IM KW 03

Schlüssel-Notdienst zockte Telfer ab
639,86 Euro für das Öffnen der Haustür: AK Tirol und Polizei warnen eindringlich vor unseriösen Aufsperrdiensten
Diesen Jahreswechsel werden der Telfer Stefan K. und dessen Gattin
wohl nie mehr vergessen. Das Ehepaar wurde nämlich ordentlich
abgezockt. Der zweifache Familienvater hatte sich selbst aus
seinem Haus ausgesperrt, satte 639,86 Euro musste er schließlich
hinblättern, nachdem ein Schlüsseldienst-Mitarbeiter die Haustüre
geöffnet hatte. Arbeiterkammer und die Polizei warnen derzeit
vor unseriösen Schlüsseldiensten, die den Hauptsitz meistens in
Deutschland haben und sich in Tirol auf Abzocktour begeben.
Von Gebi G. Schnöll
Wir laden Interessent/innen bzw. deren Eltern sehr herzlich ein..
Das Team der Sport-HAK freut sich auf euer Kommen!
Weißenbachgasse 37 6410 Telfs 05262 626 89- 21
Fax DW 26 eco- telfs@tsn.at www.eco- telfs.at
Nur wenige Minuten, dann hatte der Schlüsseldienst-Mitarbeiter mit einer Plastikkarte,
ähnlich einer Kreditkarte, die Haustüre aufgesperrt. Genau 639,86 Euro
musste der Telfer dafür hinblättern.
RS-Foto: Schnöll
Stefan K. wollte am Silverstertag
mit seiner Gattin und den beiden
Töchterchen zu einer Rodelpartie
aufbrechen. Als hinter ihm die Haustüre
ins Schloss fiel, bemerkte er den
fatalen Fehler, der ihm passiert war:
Stefan hatte anstatt den Haustürschlüssel
den Autoschlüssel eingesteckt,
der Reserve-Haustürschlüssel
befand sich in der Schultasche seiner
Tochter. Weil die Fenster und die
Terrassentüre fest verschlossen waren,
hatte Stefan K. überhaupt keine
Chance ins Haus zu gelangen. Also
googelte er am Handy und ist auf
einen Schlüsseldienst in Telfs gestoßen.
„Ab 14 Euro für Schlösser, in 20
Minuten vor Ort, transparente Preise,
günstige An- und Abfahrt. Dienstleistungen:
Aufsperrdienst, Sicherheitsberatung
und Absicherungen“, hieß
es da unter anderem. Als Stefan K.
die angebene 0800...-Nummer wählte,
landete er in Essen. „Sie werden
zurückgerufen“, erklärte eine Tonbandstimme.
„Kurze Zeit später traf
dann tatsächlich der Rückruf eines
Herrn ein. Als ich merkte, dass ich
es mit einem Deutschen zu tun hatte,
fragte ich nach, wie das preislich
ausschaut, wenn ich die Haustüre
öffnen lasse. Der Mann am anderen
Ende der Leitung erklärte mir kurz,
dass er das vorher nicht sagen könne,
weil er ja nicht wisse, um welche
Beschläge und welches Türschloss
es sich handelt. Er versprach mir
aber, dass ein Mitarbeiter in etwa
40 Minuten bei meinem Haus eintreffen
und nach dem Rechten sehen
wird“, schildert der Telfer beim
RUNDSCHAU-Gespräch. Aus den
40 Minuten wurden zwei Stunden.
„Während dieser Zeit erhielt ich
von dem Mitarbeiter einen Anruf. Er
erklärte mir, dass er derzeit noch gemeinsam
mit der Polizei mit einem
Notfall beschäftigt sei, aber so rasch
wie möglich zu mir kommen werde“,
schildert Stefan K.
639,86 EURO – EIN WAHN-
SINNSPREIS! Dann war es endlich
so weit: Der Mitarbeiter des Schlüsseldienstes
fuhr mit einem Wagen
mit Hamburger Kennzeichen vor,
ließ Stefan K. ein Blanko-Auftragsformular
unterschreiben und sich einen
Ausweis zeigen, danach öffnete
er innerhalb kurzer Zeit die Haustüre.
„Etwa zehn Minuten benötigte
der Mann, danach ließ er sich von
mir im Haus noch einen Briefkopf
zeigen, um sicher zu gehen, dass
ich der Hauseigentümer bin, und
fing mit dem Ausfüllen des von mir
zuvor unterschriebenen Auftragsformulars
an“, berichtet Stefan K. 200
Euro Grundpauschale, 200 Euro
Sonn- und Feiertagszuschlag, drei
Mal je angefangene Viertelstunde
Arbeitszeit á 40 Euro, 20 Euro Anund
Abfahrtspauschale usw. Machte
schließlich summa summarum sage
und schreibe 639,86 Euro aus! „,Bar
oder mit Karte?‘ fragte der Mann,
der meine Stresssituation total ausnutzte.
Ich bezahlte schließlich, erst
Minuten später wurde mir bewusst,
dass die Rechnung völlig überhöht
ist. Da habe ich den Schlüsseldienstmitarbeiter
am Handy angerufen
und ihm erklärt, dass die Rechnung
so nicht in Ordung sein könne. Er
meinte nur: Sie haben das Formular
ja selbst unterschrieben!“
ANZEIGENFLUT. Stefan K. hat
inzwischen bei der Polizei Telfs Anzeige
erstattet und in der AK Telfs
vorgesprochen. Arbeiterkammer Tirol
und Polizei warnen derzeit eindringlich
vor den unseriösen Schlüsseldiensten,
die sich in Österreich
ausbreiten. In einer Presseaussendung
der AK Tirol heißt es: „Gerade
in der kalten Jahreszeit ist diese Notlage
besonders mühsam und wird
von unseriösen Aufsperrdiensten
schamlos ausgenützt. Das zeigt die
Flut von Beschwerden über ausländische
Schlüsseldienste, die bei der
AK Tirol einlangen. Dabei ähneln
sich die Fälle: Die Betroffenen suchen
im Internet nach einem Aufsperrdienst
in nächster Umgebung
und erreichen schließlich unter
einer Gratishotline einen 24-Stunden-Schlüsselnotdienst
– angeblich
aus Tirol. Vor Ort erscheinen dann
meist Mitarbeiter deutscher Unternehmen,
die überhöhte Beträge
von bis zu 1.600 Euro in Rechnung
stellen und vehement auf sofortige
Barzahlung bestehen. Das geht sogar
so weit, dass die Konsumenten
zum nächstgelegenen Bankomaten
eskortiert werden!“
VORSICHT BEI DER WAHL
DES AUFSPERRDIENSTES!
Wer etwa im Internet die Stichworte
„Schlüsseldienst Telfs“ googelt,
erhält als erste Treffer bezahlte
Anzeigen, die unter einer
Gratishotline einen Aufsperrdienst
anpreisen – angeblich in nächster
Nähe. Einige dieser Firmen agieren
RUNDSCHAU Seite 16 17./18. Jänner 2018