RE KW 49
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Gewalt hat viele Gesichter.<br />
Gewalt ist im häuslichen und<br />
im öffentlichen Bereich anzutreffen,<br />
findet in Form von Verfolgung<br />
oder der Ausnutzung<br />
eines Abhängigkeitsverhältnisses<br />
statt. Ein starkes Aufbegehren<br />
gegen Gewalt an Frauen<br />
war bei der Veranstaltung<br />
„Blauschmuck“ in der Bücherei<br />
Reutte zu spüren.<br />
Von Sabine Schretter<br />
Die junge Schauspielerin Lara<br />
Schumacher eröffnete den Abend<br />
mit einer Lesung aus dem Roman<br />
„Blauschmuck“ von Katharina Winkler.<br />
Hervorragend und eindrucksvoll<br />
interpretiert, gelang es Lara Schumacher,<br />
das Publikum zu fesseln,<br />
aufzuwühlen und zum Schweigen<br />
zu bringen. Katharina Winklers Debütroman<br />
beruht auf wahren Begebenheiten.<br />
Er schildert das Leben<br />
einer Frau, die erleben muss, dass<br />
Unpassende Geschenke<br />
unter dem Christbaum<br />
Nicht immer erfüllen Weihnachtsgeschenke<br />
die Erwartungen der<br />
Beschenkten. Achten Sie deshalb<br />
schon beim Kauf darauf, ob und<br />
wie ein Umtausch möglich ist.<br />
Die Daunenjacke ist zu groß, die<br />
Ritterburg wurde gleich doppelt<br />
geschenkt: Für viele bleibt nach<br />
den Feiertagen nur der Weg zurück<br />
ins Geschäft, um gut gemeinte,<br />
aber falsch getroffene Geschenke<br />
umzutauschen. Grundsätzlich gilt:<br />
Es gibt kein Recht auf Umtausch,<br />
aber viele Händler räumen freiwillig<br />
einen solchen ein. Kunden<br />
können sich dann zumeist<br />
eine andere Ware aussuchen,<br />
oder man erhält einen Gutschein.<br />
Manchmal gibt es<br />
auch Geld zurück. AK Tipp:<br />
Konkrete<br />
Umtauschmodalitäten<br />
bereits<br />
beim<br />
Kauf<br />
im<br />
Geschäft<br />
ansprechen.<br />
Foto: rico287, Fotolia<br />
RUNDSCHAU Seite 4<br />
„Blauschmuck” steht niemandem<br />
Starkes Statement gegen Gewalt an Frauen in der Bücherei Reutte<br />
Lara Schumachers Lesung aus dem Roman<br />
„Blauschmuck” hinterließ Eindruck.<br />
Liebe und Gewalt miteinander verschmelzen<br />
können. Sie erlebt Abhängigkeit<br />
und Unterdrückung und<br />
sieht ihren Traum vom Leben im<br />
Westen sterben. Ihr „Blauschmuck”<br />
trägt die Handschrift ihres Mannes,<br />
gehört zu ihr und zeigt das unfassbare<br />
Leid, dass sie ertragen muss. In<br />
Online-Shopping.<br />
Bei Online-Käufen<br />
gibt es ein Rück-<br />
trittsrecht binnen 14 Kalendertagen<br />
ab Erhalt der Ware. Aber nicht<br />
in jedem Fall: Etwa bei entsiegelten<br />
CDs und DVDs oder Tickets<br />
gibt es kein Rücktrittsrecht. Ohne<br />
Info über das Rücktrittsrecht verlängert<br />
sich die Frist auf bis zu 12<br />
Monate.<br />
Gutscheine. Auch hier gilt, dass<br />
der Konsument keinen Anspruch<br />
auf den Geldwert in bar hat. Oft<br />
werden Gutscheine bereits mit<br />
einem befristeten Einlöse-Zeitraum<br />
ausgegeben, zu kurze Befristungen<br />
sind jedoch nach einer<br />
Entscheidung des Obersten<br />
Gerichtshofes nicht rechts-<br />
wirksam. Um Schwie-<br />
rigkeiten zu vermeiden,<br />
sollten Sie beim Kauf ge-<br />
nerell darauf achten, dass<br />
diese Frist nicht zu kurz<br />
bemessen<br />
ist.<br />
Ist<br />
keine Befri-<br />
stung<br />
ersicht-<br />
lich, gilt ein<br />
Gutschein grund-<br />
sätzlich 30 Jahre.<br />
AUSSERFERNER<br />
SEIT 1922<br />
NACHRICHTEN<br />
Die Leiterin des Frauenhauses, Gabi Plattner und der stellvertretende Postenkommandant<br />
Harald Wagner griffen verschiedene Diskussionspunkte auf. RS-Fotos: Schretter<br />
einer knappen, sehr prägnanten Sprache<br />
– von Lara Schumacher exzellent<br />
