FernUni Perspektive | Ausgabe Winter 2017
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<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />
Moot Court<br />
Erster Auftritt in schwarzer Robe<br />
Frau Grün war Köchin in einer Kantine<br />
der Blau GmbH, bis sie von einem<br />
auf den anderen Tag fristlos<br />
entlassen wird. Sie klagt gegen die<br />
Blau GmbH. Doch die nennt gleich<br />
mehrere Gründe für ihre Entscheidung:<br />
Frau Grün wurde erwischt,<br />
wie sie trotz Verbots abgelaufene<br />
Waren mit nach Hause genommen<br />
hat. Außerdem bereitete sie während<br />
der Arbeitszeit in der Großküche<br />
ein Chili con Carne für ihren<br />
Bruder zu.<br />
Was sich nach einer wahren Begebenheit<br />
anhört, ist nicht wirklich<br />
passiert, sondern diente als<br />
realitätsnahe Grundlage für einen<br />
„Moot Court“. Die Rechtswissenschaftliche<br />
Fakultät der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen hat das juristische<br />
Planspiel gemeinsam mit dem<br />
Hagener Arbeitsgericht veranstaltet.<br />
Vonseiten der Hochschule leitete<br />
Nora Wahbé, Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Lehrstuhl für<br />
Bürgerliches Recht, Gewerblichen<br />
Rechtsschutz, Internationales Privat-<br />
und Zivilprozessrecht von Prof.<br />
Dr. Sebastian Kubis, die Organisation.<br />
Die studentischen Teilnehmenden<br />
erprobten ihre rhetorischen<br />
und fachlichen Fähigkeiten in einer<br />
wirklichkeitsnahen Umgebung:<br />
In einem echten Gerichtsaal traten<br />
sechs Teams als Anwälte der Blau<br />
GmbH bzw. von Frau Grün an. Im<br />
Vorfeld hatten sie mehrere Wochen<br />
Zeit zur Vorbereitung – auch um<br />
Schriftsätze anzufertigen, die später<br />
bewertet wurden.<br />
Fast alles wie in der Realität<br />
Für die authentische Atmosphäre<br />
im Saal sorgten unter anderem die<br />
echten Richterinnen und Richter:<br />
Jürgen Schlösser, Direktor des Hagener<br />
Arbeitsgerichts, leitete die<br />
Verhandlung. Neben ihm urteilten<br />
Anke Bittner und Klaus Böhme, die<br />
auch im realen Leben ehrenamtlich<br />
auf der Richterbank platznehmen.<br />
Zudem fand der „Moot Court“ –<br />
so wie reale Verhandlungen – vor<br />
Publikum statt. Aus Sicht von Anke<br />
Bittner hatte der professionelle Rahmen<br />
großen Einfluss: „An den Kleinigkeiten<br />
merkt man, dass Rollenspiel<br />
und Realität gar nicht so weit<br />
auseinander liegen. Die Reaktionen<br />
der Teilnehmenden sind schon nah<br />
an der Wirklichkeit.“<br />
Wo eigentlich die Parteien oder Zeuginnen und Zeugen sitzen müssten, bleibt der<br />
Platz im Gerichtsaal leer – kein Wunder: Sie alle wurden für das juristische Rollenspiel<br />
frei erfunden. (Foto: <strong>FernUni</strong>versität)<br />
Anke Bittner, Jürgen Schlösser (Mitte) und Klaus Böhme sitzen auch bei echten<br />
arbeitsrechtlichen Verhandlungen auf der Richterbank. (Foto: <strong>FernUni</strong>versität)<br />
Tatsächlich bewiesen die Nachwuchsjuristinnen<br />
und -juristen<br />
starkes Einfühlungsvermögen. In<br />
schwarze Roben gekleidet lieferten<br />
sich die Teams emotionale Wortgefechte,<br />
die anschließend gemeinsam<br />
besprochen und von einer Jury<br />
beurteilt wurden. „Es ist schon eine<br />
andere Atmosphäre als sonst – weniger<br />
theoretisch. Man ist einerseits<br />
aufgeregt, andererseits weiß<br />
man: Es kann mir nichts passieren!“,<br />
findet Maximilian Melyarki,<br />
der das Studium „Erste Juristische<br />
Prüfung“ an der <strong>FernUni</strong>versität absolviert.<br />
„Ich versuche, mich so gut<br />
wie möglich in die vertretene Partei<br />
hineinzuversetzen.“ Der Oberbayer<br />
gehörte zu den sieben Teilnehmenden,<br />
