akzent Januar 2018 BO
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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AKZENTE<br />
Schweden als Retter der Protestanten<br />
Dann aber griff König Gustav II. Adolf von<br />
Schweden 3 in den Krieg ein. Zunächst ging<br />
es ihm nur darum, einige Herrschaften im<br />
Norden Deutschlands für sich zu sichern. Als<br />
er mehrere Schlachten gewann, fühlte er sich<br />
ermutigt, gegen den Kaiser anfzutreten. So<br />
zog der schwedische König nach Süden, um<br />
kaiserliche Territorien zu erobern. Das gelang<br />
ihm auch: Während der König selbst nach<br />
Bayern zog, besetzten seine Generäle zunächst<br />
die Reichsstadt Ulm. Von dort aus nahmen sie<br />
Oberschwaben in Besitz. Herzog Eberhard III.<br />
von Württemberg verbündete sich mit dem<br />
schwedischen König und belagerte die Burg<br />
Hohenzollern. Selbst als Gustav II. Adolf in<br />
der Schlacht bei Lützen fiel, hielten die schwedischen<br />
und württembergischen Heerführer<br />
die Herrschaft über die Region nördlich des<br />
Bodensees aufrecht. Protestantische Historiker<br />
späterer Zeiten sahen den schwedischen<br />
König als Retter der protestantischen Kirche.<br />
Das kann man heute noch in der Ravensburger<br />
Stadtkirche sehen. Eines der sogenannten<br />
„Reformatorenfenster“ zeigt König Gustav II.<br />
Adolf von Schweden in einer Triumphpose, in<br />
einer Reihe mit Martin Luther und anderen<br />
Reformatoren.<br />
Konstanz unter Beschuss<br />
Die Eidgenossenschaft, also die heutige<br />
Schweiz, wollte immer ihre Neutralität<br />
wahren. Deshalb hatte man dort Angst vor<br />
feindlichen Eroberungsfeldzügen. Denn solange<br />
die Schweizer Städte neutral blieben,<br />
konnten sie Lebensmittel und Waffen an die<br />
Tipp<br />
Das Humpis-Quartier Ravensburg zeigt<br />
noch bis zum 1. April <strong>2018</strong> die Ausstellung<br />
„Der 30-jährige Krieg – Schauplatz<br />
Oberschwaben“. Am 14.01. und 11.03.<br />
bietet das Museum Expertenführungen<br />
mit Dr. Eberhard Fritz, der wissenschaftlicher<br />
Berater der Ausstellung ist, an.<br />
Kriegsparteien liefern. Schaffhausen war so<br />
ein Umschlagplatz, weil es günstig am Rhein<br />
lag. Regelmäßig verkehrten Schiffe nach Konstanz<br />
und Lindau. Nun wollte der schwedische<br />
General Gustaf Horn mit seinem Heer<br />
die stark befestigte Stadt Konstanz erobern.<br />
Die einzige Möglichkeit bot sich ihm von der<br />
Schweizer Seite aus. Deshalb drang er in den<br />
Thurgau ein und rückte gegen die Stadt vor.<br />
Dagegen protestierten die eidgenössischen<br />
Städte, aber ohne Erfolg. Obwohl Horn über<br />
starke Truppenverbände verfügte, gelang es<br />
ihm nicht, Konstanz sturmreif zu schießen.<br />
Deshalb zog sich die Belagerung in die Länge<br />
und erschöpfte die Kräfte der schwedischen<br />
Armee. Schließlich brachte die gegnerische<br />
kaiserliche Partei Kriegsschiffe mit Soldaten<br />
und Kanonen sicher nach Konstanz. Durch<br />
die Verstärkung der Verteidiger war eine Eroberung<br />
der Stadt aussichtslos geworden.<br />
General Horn musste abziehen.<br />
Schweden in Oberschwaben<br />
Die schwedische Herrschaft in Oberschwaben<br />
dauerte bis zum September 1634. Damals<br />
kam es bei der Reichsstadt Nördlingen zu einer<br />
großen Schlacht zwischen den verbündeten<br />
kaiserlichen und bayerischen Heeren auf<br />
der einen Seite und einem großen schwedischen<br />
Heer. Eigentlich waren die Schweden<br />
mit einer modernen Kriegstaktik den Kaiserlichen<br />
überlegen. Aber unerwarteterweise trug<br />
nach zwei Tagen die kaiserliche Armee den<br />
Sieg davon. Unmittelbar nach der Schlacht<br />
zogen kaiserliche Soldaten nach Süden, eroberten<br />
das Herzogtum Württemberg und<br />
drangen nach Oberschwaben vor.<br />
Ausbruch der Pest<br />
Die beiden darauffolgenden Jahre waren<br />
die schlimmsten des Krieges. Durch die vielen<br />
fremden Soldaten wurden Krankheiten<br />
eingeschleppt. In ganz Südwestdeutschland<br />
wütete die Pest. 4 Darunter fasste man alle<br />
ansteckenden Krankheiten zusammen, die<br />
man nicht genau unterscheiden konnte. In<br />
der Stadt Ravensburg starben beispielsweise<br />
täglich bis zu 40 Menschen. Man musste sie<br />
in Massengräbern begraben. Als die Pestwelle<br />
nach zwei Jahren erlosch, hatte die Stadt etwa<br />
die Hälfte ihrer Einwohner verloren. Erst vor<br />
wenigen Jahren wurde auf dem Marienplatz<br />
bei Bauarbeiten ein Massengrab entdeckt.<br />
Man nimmt an, dass es sich um ein „Pestgrab“<br />
aus dem Dreißigjährigen Krieg handelt.<br />
Die großen Bevölkerungsverluste während<br />
des Krieges gingen also nicht auf militärische<br />
Aktionen oder gewalttätige Soldaten zurück,<br />
sondern auf Epidemien.<br />
Nach der Niederlage bei Nördlingen erschien<br />
die Lage der protestantischen Gegner des Kaisers<br />
fast aussichtslos. Aber nur zwei Wochen<br />
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