vorgebracht – hinterlässt Katharina<br />
Winkler mit ihrem Roman Eindrücke,<br />
die nur schwer zu verstehen und<br />
verarbeiten sind.<br />
SCHWEIGEN. Fast schien es, als<br />
hätten die Zuhörer ihre Stimmen verloren.<br />
Am Ende der Lesung breiteten<br />
sich Ergriffenheit und Schweigen<br />
aus. Gabi Plattner, Leiterin des Frauenhauses<br />
Innsbruck, durchbrach die<br />
Stille und lud zur Diskussionsrunde<br />
ein. An ihrer Seite stellte sich Harald<br />
Wagner, stellvertretender Postenkommandant<br />
bei der Polizei in Reutte,<br />
den Fragen des Publikums. „Was Lara<br />
vorgelesen hat, kenne ich aus meiner<br />
täglichen Arbeit“, relativierte sie die<br />
Illusion, hier in Tirol wäre alles anders.<br />
„Ich bin als Mann sehr betroffen<br />
und es fällt mir schwer, Worte zu<br />
finden”, gestand Harald Wagner. Als<br />
Polizist hat er sehr häufig mit Fällen<br />
häuslicher Gewalt zu tun. „Im Bezirk<br />
Reutte gab es im Zeitraum von Jänner<br />
bis November 31 Betretungsverbote,<br />
die von uns verfügt wurden. Bei 32<br />
Prozent dieser Fälle spielte Alkohol<br />
eine große Rolle. Festzustellen ist<br />
auch, dass es häufig Familien betrifft,<br />
in denen die Frau keinen besonders<br />
hohen Bildungsstatus besitzt. Gewaltdelikte<br />
sind fast immer Männerdelikte“,<br />
gibt Harald Wagner Einblick<br />
in seine Arbeit. Gewalt würde zunehmen,<br />
führt er weiter aus. Es seien aber<br />
auch mehr Einschreitfälle zu registrieren,<br />
das heißt, dass immer mehr<br />
Frauen den Mut aufbringen, sich an<br />
die Polizei zu wenden. „Das 1997 beschlossene<br />
Gewaltschutzgesetz greift<br />
immer mehr“, sieht er eine positive<br />
Entwicklung. Gabi Plattner betont<br />
in diesem Zusammenhang, dass die<br />
Zusammenarbeit mit der Polizei sehr<br />
gut funktioniere. „Es gibt immer wieder<br />
Schulungen, die wir für Polizisten<br />
veranstalten. Wir vermitteln hier,<br />
wie bei einem Gewalteinsatz richtig<br />
reagiert wird.“ Sie sieht umfassende<br />
Information oft als Initialzündung,<br />
um sich Hife zu holen. „Viele Frauen<br />
trauen sich, wenn sie jemand darauf<br />
anspricht und ermutigt, sich an die<br />
Polizei zu wenden. Schwieriger ist<br />
es für Betroffene, die sich in einer<br />
starken emotionalen oder ökonomischen<br />
Abhängigkeit befinden.”<br />
Bei einem Gewalteinsatz der Polizei<br />
wird der Gefährder weggewiesen<br />
und erhält ein dreitägiges Betretungsverbot<br />
des gemeinsamen Haushaltes.<br />
Der Sachverhalt wird aufgenommen<br />
und das Gewaltschutzentrum informiert.<br />
„Wenn sich die Gefährder<br />
nicht an die Auflagen halten, kommen<br />
die Frauen aus Angst dann oft<br />
zu uns ins Frauenhaus. Hier sind sie<br />
sicher. Sehr oft sind es Migrantinnen,<br />
die zu uns kommen und Hilfe suchen“,<br />
vedeutlicht Gabi Plattner, wie<br />
wichtig die Zusammenarbeit mit der<br />
Polizei ist.<br />
Harald Wagner erklärte: „Wenn<br />
Kinder involviert sind, verständigen<br />
wir das Jugendamt. Wenn die Polizeiarbeit<br />
abgeschlossen ist, wäre – wenn<br />
notwendig – immer auch ein Kriseninterventionsteam<br />
greifbar. Die<br />
Opfer werden vom Gewaltschutzzentrum<br />
weiterbetreut.“<br />
LR Christine Bauer stellte fest, dass<br />
wohl die rechtlichen Grundlagen des<br />
Opferschutzes gut wären, weitere<br />
Maßnahmen in den Bereichen Prävention<br />
und Öffentlichkeitsarbeit<br />
aber unbedingt notwendig wären.<br />
Wer mit Gewalt konfrontiert ist<br />
oder jemanden unterstützen will, der<br />
bedroht ist, kann auf www.gewaltfreitirol.at<br />
Kontakte zu Beratungsstellen<br />
und Hilfseinrichtungen in Tirol finden.<br />
6./7. Dezember 2017