die in Hagen studieren. Zusätzlich<br />
machten noch drei studentische<br />
Hilfskräfte der juristischen Fakultät<br />
beim Planspiel mit. Wegen ihrer<br />
größeren Erfahrung wurden sie<br />
allerdings von der Schlussbewertung<br />
ausgenommen. Zudem führten<br />
zwei Volljuristen in einer speziellen<br />
Sitzung ihr professionelles Verhandlungsgeschick<br />
vor.<br />
Gute Zusammenarbeit<br />
Für die Gewinner gab es am Ende<br />
Preise, die von der Gesellschaft der<br />
Freunde der <strong>FernUni</strong>versität, dem<br />
Arbeitsgericht Hagen und der Nachwuchsförderung<br />
der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät gestiftet wurden.<br />
Den ersten Platz belegte Maximilian<br />
Melyarki – doch auch für<br />
die anderen lohnte sich der engagierte<br />
Einsatz. Um wertvolle praktische<br />
Erfahrungen zu sammeln, kamen<br />
einige sogar aus dem Ausland<br />
nach Hagen.<br />
br<br />
Lehrpreis <strong>2017</strong><br />
Lehre auf Augenhöhe<br />
Lehrvideo<br />
„Albert“ erklärt<br />
Erstmalig hat die <strong>FernUni</strong>versität<br />
in diesem Jahr auch einen Preis für<br />
vorbildliche Lehre vergeben. „Wir<br />
möchten damit herausstechende<br />
Lehrkonzepte an unserer Universität<br />
würdigen und die dafür verantwortlichen<br />
Lehrenden auszeichnen.<br />
Damit fördert unsere Universität die<br />
Qualitätskultur in der Lehre konsequent<br />
weiter“, sagte Prof. Dr. Sebastian<br />
Kubis, Prorektor für Studium<br />
und Diversität in seiner Laudatio<br />
während des Dies Academicus<br />
der <strong>FernUni</strong>versität.<br />
Der mit 4.000 Euro dotierte Lehrpreis<br />
ging an Dr. Daniel Schubbe-<br />
Åkerlund und Nicole Hausmann für<br />
die Konzeption und Betreuung des<br />
Moduls „Kulturwissenschaftliche<br />
Grundlagen“ im<br />
Bachelorstudiengang<br />
Kulturwissenschaften.<br />
Getragen<br />
wird das Modul von der<br />
Arbeitsstelle „Kulturwissenschaftliche<br />
Grundlagen“, die von Schubbe-<br />
Åkerlund geleitet wird und an der<br />
Nicole Hausmann als wissenschaftliche<br />
Online-Tutorin tätig ist. Das Vorschlagsrecht<br />
für die zu prämierenden<br />
Lehrkonzepte lag bei den Studierenden<br />
der <strong>FernUni</strong>versität, die<br />
damit der Preisträgerin und dem<br />
Preisträger ihre Wertschätzung aussprechen.<br />
Gestiftet hat den Preis die<br />
Gesellschaft der Freunde der Fern-<br />
Universität.<br />
„Der Preis ist eine tolle Rückmeldung<br />
dafür, dass wir auf einem richtigen<br />
Weg sind“, meint Schubbe-<br />
Åkerlund. „Unsere Arbeit wird von<br />
den Studierenden wahrgenommen<br />
und wertgeschätzt. Das freut uns<br />
sehr.“ Dabei stecke das Modul, das<br />
seit zwei Jahren im Lehrplan steht,<br />
in Bezug auf das Entwicklungspotential<br />
aus seiner Sicht erst noch in<br />
den Startlöchern.<br />
„Das ist wie Lehre ohne Visier!“<br />
Dr. Daniel Schubbe-Åkerlund<br />
Was das Konzept herausragend<br />
macht? In der Begründung heißt<br />
es: Die Betreuung ist vorbildlich<br />
und das Modul bereitet sehr gut<br />
auf das Fernstudium vor. Außerdem<br />
gibt es Einblicke und Ausblicke auf<br />
die beteiligten Fächer Literaturwissenschaft,<br />
Geschichte und Philosophie.<br />
Es bildet zudem die Klammer<br />
für das Fach Kulturwissenschaften.<br />
In der Praxis stehen Hausmann und<br />
Schubbe-Åkerlund vor der Herausforderung,<br />
Studierende in der Studieneingangsphase<br />
zu unterstützen<br />
und ihnen wissenschaftliche<br />
Arbeitsmethoden sowie erste Fachkenntnisse<br />
zu vermitteln. Im Mittelpunkt<br />
der gemeinsamen Arbeit<br />
steht die Kommunikation: „Wir<br />
sind beide in Moodle sehr präsent<br />
und kommunizieren regelmäßig<br />
