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Zwergerl Magazin Januar/Februar 2018

Das Familienmagazin in der Metropolregion München

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s17-27_b&b_jan18_B&B 21.12.2017 13:19 Seite 23<br />

Wir sind Eltern geworden. Zweimal. Wir<br />

waren spät dran mit dem Kinderkriegen.<br />

Bei beiden Kindern war ich bereits Risikoschwangere.<br />

Und wie man das so macht,<br />

lässt man testen, schallen, messen um alle<br />

Eventualitäten auszuschließen. Aber<br />

man geht nie zu diesen Tests und denkt<br />

ernsthaft darüber nach, was passiert,<br />

wenn wirklich was gefunden wird.<br />

Als der Gynäkologe mir das Ergebnis des<br />

Ersttrimester-Screenings mitteilte, war<br />

ich erleichtert. Keine Auffälligkeiten, keine<br />

verdächtigen Blutwerte. Dass der Test<br />

eine Fehlerrate von etwa zehn Prozent<br />

hat, hat er mir nicht gesagt.<br />

Ich genoss die nächsten Wochen der<br />

Schwangerschaft. Mir ging es gut, die<br />

Wochen der Übelkeit waren vorbei, ich<br />

tüftelte am perfekten Namen für unser<br />

Mädchen.<br />

Spätgebärende als Risikoschwangere<br />

In der 20. Schwangerschaftswoche war<br />

der große Ultraschall. Auch dieser lief gut.<br />

Routinemäßig sollte ich trotzdem bei<br />

einer Praxis für Pränataldiagnostik noch<br />

mal „drüber gucken lassen“ – wegen meines<br />

Alters. Im Nachhinein erfuhr ich, dass<br />

da wohl schon eine Unregelmäßigkeit am<br />

Herzen meiner Tochter zu erkennen war.<br />

Ich sollte mir nur nicht unnötig Sorgen<br />

machen.<br />

Zwei Wochen später freute mich auf eine<br />

Stunde „Baby-Kino“, vor allem weil mein<br />

Mann das erste Mal bei dieser Schwangerschaft<br />

dabei sein konnte. Fünfzig Minuten<br />

bestaunten wir unsere Tochter von<br />

allen Seiten. Die Fachärztin sagte nicht<br />

viel, sie konzentrierten sich auf ihre<br />

Arbeit. Dass sich das Nasenbein nicht<br />

richtig darstellen ließe und eine Auffälligkeit<br />

am Herzen zu sehen wäre, erfuhren<br />

wir erst im anschließenden Gespräch.<br />

Beides seien klare Softmarker für Trisomie<br />

21.<br />

Während sie uns versuchten den Herzfehler<br />

unserer Tochter auf ein Blatt Papier zu<br />

malen, weiß ich noch wie ich förmlich<br />

kurzzeitig meinen Körper verließ und über<br />

der Szenerie schwebend dachte: „Das<br />

kann nicht sein, dass wir hier über so ein<br />

Thema sprechen. Das kann nicht real<br />

sein. Unsere Tochter hat auf keinen Fall<br />

das Down-Syndrom!“<br />

Kurz darauf im Wartezimmer mit meinem<br />

Mann sollten wir entscheiden, ob wir eine<br />

Fruchtwasseruntersuchung machen lassen<br />

wollen. Es müsse aber zeitnah sein,<br />

für den Fall, dass…. Für den Fall, dass was?<br />

Mein Bauch war schon kugelrund und meine<br />

Tochter trat munter vor sich hin.<br />

Fruchtwasserpunktion zur Klärung<br />

Bei der Fruchtwasserpunktion nahm der<br />

Arzt sich lange Zeit um unser Kind von allen<br />

Seiten zu schallen, er klärte mich über<br />

den bevorstehenden Eingriff auf. Ich werde<br />

nie vergessen, wie er mir mitfühlend<br />

die Hand auf den Arm legte und sagte,<br />

für ihn sei das eine klare Sichtdiagnose,<br />

die Chancen lägen bei 1:2, also fifty fifty.<br />

Um sicherzugehen entnähme er jetzt<br />

20ml Fruchtwasser.<br />

Den ganzen Weg nach Hause liefen mir<br />

die Tränen runter, ich konnte nicht aufhören<br />

zu weinen.<br />

Mein Mann wollte erst über die Konsequenzen<br />

sprechen, wenn wir das Ergebnis<br />

sicher wissen. Vorher wollte er sich<br />

darüber keine Gedanken machen. Ich<br />

hingegen schlief kaum und versuchte<br />

mich mit einem behinderten Kind vorzustellen.<br />

Wie wäre dann unser Leben?<br />

Der Anruf kam pünktlich, das Ergebnis<br />

war zu 99% sicher: Unsere Tochter hat<br />

das Down Syndrom. Für uns tat sich der<br />

Boden auf und wir weinten. Egal, was wir<br />

jetzt tun, es wird nie wieder sein wie vorher.<br />

Die Praxis bestellte uns zu einem erneuten<br />

Termin in wenigen Tagen. Dort<br />

werden wir über die Möglichkeiten aufgeklärt.<br />

Wir kannten die Möglichkeiten.<br />

Bedenkzeit für den Fall des Abbruchs<br />

Wir geben uns selbst eine Woche Bedenkzeit.<br />

Für den Fall eines Abbruchs wäre<br />

das dann die letzte Möglichkeit. Wir informierten<br />

uns wie so ein Abbruch von<br />

statten geht, ich las in zig Foren von<br />

Frauen, die eine stille Geburt hatten. Wir<br />

informierten unsere Familien und enge<br />

Freunde, wir telefonierten, wir weinten,<br />

wir recherchierten. Wir trafen eine wunderbare<br />

Familie mit drei Kindern, die<br />

Jüngste ein Mädchen mit Down Syndrom<br />

Bauch&Baby 23

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