Facetten November 2017
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Kasseler Werkstatt<br />
Erfolg ist ein Gefühl!<br />
Erfolgserlebnisse für alle ermöglichen<br />
Alle waren gekommen, die Teilnehmenden<br />
am Schauspielprojekt, die Lehrkräfte und<br />
der Soziale Dienst. Eine Spannung lag in der<br />
Luft. Alle warteten darauf zu erfahren, wer<br />
im Oktober die Schauspielausbildung beginnen<br />
kann. Die Namen wurden genannt. Und<br />
da sah ich es! Das Blitzen in den Augen von<br />
denen, die es geschafft hatten, aber auch die<br />
Enttäuschung bei denen, die viel Hoffnung<br />
gehabt hatten. Erfolg ist ein Gefühl!<br />
Wenige der MitarbeiterInnen der Kasseler<br />
Werkstatt (KSW) stellen sich die Frage: Was<br />
ist Erfolg? Für Menschen mit Handicap ist es<br />
eine Emotion, die im Moment des Erfolgs aufblitzt.<br />
Die KSW möchte mehr Erfolgsmomente<br />
für ihre MitarbeiterInnen. Daran arbeiten<br />
wir seit zwei Jahren.<br />
Viele Gespräche zur Zukunftsplanung<br />
haben in den vergangenen Wochen mit<br />
MitarbeiterInnen und deren Angehörigen<br />
stattgefunden. Immer wieder berichten<br />
Gruppenfachkräfte von diesen Erfolgen und<br />
dem Blitzen in den Augen der MitarbeiterInnen.<br />
Für das Personal ist Erfolg das Ergebnis<br />
aus gesetzten Zielen. Für viele MitarbeiterInnen<br />
ist dieses Denken zu kompliziert. Es muss<br />
gelingen, im Moment der Zielerreichung den<br />
Erfolg spürbar zu machen, wie bei einem<br />
Läufer, der ins Ziel kommt und bejubelt wird.<br />
Wichtig ist aber auch zu verstehen, dass<br />
das Gefühl von Misserfolg für die MitarbeiterInnen<br />
sehr intensiv ist. Wir müssen sie in<br />
solchen Momenten begleiten und unterstützen,<br />
ohne sie aus übertriebener Fürsorge zu<br />
bevormunden.<br />
Mit der Einführung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
soll es mehr Möglichkeiten<br />
für Erfolge geben. Dabei müssen wir aufpassen,<br />
dass wir nicht einen zu rationalen Ansatz<br />
wählen. Für einige MitarbeiterInnen<br />
beginnt Erfolg bereits damit, jeden Tag den<br />
Arbeitsplatz erreichen zu können. Für andere<br />
war es der größte Erfolg, auf einen Außenarbeitsplatz<br />
zu gehen oder die KSW zu verlassen.<br />
Immer wieder werden mehr Übergänge<br />
auf den ersten Arbeitsmarkt als Erfolgsindikator<br />
gefordert. Wir müssen uns aber viel<br />
mehr anstrengen, um für alle MitarbeiterInnen<br />
Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.<br />
Mike Alband-Nau (Einrichtungsleitung KSW)<br />
12 <strong>Facetten</strong> 33 | <strong>November</strong> <strong>2017</strong>