HANSEstyle 2 | 2017
Mode, Kultur, Genuss. Hamburg.
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STADTGESCHICHTE(N)<br />
STADTGESCHICHTE(N)<br />
HEINZ H. BEHRENS BEGLEITET SIE AUF DEM WASSERWEGE IN DIE<br />
VIERLANDE –<br />
in Hamburgs Dreistromland.<br />
Es ist das Wasser in den Vier- und Marschlanden, das den<br />
Charakter dieses Hamburger Obst- und Gemüsegartens<br />
prägt. Der Elbestrom mit seinen Nebenarmen Dove-Elbe<br />
und Gose-Elbe sowie die Bille waren einst die wichtigste<br />
Verbindung zur Hansestadt; auf ihren Gewässern wurde das<br />
Holz aus dem Sachsenwald nach Hamburg geflößt. Auf flachen<br />
Holzbooten, den Ewern, wurde das in den Vierlanden<br />
geerntete Obst und Gemüse, die Blumen, der Hopfen und<br />
das Getreide in die Stadt gebracht – angebaut und gewachsen<br />
auf den fruchtbaren Böden dieses dem Wasser abgerungenen<br />
Dreistromlands.<br />
Noch heute kann man sich den Vierlanden bequem<br />
auf dem Wasserweg nähern: Vierlandefahrt heißt das<br />
Angebot der Alstertouristik; morgens um 10.15 Uhr ab Anleger<br />
Jungfernstieg und um 14 Uhr zurück ab Bergedorfer Hafen. An<br />
jedem Montag, Dienstag und Mittwoch zwischen dem 1. Mai<br />
und dem 3. Oktober. Und manchmal auch sonntags. Jede Fahrt<br />
dauert etwa drei Stunden, hin und zurück mithin sechs Stunden.<br />
Man kann auch nur die Hin- oder Rückfahrt buchen – ich<br />
bevorzuge die Fahrt zurück von Bergedorf zur Binnenalster. Tickets<br />
können Sie per Telefon unter 040 35 74 24 - 0 reservieren<br />
und dann vom Schiff aus die Kulturlandschaft Vierlande kennenlernen.<br />
Ursprung im 15. Jahrhundert<br />
Der Name „vehrlanden“ oder „veer landen“ taucht erstmals 1548<br />
auf, im Bergedorfer Schatzregister, wo die Steuerpflichten aufgelistet<br />
wurden. So bezeichnete man damals das Bauernland,<br />
das seit dem 12. Jahrhundert den Elbniederungen durch Bedeichung<br />
der noch von Flussarmen getrennten Inseln abgerungen<br />
worden war. Damals entstanden in der Gammer Marsch die<br />
beiden Dörfer Altengamme und Curslack. Im 13. Jahrhundert<br />
wurde das Land um Kirchwerder und bald darauf, auf einer<br />
weiteren Insel zwischen Dove- und Gose-Elbe, das heutige Neuengamme<br />
durch Eindeichung und Entwässerung urbar und bewohnbar<br />
gemacht.In den Jahrhunderten danach, als die Vierlande<br />
wie die Vogtei Bergedorf einvernehmlich von Hamburg<br />
und Lübeck in Besitz genommen und verwaltet wurden – in der<br />
sog. beiderstädtischen Zeit zwischen 1420 und 1867 – entwickelte<br />
sich die bis heute typische Agrarlandschaft. Wo zunächst vor<br />
allem Gerste und Hopfen angebaut wurden, wichtige Rohstoffe<br />
für die Hamburgischen Bierbrauer, die mit dem Export ihres<br />
Gebräues bekanntlich den Reichtum der Stadt begründeten.<br />
Durch Erbteilung und Verschuldung schrumpften nach dem<br />
Dreißigjährigen Krieg (1618 bis 1648) manche Höfe bis auf Ka-<br />
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