustrie. Wolfgang und Jens Hofmann, geschäftsführende Gesellschafter der Kummer GmbH & Co. KG., wollen sich trotz ihres ungewöhnlich hohen musealen Engagements nicht in den Trend der Konzerne einreihen. Sie finden schlicht Gefallen an handwerklich gut gemachter Kunst, sie bevorzugen Künstler ihrer Region und sie wollen ihren Beschäftigten ein Umfeld bieten, das mehr darstellt als einen schlichten Arbeitsplatz. Im Interview erzählt der Senior des Unternehmens, Wolfgang Hofmann, wie er – und später sein Sohn Jens – zur Kunstbegeisterung kam und warum er den Pforzheimer René Dantes für einen hochbegabten Künstler hält. <strong>WirtschaftsKRAFT</strong>: Herr Kummer, Kunst im Unternehmen – was bedeutet das für Sie und wie kamen Sie dazu? Wolfgang Hofmann: Ich habe vor längerer Zeit einen Kunden besucht und musste im Empfangsraum warten. Dort hingen zahlreiche Produkt-Bilder an der Wand. Das sah blöd aus, das hatte einfach nichts. Dann erinnerte ich mich, dass es in unserem Unternehmen nicht anders aussah. Noch am selben Tag nahm ich nach der Rückkehr alles von den Wänden. Meine Vorstellung war: Wenn wieder etwas aufgehängt wird, dann sollte es richtige Kunst sein. Und so ging es los. Später hat sich mein Sohn, der seit 1996 als Geschäftsführender Gesellschafter im Unternehmen tätig ist und seit 2008 das operative Geschäft alleine macht, von meiner Begeisterung anstecken lassen. <strong>WirtschaftsKRAFT</strong>: Was verstehen Sie unter richtiger Kunst? „Die Firma Kummer in Ötisheim steht für Präzision und Innovation. Auch für mich als Künstler ist es ein Bestreben, bildhauerische Gedanken in einem Höchstmaß an Qualität umzusetzen.“ René Dantes Hofmann: Im Vordergrund steht: Es muss uns gefallen. Oder der Künstler als Mensch ist interessant. Diese beiden Kriterien sind uns wichtig. Außerdem muss die handwerkliche Qualität stimmen. Kummer stellt Qualität her. Und das muss auch die Kunst ausweisen. Sie ist handwerkliches Können. <strong>WirtschaftsKRAFT</strong>: Was für Exponate haben Sie im Unternehmen? Hofmann: Als ich begonnen habe, mich mit Kunst zu beschäftigen, da ging es vor allem um Bilder und Grafiken, die wir aufgehängt haben. Regionale Künstler erhielten den Vorzug. Irgendwann ging es dann weg von der Wand, ich interessierte mich auch für Plastiken und lernte Künstler wie René Dantes kennen. <strong>WirtschaftsKRAFT</strong>: Was ist das Besondere an Dantes? Hofmann: Er ist hervorragend kreativ. Er hat alle Qualitäten. Bei vielen Künstlern, die uns nicht gefallen, ist das Handwerkliche nicht in Ordnung. Wir sind keine Kunstverständigen, wir sind keine Historiker, wir sind ganz normale Leute und haben Gefallen an der Kunst gefunden, aber nur an einer Kunst, die in ihrer Qualität aussagefähig ist. Und genau dafür steht René Dantes. Wir haben ein Büchlein drucken lassen, dort steht unter anderem über seine Werke: ‚Diese Schönheit entsteht durch die pedantische Genauigkeit, mit der René Dantes seine Kunstwerke erschafft. Auf den Millimeter genau stimmen hier die Radien, Linien und Formen. Fast möchte man sagen, es ist Formenbau in seiner schönsten Ausprägung‘. <strong>WirtschaftsKRAFT</strong>: Wie viele Exponate haben Sie inzwischen erworben? Hofmann: Das kann ich nicht sagen. Von Drucken bis zu Großplastiken KUNST IN UNTERNEHMEN <strong>WirtschaftsKRAFT</strong> 43