verbindlich über verschiedene<br />
Kanäle: Foren, Adobe Connect und<br />
auch per Telefon oder E-Mail. Das ist<br />
zwar zeitintensiv, aber sehr motivierend<br />
für die Studierenden.“<br />
Zudem versuchen Hausmann und<br />
Schubbe-Åkerlund den Studierenden<br />
Übungsinhalte in einer Form zu<br />
bieten, die individuellen Wissensständen<br />
gerecht wird. Dies ist gerade<br />
für die Studieneingangsphase<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Mit Lerngruppen räumliche<br />
Distanzen überwinden<br />
Die Studierenden lernen die Lehrenden<br />
und sich untereinander besser<br />
kennen. Es hebt die Anonymität des<br />
Fernstudiums auf.<br />
Gleichzeitig sorgen<br />
Lerngruppen, in<br />
denen Studierende<br />
aus verschiedenen<br />
Ländern zusammenarbeiten,<br />
dafür, dass räumliche<br />
Distanzen über virtuelle Verbindungen<br />
zu überwinden sind.<br />
Überhaupt ist das Gemeinschaftliche<br />
der Kitt des kulturwissenschaftlichen<br />
Moduls. „Wir funktionieren<br />
als Team sehr gut und sind über<br />
den Grundsatz einig, dass wir nicht<br />
Wissen bei den Studierenden abladen,<br />
sondern unser Wissen gemeinsam<br />
mit den Studierenden durchdenken.<br />
Das ist wie Lehre ohne Visier!“<br />
aw<br />
„Albert“ ist ein neuer virtueller<br />
Mitarbeiter des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre,<br />
insbesondere<br />
Wirtschaftsprüfung (Prof. Dr.<br />
Gerrit Brösel) an der <strong>FernUni</strong>versität<br />
in Hagen. Insbesondere Studierenden<br />
der Wirtschaftswissenschaft<br />
vermittelt die Trickfigur in<br />
einem Lehrfilm anschaulich universitäre<br />
Lehrinhalte. Mit diesem und<br />
weiteren Filmen soll der breiten<br />
Öffentlichkeit betriebswirtschaftliches<br />
Allgemeinwissen nähergebracht<br />
werden. Dem Berufsstand<br />
der Wirtschaftsprüfer wird Wissen<br />
über ausgewählte Sachverhalte dargeboten.<br />
Mit dem „virtuellen Mitarbeiter Albert“<br />
verbindet der Lehrstuhl den<br />
bewährten Studienbrief mit dem<br />
Internet. Seine Studienbriefe – die<br />
es gedruckt und als barrierefreie<br />
interaktive PDF-Dokumente gibt –<br />
werden entsprechend dem Blended<br />
Learning-Konzept der <strong>FernUni</strong>versität<br />
von Lösungen umrahmt,<br />
die die Digitalisierung ermöglicht.<br />
Hierzu gehören neben der Betreuung<br />
der Studierenden über die Lehrplattform<br />
„Moodle“ die Webinare<br />
zu den einzelnen Lernmodulen sowie<br />
kostenfreie Apps (z. B. „Wer<br />
wird Bilanzexperte?“, „Wer wird<br />
WP-Experte?“). Das erste Lehrvideo<br />
zur Wirtschaftsprüfung wurde<br />
jetzt mit Unterstützung des Zentrums<br />
für Medien und IT (ZMI) der<br />
<strong>FernUni</strong>versität fertiggestellt, weitere<br />
sind geplant.<br />
Videos sollen Studienbriefe<br />
unterstützen<br />
„Zur Vermittlung komplexer Inhalte<br />
sind diese Zusatzangebote allerdings<br />
weder geeignet noch gedacht“,<br />
betont Prof. Gerrit Brösel.<br />
„Vielmehr wollen wir mit ihnen einerseits<br />
unsere Studierenden für<br />
Themenschwerpunkte sensibilisieren,<br />
andererseits mit diesem Medium<br />
grundlegende Inhalte und Aspekte<br />
auf eine neue Art und Weise<br />
präsentieren. Schließlich erfordern<br />
unterschiedliche Lerntypen<br />
eine Ansprache über verschiedene<br />
Wahrnehmungskanäle“, spielt<br />
er auf die höchst unterschiedlichen<br />
Studierenden der <strong>FernUni</strong>versität<br />
an. Prof. Brösel weiter: „Die Vermittlung<br />
der Inhalte über<br />
Studienbriefe wird also<br />
nicht ersetzt, sondern<br />
unterstützt.“ Da<br />
www.fernunihagen.de/per<br />
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